Reisebericht: Rundreise in den Wilden Westen der USA

05.09. – 18.09.2015, 14 Tage Los Angeles – Route 66 – Monument Valley – Grand Canyon – Las Vegas – Death Valley – Yosemite – Sacramento – San Francisco


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Denkt oder spricht man vom "Wilden Westen" der USA, dann erscheinen unweigerlich Bilder vom ewigen Vorzeige-Cowboy John Wayne oder von endlosen Prärien mit Büffelherden und martialisch bemalten Indianerkriegern vor dem inneren Auge.
Doch dies ist nicht viel mehr als die nostalgisch verklärte und filmisch aufbereitete Kompression der US-amerikanischen Vergangenheit und hat mit den heutigen Gegebenheiten nichts mehr gemein. Vorbei sind die Zeiten von Billy the Kid und Buffalo Bill oder die Jahre des Goldrauschs in Kalifornien. Weit, wild und ungezähmt, diese Attribute des Westens sind längst durch den Tech- und Internet-Boom mit dem Epizentrum Silicon Valley adäquat ersetzt worden. Seit den Zeiten der großen Siedlertreks, der Landnahme, des Eisenbahnbaus und der Indianerkriege hat sich alles radikal verändert. Heute kennzeichnet den ehemals Wilden Westen vor allem eine Vielzahl von beeindruckenden Nationalparks sowie kleine und große Urbanisationen. Diese einzigartige Mischung aus spektakulärer Natur und weltbekannten Metropolen wollten wir in den nächsten vierzehn Tagen entdecken und erkunden. So machte sich unsere Reisegruppe aus verschiedenen Teilen Deutschlands auf den Weg in den amerikanischen Westen, um auf den Spuren der ersten Siedler dem American Dream zu folgen.
Ein Reisebericht von
Ralf Mehnert
Ralf Mehnert

Samstag, 05.09.2015, Hinflug – Los Angeles

Von Frankfurt aus ging es mit einer Boeing 747 in knapp elfeinhalb Stunden über den "großen Teich" nach Los Angeles, wo wir am späten Nachmittag wohlbehalten landeten. Nach der üblichen langwierigen Einreiseprozedur begrüßte uns unsere holländisch stämmige Reiseleiterin Janny und brachte uns nach Long Beach, einem der vielen Vororte von Los Angeles, wo die Queen Mary, unser Hotelschiff, vor Anker lag. Dieses aus den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts stammende Schiff hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Einst als größtes und schnellstes Schiff der Cunard Reederei im Liniendienst zwischen Europa und Amerika im Einsatz, wurde es während der Zeit des zweiten Weltkrieges als Truppentransporter eingesetzt. Anschließend hatte man es renoviert und wieder zivilen Aufgaben zugeführt. In den sechziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts, als das Flugzeug dem Schiff auf der Transatlantikroute mit preiswerteren und schnelleren Angeboten Konkurrenz machte, wurde die Queen Mary außer Dienst genommen und in Long Beach als Hotelschiff verankert. Nun war sie für die nächsten zwei Nächte unsere Heimstatt. Da es bei unserer Ankunft schon recht spät war, bezogen wir nur noch schnell unsere Kajüten und trafen uns anschließend im Chelsea Restaurant zum Abendessen. Bei Salat, Steak und einem leckerem Schokoladenkuchen wurden die ersten Reiseanekdoten erzählt. Gut gestärkt, aber todmüde (in Deutschland war es mittlerweile sechs Uhr in der Früh), zollten wir anschließend unserem Schlafbedürfnis Tribut und begaben uns zur verdienten und notwendigen Ruhe.

Sonntag, 06.09.15, Los Angeles und Santa Monica

Einigermaßen erholt und voller Vorfreude auf die kommenden Tage nahmen wir unser Frühstück im Bordrestaurant mit Blick auf die Skyline von Long Beach ein. Der Wetterbericht signalisierte bestes Sommerwetter und so begannen wir gut gelaunt unsere Stadtrundfahrt durch Los Angeles. Von Long Beach aus ging es zuerst nach Downtown. Vorbei am Staples Center, einer riesigen Sport- und Veranstaltungshalle, fuhren wir zum Bunker Hill, mit den das Stadtbild prägenden Banken- und Versicherungstürmen und dem bekannten Westin Bonaventure Hotel. Anschließend führte uns unser Weg vorbei am Civic Center, Amerikas zweitgrößtem Regierungskomplex, zum LA Music Center mit dem benachbarten Dorothy Chandler Pavillon (einst Oscar-Verleihungsort) und der nahegelegenen Walt Disney Concert Hall des Stararchitekten Frank Gehry. Am El Pueblo de los Angeles, dem historischen Stadtkern und Gründungspunkt der Stadt im Jahre 1781, machten wir unseren zweiten Halt in der Stadt der Engel. Wir besichtigten die Franziskanerkirche Nuestra Senora La Reina de los Angeles, 1822 erbaut, die Calle Olvera, eine 1930 restaurierte Gasse im mexikanischen Stil sowie das Avila Adobe House, das 1818 errichtete älteste Haus der Stadt. Anschließend warfen wir noch einen Blick in die architektonisch interessante Union Station, den 1939 erbauten Hauptbahnhof, bevor wir unsere Tour in Richtung Hollywood fortsetzten. Janny erzählte uns ausführlich die geschichtlichen Hintergründe der Stadt, ihre Bedeutung in der damaligen und heutigen Zeit. Wir erreichten den berühmten Hollywood Boulevard am späten Vormittag und reihten uns ein in die Schlangen der Touristen aus aller Welt, die einen Blick auf die weltbekannten "Artefakte" der Traumfabrik werfen wollten. Dem Hollywood-Schriftzug in den Hills, dem Walk of Fame mit den Sternen und Namen der Stars, dem Dolby Theatre, wo die Oscar-Verleihungen jedes Jahr stattfinden sowie dem Grauman's Chinese Theatre mit den Hand- und Fußabdrücken der Stars gehörte unsere ganze Aufmerksamkeit. Das wir keine echten Stars zu Gesicht bekamen und sich der Glanz und Glamour aus den einschlägigen Hochglanzmagazinen an Ort und Stelle auch nicht annähernd wiederfand, nahmen wir gelassen zur Kenntnis. Sie sind noch nicht entdeckt worden? Was solls! Let the dream come true. Hier oder an jedem anderen Ort der Welt. Man muss nur daran glauben... Nach einer ausgedehnten Mittagspause in einem nahegelegenen Farmers Market setzten wir unsere Stadtrundfahrt über den berühmten Sunset Boulevard und vorbei am Wohnhaus von Marilyn Monroe am Doheny Drive fort. Alsbald erreichten wir das glamourösere Beverly Hills. Statt im Rolls oder Bugatti befuhren wir den exklusiven Rodeo Drive mit dem Bus, nahmen das Beverly Wilshire Hotel, den Schauplatz des Filmklassikers Pretty Woman, in Augenschein und verließen über den Wilshire Boulevard das Nobelviertel, um über Brentwood weiter zu unserem Ziel nach Santa Monica zu fahren. Wir erreichten am frühen Nachmittag diesen Stadtteil von Los Angeles, welcher direkt am Pazifik in der gleichnamigen Bucht gelegen ist. Herrlich Sandstrände, traumhaftes Wetter und ein paar kleine Wellen ließen das Schwimmerherz höher schlagen. Wer nicht ins Wasser gehen wollte, konnte an der Third Street Promenade, einer Fußgängerzone, bummeln, shoppen oder einen Kaffee trinken gehen. Oder man spazierte über die Strandpromenade zum Santa Monica Pier mit dem Pacifik Park, welcher durch sein Riesenrad schon von weitem sichtbar war. Es herrschte ein unheimliches Begängnis, denn Aufgrund des tollen Wetters und des anstehenden Feiertages war halb Los Angeles hier draußen auf den Beinen und suchte nach Abkühlung, Unterhaltung und Entspannung. Wir ließen uns in den Menschenmassen einfach treiben, sahen Gauklern, Musikern und Lebenskünstlern zu, bevor wir uns auf den Rückweg zu unserem Bus begaben, um zum Abendessen aufzubrechen. In einem örtlichen Grill & Steakhouse genossen wir ein wunderbares Stück Tilapiafisch, eine afrikanischen Buntbarschart, an Kartoffelpüree, ließen uns das anschließend servierte Mangosorbet schmecken und probierten dazu einheimische Biersorten und kalifornischen Weine. Zurück auf der Queen Mary bummelten einige noch über das Schiff und ließen den Tag mit einem Blick auf das abendliche Lichtermeer von Long Beach ausklingen.

