Reisebericht: Silvester in Madrid – Jahreswechsel in Spanien

29.12. – 02.01.2024, 5 Tage Städtereise Madrid zu Silvester mit Stadtrundfahrt – Habsburger Viertel – Besuch des Königspalastes – Ausflug nach Toledo und Silvester–Abendessen


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Die Überraschung ist groß: Die Innenstadt Madrids, des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrums des Landes, erstrahlt auch nach den Weihnachtsfeiertagen in einem bunten Lichtermeer. Bis zum Dreikönigstag erleuchten Millionen von Lämpchen Straßen, Plätze und Gebäude. Sie entstammen der Kreativität mehrerer spanischer Designer und Architekten und ziehen die Besucher in ihren Bann.
Ein Reisebericht von
Wolfgang Balling
Wolfgang Balling

Kleine Annäherung an die Metropole

Von vier verschiedenen deutschen Flughäfen kommend trifft sich unsere kleine Gruppe im sehr guten Hotel Ganivet nahe der Puerta de Toledo, einem schönen erhaltenen Stadttor am Südrand der Innenstadt. Leider warteten drei Gäste am Flughafen vergeblich auf ihre Koffer.
Trotzdem brechen wir am frühen Abend voller Vorfreude auf zu einem längeren Spaziergang, der uns einen ersten Eindruck von der quirligen Metropole vermittelt. Entlang der Calle de Toledo erreichen wir bald die eigentliche Altstadt mit der arkadenumfassten Plaza Mayor mit ihren zehn Torbögen, wo uns ein wunderbarer Weihnachsmarkt erwartet: Zahlreiche farbenfrohe Stände mit Weihnachtsschmuck, Krippen, Spielsachen und Scherzartikeln. Und es wird immer voller unten auf der Calle Mayor in Richtung Plaza Puerta del Sol, dessen goldfarben leuchtende Weihnachtstanne schon von weitem erkennbar ist, und wo ein Durchkommen durch die Menschenmassen fast unmöglich erscheint. Vorbei an der Skulptur der Bärin am Erdbeerbaum, dem Wahrzeichen Madrids, geht es weiter die exquisite Calle de Alcala mit ihren prachtvollen Palastfassaden entlang bis zu unserem Ziel, dem Cafe-Restaurant La Pecera del Circulo de Bellas Artes, in dessen Mitte sich eine nackte Jugendstilschöne aus Marmor räkelt - ein hervorragendes Menü rundet den schönen Abend ab.


Ausflug nach Toledo

Alle sind sehr gespannt auf unseren Ganztagesausflug nach Toledo, der früheren Hauptstadt, die mit der Thronbesteigung Karls V. zur wichtigsten Stadt der Welt wurde - bevor Philipp II. den Hof nach Madrid verlegte. Zusammen mit unserem örtlichen Reiseleiter Thomas schaffen wir die 70 Kilometer in einer Stunde. Die "Stadt der Drei Kulturen" empfängt uns mit Mystik, denn dichter Nebel verhüllt die über dem Tajo gelegene Altstadt. Doch nach wenigen Minuten hoch oben über dem Fluss genießen wir ausgiebig das phantastische und einmalige Gesamtpanorama mit der berühmten Silhouette Toledos bereits im gleisenden Sonnenlicht.
Wieder unten angekommen geht es vom Busparkplatz aus mit einer langen Rolltreppe hinauf zu dem auf einem Bergsporn gelegenen Stadtkern. Unser Rundgang beginnt an der Plaza Zocodover: Der ursprüngliche Viehmarkt ist seit maurischer Zeit das lebendige Handelszentrum Toledos. Die nahegelegene Festung des Alcazar, einst kaiserliche Residenz, liegt auf dem höchsten Punkt der Stadt. Wir durchstreifen das frühere Handwerkerviertel mit den typischen Geschäften der Waffenschmiedekunst. Und wir bewundern die Vermischung der Baustile der Gebäude, insbesondere den Mudejarstil, da die meisten maurischen Bewohner auch nach der Wiedereroberung durch die Christen im 11. Jahrhundert in der Stadt blieben.
Der Besuch der Kathedrale, höchstrangige Kirche Spaniens, wird zum absoluten Höhepunkt: Das geschnitzte Chorgestühl, der goldene Hauptaltar, die Sakristei mit den Werken bekannter Maler und die Prozessionsmonstranz beeindrucken am meisten.
Nach einer stärkenden Pause in einem kleinen Cafe El Greco spazieren wir ins jüdische Viertel mit der interessanten Synagoge Santa Maria la Blanca, die sich wiederum im besten Mudejarstil präsentiert. Der Rundgang endet am Kloster San Juan de los Reyes, letztes grosses gotisches Bauwerk in Toledo - mit den Fußketten der Christen an den Außenwänden, die in den Kriegen gegen die Mauren befreit worden waren.
Ein herrlicher Ausflugstag geht zu Ende: Unser Abendessen nehmen wir später in Madrid in der Taberna Daniela im Habsburgerviertel ein.


