Reisebericht: Rundreise Türkei – Karawanenrouten in Kappadokien

16.05. – 23.05.2015, 8 Tage ab/an Antalya – Konya – Göreme – Soganli Tal – Ihlara Tal – Bagdadbahn – Korykische Grotten


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Unvergesslich wird diese Reise nach Kappadokien sein. Die bizarre Landschaft, die einzigartigen Höhlenkirchen mit traumhaft erhaltenen Malereien, die tanzenden Derwische und die Ballonfahrt über das Märchenland-wo auf dieser Welt gibt es das noch einmal?
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

1. Tag – Sonnabend, 16.05.2015 Anreise

Treffpunkt - Flughafen Leipzig. Zu moderater Zeit am Vormittag trifft sich ein Teil unserer Gruppe am DB-Infopoint. Der Flughafen Leipzig ist überschaubar und die Abfertigung von Türkisch Airlines verläuft unkompliziert. Doch dann - unsere Maschine, die aus Istanbul kommt und mit uns wieder zurück fliegen soll, hat Verspätung. Das bedeutet - unsere Umsteigezeit in Istanbul verkürzt sich. Das sollte eigentlich kein Problem sein, auch unser Gepäck ist durchgecheckt, jedoch müssen wir (und unsere Mitreisenden) in Istanbul „einreisen", d.h. durch die Passkontrolle und das Terminal wechseln. Die Nervosität unter den Reisenden ist groß. An der Passkontrolle stockt es, denn, alle, die mit einem Personalausweis einreisen, müssen zusätzlich einen Zettel ausfüllen, der nicht gerade selbsterklärend ist. Nach großem Geschrei und Getöse sind trotzdem alle Passagiere irgendwann an Bord und der Flug nach Antalya kann starten. Serdar, unser Reiseleiter und Hasan, unser Busfahrer, erwarten uns. Wir fahren zum Hotel Adonis, wo wir auf fünf weitere Gäste treffen, die schon eine Woche Rundreise Westtürkei hinter sich haben und weitere vier, die vom Flughafen Düsseldorf angereist sind. Nachdem die Zimmerschlüssel verteilt sind, müssen wir uns beeilen, um noch etwas vom großartigen Buffet zu bekommen. Denn Punkt 21.00 Uhr wird alles abgeräumt. Wer noch keinen Nachtisch gebunkert hat, geht leer aus. Im Nachbarhotel tobt das türkische Leben. Offensichtlich findet hier eine große Feier statt, vielleicht eine Hochzeit? Zu sehen ist nichts, leider auch nicht das Feuerwerk. Aber zu überhören sind sie nicht. Nun, was soll´s, lassen wir uns von türkischer Lebensfreude in den Schlaf wiegen.

