Reisebericht: Große Rundreise Südamerika von Peru bis Patagonien

03.11. – 26.11.2017, 24 Tage Rundreise durch 5 Länder: Lima – Machu Picchu – Titicaca–See – La Paz – Santiago de Chile – Torres del Paine–Nationalpark – Perito Moreno–Gletscher – Buenos Aires – Iguazu–Wasserfälle und Rio de Janeiro


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Kurs Süd, Süd - Süd-Amerika! Der Traum vom Andenhochland. Steppe, gewaltige Felsformationen sowie die mystische Welt der Inkas. Der Traum von Patagonien. Eisige Weite, fabelhafte Tierwelten und beeindruckender Pampa.
Der Traum von Gauchos, Tango und Samba-Tänzern. Das Feuer Südamerikas zu spüren. Sowie der Traum des Brasilianischen Urwaldes, sagenhaften Flüssen und Wasserfällen, weiten Sandstränden und bunten Häusern. - alles nur ein Traum, oder war es Wirklichkeit?
Ein Reisebericht von
Eric Richter

1. Tag, 03.11.2017, Freitag – Flug

Mitten in der Nacht, von Donnerstag auf Freitag, sind wir aufgebrochen. Gegen 2 Uhr morgens ging es mit einem Klein-Bus Richtung Berlin. Dort angekommen versammelt wir 10 uns bevor es zum Check-Inn ging. Wir nahmen noch ein kleines Frühstück zu uns und schon ging es in die Luft. Die erste Zwischenstation hieß Charles de Gaulle in Paris. Ebenfalls mit Air France ging es dann vom zweitgrößten Flughafen Europas über den großen Teich. Als wir von der Bretagne auf den Atlantik stießen wurde es etwas holprig, ein paar Turbulenzen schüttelten unsere zweimotorige Boeing. Gegen 19:28 Land in Sicht! Wir hatten den südamerikanischen Kontinent erreicht. Doch ein paar Stunden mussten wir noch ausharren bis wir in Lima landeten. Es war nun schon spät in Peru und wir fuhren mit dem Bus zum Hotel.

2. Tag, 04.11.2017. Samstag – Lima

Unser erster Tag in Südamerika. Unser Hotel liegt in der peruanischen Hauptstadt Lima, im Stadtteil San Isidro. Nicht weit davon hat sich auch der aktuelle Präsident niedergelassen. Deshalb wurden wir gleich am Anfang unserer City-Tour von einer kleinen Polizei-Kolonne und schwarzen Vans überrascht. Schnell waren wir aber in der Altstadt von Lima. Dort haben wir erst einmal unsere mitgebrachten Euros und amerikanische Dollar in peruanische Sonnentaler, also Sol, umgetauscht. An dem historischen Hauptlatz angekommen, der Plaza de Armas, bestaunten wir die umliegenden Bauwerke. Wie zum Beispiel die Kathedrale von Lima aus dem frühen 16. Jahrhundert, die Elemente gotischer und neoklassizistischer Architektur bereit hält sowie Teile der Renaissance. Des Weiteren konnten wir den Palast des Erzbischofes sehen, den Regierungspalast von Lima und einige historische Gebäude mit gelber Fassade und dunkelbraunen Holzbalkonen. Im Anschluss gingen wir in die Pasaje Santa Rosa und kamen an der alten Post- und Telegrafenzentrale „Casa de Correos y Telegrafos" vorbei, das heute als „Haus der peruanischen Küche" genutzt wird.
Als nächstes stand die Basílica de la Veracruz oder auch Basílica del Santísimo Rosario del Convento de Santo Domingo auf dem Programm. Das Kloster ist bekannt für ein ganz besonderes Artefakt. Denn es beherbergt einen Splitter des Kreuzes an dem Jesus Christus einst aufgebahrt wurde. Noch heute leben in dem Kloster etwa 45 Dominikaner Mönche. Außerdem ist das Kloster für seine Universität und Bibliothek bekannt. Hier im Kloster wurde die erste Universität Südamerikas 1551 gegründet. Die Kirche spielte und spielt eine große Rolle in der Gesellschaft. Die Priester organisieren und schaffen viel für die Allgemeinheit. Bedürftige bekommen Hilfestellung bei Schulen, Anwälten, Krankenhäusern, Ärzten, usw.
Ursula, unsere Reiseleiterin in Lima, erklärt uns noch etwas zur schachbrettartigen Stadtplanung, die in vielen amerikanischen Städten zu finden ist. Die vier Ecken der Stadtordnung, ausgehend von der Haupt-Plaza waren am wichtigsten. So waren je an einer Ecke der Plaza de Armas die Orden der Dominikaner, Franziskaner, Jesuiten vertreten.
Wir fuhren in den Stadtteil Miraflores, wo wir am Hafen ausstiegen. Nach dem Mittagessen schlendern wir die Avenida Jose Larco bis zum Kennedy Park hinauf, wo wir noch etwas die Kunst und das Treiben auf der Straße beobachteten. Über die Avenida Arequipa und den angrenzenden Olivenhain erreichten wir unser Hotel.
Am Abend besuchten wir eine Tanzveranstaltung, wo uns bei einem reichhaltigen Essen mit verschiedensten peruanischen Spezialitäten, mehrere Tänze des Andenhochlandes und Altiplano aufgeführt wurden. Die Künstler nahmen dabei mehrere Gestalten an, sie verkörperten Gauchos, Inka-Schamanen sowie Teufel und Waldbewohner.

3. Tag, 05.11.2017, Sonntag – Cusco

Wir frühstückten relativ zeitig. Denn bereits um kurz nach 7 Uhr ging es über die buckligen Straßen Limas zum Flughafen. Heute wollten wir nach Cusco fliegen. Nachdem wir die übliche Wartezeit am Gate abgesessen hatten, saßen wir nun endlich freudig im Flieger. Doch es passierte nicht viel. Letztendlich mussten wir noch fast eine Stunde am Boden warten bis wir die Starterlaubnis bekamen. Der Ausblick auf das Andenhochland war gigantisch. Tiefe Schluchten, teilweise schneebedeckte Berge, die durch die aufbrausenden Wolken immer wieder durchblitzten. Die Landung in Cusco war dann etwas holprig - wir mussten eine enge Schleife über die Stadt drehen, dabei ließen ein paar Turbulenzen den Flieger in der Seitenlage ordentlich wanken. Die Flügel schlugen hoch und runter - aber der Pilot brachte uns sicher auf die Landebahn. Nun waren wir da, im Zentrum des Andenhochlandes und der ehemaligen Hauptstadt der Inkas, auf rund 3.400 Meter über dem Meeresspiegel. Die große Frage die sich wohl jeder stellte - wie werde ich wohl die Höhe vertragen?
Mit Rául ging es dann erst einmal in unser Hotel, welches einen wunderbaren, glasüberdachten Innenhof hat, um das Gepäck zu verstauen. Auf dem Weg dorthin konnte man schon die eindrucksvollen historischen Gebäude bestaunen. Immer wieder sieht man Denkmäler und Fresken die an die Zeit der Inkas erinnern sowie alte Mauern, wo später die Spanier ihre Bauwerke im Kolonialstil aufsetzten. Als wir das Hotel über die schmalen Kopfsteinpflaster erreicht hatten, kam wenig später unser örtlicher Reiseleiter Jorge hinzu. Wir gingen in ein nahegelegenes Restaurant um uns zu stärken. Eine der köstlichen peruanischen Suppen stand auf dem Speiseplan sowie ein saftiges Lama-Steak. Frisch gestärkt ging es eine Straße weiter auf den Hauptplatz der historischen Altstadt, oder auch Plaza de Armas genannt - Waffenplatz, wie viele der wichtigsten Plätze in Südamerika genannt werden. In der Mitte, ein wunderschöner Brunnen mit einer goldenen Statue eines Priesters. Die linke Hand nach oben gerichtet und das Haupt erhoben. Mit dem Symbol der Sonne auf der Brust und an seiner Kopfbedeckung. Daran drei goldene Federn. Die Zahl drei - auf die wir noch oft treffen werden.
Wir gehen in die Kathedrale von Cusco, dem Templo de la Sagrada Familia. Mit der Eroberung Südamerikas versuchten die Spanier die Ureinwohner zum katholischen Glauben zu bekehren. Sie errichteten Kirchen und Kathedralen auf den Ruinen von Tempeln, die sie zerstört hatten. So kamen Baumeister aus Europa nach Cusco und gründeten eine Schule im 17. Jahrhundert. Sie unterrichteten die Einheimischen in der Bildhauerkunst. Mit der Zeit entwickelte sich ein neuer Stil - der Anden-Barock! Ein wunderschönes Beispiel ist der Templo de la Sagrada Familia, wo drei Gotteshäuser zu einem verschmolzen sind. Zahlreiche Symbole und florale Ornamente der Anden und der Inkas sind in die katholische Kirche geflossen. Die Eroberer konnten die Welt der Inkas nie zerstören, denn selbst in dem aufgesetzten Glauben den die Eroberer den Inkas aufzwangen, lebte die ursprüngliche Kultur weiter. Gold bedeutet Sonne, Silber ist der Mond. Man findet zahlreiche Spiegelflächen in der Kirche, was zum einen das Silber ersetzen sollte, aber zum anderen für die Inka-Bevölkerung neu, exotisch und göttlich gewesen sein muss. Für die Spanier war dies ein guter Ersatz, denn so konnten sie mehr Silber mit nach Spanien ausführen.
Überall kann man die Mischung zweier Kulturen entdecken. Bei den verschiedensten Elementen der Kirche kann man versteckte Artefakte der Inkas finden.
Wir verlassen die äußerst eindrucksvolle Kathedrale und fahren mit dem Bus die steilen Hügel hinauf. Man sieht ein Gewitter aufziehen, es grummelt ein wenig und leichter Regen setzt ein. Dennoch schauen wir uns aber die Ruinen von Sacsayhuaman an, die sich oberhalb der Stadt Cusco befinden. Hier erlangen wir einen ersten Eindruck über die gewaltige und filigrane Baukunst der Inkas. Wir rundeten unsere Tagestour ab, in dem wir noch einen kurzen Halt nahe des weißen Christo machten, der über der Stadt thront. Auf dem Weg zurück ins Hotel sahen wir uns den Sonnentempel an, der ebenfalls im Zentrum von Cusco liegt. Auch hier haben die Spanier die alte Tempelanlage als Fundament verwendet und einfach ihr Bauwerk oben aufgesetzt.
Nach dem langwierigen und aufreibenden Essen im Casa Qorikancha und natürlich auch müde von der Höhenluft, vielen wir todmüde ins Bett.

