Silvesterreise nach Brünn
Reisebericht: 29.12. – 01.01.2013
4 Tage Brünn - Mährischer Karst - Südmähren
Ein Reisebericht von
Petra Wetzel
Samstag, 29.12.2012 – Anreise – Tages–km: 562
Unsere Silvesterreise begann am 29.12.2012 um 06.30 Uhr ab Chemnitz. Nach dem ersten Zustieg folgten noch vier weitere entlang der Autobahn A4/A17. Ab Grenzübergang auf der Autobahn D8 Richtung Prag.
Bei Usti nad Labem (Aussig) - das Zentrum Nordböhmens - mussten wir die Autobahn wegen noch nicht Fertigstellung verlassen. Eigentlich fehlen nur noch 13 km, diese Fertigstellung verzögert sich aber immer wieder durch Baustopps der Naturschützer.
Die Umleitung entlang der Labe (Elbe) ist eine landschaftlich sehr schöne Strecke. Wieder zurück auf der Autobahn vorbei an Lovosice und Terezin. Bei Roudnice sahen wir den Berg Rip (Georgsberg). Dieser ist der „heilige Berg" der Tschechen. Hier soll der Urvater Cech und sein Volk entschieden haben, das umliegende Land zu kolonisieren.
Vorbei an Melnik, hier mündet die Moldau in die Elbe. Weiterfahrt durch Prag (Mittelböhmen), direkt am Wenzelsplatz vorbei, in Richtung Brünn auf der Autobahn D1. In Brünn (Südmähren) angekommen, begrüßten wir unseren örtlichen Reiseleiter Robert am Hotel. Unsere Fahrt führte uns zunächst hinauf auf die Burg Spielberg. Ihre Fundamente reichen bis ins 13 Jh. zurück.
Lange Zeit hatte die Burg den Ruf des berüchtigtsten Gefängnisses des Habsburger Reiches. Vom Busparkplatz entlang der äußeren Burganlage - mit Blick auf Brünn - führte unser Rundgang bis in den Innenhof der quadratisch angelegten Burg. In den Räumlichkeiten der Burg befindet sich das Museum der Stadt Brünn.
Wieder zurück zum Bus fuhren wir zum Stadtzentrum. Hier am Busparkplatz begann unser Rundgang durch die südmährische Hauptstadt Brünn, vorbei an der Universität zur St. Jakobs-Kirche, deren Turm der höchste der Stadt ist. Der Platz davor war früher ein Friedhof. Nach der Besichtigung führte unser Weg zum tropfenförmigen Herz der Stadt - der Platz der Freiheit - mit Häusern aus verschiedenen Epochen, der Pestsäule, der neuen astronomischen Uhr sowie vielen Einkaufsmöglichkeiten, und immer wieder in regelmäßigen Abständen holperte die Straßenbahn über den Platz. Das schönste Haus ist das Haus der Herren von Lipa, ein wunderschönes Renaissancegebäude. Es roch wunderbar nach Glühwein und süßem Gebäck - verführerisch.
Unser Rundgang führte uns weiter durch die Stadt hinauf auf den Petersberg zum Dom St. Peter und Paul. Es wird vermutet, dass hier einst die erste Burg errichtet wurde. Der Dom selbst ging aus einer ursprünglichen Basilika hervor.
Nach der Dombesichtigung ging es hinab zum Krautmarkt - vorbei am ältesten Theater der Stadt. Der Krautmarkt ist einer der ältesten Plätze. Trotz der Aufräumarbeiten des Weihnachtsmarktes sahen wir den großen barocken „Parnassus Brunnen" mit Szenen aus der griechischen Mythologie. Den Entwurf lieferte der gleiche Architekt, der als kaiserlicher Hofarchitekt auch den Bau von Schloss Schönbrunn geleitet hatte.
Oberhalb des Platzes steht der Dietrich-Stein-Palast, welcher Anfang des 17 Jh. erbaut wurde. Vor der Schlacht von Austerlitz bezog hier der russische General Kutusow sein Quartier. Heute ist das Palais, zusammen mit dem dahinter liegenden Bischofshof, Sitz des Mährischen Landesmuseums.
