Reisebericht: Rundreise London, Cornwall und Devon

17.09. – 27.09.2023, 11 Tage Rundreise Südengland mit London – Oxford – Plymouth – Exeter – Dartmoor – Land´s End – St. Ives – Tintagel Castle – Römische Bäder in Bath


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Die Weltstadt London erleben, auf historischen Pfaden wandeln und die herrlichen Landschaften Südenglands in den Grafschaften Devon und Cornwall genießen – all dies verbindet unsere Reise in den Süden der britischen Hauptinsel. Kommen Sie mit und erleben Sie die verschiedenen Facetten Englands!
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

17.09.2023 Anreise nach Hoek van Holland

Unsere Reise beginnt am Flughafen Dresden – obwohl der Spätsommer uns noch mit sommerlichen Temperaturen verwöhnt, zieht es viele in die Ferne und es herrscht reger Betrieb am Sonntagmorgen. Wir verlassen Dresden pünktlich und reisen mit Zwischenstopps in Chemnitz und Gera weiter in Richtung Westen. Schon vor der Mittagspause erreichen wir unseren letzten Zustieg in Nordrheinwestfalen und unsere Reisegruppe ist nun mit überschaubaren 17 Personen komplett.
Unsere Fahrt führt uns schon bald über die niederländische Grenze und am späten Nachmittag sind wir schon in Rotterdam. Da unsere Nachtfähre erst sehr spät ablegt, beschließen wir, noch einen kleinen Abstecher ins Zentrum der Hafenmetropole zu machen. Direkt unterhalb der beeindruckenden Erasmus-Brücke können wir uns nach der langen Fahrt ein wenig die Beine vertreten, bevor es dann auf die letzte Etappe nach Hoek van Holland weitergeht.
Der Hafen von Rotterdam ist bis heute einer der größten der Welt und so fahren wir fast eine Dreiviertelstunde entlang verschiedener Hafenanlagen und Industriegebäude bis wir schließlich unseren Fährhafen erreichen. Der Check In geht schnell von Statten und so können wir schon bald unsere Kabinen beziehen. Beim Abendessen tauschen wir erste Erwartungen und Wünsche zur Reise aus und fallen danach auch recht bald in die Betten.

18.09.2023 Ankunft in England und ein Tag in London

Früh am Morgen erreichen wir die englische Küste bei Harwich. Nach dem Frühstück geht es dann für uns mit unserem Bus an Land und nach der Passkontrolle direkt weiter in Richtung London.
Wir erreichen die Metropole an der Themse Dank dichtem Berufsverkehr nach etwa zweieinhalb Stunden Fahrt und treffen dann in der Nähe des Towers unseren Stadtführer Ross. Der Tower of London ist der älteste Sitz des englischen Königshauses, und geht zurück auf die Zeiten Wilhelms des Eroberers. Heute werden hier die britischen Kronjuwelen verwahrt und ausgestellt.
Es geht weiter durch die City of London, die mittlerweile von futuristischen Hochhäusern dominiert wird und hauptsächlich Geschäftsviertel ist. Wir fahren vorbei an der berühmten Millenium Bridge und legen einen Stopp ein an der Saint Paul's Cathedral. Das Gotteshaus wurde 1666 von dem Architekten Christopher Wren nach dem Großen Brand von London an der Stelle der ersten Bischofskirche Londons wiederaufgebaut.
Über den Trafalgar Square geht es dann weiter nach Westminster, ins alte London. Dort sehen wir die Houses of Parliament und der große Glockenturm – mit der Glocke Big Ben – erstrahlt nach jahrelanger Restaurierung endlich wieder ohne Gerüst in neuem Glanz.
In der Nähe des Buckingham Palace legen wir nochmals einen Stopp ein und unterbrechen damit versehentlich ein Interview mit dem Brexit-Verantwortlichen Nigel Farage – schade, dass auf unserem blauen Reisebus nicht noch schnell ein paar Sterne aufgeklebt werden können. Zu unserer Verwunderung, darf der Bus tatsächlich stehenbleiben, und wir schaffen es gerade noch pünktlich, um uns die Wachablösung anzusehen.
Über Oxford Street und Piccadilly Circus schließen wir langsam unsere Stadtrundfahrt ab und verabschieden uns von unserem Stadtführer Ross. Wir kommen noch einmal am Tower of London vorbei und überqueren die Themse schließlich über die bekannteste der über 30 Brücken, die 1896 vollendete Tower Bridge. Weiter geht es durch die Stadtteile Southwark und Elephant & Castle. Schließlich erreichen wir den bekannten Stadtteil Greenwich – das Maß aller Dinge, möchte man meinen, denn hier verläuft der Nullmeridian und auch die gesamte Weltzeit richtet sich nach der hier festgelegten Rechnung. Wir verbringen unsere Mittagspause im Greenwich Park, wo sich nicht nur das Royal Observatory mit dem Nullmeridian befindet, sondern von wo aus man auch eine fantastische Aussicht auf die Skyline von London hat.
Am Nachmittag beziehen wir dann unser zentral gelegenes Hotel im Stadtteil Shoreditch. Von hier aus sind es nur wenige Minuten zu Fuß bis an die Themse. Wir haben nun Zeit, die Metropole ein wenig auf eigene Faust zu erkunden. Am Abend geht es dann gemeinsam in einen nahegelegenen Pub, wo wir bei traditionellem Pub-Essen und Bier den ersten Abend in England ausklingen lassen.

