Reisebericht: Silvesterreise in Sevilla

29.12. – 02.01.2020, 5 Tage Städtereise Andalusien: Sevilla – Silvester–Abendessen in einem Panorama–Restaurant am Guadalquivir – Cadiz – Bodegabesuch in Jerez de la Frontera mit Sherry–Verkostung


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Wir nahmen uns eine Auszeit vom trüben Winterwetter in Deutschland, feierten Silvester in der südspanischen Metropole Sevilla und genossen die frühlingshaften Temperaturen unter der andalusischen Sonne.
Ein Reisebericht von
Martina Häselbarth

1. Tag: Sonntag, 29.12.2019: Anreise nach Sevilla


Eine Gruppe von 16 Gästen und eine Reisebegleitung hatten sich bei trübem Winterwetter in Deutschland auf den Weg ins frühlingshaft warme und sehr sonnige Andalusien gemacht. Die Gäste reisten von Dresden, Berlin und Hamburg über Frankfurt nach Sevilla und alle Flüge waren pünktlich. Nach ersten Erkundungen und Besorgungen rund um das Hotel trafen wir uns in der Lobby, um uns gemeinsam zum Abendessen in die Altstadt zu begeben.
Vorgesehen war eine gemütliche Fahrt mit der Straßenbahn. Nun fand aber genau an diesem Nachmittag eine große Prozession statt, die tausende Menschen mobilisierte. Die gesamte Innenstadt war abgeriegelt für jeglichen Verkehr, öffentlich wie privat. So stiegen wir kurzerhand auf Taxis um. Eines der Taxis mit unseren Kunden ging verloren und ward an diesem Abend auch nicht mehr gesehen. Die Gäste machten aus der Not eine Tugend, verbrachten einen schönen Abend auf eigene Faust und wurden erst am nächsten Morgen wieder gesichtet. Der Rest der Gruppe erreichte die Casa Román, ein typisches andalusisches Lokal, malerisch mitten im Gewirr der kleinen Gässchen im ehemaligen Judenviertel Santa Cruz gelegen. Hier tauchten wir ein in die Welt der spanischen Tapas, allen voran der berühmte und sehr hochpreisige „Jamón Ibérico de Bellota", der in der Casa Román im Mittelpunkt des kulinarischen Angebots steht. Nicht umsonst gilt er häufig als „der beste Schinken der Welt", mit Sicherheit aber ist er mit einem Preis von ca. 30 Euro für 100 Gramm einer der teuersten. Nur ein „Cerdo Ibérico", eine spezielle Kreuzung zwischen Wild- und Hausschwein, kommt als Lieferant für den hochwertigen Schinken infrage. Die „Pata Negra" genannte Rasse genießt ihr Leben in der freien Natur und ernährt sich die meiste Zeit ihres Lebens von Eicheln. Bevor der Schinken in den Verkauf geht, verbringt er 1 bis 4 Jahre im Reifekeller.
Gut gestärkt begaben wir uns auf den Heimweg. Inzwischen hatten sich die Menschenmassen wieder aufgelöst und wir konnten problemlos mit der Straßenbahn unser Hotel erreichen.

