Reisebericht: Silvesterreise nach Olomouc in Tscheschien

28.12. – 01.01.2017, 4 Tage Rundreise über Silvester mit Olomouc – Altvatergebirge – Kromeriz – Roznov pod Radhostem – Melnik


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Silvesterreise nach Olomouc mit herrlicher Altstadt und Ausflügen zum UNESCO-Welterbe Kromeriž, ins Altvatergebirge mit Bruntál, Papiermühle Velké Losiny und in die Beskiden mit Tatra-Technikmuseum und Walachischem Freilichtmuseum in Rostov pod Radhoštem.
^Die schöne Bergwelt der Mittelgebirge zwischen Mähren, Polen und der Slowakei und historische alte Städte, von einem Hauch Geschichte umweht, das ist die Umgebung unserer diesjährigen Silvesterreise gewesen. Nehmen Sie dazu noch  das deftige Essen , die gastfreundlichen Bewohner des Landstriches und natürlich ein gutes tschechisches Bier, dann haben Sie einen durchaus interessanten Ort, um hier den Jahreswechsel zu verbringen. All dies zeichnet das alte Olmütz aus, nicht nur einen der bedeutenden Brennpunkte böhmisch-mährischer und damit europäischer Geschichte, sondern auch eine  bemerkenswerte Stadt mit schöner Umgebung und viel Sehenswertem ringsum. Auch dieses Jahr hatten sich wieder viele Mitreisende - insgesamt 29 - für die interessante Tour über Silvester entschieden.
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Žd'ár nad Sázavou – Olomouc, erster Tag, 28.12.2016:

Den Herkunftsorten unserer Gäste und der Strecke nach Tschechien Rechnung tragend, startetet unser Bus zur Silvesterreise bereits in Chemnitz und fuhr über Hainichen und den Flughafen Dresden in Richtung Autobahn nach Prag.. Nach einem Fahrerwechsel kurz vor der Grenze zu Tschechien und einem Stopp kurz dahinter wegen der Tauschmöglichkeit für tschechische Kronen ging es quer durch die tschechische Hauptstadt und weiter auf der Autobahn bis zum Halt an einer Raststätte in der Nähe von Prag. Auf der weiteren Strecke nach Südosten fuhren wir gegen Mittag auf der Landstraße weiter bis nach Žd'ár nad Sázavou. Im kleinen Dörfchen, das auf Deutsch „Saar" hieß, war schon im Mittelalter ein bedeutendes Zisterzienserkloster gegründet worden, heute etwas außerhalb des Ortszentrums gelegen. Hier hielten wir in der Nähe der alten Klosteranlage zur Mittagspause an. Der Gebäudekomplex, der im späten 18. Jh. säkularisiert und zum Schloss umgebaut wurde, enthält heute ein Museum. Wesentlich aufregender als dieses ist aber die Wallfahrtskirche, die ebenfalls im 18. Jh. entstand, auf Veranlassung des damals noch amtierenden Abtes von Saar, der die Verehrung des Nationalheiligen Johannes Nepomuk verbreiten wollte. Deshalb wurde der Berg nach Nepomuks Geburtsort Zelená Hora (Grüner Berg) umbenannt und die Kirche in ganz besonderem Stil erbaut. Schon seit 1994 wurde sie zum Objekt des UNESCO-Weltkulturerbes erklärt. Als eines der Hauptwerke des böhmischen Malers und Architekten Johann Blasius Santini-Aichl, der aus Prag stammt und an vielen Kirchen, Palästen und Schlössern in Böhmen und Mähren mitgewirkt hat, gelang diesem mit der hiesigen Nepomuk-Kirche eine besonders gestaltete Anlage. In Europa einzigartig, weist sie eine äußerst eigenwillige und völlig ungewohnte Mischung gotischer und barocker Stilelemente auf. In ihrer Form sieht sie aus der Vogelperspektive aus wie eine Blüte, wird aber auch als vielzackiger Stern interpretiert. Ihr Schöpfer hat die im frühen 18. Jh. in Böhmen verbreitete Nepomuk-Symbolik mit den Sternen und auch immer wieder die Zahl fünf in seiner Architektur verwendet, wohl in Anlehnung an die Legende, dass fünf Flammen den Leichnam des als Märtyrer gestorbenen Johannes Nepomuk bei seiner Auffindung im Flussbett der Moldau umgeben hätten. In jedem Fall ist die Anlage grandios und auch die zentrale Wallfahrtskirche auf sternförmigem Grundriss ist neben ihrem Kapellenkranz voller Symbolik. Wir hatten Nach Aufstieg zur und Außenbesichtigung dieser interessanten Wallfahrtskirche noch etwas Freizeit und setzten danach unseren Weg in die historische Stadt Olomouc, unser Quartier für die kommende Silvesterreise, fort und erreichten einige Zeit vor dem Abendessen unser modernes Hotel.   