19.09.2023 Oxford und Weiterreise nach Devon

Der nächste Morgen startet ein weiteres Mal mit Verkehrschaos, denn wir müssen zunächst einmal in den Nordwesten Londons, um von dort aus nach Oxford weiterzufahren. Auf dem Weg bekommen wir zumindest noch einmal die Gelegenheit, die Aussicht auf die Themse zu genießen. Wir sehen noch einmal das Riesenrad London Eye, fahren vorbei an den gregorianischen Stadtgärten um Tottenham Court Road, am British Museum und schließlich durch die berühmte Baker Street, wo Sir Arthur Conan Doyle das Büro seines weltbekannten Sherlock Holmes verortet hat. Danach wird der Verkehr langsam etwas entspannter. In der Ferne sehen wir noch das Wembley Stadium und dann geht es auf die Autobahn Richtung Oxford.
In der Universitätsstadt angekommen treffen wir unsere Stadtführerin Susanne und unternehmen mit ihr einen Spaziergang durch das Zentrum, das vollkommen durch die verschiedenen Colleges dominiert wird. Wir erfahren eine Menge Wissenswertes über das Leben an der Universität früher und heute und vor allem auch über die zahlreichen Bibliotheken, die sich in der Stadt befinden. In so einem altehrwürdigen Ambiente bekommt man direkt Lust, noch einmal Student zu sein – doch Susanne erzählt uns auch, wie hoch die Anforderungen sind, wenn man in Oxford studieren möchte – wer weiß ob wir die überhaupt jemals hätten erfüllen können?
Zum Schluss geht es noch durch die alte Markthalle mit ihren verführerischen Geschäften und Ständen – genau das Richtige für die anstehende Mittagspause.
Am Nachmittag geht unsere Reise dann weiter in Richtung Südwesten. Auf dem Weg beschäftigen wir uns ein wenig mit der englischen Geschichte und werden dann auch bald mit der Aussicht auf den wohl bekanntesten Steinkreis Europas belohnt: Stonehenge ist wunderbar von der Straße aus zu sehen und jeder fährt sowieso so langsam vorbei, dass es eigentlich schon fast als Fotostopp gewertet werden könnte.
Am frühen Abend erreichen wir dann die Grafschaft Devon und bald darauf unseren Standort für die nächsten Tage: Torquay bildet zusammen mit Paignton und Brixton die Gemeinde Torbay, bekannt auch als Englische Riviera. Hier gedeihen Palmen, es gibt selten kalten Nord- oder Westwind und auch im Herbst sind die Temperaturen noch angenehm. Wir beziehen unser Hotel nahe des Zentrums und treffen uns wenig später zum gemeinsamen Abendessen.

