Reisebericht: Rundreise Türkei – geheimnisvolles Morgenland

18.10. – 02.11.2013, 16 Tage Rundreise mit Ankara – Hattuscha – Trabzon – Sumela Kloster – Ani – Berg Ararat – Van See mit Akdamar – Nemrud Dag – Atatürk–Staudamm – Göbekli Tepe – Sanliurfa – Kappadokien


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16 Tage - Rundreise durch Zentral- und Ostanatolien; an der türkischen Außengrenze bis an die Pforte nach Georgien, in die ehemalige armenische Hauptstadt Ani, auf Sichtweise zur iranischen und syrischen Grenze. Zwölftausend Jahre Geschichte der Hethiter, Phryger, Urarträer, Assyrer, Römer, Seldschuken und Osmanen zwischen Tigris und Euphrat.
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

1. Tag: Anreise nach Ankara

15 erwartungsvolle Gäste traten den Flug aus Dresden und Leipzig über München mit Lufthansa in die türkische Hauptstadt Ankara an. Alte Erinnerungen an den Ararat oder an Istanbul  Spannung auf die ostanatolische Türkei, ein wenig Kribbeln wegen des Bürgerkrieges im benachbarten Syrien, Karl Mays Träume vom wilden Kurdistan bestimmten so die ersten kleinen Diskussionen. Ayhan - nicht Ayran, was ein türkisches Yoghurt- Getränk ist,  unser türkischer Reiseleiter, erwartete uns und begrüßte alle Gäste mit einer Rose. Für den General Manager der türkischen Partneragentur von Eberhardt war diese Reise so bedeutsam, dass auch er uns begrüßte und uns in den kommenden Tagen begleiten will.  In einer halben Stunde ging es vom Flughafen  hinein  in die überwiegend moderne Hauptstadt der Türkei, wo wir unweit des Atatürk-Denkmals im Zentrum das Sergah-Hotel bezogen. Vor dem Abendessen dann noch ein kurzer Bummel entlang der geschäftigen Cankin-Straße zur angestrebten Lira-Beschaffung  - aber nur die Bankomat-Nutzer waren erfolgreich.

2. Tag: Ankara – Museum für Anatolische Zivilisation und Atatürk–Mausoleum

Restgeldtausch und dann in wenigen Busminuten bis zum Museum. Das Museum der Anatolischen Zivilisation umfasst eigentlich derart viele Zeitzeugnisse, vorrangig der hethitischen Epoche, dass es fast schwer fällt, alles richtig einzuordnen. Da aber drei der fünf Säle überarbeitet werden, war dies in diesem Jahr nicht so schwierig. Einige Originalstandorte der  Reliefs, Fresken und anderen Fundstücke werden wir in den kommenden Tagen original sehen. Anschließend bummelten wir durch schmale Gassen auf die alte Festung von Ankara und genossen einen ersten Blick auf die stark wachsende Stadt. Kaum vorstellbar, dass die Stadt vor 90 Jahren nur 30.000 Einwohner hatte und ohne die Entscheidung Atatürks für Ankara zur Hauptstadt, diese Stadt wohl heute noch ein großes Dorf wäre. Atatürk - der Name und seine Abbildungen werden uns nun immer wieder begegnen. Also fuhren wir zu seinem Mausoleum, das inmitten einer Parkanlage auf einem Plateau liegt. Ein gewaltiger Ehrenkomplex eröffnet sich, ein wenig 30er Jahre Baustil zwischen Reichshauptstadt und stalinistischer Hauptstadt des Weltproletariats, aber eben in Ankara. Interessant dann das Atatürk-Museum, das Ausdruck der Bedeutung des Vaters aller Türken für die heutige Türkei ist. Canakale - wer kennt in Deutschland dieses Schlachtort des ersten Weltkrieges, der von der Opferzahl fast mit Verdun vergleichbar ist? - auch davon berichtet das Museum in pathetischen Wandbildern.Nach dem Abendessen unternahmen wir mit dem Bus noch einen Ausflug durch das abendliche Ankara, hinauf auf den südlichen Hügelring und blickten auf das Erbe Atatürks:: eine moderne Großstadt mit fast fünf Millionen Einwohnern.