Montag, 07.09.15, Calico Ghost Town und Laughlin

Am frühen Morgen verließen wir die 17-Millionen-Metropole Los Angeles und folgten der Interstate 15 in nordöstliche Richtung. Wir hatten Glück, denn Aufgrund des Feiertages gab es keine Rush Hour und wir kamen zügig voran. Bereits eine Stunde nach unserem Aufbruch durchquerten wir die San Bernardino Mountains und tauchten in die vor uns liegende Mojave-Wüste ein. Die Landschaft war geprägt von Buschland, Joshua Trees (die es nur in der Mojave-Wüste gibt) und flachen Hügeln. An Victorville vorbei steuerten wir auf das Örtchen Barstow zu, welches Teil der alten Route 66 war und in unmittelbarer Nähe unseres ersten Etappenzieles lag. Wir machten eine kurze Rast und fuhren anschließend weiter zur „Ghost Town" nach Calico, nur knapp 30 Minuten von Barstow entfernt. Die Sonne hatte beinahe ihren höchsten Stand erreicht, als wir in die Main Street, die Hauptstraße des kleinen Städtchens einbogen. Eine Szene wie aus einem Westernfilm. Gary Cooper und alle anderen Revolverhelden ließen grüßen. Das 1881 gegründete und 1951 von Walter Knott restaurierte Städtchen verdankt seine Existenz dem Silber und Salpeter, was in dieser Gegend abgebaut wurde. Eine der alten Silberminen (die "Maggie Mine") kann man gegen Gebühr heute noch besuchen. Wir schwärmten aus und begaben uns auf Erkundungstour durch die Stadt. Vom Lookout oberhalb "Maggies Mine" hatte man einen tollen Blick über Calico. Man konnte auch Gold waschen, mit der Calico-Odessa Railroad fahren oder eine Erfrischung im "Top of the Hill"-Café genießen. Anderthalb Stunden später setzten wir unsere Fahrt in Richtung Laughlin über die Interstate 40 fort. Vorher bogen wir auf ein kurzes Teilstück der alten Route 66 ab, um ein schönes Foto des hier auf die Straße gemalten Signets zu machen. So beugte man in der Vergangenheit dem Schilderdiebstahl vor. Weiter ging unsere Reise. Unterwegs konnten wir einige Windhosen, sogenannte Twister, beobachten. Sie waren relativ klein und richteten deshalb glücklicherweise auch keinen Schaden an. Wir erreichten die Spielerstadt Laughlin, am Colorado-River in Nevada gelegen, am frühen Nachmittag. Beim Aussteigen aus dem Bus schlugen uns unglaubliche 40 Grad Hitze entgegen, so dass wir vorerst froh waren, das vollklimatisiertes Aquarius Casino-Hotel betreten zu können. Wer die Hitze vertrug, konnte nach dem Zimmerbezug am Colorado-River entlang spazieren, im benachbarten Riverside-Hotel eine schöne Oldtimer-Ausstellung besuchen oder im gegenüberliegenden Outlet-Center einkaufen. Oder man nutzte den hoteleigenen Swimming Pool und genoss das kühle Nass. Laughlin selbst ist sehr übersichtlich und besteht zum großen Teil aus ein paar wenigen Casino-Hotels. Viele der knapp 9000 Einwohner kümmern sich um die etwa fünf Millionen Spielsüchtigen, die hier Jahr für Jahr außerhalb Las Vegas ihr Glück versuchen. Unterstützt werden sie dabei von den Bewohnern der gegenüberliegenden, zu Arizona gehörenden Kleinstadt Bullhead. Nach einem ausgedehnten Abendessen vom Buffet im Hotelrestaurant verschafften wir uns einen ersten Eindruck von der Atmosphäre in einem Casino. Überall blinkte, surrte und rasselte es und wir versuchten mit großem Interesse, hinter die Regeln der einzelnen Spielarten zu kommen. Roulette, Black Jack und die Herausforderungen der Würfel verstanden wir alsbald, die vielen einarmigen Banditen blieben uns aber größtenteils ein Rätsel. Ein nicht enden wollender Zustrom alter und neuer Spieler sorgte für den fortwährenden Betrieb der Automaten und Tische. Totaler Wahnsinn. Und das war ja erst der Vorgeschmack auf Las Vegas. Obwohl oder gerade weil wir nicht spielten, hatten wir ein wenig Spaß am Zuschauen.

