Reisebericht: Rundreise Türkei – Karawanenrouten in Kappadokien

04.04. – 11.04.2012, 8 Tage ab/an Antalya – Konya – Göreme – Soganli Tal – Ihlara Tal – Bagdadbahn – Korykische Grotten


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De urzeitliche Besiedelung Eurasiens und zahlreiche Handelsstraßen führten einst durch Kappadokien. Aus der Neuzeit berichten byzantinische Höhlenkirchen und Wohnanlagen in Felsen von der Geschichte in traumhafter nachvulkanischer Landschaft
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

04.04.2012, 1. Tag

Schon früh am Morgen trafen sich die Gäste in Leipzig und Dresden, am hellen Nachmittag dann die Gäste in Berlin, um nach Antalya zu fliegen. Über schneebedeckte Berge, Salzseen und türkischen Gemüseanbau unter Folie schwebten wir in die Millionenstadt ein, wo uns Kenan, unser türkischer Reiseleiter begrüßte. Das frühmorgendliche Aufstehen an diesem Tag erwies sich als großer Vorteil für die Südostdeutschen Gäste, so konnten alle die Annehmlichkeiten des Hotels Adonis nutzen, der nahen Steilküste einen Besuch abstatten oder in der 7 km entfernten Altstadt von Antalya bummeln. Im Laufe des Abends wurde dann die Gruppe komplett und sank nach einem reichhaltigen türkischen Büffet ins Bett.

05.04.2012, 2. Tag (Konya – Karawanserei Sultanhani)

Eine lange Fahrt über mehr als 600 km stand uns bevor, als wir um 7:30 Uhr Antalya, zunächst in Meernähe fahrend, verließen. In Manavgat schwenkten wir nach Norden, um über den Bademli-Pass im Taurusgebirge in das Anatolische Hochland zu gelangen. Links und rechts der Straße über 1700 m Höhe waren noch zahlreiche Schneereste zu sehen. Die Gipfel des Taurusgebirges sind noch dick in Schnee gehüllt. In Konya besichtigten wir das Mevlana-Kloster, Gründungszentrum des Mevlanaordens, des «Ordens der Tanzenden Derwische», das seit der Säkularisierung unter Atatürk ein Museum ist. Ein kurzer Abstecher führte uns anschließend zu einer Moschee und Medresen. Hier gilt Schuhe ausziehen und später im Bus erklärte uns Kenan mehr über die Rolle der Frauen und die Gründe der Trennung der Geschlechter beim Moscheebesuch. Durch Zentralanatolien brachte uns der Bus zur Karawanserei Sultanhani. Inmitten der öden Hochebene liegt die größte und besterhaltene Karawanserei Anatoliens mit einem gewaltigen Wintersaal. Kenan ließ alle mitspielen an der Erklärung einstiger Karawanenwege, die sich hier trafen. So konnte jeder im Rollenspiel nachvollziehen wie sich  Globalisierung entwickelte und erkennen, welch große Schutzfunktion die Karawanserei für Handelsreisende aus allen Himmelsrichtungen einst bot. Nach diesem Geschichtsunterricht ging es zum Höhlenhotel Alfina in Ürgüp. Alle fanden ein sauberes, nett eingerichtetes Zimmer im Fels vor und so trafen wir uns im Höhlenrestaurant zum späten Abendbrot.

06.04.2012: 3. Tag (Mustafapasa – Soganli Tal – Derinkuju)

Der Muezzin weckte gegen 5:00 Uhr nicht nur die Ballonfahrer… Diese erlebten dann aber eine imposante Ballonfahrt mit Tiefblick auf die Tuffsteinlandschaft Kappadokiens. Gemeinsam ging es nach dem Frühstück zunächst nach Altürgüp, wo wir Felsenwohnungen der ehemals zumeist griechischen Bevölkerung sahen. Anschließend begannen wir den südöstlichen Teil Kappadokiens zu erkunden. Der Weg führte über Mustafapasa, dem ehemaligen Sinassos, einem Ort mit griechischer Bevölkerungstradition bis 1923. Weiter ging es nach Süden über eine Hochebene mit Blick auf schneebedeckte Berge in der Ferne bis Sorganli. Unsere kleine Wanderung begannen wir nochmals mit einem gedanklichen Abstecher in die Wege der Menschwerdung und Besiedlung. Dann ging es im Tal zu ehemaligen Felsenkirchen und vorbei an Höhlennistplätzen der hier zum Zwecke der Naturdüngerproduktion gehaltenen Tauben. Zurück führte die meisten aus der Gruppe ein Ziegenpfad oberhalb des Tales, vorbei an alten Kirchen, Höhlenwohnungen und wieder weißglänzenden Taubenschlägen im Felsen. Ein idyllisches Gartenrestaurant unter noch kahlen Apfelbäumen war mittäglicher Ruheplatz. Der Bus brachte uns nach der körperlichen Aktivität in die unterirdische Stadt von Derinkuyu. Acht Etagen stiegen wir hinab, um Wohn- und Schlafräume, Lager, Klosterkomplex und Stallungen im Fels zu erkunden, die einst tausenden Einwohnern Schutz boten.
Auf dem Rückweg machten wir Fotostopps bei Uchsisar und oberhalb des Taubentals bei Göreme. Ein letzter Stopp führte uns nach Avanos, der Töpferstadt am Roten Fluss, wo wir am rotbraunen Wasser entlang bummelten und mit der Hängebrücke auf die andere Seite schwankten.

