Silvester in Brünn
Reisebericht: 29.12. – 01.01.2016
4 Tage Silvesterreise nach Brünn - Südmähren - Mährischer Karst - Lednice - Macocha-Schlucht CZ-GYYBR
Ein Reisebericht von
Petra Wetzel
Dienstag, 29.12.2015 – Anreise – Tages–km: 586
Unsere Silvesterreise begann am 29.12.2015 um 06.40 Uhr ab Chemnitz. Nach dem ersten Zustieg folgten noch zwei weitere Zustiege entlang der Autobahn A4/A17. Ab Grenzübergang weiter auf der Autobahn D8 Richtung Prag.
Bei Usti nad Labem (Aussig) - das Zentrum Nordböhmens - mussten wir die Autobahn wegen noch nicht Fertigstellung verlassen. Eigentlich fehlen nur noch ca. 15 km, diese Fertigstellung verzögert sich aber immer wieder durch Baustopps der Naturschützer und durch einen Erdrutsch.
Nach einer kleinen Stadtrundfahrt durch Aussig führte uns die Umleitung entlang der Labe (Elbe). Dies ist landschaftlich eine sehr schöne Strecke. Wieder zurück auf der Autobahn vorbei an Lovosice und Terezin. Nach einer kleinen Pause fuhren wir weiter in Richtung Prag. Bei Roudnice sahen wir den Berg Rip (Georgsberg). Dieser ist der „heilige Berg" der Tschechen. Hier soll der Urvater Cech und sein Volk entschieden haben, das umliegende Land zu kolonisieren.
Vorbei an Melnik, hier mündet die Moldau in die Elbe. Weiterfahrt durch Prag (Mittelböhmen), direkt am Wenzelsplatz vorbei, in Richtung Brünn auf der Autobahn D1. Nach unserer Mittagspause erreichten wir die Stadt Brünn (Südmähren). Vom Bus aus sahen wir die Burg Spielberg. Lange Zeit hatte die Burg den Ruf des berüchtigtsten Gefängnisses des Habsburger Reiches. In den Räumlichkeiten der Burg befindet sich heute das Museum der Stadt Brünn.
Am Theater angekommen begrüßten wir unsere zwei Gäste, welche mit dem Auto angereist waren, und unseren örtlichen Reiseleiter Michael. Wer noch Geld tauschen wollte, konnte dies bei Herrn Svoboda.
Hier am Busparkplatz begann unser Rundgang durch die südmährische Hauptstadt Brünn. Unser Weg führte uns zum tropfenförmigen Herz der Stadt - der Platz der Freiheit - mit Häusern aus verschiedenen Epochen, der Pestsäule, der neuen astronomischen Uhr sowie vielen Einkaufsmöglichkeiten. Das schönste Haus ist das Haus der Herren von Lipa, ein wunderschönes Renaissancegebäude.
Weiter zum Krautmarkt - er ist einer der ältesten Plätze der Stadt - in der Mitte des Platzes sahen wir den großen „Parnassus Brunnen" mit den Szenen aus der griechischen Mythologie. Den Entwurf lieferte der gleiche Architekt, der als kaiserlicher Hofarchitekt auch den Bau von Schloss Schönbrunn geleitet hatte. Wochentags findet immer um den Brunnen ein Gemüsemarkt statt.
Weiter führte unser Rundgang zum Kapuzinerkloster. Die Gruft mit der gestrengen Mahnung „Was ihr seid, waren wir. Was wir sind, werdet auch ihr sein." zählt zu den größten Attraktionen der Stadt, denn hier werden - wie in den berühmten Katakomben des Kapuzinerklosters in Palermo, nur im kleineren Ausmaß - mumifizierte Leichen zur Schau gestellt. Bei den Toten handelt es sich vorwiegend um Mönche, aber auch der Geldadel kaufte sich hier ein, in der Hoffnung, auf diese Weise schneller in den Himmel zu kommen.
Oberhalb des Krautmarktes befindet sich der Dietrich-Stein-Palast, welcher Anfang des 17 Jh. erbaut wurde. Vor der Schlacht von Austerlitz bezog hier der russische General Kutusow sein Quartier. Heute ist das Palais, zusammen mit dem dahinter liegenden Bischofshof, Sitz des Mährischen Landesmuseums.