Dienstag, 08.09.15, Laughlin – Grand Canyon

In unseren Reihen gab es am heutigen Tag ein Geburtstagskind. Nach der Gratulation und einem kleinen Ständchen verließen wir vorerst den Staat Nevada und überquerten die Brücke über den Colorado nach Arizona. Eine halbe Stunde später passierten wir die Cedar Mountains. Janny erklärte uns unterdessen die Zuwanderungsbestimmungen und Probleme sowie die Regeln und Voraussetzungen beim Führerscheinerwerb und im amerikanischen Straßenverkehr. Etwas später bogen wir auf die historische Route 66 ab und erreichten nach kurzer Zeit das kleine Örtchen Seligman. Außer von Touristen und Biker-Veteranen wird der Ort "irgendwo im nirgendwo" von kaum einem anderen Menschen frequentiert. Die hierher kommen, sind auf der Suche nach dem einzig wahren Route 66-Feeling, fühlen sich Hopper und Fonda in Easy Rider verbunden und müssen doch erkennen, dass man die Zeit mit noch soviel Farbe und unechter Folklore nicht zurückdrehen kann. Wir machten trotzdem ein paar Fotos (weil es so schön kitschig ist und wir im Herzen doch alle Lonesome Cowboys sind) und sattelten danach wieder unsere Harleys, ääh, bestiegen unseren Bus. Gegen Mittag erreichten wir den Flugplatz der Grand Canyon Airline, wo achtzig Prozent unserer Gruppe in zwei Kleinflugzeuge umstiegen, um den Grand Canyon aus der Luft bewundern zu können. Fantastische Bilder im Kopf und in den Kameras sollten das Ergebnis sein. Eine Erfahrung, die noch lange nachwirken sollte. Mit dem Rest der Gruppe machte ich mich von der Bright Angel Lodge auf, den West Rim bei einer Wanderung zu erkunden. Uns boten sich tolle Ausblicke, allerdings meinte es die Sonne wieder zu gut mit uns, denn die Hitze hinderte uns am allzu entspannten Genießen der kleinen Tour. Wieder vereint mit unseren "Fliegern", fuhren wir zum Mathers Point, um von hier aus gemeinsam zur Bright Angel Lodge zu spazieren. Am Beginn des 4,3 Kilometer langen Trails, der durchgehend sehr gut ausgebaut und deshalb für alle problemlos zu laufen war, konnten wir eine Herde Wapitihirsche aus nächster Nähe beobachten. Ein tolles Erlebnis. Vom Rim-Trail aus bot sich uns dann eine grandiose Sicht auf den Grand Canyon. Erst wenn man an seiner Kante steht und der Blick über diese gewaltige Schlucht streift, kann man die Schöpferkraft von Mutter Natur erahnen. In Jahrmillionen durch tektonische Vorgänge und der Kraft des Colorado River erschaffen, ist er heute ein Monument von Hunderten Kilometern Länge und zieht dabei jährlich Millionen Besucher aus aller Welt an. Majestätische Felswände, orange-ockerfarben leuchtend und gigantische Steinplateaus fesseln an nahezu allen Stellen das Auge des Betrachters. Nach jeder Biegung, jedem neuen Felsvorsprung ergibt sich eine andere spektakuläre Perspektive. Man will alles in dem einen, umfassenden Bild festhalten und wird doch wie alle Fotografen zuvor grandios bei diesem Versuch scheitern. Voller atemberaubender Eindrücke beendeten wir an der Lodge unsere Wanderung und fuhren ins Canyon Plaza Resort, unserem Hotel in der Nähe des Nationalparks. Nach 15.000 lohnenswerten Schritten hatten wir uns das Abendessen redlich verdient. Wer danach noch nicht zu müde war, folgte mir ins benachbarte IMAX Kino, um einen beeindruckenden Film über den Grand Canyon, aus unterschiedlichen Perspektiven gefilmt, zu sehen.

Mittwoch, 09.09.15, Grand Canyon – Monument Valley – Moab

Gut geschlafen und kräftig gefrühstückt nahmen wir Abschied vom Canyon. Dies taten wir am Desert View, einem Aussichtspunkt mit einem indianischen Watchtower, den Mary Colter erschaffenen hatte und der für die Hopi-Indianer besondere Bedeutung besaß. Wandmalereien und indianische Gegenstände konnten wir im Inneren besichtigen. Nach einem letzten Blick auf den Grand Canyon verließen wir den Nationalpark und fuhren durch die Painted Desert, die farbige Wüste. Rings um uns war Indianerland. Bis zur Ankunft im Monument Valley erhielten wir weitere Informationen zu den Indianern im Allgemeinen und zu den hier lebenden Navajos im Speziellen. Wir kamen an so genannte Hogans, den Rundhütten der Navajos vorbei und sahen auch die ärmlichen Siedlungen rundherum. Die Teilhabe am Reichtum des Landes ist ganz klar zu Lasten der Ureinwohner ausgefallen. Als wir die Grenze zu Utah überschritten, stellten wir die Uhr um eine Stunde vor, denn hier galt die Mountain Standard Time. Wir fuhren über das Moenkopi Plateau, wo Hopi und Navajo-Indianer getrennt nach Stammeszugehörigkeit jeweils auf der einen oder anderen Seite der Straße wohnen. Das Land ist einsam und karg, wird aber durch Tafelberge und schroffe Felsplateaus geprägt. Ein bisschen Wildwest-Feeling umgab uns. Dieses sollte mit der Ankunft am Monument Valley Visitor Center um den Faktor zehn gesteigert werden. Was sich da vor unseren staunenden Augen auftat, war die Wildwest-Traumkulisse schlechthin. Hier hatte der Marlboro-Cowboy versucht, uns den Geschmack von Abenteuer und Freiheit zu verkaufen, hier hatte John Ford den unbeugsamen rechtschaffenen Sheriff gegen seine Widersacher ins Feld geführt und die Transformers für den Erhalt der Erde gekämpft. Hunderten Filmprojekten diente diese einzigartige Kulisse als Hintergrund. Die durch vulkanische Aktivitäten und selektive Erosion entstandenen Felsformationen schlugen jeden Betrachter in ihren Bann. In zwei von Navajo-Indianern gesteuerten Jeeps begaben wir uns auf eine Rundfahrt durch die teils skurrilen und einzigartigen Gesteinsformationen. Wir fuhren an der Sentinel Mesa entlang, bestaunten den Merricks,- Elephant- und Camel Butte und machten den "Drei Schwestern" unsere Aufwartung. Am John-Ford-Point schossen wir das obligate "Reiter-hoch-zu-Ross-vor-Traumkulisse" Bild, bevor wir uns bei einem Navajo-Imbiss mit gefüllten Tacos stärkten. Die Sonne ließ dabei das Tal in seiner typischen rostroten Färbung, hervorgerufen durch das im Sandstein enthaltene Eisenoxid, leuchten. Wir genossen nochmal diesen Anblick, bevor unsere Tour zu Ende ging und wir das Monument Valley wieder verlassen mussten. Wir hatten noch einen weiten Weg bis nach Moab, unserem heutigen Ziel in den Bergen von Utah. Gut zweieinhalb Stunden später erreichten wir unseren Übernachtungsort, bezogen schnell unsere Zimmer im Aarchway Inn, machten uns kurz frisch und fuhren dann zur Moab-Brewery, wo wir unser Abendessen einnahmen. Die Brewery punktete mit deftigem Essen und selbstgebrautem Bier. Da auch die Einheimischen die Gaststätte ordentlich frequentierten, ging es recht laut und rustikal zu, was aber der guten Stimmung keinen Abbruch tat. Zurück im Hotel lud der Swimming Pool noch zu einem entspannenden Bad ein, was aber am heutigen Abend keiner mehr in Anspruch nahm.

