Reisebericht: Ungarn – rund um den Balaton – mit und ohne Rollstuhl

30.08. – 05.09.2020, 7 Tage barrierefreie Rundreise nach Süd–Ungarn mit Balatonmariafürdö – Keszthely – Siófok – Kurort Balatonfüred – Budapest – Kaposvár – Nationalpark Kis–Balaton


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Überraschend schließt Ungarn coronabedingt seine Grenzen für Touristen. Innerhalb weniger Stunden gelingt Eberhardt Travel daraufhin das fast Unmögliche...
Ein Reisebericht von
Jörg Nesse
Jörg Nesse

1.Tag; So. 30.08.2020: Anreise mal ganz anders...Kärnten statt Balaton


Überraschend kündigt Ungarn die coronabedingte Schließung seiner Grenzen für Touristen an.
Innerhalb weniger Stunden gelingt Eberhardt Travel daraufhin das fast Unmögliche.
Durch einen reichen Fundus, an speziell für Rollstuhlfahrer ausgearbeiteten Reisen, auf welche man zurückgreifen kann und die jahrelange Zusammenarbeit mit behindertenfreundlichen Hotels in ganz Europa wird die Reise quasi "über Nacht" komplett neu organisiert.
So können Mitarbeiter des Unternehmens den Gästen, welche aufgrund ihres Handicaps im Einzelfall sicher nicht einfach so "schnell mal woandershin" fahren können,
statt einer Absage am Vortag der geplanten Balatonreise ein vollwertiges Ersatzangebot offerieren - wie wäre es mit Kärnten?
An der Reaktion der Gäste wurde deutlich, dass der Produktschiene
"Reisen mit und ohne Rollstuhl" ein außergewöhnliches Vertrauen entgegengebracht wird:
16 von 17 Reisegästen nehmen die Alternative an...
So geht es also über Bayern, entlang der Alpennordkette Richtung Salzburg.
Dort stimmt dann auch das Wetter; entlang der aussichtsreichen Tauernautobahn durch atemberauschende Landschaft zum Ossiacher See, wo die Eberhardt Reisegruppe bereits erwartet wird und den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen ausklingen lässt.

2.Tag; Mo. 31.08.2020: Affenberg Landskron – Fahrzeugmuseum Villach – Faaker See

Die steile Auffahrt zur Burgruine Landskron geleitet uns zum Affenberg.
Die dort fast ihrem natürlichem Habitat entsprechend gehalten Makaken werden uns bei einer Führung präsentiert. Der Schwerpunkt der Anlage hier liegt auf der Erforschung des Sozial- und Lernverhaltens der Primaten. So wird auch der Rundgang durch verschiedene Lernaufgaben für die Tiere, wie die Bedienung der "Apfelmaschine" unterhaltsam aufgelockert.
Den für den Nachmittag angekündigten Regen "umgehen" wir mit einem Besuch im Villacher Fahrzeugmuseum. Die interessante, wenngleich ein wenig skurril wirkende Präsentation zahlreicher PKW, Motorräder, Fahrräder aber auch von Radios, Fernsehern und vielem anderem "Technikkram" ist durch die Initiative des privaten Betreibers seit einigen Jahren auch für Menschen im Rollstuhl erlebbar.
Das Wetter passt wieder; also noch eine Rundfahrt um den Faaker See. Die European Bike Week 2020, Europas größtes Treffen der Harley Davidson Fahrer, welches traditionell an dem Kärntner See stattfindet, ist zwar eigentlich abgesagt, dennoch sind einige schwere Maschinen vor Ort, Tendenz steigend wie wir noch erleben werden...

3.Tag; Di. 01.09.2020: Schifffahrt Ossiacher See – Villacher Alpenstraße


Nach einem weiteren reichhaltigen und entspannten Frühstück geht es mit dem
behindertengerechten Reisebus zur Schiffsstation Ossiach. Der fast ans Hotel angrenzende
Ossiacher See wird für uns heute bei einer Schifffahrt erlebbar.
Am Nachmittag dann die erste Panoramastraße der Reise; es geht hinauf auf die Villacher
Alpe. Immer wieder wechselnde Ausblicke auf Villach, die umgebende Seenlandschaft,
die "Rote Wand" und vom Gipfel dann der "Drei Länder Blick" über Teile von Österreich
Slowenien und Italien...