Über mehrere Stufen - vorbei am ältesten Theater der Stadt - führte uns der Weg hinauf auf den Petersberg zum Dom St. Peter und Paul. Es wird vermutet, dass hier einst die erste Burg errichtet wurde. Der Dom selbst ging aus einer ursprünglichen Basilika hervor. Wir sahen noch, wie ein Autocorso einer Hochzeitsgesellschaft den Berg hinab fuhr und so konnten wir in Ruhe das Innere des Doms besichtigen.
Nach der Dombesichtigung ging es die Stufen hinab über den Krautmarkt zum alten Rathaus. In der Toreinfahrt hängt ein riesiger Alligator bzw. Drachen. Der Legende nach tauchte ein Drachen irgendwann am Fluss Svratka auf und fraß die badenden Jungfrauen. Die Belohnung für die Erlegung bekam ein Fleischergeselle. Er warf der Bestie eine mit ungelöschtem Kalk gefüllte, frisch geschlachtete Ziege hin. Der Drache fraß, trank danach durstig Wasser, löschte damit den Kalk und platzte. Tatsache ist, der Alligator war ein Geschenk an die Stadt Brünn.
Das Brünner Rad dagegen entstand aus einer Wette heraus. An nur einem Tag einen Baum fällen, daraus ein Rad bauen und von Lednice ca. 50 km nach Brünn rollen. Er gewann die Wette, wurde aber fortan verdächtigt, mit dem Teufel im Bunde zu sein.
Sehenswert war auch das spätgotische Portal am alten Rathaus. Über der Figur der Gerechtigkeit ist ein spitzes Türmchen so gekrümmt, dass man glaubt, es könne jederzeit herabfallen. Damit wollte der Bildhauer Anton Pilgram die Rechtschaffenheit der Ratsherren in Frage stellen, die ihm mehrmals die Entlohnung verweigert hatten.
Auf der weihnachtlich geschmückten Masarykova (Hauptgeschäftsstraße) kamen wir wieder zurück zum Platz der Freiheit. Von hier führte unser Rundgang weiter zur St. Jakobs-Kirche, deren Turm der höchste der Stadt ist. Der Platz davor war früher ein Friedhof. Aus einem Turmfenster sahen wir ein nacktes Hinterteil ragen - angeblich die Rache eines schlecht bezahlten Restaurators, der sich von Pilgram inspiriert fühlte.
Zurück zum Bus - mit vielen neuen Eindrücken - fuhren wir durch mehrere Ortschaften bis nach Blansko - der Eingang zum Mährischen Karst. Die Straßen bis zum Hotel wurden immer schmaler - keine Häuser nur noch Wald. Um 17.00 Uhr kamen wir im Hotel Skalni Mlyn (Steinmühle) an. Zimmerbezug, Abendessen.
Mittwoch, 30.12.2015 – Rundfahrt Südmähren – Tages–km: 266
Nach dem Frühstück - wir konnten die ersten Frostgrade spüren - führte unser Weg über Blansko, Brünn vorbei am Schloss in Slavkov (Austerlitz) zum Pratzenhügel.
Das Schlachtfeld, eine Fläche von ca. 10 x 10 km, lag westlich von Austerlitz. Unser Rundgang führte uns über den Pratzen-Hügel. Hier hatte Napoleon einen seiner größten Erfolge zu verbuchen - am 02. Dezember 1805 fand die Dreikaiserschlacht statt, bei welcher die verbündeten Einheiten des österreichischen Kaisers Franz II. und Zar Alexander I. den Truppen Napoleons gegenüberstanden.
Entscheidend für die Schlacht war die Taktik. Seit 1912 erhebt sich auf dem Hügel ein monumentales Friedensdenkmal. Gekrönt wird es von einem 10 m hohen Kreuz. Unter der Ehrenhalle befindet sich die Krypta, in der die sterblichen Überreste vieler Gefallenen beigesetzt wurden. Bei dieser Schlacht starben an einem Tag rund 22.000 Soldaten.
Die spannendste und ausführlichste Beschreibung der Schlacht lieferte Tolstoi in seinem Roman „Krieg und Frieden". Alljährlich zum Jahrestag der Schlacht werden Kampfszenen in historischen Kostümen nachgestellt - dabei kommt es auch öfter zu Verletzungen - aber der Ausgang der Schlacht ist immer gleich.
