Reisebericht: Klassisches Spanien und Andalusien

16.10. – 29.10.2011, 14 Tage Madrid – Toledo – Córdoba – Sevilla – Granada – Valencia – Costa Brava – Barcelona


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Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass es eine ganz besondere Reise werden könnte, waren doch etliche alte Bekannte von früheren Fahrten dabei, so auch mein wackerer Chauffeur Roy.
Ein Reisebericht von
Dr. Bernhard Rink

Reisebericht

Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass es eine ganz besondere Reise werden könnte, waren doch etliche alte Bekannte von früheren Fahrten dabei, so auch mein wackerer Chauffeur Roy. Der Weg nach Paris ist lang, aber man hat dafür Zeit, sich mit Frankreich zu beschäftigen, umso mehr, wenn man an solch bekannten Orten wie Verdun, Varennes und Valmy vorbeifährt. Auch am nächsten Tag taten wir das und selbst als unser Bus nach der Pause kurz vor Bordeaux nicht mehr anspringen wollte, warteten wir gelassen stundenlang auf den Service. Dafür wurden wir am nächsten Tag in dem baskischen Seebad San Sebastian mit einer wunderschönen Aussicht auf die Bucht mit dem poetischen Namen La Concha belohnt.
Diejenige von Burgos war die erste auf der beachtlichen Liste von Kathedralen, die wir in den nächsten Tagen sehen sollten. Hier ist die nördliche Herkunft der Gotik noch ganz evident. Um nach Madrid zu gelangen, mussten wir u.a. die Sierra de Guadarrama überqueren; am Pass von Somosierra kam es 1808 beim Einmarsch der napoleonischen Truppen zu einem blutigen Gefecht; die Polen ehren hier ihre gefallenen Landsleute.
Madrid bietet wirklich für jeden etwas: von der neomaurischen Stierkampfarena bis zum Prado, dem unsterblichen Cervantes und dem berühmten Fußballstadion. Wir hatten überdies noch das Glück, das am Königsschloss die große Wache aufgezogen war und von der Plaza Mayor prächtige Kutschen mit berittener Eskorte dorthin zur feierlichen Akkreditierung der Botschafter pendelten.
Toledo, gesegnet durch seine imposante Lage und unter den verschiedensten Herrschern Hauptstadt Spaniens erlebte jahrhundertelang ein friedliches und gegenseitig befruchtendes Miteinander von Islam, Christen- und Judentum und diese Atmosphäre kann man heute noch spüren. Sie prägte die Spezialitäten: Klingen, Damaszener Arbeiten und Marzipan.
Cordoba, von den Römern gegründet und Heimat des Philosophen Seneca, war vor tausend Jahren die größte Stadt der Muslime in der westlichen Welt. Davon kündet die atemberau-bende Mesquita, Moschee und Kathedrale, wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht.
Und das ( nicht nur wegen Carmen) bezaubernde Sevilla mit seiner Kathedrale (die größte gotische überhaupt), welche das (oder eines von mehreren?) Grabmal des Columbus beherbergt, der Alcazar und die wundervollen Parks - man muss es einfach gesehen oder mit der Kutsche erfahren haben.
In Jerez kosteten wir den köstlichen Sherry (die Luxusvariante!) und fuhren dann durch das wilde Gebirge, welches versteckte weiße Dörfer birgt, in die meiner Meinung nach romantischste Stadt Spaniens, nach Ronda, für das Rilke so schwärmte. Geteilt durch eine abgrundtiefe Schlucht und mit der legendären Plaza de Toros, ein Mekka für viele bis heute, vor der dem Stier ein wunderschönes - also angemessenes Denkmal - gesetzt ist. In der Serrania de Ronda war das Räuberunwesen im 19. Jahrhundert so ausgeufert, dass man sich 1844 zur Gründung einer neuen Art von Polizei entschloss, der Guardia Civil. Heutzutage versucht das Museo del Bandolero dieses Phänomen möglichst vielseitig zu beleuchten.
Die Alhambra vor dem Hintergrund der Sierra Nevada - ein Anblick zum Sterben schön. Wer in diesen Palästen und Gärten schweift, beginnt die Sentenzen von Washington Irving zu bei-greifen, der einst hier wohnen durfte. Auch am Albuacin wird die maurische Vergangenheit lebendig, zumal in der Nacht nach einem Besuch beim leidenschaftlichen Flamenco.
In Purullena gibt es noch ein paar hundert Menschen, die in Höhlen wohnen. Heutzutage recht komfortabel und ökologisch korrekt. Ein besonderes Erlebnis, wenn einem eine junge Familie Zutritt zu einer solchen Heimstatt gewährt.
Valencia - hier starb 1099 El Cid, kämpfend - wie er gelebt hatte. In der Kathedrale liegt der „Heilige Gral“ (doch, doch nach deren eigenen Aussagen!) und von der Wasserglocke auf dem Miguelete wird wie seit Jahrhunderten die Bewässerung der Huerta geregelt. Aber die Stadt ist nicht nur uralt, sondern auch supermodern. Beim Bau der „Stadt der Künste und der Wissenschaften“ durfte sich die Elite der zeitgenössischen Architektur einmal so richtig austoben. Sehenswert, auch für Leute mit eher konservativem Geschmack.
Ab an die Costa Brava. In Santa Susanna urlauben eigentlich eher Leute mit Massen-Geschmack. Für uns aber Gelegenheit, das Mittelmeer auszuprobieren und guter Ausgangspunkt zur Erkundung von Barcelona, der offenen Rivalin von Madrid und Hauptstadt des (vielleicht ein bisschen zu) selbstbewussten Katalonien. Egal, man muss die originellste Kirche der Welt, das Hauptwerk des genialen Gaudi, die Sagrada Familia einfach gesehen haben. Und dann soll man in zehn Jahren wiederkommen, denn dann sieht sie wieder ganz anders aus (starker Tourismus-Marketing-Trick!). Einmalig die Aussicht vom Montjuic; Vorsicht auf der Rambla!
Durch das Katharerland und das Rhonetal aufwärts nach Besançon, wo schon Caesar zugange war . Die Landschaft von Burgund und im Jura ist lieblich und lädt zum Verweilen ein. Doch unsere Reise war leider schon am Ende. Ich jedenfalls werde sie nicht so leicht vergessen, denn sie war einfach schön und eine Gruppe, die so gut zusammenpasste, hat man auch selten.
Herzlichst bis zum nächsten Mal
Bernhard Rink

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