2. Tag – Sonntag, 17.05.2015 Fahrt nach Kappadokien

Eine lange Fahrt liegt heute vor uns. Serdar berichtet unterwegs, an welchen Orten wir vorbei fahren, die es zu besichtigen lohnt, die jedoch nicht auf unserem Programm stehen. Nach ca. 16 Kilometern streifen wir Perge. Die Besonderheit dieser Stadt liegt darin, dass sich hier in der Antike eine Hafenstadt befand und ein reger Seehandel statt fand, mitten im Land - nicht etwa an der Küste. Nach einer weiteren halben Stunde liegt Aspendos auf unserem Weg. Aspendos war einst die östlichste Stadt des Königreichs Pergamon. Zu seinen Hauptattraktionen gehört eines der am besten erhaltenen römischen Theater der Antike, bekannt auch durch „Wetten das" - die TV-Show wurde dort 2005 open Air aufgezeichnte. Leider haben wir keine Zeit, es zu besuchen. Wir legen einen Fotostopp an der Aspendosbrücke ein. So können wir wenigstens einen Hauch Geschichte atmen, denn diese einst neunbögige Brücke wurde wahrscheinlich im 4. Jahrhundert n. Chr. erbaut. In Manavgat haben wir die Möglichkeit unsere Euros in Türkische Lira zu tauschen. Den berühmten Wasserfall, von dem Serdar berichtet, bekommen wir nicht zu sehen, unser Weg ist weit, keine Zeit alle Sehenswürdigkeiten unterwegs zu besuchen. Weiter führt uns die Fahrt ins Taurus Gebirge. Gegen Mittag überqueren wir die höchste Stelle mit 1825 Metern Höhe. Im Taurus Gebirge dürfen Jäger Steinböcke und Wildschweine erlegen, die Jagd von Bären, Rehen und Hirschen dagegen ist verboten. Am Nachmittag besuchen wir das Mevlana Museum in der Nähe von Konya. Das Museum ist nach dem Sufi-Mystiker Celaleddin Rumi, der auch Mevlana genannt wurde, benannt. Dieser gründete im 13. Jahrhundert den Mevlevi-Orden, der bekannt wurde als Orden der tanzenden Derwische. Das Gelände ist gut besucht und wir haben Mühe, uns nicht zu verlieren. Über den marmorgepflasterten Hof, in dessen Mitte sich der Reinigungsbrunnen befindet, gelangen wir zunächst zum Mausoleum. Hier sind mehrere Sarkophage auf Podesten aufgestellt. Diese sind mit prachtvoll bestickten Tüchern bedeckt und gewaltige Turbane thronen auf ihnen. Weiter gibt es zwei Gebetsräume, einen für Männer und einen für Frauen. Außerdem sind Manuskripte aus verschiedenen Zeiten in Glasvitrinen ausgestellt. Das älteste ist eine Koranhandschrift auf Gazellenhaut. Im Anschluss besuchen wir die Küche. Hier mussten junge Männer, die Mönch werden wollten, eine 100tägige Probezeit absolvieren. Heute sind dort Nachbildungen des damaligen Alltags anzuschauen. Während wir die Küche besuchen, ist gerade eine Gruppe Männer anwesend, die alle ein weißes Gewand tragen und eine Art Gebetsritual vollziehen. Auf dem Innenhof ist eine weitere Männergruppe unterwegs, die alle die gleiche Kopfbedeckung tragen. Serdar spricht auf Nachfrage davon, dass es sich um sektenartige Gruppen handelt, die sich (angeblich) für etwas Besonderes halten. Um 17 Uhr erreichen wir die Karawanserei Sultanhani. Im 13. Jahrhundertbauten die Seldschuken über 100 Karawansereien, Herbergen für Kaufleute, die auf den Karawanenrouten entlang der römisch-byzantinischen Straßen unterwegs waren. Die Sultanhani wurde 1226 - 29 für Sultan Alaeddin Keykubad erbaut und gehört zu den besterhaltenen seldschukischen Karawansereien. Durch das zentrale Tor, dem einzigen Eingang in jede Karawanserei betreten wir den zentralen Hof. Dieser ist von Arkaden umgeben, wo die Kaufleute Schutz vor der Sonne fanden. An den Seiten sind Räume zu besichtigen, die einst als Unterkünfte dienten. Auch ein Hamam durfte natürlich nicht fehlen, in dem die erschöpften Reisenden Erholung fanden. Große Lagerhallen boten viel Platz für die Lagerung der mitgebrachten Waren, zu denen Seide und Gewürze gehörten und auch Sklaven, die als wichtige Handelsware galten. Serdar besichtigt mit uns im Anschluss noch eine weitere Karawanserei, die aber bei weitem nicht so gut erhalten ist wie Sultanhani. Am späten Abend erreichen wir unser Hotel Dilek Kaya in Ortahisar, das uns für die nächsten vier Tage als Quartier dient.

