Reisebericht: Rundreise Venezuela – Natur und Abenteuer pur

04.04. – 21.04.2012, 18 Tage Rundreise mit Orinoco–Delta – Canaima–Nationalpark – Anden – Tierwelt in den Llanos – Baden in der Karibik


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So vielfältig wie ein einzelner Kontinent verzaubert Venezuela seine Gäst zwischen Magie und Moderne! Lesen Sie mehr über den Zauber dieses Landes!
Ein Reisebericht von
Nicole Hickmann

Reisebericht

Unser überschaubares Grüppchen von 10 Reisegästen und mir, Reisebegleiterin Nicole Hickmann, reiste am 04.04.2012 voller Vorfreude der Dinge die auf uns warteten nach Venezuela. In Frankfurt schließlich vollständig setzten wir unsere Reise nach Caracas fort. Nach dem knapp 10'stündigen Flug passierten wir die Passkontrolle am internationalen Flughafen Maiquetia und anschließend die Gepäckkontrolle ehe wir auf unseren 23'jährigen Reiseleiter-"Jünglin" trafen. Camilo, gebürtiger Kolumbianer aber in Venezuela aufgewachsen, mit deutschem Wurzel, sein Vater ist Deutscher, begrüßte uns freudig. Müde und erschöpft nahmen wir nur bedingt die Millionenmetropole Caracas wahr. Im Hotel Avila, unterhalb des Hausberges der Stadt checkten wir ein, aßen zu Abend und tauschten noch unser Geld bevor alle friedlich in den wohlverdienten Schlaf sanken.
 
Schließlich hieß es am Gründonnerstag, den 05.04.2012 früh zeitig aufstehen. Die Andenregion rund um Mérida war unser erklärtes Tagesziel doch die Fluggesellschaft Lasser wusste dieses Vorhaben entschieden zu boykottieren. Trotz Buchungsbestätigung wurde der Flug überbucht und so zogen wir zunächst den Kürzeren. Auf der Suche nach einem stärkendem Frühstück wurden wir schließlich in einer typisch, venezolanischen Bäckerei fündig bevor wir nun endlich 11.00 Uhr Richtung Anden durchstarteten. Durch den Obstgarten des Landes, vorbei an üppigen Plantagen hielten wir an der Hacienda "El Carmen" um wissenswertes zum Thema Kaffee zu erfahren, ehe wir via Jaji am späten Abend Mérida erreichten.
 


Es ist Karfreitag 2012: nach den doch zwei anstrengenden ersten Tagen gönnten wir uns einen "späten" Start in den Tag. Wir frühstückten in der Markthalle von Mérida. Buntes Treiben, traditionelles Frühstück und venezolanischer "Kaufrausch" reizüberflutete uns zunächst, doch nachdem schließlich ein jeder in den Genuss venezolanischen Kaffees kam starteten wir munter in den Tag. Die Anden, das bestimmende Gebirge Südamerikas, deren Ausläufer bis nach Venezuela reichen und bis zu einer Höhe von bis zu 5.000 m, zogen uns heute sowie die kommenden Tage in Ihren Bann. Zunächst jedoch statteten wir der Universitätsstadt Mérida einen Besuch ab. Geduld bewiesen wir bei der langen Fahrt Richtung Mucuchies ehe wir den voll gepackten Tag bei Kaminfeuer, Cuba Libre und venezolanischem "Eierlikör" (= Ponche) ausklingen ließen.
 


Am Morgen des Ostersamstages, den 07.04.2012 bekamen wir Besuch vom Osterhasen. Wir frühstückten urig in der Posada "Llanos de Trigo". Nur zaghaft kämpfte sich die Sonne durch die Nebelschwaden. Dieser Tag war ganz auf das mit all seinen Facetten ausgerichtet: Sichtweiten unter 50 m am Pico del Aquila, mannshohe Frailejones und Condor-Männchen Compatiente zogen uns in Ihren Bann. An der Laguna Mucubaji konnten wir nun endlich unsere müden Knochen bewegen und alternativ zwischen einem "ReitABENTEUER" wählen oder einer kleinen ca. 6km langen Wanderung. Nur versteckte sich unser Etappenziel, die Laguna negra in dichtem Nebel. Gut in der Zeit wurden wir wiedereinmal eines besseren belehrt und standen über 2 Stunden im Stau auf dem Rückweg nach Mérida.
 
Es heißt schon wieder Abschied nehmen! Den ersten Teil der Reise, die Andenregion, ließen wir am Ostersonntag mit den ersten Reiseeindrücken im Gepäck hinter uns. Nur klingelte der Wecker erneut viel zu zeitig noch bevor die Nacht überhaupt begann. Ein Flughafentag stand uns bevor. Via Caracas flogen wir von El Vigia nach Puerto Ordaz, das wirtschaftliche Zentrum Venezuelas' Stahlindustrie. Hier stiegen wir um in einen örtlichen Bus und fuhren zur Übernachtung nach Ciudad Bolivar, die alte Hauptstadt Venezuelas. Auf dem Orinoco unternahmen wir zur Abenddämmerung noch eine Bootsfahrt. Die Hoffnung Süßwasserdelphine zu sehen wurde jedoch nicht erfüllt. Umso schöner war der Sonnenuntergang über L'Angostura.
 