Olomouc – Kromeriž – Brauhof–Besuch, zweiter Tag, 29. 12.2016:

Unser Tagesprogramm begann heute mit einer kleinen Bustour zu einem Vorort vom Olomouc - Svatý Kopecek - der von einer mächtigen Wallfahrtskirche dominiert wird. Der „Heilige Berg" trug seit dem 17. Jh. eine privat gestiftete Marienkapelle, die aber den Wirren des 30jährigen Krieges zum Opfer fiel. Doch schon bald danach wurde sie auf Bestreben des Olmützer Klosters Hradisko neu erbaut und zog bald so viele Pilger an, dass ein regelrechter Wallfahrtsdom auf dem Berg im Auftrag des Olmützer Bischofs errichtet wurde. Die Bauausführung der zweitürmigen barocken Basilikia übernahm der kaiserliche Baumeister Giovanni Pietro Tencalla aus Wien. Verschiedene bekannte italienische und österreichische Bildhauer schufen den Figurenschmuck außen und innen an der Kirche. Nach kurzem Besuch des Heiligen Berges, um dessen Kirche sich seit dem Ende des 18. Jh. ein Dörfchen gebildet hat, kehrten wir nach Olomouc, deutsch Olmütz, zurück, um uns einem kleinen Stadtrundgang zu widmen.