3. Tag: Hattuscha – Amasya

Die Reise führte nach Hattuscha zur ehemaligen Hauptstadt der Hethiter. Hier befand sich vor  3500 Jahren die Residenz einer der bedeutendsten Hochkulturen Kleinasiens. Die großflächige Ausdehnung der Dorf-, Palast- und Tempelanlagen, teilweise eingefasst durch einen riesigen Wall mit beindruckenden Toren (Löwen-, Soldaten- und Königstor) faszinierte alle; dazu ein toller Blick in die hügelige Herbstlandschaft.  Nach dem typisch türkischen Mittagessen entdeckten wir das hethitische Felsheiligtum Yazilikaya mit seinen in den Felsen gemeißelten Reliefs von Göttern und Göttinnen. Am Nachmittag ging es weiter nach Amasya, einer Stadt mit malerischen Gebäuden am Yesilirmak Fluss. Über den Gebäuden erhebt sich steil eine Felswand mit Felsengräbern pontischer Herrscher. Da die Dämmerung bald in Dunkelheit überging, führen wir zunächst zu einer Aussicht gegenüner den Gräbern und dann nochmals an das Flussufer zu einem kurzen Bummel. Bei einer steilen Auffahrt mit dem Bus zum Hotel hatten wir dann nochmals schöne Blicke auf das nun beleuchtete Amasya wie auch später beim abendlichen Blick vom Hotelrestaurant.

4. Tag: Trabzon

Die Fahrstrecke führte uns durch das Pontische Gebirge hinab nach Samsun am Schwarzen Meer. Hier machten wir einen Stopp an jener Stelle, an der 1919 Atatürk an Land ging, um für einen türkischen Nationalstaat zu kämpfen. Weiter ging es entlang des grünen, aber steinigen Küstenstreifens des Schwarzen Meeres nach Ordu, wo wir von einem Berg hoch über der Bucht auf das Schwarze Meer, die Stadt Ordu, das Pontische Gebirge und zahlreiche schon verschneite Gipfel schauten. Mit Einbruch der Dunkelheit trafen wir in Trabzon, dem antiken Trapezunt, ein. So verschoben wir die Hagia Sophie und einen kleinen Altstadtbummel auf den kommenden Tag und fuhren nach Mazka zu unserem recht neuen und großzügigen Hotel Pekyolu. Wir waren wohl fast allein im Hotel mit einem überreichlichen und köstlichen Büffet.

5. Tag: Sumela Kloster – Teeanbau bei Rize – Hopa–Artvin

Das Klima an der Schwarzmeerküste ist oft feucht und trüb: wir hatten Glück, es wurde ein Sonnentag. Bereits bei unserer frühzeitigen Ankunft im Talkessel unterhalb des Sumela-Klosters konnten wir das Klostergebäude hoch oben in der Wand in den Sonnenstrahlen erkennen. Nach einigen Minuten waren auch die Kleinbusse zur Weiterfahrt bereit. Das Sumala-Kloster ist einer der bedeutendsten Orte der orthodoxen Kirche in Anatolien und einer der ältesten Sakralbauten der Schwarzmeerregion. Besonders beindruckend war die Grottenkapelle mit reichverzierten Fresken. Die Lage am Endpunkt einer Handelsstraße verschaffte Trabzon, der drittgrößten Stadt der Schwarzmeerküste in der Antike große Bedeutung. In Trabzon besichtigten wir, die Hagia-Sophia-Kirche, eine byzantinische Kirche mit bunten Fresken in drei Längsschiffen und einem Querschiff, die von einer Kuppel gekrönt werden. Im Kampf der Religionen siegte vor zwei Monaten erneut der Islam, so dass aus der Museumskirche wieder eine Moschee wurde. Der Kuppelbau mit jahrhundertealter christlicher Malerei nun verhangen durch Tuch - nicht viel anders als Bilderstreit und „Malerei geschützt durch eine Kalkschicht". Ich weiß jetzt, warum die jungen Menschen der Türkei im Frühsommer des Jahres auf die Straße gegangen sind
Entlang des Schwarzmeerufers fuhren wir weiter über Rize Richtung Hopa-Artvin. Als wir einige Teesträucher entdeckten, wurden wir durch den Besitzer der Teeverarbeitungsfabrik Karali zur Besichtigung seines Anwesens und natürlich zum Tee eingeladen: beste türkische Gastfreundschaft. Bevor wir am Hotel in Hopa hielten, fuhren wir bis an den Grenzübergang nach Georgien. In dem Gewühl hatten wir doch etwas Bedenken, so dass wir uns zum Fotostopp bei noch rotem Himmel über dem Meer nahe der Grenze entschieden. Dann ging es zurück nach Hopa (Postanschrift Hopa-Artvin) , wo wir im Hotel Paluri unsere Zimmer bezogen.

