Reisebericht: Wandern auf La Gomera – Kanaren–Insel im Atlantik

05.11. – 12.11.2022, 8 Tage Wanderreise inklusive 5 geführter Wanderungen im Garajonay–Nationalpark und im Nebelwald (39 Wanderkilometer)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Die kanarische Insel La Gomera ist noch immer ein Geheimtipp, fernab vom Massentourismus und mit einer faszinierenden Bergwelt - ideal für einen Wanderurlaub. 17 Wanderreisegäste erkundeten mit mir die schönsten Wanderrouten auf La Gomera und alle waren erstaunt von der Schroffheit der Berge umrahmt von einer traumhaft schönen Vegetation. Tiefe Barrancos durchfurchen die Insel in alle Richtungen, beginnen in der Inselmitte und enden an der Küste. Unsere Wanderreiseleiterin Ulrike verglich das mit einer Zitronenpresse und wir fanden diesen Vergleich sehr passend.
Ein Reisebericht von
Ria Heilmann
Ria Heilmann

Anreise am 05.11.2022

Die meisten Gäste unserer Gruppe flogen mit mir vom BER nach Teneriffa Süd und dort trafen wir auf weitere 4 Wandergäste. Gemeinsam fuhren wir ein kurzes Stück vom Flughafen zum Fährhafen im Süden der Insel Teneriffa und dort machten wir es uns auf der Aussichtsterrasse bequem, aßen eine Kleinigkeit und warteten. 19.30 Uhr endlich legte die Fähre von ARMAS ab und eine Stunde später erreichten wir den Hafen von San Sebastian auf der Insel La Gomera. Ulrike erwartete uns schon und begleitete uns ins Hotel Torre del Conde, mitten in San Sebastian. Man hatte mit dem Abendessen auf uns gewartet und zur Begrüßung gab es ein Glas Sekt. Während des Essens wurden die checkin Formularitäten abgewickelt und danach freuten sich alle auf ihr Bett nach der langen Anreise.

Wanderung von El Cercado in den Märchenwald und Begrüßungsessen bei Efigenia am 06.11.2022 – 10 km, 300 m hoch/runter

Das Frühstück in unserem Hotel war sehr gut und abwechslungsreich und liess uns täglich gut gestärkt in den Tag starten. Für kleine Besorgungen gab es einen Supermarkt nahe dem Hotel. Zu unseren Wanderungen fuhren wir immer ein Stück mit einem Bus hin und zurück. Dazu war es nötig, ein kurzes Stück zu Fuss zum Busterminal zu gehen. Zu unserer heutigen ersten Wanderung holte uns Ulrike am Hotel ab.
Mit dem Bus fuhren wir dann auf einer aussichtsreichen Strasse hinauf in die Berge und machten sogleich den ersten Fotostopp mit Blick auf San Sebastian und hinüber zum Teide auf Teneriffa. Die über viele Tage herrschende Calima Wetterlage war letzte Nacht mit einem kurzen Regenguss zu Ende gegangen und so hatten wir eine klare Sicht. Nur oben in den Bergen hingen die Wolken noch fest. Wir fuhren über Chipute ins Töpferdorf El Cercado und begannen dort unsere erste Wanderung steil bergab in einen Barranco und auf der anderen Seite wieder steil bergan. Die Vegetation war sehr üppig mit vielen Opuntien und deren Früchten. Ulrike gab eine erste Unterweisung zur Cochenille Schildlaus, die auf den "Blättern" der Opuntien prächtig gedeihen und einst für viele Familien ein sicheres Einkommen brachten, denn aus der Laus wurde der rote Farbstoff gewonnen und verkauft in ganz Europa. Auch zur Gewinnung des Palmensaftes hatte Ulrike Interessantes zu berichten. Durch zwei Ansiedlungen erreichten wir schliesslich den Lorbeerwald, das eigentliche Ziel unserer Wanderung. Der Lorbeerwald ist mehr als 2 Millionen Jahre alt und bedeckte einst große Gebiete Europas. Durch das Fehlen der Eiszeit auf den kanarischen Inseln, konnte er weiter existieren und die kleine Insel La Gomera besitzt heute den noch größten Teil des Lorbeerwaldes, auch Nebelwald oder gar Märchenwald genannt. Die Passatwolken bleiben in größeren Höhen "hängen" und die Pflanzen werden so kontinuierlich mit Wasser aus den Wolken versorgt.
Wir waren fasziniert von den riesigen verschiedenen Lorbeerbäumen, Gagelbäumen, der Baumheide, Erdbeerbäumen usw. Es wurden unzählige Fotos gemacht und nach 10 Kilometern erreichten wir das angesagte Lokal von Efigenia. Dort nahmen wir ein vegetarisches Mittagessen mit Spezialitäten aus der Natur zu uns. Die hochbetagte Gründerin des Lokals kam auch zu unserer Gruppe und gratulierte einer Dame, die ihren Geburtstag feierte, persönlich mit einem Blumenstrauss aus ihrem Garten. Die leckeren Produkte von Efigenia konnten wir dann auch kaufen und so ging unser erster Wandertag mit der Busfahrt zurück nach San Sebastian zu Ende.
Nach dem üppigen Mittagessen wollten wir eigentlich das Abendessen einsparen, trafen uns dann aber trotzdem zu einem "kleinen" Tapas Essen am Hauptplatz unter den großen Ficus Bäumen.