Nach diesem beeindruckenden Ausflug in die Geschichte waren wir froh, wieder in einen warmen Bus zu sitzen. Wir fuhren durch das schöne Südmähren - vorbei an großen Obstbaumplantagen, Wäldern, Teichen, Weinbergen und den Pollauer Bergen (eine Sandsteinhügelkette) - nach Mikulov, auch genannt die Perle Südmährens.
Sie liegt nur etwa 2 km von der österreichischen Grenze entfernt. Hoch über der Stadt thront das riesige Schloss und etwas abseits auf dem heiligen Berg sahen wir die kleine Wallfahrtskirche St. Sebastian. Nach einem kleinen Rundgang durch die Stadt Mikulov fuhren wir weiter vorbei an der Weinstadt Valtice nach Lednice.
Beim Eintritt in den Schlosspark sahen wir das gigantisch neogotische Schloss - das sehenswerteste weit und breit - es war die Sommerresidenz der Familie Lichtenstein.
Unsere Schlossbesichtigung führte uns durch farblich unterschiedlich gestaltete Salons mit schweren Kassettendecken, sowie durch die reich mit Schnitzarbeiten verzierte Bibliothek - eine Besonderheit ist dort die sich selbst tragende kunstvolle Wendeltreppe aus Eichenholz.
Auch konnten wir die weihnachtlichen aus Buchsbaum gefertigten Gestecke bewundern, diese werden von den Gärtnern des Schlosses hergestellt.
Nach einem weiteren Rundgang durch den Barockgarten - es war schon sehr kalt geworden - gingen wir wieder zurück zum Bus.
Weiterfahrt durch kleine Ortschaften - hier hat fast jeder zweite Hausbesitzer einen kleinen Weinkeller - nach Cejkovice. Auf rund 18.000 ha wird in Mähren Wein angebaut, nur etwa 20 % der Fläche dienen der Rotweinerzeugung. Cejkovice ist einer der berühmtesten Weinanbaugemeinden Südmährens. Er ist mit dem Orden der Tempelritter verbunden.
Leider waren wir zu zeitig und andere Gruppen zu spät im Weinkeller angekommen. Diese Zeit haben wir genutzt, um ihnen die neuen Kataloge vorzustellen und wer wollte konnte schon im neuen Kalender die ersten Reisen für 2016 eintragen.
Dann war es endlich soweit. Im großen Gewölberaum des Weinkellers war für uns eingedeckt. Nach der Vorspeise besichtigten wir die vielen Weinfässer in den unterirdischen Gängekomplex. Unser Reiseleiter Michael übersetzte uns alles, ansonsten hätten wir nicht viel von der Weinherstellung erfahren können.
Nach der Weinverkostung - bestand aus fünf verschiedenen Sorten - konnte man für sich den besten Tropfen erstehen.
Zurück im Weinkeller verbrachten wir bei sehr gutem Essen einen gemütlichen Abend. Dazu spielte eine Folkloregruppe altmährische Volksmusik auf mehreren Instrumenten. Beeindruckend das altmährische Musikinstrument Zymbal.
Zu später Stunde fuhren wir auf der Autobahn zurück ins Hotel. Auch an diesem Tag hatten wir wieder Traumwetter - nur mit der gefühlten eisigen Kälte konnten wir uns nicht anfreunden.
Donnerstag, 31.12.2015 – wieder Traumwetter – Tages–km: 12
Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem sogenannten Ökozug über einen romantischen Hohlweg (ca. 1,5 km) durch das „Dürre Tal" bis zum Eingang der Punkva Höhle.
Über 1000 Höhlen gibt es hier, nur vier große wurden jedoch bislang der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wir haben die schönste und einzige im Winter geöffnete Höhle - die Punkva Höhle - besucht. Dieser Höhlenkomplex wurde 1909 entdeckt. Für uns begann der Weg auf der 1200 m langen Besichtigungsstrecke in der Höhle bei angenehmen acht Grad plus. Zuerst zu Fuß durch ein rund 750 m langes Tunnellabyrinth mit mehreren Höhlenkammern samt größeren und kleineren Tropfsteinen.