4.Tag; Mi. 02.09.2020: Malta–Hochalmstraße – Millstätter See


Weil es so schön war, heute gleich die nächste Panoramafahrt.
Die Malta Hochalmstraße entstand als Transportweg für den Bau der gigantischen Kölnbreinsperre und gilt heute zu Recht als eine der spektakulärsten Möglichkeiten mit dem Fahrzeug in eine alpine, fast schon hochalpine Landschaft vorzudringen.
Nachdem unser Chauffeur, die engen Kehren und schmalen Tunnel hinauf auf fast zweitausend Meter gemeistert hat, können wir die mächtige Dammkrone mit den Rollstühlen befahren und sogar den oberen Teil der Aussichtskanzel für einen Blick hinunter zum 200(!) Meter unter uns liegenden Mauersockel nutzen.
Nicht weniger schön dann die Talfahrt retour, eine kleine Orientierungsfahrt durch das mittelalterliche Gmünd, sowie die Fahrt entlang des fast schon fjordartigen Millstätter Sees. Die Passage durch das schmale Krastal mit seinen seit der Römerzeit genutzten Steinbrüchen bringt uns dann, nach einer erlebnisreichen Tour, wieder zum Hotel.

5.Tag; Do. 03.09.2020: Turracher Höhe – Nockalmstrasse

Heute hatten wir eigentlich "nur" den Besuch der "Nocky Mountains" geplant.
Die klare Sicht verleitet uns aber dazu, noch wenige Kilometer weiter nördlich zur Turracher Höhe zu fahren. Hier im "Grenzgebiet" zwischen Kärnten und der Steiermark besteht auch für Rollstuhlfahrer die Möglichkeit eine Bergbahn zu erleben.
Also Chance genutzt und eine Berg- und Talfahrt gemacht um dabei das Landschaftsbild aufzusaugen.
Im Anschluss dann die wahrscheinlich bekannteste Panoramastrecke Kärntens; die erwartungsgemäß beeindruckende Nockalmstraße, Berg- und Talfahrten zwischen 1.500 und über 2.000 Höhenmetern.
Ausblicke und Einsichten, welche eigentlich nur dem Wanderer vorbehalten sind, 
dann bei der modernen Filmpräsentation im neuen Naturparkhaus.
Durch das wildromantische Liesertal, über uns die außergewöhnlich hoch trassierte Tauernautobahn dann die Fahrt zurück zur Herberge...

6.Tag; Fr. 04.09.2020: Wörthersee mit Pyramidenkogel


Der letzte gemeinsame Ausflug dieser besonderen Reise führt uns an den Wörthersee,
genauer gesagt auf den Pyramidenkogel mit seinem modernen, optisch und bautechnisch raffinierten Aussichtssturm.
Von der berollbaren Plattform aus schweift der Blick weit; viele Punkte unserer Reise sind einortbar; die Villacher Alpe, die Gerlitzen, Teile der Nockberge und die Turracher Höhe. Der Blick reicht aber auch bis weit über die Karawanken in die Julischen Alpen. Der höchste Berg Sloweniens, der Triglav zeichnet sich klar ab.
Nun umfahren wir den Wörthersee. In Krumpendorf und Pörtschach begeistert uns die verspielte "Wörthersee-Architektur".
In Velden pausieren wir um das "Schloss am Wörthersee" zu besuchen. Hunderte von schweren Motorrädern prägen heute das Stadtbild, Roy Black wird bei so viel schwarzer Lederkluft zur Nebensache.
Wir rollen durch den Trubel der Bikerszene, unsere Sympathie haben sie; wie wir haben auch sie sich nicht von einer coronabedingt stornierten Aktion die Reiselust nehmen lassen...

7.Tag; Sa. 05.09.2020: Heimreise

Voller schöner Erinnerungen, vor allem aber auch schon mit neuen Reiseplänen für "mit und ohne Rollstuhl 2021" geht es auf entspannter Fahrt Richtung Heimat.
Übrigens, wie wär's denn dann mal mit Ungarn?

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