20.09.2023 Plymouth und Mount Edgcumbe

Die letzten Tage hatten wir großes Glück mit dem Wetter, doch heute trifft uns das englische Wetter mit voller Härte – doch wir bleiben optimistisch. Unser erstes Ziel des Tages ist die Hafenstadt Plymouth, welche sowohl Standort der königlichen Marinewerft als auch der größte Marinehafen Westeuropas ist. Einst ist der große englische Seefahrer Sir Francis Drake von hier in Richtung Amerika gesegelt und hat sich erbitterte Seeschlachten mit der spanischen Armada geliefert, und auch das legendäre Auswandererschiff Mayflower hat hier zum letzten Mal die Küsten Europas hinter sich gelassen.
Unser Ziel liegt unterhalb dem Kalksteinplateau The Hoe, auf dem sich die alte Marinezitadelle befindet. Trotz des anhaltenden Regens machen sich alle tapfer auf zur Erkundungstour im alten Hafen.
Später geht es dann weiter mit dem Bus zum kleinen Hafen der Cremyll Fähre. Von hier fahren wir als Fußpassagiere hinüber zur Rame-Halbinsel. Mit der Querung des Flusses Tamar passieren wir auch die Grenze zwischen den Grafschaften Devon und Cornwall – und natürlich ist der Fluss belegt mit allerlei Geschichten: Tamara soll einst eine Nymphe gewesen sein, die gegen den Willen ihres Vaters in die Welt der Sterblichen gereist sein soll, dort flirtete sie heftig mit zwei Riesen, die sie daraufhin verfolgten. Aus Ärger darüber verwandelte Tamaras Vater sie in eine Quelle.
Der entstandene Fluss soll dann später den Teufel davon abgehalten haben, nach Cornwall hinüberzukommen – zum einen weil es noch keine Brücke gab, zum anderen, weil der Beelzebub die kornischen Bergmänner auf der anderen Seite Cornish Pasties essen sah und Angst bekam, dass er möglicherweise selbst als Füllung in den kleinen Teigtaschen enden könnte. So viel zur Folklore.
Nach kurzer Fährüberfahrt erreichen wir dann Cremyll und brechen auf zum nahegelegenen Mount Edgcumbe House. Es liegt auf einer Anhöhe in einem herrlichen Landschaftsgarten mit wunderbarem Blick über die Bucht von Plymouth und wurde Mitte des 16. Jahrhunderts zum ersten Mal errichtet.
Bevor wir es jedoch von innen besichtigen, machen wir eine Mittagspause im Café in den ehemaligen Stallungen. Hier ist es warm und trocken und wir können uns ein wenig erholen.
Später erfahren wir dann bei einer Führung im Haus eine Menge über die bewegte Geschichte der Edgcumbe Familie und über das Anwesen selbst, das bei einem Angriff der deutschen Luftwaffe 1941 auf Plymouth versehentlich getroffen und zu großen Teilen zerstört. Erst Ende der 1950er Jahre begann man den Wiederaufbau zu planen.
Als wir das Haus wieder verlassen hat es endlich aufgehört zu regnen und wir können noch einen kleinen Spaziergang durch den großzügigen Park unternehmen, bevor wir mit dem Schiff zurück nach Plymouth und anschließend mit unserem Bus zurück nach Torquay fahren.

