Reisebericht: Wandern auf den Kanaren – El Hierro & Teneriffa

21.02. – 03.03.2015, 10 Tage Wanderreise auf den Kanaren–Inseln El Hierro und Teneriffa (58 bzw. 69 Wanderkilometer)


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Mit einer kleinen Gruppe entdeckten wir in diesen Tagen die zwei ähnlichen und doch so verschiedenen Kanarischen Inseln El Hierro und Teneriffa.
Ein Reisebericht von
Rebekka Böhme

1. Tag: Anreise

Noch mitten in der Nacht werden die Ersten unserer Reisegruppe zum Flughafen gefahren. Verschlafen verabschieden wir uns von den frostigen deutschen Temperaturen, denn heute fliegen wir auf die Kanarischen Inseln!
Nach 4 1/2 Stunden Flug erreichen neun Eberhardt Gäste den Südflughafen Teneriffas, unsere zwei Düsseldorfer Gäste sind bereits früher angereist. Der Transferfahrer bringt uns in die pulsierende Hauptstadt Santa Cruz, wo gerade der zweitgrößte Karneval der Welt stattfindet! Nach dem Check In zieht es uns sogleich in die Stadt. Bei einem langen Stadtspaziergang erleben wir kanarische Lebensfreude und Feierlaune. Die Straßen bersten von tausenden feiernden und verkleideten Canarios. Wir lassen uns von der allgemein guten Laune anstecken und folgen den Strömen durch die Stadt bis hinunter zur Hafenstraße. Vorbei an Konzerten und Rummeln erreichen wir einen Aussichtspunkt von welchem aus wir einen wunderbaren Blick auf das Auditorio, die berühmte Oper von Santa Cruz, haben.
Dann geht es wieder zurück in die Stadt, durch den wunderschönen Parque García Sanabria. Dieser erinnert in seiner Pracht an einen botanischen Garten und verzaubert mit seinen herrlichen Düften. Im Park bespaßt gerade Spongebob mit seinen Freunden die kleinen Tinerfenos. :) Heute haben wir uns für unsere bevorstehenden Wanderetappen gut warmgelaufen! Nach einen gemeinsamen Abendessen gehen wir ins Bett, denn unser morgiger Flug auf die kleinste Insel der Kanaren, El Hierro, startet früh.

