Reisebericht: Wandern auf La Gomera – Kanaren–Insel im Atlantik

25.02. – 04.03.2018, 8 Tage Wanderreise inklusive 5 geführter Wanderungen im Garajonay–Nationalpark und im Nebelwald (39 Wanderkilometer)


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Eine wunderschöne Reise, gespickt mit allerlei Abenteuerchen, die diese sehr flexible Gruppe mit Bravour bestand, frei nach dem Motto: wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen... und zu erzählen habt Ihr, meine lieben Gäste, nun wahrlich genug
Ein Reisebericht von
Margret van Blokland

1. Tag: Gestrandet auf Teneriffa

Am späten Vormittag starteten 6 Gäste von Dresden aus und 14 Gäste samt Reiseleiterin von Berlin aus per Flugzeug nach Teneriffa. Die Wettervorhersage war nicht gerade erquickend, aber wir flogen durch blitzblauen Himmel. Die kleinen Bildmonitore im Flieger verzeichneten einen feinen geraden roten Strich direkt auf Teneriffa zu. Dann aber machte der rote Strich auf dem Monitor einen bedenklichen Knick - wir flogen nach Afrika! Wüste tauchte bald schon auf. Der Kapitän meldete sich zu Wort. Der Flughafen von Teneriffa wäre für unbestimmte Zeit wegen eines Unwetters geschlossen. Unser neues Ziel wäre Agadir, wir müssten übrigens auch dringend tanken... Bald schon standen wir auf dem Rollfeld der Wüstenmetropole und mit uns rund 20 andere Flugzeuge. Eines davon war die Maschine aus Dresden. Ach wie schön, jetzt hab ich alle Gäste beieinander, ging Eurer Reiseleiterin durch den Kopf. Aber mir war auch klar, dass uns der Ausflug nach Afrika die Weiterfahrt nach La Gomera an diesem Tag vermasseln würde. Die Abendfähre würde ziemlich sicher ohne uns reisen. Also telefonierte ich nach Dresden. In einer knappen halben Stunde hatte Eberhardt-Travel bereits alles umorganisiert: heute Nacht werdet Ihr in Santa Cruz, der Hauptstadt Teneriffas, übernachten, hieß es. Wir telefonierten von Flugzeug zu Flugzeug und alle Gäste hatten nun ein neues Ziel. Wir hatten zwar schon um 17 Uhr die Starterlaubnis - aber dieser Tag war heute noch lange nicht zu Ende. Los ging's erst deutlich später. Und über Gran Canaria fing die rote Linie auf dem Bildschirm mal wieder an zu tanzen: wir mussten eine Warteschleife fliegen. Auf Teneriffa ging die Abenteuerreise erst richtig los. Zuerst braucht man ein Treppchen um aus dem Flugzeug zu kommen. Dann einen Bus. Und zu guter Letzt möchte man ja mit seinem Koffer zusammen Urlaub machen. Unsere Geduld wurde wirklich sehr strapaziert. Ich schlug mich dann noch wacker mit der nicht ganz leicht verständlichen Technik der Getränkeautomaten am Flughafen herum, damit meine Gäste nicht verdursteten und Annelies, die uns eigentlich nur zum Bus begleiten sollte, musste am späten Abend noch Sandwiches organisieren. Im Hotel angekommen fielen wir sofort ins Bett.

2. Tag: Santa Cruz, die Schiffsreise & San Sebastian


Ein leckeres Frühstück ließ uns so richtig gut starten in diesen sonnigen Tag. Nach dem Frühstück konnte jeder Santa Cruz auf seine Weise genießen. Unser Hotel lag direkt neben dem wunderschönen Parque Garcia Sanabria. Und wenn man sich an den herrlichen exotischen Pflanzen sattgesehen hatte und den Park durchquert hatte, erreichte man die Altstadt. Was für eine schöne Stadt! Damit hatten wir gar nicht gerechnet, stellten die Gäste fest. Bilder von prächtigen Kakteen und rot blühenden afrikanischen Tulpenbäumen im Kopf und in der Kamera - bald schon wurden wir abgeholt und nach Los Cristianos an den Hafen gebracht. Wenig später pflügte sich unsere riesige Fähre durchs weite Blau. Über Teneriffas Westküste flogen Wolken und über den Wolken erhob sich der verschneite Teide, ein herrliches Bild! Kurz nach unserer Ankunft im Hotel in San Sebastian, der Hauptstadt La Gomeras, die, wenn man sie mit Santa Cruz vergleicht, maximal auf den Titel „Dorf" kommt, trafen wir uns um unsere Umgebung zu erkunden. Wir warfen einen Blick auf den Torre del Conde, die Wohnung von Beatriz de Bobadilla (in den Geschichtsbüchern wird sie als wunderschöne Dame erwähnt - bei den Einheimischen dagegen als grausame Hexe), zogen die Hauptstraße entlang zur strahlend weißen Kirche, deren Seitenportal, die Puerta del Perdon, seinen Namen auch jener Dame zu verdanken hat, und machten uns schließlich auf unsere erste Bergtour. Ziel war das Parador-Staatshotel hoch oberhalb der Stadt auf dem Kap in aussichtsreicher Lage gelegen. Das Hotel ist von einem herrlichen Garten umgeben, der öffentlich zugänglich ist. Und dieses Vergnügen ließen wir uns nicht entgehen. Kleine Drachenbäume, große Drachenbäume, riesige Kakteen, Sukkulenten, Palmen und andere Exoten - wir hatten unsere Freude dran. Unser erster Urlaubstag war also ganz anders verlaufen als geplant, denn wir hätten heute eigentlich schon eine Wanderung auf dem Programm stehen gehabt, aber auch so war dies ein sehr gelungener Tag!