Altstadt Olmütz

Die Umrundung der Sehenswürdigkeiten des Olmützer Stadtkerns begannen wir bei den wenigen erhaltenen Resten der von den Österreichern einst komplett um die Stadtfestung Olmütz gezogenen gezogenen Umwallung. An den noch sichtbaren Kasematten mit Kugelfang-Mauern entlang und dem Rest des einstigen Theresientors gingen wir ins Zentrum und erreichten den äußeren oder Untermarkt, hier „Niederring" genannt, mit einer kleineren Marien- oder Pestsäule, einigen Häusern aus der Renaissancezeit sowie zweien der insgesamt sieben und zumeist mythologischen Figuren gewidmeten Olmützer Brunnen. Nur wenige Schritte sind es vom äußeren zum inneren oder Hauptmarktes. Er liegt exakt im  Zentrum der historischen Altstadt von Olomouc. Blickfang des Obermarktes oder „Oberrings" bildet sicherlich die phantastisch verzierte Pestsäule, aber dominierendes Gebäude ist unbedingt das Rathaus. Historisch gesehen war es einst ein Kauf- und Gewerbehaus, von den reichsten Zünften der Stadt betrieben. Der Bau, den ein 75 m hoher Turm überragt, stammt aus der Gotik, dem 15. Jh. mit Erweiterungen aus späteren Zeiten und wirkt daher heute mehr wie aus der Renaissance. Etwas Besonderes ist seine astronomische Uhr, die eigentlich schon aus der Erbauungszeit stammt, aber nach ihrer Zerstörung im zweiten Weltkrieg in den 50er Jahren des 20. Jh. im Stil des „sozialistischen Realismus" neu aufgebaut wurde. Inzwischen bekanntestes Olmützer Bauwerk aber ist zweifellos auch sein schönstes: die Dreifaltigkeitssäule des Architekten und Steinmetzen Wenzel Render. Seit 2001 gehört dieses architektonische Juwel zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. In Europa ist es mit seiner (leider zumeist nicht zugänglichen) Kapelle im Sockel und dem überreichen Figurenschmuck einzigartig. Mit 34 m Höhe ist es gleichzeitig die größte in Europa erhaltene Pestsäule. Gleich nach Überwindung der Pestepidemie 1716 wurde sie als Dankesbau vom Bildhauer Render begonnen. Die Säule legte er an als Bildergalerie mit Sandsteinplastiken zum Dank für das Ende der letzten großen Pestepidemie in Böhmen an.  Render sah die Säule als sein Lebenswerk und förderte den Bau noch über seinen Tod hinaus, denn er sorgte mit seinem Privatvermögen für ihre Vollendung. Hier an diesem Prunkstück barocker Baukunst legten wir etwas Freizeit ein, um uns in der Olmützer Innenstadt ein wenig umzusehen. Nach dem Wiedertreffen ging es vorbei an der Moritzkirche, die einst eine Wehrkirche war und eine der größten Barockorgeln Europas besitzt, und am Platz der Republik sahen wir die barocke „Maria-Schnee-Kirche", einst von den Jesuiten errichtet und nach einem Schneewunder  benannt, dass sich in Rom bei der Einweihung einer Marienkirche ereignet haben sollte. Dann kamen wir zum Wenzelsplatz, wo der Stadtrundgang endete. Die Kathedrale der Stadt, dem heiligen Wenzel geweiht, wurde ursprünglich im 12. Jh. errichtet, ihr heutiges Erscheinungsbild ist aber neogotisch. Aus der Erbauungszeit der Kirche stammt der neben ihr stehende Bischofspalast. Obwohl auch dieser sich heute in späterer Bauform präsentiert, kann man doch die romanischen Reste sehen, die bei Umbauten im 19. Jh. gefunden und für sehr bedeutend gehalten wurden. Heute kann man das prächtige romanische Doppelfenster auch von außen, als Verbindungsteil zur Kathedrale, bewundern.
Ganz in der Nähe wartete unser Bus und brachte uns nach einem Fotostopp am barocken Hradisko-Kloster, das ebenfalls wie der Heilige Berg ein Werk des talentierten italienisch-schweizerischen Bildhauers und späteren kaiserlichen Wiener Hofbaumeisters Giovanni Pietro Tencalla ist und - leider nicht zugänglich - heute als Militärkrankenhaus fungiert, in das hübsche Städtchen Kromeriž.

Kromeriž

Der 30.000-Einwohner-Ort, der auf Deutsch „Kremsier" heißt, kann als Hauptresidenz der Olmützer Bischöfe eine reichhaltige Geschichte zurückblicken. Im Volksmund auch als „Athen der Hanna-Region", der fruchtbaren Umgebung von Olmütz, bezeichnet, wurde er nicht nur vor ein paar Jahren zur schönsten Stadt Tschechiens gewählt, sondern das Erzbischöfliche Schloss und der dazugehörige Park wurden auch 1998 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Bei einer Führung konnten wir die Bischofsresidenz etwas genauer kennenlernen. Nach Zerstörungen im 30jährigen Krieg wurde es an der Stelle der alten Burg fast genau im Stadtzentrum aufwendig als Barockschloss ausgebaut. Zu den sehenswerten Repräsentations- und Wohnräumen mit teilweise wertvoller Inneneinrichtung gehören ein Jagd-, ein Rats- und ein Thronsaal. Stolz ist man hier auf vielfache Staatsbesuche, die hier beherbergt wurden und zu denen beispielsweise der ehemalige russische Zar gehörte, an den heute noch der Zarensalon erinnert. Zu der außerordentlich wertvollen Ausstattung des Schlosses gehören Deckenfresken des bekannten spätbarocken österreichischen Malers Maulbertsch oder auch die Schlossbibliothek mit Deckengemälde des Brünner Malers Josef Stern. Ihren Gemälden nach gilt die Galerie im Schloss Kromeriž als eine der bedeutendsten in ganz Tschechien, mit Werken deutscher, italienischer und niederländischer Malerei vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Das Schloss, bis 1949 Eigentum der Olmützer Erzbischöfe, ist heute in tschechischem Staatsbesitz, Gemälde und Einrichtung hingegen gehören immer noch der Kirche.
Nach Besichtigung des Schlosses ergab sich die Gelegenheit zu einem Bummel in der schönen Innenstadt und über den gewaltigen zentralen Platz, bevor wir uns alle am historischen Braugasthof „Cerny Orel" trafen. Traditionelles tschechisches Bier wird hier derzeit ebenso in kleinen Hausbräu-Mengen hergestellt wie mitunter Biere nach deutscher oder belgischer Brauart. Während einer Verkostung, der ein traditionelles tschechisches Abendessen folgte, bekamen wir einiges darüber erzählt und durften uns zum Schluss die vergleichsweise winzigen Braukessel anschauen.
Recht beschwingt ging es danach zurück zu unserem Hotel in Olmütz.

