Reisebericht: Wandern auf den Kanaren – El Hierro & Teneriffa

05.04. – 14.04.2017, 10 Tage Wanderreise auf den Kanaren–Inseln El Hierro und Teneriffa (58 bzw. 69 Wanderkilometer)


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Eine Wanderreise auf die Kanarischen Inseln bietet ausgesprochen viel Abwechslung - wir erwandern mit Teneriffa und El Hierro die größte und die kleinste Insel des Archipels im Atlantik und lernen dabei unterschiedlichste Landschaften kennen.
Ein Reisebericht von
Anna Stiebing
Anna Stiebing

1. Tag, 05.04.2017: Flug nach Teneriffa

Am frühen Morgen startet unser Flug nach Teneriffa. Nach unserer Ankunft am Flughafen im Süden fahren wir in nordöstlicher Richtung in die Hauptstadt Santa Cruz. Unser Hotel liegt unmittelbar an der Rambla und unweit des Stadtzentrums. Auf einem ersten Spaziergang entdecken wir herrliche Parks, gepflegte Straßen, prächtige Fassaden und schöne Plätze. Ja, Santa Cruz kann sich wirklich sehen lassen! Bei einem köstlichen 3-Gang-Menü stimmen wir uns in geselliger Runde auf unsere Wanderreise ein.

2. Tag, 06.04.2017: Freizeit bzw. La Laguna – Flug nach El Hierro

Der Vormittag steht uns zur freien Verfügung, um noch einmal durch die hübschen Straßen und Parks von Santa Cruz zu schlendern oder nach La Laguna zu fahren. Mit der Straßenbahn erreicht man die Universitätsstadt schnell und günstig. La Laguna ist ein malerisches Städtchen, das zu Recht den Welterbetitel der UNESCO trägt. Bei einem Rundgang durch die Altstadt bestaunen wir die schönen Fassaden der Herrenhäuser mit den typisch spanischen Holztüren. Prächtige Innenhöfe mit Balkonen zeugen vom Reichtum der einstigen Besitzer. Nach dem Mittag erreichen wir mit einem kurzen Transfer den Flughafen im Norden von Teneriffa, von wo wir mit Binter nach El Hierro starten. Auf dem 40-minütigen Flug bietet sich uns bei bestem Wetter ein herrlicher Blick auf die grüne Nordküste, den majestätischen Teide, dem höchsten Berg Spaniens, und später auf die grüne Insel La Gomera. Schließlich landen wir auf der kleinsten Kanaren-Insel und gleichzeitig der südwestlichsten Insel Europas - willkommen auf El Hierro! Hier erwartet uns unser Wanderführer Ralf, der die Insel bereits seit 18 Jahren sein zu Hause nennt. Im kleinen Landhotel Villa El Mocanal beziehen wir unsere Zimmer und erkunden bald das Dörfchen. Eine Bar, ein Lebensmittel-Geschäft, eine kleine Kirche, ein paar Häuser... viel mehr gibt es nicht, aber das ist gut so. Vor dem Abendessen gibt uns Ralf viele interessante Informationen zur Insel und zu den einzelnen Wanderungen, so dass wir uns sehr auf die kommenden Tage und die Erkundung des Naturparadieses freuen!