Donnerstag, 10.09.15, Arches Nationalpark & Canyonland Nationalpark

Ein weiterer sonniger und schöner Tag kündigte sich an, als wir ausgeruht am frühen Morgen vor unser Hotel traten. Nach einem für amerikanische Verhältnisse typischen Frühstück mit Einweggeschirr starteten wir zu einer weiteren Erkundungstour durch die Nationalparks von Utah. Auf dem Programm standen Arches und Canyonland, beide in unmittelbarer Nähe zu Moab. Nach einem kurzen Stopp im örtlichen Supermarkt zum Kauf einer kleinen, für später bestimmten Mittagsmahlzeit nahmen wir zuerst Kurs auf den Arches Nationalpark. Wir ließen die 5000 Seelengemeinde Moab hinter uns und erreichten nach kurzer Fahrt einen der schönsten und aufgrund seiner mehr als 2000 Felsbögen weltweit einzigartigen Parks. Das auf dem Colorado-Plateau gelegene, 1929 gegründete und etwa 300 Quadratkilometer große Gebiet verändert durch Erosion und Verwitterung immer noch sein Antlitz. Bei unserer Einfahrt passierten wir die Three Gossips, die drei Klatschtanten sowie den Turm zu Babel und den Balanced Rock, ein 17 Meter hoher Steinbrocken, der auf einer Felsnadel "balanciert". Erstes Ziel unserer Besichtigung war aber der beeindruckende Double Arch, ein Doppelbogen mit einer Höhe von 33 Metern und einer Spannweite von 49 Metern. Steht man an seinem Fuße und blickt zu dem gewaltigen Bogen nach oben, macht sich unwillkürlich Ehrfurcht breit. Ein kurzer Spaziergang führte uns in die gegenüberliegende Windows-Formation, ein Dreier-Gespann aus zwei nebeneinanderliegenden Fenstern und dem flankierenden Turret-Arch. Von hier aus hatte man einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden rötlich-leuchtenden Sandsteinformationen und die in der Ferne aufragenden dreieinhalbtausend Meter hohen La Sal Berge. Je nach Gusto umrundete man die Fensterformation auf einem kleinen Wanderpfad oder erkletterte sie und genoss die Aussicht von den Windows auf die zu Füßen liegende Landschaft. Zum Abschluss unserer Tour fuhren wir zum berühmten Delicate Arch, einem alleinstehenden, zwanzig Meter hohen Bogen, welcher das Wahrzeichen Utahs und dadurch auf vielen Autokennzeichen zu sehen ist. Leider konnten wir diesen berühmten Bogen nur aus der Ferne betrachten, denn die Zeit reichte nicht, um uns auf die knapp einstündige Wanderung dahin zu begeben. Gegen Mittag verließen wir dann den Arches Nationalpark, um zum etwa fünfundvierzig Minuten entfernten Canyonland Nationalpark zu fahren. Die Wasserkraft des Colorado- und Green-River hat hier tiefe Schluchten in das weiche Gestein geschnitten und daraus eine Landschaft geformt, die sich auf knapp 1300 Quadratkilometern in bizarren Formationen präsentiert. In Teilen des Parks lebten früher Pueblo-Indianer, deren Relikte noch an einigen wenigen Stellen des Parks zu finden sind. Am Dead Horse Point, einer Stelle mit fantastischem Blick auf den Colorado und die umliegende Höhenzüge, machten wir unsere Mittagspause und stärkten uns von den mitgebrachten Speisen und Getränken. Bei einem anschließenden Rundgang ließen wir den Blick lange über die großartige Landschaft schweifen, bevor wir die Rückfahrt nach Moab antraten. Bis zum Abendessen hatten wir noch ein wenig Zeit, so dass man von unserem Hotel aus einen kleinen Bummel nach Moab oder zum Colorado-River machen konnte. Oder man badete ein wenig und entspannte im Pool, was bei 35 Grad Wärme auch keine schlechte Alternative war. Das Abendessen fand im Moab Grill & Diner statt, wo wir ein schmackhaftes Sirloin-Steak zu uns nahmen. Kurzweilig unterhalten wurden wir dabei mit Country & Westernmusik, dargeboten von "The Lost Buffalo", einem ortsansässigem Countrysänger, der für uns viele bekannte Lieder spielte. Zum Ausklang dieses schönen Tages setzten wir uns alle noch in lockerer Runde bei einem kalten Bier am Pool zusammen und sprachen über vergangene und zukünftige Erlebnisse.

Freitag, 11.09.15, Moab – Bryce Canyon

Bei strahlendem Sonnenschein verließen wir Moab in den Bergen von Utah und fuhren über die 191 und die Interstate 70 nach Greenriver, wo wir einen kurzen Stopp einlegten. Ziel des heutigen Tages war der wunderschöne Bryce Canyon, am Rande des Paunsaugunt Plateaus in 2500 Metern Höhe gelegen. Nach der Hitze der vergangenen Tage standen deshalb heute erfreulicherweise gemäßigtere Temperaturen an. Hinter Green River verließen wir die Interstate 70 und fuhren auf der Staatsstraße 24 in Richtung Capitol Reef Nationalpark. Wir durchquerten dabei die San Rafael Desert, eine wüstenartige Landschaft, gekennzeichnet durch einzelne Tafelberge, sogenannte Mesas und die Fahrstraße säumende, bis zu dreißig Meter hohe Felsformationen. Salbei und kleine Büsche und Bäume waren die farblichen Akzente in der größtenteils ockerfarbenen Landschaft. Janny gab uns auf dieser Strecke interessante Einblicke in das amerikanische Arbeitsleben, die Arbeitsbedingungen und Einkommensmöglichkeiten. Man kann es immer noch vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen, allerdings unter harten Bedingungen und ohne Netz und doppelten Boden. Bei Torrey bogen wir von der Staatsstraße 24 auf die 12 ab und fuhren jetzt ein Stück auf der sogenannten Scenic-Road, einer landschaftlich besonders schönen Strecke. Die Vegetation änderte sich zusehends, links und rechts tauchten jetzt Ponderosa-Kiefern und vereinzelte Birken auf. Vor uns öffnete sich der Horizont und gab den Blick auf ein unendlich weites Land frei, eine Open Range, ungezäunt und ungezähmt. Born to be wild von Steppenwolf war die passende musikalische Untermalung. Oder auch Ghostrider in the Sky. Gestern vorausschauend von unserem abendlichen Musikanten in Moab gespielt. Zeit, sich gedanklich in der Ferne zu verlieren... Wir passierten den Devils Backbone, das Rückgrat des Teufels, eine tiefe Schlucht, die sich malerisch durch das Gelände zog. Um die Mittagszeit erreichten wir die kleine Siedlung Escalante, wo wir einen kurzen Toilettenstopp einlegten, bevor wir die letzten Meilen bis Bryce in Angriff nahmen. Am frühen Nachmittag erreichten wir dann Ruby's Inn am Rande des Bryce Canyon. Wir verweilten hier nur kurz, denn wir wollten ja endlich den farbenfrohen Canyon mit eigenen Augen sehen. Deshalb fuhren wir zuerst zum 2529 Meter hoch gelegenen Bryce Point, welcher eine atemberaubende Aussicht auf den gesamten Bryce Canyon bot. Und was für ein Blick sich uns offenbarte! Wir waren tief beeindruckt von der unter uns liegenden, in den Farben orange und beige leuchtenden Landschaft. Skurrile Felsnadeln stachen überall aus dem Canyon heraus und gaben der Umgebung ein unwirkliches, wie von Menschenhand nachbearbeitetes Antlitz. Mit etwas Fantasie sah man eine Kathedrale aus rötlichem Fels vor sich, die statt in den Himmel in die Tiefe gewachsen ist. Nach diesem Rundum-Blick wollten wir die Hoodoos genannten Felspyramiden bei einer kleinen Wanderung näher in Augenschein nehmen. Entweder man lief ganz gemütlich vom Inspiration Point den Rim-Trail entlang zum Sunset Point oder man nahm den längeren Weg durch den Canyon vom Sunset zum Sunrise Point. Für welchen Weg man sich auch entschied, man wurde mit spektakulären Ausblicken belohnt. Mit diesen schönen Bildern verließen wir den Nationalpark und bezogen unsere Zimmer im Best Western Ruby's Inn. Bis zu unserem Abendessen hatten wir noch etwas Zeit. Wer wollte, konnte im General Store noch das eine oder andere Andenken kaufen oder einfach am hoteleigenen Swimming Pool entspannen. Um 19.00 Uhr begaben wir uns ins gegenüberliegende "Ebenezers" Barn & Grill, einer großen Show-Scheune, wo wir bei Country- und Western-Livemusik und allerlei Cowboytricks bestens unterhalten wurden. Ein deftiges Western-BBQ-Essen rundete den Abend ab. Den einen oder anderen Country Song noch im Hinterkopf schliefen wir auch an diesem Abend wieder zufrieden ein.

