Reisebericht: Kombination Istanbul und Westtürkei und Rundreise Kappadokien

07.09. – 22.09.2012, 14 Tage Kombination Rundreise Westtürkei und Rundreise Kappadokien


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Eine Reise von Antalya über das zentralanatolische Hochland nach Istanbul und zur türkischen Westküste mit bedeutenden antiken Stätten wie Pergamon und Ephesos. Neben herausragenden kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten der Antike und des Osmanischen Reiches begleiten uns abwechslungsreiche Landschaften und eine vielfältige Natur. Folgen Sie mir einfach noch einmal unserer 10-tägigen Reise durch die Westtürkei.
Ein Reisebericht von
Frank Nimschowski
Frank Nimschowski

1. Tag: Flug nach Antalya

Von Dresden haben wir eine angenehme und pünktliche Anreise nach Antalya. Einige Gäste aus Leipzig kommen allerdings mit Verspätung erst in der Nacht an.

2. Tag: Perge – Afyon

Am Morgen verlassen wir die Küste. Hinter Antalya ist die Straße gesäumt von unzähligen Gewächshäusern und Plantagen mit Zitrusfrüchten. Hier in der Küstenebene befindet sich die antike Stadt Perge. Unsere Reiseleiter Erkan stellt uns mit viel Ausdauer ein und eine halbe Stunde lang die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Perge vor. Wir sind überrascht und beeindruckt von den gewaltigen Ausmaßen der Ausgrabungsstätte. Thermen, Kolonnadenstraße, Stadttore und Agora sind noch so gut erhalten, dass es nicht viel Phantasie braucht, um sich das Leben zu Zeiten der alten Griechen und Römer vorzustellen.
Auf unserer Weiterfahrt ändert sich binnen weniger Minuten das Landschaftsbild rasant: Oliven-, Granatäpfel- und Orangenbäume weichen Pinien, Kiefern oder Ackerland. Wir sind im Taurusgebirge und fahren in die zentralanatolische Ebene, welche sich ca. 1000 m über dem Meeresspiegel erhebt. Nach Passage der Stadt Isparta, stärken wir uns im Restaurant mit lokalen Spezialitäten.
Am Nachmittag erkunden wir die Altstadt von Afyon, gelegen am Fuße eines markanten Berges, auf dem die Zitadelle von Afyon thront. Mit dem Besuch der Ulu Camii (Moschee mit Holzdecken und Säulen aus Zedernholz aus dem 13. Jhd.) beenden wir unser heutiges Besichtigungsprogramm.

3. Tag: Afyon – Phrygertal – Bursa

Am Vormittag besuchen wir das Phrygertal. In einem Seitental zeigt uns Erkan bizarre Tuffsteinformationen. Wir fahren durch eine Landschaft, welche durch Nadelwälder und weite hügelige Ebenen geprägt ist und auf den Feldern sehen wir, wie gerade die Kartoffelernte eingefahren wird. Eine kleine Wanderung führt uns entlang von Felsformationen mit Grabkammern und Reliefs der Phryger, welche bereits im 8. Jahrhundert v. Chr. Hier in Zentralanatolien ein bedeutendes Reich errichtet hatten.
In Seyitgazi thront auf einem Hügel das Derwisch-Kloster. Hier besuchen wir die Moschee und das Klostergebäude. Zudem bekommen wir an diesem Sonntag einen Einblick wie in der Klosterküche das Mittagessen bereitet wird.
In Bursas Innenstadt besichtigen wir das ethnographische Museum und die große Freitagsmoschee.
Nach einem Langen Tag werden wir in dem komfortablen Hotel Baia mit einem leckeren 4-gängigen Menü verwöhnt.