6. Tag: Coruh Tal – Kirche Ishan – Erzurum

Zunächst frühmorgendliche Auffahrt vom Schwarzen Meer in die Berge an Artvin vorbei. Eine atemberaubende Fahrt führte uns durch das Coruh Tal gen Süden. Noch 2011 fuhren wir unmittelbar neben dem Fluss; das Tal sollte seinerzeit noch durch einen Staudamm abgeriegelt werden. Nun war dies mittlerweile geschehen, eine 250 Meter hohe Staumauer blockierte den Strom. Irgendwann soll der Staudamm auch Energie und Wasser für Ostanatolien liefern. Mit unserem kleinen Bus unternahmen wir einen Abstecher zur,  in den Bergen, auf 1100 Meter Höhe, gelegenen georgischen Kirche Ishan. Einerseits freuten wir uns, dass dieses Kleinod rekonstruiert wird, andererseits waren wir natürlich traurig, dass wir nicht in die Kirche konnten. Ein traditionelles Picknick mit Köfte, Ziegenkäsecreme und verschiedenen Gemüsen sowie georgischem Rotwein krönte den Ausflug in die Gebirgswelt. Leider war uns auch die Zufahrt zur georgischen Kirche von Ösk verwehrt, weil Straßenbauarbeiten erfolgten. Nach langer Fahrt aus dem Gebirge heraus in die Ebene erhoben sich dann die schneebedeckten Berge hinter Erzurum. Erzurum ist seldschukisch geprägt mit Medresen und alten Moscheen. Die Cifte - Moschee war auch hier in einer Erneuerungsphase, aber ein kleiner Stadtbummel blieb uns am zeitigen Abend.
Über der Stadt in einem Wintersportkomplex befand sich unser Hotel: prächtiger Ausblick auf die erleuchtete Stadt Erzurum in fast zweitausend Metern Höhe und ein sehr gutes Abendessen beendeten den Tag.

7. Tag: Kars – Ani – Berg Ararat – Dogubeyazit

Die Provinzstadt Kars im türkisch-armenischen Grenzgebiet ist russisch geprägt und hatte historische Bedeutung als russische Garnisionsstadt nach Beendigung der türkisch-russischen Kriege. Zunächst fuhren wir jedoch an der Stadt vorbei bis unmittelbar an die türkisch-armenische Grenze nach Ani, der ehemaligen armenischen Hauptstadt am Fluss Harpasus. Im 11. Jahrhundert wurde die an der nördlichen Seidenstraße gelegene Stadt weithin als "Stadt der 1001 Kirchen" bezeichnet. Auf weiter Fläche sind noch heute zahlreiche Kirchen und Fragmente anderer Bauwerke zu bewundern, während direkt unter uns der Grenzzaun glitzerte und Wachtürme vom gegenüberliegenden Ufer grüßen. Auf dem Rückweg nutzten wir Kars zur Mittagspause und schauten nach einigen typisch russischen Provinzbauten des 19. Jahrhunderts. Durch welliges Land mit mannigfaltigen Gesteinsfärbungen in ca. 1600 Meter Höhe ging es dann nach Dogubeyazit. Der Große Ararat erhob sich mit seiner weißen, aber wolkenverhangenen Kuppe vor uns. Zum Abendessen im recht kühlen Hotel Sim Er träumten wir von guter Sicht am kommenden Morgen und trafen uns zum kleinen Schwatz bei Raki und Rotwein am Kamin.