Beskiden–Ausflug – Tatramuseum Koprivnice – Rožnov pod Radhoštem, dritter Tag, 30.12.2016:

Die Westbeskiden - oder auch die Mährisch-Schlesischen Beskiden - wie die letzten Ausläufer der Westkarpaten in einem langsam veraltenden Ausdruck genannt werden, standen heute auf unserem Tagesprogramm. Etwas mehr als eine gute Busstunde westlich von Olomouc liegt am Rand der Beskiden im Flusstal der Lubina das Städtchen Koprivnice, das als einst österreichisch-ungarisches Nesselsdorf erst 1910 Stadtrechte erhielt. Bekannt wurde der Ort durch die hier 1850 gegründeten Waggon- und Fahrzeugwerke, die - wenn auch teilweise in anderen Produktionsstätten - zehntausende Wagen für Straßen- und Eisenbahn herstellten. Noch bekannter wurde das nunmehr tschechische Unternehmen als Autohersteller Tatra - seit 1923 unter diesem Namen. Mit seiner Gründungsgeschichte aus dem Fahrzeugbau uns seinen früh gebauten Autonmobilen gehört der „Tatra" zu den ältesten Automarken der Welt. Man war sehr experimentierfreudig im Tatra-Werk und wir konnten zahlreiche Ergebnisse in der Ausstellung des Technik-Museums Koprivnice und einer kleinen Führung bewundern. Salonwagen, Rennwagen, vor allem aber Nutzfahrzeuge und Geländewagen, die einige bedeutende internationale Preise holten wie etwa Siege bei der Rallye Paris-Dakar gibt es hier in Hülle und Fülle zu sehen. Bis 1999 wurden auch PKW hergestellt und immer noch ist die einst hier am Rande der Beskiden gegründete Fabrik in der Herstellung von LKW aktiv.
Von hier aus ging es weiter gleich zum nächsten Museum, das Kultur und Kunst des Volkes der Walachen zeigte. Nur etwas mehr als 20 km westlich der slowakischen Grenze liegt Rožnov pod Radhoštem (deutsch = Rosenau am Radegast).