4. Tag: Bursa – Istanbul

Am Morgen kehren wir noch einmal in die Innenstadt Bursas zurück. In einer alten Karawanserei besuchen wir den Seidenmarkt.
Wir alle freuen uns schon auf die Metropole Istanbul. Auf dem Weg dahin überqueren wir mit einer Fähre das Marmarameer. Über die mehr als 1.500 m lange Europabrücke überqueren wir den Bosporus und verlassen vorerst Anatolien, den asiatischen Teil der Türkei. Durch dichten Verkehr vorbei an den Kreuzfahrtterminals gelangen wir zum Goldenen Horn, dem berühmten Meeresarm im Zentrum Istanbuls. Die Galatabrücke überquerend erreichen wir den Ägyptischen Basar mit seinen vielen Gewürzständen und schließlich den Topkapi-Palast - Höhepunkt unserer heutigen Reise. Der Topkapi-Serail (Serail = türkisch Palast) war in früheren Zeiten der Inbegriff der exotischen Vorstellungen der Europäer von der Hofkultur der osmanischen Sultane. Das 70 ha große Areal stellt eine Stadt in der Stadt dar. Nachdem uns Erkan einen Überblick gegeben hat, erkundet jeder nach seinen Vorlieben das Palastgelände. Mir haben besonders gefallen: der Lieblingsspeiseplatz des Sultans mit dem goldenen Baldachin, die Schatzkammer mit dem berühmten Topkapidolch und dem 86-karätigen Löffler-Diamanten sowie der phantastische Ausblick auf das Goldene Horn und den Bosporus.
Am Abend speisen wir im historischen Bahnhofsgebäude. Hier befand sich einst die Endstation des legendären Orientexpress Paris - Istanbul. Das Ambiente mit historischen Bildern erinnert an die alten Zeiten und Agatha Christies „Mord im Orientexpress".

5. Tag: Stadtbesichtigung Istanbul

Die vielen Eindrücke unserer heutigen Besichtigungstour durch Istanbul zu notieren ist sicher nicht ganz einfach: da ist der Hippodrom-Platz mit dem ägyptischen Obelisken und der Schlangensäule von Delphi; die Sultan Ahmed Moschee, welche zu den architektonisch bedeutendsten Sakralbauten in der Welt zählt. Europäer nennen sie aufgrund der blau-weißen Fayencen im Inneren meistens „Blaue Moschee". Sultan Ahmed I. ließ sie Anfang des 17. Jahrhunderts in nur 7 Jahren Bauzeit errichten. Sein Ansinnen die Hagia Sophia in ihrer Größe zu übertreffen, gelang dem Sultan aber nicht. Im Inneren der Blauen Moschee beeindruckt die reich verzierte Kuppel mit einer Höhe von 43 m und 23,5 m Durchmesser. Als wir die Moschee verlassen, öffnet sich vor uns der Blick auf die Hagia Sophia. 537 vom byzantinischen Kaiser Justinian eingeweiht, kann sie eine um 11 Jahrhunderte längere Geschichte als die Blaue Moschee vorweisen. Erst Kirche, dann Moschee und seit Atatürks Erlass im Jahre 1934 schließlich Museum. Und so können wir im Inneren Symbole von Christen und Muslimen betrachten - ganz nach der Idee des Staatsgründers Atatürk, das gemeinsame kulturelle Erbe über das Trennende der Religionen zu heben.
Anschließend besichtigen wir die Yerebatan-Zisterne, welche nicht zuletzt durch verschiedene Verfilmungen die bekannteste Zisterne Istanbuls ist. Sie fasste bis 80.000 Kubikmeter Wasser, welches über Aquädukte herangeführt wurde.
Nach dem Mittagessen unternehmen wir eine Bootsfahrt auf dem Bosporus. Von hier aus genießen wir bei einem Glas Raki die Aussicht auf die einzige Stadt de Welt, welche sich auf zwei Kontinenten befindet.
Bis zum Abend heißt es noch auf in den Großen Basar von Istanbul. Wir tauchen in das bunte Treiben in den zahllosen Gassen ein, nach dem Motto „nur kucken, nicht kaufen".
Zwischen Bosporus, Basar und Hotel benötigt unser Busfahrer Turan gute Nerven - irgendwie scheint es so, als wäre gerade jetzt jeder der 12 Mio Einwohner mit seinem Auto in der Stadt unterwegs. An dieser Stelle schon mal vielen Dank anTuran!
Den Abend lassen wir im Galata-Turm ausklingen. Gestärkt von der guten türkischen Küche und einem guten Gläschen erleben wir eine tolle Show mit Bauchtanz und anderen Darbietungen. Besonders beeindruckt sind wir von dem türkischen Sänger Hasan Aki. Ganz gleich aus welchem Land ein Gast an diesem Abend kommt, Hasan Aki hat immer ein passendes Lied in der jeweiligen Landessprache. An jedem der Gästetische sind die Landesfahnen angebracht, von Kongo bis China sind mehr als ein Dutzend Nationen an diesem Abend vertreten. An unserem Nachbartisch sitzt gut gelaunt eine internationale Gruppe aus Arabern, Israelis, Türken und Amerikanern. Sie alle verbindet die Zugehörigkeit zu einem US-amerikanischen Unternehmen - so einfach kann ein friedliches Miteinander sein.
Ach ja: wir haben den 11. September. Passend zu diesem Schicksalstag begeistert Hasan Aki mit Frank Sinatras „New York, New York".