Die sich von der Decke herablassen - nennen sich Stalaktiten und jene, die sich vom Boden nach oben auftürmen - Stalagmiten. Wächst ein Stalagmit (ca. 1 cm in rund 100 Jahren) mit einem Stalaktiten zusammen, wird daraus ein Stalagnat. Dies wird aber bei den Tropfsteinen Romeo und Julia nicht passieren - wie uns Eric übersetzt hatte - da es ein trockener Stalaktit ist und somit nie mehr wachsen wird.
Die 200 Stufen haben wir alle problemlos bewältigt. Unser Höhlenweg endete am Grund der moosbewachsenen Macocha Schlucht. Gewaltige Felswände ragten zum Himmel. Ihren Namen bekam die Schlucht einer Legende nach von einer bösen Stiefmutter (Macecha), sie wollte hier ihr Stiefkind entsorgen, welches aber zum Glück von einem gutmütigen Holzfäller gerettet wurde. Tatsache ist aber, dass die Schlucht durch den Deckeneinsturz einer mächtigen Karsthöhle entstand.
Unser Weg führte uns wieder ins Innere der Höhle. Hier standen schon die Kähne für unsere 600 m lange Bootstour auf dem Punkvafluss bereit. Die befahrbare Strecke ist abhängig vom Wasserstand der Punkva. Die Wasserstraßen haben eine Tiefe von zwei bis 40 m und einer konstanten Temperatur von ca. sechs Grad. Highlight war die Besichtigung des Masaryk Doms mit herrlichen weißen Tropfsteinformationen.
Weiter fuhren wir mit dem Boot bis zum Ausgang. Hier erwartete uns herrlicher Sonnenschein, genau passend für die Fahrt mit der Seilbahn zur Anhöhe über den Höhlen. Von der Aussichtsplattform konnten wir einen Blick in die Schlucht wagen, wo wir noch vor wenigen Minuten standen.
Es blies ein sehr eisiger Wind - genau richtig für einen Hüttenbesuch, Plätze waren für uns schon reserviert. Zum Aufwärmen gab es von Gemeinsam Schöner Reisen einen Becherovka - der berühmteste Likör des Landes auch liebevoll die „13. Quelle" genannt.
Nach einem guten Mittagessen war noch Zeit für ein Gruppenfoto - Stellplatz Aussichtsplattform.
Einige Gäste haben diesen sonnigen Tag mit einen kleinen Spaziergang - ca. 3,5 km - bis zum Hotel verbunden oder sind mit der Seilbahn abwärts gefahren und mit dem Ökozug zurück zum Hotel.
14.00 Uhr wartete schon der Bus auf uns. Nach etwa 2 km endete unsere Fahrt an der Forellenfarm. Hier bekamen wir einen Einblick in die Aufzucht von Forellen. Beeindruckend waren die sehr großen bis vier Jahre alten Zuchtforellen. Nach der Besichtigung - uns war schon kalt geworden - sind wir wieder mit dem Bus zum Hotel gefahren.
Am Hotel verabschiedeten wir uns von unseren örtlichen Reiseleiter Michael. Vielen Dank Michael, du hast uns so viel von deiner Heimat erzählt und gezeigt, es wird für uns ein unvergessliches Erlebnis bleiben.
Der Ausklang des Jahres 2015 begann 19.00 Uhr mit der Silvesterfeier im Hotel. Bei einem 3-Gang-Menü, einer Tombola, Tanz, Bleigießen sowie einem Feuerwerk feierten wir gemeinsam ins Jahr 2016.
Freitag, 01.01.2016 – Neujahrstag – Tages–km: 586
Nach einer sehr kurzen Nacht, war es Zeit Abschied zu nehmen. Ein erster Blick aus dem Fenster zeigte uns, dass es doch noch einen Winter gibt.
Frühstück, unsere bestellten Forellen an der Rezeption abholen, Koffer laden und dann ging es wieder nach Brünn auf die Autobahn. Durch Prag hindurch Richtung Dresden, wo uns schon die ersten Gäste verlassen haben.
Ich möchte mich recht herzlichst bei unseren Gästen bedanken. Sie waren nett, immer pünktlich, fröhlich - einfach super. Auch danke unserem Busfahrer Mario für die sichere Fahrt sowie für die gute Zusammenarbeit.
Wir würden uns sehr freuen, Sie - als Gäste - wieder bei uns an Bord begrüßen zu dürfen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Reisebegleitung Petra