21.09.2023 Exeter und mit der Dartmouth Steam Railway von Paignton nach Kingswear

Unser Weg führt uns am nächsten Morgen zunächst einmal in die Hauptstadt Devons, nach Exeter. Heute ist die Stadt vor allem aufgrund der exzellenten Universität bekannt, die sich jedoch in ihrem Alter grundlegend von Universitäten wie Oxford oder Cambridge unterscheidet. Die Universität von Exeter wurde erst 1955 gegründet und ist daher weniger konservativ und das Stadtbild weniger von Colleges und dem akademischen Leben bestimmt. Eine schöne Altstadt hat Exeter jedoch allemal. Wir besichtigen zuerst die gotische Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert und schlendern dann durch die mittelalterlichen Gassen. Ein Besuch im viktorianischen Price Albert Memorial Museum bietet sich ebenfalls an. Das freundliche Wetter hält gerade so lange, bis wir vor haben wieder in den Bus zu steigen, dann folgt der nächste Regenguss.
Als wir zu unserer Mittagspause in Paignton ankommen strahlt schon wieder die Sonne vom Himmel und wir haben noch genügend Zeit für einen Bummel durch die High Street in Richtung Strand und ein Cornish Pastie zum Mittag, bevor wir mit der Dartmouth Steam Railway nach Kingswear aufbrechen. Die alten Dampflokomotiven aus dem beginnenden 20. Jahrhundert sind für viele Passagiere ein Highlight der Reise, aber auch die etwa zwanzigminütige Fahrt entlang der Küste ist herrlich. Wir erreichen schließlich Kingswear auf der Ostseite der Mündung des Flusses Dart. Mit der Passagierfähre fahren wir nun über den Fluss und kommen an in Dartmouth. Früher gab es hier einen florierenden Handelshafen, der bei Bedarf mit einer Kette zwischen den beiden Burgen an den Mündungsufern geschlossen werden konnte. Heute tummeln sich hier vor allem Ausflugsboote und private Yachten. Wir haben noch Zeit durch das pittoreske Städtchen mit seinen bunten Fachwerkhäusern zu schlendern, bevor wir mit unserem Bus die Rückfahrt zum Hotel antreten.
Auch zurück in Torquay erwartet uns noch schönes Wetter, sodass es sich heute lohnt, vor dem Abendessen noch eine kleine Erkundungsrunde zu drehen.

22.09.2023 Ein Tag im Dartmoor

Wir wandeln heute auf den Spuren alter Legenden und zahlreicher Gruselgeschichten: wir besuchen das berüchtigte Dartmoor. Der Nationalpark wurde 1951 gegründet ist insgesamt 954km² groß. Er erstreckt sich von Okehampton im Norden bis nach Ivybridge im Süden und besteht zu größten Teilen aus einem empfindlichen Ökosystem aus Hochmooren. Bevor wir jedoch in die Natur aufbrechen, besuchen wir am südlichen Rand des Nationalparks die Buckfast Abbey. Das Kloster wurde im 11. Jahrhundert durch Benediktinermönche aus Frankreich gegründet und bis zur Reformation 1539 unterhalten. 1882 wurde es Wiederbesiedelt und besteht bis heute. Das Gelände mit der neuaufgebauten Kirche und seinen wunderschönen Gärten ist für die Öffentlichkeit zugänglich und definitiv einen Besuch wert.
Anschließend fahren wir auf engen Landstraßen zwischen den charakteristischen südenglischen Hecken und Steinmauern in Richtung Moretonhampstead. Von hier aus starten wir zu unserer Rundfahrt. Im strahlenden Sonnenschein lässt es sich schwer vorstellen, woher all die Schauergeschichten um das Dartmoor rühren, doch noch bis ins 20. Jahrhundert hinein, war das Moor, vor allem in der Dunkelheit oder bei Nebel ein lebensfeindliches Gebiet. Viele Menschen sind auf ihrem Weg verschwunden und niemals wieder aufgetaucht, so sind Legenden entstanden, die wiederum die großen Literaten wie Sir Arthur Conan Doyle oder Agatha Christie inspiriert haben. Auch wenn keine Gruselstimmung aufkommen will genießen wir doch die Fahrt durch die herrliche Landschaft – Schafe so weit das Auge blickt – und dann tatsächlich auch einige der halbwilden Dartmoor Ponys direkt an der Straße.
In Postbridge legen wir einen Stopp ein für die Mittagspause und um uns eine der alten Clapper Bridges anzusehen. Die Granitplatten wurden über Bäche und kleine Flüsse gelegt, um Karren von den Zinn-Minen abzutransportieren. Zum Teil sind sie hunderte von Jahren alt und immer noch begehbar.
In Princetown machen wir Bekanntschaft mit dem wohl berüchtigtsten Gefängnis Großbritanniens. Hier saßen die schlimmsten und grausamsten Straftäter ein und eine Flucht galt als fast unmöglich. Schafft es doch ein Delinquent zu fliehen kam er meist nicht weit, das Moor mit seinen Furchen und Gräben hielt stets jeden Flüchtigen auf. Heute sitzen nur noch relativ harmlose Straftäter im HMP Dartmoor ein und demnächst soll es wohl komplett geschlossen werden. Nach einem kleinen Spaziergang kehren wir im legendären Two Bridges Hotel ein und dürfen typisch englischen Cream Tea genießen: Tee und Scones mit Erdbeermarmelade und Clotted Cream – lecker!
Am Nachmittag geht es dann weiter in Richtung Tavistock wo einst der große Seefahrer Francis Drake das Licht der Welt erblickte – dann schließen wir unsere Runde und fahren über Okehampton und Exeter ein letztes Mal zurück nach Torquay.