6. Tag: Istanbul – Troja – Canakkale

Mit vielen unvergesslichen Eindrücken verlassen wir am frühen Morgen die Weltmetropole Istanbul. Unsere Reise führt uns weiter entlang des europäischen Teils (Thrakien) bis zur Fähre in Gelibolu. Unterwegs ergeben sich immer wieder schöne Blicke auf das Marmarameer. Nach einer Mittagspause gelangen wir mit der Fähre wieder auf den asiatischen Teil, wo wir die Ausgrabungsstätte von Troja besichtigen.
Das vor einigen Jahren erbaute trojanische Pferd erfreut sich bei den japanischen Besuchern besonderer Beliebtheit. Erkan und Abbildungen auf den Informationstafeln helfen uns, zwischen all den vielen Steinen eine Vorstellung von der einst prächtigen Stadt zu bekommen. Aus der jüngeren Geschichte bekommen wir einen Eindruck, wie Schliemann auf der Suche nach dem Schatz des Priamos vorgegangen ist.
Nach dem umfangreichen Besichtigungsprogramm der letzten Tage entspannen wir uns am Strand unsers Hotels Iris bei Canakkale. Beim Abendessen im Freien können wir den Blick auf´s Meer und die Meerenge der Dardanellen genießen.

7. Tag: Pergamon – Asklepion – Kusadasi

Auf unserer Fahrt entlang der Westküste kommen wir vorbei an Olivenhainen, Feldern mit Tomaten, Paprika und Sonnenblumen. Im Olivenmuseum bekommen wir eine Vorstellung wie Öl und Kosmetikartikel aus der Frucht erzeugt werden.
Bevor wir Bergama erreichen, haben wir immer wieder schöne Ausblicke auf die Ägäis. An einer Saline erklärt uns Erkan die Salzgewinnung. Hier sehen wir auch Flamingos.
In Asklepion vermittelt uns Erkan eine Vorstellung wie schon in der Antike die Menschen mit verschiedenen Heilmethoden für Körper und Geist behandelt wurden. Das antike Sanatorium ist dem griechischen Gott der Heilkunst gewidmet. Der Gott Asklepios wird meist mit einem Stab, auf den er sich stützt, abgebildet. Dieser Stab, welcher von einer Schlange umschlungen wird, der Asklepiosstab, wurde zum Symbol der Heilkunde.
Von Asklepios aus können wir schon unser nächstes Ziel in der Ferne sehen: dort befinden sich auf dem Burgberg die Ruinen von Pergamon. Die Österreicher haben eine Seilbahn errichtet, mit welcher wir bequem nach oben gelangen. Hier erwartet uns eine tolle Aussicht. Erkan zeigt uns jene Stelle, an der einmal der berühmte Zeusaltar stand, bevor er abgebaut und auf die Museumsinsel nach Berlin gebracht wurde. Wenn man hier steht, ist nachzuvollziehen, dass man sich hier den Altar an seinen ursprünglichen Platz wünscht.
Über Izmir erreichen wir am Abend unser Strandhotel in Kusadasi. Das Meer sieht so verlockend aus. Deshalb beschließen wir, am nächsten Morgen den Tag mit einem „Sonnenaufgangsschwimmen" zu beginnen.

