Reisebericht: Rundreise Türkei – Karawanenrouten in Kappadokien

04.04. – 11.04.2014, 8 Tage ab/an Antalya – Konya – Göreme – Soganli Tal – Ihlara Tal – Bagdadbahn – Korykische Grotten


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Eine einzigartige Tufflandschaft mit bizarren Felsformationen, ein Weltwunder der Natur im Herzen Anatoliens, unterirdische Städte und Höhlenkirchen mit wunderschönen gut erhaltenen Freskenmalereien erwartet Sie.
Ein Reisebericht von
Karin Schröter

1.Tag: 04.04.2014 – Anreise nach Zentralanatolien

Unsere Reise startet gegen Mittag via Istanbul nach Kappadokien, dem Herzstück Zentralanatoliens, relativ unbekannt im touristischen Weltgeschehen, aber ein beliebtes und
sehenswertes Urlaubsziel. Bizarre Tuffformationen, für die die Region berühmt ist, überziehen die Landschaft hauptsächlich um Ürgüp und Göreme herum und haben ihren Ursprung vor 30 Millionen Jahren. Das alles wollen wir während unserer einwöchigen Rundreise kennenlernen.

2.Tag: 05.04.2014 – Konya– Mevlanakloster – Karawanserei


Über den Bademli-Paß im Taurusgebirge erreichen wir Konya. Schon von weitem erkennt man das Wahrzeichen des Mevlana-Museums die berühmte grüne Kuppel, die das Gesamtbild dominiert. Eng verbunden ist die Stadt Konya mit dem Leben und Wirken von Celaleddin Rumi (auch Mevlana genannt), der im 13. Jahrhundert den Mevlevi-Orden, besser bekannt als Orden der Tanzenden Derwische, gründete. Er ließ sich in Konya nieder und soll hier 1273 verstorben sein. In einer Galerie bekommt man einen Einblick in das Alltagsleben eines Derwisch. Lebensechte Modellein authentischer Kleidung vermitteln anschaulich, wie die Ordensmitglieder ihren Tag gestalteten. Weiter geht die Fahrt in Richtung der zentralanatolischen Stadt Aksaray. Dort befindet sich in der Nähe eine der besterhaltenen seldschukischen Karawansereien. Der Sultahani, erbaut in den Jahren 1226-29 bot Schutz und Herberge für Reisende und Kaufleute. Um einen Innenhof herum gruppieren sich verschiedene Einrichtungen: Ställe, ein türkisches Bad, eine Moschee, Unterkünfte für Mensch und Tier sowie eine überdachte Halle für mitgeführte Waren. Ein langer Tag liegt mittlerweile hinter uns, ein Hotel der besonderen Art wird für vier Nächte unser Interimszuhause sein, das Höhlenhotel "Dilek Kaya" in Ortahisar. Eine architektonische Glanzleistung , gekonnt eingebettet in die märchenhafte Landschaft aus gehärteter Vulkanasche.

