Reisebericht: Rundreise Türkei – Karawanenrouten in Kappadokien

27.03. – 03.04.2013, 8 Tage ab/an Antalya – Konya – Göreme – Soganli Tal – Ihlara Tal – Bagdadbahn – Korykische Grotten


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Ostertage in der muslimisch geprägten Türkei - Besuche in der Tuffsteinlandschaft Kappadokiens mit orthodoxen Felsenkichen aus einer tausendjährigen Geschichte dieses Kulturraumes und einer Fahrt auf der Trasse der Bagdadbahn
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

Ostern in Kappadokien – an der Kreuzung der Karawanenrouten TR–KAPPA

27.03. – 03.04.2013

27.03.2013, 1. Tag

Nach einem langen Winter, der auch im März nicht weichen wollte, trafen sich bei null Grad vierzehn auf den Frühling hoffende Gäste auf dem Leipziger Flughafen. Am Nachmittag ging es mit Turkish Airlines zunächst nach Istanbul. Nach einem Terminalwechsel dann abendlicher Weiterflug nach Antalya, Abholung durch Hassan, unseren örtlichen Reiseleiter, und nächtliches Ankommen im Hotel Adonis direkt am Mittelmeer. Ein netter Snack mit türkisches Salaten und Mezes erwartete uns, bevor alle ermüdet ins Bett sanken. Vom Meer,
unmittelbar neben dem Hotel, wehte ein nächtlicher Frühlingshauch in das geöffnete Balkonfenster.

28.03.2013, 2. Tag (Konya – Karawanserei Sultanhani)

Eine lange Fahrt über ca. 600 km stand uns bevor, als wir gegen 8:00  Uhr Antalya zunächst in Meernähe fahrend, am bekannten Badeort Side vorbei, verließen. In Manavgat schwenkten wir nach Norden, um über den Bademli-Pass im Taurusgebirge in das Anatolische Hochland zu gelangen. Links und rechts der Straße in Passhöhe waren noch zahlreiche Schneereste zu sehen und die Gipfel des Taurusgebirges gar noch dick in Schnee gehüllt. In Konya zunächst Mittagspause bei türkischer Pizza mit Rinderhack. Gut gesättigt besichtigten wir anschließend das Mevlana-Kloster - Gründungszentrum des Mevlanaordens, des «Ordens der Tanzenden Derwische», das seit der Säkularisierung unter Atatürk Museum ist. Anschließend war dann Zeit für einen kurzen Besuch einer alten Medrese mit hervorragend erhaltenden farbigen Kacheln. Zeit auch, um das Bild einer Koranschule als einstiger Bildungsstätte auch für weltliche Wissenschaften wie Medizin und Mathematik etwas gerade zu rücken. Durch die Hochebene Zentralanatoliens brachte uns der Bus zur Karawanserei Sultanhani. Inmitten der eher öden Hochebene liegt die größte und besterhaltene Karawanserei  Anatoliens mit einem gewaltigen Wintersaal. In der Folgezeit der Fahrt auf unserer Karawanenstraße entdeckten wir noch mehrere kleinere, aber in den vergangenen Jahren rekonstruierte Karawansereien. Nach elfstündiger Fahrt erreichten wir das Höhlenhotel Dilek Kaya in Ortahisar, eine Top-Hotelanlage inmitten der Tuffsteinlandschaft mit großen, sauberen Zimmern und einem romantischen Innenhof. Im recht großen Hotelrestaurant trafen wir uns im Rücken japanischer Reisegruppen zum mannigfaltigen Abendessen vom Buffet.

29.03.2013: 3. Tag (Derenkuyu – Ihlara Tal – Güzelyurt – Ortahisar)

Heute stand der südlichste Teil Kappadokiens auf dem Programm. Zunächst machten wir einen Stopp in Derenkuyu, wo wir eine der zahlreichen unterirdischen Städte Kappadokiens erkundeten. Über acht Etagen stiegen wir über schmale Gänge nach unten. Kaum vorstellbar, dass vor hunderten Jahren hier tausende vor fremden Eroberern vieltägigen Schutz gefunden hatten: selbst Schulraum und Taufbecken bestanden. Noch fast eine Stunde ging es weiter in Richtung des schneebedeckten, 3226 m hohen Hassan-Berges. Bereits romantisch die Durchfahrt des Dorfes Ilhara, ging es bald steil zu Fuß über einen gut ausgebauten Treppenweg in die Schlucht hinab. Ein Weg neben dem Bach führte uns dann 3,5 Kilometer entlang des frühlingshaft plätschernden Baches durch steil aufragende Felswände. Am Ende des Karfreitagsspazierganges war Zeit für ein türkisches Picknick mit Brot, Tomaten, Gurken, Oliven, Schafs- und Kuhmilchkäse und Basturma, einem luftgetrockneten Rinderschinken im Kräutermantel. Am Nachmittag ging es nach Güzelyurt mit seiner,  in eine orthodoxe Kirche gebauten, Moschee. Auf steilen, alten Felsenwegen bestiegen wir den Dorfhang und schauten in ehemalige Felsenwohnungen im Tal des Dorfes. Bei Wärme und Sonnenschein - zu Hause sind es wohl um die Null Grad - fuhren wir zurück nach Ortahisar, um von einer Terrasse hinüber auf den Ort mit seinem Burgfelsen zu schauen. Langsam verschwand die wärmende Sonne nun hinter den Wolken... ein warmer Karfreitag ging zu Ende.