Walachisches Freilichtmuseum in Rožnov pod Radhoštem

Ursprünglich war das Städtchen ein Luftkurort, bekannt für sonniges Wetter und trockene Bergluft. Auch wir konnten derartiges Wetter genießen, als wir gegen Mittag den Ort mit seinem einzigartigen Freilichtmuseum erreichten. Gelegen im Zentrum der „Mährischen Walachei", eines böhmisch-mährischen Gebietes mit einstigen Einwanderern rumänischer Herkunft und Sprechern balkan-romanischer Dialekte, zeigt der Landstrich bis heute Eigenständigkeit in Sprache, Sitten und Gebräuchen. Besonders anschaulich sieht man dies an Trachten und Architektur.
Das hauptsächlich im ehemaligen Stadtpark von Rožnov liegende Walachische Freilichtmuseum stellt historische Gebäude, Alltags-Gegenstände und Besonderheiten der regionalen walachischen Volkskultur und des hiesigen Handwerks aus.
Hier gibt es auch eine in altem Gebäude untergebrachte Traditionsgaststätte, in dem wir ein leckeres, für die Region typisches Mittagessen einnahmen.
Anschließend konnten wir bei einer kleinen Führung das Volkskunde und Volkskunst-Museum näher kennenlernen, das entstand, nachdem man seit 1925 Wohnhäuser, ein Gasthaus und schließlich mehrere vom Abriss bedrohte, aber erhalten gebliebene Holzgebäude aus der Umgebung hier aufgestellt hatte. So wurden schließlich nicht nur einige Holzbauten vom Rožnover Marktplatz, sondern sogar eine historische, der heiligen Anna gewidmete, Holzkirche hierher gebracht und aufgebaut. In seinem jetzigen Zustand macht das Museum den Eindruck eines völlig intakten Dorfes, in dem wir einige der mit verschiedensten Möbeln und Gebrauchsgegenständen eingerichteten Häuser besichtigen konnten. Durch die Erläuterungen unseres Begleiters Honza lernten wir auch einiges über das tägliche Leben der Walachen und hatten danach noch ein paar Minuten Freizeit, um beispielsweise die ungewöhnlichen historischen Bienenstöcke oder die alte Mühle zu bewundern.
Von Rožnov aus ging es dann zurück nach Olmütz in unser Hotel.


Schloss Bruntál -- Altvatergebirge - Velké Losiny, vierterTag, 31.12.2016, Silvester:

Heute würde unser Ausflug ins Altvatergebirge führen, einem Ausläufer der Ostsudeten. Während dieses Mittelgebirge auf Tschechisch „Jeneseník" heißt, wird es in Österreich „Hohes Gesenk" genannt, ist aber am bekanntesten ist es aber wohl unter dem Namen seines höchsten Berges, dem fast 1500 m hohen Praded, auf Deutsch „Altvater". Dieses Gebirge, an vielen Stellen über tausend Meter hoch, war unser heutiges Ziel und wir erreichten hier zunächst das an seiner Westseite liegende Städtchen Bruntál. „Freudenthal" heißt es auf Deutsch und zählt zu den ältesten historischen Königsstädten Böhmens. Einst war es unmittelbar dem böhmischen König unterstellt und spielte schon von daher eine besondere Rolle auch in der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, zu dem Böhmen als wichtiger Teil gehörte. Seine besondere Sehenswürdigkeit ist ein Schloss, das wie viele Bauwerke des Landstriches hervorragend die Wirren der Geschichte widerspiegelt: einstmals gotische Wohnburg, die man in der Renaissance umbaute, stellten sich seine Besitzer während des 30jährigen Krieges auf die falsche Seite. So wurde die bedeutende Wehranlage ihren Besitzern weggenommen. Der Kaiser übergab sie dem Deutschen Ritterorden und sie diente fortan als Ordensmeistersitz, in dem übrigens weitaus überwiegend Angehörige des Hauses Habsburg residierten. Von den Ordensherren wurde die einstige Burg im 18. Jh. barock und repräsentativ ausgebaut. Bis heute erinnern ihre Arbeits-, Audienz- und Versammlungsräume an den Deutschen Orden und die Nachfolger der während der Kreuzzüge gegründeten Rittervereinigung.
Zahlreiche gut ausgestattete und authentisch renovierte Räumlichkeiten dieser großen Schlossanlage lernten wir bei unserer etwa einstündigen Führung kennen und entdeckten wir vieles, was zum Deutschen Orden und seine späte Geschichte gehörte. Viele stimmige Details, ergänzt immer wieder durch Porträts der diversen Ordensmeister, ließen das besondere Ambiente eines solchen Ordens-Hauptquartieres wiedererstehen.
Im Anschluss an die Führung hatten wir noch ein paar Minuten für eigene Entdeckungen in der Altstadt des Bezirksstädtchens Bruntál, während wir danach bei herrlichem Wetter das Mittelgebirge rund um den „Altvater" durchquerten.