8. Tag: Ishak–Pascha–Palast – Wasserfälle bei Muradiye – Van – Festung Tuschpa

Frühes Aufstehen sicherte einen ersten Blick auf den schneebedeckten Ararat. Vor der Museumsmannschaft standen wir bereits am Eingangstor des Ishak Pascha Palastes und hatten schon tolle Fotomotive gefunden. Die burgähnliche Palastanlage geht auf eine urartäische Befestigungsanlage zurück, vereint armenische, georgische, persische, seldschukische und osmanische Architekturstile und wurde Ende des 17. errichtet. Beeindruckend erhebt sich der Palastbau im warmen Gelbton über der Landschaft. Bei blauem Himmel boten sich immer wieder auch Blicke und Fotomotive zum Ararat an. Auf der landschaftlich reizvollen Fahrstrecke, vorbei am erkalteten Lavastrom eines Vulkans ging es von Dogubeyazit nach Van. An den Bendimahi-Wasserfällen bei Muradiye stoppten wir für eine Pause mit gebratener Forelle bei herrlichstem Spätherbstwetter gegenüber der Wasserfälle. Zur rechten Zeit für einen Aufstieg auf die alte Festung Tuschpa gelangten wir nach Van. Als antikes Tuschpa war Van seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. die Hauptstadt des Königreiches von Urartu. Nach der Besichtigung alter Keilschriften erklommen wir die Felswände der Zitadelle. Der Sonnentag ging langsam zu Ende mit Sicht auf Van und seinen See bei untergehender Sonne. Auf der Fahrt zum Hotel gab es dann noch einige Verzögerungen durch Umfahrungen und verkehrtes Einbahnstraßenfahren, da Vorbereitungen für den kommenden Besuch des Ministerpräsidenten Erdogan getroffen wurden.
Ein schönes Hotel mit bestem Essen entschädigte uns für ostanatolische Authentizität am Vorabend.

9. Tag: Teppiche – Cavustepe – Bootsfahrt auf dem Van–See – Akdamar Kirche

In einer regionalen Kelim-Kooperative erfuhren wir am Vormittag mehr über die Besonderheiten der orientalischen Kelims und der traditionellen Teppichknüpferei. Eindrucksvoll waren insbesondere die Darstellungen der multiethnischen Vielfalt der Motive und Farbauswahl für die Teppiche. In einer fruchtbaren Ebene vor schon schneebedeckten Bergen im iranischen und irakischen Grenzgebiet erhebt sich der Felsrücken von Cavustepe. Hier besichtigten wir nach schmalgratiger Busauffahrt die Überreste einer urartäischen Festung und genossen einen beeindruckenden Blick in die Steppe. Mit Hilfe eines der wenigen Sprachkundigen der urartäischen Schriftsprache ließen wir uns die Keilschrift erklären. Nach der Mittagspause am Van-See starteten wir zu einer Bootsfahrt zur Klosterinsel Akdamar. Es hatte sich empfindlich abgekühlt, ein fast eisiger Wind war aufgekommen und wir waren wohl die fast letzten Gäste für dieses Jahr. Die beeindruckenden Reliefs auf den Fassaden der altarmenischen Kirche beschreiben neben religiösen Themen auch irdische Themen wie das Palastleben, Jagdszenen, Mensch- oder Tierfiguren. Im Inneren der seit 2005 sich in Renovierung befindlichen Anlage sind die Wände voller christlicher Motive. Nach der Rückfahrt über den See dann die Weiterfahrt mit dem Bus nach Tatvan.

10. Tag: Hasankeyf am Tigris – Midyat – Deyrulzafaran Kloster –  Mardin

Am Vormittag erreichten wir den Tigris - Traum manches eifrigen Schülers im deutschen Geschichtsunterricht. Von der Brücke konnten wir die üblichen Touristenfotos auf die gewaltigen Brückenreste, den Burgberg und das schiefe Minarett von Hasankeyf schießen.
In wenigen Jahren wird alles in den Fluten eines Stausees versunken sein. Danach reisten wir nach Midyat, einer ursprünglich überwiegend von christlichen Aramäern bewohnten Stadt.
Vielleicht waren wir hier gar die erste Eberhardt-Reisegruppe, die abseits der Hauptstraße eine aramäische - also syrisch-orthodoxe -Kirche  - entdeckte und gar eine Bibel in aramäischer Schriftsprache gezeigt bekam. Architektonisch ist Midyat zweigeteilt: in den westlichen, islamischen Stadtteil und den östlichen, christlichen Teil mit rekonstruierten Kirchen und feinverzierten Stadthäusern. Nach dem mittäglichen Kebab oder Linsensüppchen führte uns die Fahrt weiter zum Deyrulzafaran Kloster, einem Kloster der syrischen Orthodoxie mit wohl noch fünfzig Mönchen, Über der syrischen Ebene unter uns lag graue Schwere, so dass wir die Nähe des Nachbarstaates im Bürgerkrieg kaum erahnen konnten, Mit dem letzten warmen Tageslicht kamen wir in Mardin an. Ein Bummel in den beginnenden Abend hinein führte uns durch die sehr arabisch geprägte Altstadt mit kleinen Gässchen und Moscheen. Das gewaltige Hotel Yay Grand am Rande von Mardin erinnerte den einen oder anderen an Hotels an der türkischen Mittelmeerküste... und es hatte wohl das beste Bufett unserer Reise zum Abendessen aber keinen Tropfen Alkohol.