Wanderung im Barranco de Guarimiar am 07.11.2022 – 10 km, 600 m runter/400 m rauf

Zu unserem Wanderausgangspunkt in Imada fuhren wir wieder auf der aussichtsreichen Strasse hinauf und bogen dann aber nach Süden ab. Schon die kurvenreiche Strasse dorthin, bot unzählige schöne Ausblicke. Von Imada ging es dann immer bergab im Barranco de Guarimiar. Anfangs war der Weg recht gemütlich und führte durch Terrassenfelder. Später kamen wir zu den steileren Passagen, die durch loses Lavagestein steil bergab führten und unsere ganze Konzentration brauchten. Aber die Aussichten waren einfach grandios. Wir wanderten in der Sonne und freuten uns über jede Unterstellmöglichkeit an der Felswand im Schatten. Bei den Häusern von Guarimiar waren wir schon tief unten im Barranco und gönnten uns eine Mittagsrast im Schatten. Danach gingen wir eine weitere Stunde bergab bis zur Strasse, wo unser Bus stand. Hier gab es die Möglichkeit, die Wanderung zu beenden und mit dem Bus nach Playa de Santiago zu fahren, dort den Hafen anzuschauen und auf einen KAFFEE oder Barraquito einzukehren. Etwa die Hälfe der Gruppe nutzte diese Möglichkeit und die andere Hälfte wanderte steil bergan über 400 Höhenmeter hinauf zur Hauptstrasse, um dort oben dann später in den Bus einzusteigen. Gemeinsam fuhren wir dann hinauf zu einer Bar und liessen den anstrengenden Wandertag bei einem leckeren Getränk ausklingen. Zum Abendessen gingen wir gemeinsam zum Hafen in das Restaurant Los Caprichos.

Wanderung zum Garajonay am 08.11.2022 – 11 km, 40 m rauf/630 m runter

Heute stand die Wanderung auf den höchsten Berg der Insel La Gomera, den Garajonay mit 1487 m Höhe, auf dem Programm. Dazu fuhren wir wieder auf bekannter Strecke bergan und verliessen auf einem gut besuchten Parkplatz unseren Bus. Von da an wanderten wir auf einem bequemen Weg zunächst im leichten bergauf und bergab hinauf auf den Gipfel des Garajonay. Wir hatten Glück und eine wunderbare Aussicht auf die umliegenden Inseln Teneriffa mit dem Teide, La Palma und El Hierro. Nun gingen wir bergab zunächst bis zum Mirador de Igualero, wo wir unsere Mittagspause in Gesellschaft von vielen Echsen machten. Auf dem weiteren Weg bergab kamen wir an einem Ziegenbock vorbei, der sich an einem starken Ast mit seiner Leine verheddert hatte und fest hing. Er brauchte Hilfe und sogleich leisteten die Mutigen aus der Gruppe erste Hilfe und befreiten ihn aus der misslichen Lage. Wir wanderten immer weiter bergab und umrundeten schliesslich einen tiefen Barranco. Die Wanderung endete in Chipute in einer Bar, wo wir uns wieder mit einem Drink belohnten. Zum Abendessen gingen wir heute in das Restauran 4 Caminos und genossen ein sehr reichliches Abendmenue.