07.04.2012: 4. Tag (Felsenlandschaft um Göreme)

Den Tag verbrachten wir im nahen Umfeld von Göreme. Zunächst ging es in das Kameltal, wo wir über Hügelketten direkt neben den Tuffsteinkegeln kletterten. Anschließend ging es ins Zelvetal, mehrere Täler in denen einst die Menschen in Höhlenwohnungen lebten. Über neusanierte Wege gelangten wir bis zur ehemaligen christlichen Kirche im 2. Tal. Nur wenige hundert Meter entfernt befindet sich der Weinberg des Pashas - Pashabag mit den höchsten und imposantesten Feenkaminen Kappadokiens. Mancher stieg auf das weissandige Riff oberhalb der von Weingärten umgebenen Zwillings- und Drillingstürme aus Tuffstein. Noch vor dem Mittagessen besichtigten wir dann das Weltkulturerbe Göreme mit seinen vielhundertjährigen Felsenkirchen, der Apfelkirche und der Schlangenkirche.Auf unserer nachmittäglichen Weiterfahrt stoppten wir in einer Teppichkooperative, wo wir neben den bunten Teppichen auch mehr über die Bedeutung der Teppichknüpferei für die wirtschaftliche Entwicklung der Türkei erfuhren.
Von hier ging es nach Orthahisar, einem niedlichen kleinen Dorf mit einem Burgfelsen voller Höhlenwohnungen, verfallenden Häusern mit griechischen Ornamenten und Erkern und einigen Marktständen mit Trockenobst als Souvenir.
In Cavusin teilte sich die Gruppe in Derwische und Töpfer. Während die meisten in eine ehemalige Karawanserei zum Tanz der Derwische fuhren, bummelte andere durch Cavusin mit verlassenen Höhlenwohnungen und Häusern und beendete den Bummel in einer Töpfermanufaktur.

08.04.2012: 4. Tag (Güzelyurt, Ilhara–Tal)

Heute stand der Südwesten Kappadokiens auf dem Programm. Fast 1,5 Stunden ging es in Richtung des schneebedeckten 3226 m hohen Hassan-Berges. Im Vorgebirge querten wir bei Ciftlike einen Pass in 1700 m Höhe und fuhren zur Roten Kirche, der wohl ältesten christlichen Kirche Kappadokiens. Auch die Wissenschaftler bewegt die Frage, ob sie byzantinischen, armenischen oder georgischen Ursprungs ist. Nun ging es nach Güzelyurt mit seiner, in eine orthodoxe Kirche gebauten, Moschee. Auf steilen alten Felsenwegen bestiegen wir den Dorfhang und schauten in ehemalige Felsenwohnungen und auf dörfliches Leben. Gegen Mittag trafen wir im Ilhara-Tal ein. Zunächst standen wir an der Kante eines Canyons und blicken in die Tiefe des Tales. Tief unten am Bachbett angekommen, machten wir nach dem Mittagessen einen Osterspaziergang durch die noch nicht grüne, oasenartige Landschaft, eingezwängt in steile Felswände.
Auf dem weiteren Rundweg hielten wir an einem großen Kratersee. Leichter Wellengang und ein Schluck Osterwasser trugen dazu bei, dass sich die umgebenden Berge nicht im See spiegelten. Bei Wärme und Sonnenschein blieb dann jedem noch eine Stunde zum individuellen Erkunden von Ürgüp oder einfach nur zum Ausruhen.