8. Tag: Kusadasi – Ephesos – Pamukkale

6.30 Uhr klingelt der Wecker: Was habe ich mir da gestern Abend nur gedacht? Aber einmal aufgestanden, erweist sich ein morgendliches Bad in der Ägäis doch als eine gute Idee. Immerhin macht fast die halbe Gruppe mit. Andere schauen lieber von der Frühstücksterrasse genüsslich zu. (P.S. Sorry, dass ich die blau-roten Badekappen vergessen hatte.) 
Heute steht eines der sieben Weltwunder der Antike auf dem Programm - der Tempel der Artemis, der Göttin der Jagd und des Waldes. Aber treffender ist wohl, dass wir einen Ort besuchen, an dem mal dieses Weltwunder stand. Außer dem damals schon vorhandenem sumpfigen Untergrund, einer Säule und einigen steinernen Zeugen ist leider nichts mehr vom Artemistempel geblieben.Da sieht es im benachbarten Ephesos schon ganz anders aus: Zwar haben Erdbeben, die Goten und der Lauf der Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen, doch beeindruckt die antike Stadt mit gut erhaltenen Bauten, wie Tempeln, Theater, Kolonnadenstraße, Hanghäuser und natürlich ihrem Wahrzeichen, der Celsusbibliothek. In der Kolonnadenstraße könnte man glauben, es ist gerade Haupteinkaufszeit, denn wir sind nicht die einzigen Besucher hier. Auch bei den Kreuzfahrttouristen ist Ephesos ein beliebtes Ausflugsziel. Die Celsus-Bibliothek wurde zum Gedenken an den Statthalter der römischen Provinz Asia 135 n. Chr. errichtet. Österreichische Archäologen gelang in 8-jähriger Arbeit die vollständige Rekonstruktion der Fassade.
Ephesos galt mit seinem großen Hafen einst als das Tor nach Osten. Es war bereits eine Weltmetropole als Rom noch gar nicht existierte. Später, im 2. Jahrhundert n. Chr. fiel es aber an die Römer und wurde Hauptstadt der römischen Provinz Asia.
Ich glaube für die Meisten von uns war Ephesos unter den antiken Ausgrabungsstätten der Höhepunkt auf dieser Reise. Drei interessante Stunden haben wir hier verbracht.
Auf der Weiterfahrt Richtung Pamukkale halten wir an einem der vielen Feigenstände bei der Stadt Aydin. Erkan lädt uns hier zu einer Kostprobe ein. Dann heißt es aber weiter ins Hotel nach Pammukkale, denn wir wollen hier noch die 36 Grad warme Therme geniesen.

9. Tag: Pamukkale – Antalya

Bevor wir die Sinterterrassen von Pamukkale erreichen, erkunden wir die Ausgrabungsstätte von Hierapolis. Schon in der Antike wusste man diese Lage an den Thermalquellen zu schätzen.
Die Sinterterrassen sind beeindruckend. Gut, dass sie die UNESCO unter ihren Schutz gestellt hat. Kaum vorzustellen, dass bis vor einigen Jahren noch eine Straße mitten durch die Terrassen führte und Touristen ungehindert Zugang hatten. Wir können heute in ausgewählten Bereichen die Terrassen besuchen.
In einer Teppichmanufaktur bei Denizli erleben wir, wie aus einem Seidenspinner-Kokon Seide gewonnen und anschließend in kostbaren Teppichen zu wahren Kunstwerken verarbeitet wird. Die Seide wird aus den Kokons der Seidenraupe, der Larve des Seidenspinners, gewonnen. Nach dem Verpuppen der Raupen werden die Kokons gesammelt und anschließend mithilfe von Heißwasser oder Wasserdampf vor dem Schlüpfen abgetötet, um zu verhindern, dass die Kokons zerrissen werden.
In der Manufaktur sehen wir wie der Seidenfaden des Kokons in einem Stück abgewickelt wird. 900 bis 1200 Meter Seidenfaden gewinnt man so von einem einzigen Kokon. Zum Abwickeln, bei den Webern Abhaspeln genannt, werden die Kokons in ein heißes Wasserbad gegeben. Auf diese Weise wird das Reißen des Fadens beim Abwickeln verhindert.
Um 1 Kilogramm Seidenfaden zu erhalten, werden ca. 12.000 Kokons benötigt.
Bei einem Mokka mit Raki - von jedem ein Schluck zusammen genommen ein großartiger Genuss - bestaunen wir wie Seidenfäden in Monate oder gar Jahre dauernder Arbeit zu wertvollen Teppichen geknüpft wurden. Hören wie mit immer mehr Knoten je Quadratzentimeter neue Rekorde aufgestellt werden und fühlen voller Bewunderung die samtseidene Oberfläche dieser kleinen Kunstwerke.
Am Abend erreichen wir Antalya. Nach einem Halt am alten Hafen gelangen wir zum Hotel. Nun heißt es voneinander Abschied nehmen. 5 Gäste reisen am nächsten Morgen weiter mit Erkan nach Kappadokien. Einige werden sich noch in einem schönen Strandhotel an der türkischen Riviera erholen.

10. Tag: Heimreise

Eine schöne, interessante Reise geht zu Ende. Am frühen Morgen kehre ich mit 10 Gästen wohlbehalten nach Dresden zurück.
Ich bedanke mich bei allen Gästen für eine sehr angenehme Zeit und viele anregende Gespräche. Ich wünschen Ihnen beste Gesundheit und noch viele schöne Reisen ... und vielleicht sehen wir uns ja mal wieder im Orient - ich würde mich sehr freuen!
Ihr Reisebegleiter Frank Nimschowski
"Reisen veredelt wunderbar den Geist und räumt mit all unseren Vorurteilen auf." - Oscar Wilde

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