4. Tag, 06.11.2017, Montag – von Cusco nach Ollantaytambo

Früh sind wir wieder auf den Beinen, für die nächsten zwei Nächte verlassen wir Cusco und brechen in Richtung heiliges Tal auf. Nicht weit von der Stadt Cusco entfernt machen wir einen Stopp an der Wächteranlage Puka Pukara, oder auch rote Festung genannt. Bei den Eroberern, die mit kriegerischen Absichten in das Land einfielen, wurden nahezu jede Stätten der Inkas als Festungen oder Wehranlage bezeichnet. Jedoch kann man davon ausgehen, dass die Inkas diese Stätte nicht zur Verteidigung nutzten, sondern als Aussichtsposten und Versorgungszentrum. Denn das Land war groß, und alle Wege führten zum Zentrum, zum Nabel der Welt - nach Cusco. Die Inkas hatten ein hervorragendes Kommunikations- und Boten-Netzwerk mit dem sie schnell über mehrere Kilometer und Berge sich verständigen und austauschen konnten.
Ein paar Meter weiter hielten wir an der Brunnenanlage Tambo Machay. Hier hatten die Inkas den natürlichen Felsen bearbeitet und so einen heiligen Platz errichtet. Nun verließen wir das umliegende Gebiet von Cusco und fuhren in das ungefähr 30 Kilometer entfernte Pisac. Auch hier versteckt sich hoch in den Bergen eine ehemalige Inka Stadt. Doch wir haben es diesmal auf den Markt abgesehen. Der berühmte Markt von Pisac in dem sich so einige Händler tummeln. Wir schlugen uns durch die schmalen Gassen, die mit den einfachen Ständen eng bebaut sind. Zahlreiche Souvenirs werden einem dort angeboten - Ketten, Armbänder, Schmuck in Silber, Stein, Holz und als Gewebe, diverse Textilien und Hüte. Hier konnte ich mich für die höheren Lagen mit einem Poncho ausstatten und einem Hut gegen die Sonne. Für den kleinen Hunger zwischendurch konnten wir in einem Hinterhof leckere Empanadas, gefüllt mit Hühnchen, Rindfleisch oder Käse, essen. Sie wurden direkt aus dem großen Steinofen gezogen. Nebenbei hat der Bäcker ein paar frische Meerschweinchen für die einheimischen Familien gebacken. Ein Nationalgericht, das noch aus der Inka-Zeit stammt.
Als letzten Tagespunkt hatten wir heute noch eine weitere Inkaanlage im Programm - Ollantaytambo. Auf dem Weg dorthin mussten wir noch fast 60 Kilometer im heiligen Tal fahren, immer am Fluss Urubamaba entlang. Nur wenige Ortschaften von Pisac entfernt, jede Ortschaft hält hier ihre Spezialitäten bereit, hielten wir in Lamay. Diese Ortschaft war auf Meerscheinwein spezialisiert. So kehrten wir in das Restaurant Cuyeria Into ein, dessen Name so viel wie Meerschweinchen-Sonne bedeutet. Am Eingang begrüßte uns auch gleich eine fröhlich lachende Meerschweinchen-Skulptur. Anfangs waren alle schon etwas skeptisch. Meerschweinchen, so frisch gebacken, sieht es schon ein wenig gruselig aus und ist ja auch nicht gerade typisch für uns Europäer, die diese Tiere wohl lieber als Haustiere haben als auf der Speisekarte. Aber dennoch, nachdem alle Ängste und Skepsis überwunden war schmeckte es doch tatsächlich. Und jede Menge Spaß hatten wir auch noch dabei, als plötzlich das Kartoffel-Monster auf dem Tisch stand...
In Ollantaytambo angekommen ging es kurzer Hand eine schmale Gasse hinauf und über den Markt. Die Terrassen der Stätte waren weit in den Fels eingemeißelt und erschienen vielen sehr steil. Zahlreiche Treppen führten nach oben. Auch wenn man sich mit ein paar Coca-Blättern stärkte, kam man schnell außer Atem. Oben angekommen hatten sich aber der Ausblick auf das Tal und der Anblick des Sonnentempels gelohnt. Wir verließen nun Ollantaytambo wieder, die Sonne war schon hinter den Bergen verschwunden und die Dämmerung setzte langsam ein. Wir fuhren ein Stück zurück, bis wir in das Dorf Urubamba kamen, das den gleichen Namen wie der anliegende Fluss trägt. Dort ging es über eine buckelige Schotterpiste zum Hotel - sehr idyllisch in der Natur gelegen, mehrere kleine Hütten im Stile einer Hacienda.

5. Tag, 07.11.2017, Dienstag – Machu Picchu

Erwachen auf der Hacienda, die Vögel zwitschern, die Luft ist angenehm frisch, der Himmel ist klar. Es ist schon hell und in der Ferne sieht man die Nebelschwaden flach über die Berge ziehen. Etwa 7 Uhr und wir fahren wieder nach Ollantaytambo. Den Großteil unseres Gepäcks haben wir hier zurückgelassen. Leicht bepackt kamen wir an der Inka Rail an, dem Bahnhof der Ortschaft. Es herrscht reges Treiben am Bahnsteig. Wir drängen uns durch die Menschen zum Abteil B vor. Der Zug fährt ein, die Schaffner blasen in ihre Pfeifen. Man fühlt sich fast achtzig Jahre zurückversetzt. Wir steigen ein. Der Zug rollt - die Freude ist groß! Man hat einen herrlichen Ausblick in dem Panorama-Zug und kann schön beobachten wie sich die Landschaft langsam vom trockenen Hochgebirge zum saftig-grünen Urwald entwickelt. Am Vormittag kommen wir in Aguas Calientes an oder heute auch Machu Picchu Pueblo genannt. Wir ruhen uns noch ein wenig im Hotel Inkaterra aus, was inmitten des Waldes liegt. Ein Garten Eden des Dschungels - mehrere kleine, strohbedeckte Häuschen verstecken sich inmitten des dichten Waldes. Ein verzweigtes Netzwerk aus Wegen führt einen zu den unterschiedlichen Unterkünften. Zentral gelegen der Pool und die Sauna, welche aussieht wie eine riesige Kokosnuss. Nun war es aber Zeit! Der Berg ruft - Machu Picchu! Wir verließen unser Dschungel-Camp und spazierten durch die Inka-Hotel-Stadt zur Busabfahrt. Wir fuhren zum Eingangstor der Inkastätte in zahlreichen Serpentinen etwa 1.300 Höhenmeter hinauf. Dort angekommen kehrten wir noch kurz in das Restaurant ein um uns für den Nachmittag zu kräftigen. Eine große Auswahl an peruanischen Gerichten stand am Buffet bereit.
So! Nun konnte es endlich losgehen, der Augenblick war gekommen. Wir gingen durch das Eingangsportal, einen leichten Bogen, begleitet von einem gewaltigen Bergpanorama auf der rechten Seite. Zur Linken, ein relativ steiles Dickicht, was wir noch überwinden mussten. Zuerst sahen wir ein paar Lagerhäuser der Inkas, mit Stroh bedeckt. Dann mussten wir uns noch ein paar Höhenmeter nach oben kämpfen und dann war es endlich da! Eine langvergessene und gut erhaltene Ruinen-Stadt, die die Spanier nie gefunden hatten und die erst im Jahre 1911 wieder so richtig auftauchte. Die inzwischen wohl berühmteste und meistbesuchte Inka-Stadt wurde laut der Chronisten um 1450 auf Befehl des damaligen Herrschers Pachacútec Yupanqui errichtet. Die Stadt umfasst Hunderte steinerne Bauten, zahlreiche Terrassen, die die Inkas für die Landwirtschaft nutzten und auch als Berg-Befestigung, sowie Tausende und Abertausende von Stufen! Wunderbar gelegen zwischen den beiden Berggipfeln Huayna Picchu und den gleichnamigen Machu Picchu. Die Besichtigung der Anlage machte großen Spaß und ließ die Anstrengung der Höhe und der Treppenstufen fast vergessen. Jorge erläuterte uns wie gewohnte zahlreiche Dinge zur Lebensweise, Bauart und Kultur der Inkas. Eindrucksvoll auch die zahlreichen Tempel die dort zu finden sind. Was mich besonders fasziniert ist der Sonnentempel. Denn in ihm kommt es immer zur Sonnenwende zu einem besonderen Ereignis. Der Tempel wurde so ausgerichtet, dass am Tage der Sonnenwende das Licht der aufgehenden Sonne entweder über einen Bergkamm (Wintersonne) oder durch das Kilometer entfernte Sonnentor (Sommersonne) scheint und direkt durch eine Öffnung in den Tempel strahlt. Durch dieses besondere Ereignis, wussten die Inkas hervorragend ihre Landwirtschaft zu nutzen. In der Kultur der Inkas war es aber auch üblich dem Gott der Sonne - Inti oder auch der Muttererde - Pachamama etwas zu opfern. So geht zum Beispiel auch der erste Schluck Wasser den man trinkt oder das erste Stück Brot zur Pachamama. Den Sonnengott Inti zu huldigen war da nicht ganz so leicht. Die Inkas haben immer die kostbarsten Dinge ihren Göttern gegeben - so waren Opfer von Tieren keine Seltenheit. Aber das Jahr war lang und so opferte man zu bestimmten Feiertagen auch Menschen. Und was war wohl kostbarer als eine Jungfrau aus der Stadt, die Schönste die man Inti bieten konnte? Ja, war dies einst wirklich geschehen? Es ist in der heutigen Zeit kaum vorstellbar - jedoch sind die zahlreichen Opfersteine eindrucksvoll. Meisterlich hat man den Fels bearbeitet. Riesige Steine von Tempelanlagen über Terrassen, mehrere Tonnen schwer wurden sie filigran behauen, geschliffen und auf ein Zehntel genau bewegt.
Bis zum Abend blieben wir auf dem Gelände. Mit Einsetzen der Dämmerung begaben wir uns zu den Bussen. Ich entschied mich kurzerhand mit Sabine die Stufen bis zum Hotel zu Fuß zu laufen. Es wurde schnell dunkel, wir schafften es gerade so zum Abendessen zurück ins Hotel. Trotz des anstrengenden Tages war es gut noch einmal dem Urwald etwas näher zu sein und auf dem Weg durch die Stadt dem Donnern des Flusses zu lauschen.