3. Tag, 07.04.2017: Wanderung auf den Hochweiden

Nach zwei „faulen" Tagen werden heute endlich die Wanderschuhe geschnürt! Das Wetter sieht vielversprechend aus und so starten wir nach einem ausgiebigen Frühstück mit dem Bus zum Aussichtspunkt Mirador Jinama auf 1.230 Meter Höhe gelegen. Im Tal von El Golfo liegen zwar noch einige Wolken, aber man kann dennoch die fruchtbaren Felder und Plantagen erkennen, wo Ananas, Bananen und vieles mehr angebaut wird. Immerhin ist El Hierro der größte Ananas-Produzent Spaniens. Und überhaupt ist der wichtigste Wirtschaftszweig der Insel nicht der Tourismus, wie auf den anderen Kanarischen Inseln, sondern es ist nach wie vor die Landwirtschaft. Unsere Wanderung führt uns über die Hochweiden von El Hierro, die landschaftlich unweigerlich an Irland erinnern - saftig grüne Wiesen und Weiden, eingerahmt von Trockenmauern aus Vulkangestein. Kaum zu glauben, dass in den Sommermonaten hier totale Trockenheit herrscht (von Mai bis Oktober fällt hier kein Regen!). Jetzt ist alles wunderbar grün und es blüht der leuchtend rote Mohn, der violette Natternkopf und der aromatisch duftende Fenchel. Auf den Weiden sehen wir glückliche Schafe, Kühe und Pferde und wir genießen die friedliche Stimmung Schritt für Schritt. Auf dem selben Weg findet alle vier Jahre die große Prozession mit der Schutzheiligen der Insel statt - auf gesamt 28 Kilometern wird die Madonna-Statue feierlich über das Gebirge getragen! In San Andrés, dem mit 1.050 Meter höchst gelegenen Dorf El Hierros legen wir an der Kirche eine kurze Pause ein. Abgesehen vom großen Viehmarkt Anfang Juni geht es hier äußerst beschaulich zu. Wir wandern weiter bergab und legen unsere Picknick-Pause an einem großartigen Aussichtspunkt ein - wir blicken gut 600 Meter hinab auf die Küste und den Atlantik, in das Tal von El Golfo mit dem ehemals kleinsten Hotel der Welt (nur 4 Zimmer) sowie auf die beiden Felsinseln, die Heimat urzeitlicher Riesenechsen sind. In Sichtweite liegt schon der Mirador de La Pena, der sich harmonisch in die vulkanische Landschaft einfügt. Dies war typisch für das Wirken von Cesar Manrique, der sich zeitlebens für die Erhaltung der Natur auf den Kanaren einsetzte und vielerorts seine Spuren in Form von kunstvollen Bauwerken und Parks hinterließ. Auf dem Rückweg nach Mocanal naschen wir noch von Mispel-Bäumen und bestaunen die üppige Flora am Wegesrand. Eine tolle erste Wanderung liegt hinter uns... so schmeckt das Abendessen gleich doppelt so gut.

4. Tag, 08.04.2017: Wanderung von den Lavafeldern zum Meer

Direkt vom Hotel startet unsere Wanderung durch das Dörfchen Mocanal hinab nach Echedo. Der Blick auf den blau leuchtenden Atlantik begleitet uns den ganzen Tag. Im Kontrast dazu steht zunächst das Grün der Natur und später das Schwarz-Braun der Lavafelder. Echedo ist ein ruhiges Dörfchen mit hübschen Häusern im kanarischen Stil, typisch ist die Verkleidung und Verzierung mit den dunklen Lavasteinen. Der fruchtbare Lavaboden bietet beste Bedingungen für den Anbau von Wein - schon Shakespeare sagte vom El Hierro-Wein, er würde das Blut erhitzen und die Sinne berauschen. Vorbei an den Weinterrassen verändert sich mit einem Schlag das Landschaftsbild - wir betreten das Mal Pais, das „schlechte Land". Wir wandern über das „junge" Lavafeld vom Vulkanausbruch vor 300.000 Jahren und es fühlt sich fast an, als würde man über knisternde Holzkohle laufen. Bald rückt der kleine Flughafen von El Hierro in unser Blickfeld und wir beobachten sogar, wie ein Flugzeug startet und landet. Oberhalb des Dorfes Tamaduste legen wir unsere Mittagspause ein, um anschließend am Flughafen vorbei nach Caleta zu wandern. Hier erwartet uns ein erfrischendes Bier und eine Auswahl an Tapas, typisch spanischen Spezialitäten. Immerhin liegen heute wieder gut 600 Meter Abstieg von Mocanal hinab zum Meer hinter uns, so dass die Wanderung mit einem Bad im 20 Grad warmen Wasser beendet wird.