3. Tag: Wanderung durch den Märchenwald


Eine Reise mit Hindernissen, die es zu umschiffen galt, war dies. Ich als Reiseleiterin hatte dabei mehr als genug zu tun. Mein Glück war, dass ich eine äußerst flexible Gruppe hatte mit sonnigen Charakteren, die sich aus allem immer das Schönste aussuchten. Unser heutiges Hindernis war das Wetter. Weg war die Sonne! Südwind bringt nun mal Sturm und Regen an vielen Stellen der Insel. „Euch gefällt das vielleicht nicht, aber wir Einheimische sind so froh über dieses Wetter! So viel Regen in einer Woche hatten wir schon seit 3 Jahren nicht mehr", erklärte uns Rainer, der uns organisatorisch beistand, am Ende der Woche. Was tun?? Ab in den Nebelwald. Dort ist es eh nass. Und wir durchwanderten bald schon eine verzauberte Welt. Riesige Gagelbäume und Baumheiden, von Flechten und Moosen bedeckt säumten zunächst unsere Wege. Und dann erreichten wir den Lorbeerwald. Krumme, bizarr geformte Stämme voller Moose schraubten sich in die Höhe und beeindruckten uns sehr. Nach einem Einkehrschwung in Las Hayas fuhren wir per Bus nach Arure und zogen los zum Mirador del Santo, einem herrlichen Aussichtspunkt nach Tagluche. Die Wolken rissen genau dann auf, als wir kamen. Wie man in Tagluche die Babys vor bösen Geistern schützt und was für riesige Eidechsen hier im Westen in den Felswänden leben - Eure Reiseleiterin ist redselig, musstet Ihr feststellen und es schien Euch zu gefallen. Trotz sehr bescheidenen Wetterverhältnissen kehrten wir am Abend mit wirklich guter Stimmung ins Hotel zurück.

4. Tag: Hermingua, Agulo & der Mirador de Abrante


Südwind - schon wieder! Aber heute hatten wir ja sowieso den Norden auf unserem Programm. Unsere kurze Wanderung in Hermingua wurde noch kürzer als gedacht - dafür aber steiler, denn das Bachbett hatte sich ausgebreitet und unser Talwanderweg lag nun im Bachbett. Also erklommen wir einen Bergrücken und hatten von dort aus eine herrliche Aussicht. Trotz kurzer heftiger Schauer waren Meer und der Himmel am Meer blau. Und als wir nach unserer Wanderung die Gofiomühle besichtigten strahlte die Sonne. Im Garten daneben jede Menge herrlicher Blüten und Früchte. Bananen in Grün, Bananen in Gelb, Mangos, Mandelblüten - wir haben es genossen. Dann meldete sich unser Magen und wir machten uns auf die Suche nach einem Restaurant. „Da wär' ich ohne Dich nie reingegangen! Und das Essen war hier richtig gut". Hermingua bot uns bei strahlender Sonne gutes Essen, eine hübsche Kirche und viele Blüten. Aber bald schon zogen wir weiter, denn Highlights hatten wir heute jede Menge auf dem Programm. Agulo. Das schönste Dorf der Insel liegt normalerweise im Mausgrau. Heute nicht. Heute lag es im Blitzblau. Und das genossen wir kräftig. Dann quälte sich unser Bus den Steilhang hoch zum Aussichtspunkt Mirador de Abrante. Ein gewagtes Gebäude mit einem 7 m langen Arm, der über eine Felswand hinausragt und der einen Glasboden hat. Der Pächter Fred Olsen bietet erfreulicherweise Gastronomie an - man kann aber man muss nicht! Auch Nicht-Restaurant-Gäste dürfen den Glasarm betreten. Eine schöne Geste, die wir zu schätzen wussten. Nach diesem atemberaubenden Blick zogen wir weiter auf einem schmalen Sträßchen durch den Nebelwald und fuhren schließlich wieder nach San Sebastian zurück. Wieder ein toller Tag - allen Unkenrufen zum Trotz!