Samstag, 12.09.15, Bryce – Zion Nationalpark – Las Vegas

Nach einer etwas längeren Nachtruhe und einem ausgiebigen Frühstück begannen wir unsere Rückfahrt vom Mormonenstaat Utah in den Spielerstaat Nevada. Wir passierten zuerst den Red Canyon, wo wir die "Salz- und Pfefferstreuer" fotografierten, zwei allein stehende Felsnadeln, bevor wir den Dixie National Forrest durchquerten, um über die Interstate 89 zum ersten Stopp nach Carmel Junction zu fahren. Unterwegs sahen wir neben kleinen Rinderherden (vor allem Black Angus) auch die hier vereinzelt lebenden Antilopen. Janny erzählte währenddessen von der Siedlungsgeschichte und der Tierhaltung im Westen, untermalt durch Cowgirl-Geschichten aus ihrem eigenen Leben. Nach Carmel Junction bogen wir auf die Staatsstraße 9 ab und erreichten nach wenigen Meilen den Zion Nationalpark. Er wurde 1919 gegründet, ist 579 Quadratkilometer groß und sein Name leitet sich aus dem Hebräischen ab. Er bedeutet soviel wie "Zufluchtsort" und wurde erstmals von Mormonischen Siedler benutzt. Die Kraft des Virgin River hat den hier vorkommenden Sandstein in eine schluchtenreiche Landschaft verwandelt, ohne einen Vergleich mit dem Grand- oder Bryce Canyon eingehen zu können. Der Zion Nationalpark war auf andere Weise faszinierend, eher ein schönes Klettergebiet, aber ohne dieses überwältigende Gefühl der Größe und Einzigartigkeit hervorzurufen. Wir stoppten kurz nach Einfahrt in den Park an der Checkerboard Mesa, einem Tafelberg mit dem Aussehen eines "Schachbrettes". Nach der Durchfahrung zweier Tunnel und einem Fotostopp inmitten des Parks erreichten wir die wunderschön gelegene Zion-Lodge, wo wir unsere Mittagspause einlegten. Wer Lust hatte, konnte einen Rundwanderweg entlang spazieren und die schöne Landschaft genießen. Anderthalb Stunden später setzten wir unseren Weg nach Las Vegas fort. Über die Interstate 15 verließen wir den Bundesstaat Utah und gelangten durch Arizona nach Nevada. Wir stellten den "alten" Zeitunterschied von neun Stunden zu Deutschland wieder her und strebten durch die Virgin River Gorge und die Mojave Wüste weiter dem berühmten Spielerparadies entgegen. Es waren reichlich zwei Stunden seit unserem Aufbruch aus dem Zion Nationalpark vergangen, als wir in der Ferne die Stadt der großen Träume, der übergroßen Lichter und des aberwitzig großen Entertainments auftauchen sahen. Viva Las Vegas - here we are! Bei Tageslicht betrachtet, war sie nur ein Ausdruck von steingewordener Gigantomanie mitten in der Wüste. Erst am Abend, wenn sich Millionen Lichter schützend über die Fassaden der Hotel- und Casinoburgen legen und die orgiastisch betriebene Bauwut mit einem milden Schein bedecken, erwacht das Las Vegas der Film- und Fernsehbilder und der Hochglanzmagazine. Unerwarteter Reichtum oder zerstörte Hoffnungen - nirgendwo sonst kann man innerhalb kürzester Zeit von der einen in die andere Situation gelangen. Für die nächste Nacht war das Hotel Luxor, die einzige Hotelpyramide Nordamerikas, unser Domizil. Wie alles am Las Vegas Boulevard war auch dieses Haus gigantisch. 4476 Zimmer warteten auf echte und falsche Glücksritter, Vergnügungssuchende oder durchreisende Touristen wie uns. Oder auch auf sogenannte High-Roller, Profispieler, denen ein besonderer Status und exklusive Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. In der Hoffnung, das diese Spieler Hunderttausende Dollar im Casino lassen. Nur gewinnen sollten sie besser nicht... Nach einer ersten Orientierungstour in und um das Hotel trafen wir uns alle um 17:00 Uhr zum Abendessen. Uns erwartete ein riesiges Buffet mit verschiedenen länderspezifischen Spezialitäten, inklusive Vor- und Nachspeisen derart vielfältig, dass man nicht von allem kosten konnte. Leider, wie wir Gourmets sagen. Nachdem wir uns kulinarisch auf das Nachtleben von Vegas vorbereitet hatten, starteten wir mit unserer "Las Vegas by Night-Tour". Den Strip entlang fuhren wir bis zum Hotel Bellagio, passierten dabei die riesigen Casino-Hotels links und rechts der Straße (New York-New York, MGM Grand, Excalibur und viele andere mehr) und bewunderten die Millionen bunter Lichter, Reklametafeln und illuminierten Attraktionen. Wer hier nicht differenzieren kann, wird entweder in einen euphorischen Taumel geraten oder sich so weit wie möglich davonstehlen wollen. Love it or leave it. Wir schauten uns als erstes das bunte und irrwitzige Treiben auf dem Las Vegas Boulevard an, Spiel- und Schauplatz aller Selbstdarsteller, Egomanen und Möchtegern-Celebrity's. Vor dem Hotel Bellagio, dem Drehort vom Blockbuster "Ocean's Eleven", fesselte uns die Wasserfontänen-Show, bevor wir an der Miniaturausgabe des Arc de Triumph und des Eiffelturmes vorbei wieder zu unserem Bus gingen. Nächster Stopp war am Venetien, dem monumentalen Suiten-Hotel gegenüber dem Mirage und dem Cesars Palace. Gondolieri beförderten auf dem nachgebauten Canale Grande Liebende und Verliebte, die Rialtobrücke spannte sich in der Nähe des eigens erschaffenen Markusplatzes über die Wüste von Nevada und die Innendekoration ließ die italienische Renaissance-Malerei auferstehen. Und über allem lag das klingeln, klimpern, rattern und dröhnen der allgegenwärtigen Spielautomaten in der Luft. Wenn man kurz innehielt, konnte man das infernalische Durcheinander der Töne fast mit den Händen greifen. Ein Ort, um bei einer entsprechenden Überdosis Lärm mal schnell den Verstand zu verlieren. Aber die Gefahr bestand für uns nicht, da wir ja nur eine Nacht in der Stadt waren. Weiter ging unsere Tour in den "alten" Teil von Las Vegas. Über die "Chapel Row", die Straße der kleinen Hochzeitskirchen, wo man sich für kleines Geld und in kurzer Zeit vermählen kann, quasi "Wedding to go", fuhren wir zur Fremont Street. Hier kann man stündlich die sogenannte Fremont Street Experience, eine musikalisch toll unterlegte Videoshow hoch über den Köpfen der Zuschauer, erleben. Nach diesem großartigen visuellen Abschluss unserer Lichterfahrt fuhren wir zum Hotel Luxor zurück, um noch ein wenig das Glück am Spieltisch oder Automaten zu suchen. Leider blieb uns der ganz große Wurf respektive Gewinn versagt, und so konnten wir ohne Furcht vor Reichtum ruhig schlafen gehen. Aber Spaß hat es trotzdem gemacht, und darauf kam es ja in einer Stadt wie Las Vegas schlussendlich auch an.