09.04.2012: 6. Tag (nicht mit der Bagdadbahn durch die Kilikische Pforte, Tarsus, Silifke)

Um auf jeden Fall den Regel-Zug auf der Strecke der ehemaligen Bagdadbahn nicht zu versäumen, fuhren wir mit gutem Zeitpuffer in Richtung Pozanti. Jedoch es war der Geheimagent Sr. Majestät 007, der unsere Pläne durchkreuzte. Auf alter Bahnstrecke in der Kylikischen Pforte wird an drei Tagen gedreht - keine Chance für normale Reiseagenten. Bahntechnisch heißt das Schienersatzverkehr. So erreichten wir mit diesem unseren Bus kurz nach Durchquerung der Kylikischen Pforte. Blühende Ginsterbüsche dies- und jenseits der Straße brachten einen frühlingshaften Hauch in die Landschaft des östlichen Taurusgebirges.
Wir haben uns alle vorgenommen diesen James-Bond-Film anzuschauen. Ein kleiner Stadtbummel in Tarsus führte uns zur ausgegrabenen antiken Stadt mit der Römer-Straße und vorbei an restaurierten osmanischen Häusern zum Paulus-Brunnen. Ob Paulus tatsächlich hier nebenan wohnte und aus dem Brunnen trank? - aber das Thema lädt ein, sich mit der Geschichte des Christentums und dem globalisierenden Missionar Paulus zu beschäftigen.
Unsere Weiterfahrt führte uns am Meer entlang, zunächst vorbei an den Bettenburgen bei Mersin und an den Strand bei der historischen Mädchenburg bei Korykos. Nach langem Fahrttag erreichten wir die Korykischen Grotten, zwei durch einen unterirdischen Fluss ausgewaschene Dolinen. Wir schauten hinab in die nichtbegehbare Hölle und entschieden uns gegen den anstrengenden Abstieg in den Himmel in Erwartung eines Hotels in einer Meeresbucht bei frühabendlicher Sonne.

10.04.2012: 7. Tag (Anamur – Küstenstraße – Antalya)

400 Kilometer Straße in Küstennähe wieß unser Tagesprogramm heute aus. Im Wechsel zwischen Asphaltband und fester Schotterstraße bei Baustellen erblickten wir linker Hand Buchten des Mittelmeeres und rechter Hand die Ausläufer des Taurusgebirges. Immer wieder Plantagen von Zitrusfrüchten, Bananen und Gemüseanbau. Gegen Mittag erreichten wir Anamur und die Marmure-Festung. Als kleinen Ausgleich für entgangene Tunnelblicke besichtigten wir die fast eintausend Jahre alte Festungsanlage auch von innen. Über den Burggraben mit sich paarenden Schildkröten gelangten wir durch starke Wehrmauern in die Innenhöfe, der durch Armenier gegründeten Wehrburg.
Der einzige Schlechtwettertag der Reise ließ uns nicht unter einem Zeltdach vis a vis der Festung Platz nehmen, sondern im naheliegenden Restaurant und frischen gebratenem Fisch genießen. An den großen türkischen Badeorten, wie Alanya, ging es dann zurück nach Antalya. Im großen Nordbogen machten wir eine Orientierungsfahrt durch die Stadt; vorbei an kurdischen Vorstädten, dem riesigen Universitätsgelände, modernen Wohn- und Geschäftshäusern und immer mal wieder heran ans Mittelmeer, natürlich auch vorbei an Märkten, ehemaligen Basaren, dem Hadrianstor und Ausblicken zur Altstadt mit Hafen und Zitadelle.

11.04.2012: 8. Tag (Abreise)

Mitten in der Nacht hieß es für einen Teil der Gruppe Abschiednehmen von der Türkei: bereits 1:30 Uhr trafen sich die Dresdner Heimflieger. Auf dem Rückflug über Bulgarien, Ungarn, Mähren und Nordböhmen schliefen sicher die meisten, bevor die Boeing der Airberlin über Sebnitz und dem Elbsandsteingebirge zum Landeanflug auf Dresden ansetzte.
Die Leipziger und Berliner Fluggäste indess konnten ausschlafen und landeten im Laufe des Tages in Deutschland.
Andere Gäste verblieben noch eine Woche in Alanya bei frühlingshaftem Nachosterwetter.
Schöne Tage reichhaltiger landschaftlicher, kultureller und gastronomischer Erlebnisse liegen hinter uns. Auf Wiedersehen in der Türkei oder bei einer anderen Reise mit Eberhardt Travel.

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