2. Tag: Flug nach El Hierro und Wanderung zum Pozo de las Calcosas

Früh am Morgen werden wir in unserem Hotel an der Rambla von Santa Cruz abgeholt und zum Flughafen Teneriffa Nord gefahren. Mit Binter Canarias geht es heute auf die kleine kanarische Insel El Hierro. Doch wie wir am Flughafen hören, wird unser Flug mit mindestens einer Stunde Verspätung erwartet. Daher frühstücken wir erst einmal in Ruhe, gönnen uns einen Guten-Morgen-Kaffee und verzehren unsere Lunchbox.
Nach circa 1 ½ Stunden typisch spanischer Verspätung heben wir ab. Als wir die Wolkendecke durchbrechen, erwartet uns ein unvergesslicher Anblick: der Teide, umgeben von einem weißen Wolkenmeer. Anschließend fliegen wir über La Palma hinweg und erreichen in ca. 40 Minuten El Hierro. Die kleine Insel empfängt uns mit einem frischen Wind und Nebelschwaden. Unser Wanderreiseleiter Ralf empfängt uns am Flughafen und erzählt uns auf dem Weg zum Hotel schon etwas über die feuchtgrüne Wanderinsel. Die Insel lebt hauptsächlich von der Landwirtschaft und ist ein riesiges Biosphärenreservat. Interessant ist, dass die ganze Insel vom selbst erzeugtem Strom versorgt wird. Diesen gewinnt man hier mit Hilfe von fünf riesigen Windrädern, an denen wir ebenfalls vorbeifahren. Damit ist es die erste Insel weltweit, welche nur vom eigenen erzeugten Strom lebt. Weitere Ökoprojekte sind schon geplant, zum Beispiel soll es bald nur noch Elektroautos auf der Insel geben. Schließlich erreichen wir unser Hotel im verschlafenen Ort El Mocanal. Neben einer unglaublichen Aussicht, die wir von unseren Zimmern aus genießen, gibt es hier im Ort nur zwei Bars, ein Restaurant, ein Landhotel und zwei kleine Tante Emma ähnliche Supermärkte. Unsere Zimmer sind schon bezugsfertig und wir finden ein gesundes, bäuerliches Frühstück vor. Abenteuerlustig entscheiden wir uns für den heutigen freien Nachmittag für eine Wanderung hinunter an die Küste zum Meerwasserbecken Pozo de las Calcosas. Der Weg ist beschwerlich und besteht fast nur aus Kopfsteinplastersteinen. Doch die unberührte Natur und der Ausblick hinunter auf die Küste lohnt alle Anstrengungen. Wir sehen seltene, schöne Blumen und wandern vorbei an vielen Agavenstauden - immer mit dem Blick gen Meer. Von einer Mitreisenden lernen wir, dass die Agaven ihre charakteristische riesige Blüte entwickeln, bevor es mit der Pflanze zu Ende geht. Dann stirbt die Pflanze ab und die „Kinder" wachsen nach. Wir durchwandern einen regelrechten „Agavenfriedhof" und sehen neben verlassenen alleinstehenden Steinhäuschen auch viele hübsche kleine Schmetterlinge. Ca. 500 Meter bergab geht es in das kleine Dörfchen. Am Aussichtspunkt belohnt uns ein fantastischer Blick auf die Wellen, welche am Meerwasserbecken brechen. Die Badelagune grenzt an ein kleines Dörfchen, bestehend aus Steinhäusern mit Strohdächern. Den Weg, ca. 100 weitere Meter nach unten, ersparen wir uns jedoch. Da am Sonntag keine Busse mehr fahren, laufen wir zurück nach oben - was sich jedoch viel anstrengender als der Abstieg erweist. Somit schlagen wir einen anderen Weg ein, und gelangen über eine langwierige Serpentinienstraße zurück ins Hotel. Auf dem Weg begegnen uns Bergziegen auf der Straße und faszinierende Gewächse wie Riesenlöwenzahn und eigenartige Mini-Melonen-Kürbisse, welche wie Partylampions an den Zäunen hängen. Jetzt haben wir uns wahrlich ein Bierchen in der Hotellobby verdient - wieder bei atemberaubenden Ausblick. Um sechs Uhr abends treffen wir uns wieder mit Ralf. Bei einem Glas typischen Weins von El Hierro lauschen wir seinen Berichten von der Insel und erfahren mehr über die bevorstehenden Tage und Wanderrouten. Seit 16 Jahren lebt er hier und es ist unschwer zu erkennen, dass für diese Insel sein Herz schlägt. Anschließend essen wir gemeinsam zu Abend. Heute werden Hühnchen mit traditionellen Papas arrugadas und den dazugehörenden Mojo Saußen serviert.