6. Tag, 08.11.2017, Mittwoch – zurück nach Cusco

Heute hatten wir ein weiteres Mal die Möglichkeit den Machu Picchu zu besuchen. Aber nur René und ich wagen noch einmal den Aufstieg. Kurz vor halb sechs Uhr morgens reihen wir uns ein in die lange Schlange mit geschätzten 400 Leuten. Es geht aber einigermaßen schnell und wir gelangen zum Haupteingang. Wir hatten uns entschlossen weiter nach oben, bis zum Sonnentor, zu gehen. Leider war es an diesem Tag nicht so schön klar wie am Tage zu vor. Deshalb hatten wir leider nicht die beste Sicht. Nachdem wir eine Weile gewartet hatten, gingen wir wieder zur Hauptanlage zurück, da wir auf der anderen Seite noch die Inkabrücke besichtigen wollten. Der Legende nach soll dies ein alter Fluchtweg der Inkas gewesen sein.
Kurz vor dem Mittag sind wir wieder zurück in Aguas Calientes. Wir können noch eine Kleinigkeit essen, bevor wir uns mit den anderen treffen. Die meisten hatten den Vormittag genutzt um sich etwas auszuruhen und die eindrucksvolle Hotelanlage im Urwald zu nutzen oder auch um in der Stadt die Souvenir-Shops unsicher zu machen.
Um 13:37 Uhr fuhren wir mit der Panorama-Bahn ab. Bei der Fahrt wurden wir sehr gut unterhalten. Neben dem tollen Panorama was an uns vorbeiflog, machten die Zugbegleiter ein kleines Unterhaltungsprogramm, was wirklich sehr lustig war. In einem südamerikanischen Karnevalskostüm sprang eine Art Drache durch den Waggon, begleitet von Anden-Musik. Er rief Brrrrr..., Brrr... und verbreitete große Freude! Im Anschluss gab es noch eine kleine Modenschau mit typischen, handgefertigten Kleidungsstücken aus Peru, für Sie und für Ihn. So verflog die Zeit wie im Flug und wir waren auch schon wieder in Ollantaytambo angekommen, wo unser Bus mit unserem Hauptgepäck auf uns wartete. Wir fuhren dann über die Berge und durch die Ortschaften Urubamba, Chinchero und Chachimayo zurück nach Cusco.
Nach dem Abendessen im naheliegenden Restaurant spazierten wir noch an der Hauptplaza in Cusco vorbei und kraxelten die steile Pflasterstraße zum Künstlerviertel San Blas hinauf, wo wir uns ein Abschluss-Getränk gönnten.

7. Tag, 09.11.2017, Donnerstag – Altiplano & Titicaca

Am frühen Morgen hieß es wieder Sachen packen und aufsitzen. Wir hatten eine lange Fahrt über das Altiplano vor uns. Knapp 400 Kilometer von Cusco nach Puno, an den Titicaca-See, sollten uns gute elf Stunden beschäftigen. Nach gut einer Stunde Fahrtzeit machten wir aber unseren ersten Stopp. Jorge, der uns heute wieder führte, zeigte uns die Kirche von Andahuaylillas, nahe der Stadt Urcos. Von außen sah man, dass dies keine gewöhnliche Kirche ist. Denn über dem aufwendig gearbeiteten Eingangsportal, sah man einen Holzbalkon, was doch recht ungewöhnlich für eine Kirche ist. Wir betraten also die Kirche und sahen einen goldenen Altar im Anden-Barock, eine prunkvoll und filigran verzierte Holzdecke mit zahlreichen Balken und wunderbare Wandmalerei an den Seitenwänden. Hier kann man auch zahlreiche Inschriften erkennen. Da die Kirche damals alle Menschen erreichen wollte, und im Land viele Kulturen aufeinander trafen, sieht man in dieser Kirche Schriften in fünf Sprachen: Latein, Castillian, Aymara, Butina und Quechua. Die letzten drei zählen zu den Sprachen der Indianer. Quechua ist dabei die meist verbreitete Sprache und wird heute noch immer von rund zehn Millionen Menschen gesprochen und gehört auch zu den Amtssprachen in Bolivien, Peru und Ecuador. Bildliche Darstellungen sind hier oft einfach zu erkennen, oder mit entsprechender Beschreibung in allen fünf Sprachen. Wie zum Beispiel ein Bild am Haupteingang die tägliche Entscheidung des Lebens zeigt. Geht man den schweren und stacheligen Weg in den Himmel, der anfangs sehr schmal ist, oder den bequemen und angenehmen Weg in die Hölle, der sich immer weiter zuspitzt?
Wir fuhren weiter über die Hochebene, durch das Dorf Tinta hindurch und hielten an dem ehemaligen Inka-Lagerzentrum von Raqchi. Heute stehen nur Ruinen da, aber die Erhaltung, Restauration und Ausgrabungen sind im vollen Gange. Heute glaubt man dies sei einst ein großes Versorgungszentrum für die Ausweitung des Inka-Reiches in Richtung Süden gewesen. Man findet noch die Überreste einer riesigen Halle, die wohl als Versammlungszentrum diente. Des Weiteren ein paar Unterkünfte und Hunderte von runden Lagerhäusern die miteinander verbunden waren. Außerdem eine Mauer um die gesamte Anlage. Man geht davon aus, dass hier zahlreiche Inka-Krieger versorgt werden konnten, dies als Warenumschlagplatz diente oder auch als Versicherung für schwere Zeiten. Denn hier konnte jede Menge an Lebensmitteln eingelagert werden - und die Indianer waren wahre Meister in der Konservierung ihrer Nahrung. Die Versorgung von Raqchi genügte sicher für etliche Tausend Menschen. Und das hier, auf der Hochebene, wo Hunderte von Kilometern nur ein paar hundert Menschen leben.
Wir kamen zum Pass Abra La Raya auf 4.335 Meter Höhe, der höchste Punkt unserer Reise. Wir genossen die klare Höhenluft, die beeindruckende Berg- und Steppenlandschaft. Der ein oder andere kaufte bei den einheimischen Händlern, die man dick eingepackt in den abgelegensten Orten findet, ein Souvenir.
So langsam spürte man, wir haben die reiche Region von Cusco verlassen. Wir waren nicht mehr weit von unserem heutigen Ziel entfernt, doch wir mussten noch die 220.000-Einwohner-Stadt Juliaca, Hauptstadt der Provinz San Román, durchqueren. Für viele von uns doch sehr schockierend, aber für Südamerika wahrscheinlich der normale Wahnsinn. Es herrscht Chaos auf den Straßen, die kleinen verbeulten Autos, geflickt und repariert, Busse und Lkws, alle fahren sie durcheinander. Zwischendurch hüpfen immer die kleinen Tuc-Tucs - kleine dreirädrige Taxis, die fast wie ein Motorrad erscheinen, jedoch eine dünne Blech-Karosserie haben - vor die Nase. Die Straße: Sand und Schotter, ziemlich uneben. Durch den Verkehr wird der Staub aufgewirbelt - direkt am Straßenrand wird gearbeitet. Dreck, Abgase und Sand fliegen durch die Luft. Man sieht zahlreiche kleinere Autowerkstätten, die ihr Reifenlager und Werkstatt zur Hälfte auf der Straße haben. Reifenwechsel, Reparaturen und sogar geschweißt wird direkt an der Hauptstraße, die gerne auch mal vier- oder fünf-spurig wird. Holzverarbeitung und -Lager sowie Metallverarbeitung dicht beieinander gedrängt. Hier bekommt man schon ein etwas mulmiges Gefühl, Industrie und Geschäfte der Stadt Juliaca erstaunen und erschrecken zugleich, aussteigen möchte man hier besser nicht.
So konnten wir froh sein, als wir am Abend in unserem Hotel am Titicaca-See, nahe der Stadt Puno, ankamen. Leider mussten wir uns nun von Jorge verabschieden.