23.09.2023 Weiter nach Cornwall: Polperro und Lanhydrock

Wir verlassen heute die Englische Riviera und reisen weiter nach Cornwall. Unser Weg führt uns zunächst wieder in Richtung Plymouth, wo wir, dieses Mal auf der Straßenbrücke, noch einmal den Fluss Tamar überqueren. Unser erstes Ziel ist das versteckt gelegene Fischerdorf Polperro, das im 17. und 18. Jahrhundert eine Hochburg der Schmuggler gewesen ist. Während die Krone Krieg gegen Frankreich und in den amerikanischen Kolonien führte, florierte hier der Schwarzhandel mit Alkohol und Tabak. Heute ist davon außer einem kleinen Museum nichts mehr geblieben, stattdessen tummeln sich Tagestouristen in den schmalen Gassen zwischen Souvenirgeschäften, Pubs und Buden, die frische Meeresfrüchte und Fisch verkaufen. Nichtsdestotrotz genießen wir alle das angenehme Wetter und die fotogene Umgebung.
Am Nachmittag fahren wir dann weiter ins Hinterland und besuchen eines der vielen schönen Herrenhäuser Cornwalls. Auch Lanhydrock diente als Kulisse für einige Rosamunde Pilcher Verfilmungen – wie könnte es anders sein. Die in Cornwall geborene Autorin ist kurioserweise bis heute in Deutschland bekannter als in ihrer Heimat und hat es in den 80er und 90er Jahren mit ihren Romanen geschafft, den Tourismus in Südengland ordentlich anzukurbeln. In Lanhydrock angekommen, müssen wir erst einmal einen Spaziergang durch das riesige Parkgelände machen, bevor wir das prachtvolle Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert erreichen. Einige der originalgetreu eingerichteten Zimmer sind zur Besichtigung geöffnet, doch bei dem wunderbaren Wetter heute Nachmittag locken vor allem die weitläufigen Gartenanlagen, in denen selbst jetzt im September noch einiges blüht.
Später fahren wir dann weiter an die Nordwestküste Cornwalls und beziehen in Newquay unser Hotel für die nächsten beiden Nächte, welches direkt an der Steilküste liegt und herrliche Aussichten bietet.