3. Tag: Wanderung zum Mirador de Isora

El Mocanal ist von dicken Nebelschwaden umgeben und die Straßen sind nass vom gewöhnlichen nächtlichen Regen. Nach einem leckeren Frühstück mit Dreimilchkäse und viel Obst, werden wir von Ralf empfangen und fahren durch den dichten Nebel zum Mirador de Jinama in 1200 Meter Höhe. Mirador, bedeutet auf spanisch Aussichtspunkt. Bei diesem für El Hierro nicht ungewöhnlichen, feucht-nebligen Morgen, sehen wir jedoch gerade mal die Hand vor Augen. Daher verweilen wir hier nicht lange und machen uns auf den Weg durch die Hochweiden nach San Andres. Diese Weiden erinnern an Irlands und Schottlands grüne Ebenen. Feuchte und saftig, grüne Wiesen werden hier von Mauern aus Lavabrocken geteilt. Hier ist Vorsicht geboten, denn die vielen Steine der Straßen sind glitschig und wer nicht aufpasst, kann schnell einmal ausrutschen. Tiefe Ruhe umfängt das Tal, hier fühlen wir uns wirklich etwas wie am Ende der Welt. Im Nieselregen bleibt keiner trocken, doch merkwürdigerweise ist es trotzdem nicht sehr kalt. Schließlich erreichen wir das kleine Städtchen San Andres, wo wir in einer Bar zum Trocknen einkehren. Während wir uns einen traditionellen Barraquito mit Gofiokuchen schmecken lassen, gibt Ralf eine Märchenstunde und liest uns die Legende von der schönen Tochter des Oberhauptes von Guarazoca und dem Regenbaum vor. Der Regenbaum spielte auf der trinkwasserarmen Insel eine besonders wichtige Rolle.
Da sich das Wetter nicht wirklich geändert hat, entscheiden wir die für heute geplante Tour etwas abzuändern und wandern weiter gen Ostküste, anstatt weiter durch die Hochweiden. Hier erhoffen wir uns Sonnenstrahlen. Unterwegs legen wir im Dörfchen La Cuesta eine Pause ein, wo wir frische Maracuja auch Ralf's Garten kosten - lecker und erfrischend! Dann klärt der Himmel tatsächlich auf und wir wandern auf den Küstenwiesen zwischen Gingster, Kakteen und Kanarenkrokussen bei Blick auf das endlose Meer gen Aussichtspunkt Isora. In einem der kleinen Dörfchen kennt Ralf eine alte Dame, die noch auf alte Art mitunter mit Webstuhl und Spindel Teppiche und Hirtentaschen webt. Sie zeigt uns ihre Werke und erklärt uns ihre Werkzeuge. Am Mirador de Isora legen wir, auf tausend Meter Höhe und bei tollen Blick auf die Ostküste mit den Felsen im Meer, wieder eine Pause ein. Wir genießen die Sonnenstrahlen und verkosten diesmal einen typisch kanarischen Ron Miel - bester, kanarischer Honigrum! Gerade als wir aufbrechen, zieht wieder Nebel über den Hang und wenige Augenblicke später, sehen wir wieder nur eine dichte Nebelwand. Wir ziehen weiter gen Isora, wo wir mit dem öffentlichen Bus zur Kaffeepause fahren wollen. Da wir noch auf den Bus warten müssen, schauen wir uns das Ökologiemuseum von El Hierro an. Hier sehen wir zum Beispiel einen Film über die Energiegewinnung auf der Insel und einen über den unterirdischen Vulkanausbruch im Meer im Jahre 2011 an. Wenig später kommt der Bus, ein kleiner 17-Sitzer, doch wir passen mit den übrigen Passagieren alle irgendwie rein. Am Mirador La Pena, einem bekannten Kunstwerk von Cesar Manrique empfängt uns wieder dichter Nebel, der uns leider nicht mal die Kontur einer Landschaft erahnen lässt. Daher entspannen wir bei einer Tasse Kaffee und probieren den bekannten Käsekuchen (Quesadilla) der Insel, ebenso Kürbiskuchen und andere Leckereien. Dann heißt es noch etwas Sport treiben, denn wir haben noch ein Stündchen Gehzeit bis zum Hotel vor uns. Nach wenigen Metern Abstieg durchbrechen wir die Wolkendecke, vor uns liegt das schöne Tal und wir haben wieder Blick auf das blaue Meer. Am frühen Abend erreichen wir unser Hotel, wo wir zum Abendessen heute richtig verwöhnt werden: geräuchterter Ziegenkäse, Thunfischfilet und ein Schokodessert. Selten hat man solch ein riesiges Thunfischfilet gesehen, den enormen Fisch können wir schon förmlich vor uns sehen. Nach einem lustigen Abend gehen wir müde ins Bett. Heute haben wir wirklich eine weite Strecke zurückgelegt und dürfen uns auf die Schulter klopfen.