8. Tag, 10.11.2017, Freitag – Bolivien

Früh ging es wieder los. Durch Puno hindurch ging es knapp zwei Stunden an der Küstenregion des Titicaca-Sees entlang. An der peruanisch-bolivianischen Grenze angekommen luden wir unser Gepäck auf Handkarren auf. Die nette Inka-Dame schleppte es für uns auf die andere Seite. Denn diese Grenze mussten wir zu Fuß überschreiten. Die Aus- und Einreise ging relativ schnell, zügig drückte der Beamte seinen Stempel in unsere Pässe. Bienvenido a Bolivia! Rodrigo, unser neuer Reiseleiter für die bolivianische Seite des Titicaca-Sees und den Norden Boliviens, begrüßte uns herzlich. Wenig später kamen wir in Copacabana an. Jedoch nicht in Brasilien! Hier in Bolivien, wo einst eine Madonna vom See nach Brasilien an den weltberühmten Strand gebracht wurde und der so seinen Namen erhielt, so erzählt man es sich hier in Bolivien zumindest. Dort angekommen besichtigten wir die berühmteste Wallfahrtskirche Boliviens, die im maurischen Stile errichtet wurde. Zahlreiche Pilger kommen hier zur Basilika um ihr Fahrzeug segnen zulassen. Tausende von Kilometern legen die Gläubigen zurück, teilweise ohne Kennzeichen, um schnellstmöglich die Segnung für ihr Fahrzeug zu erlangen. Die Segnung findet immer vor der Basilika statt und wird von einem Mönch und von einem Schamanen durchgeführt. So hat man alle Glaubensrichtungen abgedeckt und ist auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Anschließend wird das Fahrzeug mit Blumen geschmückt.
Nach der Besichtigung der Basilika fuhren wir die Straßen zum Hafen hinunter. Am Titicaca-See angekommen ging es zum Marine-Stützpunkt. Denn jede gute Armee hat ja auch eine Marine. Wenn aber das Land keinen Zugang zum Meer besitzt, da sie es in einem blutigen Krieg gegen Chile verloren hatten, muss sich die Marine eben an einem See in 3.812 Meter Höhe über dem Meeresspiegel stationieren. Wie auch immer, an dieser Stelle ankerte unser Boot. Denn nun wechselten wir unser Transportmittel und fuhren mit einem kleinen Boot zur Sonneninsel.
Der Himmel ist sehr klar. In der Ferne sieht man ein paar flauschige Wolken über den teilweise schneebedeckten Bergen. Das Wasser des Titicaca-Sees ist tiefblau, aber sehr rein. Problemlos kann man mehrere Meter auf den steinigen Grund sehen. Die Sonne scheint hell, da empfiehlt es sich Sonnencreme aufzutragen, auch wenn es nicht unbedingt warm ist, denn wir sind hier immer noch im Hochland.
Auf der Sonneninsel angekommen, steigen wir ein paar Meter den steilen Hang hinauf, wir kehren dort in ein Gasthaus ein. Zum Mittagstisch wird uns Forelle aus dem See gereicht, dazu Kartoffeln, etwas Salat, Zitrone und natürlich Aji - denn wir sind in Bolivien und da gehört diese meist feurige Tomaten-Chili Soße dazu.
Von der Sonneninsel, die ihren Namen wegen des Inka-Tempels trägt, der sich darauf befindet, fahren wir weiter zur Mondinsel. Dort hat sich vor einiger Zeit mal ein Gefängnis befunden, von dem eine Flucht unmöglich war. Kein Material zum Bau eines Bootes, das Wasser viel zu kalt um es zu durchschwimmen. Auch die Inkas benutzen diese Insel als eine Art Gefängnis, doch war hier der Name Kloster zutreffender. Denn hier lebten einst die Jungfrauen, die einmal Großes vollbringen sollten. Entweder als Gemahlin eines Inka-Königs oder auch als wertvolle Opfergabe an die Götter. Wir verließen die Mondinsel wieder und fuhren mit dem Boot in süd-westlicher Richtung und passierten dabei die Straße von Tiquina. Von dort nahmen wir Kurs auf Huatajata, wo sich unser Hotel für die nächste Nacht befand. Zuvor hielten wir aber noch auf dem Wasser und wechselten das Boot. Denn um zu der schwimmenden Schilfinsel zu kommen, durfte das Boot nur geringen Seegang haben. Wir sahen uns die Schilfinsel und Behausungen der Schilf-Indianer, oder auch Uros genannt, an.
Todmüde kamen wir am Abend im Hotel an, es war schon fast dunkel. Vor dem Essen, es gab wieder frischen Fisch aus dem See, gingen wir noch in das anliegende Heilkunde-Museum der Indianer, wo zahlreiche Kräuter und Pflanzen mit ihrer Wirkung erläutert wurden. Am Ende des Rundgangs erwartete uns ein Schamane. In einem dunklen Raum, nur ein Feuer brannte in der Ecke, saß er da und erwartete uns. Rodrigo übersetzte seine Worte und er erzählte uns etwas über die Bräuche und Fähigkeiten der Schamanen. Am Ende konnten wir ihn nach einem Blick in die Zukunft fragen, wozu er die Geister und Coca-Blätter befragte. Jedoch hatte keiner den Mut ihn etwas zu fragen.

9. Tag, 11.11.2017, Samstag – Tiwanaku

Unser Morgen begann, indem wir auf dem Weg zum Frühstück gleich von der hellen und klaren Sonne begrüßt wurden. Nach dem Frühstück übersetzte Rodrigo die Erläuterungen von Demetrio Limachi, der uns im Museum in Huatajata die Konstruktion und verschiedene Materialen zeigte, die für den Bau der Uros-Inseln und deren Boote notwendig sind. Demetrios Spezialität war und ist es aus Naturmaterialien Boote zu bauen. Demetrio baute einst für den Norweger Thor Heyerdahl, der durch die Kon-Tiki-Expedition 1947 beweisen wollte, dass es den Indianern Südamerikas technisch möglich war Polynesien zu besiedeln, und damit weltberühmt wurde. Demetrio stand Thor Heyerdahl aber noch bei vielen weiteren Expeditionen auf der ganzen Welt zur Verfügung. Wir hatten die Ehre diesen großartigen Baumeister und Zeitzeugen Thor Heyerdahls kennenzulernen.
Dann verließen wir aber den Ort Huatajata und fuhren südlich nach Laja und gelangten so weiter nach Tiwanaku. Die Ruinenstätte Tiwanaku ist eine sehr bedeutende Tempelanlage der Inkas und liegt nahe am Titicaca-See. Rodrigo zeigte uns die Anlage und die beiden Museen. Leider zerstörten die Spanier und die Witterung die Anlage sehr. Auch die naheliegende Kirche des heutigen Dorfes wurde mit den Steinen der Tempelanlage errichtet. Aber trotzdem kann man die drei Bereiche gut erkennen. Wie in der gesamten Welt der Inkas spielt die Zahl Drei eine wichtige Rolle. So auch hier in Tiwanaku. Drei Tempel, einer befindet sich oben, wie eine Pyramide geht es in drei großen Sprüngen nach oben, jede Stufe ist mit sieben Treppen ausgestattet. Als Grundform der Pyramide ist das Andenkreuz, Chakana, zu erkennen. Auf dem Tempel der mittleren Ebene sind mehrere Monolithen und ein Sonnentor zu finden. Der dritte Tempel ist in den Boden eingelassen und hatte ebenfalls einen riesigen Monolithen in der Mitte. Am Rand zahlreiche Skulpturen von Gesichtern. - Drei Tempel, mit drei Ebenen, genauso wie beim Andenkreuz Chakana. Die Inkas hatten zudem drei tierische Gottheiten: den Condor, den Puma und die Schlange. Der Condor symbolisierte den Himmel, die Zukunft und Weisheit - der erhabene Tempel. Der Puma ist in der Gegenwart - der ebenerdige Tempel. Und die Schlange befindet sich in der Unterwelt, die Vergangenheit ist aber auch ein Symbol der Fruchtbarkeit - der untere Tempel. Diese drei Ebenen findet man auch im Chakana wieder. In der Mitte hat es einen Punkt - Hinweis auf den Nabel der Welt, das Zentrum der Inkas - Cusco!
Als wir die Ruinenstätte besichtigt hatten, retteten wir uns gerade so ins Museum, bevor es zu regnen anfing. Das Wetter war heute wirklich sehr unangenehm, regnerisch, windig und kalt.
Zum Mittag fuhren wir nach La Paz in unser Hotel Ritz Apart, was wirklich super zentral gelegen ist.

10. Tag, 12.11.2017, Sonntag – Mondtal, La Paz & Parilla

Am Morgen nach dem Frühstück fuhren wir in das "Valle de la luna" - das Tal des Mondes, was etwa zehn Kilometer von unserem Hotel entfernt war, abseits der Stadt. Eine spektakuläre Landschaft, die aber in weiten Teilen südlich von La Paz zu finden ist. Doch gerade dieses kleine, zum Park erklärte Stück, hat es in sich! Das steil abfallende Gelände weist viele Spalten und Schluchten auf. Es sieht so ein bisschen aus wie eine riesige Klecker-Burg, wie man sie früher als Kind am Strand gebaut hat. Die Witterung und gerade der Regen haben hier in das aus Kies und Sand bestehende Gestein tiefe Furchen gewaschen. Dennoch ist es sehr stabil. Man kann problemlos an einer sechs Meter tiefen Spalte stehen, ohne dass etwas einbricht. Im Umland wurden sogar Häuser auf diesem "Schweizer Käse" gebaut.
Wir hatten das große Glück, dass wir schon gleich am frühen Morgen dort waren, so waren noch keine anderen Touristen dort zu sehen. Wir konnten ganz in Ruhe die aufregende Mondlandschaft genießen.
Als nächstes stand die Besichtigung des Zentrums von La Paz auf dem Programm. Doch Bärbel, ein Reisegast, hatte schon seit Tagen Probleme mit ihrem Auge. Die trockene Höhenluft hatte ihr zu schaffen gemacht. Es schien entzündet zu sein und auch die Augentropfen aus der Apotheke schienen nicht gerade heilungsfördernd. Es war Sonntag - so gut wie jede Praxis hatte geschlossen.
Die Straßen in La Paz, allgemein in Südamerika, sind nicht immer die Besten. Es kann schon sehr anstrengend sein, wenn man ständig im Bus hin und her geschüttelt wird. Der chaotische Verkehr ist dabei nicht förderlich. So entschlossen wir uns für den bequemeren Transportweg: eine Doppelmayr Seilbahn! Nun fragt man sich, wie kommt eine österreichische Seilbahn hier nach Bolivien in das Andenhochland? Ganz einfach! La Paz befindet sich auf einer Höhe von 3.200 bis 4.100 Metern über dem Meeresspiegel. Für eine U-Bahn wäre es nahezu unmöglich die Höhenunterschiede zu überwinden, außerdem ist der Boden nicht dafür geeignet - Mondlandschaft. So gibt es also keine bessere Lösung als eine Seilbahn. Und da der umstrittene Präsident Evo Morales ausnahmsweise spendabel ist, hat er seiner Bevölkerung das Beste vom Besten geschenkt, und die Österreicher beauftragt die Stadt mit Seilbahnen auszustatten. Ich kann mich noch erinnern, als ich vor zwei Jahren dort war, gab es zwei Linien, die unteranderem La Paz mit der angrenzenden Stadt El Alto, wo auch der internationale Flughafen ist, verbunden hat. Inzwischen sind es schon sagenhafte elf Linien, die die bergige Stadt verbindet. Hochmodern und für gerade einmal drei Bolivianos kommt man von A nach B.
Wir machten uns also die Seilbahn zunutze, um etwas bequemer in die Stadt zu kommen, und fuhren mit der grünen Linie. Dort angekommen sammelte der Bus uns wieder ein, und brachte uns zur nun naheliegenden Augenklinik, die auch an diesem Sonntag geöffnet hatte. Bärbel wurde schnell behandelt - die Augen geprüft, gereinigt und mit großen Wattebüscheln verklebt verließ sie kurze Zeit später die Klinik. Heute war der Tag also für sie gelaufen. Rodrigo und ihr Mann halfen der nun blinden Frau über den oft holprigen und tückischen Gehweg.
Unsere City-Tour ging aber weiter: vom spanischen Viertel über das älteste Staatstheater Südamerikas bis auf den Hauptplatz im Zentrum von La Paz - wie sollte er auch anders heißen - Plaza de Armas, wo uns Rodrigo etwas über sein Land und die Geschichte erklärte. Zum Ende unserer Stadtführung gingen wir über den Hexenberg, wo es einige Kräuter und Dinge für den Schamanismus zu erstehen gibt sowie zahlreiche Souvenirs für den Touristen. An der Basílica de San Francisco wurden wir eingesammelt und zum Hotel gebracht. Rodrigo organisierte für uns schnell noch ein paar Salteñas, die uns ins Hotel geliefert wurden - mit Fleisch oder Käse gefüllte Teigtaschen, frittiert oder gebacken.
Gegen Abend kamen die meisten von uns noch einmal zusammen. Ich hatte jede Menge Fleisch - typisch bolivianisch - und etwas Gemüse eingekauft. Rodrigo besorgte einen Grill und auf dem Weg in den grüneren Außenbezirk der Stadt kauften wir noch ein paar Getränke. Gut eine Stunde außerhalb der Stadt, nahe einem Fluss, mitten in Feldern hatten wir unser Plätzchen gefunden. Leider brauchte der Grill etwas Zeit um die richtige Hitze zu entwickeln - es wurde dunkel - aber wir haben die riesigen Steaks und das Hühnchen gar bekommen. Gewürzt mit jeder Menge Salz, Zitrone und ein wenig Petersilie, eben klassisch bolivianisch, hat es doch jedem geschmeckt.