24.09.2023 St Ives, Land's End und St Michael's Mount

Die Wettervorhersage hatte uns schon vorgewarnt und auch unser Besuch auf dem Saint Michael's Mount wurde storniert, doch so richtig können wir es am Morgen noch nicht glauben, dass uns tatsächlich ein Herbststurm erwartet. Aufgrund der Gegebenheiten entscheiden wir uns jedoch, morgens erst einmal nach St Ives zu fahren. Das kleine Fischerstädtchen ist vor allem als Künstlerkolonie bekannt: schon im 19. Jahrhundert zog es britische Künstler und Schriftsteller an die kornische Küste, um hier zu arbeiten. 1920 gründeten dann Bernhard Leach und Shoji Hamada die Leach Pottery, welche Töpferwaren mit westlichem und östlichem Einfluss herstellt. 1977 zeigte das Victoria und Albert Museum die Arbeiten Bernhard Leachs. 1993 eröffnete die Londoner Tate Gallery eine Zweigstelle in St Ives, um hier die Werke der Künstler der ansässigen Künstlerkolonie auszustellen.
Am Vormittag haben wir die Möglichkeit durch die noch relativ ruhige Altstadt zu flanieren, durch die zahlreichen kleinen Boutiquen zu stöbern oder die ein oder andere lokale Leckerei zu verköstigen. Das Wetter bleibt tatsächlich besser, als wir erwartet hätten, doch relativ windig ist es an der Küste tatsächlich.
Am Mittag fahren wir dann weiter bis an die Südspitze der Penzance-Halbinsel: Land's End ist das, was der Name schon verspricht, also quasi das Ende der (britischen) Welt. Lange Zeit dachte man, dass das etwas nördlicher gelegene Cape Cornwall der westlichste Punkt Großbritanniens sei, doch heute weiß man es besser. Von Land's End ganz im Südwesten sind es 794 Meilen bis nach John O'Groats ganz im Nordosten Schottlands – eine Strecke die gerne von Extremsportlern als Rekorddistanz gewählt wird. Wir begnügen uns mit einem Spaziergang an der etwa 60 Meter hohen Steilküste und müssen einsehen, dass es wirklich ganz schön stürmisch ist heute. Wir können jedoch froh sein über eine gute Sicht und darüber, dass wir den ganzen Tag über schon trocken geblieben sind, also alles in allem waren wir bisher erfolgreich.
Zum Abschluss besuchen wir natürlich trotzdem noch Marazion. Auch wenn es heute nicht möglich ist, die Gezeiteninsel des Saint Michael's Mount zu besuchen, lohnt es sich alle mal einen Fotostopp an der Küste einzulegen. Vor allem wer schon den großen Bruder, den Mont-Saint-Michel in der Normandie gesehen hat, ist doch neugierig einen Vergleich anstellen zu können.
Bis ins 15. Jahrhundert gehörte das Kloster auf der kleinen Insel vor der kornischen Küste tatsächlich dem bekannteren Kloster auf dem Mont-Saint-Michel, denn Eduard der Bekenner hatte es im 11. Jahrhundert den Benediktinern als Geschenk übergeben.
Heute wird die Insel vom englischen National Trust verwaltet und wird in den Sommermonaten von etwa 350.000 Menschen im Jahr besucht. Für dieses Erlebnis müssen wir wohl oder übel ein anderes Mal wiederkommen.