4. Tag: Wanderung durch die Lavafelder nach La Caleta

Nach einem leckeren Frühstück starten wir heute etwas später gen Küste, denn wir wollen ins Tal bis an die Badestelle bei La Caleta wandern. Heute gibt es außnahmsweise mal keinen dichten Nebel, dafür aber einen ziemlich starken Wind. Unser Weg führt uns zunächst ins idyllische Dörfchen Echedo, welches aufgrund seiner günstigen Lage und seiner fruchtbaren Erde bei Einsiedlern besonders beliebt ist. Nach einer kleinen Rast auf dem Dorfplatz an der Dorfkirche, an dem auch die Dorffeste stattfinden, geht es weiter durch die Weinterrassen in das Lavagebiet. Viele verlassene Häuschen stehen hier. Diese wurden oft von früheren Einwohnern, welche nach Venezuela ausgewandert sind, zurückgelassen. Außer Wein und Steinrosen gedeiht hier auf dem Lavagestein nicht viel. Immer tiefer kommen wir in das Lavagebiet und bald besteht unser Weg noch aus Geröll und schönen grünen Steinrosen. Wir finden hübsche Lavasteine, mitunter blau-lila-rot gefärbt. Gut aufpassen müssen wir hier, denn als wir den Bergkamm entlang gehen, gähnt links neben uns sogleich der Abgrund. El Hierro ist eine sehr steile Insel, wie wir heute deutlich bemerken. Wir haben die ganze Zeit das blaue Meer im Blick, zwischendurch sehen wir von weiten sogar die Spitze des Teide über den Wolken. Eine Mittagsrast legen wir an der Wegkreuzung zwischen Malpaso, Valverde, Echedo und Valverde ein. Hier haben wir einen tollen Blick auf das untenliegende Dörfchen Tamaduste und den Flughafen von El Hierro. Wir verschnaufen eine Weile und lassen die Aussicht auf uns wirken. Dann geht es weiter hinunter ins Tal, vorbei oberhalb von Tamaguste am Berg entlang nach La Caleta. Reiseleiter Ralf zeigt uns interessante Gewächse, wie die Wolfsmilchbäume. Merkwürdigerweise finden wir auf dieser Strecke, hoch oben auch Muscheln und große Schneckengehäuse.
Gegen drei erreichen wir den Küstenort La Caleta und kehren in einer typisch kanarischen Bar ein, wo wir traditionelle Tapas kosten: Croquetas, Arepas, Sandwiches mit Avocado und natürlich die Papas arrugadas mit verschiedenen Mojosaußen. Nach einem herzhaften Mahl geht es weiter ans Ende des Dörfchens, zu den Meerwasserbädern.Obwohl der hellblaue Pool verlockend aussieht, geht von uns niemand ins Wasser, denn der Wind ist ziemlich stark. Bei schönstem Meerblick belohnen wir uns wieder mit einem Gläschen Ron Miel. Wir entspannen in der angenehm, warmen Sonne und lauschen einer neuen Legende, welche uns Ralf vorliest. Diese handelt von Untergang der Guanchen, ihrem letzten großen Kampf. Nebenan zeigt uns ein Fischer hocherfreut seine gefangene Muräne. Schließlich fahren wir zurück ins Hotel in Mocanal, wo wir zum Abend heute gemischten Paella essen und typischen Wein von El Hierro trinken.