11. Tag, 13.11.2017, Montag – Santiago de Chile

Mitten in der Nacht klingelte der Wecker: 01:30 Uhr. Wir mussten zum Flughafen nach El Alto. Vom höchstgelegenen Flughafen Südamerikas und fünfthöchsten der Welt, mit 4.061 Metern über dem Meeresspiegel, flogen wir nach Santiago de Chile. Alle Gäste waren nun heilfroh die Hochebene wieder verlassen zu haben - endlich wieder frei durchatmen, kein Druck, keine Kopfschmerzen! Jedoch verzögerte die lange Schlange zur Integration unsere Einreise nach Chile etwas. Wenig später kam noch hinzu, dass man vergessen hatte, Bananen und Eukalyptusblätter aus der Jackentasche zu nehmen. Bei der Einreise nach Chile wird äußerst streng kontrolliert und die Regierung möchte unbedingt verhindern, dass andere Pflanzen in das Land eingeschleppt werden. So dauerte es also nicht lang, bis die Spürhunde anschlugen. Bananen und Eukalyptusblätter wurden sofort ausfindig gemacht und sichergestellt. Glücklicherweise war der Zollbeamten gutmütig und erkannte, dass dies ein Versehen war und beließ es bei einer mündlichen Ermahnung und kassierte nicht die üblichen 300 US-Dollar. Das Verbotene Gut wurde direkt konfisziert.
Mit etwas Verspätung waren wir nun also in Chile eingereist. Unsere örtliche Reiseleiterin Solange wartete schon ungeduldig auf uns. Wir fuhren direkt zum Hotel, deponierten dort unser Gepäck und genossen ein ausgiebiges Frühstück - zumindest die, die nicht unter Bauchmerzen oder Erbrechen litten. Das Südamerikanische Essen hatte so manchen in den letzten Tagen zugesetzt, so dass die Nahrungsaufnahme nicht immer ganz so üppig war.
Die Stadtrundfahrt von Santiago de Chile konnte endlich beginnen! Als erstes fuhren wir von unserem zentral gelegenen Hotel in die Nachbarschaft Bellavista. Darauffolgend begaben wir uns auf die Spuren des chilenischen Schriftstellers Pablo Neruda und liefen an seinem Haus La Chascona vorbei. Wir verhundertfachten unser Geld in der Wechselstube und sahen uns den Parque Bicentario im Stadtteil Las Condes an. Das wichtige Naherholungsgebiet umfasst 27 Hektar Fläche und beherbergt 4.000 Bäume wovon mehr als 1.300 einheimische Arten sind. Aus der Ferne sahen wir uns das größte Gebäude Südamerikas an - den Sky Costanera oder auch Gran Torre Santiago genannten, mit seinen 300 Metern Höhe. Dann stand noch die Plaza de Armas von Santiago de Chile auf unserem Programm sowie das Mittagessen im El Galeon Mercado Central. Der zentrale Markt aus dem 19. Jahrhundert hat ein gusseisernes Dach und Unterkonstruktion, die ein authentisches Flair vermittelt. Darunter werden die unterschiedlichsten Waren verkauft. Das größte Angebot besteht aber aus dem frischen Fisch aus dem Südpazifik.
Am Nachmittag bin ich noch mit vier schwindelfreien Gästen zum Sky Costanera gefahren und wir genossen die herrliche Aussicht über Santiago de Chile bei Sonnenschein.

12. Tag, 14.11.2017, Dienstag – Valparaíso & Wein

Heute fuhren wir in das von Santiago knapp 120 Kilometer entfernte Valparaíso. Die an der Pazifikküste liegende Stadt ist weltberühmt. Über sie wurden zahlreiche literarische, musikalische und künstlerische Interpretationen erstellt. Der historische Stadtkern zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Zu Beginn unseres Aufenthaltes an der Küste stand die Besichtigung des Museums La Sebastiana auf dem Programm. Das ehemalige Wohnhaus des Dichters Pablo Neruda gab uns einen guten Einblick in sein Leben und die Arbeitsweise. Zahlreiche persönliche Gegenstände befinden sich noch immer in diesem Haus und wurden uns gut erläutert. Nebenbei hatte der Nobelpreisträger von hier einen herrlichen Blick über den Hafen von Valparaíso und die ein- und auslaufenden Schiffe.
Im Anschluss spazierten wir durch die steilen Straßen der Hafenstadt und bewunderten die bunten Häuser. Wir gingen durch die Straßen Templeman und Lautaro Rosas, wo sich einst viele reiche Bürger ansiedelten. Anfang des 19. Jahrhunderts war hier die Blütezeit, da der Hafen der Stadt der wichtigste am südlichen Pazifik war. Unser Spaziergang endete an der Plaza Sotomayor und den Marine Gebäuden. Es war auch schon recht ungemütlich geworden, der Himmel war bedeckt, ein kalter Wind zog durch die Straßen und es fing zu nieseln an. An dem Denkmal von Arturo Prat stiegen wir wieder in den Bus. Prat ging als Held für Ritterlichkeit während des Salpeterkriegs Ende des 19. Jahrhunderts in die Geschichte ein. Bolivien verlor in der Zeit den wichtigen Zugang zum Meer und war somit isoliert. Wir machten noch einen Abstecher nach Viña del Mar, bevor es wieder ins Landesinnere in ein Restaurant der Matetic Vineyards ging, wo uns ein schmackhaftes und edles Buffet aus chilenischem Fleisch und Salaten präsentiert wurde. Dazu wurde uns Weiß- und Rotwein der Familienkelterei Matetic gereicht. Nach der Stärkung fuhren wir auf das nur wenige Kilometer entfernte Weingut und machten einen kleinen Rundgang durch die modernen Gebäude und kosteten auch von den unterschiedlichen Lagerungen.
Nun ging es wieder zurück nach Santiago de Chile. An der Grenze von Valparaíso die Wetterscheide, am Tunnel Zapata bei Curacaví, dann plötzlich wieder stahlblauer Himmel und pralle Sonne. Die dunklen Wolken sind auf der anderen Seite der Berge hängengeblieben.

13. Tag, 15.11.2017, Mittwoch – Auf in den eisigen Süden! – Patagonien

Nach einem entspannten Frühstück und etwas Zeit am Morgen ging es zum Flughafen. Wir verließen Santiago de Chile und landeten etwa drei Stunden später ungefähr am 53° Breitengrad in Punta Arenas, dem südlichsten Punkt unserer Reise. Wir sahen riesige Schneeberge aus dem Flugzeugfenster, es war leicht bewölkt, die Berge aber klar zu erkennen. Tatjana und Omar begrüßten uns am Flughafen von Punta Arenas.
Wir blickten auf Feuerland und die Pinguin-Insel Magdalena. Wir sahen die Magellanstraße und fuhren an ihr in nördlicher Richtung, auf der Ruta del fin del mundo - der Straße am Ende der Welt, bis nach Puerto Natales. Auf dem Weg in das verschlafene, zwanzigtausend Seelen Städtchen sahen wir neben Schafen noch zahlreiche Magellan-Gänse und den südamerikanischen Laufvogel, den Nandu.
Unser Bus war mit Spikes an den Rädern ausgestattet. Da konnte man sich schon denken wie die Wetterverhältnisse hier üblicherweise waren. Wir waren im Frühsommer dort. Es war eisig, es wehte ein kalter Wind. Beim Aussteigen musste man aufpassen, dass einem die Tür nicht aus der Hand gerissen wird. Die meisten Häuser im Ort sind einfache Holzhütten. Im Restaurant El Marítimo machten wir Rast und freuten uns in dem gemütlich-erwärmten Speiseraum auf unser Süppchen sowie Steak mit Kartoffelstampf.
Der wundervolle Blick auf den Hafen, die Sonnenstrahlen, die durch die schweren Wolken brachen und über die Bergkette zogen, ließen uns den kurzen Spaziergang genießen. Dabei verwunderten uns aber die Skater, die am Hafen ihre Tricks versuchten, wie sie dies nur mit einem Pullover und T-Shirt bekleidet aushielten. Wir waren froh, als wir wieder im warmen, windgeschützten Bus saßen.
Die Sonne ging nun langsam unter. Es war gegen 21 Uhr als wir die letzten Strahlen genossen - das gewaltige Panorama der Berge und die Kondore, die über den Berghängen an ihren Nestern kreisten. Der Blick in die Ferne, zu den Torres del Paine, dem Wahrzeichen des gleichnamigen Nationalparks, erstaunte uns. Wir hatten wirklich großes Glück die Felsformation aus der Ferne zu betrachten, denn selten ist die Sicht so klar. Nach einiger Zeit verließen wir die Hauptstraße und bogen ab. Auf einer Schotterpiste ging es 25 km auf eine einsame Ranch, der Hosteria Mirador del Payne. Wir freuten uns auf das Abendessen in der kaminbeheizten Hütte und ein Bett.