Da wir in den ersten Tagen sooooo... selten ein Flughafengebäude von innen gesehen habe, statteten wir am 09.04.2012, einem sonnigen Dienstag, dem Flughafen in Ciudad Bolivar einen  Besuch ab. Hier wurde unsere Geduld auf eine hart Probe gestellt. Schlussendlich flogen wir in allen uns zur Verfügung stehenden Maschinen in den Nationalpark Canaima. Per Jet Stream direkt nach Canaima, per Cesna inkl. Rundflug zum Salto Angel zum Bestimmungsort und per Sonderflug flog Siegfried als Co-Pilot exklusiv in den Nationalpark, natürlich auch mit Rundflug. Per Cesna holte schließlich die 4-köpfige "Jet Stream"-Gruppe auch Ihren Flug über den Salto Angel nach. Nachmittags ging die gesamte Gruppe buchstäblich baden. Per motorisierten Einbaum überquerten wir die Lagune von Canaima vorbei an den 4 Saltos Hacha, Wadaima, Golondrina und Ucaima. Ziel war der Salto Sappo. Ganz genau betrachteten wir diesen Wasserfall: zuerst von oben, danach von der Seite und schließlich mitten durch. Allesamt nahmen wir ein natürliches Vollbad inkl. Rückenmassage. Wir wiederholten das Erlebnis gleich darauf am Salto Hacha. In den kommenden Tagen lernten wir allerdings die Nässe zu schätzen aber auch zu verfluchen.
 


Aufgrund der frühzeitig einsetzenden Regenzeit führten die Flüsse Carao und Churún ausreichend Wasser. Somit war uns das "Glück" vergönnt den höchsten, frei fallenden Wasserfall leibhaftig zu sehen. Am 10.04.2012 machten wir uns in aller Herrgotts frühe auf dem Weg zum Schiff. Auf Holzbänken sitzend fuhren wir insgesamt 4 Stunden Flussaufwärts mit diversen Stopps. Starkregen setzte ein. Pudelnass kamen wir an der Isla Ratón an. Schlagartig hörte es auf zu regnen und wir konnten trockenen Fußes die ca. 1,5 Stunden bergauf über Stock und Stein zum Mirador wandern. Inmitten von Regenwald eröffnete sich schließlich der freie Blick auf den Salto Angel. Erschöpft aber glücklich saugten wir die Augenblicke förmlich in uns auf. Beim Mittagessen lassen wir die Eindrücke wirken ehe der Regen wieder einsetzt und wir flussabwärts nach Canaima unzählige Stromschnellen passierten. Ein abenteuerlicher Tag neigt sich dem Ende.
 
Wieder zogen wir weiter, setzten unsere Reise gen Osten fort. Zurück in Ciudad Bolivar führte uns Claudine durch die Stadt. Es ist mittlerweile Tag 8 der Reise. Camilo, unser örtlicher Reiseleiter hat nur mit einer handfesten Erkältung die abenteuerliche Fahrt bei Wind und Wetter vom Vortag überstanden. Erst ein Arztbesuch am kommenden Tag verhilft Ihm wieder zu Kräften.
 
Wir fuhren als am 12.04.2012 morgens ohne örtlichen Reiseleiter zum Delta. Glücklicherweise kannte ich das Land, die Strecke, das Delta und so fuhren wir mit einigen Stopps nach Bocca de Uraco, unser Tor zum Delta. Mit einer Breite von 370 km Maximalausdehnung und einer Fläche von ca. 19.000 km² ist es Heimat der Warao Indianer. Die artenreiche Deltalandschaft wird vor allen Dingen stark durch die Kenntnis über die Erdölvorkommen beeinträchtigt. Wir allerdings erlebten ein Delta voller Stimmung. Abends, in unseren einfachen aber sauberen Unterkünften lauschten wir dem Ruf der Natur nachdem uns die einheimische Familie mit frischem Fisch und liebevollem Essen verwöhnten.
 


Am Freitag den 13. werden wir von den ersten Sonnenstrahlen wach geküsst. Der gesamte Tag stand im Zeichen des Deltas. Bereits vor dem Frühstück fuhren wir einige nahe Seitenarme des Flusses ab um das Leben im Delta zu beobachten. Frisch gestärkt mit Arepas und Rührei brachen wir auf zu unserer Tagestour. Wir besuchten ein Dorf der Warao mit traditionellen Hütten, wanderten auf unwegsamen Wegen durch den Urwald und angelten Piranhas mit mäßigem Erfolg. Erlebnisreich, voller Abenteuer und Natur pur endet auch dieser Tag.
 