Sonntag, 13.09.15, Las Vegas – Death Valley

Nach einer recht kurzen Nacht verließen wir die Stadt der Spieler am frühen Morgen auch schon wieder. Nach der Stärkung am sehr reichhaltigen und schmackhaften Frühstücksbuffet zog es uns zu neuen Abenteuern in südwestlicher Richtung aus der Stadt. Ziel des heutigen Tages war Bakersfield in Kalifornien, mit dem Bus einen Tagesritt von Las Vegas entfernt. Da aber bekanntlich der Weg das Ziel ist, nahmen wir nicht den schnellsten Weg über die Interstate 15, sondern fuhren geradewegs durch das Death Valley und die Panamint Range nach Bakersfield. Wir waren unterwegs zum „Hottest Point on Earth", wo im Jahre 1913 unglaubliche 57 Grad Celsius gemessen wurden. Dass das kein Kindergeburtstag ist, wurde uns schon bei unserem ersten Stopp in dem kleinen Örtchen Pahrump klar, als wir unsere Vorräte im Supermarkt aufstockten. Hier empfing uns trotz der frühen Stunde schon eine Gluthitze, die sich bis zum Mittag aber noch deutlich steigern sollte. Wie schon tags zuvor durchquerten wir wieder trockenes und unwirtliches Land, welches aber auf das Auge des Betrachters eine nicht für möglich gehaltene Faszination ausübte.
Um die Mittagszeit kamen wir im Badwater Basin an, wo sich mit 85,5 Metern unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt der USA befindet. Hier machten wir einen kurzen Stopp und konnten bei gefühlten 42 Grad Celsius auf die salzverkrustete Fläche hinauslaufen. Um uns herum war - nichts. Ein totes Tal, namensgebend und zutreffend. Wenn auch in einer etwas abgewandelten Bedeutung. Woran sich das Auge festhalten konnte, waren die gegenüberliegenden Panamint Range mit dem 3366 Meter hohen Telescope Peak oder die paar wenigen Besucher, die sich in die tödliche Umgebung hinauswagten. Froh, nicht auf einem Maulesel unterwegs zu sein, steuerten wir das nur wenige Meilen entfernte Furnace Creek Visitor Centre an, wo wir unsere Mittagspause machten und in der angrenzenden Ausstellung Informationen zur Flora und Fauna im Death Valley erhielten. An dieser Stelle mussten wir unsere Schätzungen über die Temperaturen nochmal ein klein wenig nach oben korrigieren, denn das hier befindliche Thermometer zeigte unglaubliche 113 Fahrenheit an, was 45 Grad Celsius bedeutete. Es war für uns Mitteleuropäer ungewohnt heiß und ohne Gefährdung für die Gesundheit konnte man es nicht längere Zeit im Freien aushalten. Weiter ging unsere Fahrt über den 1500 Meter hohen Towne Pass über die Panamint Range ins gleichnamige Tal. Wir hielten uns von da an südlich und fuhren über die Staatsstraße 78 durch Trona, einem einsamen, fast menschenleeren Örtchen am Rande der Wüste, wo früher vor allem Borax abgebaut wurde. Eine Stunde später streiften wir die Edwards Air Force Base bei Mojave, wo wir zur Schlussetappe ansetzten und auf der Interstate 58 Bakersfield entgegenstrebten. Am frühen Abend erreichten wir nach beinahe 600 Kilometern unser Hotel in Bakersfield, wo einige von uns nach dem Zimmerbezug noch kurz den Pool nutzten, bevor wir bei einem stärkenden Abendessen den Tag ausklingen ließen.