30.03.2013: 4. Tag (Felsenlandschaft um Göreme)

Den Tag verbrachten wir im nahen Umfeld von Göreme.  Bevor die meist dreißig zeitgleich agierenden Reisegruppen das Weltkulturerbe Göreme erreichten, waren wir bereits an der Apfelkirche. Da sich das Besichtigungsregime von einem „3 - Minuten- Kircheneintritt mit Schlangestehen" in einen individuellen Rundgang mit zentraler Einführung gewandelt hatte, war für jeden ausreichend Freiraum zur individuellen Besichtigung aller Felsenkirchen. Oftmals fast tausend Jahre alt, begeistern die Kirchen durch ihre Innenraumbemalung im Tuffstein heute täglich tausende Touristen aus aller Welt und einen Monat vor uns auch die Bundeskanzlerin.
Anschließend ging es zum Weinberg des Pashas - Pashabag - mit den  höchsten und imposantesten Feenkaminen Kappadokiens. Alle stiegen auf das weißsandige Riff oberhalb der von Weingärten umgebenen Zwillings- und Drillingstürme aus Tuffstein für ein paar Erinnerungsfotos. Nur wenige hundert Meter entfernt befindet sich das Zelvetal. In eigentlich drei Teiltälern befindet sich eine ganze ehemalige Wohnstadt im Felsen, gar mit ehemaliger Mühle und Kirche.
Auf unserer nachmittäglichen Weiterfahrt stoppten wir zunächst im Kameltal bevor wir in einer Teppichmanufaktur  mehr über die Bedeutung der Teppichknüpferei für die wirtschaftliche Entwicklung der Türkei erfuhren und auch einen Eindruck von der hohen Qualität der Teppiche und fachlichen Meisterschaft der Produktion aufnahmen. Natürlich zeigte man uns auch mit Stolz eine Fotografie vom Besuch Angela Merkels hier und ein Duplikat eines Geschenkwandteppichs aus Seide mit dem Heiligen Abendmahl.
Von hier ging es nach Avanos, Stadt der Töpferei am Roten Fluss, an dem sich zartgrüne Weidentriebe im Wasser in der Frühlingssonne spiegelten. Die Ostersonne ließ die silberfarbene Kuppel der Moschee glitzern und mancher zog sich einen ersten Sonnenbrand zu.
Am fortgeschrittenen Abend dann noch an Ürgüp vorbei ein Ausflug zur Gelben Karawansei und dem Auftritt der Tanzenden Derwische; einem mystischen islamischen Ritual eines meditativen Gottesdienstes, das seinen Ursprung im 13. Jahrhundert hat.
Ein beginnend abnehmender Mond über der kappadokischen Landschaft begleitete unsere Fahrt zurück ins Hotel Delek Kaya.

31.03.2013: 5. Tag (Mustafapasa – Soganli Tal)


Sommerzeitumstellung! Trotzdem weckte uns der Muezzin lange vor dem gewünschten Zeitpunkt. Gemeinsam ging es nach dem Frühstück durch Ürgüp nach Mustafapasa, dem ehemaligen Sinassos, einem Ort mit griechischer Bevölkerungstradition bis 1923. Ein kleiner Bummel führte uns durch den Ort vorbei an einigen Häusern griechischer Bautradition zum Ostersonntagstee. Weiter ging es nach Süden über eine Hochebene mit Blick auf schneebedeckte Berge des Taurus im Süden und die Vulkanerhebung bei Kayseri im Osten bis nach Sorganli. Unsere kleine Wanderung im Tal führte zu ehemaligen Felsenkirchen und vorbei an Höhlennistplätzen, der einst hier zum Zwecke der Naturdüngerproduktion gehaltenen Tauben. Zurück ging es im Tal oder über einen Ziegenhirtenpfad vorbei an Kirchenresten mit Rundkuppeln aus Felsgestein und mehreren Etagen tief im Hang. Ein idyllisches Gartenrestaurant unter noch kahlen Apfelbäumen war mittäglicher Rastplatz mit frisch gebackenem Brot, Linsensuppe, Paprika und Tomaten mit Ei in Tonschälchen überbacken. Der Bus brachte uns nach der körperlichen Aktivität noch zu einigen schönen Abschiedsblicken in die Tuffsteinlandschaft oberhalb des Taubentales, bei Uchisar und Göreme. Das Wetter war ein wenig grau geworden: Zeit am späten Nachmittag zum Ausruhen oder für einen individuellen Bummel durch Ortahisar, bevor der Restaurantchef die Tore öffnete.