14. Tag, 16.11.2017, Donnerstag – Wildlife im Nationalpark Torres del Paine

Voller Vorfreude erwachte ich - wie sieht es hier wohl am Tage aus? Doch dann, beim Verlassen der Baracke, ein kalter Schlag ins Gesicht. Schneeregen, eisiger Wind und eine Sichtweite von unter hundert Metern. Auch im Haupthaus während des Frühstücks wurde das Wetter in keinster Weise besser. Aber davon ließen wir uns nicht abschrecken. Gut ausgerüstet fuhren wir zum National Park Torre del Paine. Neben Tatjana und Omar begleitete uns heute noch ein Guide vom National Park - Paula. Auf unserer Fahrt in den Park sahen wir die erste größere Herde Guanakos, eine wildlebende Art der Familie der Kamele, die als Urform der Lamas gilt. Sie haben eine Kopfrumpflänge von 120 bis 220 Zentimetern. Wir stiegen aus und betrachteten ihre Schönheit: rötliches Fell auf dem Rücken und weiß am Bauch, große Augen und langen spitze Ohren. Schnell bemerken wir die verblüffende Parallele der Guanakos und der Inkas. Wie bei den Inkas haben die Guanakos auf jedem Hügel einen Wächter stehen. Manchmal über mehrere Hügel hinweg. Die Herde weiß stets was um sie herum passiert und sie können beruhigt und friedlich grasen. Die zahlreichen Wächter auf den Hügeln können so stets kommunizieren und gegebenenfalls alarmschlagen.
Wir fahren ein Stück weiter, wir haben den offiziellen Park noch immer nicht erreicht. Doch wir entdecken mit Erstaunen ein frisch gerissenes Tier. Ein ausgewachsener Guanako liegt dort unweit der Straße, zerfetzt und aufgerissen. Wer kann dies getan haben? - ein Puma? Es sieht noch alles recht frisch aus, wahrscheinlich ist er noch da. Wir steigen vorsichtig aus dem Auto aus. Oben auf dem Hügel steht ein Wächter, er beklagt lautstark den Verlust - oder warnt er nur die anderen von der Herde, wo der gefährliche Räuber sich befindet? Wir wissen es nicht genau. Nach einiger Zeit haben wir sein Versteck ausgemacht. Da! Hinter einem kleinen Strauch, im Dickicht hat er sich versteckt. Hin und wieder sieht man einen leichten silber-braunen Rücken blitzten. Er bewegt sich nur minimal. Vorsichtig versuche ich einen anderen Blickwinkel auf sein Versteck zu erlangen. Doch ein Ortsansässiger äußert seine Bedenken. Wir beobachten ihn eine Weile, aber geduldig harrt der Puma in seinem Versteck aus. Wir haben uns auf ungefähr 25 Meter genähert. Ab und zu scheint er sich zu bewegen, doch seine Position ist immer nur zu erahnen. Doch dann! Er wird aufgeschreckt - und entschließt sich seine frische Beute aufzugeben und den Rückzug anzutreten. Das ausgewachsene Tier verlässt sein Versteck und offenbart uns seine ganze Schönheit. Größer als wir ihn je vermutet hätten, ein Tier kann bis zu 90 Zentimeter Schulterhöhe haben, was er mit Sicherheit auch hatte, glitt er davon. Mit seinen riesigen Tatzen stampfte er elegant über die Graslandschaft. Sein seidig, silbrig-braunes Fell sah man noch von weitem glänzen. Doch war er innerhalb von wenigen Sekunden über alle Berge.
Für mich persönlich war das mit einer der eindrucksvollsten Momente der Reise - dieser Raubkatze nur wenige Meter gegenüber zu stehen und seine ganze natürliche Schönheit zu sehen.
Unsere Reise führte uns weiter zum Largo Azul. Auf dem Rückweg von diesem Aussichtspunkt sagte Omar wir sollen uns gut festhalten. Durch den Regen war die Straße sehr aufgeweicht. Mit Schwung ging es durch den Schlamm. Der Wagen rutschte etwas, aber wir kamen durch und blieben nicht stecken. Mit Gejubel und Getöse wurde der Fahrer gefeiert. Dann ist die Straße wieder etwas besser und wir kommen gut voran. Wir besuchen noch ein paar Wasserfälle, darunter den Salto Grande. Immer wieder haben wir das grandiose Bergpanorama des Cerro Paine Grande, mit 3.050 Metern Höhe, und des Torres del Paine, mit 2.850 Metern vor der Nase. Denn das Glück war wieder einmal auf unserer Seite. Ohne den diesigen Nebel hätten wir den Puma wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen. Und nun klarte es auch noch auf und das Antlitz der gewaltigen Berge gab sich immer mehr zu erkennen.
Zum Abschluss fuhren wir zum Grey Gletscher. Über eine Hängebrücke erreichen wir das angrenzende Waldstück und das Kiesbett des Largo Grey. Aus der Ferne schon können wir die riesigen, tiefblauen Eisberge sehen, die auf dem See treiben. Ein verblüffendes Naturschauspiel.
Auf dem Heimweg zur Ranch sahen wir noch zahlreiche Tiere, neben Vögeln wie Kondor und Karakara sahen wir noch die Nandus sowie zahlreiche Guanakos und einen argentinischen Kampffuchs oder auch Grauer Andenfuchs genannt. Müde und erschöpft, aber voller Erlebnisse, kamen wir auf der Ranch an.

15. Tag, 17.11.2017, Freitag – Argentinia!

Der Morgen war klar. Das gewaltige Bergpanorama begrüßte uns zum Frühstück. Die fleißigen Gauchos waren wieder dabei die wilden Pferde von der weitläufigen Weide in das Gatter zu treiben. Ein wahrlich schöner Anblick - wie in einem guten Western.
Für uns stand wieder viel Fahrerei auf dem Programm - rund 270 Kilometer bis nach El Calafate in der Provinz Santa Cruz, Argentinien. Wir brauchten gute eine Stunde bis zum Grenzübergang auf der chilenischen Seite. Dort angekommen konnten wir uns noch im gut beheizten Souvenir-Shop aufwärmen. Omar tankte den Wagen noch schnell und dann konnten wir schon passieren. Nahe der Grenze ein großes Aufgebot von Kondoren - ganze sieben Stück kreisten am Himmel. Die Nasen wurden wieder an die Fensterscheibe gedrückt... Ein paar Kilometer weiter dann die Argentinische Grenze. Eine simple Holzbaracke mit ein paar Pferdeweiden ringsherum und ein einfacher Feldweg erwartete uns. Wäre dort nicht eine Schranke und die im Wind wehende Fahne von Argentinien, würde man direkt vorbei fahren. Die Bürokratie und strenge Kontrolleure ließen uns ein wenig warten. Dann ging es aber weiter. Über die große Ebene - die Pampa, meist war die Straße flach und gerade, konnten wir zusehen wie die Gipfel des Nationalparks immer kleiner wurden.
Am Nachmittag kamen wir in El Calafate an und hatten somit einen großen Teil subtropischer Grassteppe durchquert. El Calafate ist auch eher eine einfache Stadt, die hauptsächlich von den Touristen des großen Perito Moreno Gletschers lebt, und auf uns eher einen skandinavischen Eindruck machte. Den Nachmittag nutzen wir um Geld zu tauschen und bei einem Kaffee, Kuchen, Eis und Schokolade zu entspannen. Seit Tagen schaffte ich es endlich meine dreckige Wäsche in die Reinigung zu bringen - Yippie.

16. Tag, 18.11.2017, Samstag – Perito Moreno

Um 8 Uhr holen uns Virginia und Fernando vom Hotel ab. Wir fahren eine Weile am Largo Argentinio entlang, wo auch die Stadt El Calafate daran grenzt. Der See ist der größte See Argentiniens und misst eine Fläche von rund 1.415 Quadratkilometern. Er wird von mehreren Gletschern gespeist, unter anderem vom größten Gletscher Südamerikas, dem Upsala-Gletscher. Hin und wieder machen wir einen Fotostopp - es ist aber äußerst windig, weshalb wir nie lange verweilen. Virginia erklärte uns ein paar Pflanzen. Noch vor dem Eintritt in den Nationalpark nahmen wir den Aussichtspunkt Mirador de los Suspiros mit. Grobübersetzt heißt das so viel wie Aussichtspunkt des Seufzen oder Staunens - doch wir konnten wirklich nur seufzen. Denn den Gletscher konnte man von hier kaum erkennen. Schnee, Regen und heftige Windböen peitschten uns ins Gesicht. Man musste sich gut festhalten um nicht davonzufliegen. Schnell waren wir wieder im Bus verschwunden.
Wir fuhren in den 4.459 Quadratkilometer großen Nationalpark Los Glaciares. Für einen Moment zogen wir uns in den dortigen Kiosk zurück und präparierten uns für die Arktis. Als wir unser Versteck verließen und Virginia uns die Lage und Route auf der Karte erklärte zogen die Wolken auf und die Sonne kam raus! Es blieb weiterhin wechselhaft, aber durch den gelegentlichen Sonnenschein hatten wir eine hervorragende Beleuchtung des Gletschers.
Wir gingen den Pfad entlang und da war er vor uns. Mit tief-blauen Spalten, kilometerlanges Eis - der Perito Moreno Gletscher. Wir betrachteten in aller Ruhe die eindrucksvolle Nordseite des Gletschers. Ab und zu hörte man wie sich der Gletscher bewegt. Ein lauter, dumpfer Knall schallte durch die Luft. Dann durften wir noch dabei sein, als der Gletscher kalbte. Ein Stück von der Wand brach ab, es knallte! Sekunden später schwappte eine Welle über den See und brachte alle ruhenden Eisberge in Wallung. Der Bus sammelte uns wieder ein und brachte uns zum Restaurant. Wir nahmen dort eine Kleinigkeit zu uns - natürlich mit Blick auf das Eis. Die nächste Station hieß Bootsanleger. Mit einem Katamaran begaben wir uns zur einstündigen Gletscher-Expedition und betrachteten den südlichen Teil des Perito Moreno Gletschers vom Wasser aus. Die Matrosen waren so gütig und fischten für uns ein Stück des tausendjährigen Eises aus dem Wasser. Mit diesem absolut reinen Eis konnten wir hervorragend unseren Whiskey kühlen, den wir zufällig mit an Bord hatten...
Nun fahren wir wieder zurück zum Hotel. Alle sind extrem gutgelaunt, die Musik wurde aufgedreht und kräftig gesungen "sweet home Argentina". Wir cruisen über die kurvigen Straßen und verlassen den National Park wieder.
Wir konnten uns noch eine Stunde ausruhen, dann holte uns Fernando ab. Im Hotel gerade noch im Schneesturm gesteckt, war nun auf dem Weg zum Flughafen blauer Himmel mit strahlender Sonne über uns. Am späten Abend landeten wir in Buenos Aires.