Montag, 14.09.15, Bakersfield – Yosemity–NP

Heute stand ein Besuch des Yosemite-Nationalparks auf dem Programm, welcher zu den beliebtesten Parks in den Vereinigten Staaten zählt. Wir verließen Bakersfield bei strahlendem Sonnenschein in nördlicher Richtung auf der Interstate 99. Auf unserer Fahrt entlang der Ausläufer der Sierra Nevada passierten wir große Obstanbaugebiete, Janny erzählte derweil über das Amerikanische Sozialsystem und den kalifornischen Goldrausch im 19. Jahrhundert, bevor wir gegen 10.00 Uhr Fresno, die fünftgrößte Stadt Kaliforniens, durchquerten und über die Staatsstraße 41 Oakhurst erreichten. Hier kauften wir für unser geplantes Picknick im Nationalpark ein, währenddessen sich das Wetter zu ändern begann. Die ersten Regentropfen nach zehn Tagen ununterbrochenem Sonnenschein gingen auf uns hernieder. Wir schwankten noch zwischen Erleichterung und Stirn-in-Falten ziehen, denn wir wollten ja heute im Nationalpark spazieren gehen und ein Picknick machen, wobei der Regen eher hinderlich wäre. Es war mittlerweile ziemlich trüb und wolkenverhangen, was nicht unbedingt dienlich für unser Vorhaben war. Aber das Wetter konnte sich glücklicherweise auch schnell ändern... Um die Mittagszeit erreichten wir über den Eingang "Mariposa" den Yosemity Nationalpark. Dieser knapp 3000 Quadratkilometer große, 1984 zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärte Nationalpark wird heute jährlich von vier Millionen Gästen besucht. Er ist vor allem für seine Granitfelsen, seine Mammutbäume und sein artenreiches Ökosystem bekannt. Nachdem wir in den letzten Tagen wenig Grün zu Gesicht bekommen hatten, sahen wir uns jetzt an den links und rechts der Straße wachsenden Ponderosa-Kiefern und jungen Sequoias Gigantum satt. Wir erreichten einen Aussichtspunkt oberhalb des Yosemite Valley's, wo wir einen fantastischen Blick auf den, leider momentan trockenen, Brautschleierwasserfall (189 Meter hoch) sowie den berühmten El Capitan und den Half Dome hatten. Der Regen war uns glücklicherweise nicht bis hierher gefolgt, so das wir den Ausblick genießen konnten. Anschließend fuhren wir hinab ins Valley und machten uns mit unseren Picknick-Zutaten auf den Weg zu einem kleinen Rastplatz. Hier deckten wir drei Tische mit unseren mitgebrachten Speisen und Getränken ein, inklusive Tischdeko und schönen Sonnenblumen, und ließen uns Wurst-und Käsesandwiches, Obst, kleine Kekse und einen guten Schluck kalifornischen Weines schmecken. Und das in einer schönen Umgebung an einem kleinen Flüsschen, eingerahmt von den steilaufragenden Granitwänden der Sierra Nevada. Und wieder einmal wurde uns bewusst, dass es nicht viel braucht, um sich wohl zu fühlen. Viel mehr als nette Menschen, gute Gespräche, Essen und Trinken sowie eine intakte Natur waren nicht von Nöten. Anderthalb Stunden später begaben wir uns gestärkt zurück zu unserem Bus und fuhren an den 739 Meter hohen Yosemite Falls, die zu dieser Jahreszeit kein Wasser führten, zur Tuolumne Grove. Über die Historic Big Oak Flat Road gelangten wir zu den beeindruckenden, riesigen Mammutbäumen, deren ältesten Exemplare schon seit dreitausend Jahren in den Himmel wachsen. Ein beliebtes Fotomotiv war natürlich der Dead Giant Tunnel Tree, ein abgestorbener Riesen-Sequoia, den man "durchtunnelt" hatte. Nach dieser interessanten Wanderung verließen wir den Park über den Ausgang "El Portal" und erreichten nach gut fünfzigminütiger Fahrt unsere Unterkunft Cedar Lodge. Da die Temperaturen sehr angenehm waren und das Wetter-Radar keinen weiteren Regen voraussah, setzten wir uns alle am Abend noch an den Swimming Pool der Mountain Lodge und ließen uns die Reste vom Picknick schmecken. Wir hatten viel Spaß und es wurde noch ein lustiger Abend in geselliger Runde.

Dienstag, 15.09.2015, Yosemite – Sacramento – Napa

Nach einer ausgedehnten Nachtruhe und einem sehr guten Frühstück verließen wir die Gegend um den Yosemite Nationalpark in westlicher Richtung. Heutiges Tagesziel war die Weingegend des Napa-Valley's mit einem Zwischenstopp in der kalifornischen Hauptstadt Sacramento. Entlang des Merced River gelangten wir wieder in niedrigere Gefilde, die Berge wichen kleinen Hügelketten und ausgedehnten landwirtschaftlichen Nutzflächen. Orangenplantagen und Viehbetriebe säumten die Straße. Aufgrund seines Klimas und der Lage ist die Landwirtschaft immer noch der viertwichtigste Wirtschaftszweig in Kalifornien. Bevor wir wieder auf den Highway 99 zurückkehrten, um weiter in nördliche Richtung nach Sacramento zu fahren, stoppten wir in dem kleinen Örtchen Merced für eine Frühstückspause. Janny erzählte sehr anschaulich über den American Way of Life, über Vorstellungen, Eigenheiten und das Wertesystem der Amerikaner.
Nach kurzweiliger Fahrt erreichten wir zur Mittagsstunde das 1854 zur kalifornischen Hauptstadt erklärte ehemalige Goldgräberstädtchen Sacramento. Waren es anfangs die Glücksritter, die zum Wachstum und Wohlstand der Stadt beitrugen, sind es heute die Beamten und Verwaltungsangestellten, die den Puls der Stadt beeinflussen. Wir hielten am 1869 fertiggestellten Capitol, welches wir bei einem Rundgang im Inneren besichtigten. Rein äußerlich an das weltbekannte Vorbild in Washington angelehnt, beherbergt es den Sitz des Gouverneurs sowie die Legislative des Staates Kalifornien. Bevor man hinein konnte, musste man sich natürlich den nach dem 11. September üblich gewordenen Sicherheitsvorkehrungen stellen und durch einen Scanner gehen. Im Inneren konnte man dann in damalige und heutige Räumlichkeiten oder den Sitzungssaal der Senatskammer (Senat Chamber) blicken. Im Anschluss daran wandten wir uns der Geschichte Sacramento's zu. Das liebevoll nachgebaute und restaurierte "Old Town" am Sacramento River lässt den Besucher zu den Anfängen der Stadt Mitte des 19. Jahrhunderts zurückkehren. Auch Relikte aus der Entstehungszeit der transkontinentalen Eisenbahn lassen das interessierte Besucherherz höher schlagen. Man bummelte durch die pittoresken Gässchen oder ließ sich eine kleine Mittagsmahlzeit schmecken. Im Anschluss setzten wir unser Programm mit der Fahrt nach Napa in das gleichnamige Weinbaugebiet fort. Kalifornische Weine gelten mittlerweile seit vielen Jahren zu den Besten der Welt und werden regelmäßig prämiert. Nach gut anderthalbstündiger Fahrt erreichten wir die Cosentino Winery, ein kleines Weingut, welches vor allem Chardonnay, Merlot und Cabernet Sauvignon auf gut zwei Hektar Anbaufläche produziert. Bei einer kleinen Führung durch Marc, einem Sommelier des Weingutes, erfuhren wir mehr zum Weinbau im Napa Valley. Die anschließende Verkostung beinhaltete unter anderem einen 2012 Cabernet Sauvignon, einen 2013 Zinfandel sowie zwei weitere gute Weine des Hauses. Es war für alle eine interessante Erfahrung und gleichzeitig gelungener Abschluss unseres heutigen Besichtigungsprogramms. Wir fuhren nun noch zu unserer Unterkunft im American Canyon, wo wir die letzten beiden Nächte unserer großen Tour durch den Westen verbrachten. Ein leckeres Abendessen rundete den insgesamt sehr abwechslungsreichen Tag ab.