3. Tag – Montag, 18.05.2015 Göreme und kappadokische Täler, Besuch der tanzenden Derwische

Heute haben wir den ganzen Tag zur Verfügung, um die bizarren Felsformationen, für die Kappadokien bekannt ist, zu genießen. Als erstes führt uns der Weg in das Freilichtmuseum Göreme. Hier befinden sich die meisten Felsenkapellen und - klöster in ganz Kappadokien. Fast 30 Kirchen wurden vom 9. Jahrhundert an, in den weichen Tuffstein gegraben. In vielen können wir noch heute kunstvolle byzantinische Fresken bewundern. Ein weiteres Ziel ist das Zelvetal. Hier laufen drei Täler zusammen und bilden eines der fantastischsten Landschaftsbilder Kapadokiens. Leider macht uns die Sonne zu schaffen und die vielen Wohnanlagen, Stiegen, Galerien, Kirchen und Taubenschläge zu genießen, wird anstrengend. Doch schlappmachen gilt nicht. Am Nachmittag erwarten uns noch das Taubental, das Jägertal und das Kameltal. Überall finden sich unterschiedlich geformte Felsformationen, jeweils mit Anschluss an ein türkisches Kaffeehaus und natürlich Souvenierständen. Gegen 17 Uhr erreichen wir unser Hotel und haben genug Zeit, zum Abendessen und uns auf den Besuch der tanzenden Derwische vorzubereiten. 20.30 Uhr treffen wir uns am Bus und fahren gemeinsam zum Motif Kulturzentrum. Zunächst sind wir die einzigen Besucher, jedoch nach und nach treffen noch andere Gruppen ein und nach ca. einer halben Stunde beginnt die Zeremonie. Obwohl die Vorstellung für Touristen statt findet, wird darauf Wert gelegt, dass es sich um ein religiöses Ritual handelt, bei dem weder fotografiert noch geklatscht werden darf. Auch erhält jeder Besucher einen Prospekt, in dem die verschiedenen Phasen des Tanzes erläutert werden. Die Sema-Zeremonie besteht aus sieben Teilen. Sie beginnt mit Musik und religiösem Gesang. Anschließend betreten die Semanzen die Bühne. Nachdem sie sich rituell begrüßt haben, fangen sie an, sich zu drehen und verfallen in einen geradezu hypnotischen Zustand. Mit geschlossenen Augen drehen sie sich im immer gleich bleibenden Rhythmus um sich selbst. Am Ende haben sie ein Herz für ihre Zuschauer und zwei Tänzer stellen sich für Fotos zur Verfügung. Für uns ist der Abend noch nicht zu Ende. Obwohl wir wissen, dass es morgen früh um 4 Uhr los geht, haben wir noch zwei Programmpunkte zu erfüllen. Wir fahren nach Avanos. Serdar sagt, die Tour ist als Lichterfahrt ausgeschrieben. Tatsächlich sind ein paar Bäume mit Lichterketten behängt. „Tja", sagt Serdar, „da ist Licht und wir fahren - also „Lichterfahrt" oder?". Als besonderen Höhepunkt der Lichterfahrt ist die Überquerung einer Hängebrücke vorgesehen, zu Fuß natürlich, der Bus fährt über eine andere Brücke und sammelt uns am anderen Ufer wieder ein. So weit der Plan. Es fängt jedoch dermaßen an zu regnen, dass die Aufregung, über eine wackelige Brücke zu laufen, von der Flucht vor dem Regenguss total verdrängt wird. Pitschnass stehen am Ende unter der Brücke und warten auf Hasan und den warmen, trockenen Bus.