5. Tag, 09.04.2017 Wanderung zum Inselheiligtum und den schiefen Wacholderbäumen

Die heutige Tour führt uns in den äußersten Westen von El Hierro. Nach einem kurzen Stopp am einzigen Kurhotel der Insel mit der Heilquelle, windet sich die abenteuerliche Straße von der Küste durch eindrucksvolle Lavalandschaft hinauf ins Gebirge. Die Ausblicke sind schwindelerregend, aber unser Chauffeur meistert das bravourös. Unterwegs bietet sich auch der Blick auf den einzigen Leuchtturm. Der Faro de Orchilla bezeichnete in der Vergangenheit nicht nur den westlichsten Punkt der Insel, sondern auch der damals bekannten Welt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts verlief durch diesen Ort der heutzutage in Greenwich liegende Nullmeridian. Unser Ziel ist zunächst das Inselheiligtum, das Kloster „Santuaria Virgen de los Reyes". Der Statue der Schutzpatronin von El Hierro werden wundersame Fähigkeiten zugesprochen und auch die Legende, wie die Statue einst auf die Insel kam, macht uns dies Glauben. Alle vier Jahre erfolgt die Prozession von hier quer über die Insel bis nach Valverde. Einen Teil dieses Weges haben wir zu Beginn unserer Reise bereits beschritten. Interessant sind auch die nahe gelegenen Höhlen-Behausungen der Hirten aus früherer Zeit. Wir wandern hoch über dem Meer bei bestem Wetter zum Wahrzeichen der Insel „Sabina de El Hierro", dem schiefen Wacholderbaum. Die Natur ist ein wahrer Künstler und wir finden hier die weltweit größte Ansammlung dieser knorrigen Windflüchter, die wohl bis zu 800 Jahre alt sind. Mit etwas Fantasie erkennt man darin Gesichter oder Drachenköpfe, eine wahrhaft märchenhafte Stimmung. Unsere Mittagspause legen wir am Aussichtspunkt Mirador de los Bascos ein, von wo wir wieder einen grandiosen Blick ins El Golfo Tal haben, dieses Mal von der anderen Seite. Nun wird es sportlich - es geht bergauf über sommerlich blühende Wiesen bis auf 1.020 Meter Höhe. Die eigentliche Herausforderung ist aber der gut einstündige Abstieg nach Sabinosa. Die Vegetation verändert sich noch einmal komplett und wir passieren mit Flechten und Efeu behangene Baumheide, zwischendurch immer wieder der Blick ins Tal, den auch einige Paraglider aus der Vogelperspektive mit uns teilen. Das „Ziel-Bier" in der Kneipe des südwestlichsten Dorfes Europas haben wir uns redlich verdient. Toll gemacht!

6. Tag, 10.04.2017 Wanderung zum höchsten Gipfel von El Hierro

Heute steht der höchste Gipfel von El Hierro auf dem Programm, der Malpaso. Unsere Wanderung beginnt am Campingplatz „Hoya de Morcillo". Von hier wandern wir stetig bergauf durch einen herrlichen Kiefernwald. Die kanarische Kiefer hat einige Besonderheiten: sie hat 3 lange Nadeln, mit denen sie in der Lage ist, Nebelwolken auszukämmen (sog. horizontaler Regen) und eine schuppige Rinde, die sie vor Waldbränden schützt. Weiter oben ändert sich die Vegetation wieder schlagartig und wir wandern durch einen Märchenwald aus Baumheide und Gagelbäumen, die mit Bartflechten und Moosen bewachsen sind. Ein Stück des Weges legen wir wieder auf dem Prozessionsweg zurück bevor wir den sanften Anstieg zum Gipfel in Angriff nehmen. Über das schwarz-braune Lavafeld ziehen dichte Wolken, so dass eine mystische Stimmung aufkommt. Schließlich ist der 1.501 Meter hohe Gipfel des Malpaso erreicht - und das wird mit einem köstlichen Ananaswein und einem Stück Quesadilla (Käsekuchen) geehrt. Für einen kurzen Moment geht sogar der Wolken-Vorhang auf und gibt den Blick ins Golftal frei. Danach beginnt der Abstieg über Lavaasche, vorbei am Cruz de los Reyes, durch den Kiefernwald bis zum Ausgangspunkt unserer Tour. Jede der vier Wanderungen auf El Hierro war einzigartig und schon innerhalb eines Tages hat sich das Landschaftsbild und die Vegetation komplett verändert. Genau dies und die Ursprünglichkeit macht wohl den Reiz dieser kleinen Insel aus. Wir sind begeistert von dem Naturparadies El Hierro und verabschieden uns nach dem Abendessen (mit Pauken und Trompeten) von unserem Wanderführer Ralf. Vielen Dank!

7. Tag, 11.04.2017 Freizeit oder Ausflug nach Valverde – Flug nach Teneriffa

Der Vormittag steht uns zur freien Verfügung - Zeit zum Entspannen und Gelegenheit für einen Ausflug nach Valverde. Mit dem Linienbus erreicht man schnell und günstig die  Inselhauptstadt. Im kleinen Heimatmuseum gibt es eine Ausstellung zum traditionellen Handwerk und zum Abschluss besuchen wir noch die Kirche Nuestra Senora de la Concepcion. Hier endet die 28 Kilometer lange Prozession der Jungfrau der Heiligen drei Könige. Am Nachmittag verlassen wir unsere kleine, lieb gewonnene Insel und fliegen zurück nach Teneriffa. In Puerto de la Cruz beziehen wir unser Hotel für die letzten drei Nächte. Gegenüber der beschaulichen, familiären Atmosphäre auf El Hierro, wirkt Puerto de la Cruz regelrecht überfüllt. Aber Teneriffa hat natürlich auch noch einige Höhepunkte zu bieten!