11. Tag: Diyarbakir – Karakus – Götterberg Nemrud Dag

Um unser bedeutendes Tagesziel, den Nemrud Dag, bei Fotolicht zu erreichen, hatten wir den  Start bereits für 6:30 Uhr geplant. So waren wir acht Uhr in der Kurdenhochburg Diyarbakir Bald sprach uns auch ein Polizist an, wir sollten auf unsere persönlichen Gegenstände achten.  so beließen wir es bei einer Besichtigung der bedeutenden Stadtmauer. Der Bus brachte uns nach ein wenig Wegsuche dann in rasanter Fahrt nach Kahta an den Euphrat, auf dem der Rückstau des Atatürk-Staudammes bereits zu spüren war. Unvergesslich wird allen sicher das recht wirre Befahren der Fähre durch Busse, Transportfahrzeuge und PKW sein. Träge flossen die Wasser des Euphrat dann unter der Fähre hindurch. In der Nähe des Ortes Kahta stiegen wir auf Kleinbusse um und besichtigten zunächst den 30 Meter hohen Grabhügel Karakus. Anschließend ging es zu einem weiteren Höhepunkt der Reise: den kolossalen Götterstatuen auf dem Nemrud Dag. Die zweitausend Jahre alten Statuen bringen die einzigartige Synthese der mazedonisch-persischen Kultur zum Ausdruck und umzingeln das Grabmal des Königs Antiochos, welches sich unter einem 50 Meter hohen Schotterhügel befindet. Bei  Spätnachmittagslicht hatten wir bestes Fotowetter und dann warteten wir in zweitausend Meter Höhe auf den Sonnenuntergang.

12. Tag: Atatürk–Staudamm –Göbelkitepe – Harran – Sanliurfa

Am Vormittag ging es zu einem Aussichtspunkt auf den größten Staudamm der Türkei, den Atatürk-Staudamm. Der nach Mustafa Kemal Atatürk benannte Stausee ist etwa 1,5  mal so groß wie der Bodensee. Durch die bewässerte Landschaft des GAP-Projektes voller Baumwollfelder ging es dann nach Göbelkitepe, einem bedeutenden Ausgrabungsort der Türkei, wo mit Geldern der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter Prof. Klaus Schmidt Ausgrabungen von zwölftausend Jahre alten Tempeln erfolgen. Gegen Mittag fuhren wir nach Sanliurfa, als Urfa eine der ältesten Städte der Welt. In der "Abraham-Stadt" des alten Testaments besichtigten wir einen der authentischsten Basare der Türkei, den Abrahamteich mit heiligen Karpfen und die Moschee. Am Nachmittag ging es noch nach Harran, Gründungsort einer der ältesten Bildungsanstalten (Universitäten?) der Welt und bekannt für seine pyramidenförmigen Häuser.

13. Tag: Halfeti am Euphrat – Gaziantep – Zeugma–Mosaike

Nach dem Frühstück ging es nach Halfeti, am Euphrat-Ufer. Aufgrund des Baus der südostanatolischen Staudammprojekte verschwanden 2/3 des alten Dorfes unter den Fluten. Heute zieht die Kulisse der verlassenen Stadt im Sommer viele Besucher an; am späten Oktobertag waren wir fast die einzigen. Wir nutzten die Möglichkeit mit einem kleinen Motorschiff auf dem angestauten Euphrat zu fahren, um die Landschaft vom Wasser aus kennen zu lernen und eine mehr als 2500 Jahre alte Burganlage aus assyrischer Zeit zu bestaunen. Nach einer Mittagspause in der trubligen Stadt Gaziantep besuchten wir das neue Zeugma-Museum, wo wir 45 der geretteten Fresken und Mosaike aus dem 2. und 3. Jahrhundert bestaunen konnten. Die großflächigen Mosaike finden in dem Museumsbau eine großzügige Präsentation. Am Vorabend nutzte noch mancher die Gelegenheit durch Gaziantep zu bummeln.