5. Tag: Ecomuseo vom Frontera und Küstenwanderung nach Las Puntas

Nach einem späten Frühstück sammelt sich unsere kleine Gruppe an der Bushaltestelle vor dem Hotel. Heute ist Freizeit angesagt, und ein Großteil der Gruppe begibt sich zum Ecomuseo bei Frontera. Hier angekommen, unternehmen wir mit einer jungen Frau namens Nancy einen Rundgang durch das archäologische Dorf Guinea. In diesem Freilichtmuseum sind die Behausungen der Einwohner von der Urzeit bis ins zwanzigste Jahrhundert erhalten. Wir besichtigen eine Hütte der Ureinwohner, der Bimbaches, welche zu acht in den kleinen spartanisch eingerichteten Hütten schliefen. In den letzten Behausungen wohnten die Menschen bis zuletzt 1970. Eben diese wurden prompt verlassen, als die Auswandererschiffe anlegten. Dies erkennen wir gut an den zurückgelassenen und erhaltenen Utensilien. Sie flüchteten an die Küste, wo Sie mit einem Schiff gen Südamerika, hauptsächlich Venezuela, Argentinien und Puerto Rico verschwanden. Die Behausungen vermitteln ein gutes Bild vom Leben der Einwohner seit der Eroberung bis ins zwanzigste Jahrhundert. Danach führt uns Nancy ins Terrarium der Riesenechsen. Diese wurden auf den der Insel vorgelagerten Felsen und hoch oben auf den Bergen gefunden. Es handelt sich hierbei um eine einzigartige Art, welche hier gepflegt und wieder in der Natur ausgesetzt wird. Anschließend begeben wir uns auf einen kurzen, leichten Wanderweg. Wir wollen ja schließlich nicht aus der Übung kommen. ;) Wir spazieren nach La Malceta zu einem schönen Aussichtspunkt und können die einzelnen Felsen im Meer sehen. Hier schließt ein schöner 2,6 Kilometer langer Wanderweg nach Las Puntas an. Viele atemberaubende Aussichten bieten sich uns, als auch interessante Lavaformationen, welche den Entstehungsprozess dieser Landzungen verdeutlichen. Vorbei an riesigen Wellen, welche gegen die Felsen brechen und faszinierenden Basaltsäulen erreichen wir Las Puntas. Hier befindet sich ein kleines Hotel, an dem früher die Schiffe anlegten und ihre Materialien und Lebensmittel mit den Einwohnern tauschten. Auch die Flüchtlinge verließen an diesem Punkt das Land. Hier in dem hübschen Küstenörtchen mit vielen Ferienwohnungen kehren wir in eine Bar ein und lassen uns einen Barraquito schmecken. Dann geht es im Linienbus wieder zurück nach Mocanal, wo wir bis zum gemeinsamen Abendessen noch etwas entspannen.

6. Tag: Wanderung durch El Sabinal

Beim Frühstück schauen wir wieder bangend gen Küste, wo das Meer tobt. Dichter Nebel umhüllt uns und wir stellen uns schon auf einen kalten Wandertag ein. Unser Fahrer bringt uns durch die Nebelwand auf einem halsbrecherischen Serpentinenweg zum Inselheiligtum. Hier auf 800 Meter Höhe geht ein ordentlicher Wind, doch wider Erwarten schauen wir bei strahlendem Sonnenschein und blauen Himmel hinunter aufs Meer. Von der Kapelle, in welcher sich die Statue der Schutzpatronin der Insel befindet, geht es auf einem Wanderweg zu den Sabinas. Hinter der Kapelle finden wir die Höhlen der Hirten vor, welche damals die Mutter Gottes bewachten. Die Sabinas (seltene Baumform) hüllen uns in Staunen - uns umgibt eine Landschaft wie im Horrorfilm! Die Baumstämme und Äste sind ineinander verwickelt und der Stamm krümmt sich in Richtung Erde, als würde der im Boden Schutz suchen. Herrliche Fotomotive bieten diese Naturfaszinationen! Hier mitten in der Natur liest uns Reiseleiter Ralf die Legende über die Ankunft der Schutzpatronin vor. Am Aussichtspunkt Los Bascos schließt ein Weg hoch hinauf in die Weiden. Die Hochweiden mit den Hirtenwegen sind in dichten Nebel gehüllt und von starkem Wind umtobt. Dieser ziemlich anstrengende Anstieg lässt uns die schwere Arbeit der damals hier lebenden Hirten am eigenen Leib erahnen. Endlich erreichen wir den Aussichtspunkt El Sabinal. Wir verschnaufen einen Augenblick und begeben uns in das nächste Landschaftsphänomen: einen dichten nebeligen und feuchten Märchenwald. Hier ist alles moosbewachsen, jeder Stein, jedes Wanderschild - nichts bleibt vom feuchten Klima verschont. Ralf verwöhnt uns mit leckeren, selbst geernteten Nispelfrüchten. Der Waldweg führt bei vielen tollen Ausblicken weiter steil den Berg hinunter bis zum Küstenort Sabinal. Hier angekommen, wäre der Camino de Dehensa endlich geschafft! Der Ort Sabinal besteht aus einen Ober- und Unterdorf, welche miteinander zerstritten sind, wie uns Ralf erzählt. Wir fahren zum Kurhotel Pozo de Salud, in welchem sich der Brunnen mit dem Heilwasser der Insel befindet. Wir kosten vom Heilwasser, welches merkwürdig salzig schmeckt und entspannen bei einem Kaffee. Auf dem Weg zum Hotel stoppen wir noch an einer interessanten Badestelle, der Charco Azul. Hier befindet sich eine Art Badehöhle, welche sich wie eine überdachte Badewanne in das Landschaftsbild einfügt. Am Abend treffen wir uns alle zu einem leckeren Abendessen wieder.