2. Tag: Montag, 30.12.2019: Cádiz und Weinkellerei in Jerez de la Frontera


Unser erster Ausflug führte uns heute in südlicher Richtung nach Cádiz, die am Atlantik gelegene älteste Siedlung Spaniens. Von den Phöniziern um 1100 v. Chr. gegründet, ist sie ein typisches Beispiel für die wechselvolle Geschichte Andalusiens: Karthager, Römer, Westgoten, Araber und Christen bestimmten die Geschicke der Stadt und hinterließen ihre baulichen Spuren. Ihre Blütezeit erlebte sie im 18. Jhd. als Zentrum für den Kolonialhandel. Ihre Lage am Atlantik wird oft mit einem Arm verglichen, der mit geschlossener Faust ins Meer hinausragt. Eindrucksvoll ist die Anfahrt auf der vor einigen Jahren eröffneten neuen Brücke, die sich über die Bucht von Cádiz spannt.
Am Hafen, wo etliche Kreuzfahrtschiffe vor Anker lagen, erwartete uns unsere örtliche Reiseleiterin. Mit ihr umrundeten wir zunächst die Altstadt im Bus und genossen die Ausblicke auf viele der bedeutenden Sehenswürdigkeiten: schöne Parkanlagen mit uralten Gummibäumen und exotischen Pflanzen, die alte Stadtmauer, das Castillo de Santa Catalina, den Baluarte de la Candelaria (Bastion, die den Hafenzugang bewachte), das frühere Gefängnis Casa de Iberoamérica, das römische Theater und die Kathedrale. Auf einer Felseninsel ragt das Castillo de San Sebastián aus dem Meer. Natürlich erkundeten wir das geschlossene historische Ensemble der Altstadt auch zu Fuß, schlenderten durch die engen Gassen und über verwinkelte Plätze und bestaunten die typischen verglasten Balkone der Bürgerhäuser. Wir kamen vorbei am Gran Teatro Falla, durquerten das alte Fischerviertel Barrio de la Viña mit seinen pittoresken Tavernen und bewunderten die imposante Kathedrale mit ihrer goldgelben Kuppel aus azulejos und den zahlreichen Türmen, in deren Krypta der berühmte Komponist Manuel de Falla, ein Sohn der Stadt, begraben ist. Weiter ging es zum Barrio del Populo, dem ältesten Viertel der Stadt. Das erst teilweise freigelegte römische Theater ist ein eindrucksvolles Zeugnis aus der römischen Periode der Stadtgeschichte. Es war die erste Anlage dieser Art auf der Iberischen Halbinsel und fasste 25.000 Zuschauer. Auch ein Besuch der wegen des bevorstehenden Silvesterfestes emsig frequentierten Markthallen durfte nicht fehlen. Am Fischmarkt herrschte Hochbetrieb und wir waren beeindruckt von den Mengen an frischen Meeresfrüchten und Fischen und dem farbenfrohen Obst und Gemüse.
Nach so viel geballter Kultur hatten wir uns unsere Mittagspause redlich verdient. In einem Restaurant an der Promenade verwöhnte man uns mit einer Vielzahl von regionalen Köstlichkeiten, bevor wir die schöne Stadt am Atlantik in Richtung Jerez de la Frontera verließen, wo bei einer der bekanntesten Sherry-Produktionen des Landes eine Führung mit Verkostung vorgesehen war.
Die Geschichte der Weinkellerei González Byass begann schon 1835, als M. M. González seine Leidenschaft für den Wein entdeckte und mit Unterstützung seines Onkels J. Ángel y Vargas, genannt "Tío Pepe", eine Sherrykellerei in Jerez gründete. Mit seinen Produkten traf er besonders den Geschmack der Briten und so wurde schon bald der dortige Handelsvertreter R. B. Byass sein Teilhaber. Heute liegt die Sherryproduktion bereits in der fünften Generation in Händen der Familie González. Das Stammhaus befindet sich in Jerez und es gibt noch sieben weitere Weingüter in den besten Anbaugebieten Spaniens und Chiles. Schon seit den Zeiten der Phönizier wird hier Wein angebaut und die Bodega Tío Pepe zählt -nach eigenen Angaben- zu den hervorragendsten und größten Kellereien von Jerez und soll nach der Alhambra die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Andalusiens sein. Wir wurden fachkundig durch alle Phasen der Sherryproduktion geführt, sahen einen Film zur Geschichte des Weingutes und zum Schluss durften wir 4 ausgesuchte Weine verkosten.
Am Ende des Nachmittags machten wir uns auf den Weg zurück nach Sevilla, den unser Busfahrer nur mit tatkräftiger navigatorischer Unterstützung aus der Gruppe und der Reiseleitung finden konnte. Der Abend stand in Sevilla zur freien Verfügung für eigene Unternehmungen.