3.Tag: 06.04.2014 – Mustafapasa – Soganlital – Tanzende Derwische


Kein Kofferpacken, kein Gepäcktransport. Die heutige Fahrt führt uns zunächst in das Dorf Mustafapasa, 6 km von Ürgüp entfernt. Es ist ein ehemaliges gut erhaltenes griechisches Dorf, das im Jahr 1923 aufgrund des Bevölkerungsaustausches verlassen wurde. Viele Häuser sind noch mit Steinreliefs und Wandmalereien geschmückt, einige sind bereits dem Verfall preisgegeben, künden aber noch immer von einer längst vergangenen Schönheit. Zeit zum Bummeln, einen Kaffee zu trinken oder sich an der Vielfalt der dargebotenen, wohlriechenden Gewürze und Früchte zu erfreuen und das eine oder andere Mitbringsel zu erstehen. Bevor wir unsere Mittagspause einlegen, machen wir einen Spaziergang dfurch das malerische Soganli-Tal. Es ist eine Art Rundwanderweg mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Insgesamt hat man hier ca. 100 Felskirchen entdeckt, die meisten von ihnen sind jedoch verschüttet und werden als Taubenschläge genutzt.Erosion, Vulkanismus und das Einwirken von Menschenhand haben viel zu deren Zerstörung beigetragen. Dennoch sind einige erstaunlicherweise in einem bemerkenswert gut erhaltenem Zustand und die Fresken aus dem 11.-13.Jahrhundert mit originalgetreuer Ausmalung sind Zeugen eines herausragenden künstlerischen Schöpfertums damaliger Zeit.
Im übrigen werden die farbenfrohen Stoffpuppen, die in ganz Kappadokien verkauft und die uns auf Schritt in Souvenirgeschäften begegnen in Soganli hergestellt und manch einer aus unserer Gruppe konnte einem Kauf nicht widerstehen. Eine Attraktion der besonderen Art werden wir am Nachmittag kennenlernen. Es ist die Besichtigung der unterirdischen Stadt Derinkuyu. Angeblich soll es in dieser Region 36 unterirdische Städte gegeben haben, ausgegraben wurden jedoch nur wenige und Derinkuyu , was soviel bedeutet wie tiefer Brunnen ist die größte. Hier wohnten in ca.60 m Tiefe angeblich bis zu 20.000 Menschen in Zeiten von Gefahr und Krieg. Auf den oberen Ebenen befinden sich Ställe, Weinpressen, darunter, alles auf acht Stockwerke verteilt, Wohnquartiere, Lagerräume, eine Küche, Belüftungsschächte und auch ein Kirchlein. Schwere Mühlsteine  an den Wänden dienten als Türen , die vor die Öffnungen gerollt wurden, um strategisch wichtige Areale den nahenden Feinden unzugänglich zu machen. Ein leichtes Leben unter diesen Umständen war es sicherlich nicht. Wieder an's Tageslicht gekommen, fahren wir zurück in das Hotel, um am frühen Abend eine Veranstaltung der Tanzenden Derwische mitzuerleben.
Im Mittelpunkt dieser Zeremonie (Sema) steht der Tanz. Liebe ist das zentrale Thema des mystischen Kreises, der die Verbreitung von Gottes Liebe unter den Erdenbewohnern symbolisiert. Auch die Kleidung spielt eine besondere Rolle , z.B. steht die Kopfbedeckung für das Grab der Seele, der weiße Rock das leichentuch, der Ton der Rohrflöte steht für den Atem Gottes. Mit dem Ausbreiten der Arme lassen die Derwische beim Tanz die göttliche Energie in die rechte Handfläche eintreten, die den Körper durchwandert und durch die linke Hand verläßt diese wieder den Körper. Der Tanz endet mit einer Verbeugung als Zeichen der Unterwerfung vor Gott. Für viele Gäste von uns versinnbildlicht dieser Abend eine Begegnung mit einem völlig anderem Kulturkreis.