8. Tag, 12.04.2017 Wanderung Anaga–Gebirge auf Teneriffa

Mit dem Bus fahren wir über La Laguna in das Anaga-Gebirge im Osten Teneriffas. In dieser ländlichen Gegend scheint die Welt irgendwie stehen geblieben zu sein. Die Menschen leben hier noch unter sehr einfachen Bedingungen - die steilen Felswände werden durch Terrassen urbar gemacht und die kleinen Häuser schmiegen sich an die schroffen Berghänge. Vom Dörfchen Afur wandern wir durch die Schlucht, die über Tausende von Jahren hinweg von den sie durchströmenden Wasserläufen bizarr geformt wurde, hinab zum felsigen Strand Playa del Tamadite. Unterwegs sehen wir die verschiedenen Gesteinsformen, die über Jahrmillionen die Landschaft geprägt haben. Verschiedene Wolfsmilch- und Dickblattgewächse finden selbst auf dem felsigen Untergrund Halt. Bei einem Picknick am Strand lauschen wir dem Meeresrauschen. Auch dieser Wandertag beschert uns wieder perfektes Wetter mit Sonnenschein und blauem Himmel. Weiter führt der Weg im leichten Auf und Ab entlang der fantastischen Küste. Der Blick aufs tiefblaue Meer, auf die abwechslungsreiche Flora und die wilde Küstenlandschaft ist ein Genuss! Unser Ziel ist das ehemalige Piratennest Taganana und in Roque de Bodega genehmigen wir uns noch eine Erfrischung in der Bar. Zum Abschluss legen wir noch einen Stopp in San Andres ein. Die Attraktion des Ortes ist der lang gezogene goldgelbe Sandstrand Playa las Teresitas, der zum Baden einlädt.

9. Tag, 13.04.2017 Freizeit oder fakultative Wanderung im Teide Nationalpark

Heute werden (leider schon) zum letzten Mal die Wanderschuhe geschnürt und wir wollen hoch hinaus! Am Morgen fahren wir in den Teide-Nationalpark, eine faszinierende Mondlandschaft aus schwarz-braunem und rötlichem Lavagestein. Unser erster Stopp gilt den Roques de Garcia. Die Naturgewalten haben in der Kraterlandschaft bizarre Monumente geformt. Mit etwas Phantasie erkennt man in den grotesken Felsformationen Engel, Tiergestalten und den Finger Gottes. In El Portillo beginnt unsere Wanderung durch die eindrucksvolle Lavalandschaft der Las Canadas. Der majestätische Teide, mit 3.718 Metern der höchste Berg Spaniens, dominiert das Panorama bei unserer Wanderung zum Fortaleza. An die Flanken des Berges schmiegt sich robuste Vegetation aus Wolfsmilchgewächsen, Kiefern, Teidelack und Wildprets Natternkopf, der jedoch erst in den Sommermonaten leuchtend rot blüht. Nach einem abenteuerlichen Aufstieg erreichen wir das Gipfelplateau des Fortaleza und blicken hinab bis zur Küste. Auch auf Teneriffa breitet sich ein grüner Gürtel aus Kanarenkiefern bis ca. 2.000 Meter Höhe aus, der bedeutend für die Wasserversorgung der Insel ist.
Nach dem Abendessen spazieren wir noch einmal in die hübsche Altstadt, wo in der Semana Santa, der Woche vor Ostern, jeden Abend eine Prozession stattfindet. Die Statuen werden auf geschmückten Wagen durch die Straßen geschoben, begleitet von Kapellen und vielen Schaulustigen. In diesem Sinne: Frohe Ostern!

10. Tag, 14.04.2017 Puerto de la Cruz – Heimreise

Bis zur Abreise am Mittag können wir noch die spanische Sonne genießen. Mit vielen tollen Eindrücken im Gepäck reisen wir nach zehn erlebnisreichen Tagen wieder in die Heimat. Adios!
Liebe Reisegäste, herzlichen Dank für diese wunderschöne Reise. Es hat mir sehr viel Freude gemacht, euch zu begleiten und das kleine Eiland El Hierro sowie die abwechslungsreichen Landschaften Teneriffas zu erwandern. Eure Anna

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