historische Papiermühle von Velké Losiny

Immer wieder hatten wir Blicke auf die Höhenzüge des Altvatergebirges, bis wir am frühen Nachmittag Velké Losiny erreichtemn, auf Deutsch Groß Ullersdorf. Der von einem großen Schloss - das wir nicht besuchten - beherrschte Ort ist nicht nur etwas unrühmlich für seine ausufernden Hexenprozesse in der Zeit vor dem 30jährigen Krieg bekannt, sondern wesentlich positiver durch eine der ältesten noch arbeitenden Papiermanufakturen Mitteleuropas im Gedächtnis. Handgeschöpftes Büttenpapier wird in der Papiermühle von Velké Losiny in begrenzter Auflage hergestellt, auf dem schon bedeutende Verträge niedergelegt worden sind. Seit dem Ende des 16. Jh. besteht die immer noch produktive Manufaktur, in deren Museum wir bei einer Führung vieles zur Geschichte und Bedeutung der Papierherstellung erfuhren. Auch der „echte" Vorgang der Handschöpfung von Papier lässt sich in der Werkstatt der Museums-Papiermühle beobachten.
Nach dem Besuch in Velké Losiny kehrten wir in unser Hotel zurück, wo uns nach kurzer Ruhepause die Silvesterfeier erwartete. Es gab ein recht frühes Abendessen, danach Live-Musik sowohl im großen Saal, in dem wir sonst unser Frühstückeinnahmen als auch mehrfach im etwas kleineren Hotelrestaurant, in dem wir unsere Plätze hatten. Am Abend gab es noch einmal einen kleinen Imbiss und kurz vor Mitternacht bzw. pünktlich zu Beginn des neuen Jahres konnten wir alle miteinander anstoßen und uns gegenseitig ein gesundes, friedliches und ereignisreiches 2017 wünschen.


Olomouc - Jihlava - Heimfahrt, fünfter Tag, 01.01.2017, Neujahr:

Nach dem späten Frühstück begann schon unsere Heimreise.
Da wir dennoch nicht zu spät losgefahren waren, hatten wir gerade noch genügend Zeit und Gelegenheit für einen „Richtig Reisen!"-Abstecher nach Iglau. Die alte Silberbergbau- und Tuchmacherstadt, die auf Tschechisch Jihlava heißt, liegt an der Grenze der historischen Regionen Böhmen und Mähren. Hier hielten wir an einem der bis heute größten Marktplätze Europas und hatten etwas Zeit, um einen kleinen Spaziergang zu machen. Entweder auf diesem besonderen Markt mit Rathaus und Jesuitenkirche oder zu dem nahegelegenen und für eine einstige Befestigungsanlage opulent gestalteten Muttergottes-Tor. Es ist heute das Wahrzeichen Jihlavas und das ehemals bedeutendste Stadttor der Stadtbefestigung aus dem 13./14. Jh.
Nach dem Besuch in Jihlava ging es weiter nach Hause, wo wir, nach den üblichen Buspausen, pünktlich Dresden und später Chemnitz erreichten.
Ihr
Reiseleiter Dr. Michael Krause

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

vielen Dank für den ausführlichen Reisebericht und die
wunderschönen Fotos dazu (incl. Bild des Gruppen-
fotos). Man kann noch einmal in Ruhe die Reiseziele
der einzelnen Etappen nachempfinden.

Peter, Stefanie
21.01.2017

Es war eine wunderschöne Reise. Die Reiseziele, die wir besichtigten, waren sehr interessant und geben uns Anregungen für weitere Reisen nach Tschechien. Auch teilweise ohne tschechischen Reiseleiter erhielten wir genaue Erläuterungen. Wir hatten viel Spaß, gutes Essen und eine sichere Fahrt. Danke!! Der Reisebericht und die Bilder halfen uns bei der Erstellung unseres Urlaubsbuches. Wir danken für diese schönen Tage mit sehr angenehmen Erinnerungen.

Rothe, Christine
21.01.2017