4. Tag – Dienstag, 19.05.2015 Ballonfahrt – Mustafapasa – Ilahra Tal – unterirdische Stadt – Soganli

Für einige Gäste beginnt der Tag heute sehr früh. Bereits um 4 Uhr stehen wir vor dem Hotel und warten auf unseren Fahrer, der uns zur Startstation unseres Ballons bringen soll. Bald trifft dieser auch ein. Unterwegs steigen noch ein paar Asiaten in unseren Bus. Bevor wir an unserem Startplatz ankommen, sehen wir unterwegs viele andere Plätze, an dem Heißluftballons vorbereitet werden. Endlich dürfen wir aussteigen. Vor uns liegt ein gelbbunter Ballon auf der Erde und auch der Korb liegt noch auf der Seite. Doch zum Ritual gehört, dass wir zunächst mit Keksen und Tee bewirtet werden. Begleitet wir dieses Minifrühstück vom lauten Zischen der Gasflamme, die die Luft im Ballon erwärmt. Langsam richtet der sich auf. Mehrere Männer halten Seile fest, damit der Ballon nicht unverhofft alleine aufsteigt. Und schon geht es los. Wir müssen den Korb erklimmen. Gar nicht so einfach. Herrmann wird einfach von zwei Männern an Armen und Beinen gepackt und in den Korb gehievt, er hat keine Chance, sich dagegen zu wehren. In vier „Abteilen" haben jeweils sechs Ballonfahrer Platz. Der Pilot befindet sich in der Mitte. Immer wieder ertönt das laute Zischen der Gasflamme. Nachdem wir unsere Sicherheitsübung absolviert haben (Hinhocken und Festhalten bei der Landung), steigt unser Ballon langsam auf. Es ist einfach traumhaft. Mit Worten kaum zu beschreiben. Alles, was wir gestern zu Fuß besichtigt haben, überfliegen wir heute mit dem Ballon. Unter uns breiten sich die faszinierenden Felsformationen aus. Überall um uns herum schweben bunte Ballons durch die Luft - gefühlt müssen es hunderte sein (in Wahrheit sind es höchstens einhundert, denn die Anzahl der erlaubten Flüge ist begrenzt). Unser Pilot weiß, wie er seine Passagiere glücklich machen kann. Geschickt lässt er den Ballon so fliegen, dass sich der Korb immer mal wieder dreht, so dass jeder in alle Richtungen schauen kann. Manchmal fliegt er direkt über den Felsen, so dass man fast aussteigen könnte oder befürchtet, er würde gegen die Felsen stoßen. Aber das passiert nicht, unser Pilot ist sehr geschickt, wie sehr, das werden wir später noch merken. Nun geht es aber erst einmal hoch hinaus. Bei 400 Metern wird die Höhe angesagt und noch einmal bei 600 Metern. Trotzdem schleicht sich kein Schwindelgefühl oder Höhenangst ein. Die Stimmung ist toll. Alle sind fröhlich und äußern dies auch mit lautstarken Bewunderungsrufen. Nach etwa einer Stunde sehen wir, dass die ersten Ballons zur Landung ansetzen. Unser Pilot kommuniziert aufgeregt mit seinen Helfern, um den Landeplatz auszumachen. Wir schweben über eine Landstraße in Richtung einer Wiese. Hier haben die Männer einen kleinen LKW abgestellt, mit dem später der Korb und der Ballon wieder abtransportiert werden sollen. Wir nähern uns dem Landeplatz und wollen gerade unsere vorher geübte Landeposition einnehmen, als unser Pilot sagt, das wäre nicht nötig, uns erwarte eine softe Landung. Was genau er damit meint, erfahren wir in der nächsten Minute. Millimeter genau landet er direkt auf dem LKW. Unglaublich! Keine Erschütterung, kein Wackler, nichts. Einfach so. Zack, rauf auf den Anhänger. Wir sind wirklich beeindruckt. Nun krabbeln wir wieder mehr oder weniger geschickt aus dem Korb und schauen zu, wie der Ballon langsam zu Boden sinkt. Doch noch ist das Erlebnis nicht zu Ende. Ruck zuck haben unsere Gastgeber einen Tisch mit Getränken aufgebaut. Die Sektflasche wir mit großem Brimborium geköpft, wir stoßen an auf das tolle Erlebnis und erhalten noch jeder eine Urkunde zur Erinnerung. Dann heißt es wieder einsteigen in den Bus und zum Frühstück sind wir wieder im Hotel. Nun sind wieder alle dabei. Nach dem Frühstück geht es zum Dorf Mustafapasa, ehemals Sinasos. 