3. Tag: Dienstag, 31.12.2019: Stadtrundgang in Sevilla – Palast Real Alcázar und Kathedrale – Silvesterfeier


Nach einem ausgedehnten Frühstück vom sehr gut bestückten Buffet unseres Hotels stand heute Vormittag ein Besuch des ältesten Teils von Sevilla auf dem Programm. Mit ihren ca. 700.000 Einwohnern ist Sevilla die viertgrößte Stadt Spaniens und die größte Andalusiens. Wie überall in Andalusien haben auch hier bereits Römer, Araber und die „Reconquista" - die Zeit der Rückeroberung Spaniens aus den Händen der Mauren - ihre Spuren hinterlassen. Ende des 16. Jh. war Sevilla die drittgrößte Metropole des Abendlands, zu dieser Zeit war sie wegen des Handelsmonopols mit den lateinamerikanischen Kolonien zu großem Wohlstand gelangt. In diesem „Goldenen Zeitalter" der spanischen Geschichte wirkten hier auch die bekannten Maler Velázquez, Zurbarán und Murillo. Die Iberoamerikanische Ausstellung 1929 und die Expo 1992 waren Höhepunkte der jüngeren Stadtgeschichte.
Mit unserer örtlichen Reiseleiterin Claudia spazierten wir von den Jardines de Murillo durch das Stadtviertel Santa Cruz. Hier lebte bis zur endgültigen Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492 die jüdische Gemeinde der Stadt. Heute ist die ehemalige „judería" das bei Touristen beliebteste Viertel und man schlendert gerne durch das Labyrinth von engen, verwinkelten Gassen, wirft einen Blick in blumengeschmückte Patios oder verweilt in einer der zahllosen Tavernen. Die malerischen kleinen Plätze werden beschattet von den allgegenwärtigen Orangenbäumen.
Bei einem Besuch des „Real Alcázar", einer arabischen Festung, die im Laufe der Jahrhunderte von den Almohaden und, nach der „Reconquista", von den spanischen Königen ausgebaut wurde, schwelgten wir in der Vorstellung vergangener Pracht am Hof der Herrscher. Wir schlenderten durch den Palast Peters des Grausamen, einem Kleinod des „Mudéjar-Stils". In diesem ehelichte Karl V im 16. Jh. die portugiesische Infantin Isabel, dafür wurde dem arabischen Bau extra eine Renaissance-Galerie hinzugefügt. Im angrenzenden Palast Karl V bewunderten wir die Gobelins mit historischen Darstellungen und die Fliesenarbeiten aus der Renaissance im Kaisersaal. Zur weitläufigen Anlage gehören natürlich auch etliche „Patios", schattige Innenhöfe, in denen Bepflanzung und Wasserbecken Kühle spenden sollen. Während einer kleinen Pause konnten wir uns in einem der Cafés an den üppigen Gärten des „Alcázar" stärken, bevor es zur Kathedrale „Santa María de la Sede" ging.
Auch diese gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Mit ihren imposanten Ausmaßen gehört sie zu den drei größten Kirchen der Welt. Von der ursprünglich hier errichteten Moschee steht heute nur mehr die „Giralda", das Minarett, das inzwischen zum Glockenturm umfunktioniert wurde und als Wahrzeichen von Sevilla gilt. Von der oberen Plattform hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt. Das beeindruckende Bauwerk der Kathedrale wird durch mächtige Säulen in fünf Schiffe gegliedert. Das Herzstück ist die „Capilla Mayor" mit dem größten Retabel (Altaraufsatz) der Welt. 1000 geschnitzte Figuren stellen hier Szenen aus dem Leben Jesu dar. Auch das Chorgestühl in einer Mischung aus gotischem und "Mudéjar-Stil" ist prächtig. Beeindruckend auch das Grabdenkmal von Christoph Kolumbus. Die „Capilla Real" ist dem Gottesdienst vorbehalten und beherbergt die Gräber von drei kastilischen Königen.
Der Nachmittag stand den Gästen für eigene Unternehmungen zur freien Verfügung.
Am Abend brachte uns unser Bus zur Anlegestelle der Guadalquivir-Schiffe an der Torre del Oro. An Bord des festlich geschmückten Schiffs erwartete man uns bereits zur Silvesterfeier. Das mehrgängige Abendessen wurde begleitet von einer Flamenco-Show. Der Flamenco war ursprünglich der leidenschaftliche, emotionale und oft schmerzvolle Gesang der "Gitanos", der andalusischen Roma. Erst später kamen Tanz und Gitarrenbegleitung hinzu. Heute begegnet man dem Flamenco in zahlreichen kommerziellen Ausprägungen, wobei oft der Tanz im Vordergrund steht. Danach gab es Live-Musik mit Gesang und Instrumentalbegleitung. Wir begrüßten das neue Jahr auf typisch spanische Art, indem wir zu jedem der zwölf Glockenschläge eine Weintraube aßen und uns etwas wünschen durften. Allerdings gehen diese Wünsche nur in Erfüllung, wenn man dabei auch rote Unterwäsche trägt! Nach Mitternacht wurde getanzt und das Schiff kreuzte ein paar Mal auf dem Fluss auf und ab. Ein Feuerwerk gibt es allerdings zu Silvester in Sevilla nicht, das große Feuerwerk veranstaltet die Stadt am Ende des berühmten Volksfestes, der "Feria de Abril".