01.04.2013: 6. Tag mit der Bagdadbahn durch die Kilikische Pforte, Tarsus, Silifke

Ein Höhepunkt der Eberhardt-Travel Planung einer Kappadokienreise stand heute auf dem Programm: eine Zugfahrt auf der Strecke der Bagdadbahn durch die Kilikische Pforte. Am Startort der Bahnfahrt in Pozanti hatten alle die Möglichkeit eine türkische Kleinstadt abseits großer Touristenwege zu erleben und am Bahnhof zahlreiche alte Stellwerksanlagen aus der Bauzeit der Bagdadbahn zu sehen. Für eine Stunde beeindruckte zunächst die Felsenlandschaft des Taurusgebirges und später die zunehmend offener werdende Landschaft des Küstenbereiches um Tarsus. Nochmals ein deutlicher Wärmegewinn gegenüber den Tagen in Kappadokien.
Ein kleiner Stadtbummel in Tarsus führte uns von der ausgegrabenen antiken Stadt mit der Römer-Straße zum Paulus-Brunnen. Ob der Apostel Paulus tatsächlich hier wohnte und aus dem Brunnen trank, ist historisch eher widersprüchlich und nicht recht belegt.
Unsere Weiterfahrt führte uns am Meer entlang vorbei an den Bettenburgen mit Appartementanlagen bei Mersin und unserem Hotel zu den Korykischen Grotten,  zwei durch einen unterirdischen Fluss ausgewaschene Dolinen. Wir schauten hinab in die nichtbegehbare Hölle und ein einige Gäste entschieden sich für einen Abstieg in den Himmel.
Mit einem Zwischenstopp an der byzantinisch-armenischen Mädchenburg erreichten wir unser Hotel Olbios. Im Garten, oberhalb der Marina gelegen, befindet sich das Hotelrestaurant, wo unsere Gruppe die einzigen Gäste war.

02.04.2013: 7. Tag (Anamur – Küstenstraße – Antalya)

430 Kilometer Straße in Küstennähe weist unser Tagesprogramm heute aus, das waren  mit Pausen zehn Stunden Busfahrt. Im Wechsel zwischen Asphaltband und fester Schotterstraße über  Baustellen erblickten wir linker Hand Buchten des Mittelmeeres und rechter Hand die Ausläufer des Taurusgebirges; mitunter versanken wir in den tief liegenden Wolken. Immer wieder Plantagen von Zitrusfrüchten, Bananen und Gemüseanbau. Gegen Mittag erreichten wir die Mamure-Festung. Als nachösterliche Zusatzleistung besichtigten wir die fast eintausend Jahre alte Festungsanlage, die einst für armenische Herrscher errichtet wurde. Über den Burggraben mit einigen dutzenden Schildkröten  gelangten wir durch starke Wehrmauern in die Innenhöfe der Wehrburg.
Vis a vis der Festung wurden wir mit gebratenem Fisch, verschiedenen Vorspeisen und Blüten im Haar der Damen unter dem Zeltdach eines Straßenrestaurants verwöhnt.
Am großen türkischen Badeort Alanya ging es dann zurück nach Antalya. Unsere Orientierungsfahrt gestattete noch einen kleinen individuellen Bummel in der Altstadt, der nun zur mehr als Millionstadt gewachsenen Touristenhochburg.
Dann hieß es Wiedererkennen unseres Ankunftshotel Adonis und ein umfangreiches und mannigfaltiges Buffet.

03.04.2013: 8. Tag (Abreise)

Am frühen Morgen hieß es für einen Teil der Gruppe Abschiednehmen von der Türkei; 7:00 Uhr trafen sich alle Heimflieger. Via Istanbul - mit einem zweiten Anflugversuch - ging es ohne Tiefsicht über Bulgarien, Rumänien, Ungarn, die Slowakei, Tschechien nach Leipzig. Eine  Woche reichhaltiger landschaftlicher, kultureller und gastronomischer Erlebnisse liegt hinter uns. Auf Wiedersehen in der Türkei oder bei einer anderen Reise mit Eberhardt Travel.

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