04.Tag: 07.04.2014 – Ballonfahrt – Göreme – Ortahisar


Zu den schönsten Erlebnissen zählt sicher unter anderem auch eine  Fahrt mit dem Heißluftballon über die Bergwelt Kappadokiens, vorausgesetzt die Wetterkonditionen und die Thermik sind dafür gegeben. Wir hatten leider nicht so viel Glück mit unserem Ballonabenteuer, aber es war trotzdem ein schönes Gefühl über Kappadokiens Feenkamine zu schweben und diese tolle Landschaft aus der Vogelperspektive betrachten zu können. Ein absolutes Muß und ein Höhepunkt jeder Reise nach Kappadokien ist das Freilichtmuseum Göreme. Hier befindet sich die größte Konzentration von Felskirchen und -klöstern. Vom 9. Jahrhundert an wurden etwa 30 Kirchen in den weichen Tuffstein gegraben. Sie zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, vor allem aus dem Leben Christi und Szenen aus dem Leben verschiedener Heiliger. Zu den schönsten aus der Vielzahl ist die Tokali (Spangen) Kirche zu nennen, deren Besuch man nicht versäumen sollte. Auf der Strecke von Göreme nach Avanos, die nach Zelve weiterführt, machen wir einen kleinen Abstecher durch das Tal der Mönche, das "Pasarbagi". Charakteristisch sind hier die einzeln oder in Gruppen stehenden Feenkamine, wir machen einen weiteren Stopp im Kameltal und werfen einen Blick auf Maria mit Kind. Alle Gesteinsformationen kann man individuell deuten und dabei seiner Phantasie freien Lauf lassen. Im Zelvetal angekommen hat man wunderschöne Landschaftsbilder vor sich. Ehemalige Wohnanlagen wechseln sich ab mit Galerien, Pfaden, Stiegen und Taubenschlägen. Man sagt, daß bis in das 20.Jahrhundert hinein Christen und Moslems in trauter Eintracht miteinander lebten. Zeugnis dieser Gemeinsamkeit ist eine kleine Moschee mit einem Minarett. Nun haben wir uns wirklich eine Pause verdient. Vor unseren Augen wird frisches Fladenbrot, gefüllt entweder mit Käse oder Spinat, zubereitet. Dazu kommt frisch gepresster Granatapfelsaft und wir kommen zu neuen Kräften.
Bauchtanz und Wasserpfeife sind der Inbegriff für türkische Lebensart. Da die Türkei der drittgrößte Baumwollproduzent der Welt ist, muß auch die Teppichherstellung hinzugefügt werden. In anschaulicher Weise wird uns in einer Teppichmanufaktur der Werdegang eines Teppichs vorgeführt von der Seidenraupe bis hin zum fertigen Produkt. Bei einer Repräsentation können wir uns angesichts der Farb- und Mustervielfalt für keinen der Teppiche entscheiden. So ist es zu keinem Deal gekommen, sehr zum Leidwesen der Verkäufer, die ihr Bestes gaben. Bevor es endgültig nach Hause geht, machen wir in Ortahisar noch einen kleinen Halt und blicken auf einen ca. 90 m hohen Burgfelsen mit ehemaligen Wohnräumen darinnen. Seit den 60er Jahren wurden die großen Höhlen rund um den Felsen erweitert und nun als Lagerräume für Obst und Gemüse genutzt. Sie bieten bei konstanten Temperaturen von 8-10 Grad ideale Bedingungen für die Lagerung und fungieren nun als natürliche Kühlhäuser.  

05.Tag: 08.04.2014 – Güzelyurt – Ihlaratal


Heute meint es der Wettergott nicht gut mit uns. Bei leichtem Regen führt uns die Fahrt nach Güzelyurt. Aber mit Sonne im Herzen überbrücken wir die Zeit in einem typischen von Männern belagerten türkischen Kaffeehaus, die zeitungslesend und Backgammon spielend den Vormittag verbringen. In Güzelyurt selbst, ein Ort, der bis 1922 einen hohen griechischen Bevölkerungsanteil hatte, besichtigen wir die Georgenkirche  und einige noch erhaltene Höhlenwohnungen. Für alle ein besonders schönes Erlebnis ist am Anschluß der Spaziergang im Ihlara-Tal, dem Grand Canyon der Türkei sozusagen. Immer am Fluß Melindiz entlang öffnen sich vor uns steile Felswände und die üppige Vegetation ist eine wahre Augenweide. In den Tälern selbst sind immer wieder Kirchen verborgen, nur noch ca. 10 an der Zahl sind erhalten und oft sehr schwer zugänglich.  Sie stammen aus dem 11. Jahrhundert und tragen zum Teil ungewöhnliche Namen wie "Schwarzer Hirsch" oder "Zerbrochener Stein". Vom Restauran "Belisrma" aus, idyllisch gelegen am Fluß, geht es weiter nach Avanos. Es ist eine hübsche kleine Stadt am "Roten Fluß" und bekannt für ihre Töpfer- und Keramikwaren. Sie lebt quasi von Keramik und Weinanbau.. Nach einem Rundgang mit Erklärungen in einer der zahlreichen Töpfereien kann kaum einer den Versuchungen in Keramikform widerstehen....Ein kurzer Spaziergang am Roten Fluß entlang  und über die Hängebrücke von Avanos  - dann fahren wir zurück und nehmen fast Abschied von Kappadokien mit einem Halt in Uchisar, einem Ort, der von einem mächtigen Burgfelsen beherrscht wird, der in seinem Inneren von unzähligen Gängen und Wohnanlagen durchzogen wird. Von einem Aussichtspunkt aus werfen wir noch einmal einen letzten Blick auf die traumhafte Landschaft vor uns.

