Reisebericht: Wanderreise Türkei – Kappadokien

01.04. – 08.04.2011, 8 Tage Rundreise und Wandern in Kappadokien: Kayseri – Uchisar – Taubental – Liebestal – Rotes Tal – Rosental – Schwertertal – Cat–Tal – Göreme – Soganli–Tal – Mustafa pasa – Höhlenstadt Saralti – Ihlara–Schlucht (ca. 50 geführte Wanderkilometer)


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Voller Vorfreude reisen wir nach Kappadokien, eine bizarre Felslandschaft in der Zentraltürkei. Wir werden erwartet von Gastfreundschaft, blühenden Wildmandelbüschen und einmaliger Natur
Ein Reisebericht von
Maria Goetz

Reisebericht

Freitag, 01.04.2011 - Anreise
 
Heute geht es los - unsere Wanderrreise nach Kappadokien erfüllt uns alle mit großer Vorfreude. Pünktlich werden wir, 20 Reisegäste und ich, von zu Hause abgeholt und per Transfer zum Flughafen Berlin Tegel gebracht. Von hier aus fliegen wir mit Turkish Airlines gemeinsam via Istanbul nach Ankara. Nach einem sehr komfortablen Flug landen wir gegen 18 Uhr die lebhafte Großstadt Ankara. Fasziniert von der anderen Kultur fahren wir vom Flughafen zu unserem Hotel, das im Zentrum Ankaras liegt.
 
Samstag 02.04.2011 - Hethiter Museum, Wanderung im Cat-Tal

 
 


Schon frühzeitig ertönt heute unser Weckruf - die Stimme des Muezzins hallt durch die Straßen der Stadt Ankara.
 
Heute werden wir per Bus weiter zu unserem eigentlichen Ziel Kappadokien reisen. Bevor es jedoch richtig los geht, besuchen wir das weltweit bekannte Museum für anatolische Zivilisationen, auch bekannt als Hethitermuseum. Es ist das bedeutendste archäologische Museum nach dem Archäologie-Museums Istanbuls. Obwohl ursprünglich als zentraler Sammlungsort für Zeugnisse der Hethiter geplant, zeigt das Museum heute Ausstellungsstücke aus allen Perioden von der Steinzeit bis zur Neuzeit. Wir sind alle von der Handwerker-Kunst der frühen Menschheit erstaunt.
Anschließend spazieren wir zur Festung Ankaras. Das heute noch bewohnte Festungsgebiet beherbergt zahlreiche kleine Häuser aus denen uns die Bewohner fröhlich lächelnd zuwinken. Vom Aussichtspunkt der Festung erhalten wir einen Überblick über die Siedlungen auf den Hügeln Ankaras.
Am späten Vormittag sind wir zurück am Bus und fahren nun nach Kappadokien. Rund 400 Kilometer liegen vor uns. Während der Fahrt erfahren wir von unserem Reiseleiter Cafer viele interessante Dinge über die Kultur, Tradition und Lebensweise der Türken.  
 


Nachmittags haben wir schon Kappadokien erreicht - die ersten Feenkamine werden freudig begrüßt. Bei der Wanderung im Cat-Tal können wir die Kamine auch hautnah erleben. Die ca. 2 Kilometer lange Tour führt uns durch einsames Tal ohne Touristenströme. So können wir die Klänge und Gerüche der kappadokischen Natur mit allen Sinnen erleben. Unser Reiseleiter Cafer führt uns über Stock und Stein, Bach und Wiese. Das ist ein Spaß.
 
Am Abend erreichen wir, leider bei Regen, unser Höhlenhotel im kleinen Ort Göreme. Der Ort Göreme ist Zentrum des Nationalparks Göreme, der zusammen mit anderen Felsendenkmalen von Kappadokien seit 1985 zum Weltkultur- und Naturerbe gehört.
 
 
Sonntag 03.04.2011 - Wanderung Tal der Tauben, Weißes Tal und Liebestal (Bagli Dere Tal)
 
Heute wollten wir eigentlich ein Highlight der Reise in Angriff nehmen - die Ballonfahrt. Leider wird diese kurz vor der geplanten Abholzeit von 07:15 Uhr aufgrund von starkem Wind abgesagt. So gehen wir mit den interessierten Gästen zum Aussichtspunkt über Göreme. Dieser Ausblick liegt direkt über unserem Hotel. Bei Sonne genießen wir den Ausblick über die Kleinstadt Göreme bis nach Uchisar am Horizont.
 
 


Unser Tag beginnt gegen 9 Uhr mit der Fahrt nach Uchisar. Von der Burg von Uchisar haben wir einen schönen Ausblick über die Weiten Kappadokiens. Unser Reiseleiter Cafer zeigt uns einige der  Täler, durch die wir während der nächsten Tage wandern werden. Auch der mächtige Vulkan Erciyes schimmert am Horizont.
 