Stadtrundfahrt und –rundgang in Madrid mit königlichem Schloss

Die Sonne scheint am heutigen Silvestertag zwar nicht, doch freuen wir uns alle auf die umfangreiche Besichtigung der Hauptstadt. Mit dem Bus und der örtlichen Reiseleiterin Angela geht es zunächst bei sehr wenig Verkehr in die Außenbezirke Madrids. Vorbei am ägyptischen Tempel erreichen wir am Kolumbusplatz den Paseo de la Castellana, die breite Ausfallstraße nach Norden, mit seinen kunstvollen Großbürgerpalästen, den gewaltigen modernen Hochhäusern und Türmen. Am neugestalteten Bernabeu-Stadion und an der alten Stierkampfarena machen wir kurz halt, ehe wir über das Nobelviertel Salamanca in die Innenstadt weiterfahren.
Unseren Spaziergang dort beginnen wir an der Plaza de Canalejas. Die Puerta del Sol mit dem Null-Kilometerstein im Pflaster vor dem eleganten Gebäude der Kommunalverwaltung und der großen Reiterstatue von Karl III. präsentiert sich bei Tageslicht als imposantes Stadtzentrum und wichtigster Verkehrsknotenpunkt. Nach ein paar weiteren Informationen auf der Plaza Mayor und einem kurzen Abstecher in die Markthalle San Miguel gelangen wir zur Plaza de la Villa: kein Winkel der Stadt ist stärker vom Barock geprägt, so das ehemalige Rathaus und die umliegenden Adelspaläste. Die Führung durch den Palacio Real, der einstigen königlichen Residenz, mit seinen unzähligen Wohn- und Repräsentationsräumen rundet unsere offizielle Stadtbesichtigung ab.
Mit einigen wenigen geht es nach der Kaffeepause an der Plaza Isabel II. vor der Oper weiter zur Plaza de Espana und von dort mit Metro nach Moncloa, von dessen Faro mit Außenaufzug aus wir herrliche Blicke über die Stadt genießen.
Bei der Rückkehr im Hotel erwartet uns die positive Überraschung: alle drei vermissten Koffer sind angekommen!
Wir ruhen uns aus und machen uns am Abend erneut auf den Weg zur Plaza Mayor, wo uns im Traditionsrestaurant Los Galayos ein gutes und reichhaltiges Silvestermenü erwartet und wir beschwingt und fröhlich in das Neue Jahr starten.


Retiro–Park und Literatenviertel in Madrid

Was gibt es in Madrid nach drei anstrengenden Tagen Erholsameres als bei herrlichem Sonnenschein den Retiro-Park aufzusuchen?
Mit dem öffentlichen Bus fahren wir zur Plaza de Cibeles und betreten die grüne Oase mitten im Stadtzentrum von der Puerta de Alcala her. Der riesige Park mit seinen Kultur-, Freizeit- und Sportmöglichkeiten lag zur Entstehungszeit im 17. Jahrhundert noch weit vor den Toren der Stadt und diente dem Vergnügen der königlichen Familie und als Nebenresidenz. Erst unter Königin Isabel II. verwandelte sich die "buen Retiro" (=gute Zuflucht) in einen öffentlichen Park. Der Estanque Grande, der große Teich mit dem Denkmal von Alfonso XII., war einst Schauplatz für Wasseraufführungen und Bootsfahrten der Könige.
Ende 19. Jahrhundert wurde anlässlich einer Bergbauausstellung der nahegelegene Neorenaissance-Palast Velazquez erbaut, der bekanntere filigrane Palacio de Cristal ursprünglich als gigantisches Gewächshaus für tropische Pflanzen. Und genau dort, wo sich die im Unabhängigkeitskrieg zerstörte königliche Porzellanmanufaktur befand, steht ein wunderbarer Springbrunnen mit der Skulptur des "Gefallenen Engels" bei der Vertreibung aus dem Paradies.
Am Murillo-Denkmal und am Prado-Museum vorbei schlendern wir anschließend den Paseo del Prado entlang und begeben uns am Neptunbrunnen hinein in das pittoreske Literatenviertel, wo einst Miguel de Cervantes und Lope de Vega gelebt haben.
Die nachmittägliche Essenspause in der Taberna El Sur de Puertas an der Plaza Santa Ana gibt uns neue Energie, und wir beenden letztlich unsere Neujahrstour am Mercado de San Miguel.
Am Abend fahren wir noch einmal zur herrlich beleuchteten Plaza de Espana und spazieren die nicht weniger spektakulär in Szene gesetzte Gran Via hoch bis zu unserem Flamenco-Lokal - eine tolle Show rundet den Tag und die Reise ab.


Heimreise

Ein letzter Spaziergang nach dem Frühstück auf der Calle de Toledo, ein paar essbare Kleinigkeiten aus dem Supermarkt..........
dann werden wir von den Transferbussen zu unterschiedlichen Zeiten am Hotel abgeholt und treten den Heimflug an.
Hasta luego Madrid!


Schlusswort

Nicht zuletzt aufgrund der tollen Weihnachsbeleuchtung ist für mich Madrid einer der besten Städtetrips, die man um die Jahreswende machen kann - noch dazu mit einer so umgänglichen netten Gruppe. Bleibt alle gesund! Und vielleicht auf Wiedersehen!

Kommentare zum Reisebericht