7. Tag: Wanderung auf den höchsten Berg von El Hierro

Bei gewohnten Morgennebel verlassen wir Mocanal und begeben uns auf die Südseite der Insel. Zwischendurch halten wir nochmals bei Cesar Manriques Aussichtspunkt La Pena - heute mit relativ guter Sicht auf El Golfo. Dann schlängelt sich unser Weg weiter den Berg hinauf. Sonne empfängt uns mit einem unglaublich strahlend blauen Himmel. Das hebt die Laune bemerkbar. Am höchstgelegenen Grill- und Campingplatz der Insel, der Hoja de Mocillo, starten wir unseren Weg zum Gipfel Malpaso in 1501 Meter Höhe. Wir wandern durch Kiefernwälder und genießen dabei die wärmenden Sonnenstrahlen. An einem Steinkreis verweilen wir. Ralf lässt uns mitgebrachten Käsekuchen aus dem leckeren 3-Milch-Käse der Insel kosten. Der Steinkreis bei der Cueva el Mocán birgt eigenartigerweise kein mystisches Geheimnis, hier befand sich früher nur ein Dreschplatz. Beim Blick auf den in 1330 Metern Höhe gelegenen Wachturm, erklärt uns Ralf das immens wichtige Frühwarnsystem der Insel. Im Sommer wird es hier gefährlich heiß und in den Kieferwäldern brennt es oft. Die kanarische Kiefer kann sich bis zu 45 Minuten im Feuer selbst schützen, erfahren wir. Beim Weitergehen verwandelt sich die Landschaft. Überall sehen wir jetzt viel Baumerika. Wir wandern nun durch einen Nebelwald, in dem sich eine versteckte Wasserquelle befindet. Hier legen wir eine kurze Pause ein und gelangen dann wieder auf eine Piste mit Vulkangestein. Auf dem Prozessionsweg Camino de la Virgen geht es weiter. Ein Schild vor uns zeigt nach Binto. In diesem Ort aus, so erzählt man, kann man aller 40 Jahre eine mysteriöse achte Insel sehen: San Borondón. Die Geschichte zu dieser Insel, zu der es sogar Augenzeugenberichte gibt, erfährt man jedoch nur vor Ort. ;) Am frühen Nachmittag erreichen wir nach einer Wanderung mit vielen tollen Ausblicken endlich den Malpaso auf 1500 Metern Höhe. Hier bietet sich uns bei einer Pause ein herrlicher Blick auf die vorgelagerten Inseln La Palma und Teneriffa. Oben wärmt die Sonne ordentlich, endlich - dieses Kaiserwetter haben wir uns jetzt redlich verdient. Anschließend geht es den Berg wieder hinab bis zum großen Kreuz Cruz de los Reyes, wo wir den nächsten Stopp einlegen. An dieser Stelle wird bei der großen Prozession immer die Mittagsmesse gehalten und die Frauen rutschen auf nackten Knien den Berg hinauf. Bevor wir um 16.30 Uhr wieder am Grillplatz ankommen, durchwandern wir nochmals Lavafelder, einen großen Kiefernwald und stoppen auch an der Stelle mit dem Stein der zwei Schwestern (Dos hermanas). Bei tollem Blick auf La Palma und El Golfo lassen sich hier bei den „dos hermanas" viele Gleitfallschirmspringer ins Tal hinabfallen. Am Abend werden wir mit Fischsuppe und einer gemischten, heimischen Fischplatte verwöhnt. Die Fähre konnte nach dem Sturm der vergangenen Tage endlich wieder anlegen und so gibt es wieder Fisch auf der Insel.