17. Tag, 19.11.2017, Sonntag – Buenos Aires

Wir begannen unseren Tag mit einer Stadtrundfahrt in der Millionen-Metropole. Betrachtet man die gesamte Region Buenos Aires, so kommt man auf 14 Millionen Einwohner. Das entspricht etwa einem Drittel von ganz Argentinien. Die Stadt selbst hat fast 2,9 Millionen und teilt sich in 48 Barrios - Stadtteile. Unser Hotel befand sich im Stadtteil San Nicolas, quasi gleich neben dem berühmten Obelisken von Buenos Aires. Das 67 Meter hohe Denkmal wurde 1936 anlässlich des 400-jährigen Jubiläums der Stadtgründung errichtet. Von dort sind wir mit Ines zum Torre Monumental, ein Glockenturm im englischen Stil, im Stadtteil Retiro. Es war eine hübsche Parkanlage von der man auch das erste Hochhaus von Buenos Aires sehen konnte. Die auffälligen Jacarandá-Bäume, mit ihren intensiven violetten Blüten, schmückten die zahlreichen Alleen von Buenos Aires und begleiteten uns auf der gesamten Stadtrundfahrt. Der nächste Halt war im Stadtteil Recoleta. Wir besuchten den gleichnamigen Friedhof. Zahlreiche Mausoleen und Grabhäuser luden zum Staunen ein. Denn die aufwändig, liebevoll und meisterlich gearbeiteten Skulpturen tummeln sich dort dicht an dicht. Zahlreiche Präsidenten und berühmte Persönlichkeiten aber auch reiche Kaufleute sind dort bestattet. Darunter auch die berühmte María Eva Duarte de Perón, die Primera Dama von Argentinien anfangs des 20. Jahrhunderts, die ihren Mann an die Spitze brachte und sich selbst für die Armen einsetzte. Vom Friedhof Recoleta fuhren wir am ehemaligen Kloster, und heutigem Kulturzentrum, vorbei nach Palermo. Der Stadtteil ist seit Jahrhunderten bekannt für seine Gärten und wurde auch in einem Tango von Juan Villalba besungen. Wir besuchten dort den Rosengarten von Palermo, der schon im Jahre 1914 eröffnet wurde. Von Palermo aus ging es durch Monserrat nach La Boca. Der auch durch den weltberühmten Fußball Club Boca Juniors bekannte Stadtteil zeigte sich uns bei prallem Sonnenschein in seiner ganzen Farbenpracht. Da an diesem Sonntag Boca Juniors ein Heimspiel hatte, erschwerte dies durch zahlreiche Absperrungen die Anreise ein wenig. Einige Fans in blau-gelb trieben auch schon durch die sehenswerten Straßen um den Caminito - das Wegchen. Kleine Bars, Restaurants und zahlreiche Händler belebten die Gassen. In den Lokalen und auf der Straße wird fleißig Tango getanzt, überall erklingt die typische Musik. Zum Abschluss streiften wir den Stadtteil Puerto Madero und sahen uns das Regierungsgebäude Casa Rosada von außen an. Dabei schlenderten wir über die Plaza de Mayo. Vor dem historischen Münz-Museum stolzierten ein paar Soldaten in historischer Kleidung Richtung Casa Rosada, als wir den Platz verließen. Um die Mittagszeit war unsere Stadtführung beendet und wir konnten den Nachmittag für einen Bummel am Hafen oder in der Galerías Pacífico, einem der schönsten Kaufhäuser überhaupt, nutzen.
Abends kamen wir zur Tango-Show zusammen. Denn die durfte bei einem Besuch in Buenos Aires nicht fehlen! In einem urigen Keller servierte man uns ein deftiges argentinisches Steak. Dazu empfehlenswerter Wein des Landes. Der Tango symbolisiert die Leidenschaft der Stadt Buenos Aires und die der Porteños, wie die Bewohner genannt werden. In den goldenen 20ern erlebte die Stadt einen Aufschwung. Der Tango entstand in den Randgebieten und den Bordellen der Stadt. Eindrucksvolle Avenidas mit klassizistischen Fassaden, überfüllte Straßen, Sprachgewirr, Menschen aus aller Herren Länder, mittendrin vornehme Damen, bei Schuhputzern, Handwerkern, Tangotänzern, Prostituierten und Tagedieben. Immer wieder Schiffe mit Auswanderern aus Übersee - das sind die Assoziationen von der damaligen Welt, in die wir für eine Zeitlang eintauchten.

18. Tag, 20.11.2017, Montag – Iguazú Argentinien

Morgens reisten wir von San Nicolas zum Flughafen. Es war sehr regnerisch. Am Vortag hatten wir großes Glück die Stadt Buenos Aires bei herrlichem Sonnenschein zu erleben. Kurz vor dem Mittag landeten wir am Drei-Länder-Eck von Brasilien, Paraguay und Argentinien auf der argentinischen Seite. Wir spazierten direkt zu den gewaltigen Wasserfällen im Iguazú-Nationalpark und sahen in den Teufelsschlund hinein. Der Iguazú-Wasserfall hat eine Ausdehnung von ungefähr 2,7 Kilometern, bestehend aus 20 größeren sowie 255 kleineren Wasserfällen. Die Wassermassen schwanken von 1.500 m³/s bis über 7.000 m³/s, wobei wir das Maximum erleben durften. Es hatte sehr viel geregnet in der letzten Zeit. So war der Fluss voll mit Wasser. Aus den höherliegenden Gebieten brachte der rauschende Fluss auch jede Menge Sediment mit sich und er war Rot-braun, schon fast Kupfer gefärbt. Wir genossen jeden Winkel, jeden anderen Blickpunkt, die uns die zahlreichen Aussichtsplattformen boten. Bei stahlblauem Himmel und bei schwüler, tropischer Hitze konnten wir den roten Donner bestaunen. In der indianischen Sprache Guaraní heißt Iguazú großes Wasser. Am Abend fuhren wir über die Grenze nach Brasilien in unser komfortables Wald-Hotel San Martin in Foz do Iguaçu.

19. Tag, 21.11.2017, Dienstag – Iguaçu Brasilien

Heute stand die brasilianische Seite der Iguazú-Wasserfälle auf dem Programm. Sie befinden sich in der Provinz Paraná und fließen auch in den Fluss namens Paraná und von dort bis nach Buenos Aires, wo sie in den Atlantik münden. Doch der Himmel hatte an diesem Morgen nichts Gutes zu verheißen. Es zogen dunkle Wolken über uns. Als erstes fuhren wir zur Helikopter-Station und tauschten ein paar Real. Dann ging es weiter zum National-Park. Es fing mit Regnen an. Hin und wieder hörte man ein Gewitter. Norberto, unser Guide, besorgte uns die Tickets für den Park - zunächst mussten wir aber noch ein Stück mit dem Bus fahren. An der ersten Aussichtsplattform hielten wir und stiegen aus. Der Regen wurde heftiger. Meine Regenjacke, die ich schon tagelang durch die größte Hitze mit mir herumtrug, hatte ich natürlich nicht dabei. Aber wahrscheinlich hätte sie mir heute auch nicht viel genützt. Binnen weniger Minuten waren wir durchweicht. Ich besorgte mir noch einen der weißen Nationalpark-Ponchos um mich vor dem kühlen Wind zu schützen. Den Pfad, mit seinen zahlreichen Aussichtsplattformen auf den Wasserfall, schafften wir in Rekordzeit. Ich versuchte meine Kamera herauszuholen um wenigstens ein paar Bilder der atemberaubenden Wassermassen zu machen, aber mit wenig Erfolg. Am Ende ging ich mit nur einer Hand voll Bildern nach Hause. Trotz des starken Regens, und der Tatsache, dass wohl kein Fleck an uns trocken geblieben ist, hat sich jede Sekunde dieses Naturspektakels gelohnt. So hatten wir wenigstens beide Seiten des Wasserfalls und des Regenwaldes gesehen - nass und trocken.
Vor dem Mittag waren wir wieder zurück im Hotel. Es dauerte nicht lang, da klarte es wieder auf und die Sonne blitzte gelegentlich durch. Wir fuhren mit dem öffentlichen Bus in die Kleinstadt Foz do Iguaçu um dort etwas zu essen und die örtlichen Geschäfte auszukundschaften. Die Fahrt dorthin war rasant und erlebnisreich.

20. Tag, 22.11.2017, Mittwoch – Rio de Janeiro

Morgens hatten wir noch etwas Zeit um zu entspannen und gemütlich zu frühstücken. Am Vormittag ging es dann zum Flughafen. Von den ebenerdigen Gates konnte man das rege Treiben an den Flugmaschinen beobachten. Wir spazierten zum Flugzeug, bestiegen es über die mobile Zugangstreppe und hoben wenig später ab. Aus der Luft waren noch für einen Moment die Wasserfälle zu sehen.
Dann landeten wir in Rio de Janeiro, der zweitgrößten Stadt Brasiliens, an der Guanabara-Bucht. Maik begrüßt uns freudig am Flughafen und wir fahren gemeinsam zum Hotel.
Den Nachmittag haben wir zur freien Verfügung und können die Zeit zum Mittagessen in einem der nahegelegenen Buffet-Restaurants nutzten oder im Hotelzimmer ausspannen. Leider war auch hier leichter Nieselregen angesagt - die Prognosen auch nicht viel besser.
Am Abend hüpften wir über die Pfützen und spazierten an die Copacabana - den berühmten Strand von Rio de Janeiro, der nur wenige Querstraßen vom Hotel entfernt lag. In einem Lokal an der Promenade aßen wir zu Abend.