4. Tag: Mittwoch, 01.01.2020: Stadtrundfahrt in Sevilla mit Plaza de España und Expo–Gelände


Am späten Vormittag wurden wir am heutigen ersten Tag des neuen Jahres von unserer örtlichen Reiseleiterin Raquel auf eine Rundfahrt zu den Sehenswürdigkeiten der jüngeren Stadtgeschichte Sevillas eingeladen.
In den Jahren 1929/30 fand in Sevilla die große Iberoamerika-Ausstellung statt, auf der 23 Länder Lateinamerikas sowie Portugal und die Vereinigten Staaten vertreten waren. Der Architekt Aníbal González gestaltete das gesamte Areal im Stil des Historismus. Wir spazierten durch den Stadtpark Parque de María Luisa zur halbkreisförmigen Plaza de España, die bei der Ausstellung als spanischer Messepavillon diente. Mit dem großen Kanal und der dekorativen Keramik wird hier die maurisch-andalusischen Baukunst imitiert. Die 52 spanischen Provinzen sind jeweils mit einem Motiv aus ihrer Geschichte auf den farbenfrohen Kacheln, den azulejos, dargestellt. Auf dem weitläufigen Areal kann man noch heute zahlreiche Gebäude bewundern, die den Ländern damals als Ausstellungspavillon dienten, wie z. B. das eindrucksvolle im Neorenaissance-Stil errichtete Museo Arqueológico. Am Rande des Geländes durfte auch ein Blick auf die Tabakfabrik aus dem 18. Jh. nicht fehlten, die durch die Oper Carmen Berühmtheit erlangte und in der einst 10.000 Zigarrendreherinnen arbeiteten.
Als nächstes fuhren wir mit unserem Bus über das Gelände der Weltausstellung EXPO'92. Diese hat das Stadtbild nachhaltig verändert und zu zahlreichen wichtigen Infrastrukturprojekten im Straßen- und Eisenbahnbau geführt. Sogar der Verlauf des Guadalquivir wurde in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt, nachdem er jahrhundertelang um die Stadt herumgeleitet worden war. Aus Anlass der Expo wurden auch einige der wichtigsten Brücken und Kulturstätten der Stadt erbaut.
Unsere Rundfahrt endete an den „Setas" (deutsch Pilze), die manche als modernes Wahrzeichen der Stadt bezeichnen. Der „Metropol Parasol" ist eine von einem deutschen Architekten mitten in der Altstadt errichtete riesige Holzkonstruktion aus dem Jahr 2011, die an sechs aneinanderstoßende Riesenpilze oder Sonnenschirme erinnert. Auf den verschiedenen Ebenen gibt es diverse Attraktionen: die freigelegten Grundmauern einer römischen Siedlung im Untergrund, eine neu gestaltete Markthalle, ein Restaurant und einen Panoramabalkon, von dem aus sich ein fantastischer Blick über die Stadt bietet.
Hier endete unser Ausflug in das moderne Sevilla und die Gäste konnten den Rest des Tages nach eigenem Geschmack gestalten. Am Abend trafen wir uns wieder zu einem niveauvollen Abendessen in dem direkt am Ufer des Guadalquivir gelegenen Restaurant „Abades Triana", das zur Zeit zu den angesagtesten der Stadt gehört und wunderschöne Ausblicke auf die direkt gegenüber liegende beleuchtete Torre del Oro ermöglicht.

5. Tag: Donnerstag, 02.01.2020: Heimreise


Die meisten Gäste reisten am Nachmittag über Frankfurt zurück zu ihren diversen Heimatflughäfen und so blieb am Vormittag noch Zeit zum Packen oder für individuelle Unternehmungen. Der Jahreswechsel in Andalusien war sehr abwechslungsreich, wir haben viel gesehen und das herrliche Wetter in vollen Zügen genossen.

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