5. Tag: Wanderungen im Nationalpark Garajonay & zum Drachenbaum


Eigentlich hätte heute eine Schiffsfahrt zur Walbeobachtung stattfinden sollen. Es hat leider nicht sollen sein - das Meer war quietschlebendig. Das mögen die Kapitäne nicht. Und so wanderten wir. Heute war der Roque Agando wolkenfrei. Also starteten wir unsere Wanderung, die eigentlich mit der Besteigung des höchsten Inselberges Garajonay hätte enden sollen. Unser aussichtsreicher Pfad schlängelte sich durch den Fayal-Brezal-Wald (Gagelbäume & Baumheide) aufwärts. Wir entdeckten kleine violette kanarische Krokusse und andere hübsche Blüten. Im oberen Teil hatte der Sturm dem Weg mächtig zugesetzt. Wir haben keine Baumklettertour gebucht! Wir brachen in Pajarito, als uns dann auch noch der Nebel eingeholt hatte, die Tour ab, gingen Mittagessen und nachmittags folgte ein weiteres Kapitel „Abenteuerreisen mit Margret", denn ich bot all denjenigen, die noch munter waren, eine Zusatztour an. Wir wanderten zum Drachenbaum von Agalan, dem einzigen alten, wild wachsenden Exemplar seiner Art auf La Gomera. Soweit noch kein Abenteuer. Das fing erst später an, denn wir folgten nun einem immer schmaler werdenden Pfad abwärts ins Tal. Das Bächlein war ein richtiger Bach nach all dem Regen und wir mussten da immer mal wieder durch. Die Herausforderung hat den meisten Gästen sehr gut gefallen. In Alajero trafen wir die anderen wieder und fuhren an Playa de Santiago vorüber zurück zum Hotel.

6. Tag: Wanderung bei Vallehermoso

Bisher war es mir gelungen, zwar nicht alle Teile aber doch einen großen Teil des regulären Programms durchzuführen. Nun hatten wir noch 2 Wanderung, beide im Süden gelegen. Und dann Südwind, also Regen auf der Südseite! Wir fuhren nach Alajero. „Wie flexibel seid Ihr? Wir können das machen, was im Katalog steht, dann werden wir heute ziemlich nass. Oder wir fahren ans andere Ende der Insel und wir machen etwas ganz anderes..." „Mach was Du willst, Du kennst Dich doch hier aus", kam als Antwort. Feine Gruppe! So fuhren wir nach Las Rosas. Dort hingen oben in den Bergen Wolken, aber an der Küste war es sehr freundlich. Am Stausee entlang stiegen wir auf nach El Teon. Dort beginnt ein angenehm fallender Weg mit herrlicher Aussicht auf die Küste und den Roque Cano, das Wahrzeichen von Vallehermoso. Wir wanderten direkt an diesem Vulkanschlot vorüber ins malerische Tal hinab. Der Name des Ortes ist Programm - Vallehermoso bedeutet „Das schöne Tal". Am Platz machten wir einen Einkehrschwung, bevor wir beschwingt mit dem Bus unsere Heimfahrt antraten.

7. Tag: Wanderung durch das Palmental


Unser letzter Tag auf La Gomera brach an. Die Wettervorhersage ähnlich wie am Vortag. Nun denn. Dann fahren wir gleich in den Norden, dachte ich. Aber in Las Rosas regnete es. Und irgendwie schien der Wind aus Nordwesten zu kommen... Also stiegen wir gar nicht erst aus dem Bus aus. Auf meiner Stofftüte prangt Reklame für Ithaka, die Insel von Odysseus. Daran wird's wohl liegen. Auch heute blieb uns die kleine Odyssee über die Insel nicht erspart. So wie gestern. Nur eben in Gegenrichtung. Heute schien die Sonne in Imada. Und so folgte der Wanderhighlight am letzten Tag: bei blitzblauem Wetter durch die Palmenschlucht. Das ist eigentlich eine von der Sonne verwöhnte Ecke. Und Wasser fließt hier eher spärlich. Nun stapften wir durch kleine Bäche und bestaunten prächtige Wasserfälle in der Basaltschlucht. Wir ließen uns Zeit und genossen den Abstieg. Unten trennten wir uns. Wer keine Lust auf einen schweißtreibenden Steilaufstieg hatte, folgte der Straße abwärts zum Bus. Von oben konnte ich sehen, dass unser Bus umringt war von Gästen, aber dass er nicht losfuhr. Was ist los? Asphaltstraßen sind tückisch, denn auch hier kann man über die eigenen Beine straucheln, und so musste unser Bus leider einen Abstecher zur Krankenstation machen - auf diese Art von Abenteuer hätten wir alle gerne verzichtet. Und wenn die Reiseleiterin über 39 Grad Fieber bekommt ist das auch nicht dolle. Ich hab kräftig gekämpft, Ihr wisst es! Unseren letzten Abend verbrachten wir in einem Bar-Restaurant. Dann hieß es Abschied nehmen.