8. Tag: Flug nach Teneriffa und Besuch von Villa La Orotava

Nach einem ausgiebigen Frühstück begeben wir uns heute wieder zum Flughafen und verlassen die bereits liebgewonnene ruhige Insel El Hierro. Auf dem Weg zum Flughafen zeigt uns Ralf als stolzer Besitzer zwei Restingolithen. Dies ist ein neuer, seltener und äußerst teurer Stein, der hier beim letzten Vulkanausbruch entdeckt wurde. Am Flughafen angekommen, nehmen wir von Ralf Abschied, welcher uns die letzten Tag mit viel Wissen durch El Hierro geführt hat. Mit Binter Canarias geht gen Nord Flughafen von Teneriffa. Hier werden wir mit gefühlten 20 Grad erwartet. Auf einer der Panoramastraßen von Teneriffa fahren wir mit Blick auf das Meer und den Teide nach Puerto de la Cruz. Da unsere Zimmer noch nicht fertig sind, gehen wir an der Strandpromenade spazieren und genießen die warmen Sonnenstrahlen bei einem Eis oder Kaffee. Am frühen Nachmittag nach dem Check In begibt sich ein Großteil der Gruppe mit dem öffentlichen Titsa-Bus nach Orotava. Das idyllische und traditionelle Örtchen ist besondersbekannt für seine jährliche Fronleichnamsprozession mit den riesigen und filigranen Vulkansand- und Blumenteppichen. Wir schauen uns das Museum an, in dem wir Bilder dazu bestaunen können und begeben uns in die „Casa de los Balcones" (Haus der Balkone). Hier finden wir die typischen kanarischen Trachten und prächtigen Holzbalkone ehemaliger, reicher Bewohner. Nach einem kleinen Souvenireinkauf und einem Stopp in Spaniens Supermarktkette Mercadona fahren wir zurück nach Puerto de la Cruz. Wir spazieren noch etwas durch die historische Altstadt und versammeln uns wieder zum gemeinsamen Buffet-Abendessen. Heute findet ein kanarischer Abend im Hotel statt. Es werden typisch kanarische Gerichte aufgetischt und am Abend eine Folkloreshow veranstaltet.

9. Tag: Ausflug in Teneriffas Norden

Am heutigen Tag wollen wir den sattgrünen Norden Teneriffas entdecken. Reiseleiter Eduardo begrüßt uns und erzählt uns auf dem Weg nach Tacoronte etwas über die Beschaffenheit der kanarischen Inseln. Die Nordseite wird wieder erbarmungslos in dichten Nebel gehüllt. Dies liegt an der „großen Wolke", deren Entstehung uns ebenfalls erläutert wird. Des weiteren erfahren wir, dass der Tourismus damals in Puerto de la Cruz angefangen hat und dass Kaiser Wilhelm dabei eine große Rolle gespielt hat. Wir halten kurz am ersten Mirador, welcher uns einen tollen Blick über das Nordtal gewährt. Schließlich erreichen wir das Örtchen Tacoronte. Dieses ist für seinen am Wochenende stattfindenden Bauernmarkt bekannt. Auf dem Markt lassen wir uns von Reiseleiter Eduardo einige besondere Lebensmittel zeigen. Da sich die Passatwolke hartnäckig grau über uns hält, entscheiden wir nach Verlassen des Marktes an der Südseite etwas Sonne aufzuschnappen. So finden wir uns wenige Augenblicke später in Santa Cruz wieder. Die Hauptstadt ist uns schon wohlbekannt, nicht jedoch deren Strand Playa de las Teresitas. Der goldene Sandstrand gilt als einer der Schönsten der gesamten Insel und ist bei Einheimischen genauso wie bei Touristen beliebt. Wir verweilen kurz am Strand und lassen uns von den Bausünden der Gegend berichten. Dann geht es auf einer serpentinenreichen Straße durch das Anaga-Gebirge. Wir erreichen das idyllische Dörfchen Taganana vor den täglichen Touristenbussen. Der kleine Ort ist zwischen Berghängen eingebettet und grenzt an die bekannten Roques de las Bodegas am nördlichsten Zipfel der Insel. Hier neben dem Strand von Taganana kehren wir im Restaurant Casa Africa ein - ein echter Geheimtipp für frischen, leckeren Fisch auf der Insel! Nach einer kleinen Mittagspause fahren wir nun eine andere Route durch das Anagagebirge. Leider hat uns der Nebel wieder eingeholt und so haben wir nicht an allen Aussichtspunkten der grünen Gebirgskette Sicht auf das Tal. Bei unserer Fahrt durch den nebligen Mercedeswald, auch als „Märchenwald" bekannt, erzählt uns Eduardo von den Romerias der Insel. Gegen Nachmittag kommen wir, leicht schwummrig von den Serpentinenwegen, in Tegueste an. Hier befindet sich die Bodega Valle Molina. Von den Besitzern des Weingutes werden wir zunächst in die kanarische Küche eingeweiht und lernen wie mojo und die papas arrugadas zubereitet werden. Das wird im Nachhinein natürlich auch verkostet - mojo, kanarische Kartoffeln, Honig von La Palma, heimische Ziegenkäse - dazu verschiedene Sorten des köstlichen, hausgemachten Weins. Wir lassen es uns gut gehen und erfahren beim Kosten der Weine noch die ein oder andere interessante Geschichte der Insel. Am späten Nachmittag erreichen wir nach einem ereignisreichen Tag Puerto de la Cruz und lassen den Tag beim gemeinsamen Abendessen ausklingen.