21. Tag, 23.11.2017, Donnerstag – Zuckerhut, Colombo & Maracanã

Heute stand Stadtrundfahrt in Rio de Janeiro auf dem Programm. Als erstes fuhren wir mit Maik zu der nicht weitentfernten Seilbahnstation, die normalerweise auf den Zuckerhut fährt. Leider waren aber Bauarbeiten angekündigt, so dass die Auffahrt auf den Zuckerhut nicht möglich war. Jedoch hatten wir die Chance die untere Station zu besuchen - Morro Da Urca. Dort angekommen, wurden wir von einer Militärkapelle empfangen, die am Fuße der Station ihren Zapfenstreich vollbrachte. Wir fuhren mit den großen Gondeln nach oben. Von dort konnten wir die kleine Bucht und die Stadtteile Botafogo und Flamengo gut überblicken. Auch das Wetter spielte mit. Es war lediglich etwas bewölkt und der Christo, der über der Stadt thront, war klar zu erkennen. Nächster Halt war das berühmte Maracanã-Stadion in dem zur Eröffnung 1950 knapp 200.000 Zuschauer Platz hatten und damit das größte Stadion der Welt war. Nach heutigen Sicherheitsauflagen und Modernisierungsmaßnahmen gibt es nur noch Sitzplätze. Aber es haben immerhin noch 74.738 Zuschauer Zugang. Als nächstes besuchten wir ein weiteres Stadion, das Sambódromo. Die Tribünen sind etwa 700 Meter lang und bieten Platz für 88.500 Zuschauer. Zur Karnevals-Zeit bebt dort die Erde. Unter den Tribünen findet man einen kleinen Kostümverleih, wo wir die Gelegenheit hatten mal ein solch buntes Gewand anzuprobieren. Dann ging es für uns in das Zentrum von Rio. Zuerst zur St. Sebastian Stadtkathedrale, die aussieht wie ein Tempel der Maya, knapp 75 Meter hoch und 100 Meter im Durchmesser. Wir kamen zur prunkvollen Oper von Rio, die aus dem frühen 20. Jahrhundert stammt und von der Pariser Opéra Garnier inspiriert wurde. Wir folgten Maik weiter und schließlich am Kloster St. Antonio vorbei und der Relogio Da Carioca, einer Uhr und Laterne, mit der erstmals 1909 elektrisches Licht die Straßen in Rio erhellte. Dann gingen wir in die belebte Straße Rua Gonçalves Dias und besuchten die Confeitaria Colombo. Ein interessantes Gebäude mit Elementen aus Historismus und Jugendstil. Ebenso der altertümliche Fahrstuhl, der uns eine Ebene höher, zu dem hervorragenden Buffet, brachte. Am Nachmittag sahen wir noch die Kirche der Marktleute an der Straße Travessa Comercio und Rúa do Ouvidor bei unserem Rundgang sowie die ehemalige Zentralbank Brasiliens und die Kathedrale Candelaria aus dem 19. Jahrhundert.
Am Abend noch ein Ereignis für die Jungs. Das Halbfinalspiel der Copa Sudamericana zwischen der Mannschaft Flamengo Rio de Janeiro und Atlético Junior, einer Erstliga-Mannschaft aus der Stadt Barranquilla, Kolumbien. Es kamen knapp 41.000 Zuschauer im Maracanã zusammen - fast ausschließlich Fans von Flamengo. Als gegen Ende der Partie die Heimmannschaft in Führung ging stieg die Stimmung im Stadion an.

22. Tag, 24.11.2017, Freitag – Guanabara–Bucht, Christus & Samba

Blauer Himmel, pralle Sonne - kaum zu glauben! Begeistert starteten wir unsere heutige Tour. Da leider der Zuckerhut am gestrigen Tag gesperrt war, hatten wir heute als kleine, aber wunderbare, Entschädigung eine Bootsfahrt reserviert. Maik brachte uns zum Yachthafen Marina da Glória. Wir schipperten mit unserem Holzboot am Flughafen Rio de Janeiro-Santos Dumont vorbei, wo die Flugzeuge nur knapp über unsere Köpfe hinwegstreiften. Wir hatten ein unbeschreibliches Panorama bei exzellentem Sonnenschein vor den Augen. Wir kamen am alten Zollhaus Ilha Fiscal vorbei und sahen wenig später interessante Marineschiffe, darunter den Flugzeugträger São Paulo, am Marinestützpunkt Ihla das Cobras. Es folgte das Museu do Amanhã - das Museum von Morgen am Pier Maua, mit seinem futuristischen Gebäude sowie die Ilha das Enxadas und wenig später unterfuhren wir sogar die Rio-Niterói-Brücke. Sie verbindet Rio de Janeiro mit der gegenüberliegenden Stadt Niterói. Die Balkenbrücke ist über 13 Kilometer lang und bringt rund 151.000 Fahrzeuge pro Tag über die Bucht. Dann fuhren wir an der Küste von Niterói zurück zum Hafen. Wir passierten dabei die „Insel der guten Reise" mit der darauf liegenden katholischen Kirche. Dahinterliegend sah man das moderne Bauwerk des Museums für zeitgenössische Kunst, welches wie ein Ufo aussieht! Entworfen wurde das Gebäude passenderweise vom bekanntesten brasilianischen Architekten der Moderne - Oscar Niemeyer. Bevor wir in den Hafen Marina Gloria bogen, konnten wir das grandiose Panorama auf die beeindruckende und größte Befestigungsanlage Südamerikas, die Festung Santa Cruz da Barra, und den weltberühmten Zuckerhut genießen.
Mit dem Bus ging es ins Zentrum nach Lapa. Wir verbrachten etwas Zeit auf der beliebten Fliesen-Treppe Escadaria Selarón, die auf 215 Stufen viele künstlerische und handbemalte Fliesen zeigt. Gleich um die Ecke nahmen wir einen kleinen Mittagssnack zu uns und erfrischten uns mit einem kühlen Açai. Das erfrischende Eis wird aus der südamerikanischen Kohlpalme Euterpe Oleracea gewonnen und ist Nationalspeise des Nordens.
Was natürlich auf unserer Reise nicht fehlen durfte war die Besichtigung des 710 Meter hohen Corcovado, wo sich die legendäre Aussichtsplattform mit dem Christo befindet. Im Nationalpark Tijuca ging es mit der Zahnradbahn den steilen Berg hinauf bis zum Christo. Die bei Touristen beliebte Christo-Statue gilt als das Wahrzeichen Rio de Janeiros und ist mit Sockel 38 Meter hoch. So drängelten auch wir uns durch die Massen und versuchten das ein oder andere Foto zu schießen. Durch das geniale Wetter hatten wir einen schönen Ausblick über ganz Rio de Janeiro bis Niterói und die zahlreichen kleinen Hügel.
Somit ging unsere atemberaubende Reise langsam zu Ende. Der letzte Abend in Rio de Janeiro stand uns bevor. Wir gingen in das Restaurant Carretão zum Abendessen. Ein herrliches Salat-Buffet überraschte uns - sowie die zahlreichen Fleischspieße mit denen uns die Kellner immer wieder etwas Neues auf den Teller legten. Als wir uns kräftig den Bauch vollgeschlagen hatten ging es nicht weit entfernt, an der Copacabana gelegen, zur Samba-Show. Ein unterhaltsamer Abend mit verschiedenen Tänzen aus Südamerika, aber vor allem auch dem aus Rio berühmten Samba, rundeten die Zeit in Lateinamerika ab.

23. – 24. Tag, 25. – 26.11.2017, Samstag und Sonntag – Zurück nach Europa

Der letzte Tag auf der anderen Seite der Welt. Wir konnten den Morgen nutzen um uns noch etwas zu erholen. Shoppen in Rio, Sonne genießen an der Copacabana oder dem Ipanema-Strand sowie relaxen am Pool über den Dächern Rios stand auf der Agenda. Um 14 Uhr holte uns Maik am Hotel Merlin ab und brachte uns zum Airport. Gute 19 Stunden später erreichen wir via Paris die deutsche Hauptstadt Berlin.
Eine unglaubliche Reise über einen riesigen Kontinent geht somit zu Ende. Mit Taschen voller neuer Eindrücke, Erfahrungen, Bildern und Souvenirs kehren wir wieder zurück ins unsere Heimat.
Vielen Dank an alle Reiseleiter, die uns Ihre Welt mit großer Begeisterung nähergebracht haben. Vielen Dank an alle Beteiligten, die diese Reise erst möglich gemacht haben! Und vielen Dank an alle Reisegäste, die ich begleiten durfte - ich hoffe wir können uns bald auf der nächsten, fesselnden Reise wiedersehen und die Momente teilen.
Hasta pronto amigos!

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Wir hatten bis jetzt leider noch nicht die Zeit ein paar Zeilen zu schreiben.
Da es auch allen anderen aus unserer Reisegruppe scheinbar so geht und noch niemand einen Kommentar abgegeben hat, möchte ich nun doch mal die Gelegenheit nutzen und was zu unserer gemeinsamen Reise schreiben.
Eric, Du warst ein sehr guter Reiseleiter!
Manchmal fehlte dir zwar etwas das Durchsetzungsvermögen, sprich man hätte sich öfter klare Ansagen gewünscht… z. Bsp. wie verläuft der Tag, was ist zu beachten…etc. … lieber einmal mehr wiederholen als zu wenig … ist halt so, wenn die Reisenden deine Eltern oder gar Großeltern sein könnten! Ich bin mir sicher, mit weiteren Reisen kommt die Routine. Was Du unbedingt beibehalten solltest ist Kreativität, Spontanität, Entscheidungs- und Organisationfreudigkeit! Klasse wie Du auf individuelle Wünsche deiner Reisegruppe eingegangen bist … Stichwort Grillabend und Besuch des Fußballspieles der Copa Südamerika im Maracanã! Die örtlichen Reisebegleiter waren fast alle top! Die „hektische Dame“ in Santiago d. Chile und den „Lustlosen“ von den Iguazú Wasserfällen in Argentinien, würde ich bei zukünftigen Reisen nichtmehr ordern.
Reiseeindrücke:
Nachdem unsere geplante Australien/Neuseeland- Reise abgesagt wurde, war Südamerika eigentlich nur eine Kompromisslösung, aber wie sich herausstellte eine sehr Gute! Die Reise war phantastisch
und die „aufgesaugten“ Eindrücke werden uns zeitlebens in Erinnerung bleiben!
Die Highlights eines ganzen Kontinents in einem so eng bemessenen „Zeitrahmen“ zu sehen war zwar anstrengend, aber durch die Tage in Rio am Ende der Reise, sogar noch erholsam.
Ich kann diese Reise jedem, mit Interesse südamerikanische Kultur, Mentalität, Land und Leute, kennen zu lernen, nur ans Herz legen! Über die grandiose Natur möchte ich gar nicht weiter philosophieren. Danke an Eberhardt, eine gelungene Reise, gewohnt gut waren Organisation und Service. Wir bleiben Euch treu und hoffen, dass es dann 2019/20 endlich mit Ozeanien klappt und vielleicht wieder mit Eric als Reiseleiter?

P.S. Erics Reisebericht und Fotos sind super, können aber nicht annähernd die realen Bilder und Eindrücke der Reise wiederspiegeln!

Fam. Keilau aus Cottbus

Keilau
08.03.2018