In Uchisar beginnt auch die erste Wanderung des heutigen Tages, die Tour durch das Taubental. Wir wandern zunächst durch das Tal selbst, später entlang eines schmalen Trampelpfades an den Tuffsteinfelsen. Nach ca. 1 Stunde Wandern im Taubental haben den Übergang zum Göreme-Tal erreicht. Im Göreme-Tal geht es nun weiter bis nach Göreme.


Nach unserer individuellen Mittagspause starten wir zu unserer zweiten Wanderung - durch das Weiße Tal wollen wir ins Liebestal wandern. Leider ist unser Weg schon nach ca. 30 Minuten zu Ende, da eine Leiter über den Winter weggespült wurde. So disponieren wir um und rufen den Bus, um zum eigentlichen Endpunkt der Wanderung zu fahren. Wir ziehen die Wanderung nun von hinten auf: Zuerst wandern wir durch das Liebestal - das seinem Namen wirklich alle Ehre macht. Als Entschuldigung für die Änderung der Wegstrecke laden Cafer und ich unsere Wandergruppe auf einen Raki und einen frisch gepressten Orangensaft ein, die wir mit Blick auf die überdimensionalen, ca. 30 Meter hohen Riesen-Phallus trinken.
 
Nach dem kleinen Umtrunk geht es beschwingt weiter in Richtung Weißes Tal. Hier sind die Tuffsteinfelsen tatsächlich viel weißer als in den umliegenden Tälern. Aufgrund des Weinanbaus, der früher in dieser Region betrieben wurde, heißen die beiden Täler, Liebestal und Weißes Tal, Bagli Dere Tal. Hier wandern wir ein gutes Stück taleinwärts, um noch einen Eindruck des Weißen Tals zu erhalten. Auch hier grünt und blüht es überall.
Auf der Rückfahrt zu unserem Höhlenhotel halten wir noch an einem Aussichtspunkt, bei dem wir das Taubental nochmals überblicken kann.
 
Montag 04.04.2011 - Ballonfahrt, Wanderung Rotes Tal, Rosental, Freilichtmuseum Göreme

 
 


Auch heute hoffen wir, 12 Gäste und ich, auf die Güte des Wettergottes, denn wir nehmen noch einmal Anlauf für eine Ballonfahrt. Allerdings werden wir heute bereits 05:45 Uhr vom Hotel abgeholt. Rund eine Stunde später sind wir auch schon in der Luft! Wir erleben den Sonnenaufgang hoch über Kappadokien - sehen das markante Liebestal, das Weiße Tal, das Rote Tal und die weit entfernten Städte Avanos und Uchisar. Bis zu 1.200 Meter steigt unser Pilot Graham mit uns in die Lüfte - so hoch wie kaum ein anderer Ballon. Der Morgenhimmel ist gefüllt mit mehr als 40 bunten Ballons! Nach der ca. 60minütigen Ballonfahrt landen wir sicher in der Umgebung von Göreme. Für unseren Mut werden wir mit einem Glas Kirschsaft-Sekt und Kuchen belohnt.
 
Gegen 08:30 Uhr erreichen wir wieder unser Hotel und frühstücken erstmal kräftig. Für den Tag gerüstet starten wir nun zur Wanderung im Rosental und Roten Tal. Start unserer Tour ist das Freilichtmuseum von Göreme, von wo aus wir zunächst von einem Ausblick ins Schwertertal blicken. Anschließend wandern wir weiter ins Rosental und die umliegenden Tuffsteinhügel. Wir


überqueren diese und wandern weiter ins Rote Tal. An der, in den Fels gehauenen Hacli-Kirche legen wir eine Rast ein. Unser Reiseleiter Cafer erklärt uns die Besonderheiten der Hacli-Kirche, auch Kreuz-Kirche genannt, und ihrer Fresken. Anschließend verwöhnen wir uns mit einem typischen Schwarztee!
 
Kurz nach Mittag erreichen wir den kleinen Ort Cavusin, wo schon unser Bus und der Fahrer Yildirim auf uns warten. Die Mittagspause verbringen wir in Pasabag und stärken uns, wieder umgeben von herrlichen Tuffsteingebilden, mit einem frischen Gözleme (sehr dünne, gefüllte Fladenbrote) und türkischem Ayran, einem Erfrischungsgetränk auf Joghurt-Basis.
 


Nach dieser typisch türkischen Mittagspause steht nun das Freilichtmuseum Göreme auf unserem Programm. Dieses beherbergt zahlreiche Kirchen und Kapellen, die ursprünglich zu einem Männer- und Frauenkloster gehören. Das Areal gehört seit langer Zeit zum UNESCO Weltkulturerbe.
 