Mittwoch, 16.09.2015, San Francisco

Unsere Reise durch den Wilden Westen neigte sich nun langsam dem Ende entgegen. Der vorletzte Tag im schönen Kalifornien war einer Stadt vorbehalten, die mit zu den schönsten der Welt gehört. Nach einem schmackhaften Frühstück bestiegen wir unseren Bus und legten die wenigen Meilen bis zur Fähranlegestelle in Vallejo zurück. Dreißig Minuten später bestiegen wir einen Katamaran der Blue & Gold Fleet Company, der uns in einer knappen Stunde durch die Bay nach San Francisco brachte. Von der Fähre aus hatte man schon einen fantastischen Blick auf die Bay- und Golden Gate Bridge sowie auf die Silhouette der Stadt. Nach der Ankunft begannen wir unser Programm mit einer Stadtrundfahrt in der viertgrößten Stadt Kaliforniens. Von Fisherman's Wharf aus fuhren wir durch das Bankenviertel und am Union Square vorbei nach Little Italy und China Town, machten einen kurzen Stopp an der City Hall, bevor wir die Lombard Street passierten und durch das ehemalige Hippie-Viertel Haight Ashbury zu einem schönen Aussichtspunkt auf die 276 und 277 Meter hohen Twin Peaks fuhren, einem Zwillingshügel, der einen fantastischen Rundumblick auf die Stadt ermöglichte. Anschließend fuhren wir am Golden Gate Park und am Presidio vorbei zum Highlight des heutigen Tages, der millionenfach fotografierten und weltweit als Wahrzeichen bekannten Golden Gate Bridge. Wir hatten etwa anderthalb Stunden Zeit, dieses als eines der neuen Weltwunder deklarierte Bauwerk zu Fuß zu überqueren. 2737 lange Meter konnten wir uns von der Einzigartigkeit der Brücke und dem beeindruckenden Panorama überzeugen. Zumal uns an diesem Tag zwar keine optimalen Wetterbedingungen belohnten, aber zumindest der oftmals die Brücke in Dunstschleiern versteckende Nebel erspart blieb. So „schossen" wir hunderte Bilder von dem 1937 eröffneten Monument, bevor wir wieder mit dem Bus zur Fisherman's Wharf zurückkehrten, um nach einer kleinen Mittagspause unser Programm mit einem Besuch der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz fortzusetzen. Von Pier 33 setzten wir in fünfzehn Minuten mit der Fähre zum ehemaligen Hochsicherheitsgefängnis über. Bereits 1963 geschlossen, kann man heute das Innere der Anlage bei einer Audioguide-Tour besichtigen. Der sehr interessante Rundgang gab einen guten Einblick in die Verhältnisse des zur damaligen Zeit als ausbruchssicher geltenden Gefängnisses und erläuterte auch einige der Versuche, von der „The Rock", der Felsen genannten Insel, zu flüchten. Wieder an Land, setzten wir unsere Stadtrundfahrt fort, bevor wir an Pier 39 ausstiegen, um in einem Restaurant mit Blick auf die Bucht und die Insel Alcatraz zu Abend zu essen. Allerdings nicht ohne vorher die an Pier 39 beheimatete Seelöwenkolonie zu besuchen. Im Anschluss daran hatten wir noch Zeit für einen Bummel durch die angrenzenden Geschäfte oder nahmen an einer fakultativen Stretch-Limousinen-Tour über die Bay Bridge nach Treasure Island teil, von wo aus man bei einem Gläschen Sekt einen traumhaften Blick auf das abendliche San Francisco genießen konnte. Derart mit Bildern, Eindrücken und Emotionen gesättigt, verließen wir für ein paar Stunden den Hotspot an der Bay Area und kehrten in unser Hotel in American Canyon zurück.

Donnerstag/Freitag, 17.09./18.09.2015, San Francisco – Heimflug

Nach einer relativ kurzen Nacht hieß es dann Koffer packen, letztmalig ein amerikanisches Frühstück zu uns nehmen und uns seelisch und moralisch auf den Heimflug einzustellen. Uns blieb aber noch soviel Zeit, um eine für San Francisco typische und einzigartige Attraktion zu testen. Wer einmal zu Besuch in diese Stadt kam, wird es neben der Besichtigung der Golden Gate Bridge als absolutes „Muss" im Programm einplanen. Natürlich sprechen wir von einer Fahrt mit einem Cable Car, einer Kabel-Straßenbahn. Auf der Linie Powell/Mason gönnten wir uns das Erlebnis, das System des bereits seit 1873 im Einsatz befindlichen Verkehrsmittels kennen zu lernen. Der Komfort der weltweit einzig noch verbliebenden Kabelstraßenbahn war zwar nur einfach und rudimentär, dass Erlebnis dafür umso beeindruckender. Ob man nun drinnen oder draußen saß oder auf den Trittstufen stand und sich den Fahrtwind ins Gesicht blasen ließ, man war der Faszination dieser historischen Vehikel erlegen. Nach dieser unvergesslichen Fahrt von Endhaltestelle zu Endhaltestelle blieb uns noch etwas Zeit, um den Union Square und die umliegenden Straßenzüge zu erkunden. Gegen Mittag hieß es dann endgültig Abschied nehmen und die Innenstadt in Richtung Flughafen zu verlassen. Auf den letzten Meilen unserer 4487 Kilometer langen Tour durch den „Wilden" Westen der USA verabschiedeten wir uns von unserer großartigen Reiseleiterin Janny und unserem Chauffeur Steven. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge bestiegen wir am frühen Nachmittag einen Airbus A380-800, welcher uns in knapp elf Stunden nach Deutschland zurück brachte. Damit ging für uns eine traumhafte Reise mit vielen schönen Erlebnissen zu Ende. Die außergewöhnlich vielfältigen Landschaften, die einzigartigen Nationalparks sowie die teilweise spektakulären Metropolen werden uns noch lange Zeit in Erinnerung bleiben. Vor achtundvierzig Jahren wies uns Scott McKenzie darauf hin, Blumen im Haar zu tragen, wenn wir nach San Francisco gehen sollten. Nun ja, vielleicht tun wir das, wenn wir eines Tages hierher zurückkehren werden.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Hallo Ralf, lieber Herr Mehnert,
Sie & Eberhardt Reisen haben uns einen Traum erfüllt. Es war einfach alles perfekt und bis ins letzte Detaill bestens organisiert. Auch unsere Janny hat mit ihren spritzigen Erläuterungen dazu beigetragen, dass man vieles besser zuordnen kann. Die Natur und die rießigen Weiten im wilden Westen sind einfach zauberhaft. Ein großes Dankeschön für den liebevollen mit vielen Einzelheiten gestalteten Reisebericht und die schönen Fotos dazu. Einfach super und nochmals Danke dafür.
Liebe Grüße von Klaus & Brigitte Thieme

Klaus & Brigitte Thieme
06.10.2015

Liebe Brigitte, lieber Klaus, liebe Familie Thieme, vielen Dank für Euren netten Kommentar. Wir freuen uns natürlich sehr, dass Euch die Reise gefallen hat und Ihr Euch damit einen Traum erfüllen konntet. So soll es ja auch sein und wir sind dankbar für Euer Vertrauen, uns daran mitwirken zu lassen. Für uns ist es der schönste Lohn, wenn wir "Auf Wiedersehen" zu glücklichen Reisegästen sagen dürfen. Vielleicht sehen wir uns ja tatsächlich mal bei einer Reise wieder, ich würde mich jedenfalls sehr freuen. Liebe Grüße, Ralf

Ralf Mehnert 07.10.2015