Nach einer kleinen Toilettenpause führte unser Weg zum alten Rathaus. In der Toreinfahrt hängt ein riesiger Alligator bzw. Drachen. Der Legende nach tauchte ein Drachen irgendwann am Fluss Svratka auf und fraß die badenden Jungfrauen. Die Belohnung für die Erlegung bekam ein Fleischergeselle. Er warf der Bestie eine mit ungelöschtem Kalk gefüllte, frisch geschlachtete Ziege hin. Der Drache fraß, trank danach durstig Wasser, löschte damit den Kalk und platzte. Tatsache ist, der Alligator war ein Geschenk an die Stadt Brünn.
Zurück zum Platz der Freiheit - es war schon dunkel und sehr kalt - Zeit für einen heißen Glühwein zum Aufwärmen, auch probierten wir Trdelnik - ein warmer in Zimt gewälzter Hefeteig - einfach lecker und dies alles in weihnachtlicher Atmosphäre.
Frisch gestärkt ging es wieder zurück zum Bus. Unsere Fahrt zum Hotel führte uns durch mehrere Ortschaften bis nach Blansko - dieser Ort ist der Eingang zum Mährischen Karst. Von hier aus führte unser Weg nach Skalni Mlyn (Steinmühle) zu unserem Hotel. Zimmerbezug; Abendessen.
Sonntag, 30.12.2012 – sehr kalt aber sonnig – Rundfahrt Südmähren – Tages–km: 265
Nach dem Frühstück führte unser Weg über Brünn - entlang der alten Motorradrennstrecke - nach Austerlitz. Das Schlachtfeld, eine Fläche von ca. 10 x 10 km, lag westlich von Austerlitz. Unser Rundgang führte uns über den Pratzen-Hügel. Hier hatte Napoleon einen seiner größten Erfolge zu verbuchen - am 02. Dezember 1805 fand die Dreikaiserschlacht statt, bei welcher die verbündeten Einheiten des österreichischen Kaisers Franz II. und Zar Alexander I. den Truppen Napoleons gegenüberstanden. Bei dieser Schlacht starben an einem Tag rund 22.000 Soldaten. Seit 1912 erhebt sich auf dem Hügel ein monumentales Friedensdenkmal. Gekrönt wird es von einem 10 m hohen Kreuz. Unter der Ehrenhalle befindet sich die Krypta, in der die sterblichen Überreste vieler Gefallenen beigesetzt wurden.
Die spannendste und ausführlichste Beschreibung der Schlacht lieferte Tolstoi in seinem Roman „Krieg und Frieden". Alljährlich zum Jahrestag der Schlacht werden Kampfszenen in historischen Kostümen nachgestellt.
Nach diesem beeindruckenden Ausflug in die Geschichte fuhren wir durch das schöne Südmähren, über die Pollauer Berge (eine Sandsteinhügelkette), vorbei an großen Obstbaumplantagen und Weinbergen. Vorbei an der Stadt Mikulov - genannt die Perle Südmährens, sie liegt nur ca. zwei km von der österr. Grenze entfernt. Hoch über der Stadt thront das riesige Schloss. Etwas abseits auf dem heiligen Berg sahen wir die kleine Wallfahrtskirche St. Sebastian.
Weiterfahrt nach Lednice. Nach einem guten mährischen Mittagessen besichtigten wir den Schlossgarten des gigantischen neogotischen Schlosses - das sehenswerteste weit und breit - es war die Sommerresidenz der Familie Lichtenstein.
Unsere Schlossbesichtigung führte uns durch farblich unterschiedlich gestaltete Salons mit schweren Kassettendecken, sowie durch die reich mit Schnitzarbeiten verzierte Bibliothek - eine Besonderheit ist dort die sich selbst tragende kunstvolle Wendeltreppe aus Eichenholz.
Nach einem weiteren Rundgang durch den Barockgarten - es war schon sehr kalt geworden - gingen wir wieder zurück zum Bus.
Weiterfahrt durch kleine Ortschaften - hier hat fast jeder zweite Hausbesitzer einen kleinen Weinkeller - nach Cejkovice. Auf rund 18.000 ha wird in Mähren Wein angebaut, nur etwa 20 % der Fläche dienen der Rotweinerzeugung. Cejkovice ist einer der berühmtesten Weinanbaugemeinden Südmährens. Er ist mit dem Orden der Tempelritter verbunden.
Unsere Weinprobe fand im Stilweinkeller inmitten des unterirdischen Gängekomplexes, der die Tempelritter mit der gotischen Festung verbindet, statt. Nach der Verkostung konnte man für sich den besten Tropfen erstehen.
Zurück im Weinkeller verbrachten wir bei sehr gutem Essen einen gemütlichen Abend mit Livemusik. Wer Lust hatte konnte auch das Tanzbein schwingen.