1923 mussten hier die ursprünglich griechischen Bewohner bei einem Bevölkerungsaustausch zwischen der Türkei und Griechenland ihr Dorf verlassen. Einer Sage nach, haben sie ihr ganzes Erspartes zusammen gelegt, davon einen Fotoapparat gekauft, ihr Dorf Stück für Stück abfotografiert und dann in Griechenland wieder aufgebaut. Serdar erzählt uns die Geschichte und noch andere in einem kleinen türkischen Kaffeehaus, wo er uns zu schwarzem oder Apfeltee einlädt. Anschließend bleibt noch ausreichend Zeit, das kleine Dorf, das leider von Verfall geprägt ist, auf eigene Faust zu erkunden. Unsere Fahrt führt uns nun nach Soganli. Das Tal ist umgeben von hohen Felswänden, die irgendwie an den Grand Canyon erinnern. Wir besuchen eine kleine Kirche (6 von ehemals 100 gibt es noch) mit wunderschön erhaltenen Fresken. Zum Mittagessen kehren wir in ein kleines Gartenrestaurant ein, dessen Besitzer sich rührend um uns kümmert und uns seine köstlichen Spezialitäten serviert. Auf schnurgerader Straße fahren wir weiter zu unserem nächsten Ziel - das Ihlara Tal. Hier haben wir eine Stunde Zeit, um am wildromantischen Fluss Melindiz spazieren zu gehen. Zum Abschluss kann, wer will, noch einen Tee genießen. Schon wartet die nächste Attraktion auf uns - die unterirdische Stadt. Für uns ist es der zweite Versuch, beim ersten waren wir zu spät, um 19.30 Uhr machte hier keiner mehr auf. Heute aber können wir die unterirdische Stadt besichtigen. Wieder einmal heißt es, nur zu staunen. Wir erfahren, dass die Bewohner der Region ganze Städte unterirdisch angelegt hatten, zehn bis zwanzig Etagen hat man gefunden. Wohnräume, Schlafräume, Küchen, Lagerhallen, Weinkellereien, sogar Räume für Verstorbene wurden angelegt. Verschlossen wurden die Eingänge mit großen Mühlsteinen. Schmale Gänge sollen die Städte untereinander verbunden haben. Noch lange ist nicht alles erforscht und ausgegraben. Wir schlängeln uns durch die schmalen Gänge und über steile Pfade durch die zur Besichtigung frei gegebenen Räume. Respekt vor den damaligen Erbauern! Der krönende Abschluss erwartet uns jedoch vor den Toren der Stadt. Hier hat es sich eine Gruppe von Frauen zur Aufgabe gemacht, mit lautem Gekreische, ihre Puppen an Touristen zu verkaufen. Zugegebener Weise sind die Püppchen wirklich ein schönes Souvenir, aber das Geschrei der Frauen trägt eher dazu bei, den potenziellen Käufern Angst einzujagen, anstatt sie zum Kaufen zu bewegen. Trotzdem ist es sehr lustig. Nach dem Abendessen erwartet (wieder nur für einen Teil der Gruppe) uns ein Abend mit Tanz, Wein und Musik - ein typischer Folklore-Abend. Wir fahren zum Yasar Baba Restaurant. Unser Tisch ist reserviert, Weißwein, Rotwein und eine Flasche Raki stehen bereit, natürlich auch Wasser und nichtalkoholische Getränke. Die Show beginnt. Anfangs sehen die tanzenden Mädchen nicht gerade glücklich aus, aber je später der Abend, um so fröhlicher auch die Mädchen. Die jungen Männer beeindrucken von Anfang an mit ihren Tanzkünsten. Später wird eine türkische Hochzeit gespielt. Die Braut kommt auf einem Pferd in den Saal. Zwei junge Männer streiten darum, wer wohl der beste Bräutigam für sie wäre. Nach und nach wird das Publikum mit einbezogen. Hermann ist fällig. Er sitzt aber auch wirklich in günstiger Position. Direkt an der Tanzfläche. Aber er bleibt nicht lange allein. Die Stimmung an unserem Tisch ist ausgezeichnet. Wir beteiligen uns am Umzug und landen mit allen anderen Gästen auf einem kleinen Hof. Hier wird ein Lagerfeuer angezündet, die Musik spielt, der Trommler schlägt die Trommel und wir tanzen durch die Nacht. Wieder im Saal, schwebt von der Decke eine Bauchtänzerin in den Saal. Sie lässt die Hüften kreisen und, wie nicht anders zu erwarten, müssen auch einige Männer mitmachen. Herrmann ist wieder dabei. Doch die Stimmung ist so gut, dass niemand lächerlich gemacht wird, sondern alle ihren Spaß haben. Erst spät sind wir heute Nacht im Hotel.