25.09.2023 Padstow, Tintagel und Bristol

Nach dem Frühstück verlassen wir Newquay und reisen weiter entlang der Küste in Richtung Norden. Unseren ersten Stopp legen wir in dem kleinen Städtchen Padstow ein. Es liegt an der Mündung des Flusses Camel und ist heute vor allem für seine ausgezeichneten Fischrestaurants bekannt. Unter anderem betreibt der Fernsehkoch Rick Stein hier ein Restaurant mit angeschlossenem Geschäft. Trotz der Nähe zur Irischen See war der Ort seit jeher gut geschützt durch eine Sandbank, die sogenannte Doombar, die wegen zahlreicher Schiffbrüche bei auswärtigen Kapitänen gefürchtet war. Heute steht der Name auch für ein lokales Bier, das bei gemäßigtem Konsum definitiv weniger gefährlich ist.
Wir machen einen Spaziergang durch das gemütliche Hafenviertel und fahren dann der Küste entlang weiter nach Norden. Wir wandeln nun wieder einmal auf historischen Pfaden, denn in Tintagel soll irgendwann im 5. Jahrhundert der sagenhafte König Artus das Licht der Welt erblickt haben. Der Legende nach verschaffte sich Uther Pendragon mit Hilfe des Zauberers Merlin Zugang zur Burg, wo Herzog Gorlois von Cornwall seine Frau Ygerne versteckt hielt. Ygerne war schon lange die Frau seines Begehrens und er schaffte es in der Gestalt des Herzogen in ihr Schlafzimmer zu gelangen. Am nächsten Morgen wurde bekannt gemacht, das Gorlois in der Schlacht gefallen sei, die Maskerade wäre also nicht nötig gewesen, doch nun war es zu spät: der neun Monate später geborene Artus kam in die Obhut Merlins, dessen Bedingung es gewesen war, den ersten Sohn Uthers als Tausch für den Zauber zu erhalten.
Die Burg, deren Überreste wir heute an der Steilküste von Tintagel besichtigen können, stammen keinesfalls aus den Zeiten König Artus, die Burg wurde erst im 13. Jahrhundert durch Herzog Richard von Cornwall gebaut. Der Herzog war besessen davon, seine direkte Abstammung von König Artus zu belegen und hat keine Kosten und Mühen gescheut, dafür eine militärisch völlig unbedeutende Burg bauen zu lassen. Daher geriet diese auch schon im 15. Jahrhundert langsam in Vergessenheit und verfiel langsam zu einer Ruine. Heute sind sich einige Archäologen sicher, dass an derselben Stelle im 5. Jahrhundert tatsächlich einmal eine Burg gestanden haben könnte und die Anhänger der Artuslegende sind natürlich derselben Meinung.
Bei herrlichem Wetter spazieren wir also durch das kleine Dorf Tintagel und dann einen schmalen Pfad hinunter in Richtung Küste. Seit 2021 kann man den vorgelagerten Felsen, auf dem die Burgruinen thronen, über eine moderne Brücke erreichen und muss nicht mehr mühevoll viele Stufen hinunter zum Strand und wieder hinauf auf den Felsen klettern. Fast spektakulärer als die Ruinen selbst ist heute die atemberaubende Aussicht auf die Küstenlinie, die wir in vollen Zügen genießen.
Am frühen Nachmittag verlassen wir Tintagel und dann auch schon bald Cornwall, denn wir müssen heute noch einige Kilometer zurücklegen. Unser Ziel für heute ist die lebendige Hafenstadt Bristol am Fluss Avon. Immerhin knapp 500.000 Menschen leben hier und die Stadt hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Schon im 12. Jahrhundert unterhielt man gute Handelsbeziehungen mit Irland und „der Ort an der Brücke“ entwickelte sich zum englischen Zentrum des Schiffbaus. Ähnlich wie andere englische Städte florierte Bristol während der Kolonialzeit, die große Beteiligung am Sklavenhandel wirft darauf heute allerdings kein besonders gute Licht mehr. Später geriet die Stadt, die einst drittgrößte Stadt Englands gewesen war, dann gegenüber dem aufstrebenden Liverpool ins Hintertreffen und auch im zweiten Weltkrieg erlitt die Hafenstadt schwere Schäden. Man musste sich also neu erfinden und das ist Bristol wirklich gut gelungen: die Innenstadt verbindet alt und neu durchaus reizvoll, Kunst und Kulturszene florieren und auch die beiden Universitäten genießen einen ausgezeichneten Ruf.
Am Abend erreichen wir unser Hotel direkt in der Altstadt und haben so die Möglichkeit, die Stadt vor oder nach dem Abendessen noch ein wenig zu erkunden.