Wanderung im Norden zum Sky Walk am Mirador de Abrante am 09.11.2022 – 7 km, 350 m rauf/350 m runter

Auf La Gomera müssen immer wieder Wege gesperrt werden wegen Steinschlag oder einfach wegen schlechter Wegbeschaffenheit. Ein solcher Weg stand heute auf unserem Tageswanderprogramm und so organisierte Ulrike eine Alternativwanderung, von der wir sehr begeistert waren.
Zunächst fuhren wir mit dem Bus gen Norden durch einen Tunnel, der den Süden vom Norden der Insel trennt. Den ersten Fotostopp gab es hinter Hermigua und den zweiten oberhalb von Agulo. Danach nahm unser Bus eine schmale Strasse hinauf zum Besucher Zentrum. Dort begann und endete auch unsere Wanderung. Zunächst liefen wir steil bergab und bogen dann in einen Wanderweg ein, der zwischen den Terrassenfeldern lang führte. Hier konnten wir viele Kulturpflanzen sehen und hatten tolle Ausblicke in tiefe Schluchten bis hin zum Meer. Dort wo der gesperrte Wanderweg von unten ankam, gingen wir weiter steil bergan bis in die rote Wüste. Dieses Gebiet wurde vor Jahrhunderten abgeholzt und nun hat es die neue Vegetation schwer, hier wieder zu wachsen. Am Abhang mit Blick hinunter nach Agula steht der Mirador de Abrante, einst ein angesagtes Restaurant, welches aber leider während der Corona Pandemie geschlossen wurde. Das Besondere ist aber die Glasplattform ca. 7 m lang, über dem Abgrund mit Blick hinunter nach Agulo. Das war der Höhepunkt unserer Wanderung und dort im Gelände machten wir auch gleich unsere Mittagspause. Durch die rote Wüste wanderten wir wieder nach oben bis zum Informations Zentrum. Zur besten Kaffeezeit gab es für jeden einen Gofiokeks und im Informations Zentrum eine interessante Ausstellung anzuschauen. Zum Abendessen trafen wir uns in einem kleinen Lokal mit Namen Donde Marco´s und da gab es wunderbar zubereiteten frischen Fisch.

Fakultativer Ausflug nach Valle Gran Rey am 10.11.2022 – 11 km Wanderung am Strand

Der heutige Tag war frei und es wurde empfohlen, an einer Walbeobachtungsfahrt teilzunehmen. Unsere Gruppe aber hatte andere Pläne. Wir fuhren mit dem Linienbus einmal quer über die Insel nach Valle Gran Rey, dort wo in den 70er Jahren die Hippies zu Hause waren. Valle Gran Rey liegt an der Südwest Küste Gomeras und hat einige Badebuchten, so mit der Playa del Ingles auch eine FKK Badebucht. Wir wanderten von Strand zu Strand immer an der Küste entlang bis eben zum FKK Strand ganz an Ende der Bucht. Einige nahmen ein Bad in der "Baby"Bucht, völlig ungefährlich und unbehelligt von den stürmischen Wellen. Am Nachmittag fuhren wir mit der Benchi Express Fähre wieder zurück nach San Sebastian. Wir konnten geschützt draußen sitzen und die herrliche Südküste Gomeras im Vorbeifahren genießen. Das war ein wunderschöner Tag und wir hatten noch eine unbekannte Ecke der Insel kennen gelernt. Zum Abendessen trafen wir uns wieder im 4 Caminos und auch Ulrike war mit dabei.