8. Tag: Heimreise mit Hindernissen

Ein wunderschöner blauer Tag brach an. Tiefblaues Meer, am Horizont blaugrau der Teide und azurblau der Himmel. Aber es erwarteten uns trotzdem wieder neue Abenteuer. Nichts lief nach Plan auf dieser Reise. Die Schiffsüberfahrt genossen wir und das Frühstück, das uns anschließend in Teneriffa gereicht wurde, auch. Wir hatten noch ein paar Stunden Zeit, die wir in El Medano verbrachten. Traumorte für Wanderer sehen anders aus. Wie schön war doch La Gomera! Da hatten die beiden, die auf La Gomera noch ärztlichen Rat abwarteten, nicht viel verpasst. Als wir dann am Nachmittag den Flughafen erreichten, war prompt das Abenteuer wieder da: die 6 Gäste, die nach Dresden flogen, durften einsteigen. Die Berliner nicht. Der Flug fiel aus und sollte am folgenden Tag stattfinden. Die Arbeit, der Arzttermin, die Schwiegermutter - eifriges Telefonieren war angesagt. Die Germania entschuldigte sich, brachte uns ausgerechnet nach Los Cristianos zurück in ein Hotel und verkündete uns den neuen Flugtermin: Montag 12:15 Uhr. Die Ersten werden die Letzten sein. Und - wer hätte das am Vormittag gedacht - die Letzten überholten uns nun, denn der Arzt auf La Gomera ließ sie ziehen. Ihr Flugtermin lag vor unserem!


9. Tag: Berlin, Berlin!


Ein weiterer strahlend blauer Tag. Aber heute wollen wir heim! Den Flughafen in Teneriffa-Süd kennen wir nun. Gut sogar. Ich bin zwischenzeitlich sogar in der Lage aller Welt zu erklären wie diese blöden Getränkeautomaten funktionieren, vor denen fast immer viele ratlose Urlauber stehen. Alle waren froh, als es los ging. Und alle waren noch viel mehr froh, als sie schließlich den Flieger wieder verlassen durften, denn die ganz normalen menschlichen Bedürfnisse hatten in diesem Flugzeug nur wenig Beachtung zu finden, was unser Innenleben doch stark beeinträchtigte und zu einer Warteschlange vor dem wichtigsten Ort der Welt führte, die durch das halbe Flugzeug reichte. Uff geschafft!! Nach 20 Minuten Wartezeit. Da hat die Germania schon noch etwas gutzumachen! Sie hat es zumindest angekündigt, dass sie das auch tun will. „Die Reise bleibt ein Abenteuer, bis zur letzten Minute", sagte mir ein Gast daher schmunzelnd. „Schön war's!". „Hat Spaß gemacht Chefin!". „Nächstes Jahr sehen wir uns wieder, uns hat's gefallen!". Eine Gruppe, mit der man fast alles machen kann - schlechte Laune kam fast nie auf. In diesem Sinne werde ich diese Reise als etwas ganz Besonderes in Erinnerung behalten. Unserem Pechvogel drücke ich und sicher auch alle Mitreisenden alle Daumen, dass die Genesung schnell voranschreitet und dass ihm solche Kapriolen in Zukunft erspart bleiben. Macht's gut meine Lieben, passt auf Euch auf - vielleicht sehen wir uns ja mal wieder - ich kann auch ohne Abenteuer und auch ich lebe nun wieder bei einer Betriebstemperatur von unter 39 Grad...
Herzliche Grüße
Eure Reiseleiterin
Margret

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Kommentare zum Reisebericht

Margrit, wunderbar geschrieben. Es war trotz der "Abenteuer" eine wunderschöne Reise. Und da wir ja flexibel sind, und du ein großes Improvisationstalent bist haben wir alles bis zur letzten Minute genossen.

Andre Hartwig
10.03.2018

Das freut mich! Glaub mir - ich hasse es zu improvisieren. Aber manchmal da muss man eben... und das Ergebnis war gut. Macht's gut.

Margret van Blokland 11.03.2018