5. Tag – Mittwoch, 20.05.2015 Teppichmanufaktur – Keramikwerkstatt – Kayseri

Den Vormittag verbringen wir heute damit, türkisches Handwerk kennen zu lernen. Wir beginnen mit dem Besuch einer Teppichmanufaktur. Hier werden in Handarbeit kostbare Teppiche geknüpft. Wir erfahren, dass der Staat die Manufakturen finanziell fördert, um einerseits zu verhindern, dass diese Tradition ausstirbt, denn moderne türkische Mädchen wollen nicht mehr mit der Hand Teppiche knüpfen und andererseits die Landflucht zu stoppen, also Menschen, die in den Dörfern wohnen, eine sinnvolle Arbeit zu verschaffen, auf die sie stolz sein können und mit der sie ihr Geld verdienen. Zunächst zeigt uns eine junge Frau, wie aus den Puppen der Seidenraupe die feinen Fäden gewonnen werden. Im nächsten Raum sitzen die Knüpferinnen. Wer möchte, kann es selbst einmal ausprobieren - es ist nicht so einfach. Eine Ausbildung dauert zwei Jahre, zur Meisterin wird man in vier Jahren. Nun werden wir im Kreis platziert, Tee oder Kaffee, auf Wunsch auch mit Raki, wird serviert. Jetzt werden vor uns die schönsten Teppiche ausgebreitet. Es ist nicht zu leugnen, dass es sich um Kunstwerke handelt - schön sind sie ja. Nach der Präsentation besteht die Möglichkeit, sich individuell beraten zu lassen. Eine ganze Stunde harren wir höflich aus und lassen die Händler gewähren. Trotzdem sind wir irgendwie froh, als die Prozedur vorbei ist. Auf dem Weg nach Cavusin legen wir einen Stopp in Avanos ein. Heute können wir die Hängebrücke trocken überqueren, das Atatürkdenkmal und die Moschee fotografieren. In Cavusin besuchen wir eine Töpferei. Eine kleine Schale oder Vase oder was auch immer, kann man sich schon eher leisten als ein mehrere tausend Euro kostenden Teppich. In der Keramikwerkstatt erfahren wir zunächst etwas über die Herstellung der Waren und warum die hier hergestellten Produkte viel wertvoller sind, als ähnliche auf dem Markt. Wir schauen dabei zu, wie ein Arbeiter aus einem Klumpen Lehm eine Dose zaubert. Auch hier besteht die Möglichkeit, dass es jemand ausprobiert. Na so was, warum will denn keiner? So bleibt mir nichts weiter übrig, als mich in mein Schicksal zu ergeben. Ich muss eine überdimensionale Arbeitshose anziehen und werden an der Drehscheibe platziert. Hände nass machen und immer schön den Tonklumpen formen. Die Lacher sind nicht zu überhören. Was in der Phantasie meiner Gäste vor sich geht, erwähne ich an dieser Stelle lieber nicht. Aber irgendwann bin ich entlassen und freue mich, dass sich meine Gäste so prächtig amüsiert haben. Im Shop haben wir ausreichend Zeit, ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Mittags sind wir zurück im Hotel. Nach einer kurzen Pause geht es bereits weiter. Wir fahren nach Kayseri. Aus Kayseri kommt die beste sucuk (Salami) der Türkei und pastirma (Räucherwurst) ist eine regionale Spezialität. So ist es auch nicht verwunderlich, dass wir unsere Mittagspause im Schinkenpark einlegen und dort die Spezialitäten kosten können. In Kayseri besuchen wir die Moschee und den überdachten Basar. Serdar und ich kaufen in einem Feinkostgeschäft für Süßigkeiten türkischen Honig, den unsere Gäste auf dem Rückweg verkosten dürfen. Nach ausgiebiger Freizeit fahren wir zurück.

6. Tag – Donnerstag, 21.05.2015 Bahnfahrt mit der Bagdadbahn – Churchill–Museum – Tarsus

Mit gepackten Koffern verabschieden wir uns von Kappadokien. Wir fahren Richtung Westen. Wie wir bereits aus Berichten von anderen Reisenden wissen, ist mit der Pünktlichkeit der Bagdadbahn nicht zu rechnen. Und so kommt es auch, mit einer halben Stunde Verspätung startet unsere Fahrt. Wir sind uns jedoch darüber einig, dass wir in Anbetracht der Bahnsituation in Deutschland, nichts zu Meckern haben. Der Zug ist modern und sehr sauber. Rechts in Fahrtrichtung sind jeweils 2 Sitze nebeneinander, links Einzelplätze. Die Aussicht ist spektakulär. Zunächst. Später fahren wir durch viele Tunnel und es gibt nichts zu sehen. Als wir die Tunnel hinter uns gelassen haben, verändert sich die Landschaft. Plötzlich flaches Land. Felder, Wiesen, Obstplantagen. Nach eineinhalb Stunden haben wir unser Ziel erreicht. In Yenice steigen wir aus. Zum Mittagessen probieren wir heute eine Kebab-Spezialität mit Fladenbrot. Wir besuchen das Churchill-Museum - ein Wagon, in dem sich 1943 der damalige britische Premierminister Winston Churchill mit dem türkischen Staatspräsidenten Ismet Inönü traf, um diesen dazu zu bewegen, in den Krieg gegen Deutschland einzutreten, was ihm jedoch nicht gelang. Wir besichtigen den Wagon und ein kleines Museum mit vielen Fotos und Bildern aus dieser Zeit. Unser nächster Stopp erfolgt in Tarsus. Hier besichtigen wir den Paulusbrunnen, der seit über tausend Jahren nie versiegt ist und aus dem auch für uns ein Eimer heiliges Wasser geschöpft wird. Wir besichtigen die Reste der römischen Straße auf eigene Faust und spazieren durch die kleinen verwinkelten Gassen. Am Kleopatrator wird ein Fotostopp eingelegt. Möglicherweise hat hier die ägyptische Königin Kleopatra zum ersten Mal den römischen General Marcus Antonius 41 v. Chr. getroffen, um ihn um Hilfe zu bitten. Noch kurz halten wir am Kriegsdenkmal für die bei den Dardanellen gefallenen Soldaten, am ehemaligen Kriegsschiff TCG Nusret. Den Besuch der Korykischen Grotten verschieben wir auf Grund der fortgeschrittenen Zeit auf morgen und fahren zum Hotel Olbios Marina Resort in Mersin.