Cafer zeigt uns viele Apfel-, Barbara-, Onophreus- und die Sandalenkirche, die beiden Klöster und die Wirtschaftsräume. Am Ende der Führung haben wir etwas Freizeit, die manche Gäste nutzen, um sich die sog. Dunkle Kirche anzuschauen. Diese ist die am besten erhaltenste Kirche in Freilichtmuseum und wirklich sehenswert!
Nach dem Museums-Besuch lernen wir Kappadokien auch noch kulinarisch kennen: bei der Weinverkostung im Weingut Turasan. Weinanbau in Kappadokien ist eine mehr als 4.000 Jahre alte Tradition. Mindestens eine, der vier probierten Sorten trifft den Geschmack der Reisegruppe.
Erschöpft, aber dennoch voller neuer Eindrücke kehren wir zum Hotel zurück und lassen den Abend ausklingen.
 
 
Dienstag 05.04.2011 - Derinkuyu, Wanderung Ihlara-Schlucht

 
 


Um zu unserem heutigen Ziel zu kommen, müssen wir rund eine Stunde fahren. Nach unserem Frühstück fahren wir zuerst zur unterirdischen Stadt Derinkuyu. Dies ist die berühmteste unterirdische Stadt und wurde von Menschenhand aus Schutzzwecken geschaffen. Die Stadt wurde nur zufällig entdeckt und freigelegt. Aktuell bekannt sind acht unterirdische Stockwerke, die sich alle um diverse Lüftungsschächte anordnen. Viele Räume sind so hoch, dass man sogar aufrecht stehen kann; manche Tunnel sind jedoch so niedrig, dass wir sehr gebückt gehen müssen. Die schutzsuchenden Menschen konnten in diesem Höhlensystem unter der Erde rund 45 Tage überleben - für uns unvorstellbar... Wir sind froh, dieses interessante, unterirdische Labyrinth nach unserer einstündigen Führung wieder ans Tageslicht zu kommen.
 
 


Nach unserem Besuch von Derinkuyu fahren wir zur bekannten Ihlara-Schlucht. Wir trauen unseren Augen kaum: Die Schlucht hat Ähnlichkeit mit dem Grand Canyon! Gegen Mittag beginnen wir unsere rund 10 Kilometer lange, aber einfache Wanderung. Die Schlucht bildet einen starken Kontrast zu den bisher gesehenen ockerfarbenen oder rötlichen Tuffsteinfelsen. Die rund 150 Meter tiefe Schlucht hat schroffe Felskanten, die im Sonnenlicht ebenfalls rötlich schimmern. Auch hier gibt es wieder zahlreiche Höhlenkirchen zu bestaunen, die wir jedoch fast alle „links liegen lassen“ - heute ist Wandern angesagt...
 
Nach rund 2 Stunden Fußmarsch, immer entlang des Ufers des Melendiz-Flusses, machen wir ein Picknick in Belisirma. Es gibt warmes Fladenbrot, Schafskäse und Sesamaufstrich.
Wir wandern nochmals rund 2 Stunden und erreichen die Mondlandschaft an Ausgang des Ihlara-Tals. Am späten Nachmittag erreichen wir den Bus in Selime und fahren zurück nach Göreme.
Heute Abend besteht für die Gäste die Möglichkeit, an zwei fakultativen Folklore-Veranstaltungen teilzunehmen. Ein Derwisch-Tanz-Abend und ein Türkischer Abend stehen zur Wahl. Für alle anderen geht mit der Ankunft am Hotel und dem überaus leckeren Abendessen, bei dem wir wie jeden Abend türkische Hausmannskost genießen, der Tag zu Ende.
 
Mittwoch 06.04.2011 - Sinassos, Gomeda-, Üzengi- und Soganli-Tal
 
 


Auch für unsere heutige Wanderung müssen wir wieder weit fahren. In diesem Fall stört uns das nicht so sehr, da wir die Regenwolken über Göreme und Umgebung hinter uns lassen uns nach Soganli fahren. Natürlich gibt es auch im Soganli-Tal wieder Höhlenkirchen und vor allem Höhlenwohnungen zu bestaunen, wovon eine sogar noch vor rund 50 Jahren bewohnt war. Das kleine Soganli-Tal bietet aber außerdem zum Beispiel noch die Kuppelkirche, die eine Art Gewölbe vorzuweisen hat und eine richtige Kirchenkuppel. Die Wanderung durch das Tal ist nur kurz und am Ende gehen wir durch eine kleine Siedlung, deren Häuser leider sehr verfallen sind, aber ebenfalls unter Denkmalschutz stehen.
 