06.Tag: 09.04.2014 – Legendäre Bagdadbahn und Tarsus


Heute geht es über die anatolische Hochebene nach Pozanti, von dort aus steigen wir mit etwas Verspätung in den Zug der legendären Bagdadbahn, die uns über die "Kilikische Pforte", einem von Felswänden gerahmten strategisch wichtigen Paß über den Taurus in das Landesinnere bis nach Yenice bringt. Unsere Fahrt führt uns weiter mit dem Bus nach Tarsus. Drei bedeutende Ereignisse sind mit dem Ort Tarsus verbunden. TZunächst ist da die schwere Erkrankung Alexanders, der sich beim Bad im eiskalten Tauruswasser eine schwere Lungenentzündung holte und vor der Schlacht von Issos mit hohem Fieber im Bett lag, zum anderen die erste Begegnung von Kleopatra und Antonius und schließlich die Geburt des Saulus, der zum Paulus wurde und durch seine Missionstätigkeit zu einem der bedeutendsten Apostel der Christenheit wurde. Bei unserem Rundgang zu Fuß sehen wir einen Abschnitt einer römischen Straße , die zwei bis drei Meter unter dem heutigen Straßenniveau ausgegraben wurde, den Paulusbrunnen am vermeintlichen Geburtshaus und heute Pilgerstätte für viele Christen ist sowie das Kleopatrator, das inmitten der Hauptstraße auf einer begrünten Verkehrsinsel steht.
Entlang der Küstenstraße auf der Fahrt nach Mersin eröffnen sich uns immer wieder wunderschöne Ausblicke auf das Mittelmeer, einsame Buchten und palmengesäumte Strände. Bald erreichen wir unser Ziel für den nachmittag: die Korykischen Grotten. Diese heißen heute bedeutungsvoll "Paradies" und "Hölle" auf türkisch "Cennet ven Cehennem". In der Höll. düster und mystisch, schaut man, durch ein Sperrgitter abgesichert, in einen tiefen, steilwandigen Schlund. Bei Lust, Laune und entsprechender Kondition kann man über einen Treppenweg zur Talsohle in das Paradies hinabsteigen, das vielerorts nicht immer einen paradiesischen Eindruck macht. Am Ende des Weges stehen die ganz Mutigen vor einer Karsthöhle mit einer Marienkapelle davor, hört den Fluß tosen und zweifelt, ob das Paradies tatsächlich so aussieht. Auf dem Rückweg können wir die sogenannte Mädchenburg von Krzkalesi bestaunen. Der Legende nach wurde einem König geweissagt, daß seine geliebte Tochter frühzeitig an Gift sterben würde. Aus lauter Angst um ihr Leben und zu ihrem Schutz ließ er sie auf der Seefestung unterbringen. Eines Tages schickte er ihr einen Früchtekorb, in dem sich eine giftige Schlange versteckt hatte - und die Prophezeiung erfüllte sich, leider.

07.Tag: 10.04.2014 – Kreuzritterburg Anamur


Der Tag unserer Rückreise kommt immer näher. Auf der fahrt von Mersin nach Antalya passieren wir auch den Fluß Saleph und können nur im Vorbeifahren die Stelle erahnen, an der Kaiser Barbarossa am 10.Juni 1190 bei dem Versuch, den Fluß zu durchwaten, ertrank. An der Mittelmeerküste gibt es noch immer Spuren der Kreuzritterpräsenz in der Türkei.Ein Beispiel dafür ist die Küstenfestung Mamure Kalesi bei Anamur, die zu den besterhaltenen
Kreuzfahrerburgen an der türkischen Südküste gehört. Die Osmanen erweiterten die Burg und nutzten sie bis zum Jahre 1921.Momentan ist leider nur eine Außenbesichtung möglich, da eine umfassende Restaurierung auf dem Programm steht, aber allein die Dimension der Anlage läßt die macht und den Status der Kreuzritter erahnen. Nicht mehr lange und die Gäste mit einem anschließenden Badeurlaub in Incekum werden uns bald verlassen.

08.Tag: 11.04.2014 Rückreise

Am frühen Morgen treten wir von Antalya aus die Heimreise an. Eine Woche voller Eindrücke und Erlebnisse ist wie im Fluge vergangen. Wir werden lange an unsere Reise in diese außergewöhnliche Region zurückdenken und sagen auf Wiedersehen Kappadokien. 
Man sieht sich, vielleicht auch in Ostanatolien, wo es ebenso vieles Interessante zu entdecken gibt.
 

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