10. Tag: Freizeit oder Ausflug nach Garachico

Puerto de la Cruz begrüßt uns heute mit relativ blauem Himmel. Erwartet uns wohl doch noch ein Sonnentag? So ist es! Da heute Freizeit auf dem Programm steht, gestaltet jeder den Tag nach Belieben. Ein Teil der Gruppe geht in Puerto de la Cruz nochmal ausgiebig spazieren oder lässt sich von der Sonne am Pool verwöhnen. Einige Gäste fahren mit dem Linienbus nach Garachico, in die gemütliche Stadt „im Dornröschenschlaf". Die ehemalige Hafenstadt Garachico wurde im 18. Jahrhundert beim Vulkanausbruch total zerstört und danach wieder aufgebaut. Ein riesiger, charakteristischer Lavabrocken draußen im Meer zwugt von diesem Ereignis. Trotz der vielen Touristen die tagtäglich das idyllische Dörfchen am Meer besuchen, kann man noch nahezu ungestört durch die Gassen schlendern und am großen Platz am Pavillon einen Barraquito genießen. Am Abendessen trifft sich die Gruppe wieder und wir lassen nochmals die Ereignisse der vergangenen Urlaubstage auf El Hierro und Teneriffa aufleben.

11. Tag:Heimflug

Nachdem wir uns beim Frühstück von unseren früher fliegenden Düsseldorfer Gästen verabschiedet haben, schlendern wir nochmals durch Puerto. Aufgrund des späteren Fluges haben wir Zeit noch letzte Souvenirs zu kaufen. Anschließend begeben wir uns mit dem Transferbus in den Süden Teneriffas und erleben nochmal den krassen Landschaftswandel zwischen Süd- und Nordseite der Insel. Am Flughafen erwartet uns dann nach einer langwierigen Sicherheitskontrolle (auf Teneriffa ist bemerkbar Hochsaison) die ernüchternde Nachricht einer Flugverspätung. Um 15.30 heben wir dann aber doch ab und kommen nach einigen turbulenten Landeversuchen wieder sicher im verregneten Berlin an.
Ganz herzlich möchte ich mich bei meiner lieben und lustigen Reisegruppe bedanken! Ich hoffe Ihr hattet viel Spaß und spürt immer noch den Erholungseffekt der langen Wanderungen ;). Einen wunderschönen Frühlingsstart Euch und bleibt mir fit und gesund!
Liebe Grüße, Eure Rebekka

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