7. Tag – Freitag, 22.05.2015 Korykische Grotten – Mamure Festung – Antalya

Wie geplant fahren wir heute als erstes zu den Korykischen Grotten. Bei diesen handelt es sich um zwei so genannte Dolinen - das sind Karsttrichter, also trichterförmige Senken mit rundem oder elliptischen Grundriss. Die Grotten werden Hölle und Paradies genannt, wobei die Hölle nicht zu begehen ist, da die Wände zu steil sind und es giftige Dämpfe geben soll. Zum Paradies hingegen führen 455 Stufen, die auch einige Gäste bewältigen. Selbst Herrmann kommt bis zur Mitte. Zum Mittagessen hat Serdar heute ein kleines Restaurant am Meer ausgesucht. Auf der Speisekarte steht heute Gözleme, eine anatolische Spezialität. Fladenbrote gefüllt mit Kartoffeln oder Käse oder wie Serdar sagt - grünem Zeugs - oder allem zusammen. Jedes Fladenbrot wird einzeln zubereitet, so dass es eine Weile dauert bis alle verköstigt sind. Um so länger können wir die erholsame Atmosphäre dieses schönen Ortes genießen. Einer der letzten Haltepunkte ist die Festung Marmure Kalesi, die besterhaltene mittelalterliche Burg an der türkischen Südküste. Sie ist nur von außen zu besichtigen, da sie seit Jahren rekonstruiert wird. Doch auch so bekommt man einen Eindruck von dem gewaltigen Bauwerk. Gegen 18 Uhr halten wir in Incekum-Alanya und verabschieden uns von zwei Gästen, die das Glück haben und noch eine Woche im 5-Sterne-All-Inklusive-Hotel Incekum Beach Resort verbringen werden. Alle anderen fahren weiter bis Antalya in unser Ausgangshotel Adonis. Da wir erst kurz vor 20 Uhr ankommen, müssen wir uns wieder sputen, um das reichhaltige Buffet plündern zu können.

8. Tag – Sonnabend, 23.05.2015 Abreise

Bereits um 3 Uhr klingelt bei den meisten Gästen der Weckdienst vom Hotel. Eine Stunde später fahren wir zum Flughafen. Unsere Gäste aus Düsseldorf können ausschlafen, ihr Flug geht erst mittags. Türkisch Airlines bringt uns über Istanbul nach Leipzig. Alles Gepäck kommt vollständig an, die Gäste, die den Haustürtransfer gebucht haben, werden abgeholt. Eine Reise mit vielen spannenden Erlebnissen ist vorbei. Noch lange werden wir uns an Kappadokien erinnern.Liebe Gäste, ich bedanke mich für die wunderbare Reise, die ich mit Ihnen unternehmen durfte. Es hat mich sehr gefreut, Sie kennen zu lernen. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.Ihre Reisebegleiterin Sabine Letzybyll

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Es war eine unvergesslich schöne Reise.

Truus Versleijen-Post
27.05.2015

Eine bestens organisierte Reise mit ausgezeichneter Reiseleitung. Wir haben viel gesehen, auch außerhalb des Programms, und haben viel über das Land, die Politik und das Leben dort erfahren. In den Mittagspausen haben wir typische türkische Speisen kennen und lieben gelernt. Eine rundum gelungene, stressfreie Rundreise.

Rufeger, Anette
17.06.2015