Wanderung im El Cedro Lorbeerwald am 11.11.2022 – 11 km, 360 m hoch, 550 m runter

Unser letzter Wandertag war gekommen und den verbrachten wir noch einmal im Lorbeerwald. Der Bus brachte uns hinauf in die Berge und auf 1350 m Höhe stiegen wir aus und begannen unsere Wanderung durch den El Cedro Lorbeerwald. Zunächst gingen wir steil bergab, teils über Stufen, teils über steile Wege. Unterwegs sahen wir jahrhunderte alte Gagelbäume und pünktlich 11.11 Uhr gab es ein Schlückchen Gomera Wein und dazu einen kleinen "Ersatz"Pfannkuchen. Auf einer Lichtung bei der kleinen Wallfahtrskirche Lourdes machten wir unsere Mittagspause und stiegen dann noch immer weiter ab ins Tal. An einer Ferienhaussiedlung war der Umkehrpunkt und nun gings nur noch bergan. Zunächst recht steil über Treppen, dann weiter gemütlich auf einer schmalen, wenig befahrenen Strasse erreichten wir schliesslich oben wieder die Hauptstrasse. Dort wartete unser Bus, aber keiner wollte einsteigen. Alle wollten weiter wandern und so überquerten wir einen Bergrücken und erreichten schliesslich den Parkplatz beim Roque Agando. Dort waren dann auch bereit, in den Bus einzusteigen und nochmals zum Abschluss nett einzukehren. Aber die auserwählte Bar war sehr voll und so brachte uns der Bus zurück nach San Sebastian. Wir bedankten uns beim Fahrer und bei Ulrike und gingen auf dem Hauptplatz alle zusammen auf einen Kaffee, Barraquito ,ein Bier usw. Eine wunderschöne und erlebnisreiche Wanderwoche auf La Gomera fand so ihren würdigen Abschluss. Nun hiess es Kofferpacken.
Das letzte Abendessen nahmen wir wieder beim Hafen im Los Caprichos ein und diesmal überraschte uns Fabian mit einem fulminanten Menue und als Höhepunkt gab es eine Paella mit Meeresfrüchten.

Heimreise am 12.11.2022

Der Wecker klingelte sehr früh. Dennoch gab es schon Frühstück im Hotel für unsere Gruppe. Danach fuhren wir das kurze Stück zum Fährhafen und noch in voller Dunkelheit legte die ARMAS Fähre 7 Uhr ab. Langsam wurde es heller und schliesslich ging die Sonne auf. Das machte die Fährüberfahrt stimmungsvoll und kurz vor Teneriffa zeigten sich sogar Delphine im Meer. Vom Fährhafen brachte uns ein Bus ins Hotel Alua Atlantico und dort konnten wir noch einmal ausgiebig frühstücken und uns in der großen Hotelanlage ausruhen. Gegen Mittag wurden wir zum Flughafen Teneriffa Süd gebracht und von dort flogen wir zu 4 verschiedenen Flughäfen in Deutschland. Wir kamen alle pünktlich zu Hause an und werden diese Wanderwoche in bester Erinnerung behalten und gern an die sonnigen Tage zurück denken, wenn es dann in Deutschland kälter wird und der erste Schnee fällt.

Schlusswort

Liebe Wandergäste,
So eine Wanderwoche geht leider viel zu schnell vorbei, aber die Erinnerungen bleiben uns noch lange erhalten. Ich danke euch allen ganz herzlich für das nette Miteinander, die vielen interessanten Gespräche und dass ihr so tapfere Wanderer ward. Es hat mir echt sehr viel Spass gemacht. Für die bevorstehenden Feiertage wünsche ich euch eine besinnliche Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein hoffentlich friedliches Jahr 2023. Bleibt gesund, so aktiv und reiselelustig.
Dann freue ich mich auf ein Wiedersehen auf einer Reise bei Eberhardt Travel.
Eure Ria Heilmann/Wanderreisebegleitung

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Liebe Dorit,
herzlichen Dank für deine lieben Worte und ich freue mich sehr, dass es dir wieder gut gefallen hat und du dich gut erholt hast.
Alles Liebe und Gute von Ria

Ria Heilmann
26.11.2022

Liebe Ria,
vielen Dank für deinen Reisebericht. Zusammen mit den schönen Fotos spiegelt er eine tolle Wanderreise wider. Wir hatten super Wetter, eine gute Wanderreisetruppe, jeden Abend sehr gutes Essen in den unterschiedlichsten Restaurants und insgesamt zusammen auch mit Ulrike eine prima Organisation. Ich habe mich gut erholt und wieder Lust auf weitere Wanderreisen bekommen. Viele Grüße aus Braunschweig und eine schöne Adventszeit auch an alle Reiseteilnehmer
Dorit

Dorit Winkler
26.11.2022