26.09.2023 Bath, durch die Cotswolds und weiter nach Harwich

Unser letzter Tag in England führt uns zunächst in die Bäder- und Kurstadt Bath. Schon in vorantiker Zeit wusste man von den einzigen heißen Quellen in England und die Römer richteten schließlich um 43 n. Chr. öffentliche Bäder ein. Seit dem 16. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt immer mehr zum Kurort für die wohlhabende Bevölkerung. Insbesondere die gregorianische Epoche prägt bis heute das Stadtbild, denn seit dieser Zeit darf im Zentrum nur noch der gelbe Kalkstein aus der Region, der Bath Stone, für Fassaden verwendet werden. Im 2. Weltkrieg blieb Bath vor Bombenangriffen weitestgehend verschont uns so finden wir heute ein herrliches Altstadtensemble vor, das es zu erkunden gilt.
Am frühen Nachmittag können wir dann auch das um die römischen Bäder eingerichtete Museum besuchen und uns die heißen Quellen aus nächster Nähe ansehen. Wer möchte kann sogar das angebliche Heilwasser probieren, besonders gut schmeckt es allerdings nicht. Charles Dickens soll gesagt haben, es schmecke wie ein Bügeleisen.
Später verlassen wir Bath und fahren durch den südlichen Teil der Cotswolds. Die Region im Südwesten Englands umfasst etwa 2000km² und gilt auch als „Herz Englands“. Die Landschaft wird bestimmt durch sanfte Hügel und kleine pittoreske Dörfchen mit aus Stein gebauten anderthalb-geschossigen Häusern, die zum Teil bis heute noch mit Stroh gedeckt sind. Als eines der schönsten Beispiele besuchen wir Castle Combe und unternehmen einen Spaziergang durch das kleine Dorf, das fast wie eine Filmkulisse wirkt. Dann wird es langsam Zeit nach Osten aufzubrechen.
Auf der Autobahn geht es zunächst in Richtung London. Je näher wir der Hauptstadt kommen, desto dichter wird natürlich der Verkehr. Während unserer Pause wird dann deutlich, dass wir unsere eigentlich geplante Route verlassen müssen, da sich dort ein riesiger Stau entwickelt. Es geht nun also über kleinere Schnellstraßen weiter in Richtung Harwich – die richtige Entscheidung, denn wir kommen gut voran. Pünktlich zur Check In Zeit erreichen wir den Fährhafen. Das Prozedere geht recht schnell von statten, jedoch wird dann unsere Geduld geprüft – scheinbar alle anderen Fahrzeuge dürfen vor uns auf das Schiff und uns hängt so langsam der Magen in den Kniekehlen. Gegen 22 Uhr sind wir dann endlich an Bord und können im Restaurant unser letztes gemeinsames Abendessen einnehmen. Danach geht es dann für die meisten recht bald auf die Kabine, denn auch morgen früh können wir leider nicht ausschlafen.

27.09.2023 Rückreise nach Deutschland

Nach einer kurzen aber ruhigen Nacht an Bord der Fähre erreichen wir früh am nächsten Morgen wieder den Fährhafen Hoek van Holland. Trotz dichtem Verkehr können wir den Zeitplan für die Rückreise gut einhalten und schaffen es, alle Reisegäste überpünktlich zu ihren Ausstiegsstellen zu bringen. Insgesamt haben wir nun gemeinsam rund 3.800 Kilometer zusammen zurückgelegt.
Eine ereignisreichte Reise geht zu Ende und viele schöne Erinnerungen und Eindrücke sind mit im Gepäck.

Schlusswort

Liebe Gäste,
wir möchten uns ganz herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich entschieden haben mit uns zu verreisen. Wir würden uns sehr über ein Wiedersehen freuen!
Bleiben Sie gesund und reisefreudig,
Sinah & Jan

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