14. Tag: Doliche – Tarsus – Bahnfahrt auf der Bagdadbahn – Kappadokien

Zum Start besichtigten wir am Rande von Gaziantep die Gräber von Doliche. Dann reisten wir vorbei an der Kreuzritterfestung Yilanlikale (Schlangenburg) nach Tarsus. Hier besichtigten wir zunächst den Paulus-Brunnen und die Mauerreste eines Hauses, in dem Paulus gewohnt haben soll. Zeit, um am Brunnen nochmals die bedeutende Rolle von Saulus - Paulus für die Globalisierung des Christentums anzusprechen. Dann ging es zur römischen Straße zur Besichtigung und auf türkischen Straßen zur Nahrungssuche. In Yenice suchten und fanden wir jenen Salonwagen, in dem sich 1943 der britische Premier Churchill mit dem türkischen Ministerpräsidenten zu Verhandlungen traf. Interessant dabei für uns, das die Fahrgestelle aus Görlitz und der Wagon aus Kassel war. Dies war dann auch der gedankliche Einstieg für die Fahrt auf der Strecke der Bagdadbahn durch die Kylikische Pforte. Die Bagdadbahn ist eine 1.600 Kilometer lange, in den Jahren 1903 bis 1940 im Osmanischen Reich und dessen Nachfolgestaaten errichtete Eisenbahnstrecke von Konya (Türkei) nach Bagdad (Irak). Die Bahnstrecke ist eine ingenieurtechnische Meisterleistung und eines der aufwendigsten Infrastrukturprojekte jener Zeit. Wir lernten einen bautechnisch wichtigen Teil mit Tunneln und Viadukten durch die Kilikische Pforte leider nur bei einer Dunkelfahrt kennen, da die Bahn den Fahrplan alternativlos veränderte. Aber ein wenig Sonnenuntergangsstimmung war schon dabei. Nach der Zugfahrt brachte uns der Reisebus geschwind in die dunkle Tuffsteinlandschaft von Kappadokien. Noch bevor wir unser Hotel aufsuchten,  besuchten wir zum fortgeschrittenen Abend noch einen Auftritt der tanzenden Derwische. Spät wurde es dann mit unserer Ankunft im Dilek Kaya Höhlen Hotel.

15. Tag: Kappadokien

Die Erosionslandschaft der bizarr geformten Kegel, der unzähligen Felsenkirchen, die unterirdischen Städte und der Täler bieten in jeder Hinsicht den Besuchern Kappadokiens ein spektakuläres Naturschauspiel. Dies genossen alle Reiseteilnehmer am Vormittag auf einer Rundfahrt durch das zentrale Gebiet rund um Göreme mit einigen Fotostopps. Um mit ein wenig Abstand zu den Touristengruppen die Tuffsteinlandschaft intensiv zu erleben, bummelten wir im Liebestal. Gegen Mittag sahen wir im Göreme-Freilichtmuseum (UNESCO Kulturerbe) die aus dem Tuff-Felsen geschlagenen Höhlenkirchen, z.B. die Apfelkirche, mit wertvollen Wandmalereien. Davor hatten wir noch einen Abschiedsblick auf das Taubental und Göreme geworfen. Nach dieser letzten großen Besichtigung auf der Reise verließen wir Kappadokien und fuhren zurück nach Ankara. Auf den letzten hundertfünfzig Kilometern nahmen wir uns nochmals Zeit für eine deutsch-türkische Fragestunde zu alle noch bewegenden Fragen.

16. Tag: Heimreise nach Deutschland

Am Vormittag hatten  alle Gäste noch Zeit in Ankaras Innenstadt zu bummeln und vielleicht auch letzte Lira auszugeben. Am Nachmittag ging es mit Lufthansa über München nach Leipzig und Dresden. Für die Leipziger Fluggäste war dies ein kleiner Hindernislauf gegen die Uhr, aber als letzte Zustiegsgäste wurde der Flieger erreicht.
Die Erlebnisse einer großartigen Reise über 4900 km durch Nord-, Ost- und Zentralanatolien mit Zeitzeugen einer zwölftausendjährigen Geschichte von Hethitern, Phrygern, Urartäern, Römern, Byzantinern, Seldschuken und Osmanen bleiben in der Erinnerung an ein aufstrebendes und gastfreundliches Land.

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