Zu später Stunde fuhren wir auf der Autobahn zurück ins Hotel.
Montag, 31.12.2012 – wieder Traumwetter – Tages–km: 18
Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem sogenannten Ökozug über einen romantischen Hohlweg (ca. 1,5 km) durch das „Dürre Tal" bis zum Eingang der Punkva Höhle.
Über 1000 Höhlen gibt es hier, nur vier große wurden jedoch bislang der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wir haben die schönste und einzige im Winter geöffnete Höhle - die Punkva Höhle - besucht. Dieser Höhlenkomplex wurde 1909 entdeckt. Für uns begann der Weg auf der 1200 m langen Besichtigungsstrecke in der Höhle bei angenehmen acht Grad plus. Zuerst zu Fuß durch ein rund 750 m langes Tunnellabyrinth mit mehreren Höhlenkammern samt größeren und kleineren Tropfsteinen. Die 200 Stufen haben wir alle problemlos bewältigt.
Unser Höhlenweg endete am Grund der moosbewachsenen Macocha Schlucht. Gewaltige Felswände ragten zum Himmel. Ihren Namen bekam die Schlucht einer Legende nach von einer bösen Stiefmutter (Macecha), sie wollte hier ihr Stiefkind entsorgen, welches aber zum Glück von einem gutmütigen Holzfäller gerettet wurde. Tatsache ist aber, dass die Schlucht durch den Deckeneinsturz einer mächtigen Karsthöhle entstand.
Unser Weg führte uns wieder ins Innere der Höhle. Hier warteten schon die Kähne auf uns. Die 450 m lange Bootsstraße auf dem Punkvafluss war für uns ein unvergessliches Erlebnis. Highlight war die Besichtigung des Masaryk Doms mit herrlichen weißen Tropfsteinformationen. Weiter fuhren wir mit dem Boot bis zum Ausgang (an der Höhlendecke hingen kleine Fledermäuse). Hier erwartete uns herrlicher Sonnenschein, genau passend für die Fahrt mit der Seilbahn zur Anhöhe über den Höhlen. Von der Aussichtsplattform konnten wir einen Blick in die Schlucht wagen, wo wir noch vor wenigen Minuten standen.
Wer wollte konnte noch einen Glühwein trinken, oder gleich wieder mit der Seilbahn abwärts fahren. Einige Gäste haben diesen sonnigen Tag mit einen kleinen Spaziergang bis zum Hotel verbunden, oder sind wieder mit dem Ökozug zum Hotel zurückgefahren, wo für uns - wer wollte - schon ein kleines Mittagessen reserviert war.
14.00 Uhr wartete schon der Bus auf uns. Nach etwa 2 km endete unsere Fahrt an der Forellenfarm. Hier bekamen wir einen Einblick in die Aufzucht von Forellen. Beeindruckend waren die sehr großen bis vier Jahre alten Zuchtforellen. Nach der Besichtigung - uns war schon kalt geworden - sind wir wieder mit dem Bus zum Hotel gefahren.
Am Hotel verabschiedeten wir uns von unseren örtlichen Reiseleiter Robert und brachten ihn nach Blansko zum Zug. Vielen Dank Robert, du hast uns so viel von deiner Heimat erzählt und gezeigt, wir waren sehr beeindruckt.
Der Ausklang des Jahres 2012 begann 19.00 Uhr mit der Silvesterfeier im Hotel. Bei einem 3-Gang-Menü, einer Tombola, Tanz, Bleigießen sowie einem Feuerwerk feierten wir gemeinsam ins Jahr 2013.
01.01.2013, Dienstag – Neujahrstag – Tages–km: 562
Nach einer sehr kurzen Nacht, war es Zeit Abschied zu nehmen.
Frühstück, unsere bestellten Forellen an der Rezeption abholen, Koffer laden und dann ging es wieder nach Brünn auf die Autobahn. Durch Prag hindurch Richtung Dresden, wo uns schon die ersten Gäste verlassen haben.
Ich möchte mich recht herzlichst bei unseren Gästen bedanken. Sie waren nett, immer pünktlich, fröhlich - einfach super. Auch danke unserem Busfahrer Eberhard für die sichere Fahrt sowie für die gute Zusammenarbeit.
Wir würden uns sehr freuen, Sie - als Gäste - wieder bei uns an Bord begrüßen zu dürfen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Reisebegleitung Petra