Nach dieser Stippvisite im Soganli-Tal fahren wir nach Mustafapasa, dem ehemaligen Sinassos. In längst vergangenen Zeiten lebten hauptsächlich Griechen in dem kleinen Ort, der damals die Hauptstadt Kappadokiens war und Heimat reicher Geschäftsleute, die ihre Villen im Stadtkern nach griechischem Vorbild erbauten. Heute ist Mustafapasa mehrheitlich türkisch bewohnt und Sitz zahlreicher Universitäten. In der Altstadt findet man noch heute Bauwerke aus der Zeit der Griechen.
 


Nach unserer Mittagspause in dieser Kleinstadt fahren wir weiter ins benachbarte Gomeda-Tal. Auch diese Strecke gehört wieder in die Kategorie „Abenteuer“, denn sie ist ebenfalls sehr wenig begangen. Das Gomeda-Tal geht fließend in das Üzengi-Tal über, auch hier viele kleine Bäche und Gräben.
 
In diesen beiden Tälern sind weniger Kirchen zu bewundern, als vielmehr Taubenschläge, manche wieder reichlich bemalt.
Da wir nicht allzu weit von Ürgüp entfernt sind, besuchen wir nach den Wanderungen noch eine traditionelle Teppichknüpferei. Hier wird sowohl mit Wolle als auch mit Seidengarn geknüpft.
Wir erreichen unser Höhlenhotel Legend Cave am frühen Abend. Nach unserem gemeinsamen Abendessen heißt es Kofferpacken, da wir am nächsten Tag bereits wieder nach Ankara aufbrechen müssen.
 
Donnerstag 07.04.2011 - Nevsehir, Tuz Gölö, Ankara
 
 


Heute heißt es Abschied nehmen von der steinernen Märchenwelt Kappadokiens. Schon 08:15 Uhr morgens reisen wir ab. Bevor wir jedoch nach Ankara fahren, halten wir für einen Stadtbummel in Nevsehir. Die Stadt hieß unter den Osmanen Mukara und war der Geburtsort des Großwesirs Ibrahim Pascha, der der Stadt zu ihrem Reichtum verhalf. Er ließ viele Moscheen, Brunnen, Medressen, Bäder, Karawansereien und Armenküchen bauen und benannte den Ort später in Nevehir (Neue Stadt oder Neustadt) um. Highlight Nevsehirs ist die Ibrahim-Pascha-Moschee, einem großen Komplex aus Moschee, Medresse, Bücherei, Knabenschule, nunmehr geschlossener Armenküche und Bad. Die Moschee sieht von außen sehr schlicht aus, ist aber innen reich mit Malereien geschmückt. Bevor wir eintreten dürfen, heißt es aber Schuhe ausziehen und für die Damen Kopftuch anziehen.
 
Bevor wir jedoch die Moschee besichtigen können, erklimmen wir den Berg von Nevsehir mit seiner imposanten Festung.


Dann geht es weiter in Richtung Salzsee Tuz Gölö, jedoch nicht, ohne einen Stopp in der Karawanserei Agzikarahan einzulegen. Diese imposanten Bauwerke dienten einst den Karawanen als Rastplatz und Übernachtungsmöglichkeit. 
 
Gegen Mittag erreichen wir dann den spiegelglatten Salzsee Tuz Gölö, wo wir einen Fotostopp einlegen.
Am späten Nachmittag sind wir schon wieder zurück in Ankara. Da am Morgen der Besuch des Bauernmarktes ausgefallen war, holen wir dies mit dem Basar von Ankara nach. Trotz später Stunde herrscht hier lebhaftes Treiben, alle Stände und Geschäfte sind noch reichlich gefüllt - Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Milchprodukte oder Süßigkeiten, aber auch Haushaltswaren kann man hier erstehen. Die Händler sind freundlich und wir können ab und an eine Gratisprobe ergattern... Natürlich kann man hier auch seine letzten Türkischen Lira ausgeben.
 
Freitag 08.04.2011 - Abreise
 
Heute nehmen wir endgültig Abschied von der Türkei. Unser Flug nach Istanbul, wieder mit Turkish Airlines, startet mit leichter Verspätung. Auch der Weiterflug nach Berlin Tegel hebt ca. 20 Minuten später ab. Am  Nachmittag erreichen wir Berlin dennoch gut gelaunt und werden schon von den Transferfahrern erwartet. Nach einer herzlichen Verabschiedung am Flughafen fahren alle Reisegäste wieder in Transfers zu maximal sechs Personen nach Hause.
Eine wunderschöne, erlebnis- und abwechslungsreiche sowie interessante Reise geht zu Ende.

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