Mit großen Schritten neigt sich die Reise dem Ende. Wir setzten unsere Fahrt am 14.04.2012 gen Norden fort. Die Kakao- und Kaffeepflanzerregion rund um Caripe war unser Ziel. Bevor wir allerdings den Duft frisch gerösteten Kaffees in unseren Nasen wahrnahmen, widmeten wir uns dem Gruselfaktor dieser Reise. Die Quacharo-Höhle ließ jeden schaudern. Die einzige nachtaktive, früchtefressende Vogel der Welt verlässt den Schutz der Höhle nur bei Einbruch der Dunkelheit. Bei der beliebten Spezialität Erdbeern con Crema und Passionsfruchtlikör kehrten wir bei Sonnenuntergang zur Höhle zurück und warteten auf die Vogelschaar. Bei kolumbianischen Spezialitäten zum Abend neigte sich wieder ein Tag dem Ende.
 


Zum Sonntag gönnten wir uns etwas Ruhe und Erholung. Im Jardin del Oriente erfuhren wir Wissenswertes rund um die beliebte, rote Kaffeebohne. Das Tässchen Sonntagskaffee schmeckt dem ein oder anderen sicher noch bei den Mengen an mitgenommenen Kaffee. Ein beliebtes Mitbringsel. Weiter ging es an die Karibikküste. Badeausflug zum Wochenende. Unsere Unterkunft Querepare befindet sich direkt am Strand der Halbinsel Paria. Palmen, feiner Sand und karibisches Meer luden zum Baden und Entspannen ein. Bei Musik und Tanz mit Einheimischen unter dem freien Sternenhimmel war dieser Tag viel zu schnell zu Ende.
 

Wann hat man schon einmal den Strand direkt vor der Haustür, karibische Palmen und Meeresrauschen?! Somit gönnten wir uns ein spätes Frühstück unter freiem Himmel und faulenzten in der Hängematte. Erst Mittags wagten wir den abenteuerlichen Einstieg im kühlen Nass in unser Boot. Wie sollte es auch anders sein: es begann zu Regnen, wieder einmal in Strömen. Ziel war zunächst der beliebte Strand Playa Medina. Kartoffelsalat mit Hühnchen und Melone aßen wir zu Mittag ehe wir noch ein weiteres Stück Wegstrecke im Boot zurück legten bis Playa Caracolito. Unser Busfahrer wartet auf uns und zur Überraschung hielten wir noch an einer Kakaoplantage "Caribe". Nicht nur die Schokolade ist vorzüglich - Nein! Den Eltern der aktuellen Miss Venezuela gehört die Plantage. "Kann denn Kakao Sünde sein?" ...
 
Die letzten Tage der Reise waren angebrochen und so langsam folgten wir der Karibischen Küste westwärts. Der Naturpark Mochima sollte uns die kommenden zwei Tage in seinen Bann ziehen. Wir schnorchelten, badeten im Karibischen Meer, genossen das Gefühl von Robinson Jr. auf unserer einsamen Insel und wurden von Delphinen begleitet.
 


Nun erreichten wir unseren letzten Höhepunkt der Reise: die Millionenmetropole Caracas, Hauptstadt Venezuelas und Heimat unseres örtlichen Reiseleiters Camilo. 5 Stunden Fahrt trennten uns von unserem letzten, erklärten Ziel. Es war der 19.04.2012 Nationalfeiertag und wir mittendrin. Wir entschieden uns, die Stadt von oben zu betrachten und fuhren somit auf den Hausberg, den Avila. Erst hier zeigte sich uns die Stadt in all Ihrem Ausmaß und sogar schön, teils in Wolken verhangen. Ein versöhnlicher Abschied, denn bei unserer Ankunft vor knapp 14 Tagen präsentierte sich uns die Stadt mit wenig Charme. Um uns einen würdigen Abschluss der Reise zu liefern zog Camilo nochmals alle Register und lud uns in seinen Club ein. Bei gutem Steak, Pizza oder Pasta ließen wir die Reise Revue passieren. Erlebnisreich und voller Abenteuer!
 
Es ist Freitag, der 20.04.2012 unser letzter Tag in Venezuela. Da wir eine Abendflug gebucht hatten, nutzen wir den Vormittag auf den Spuren Simon Bolivares zu wandeln. Wir statteten seinem Geburtshaus einem Besuch ab, dem neben anliegenden Museum, Plaza Bolivar und dem Consejo ehe wir uns auf dem Weg zum Flughafen begaben.
 
Zu Beginn erwähnte ich Schlagworte wie: Magie, landschaftlich vielseitig wie ein Kontinent, Abenteuer, ... All jenes hat sich uns vor Ort gezeigt. Mit zahlreichen Eindrücken, nachdenklichen Momenten und der Ruhe in uns kehrten wir am 21.04.2012 wieder nach Deutschland zurück. Der Alltag hat uns wieder, doch die Erinnerungen werden dem Ein oder Anderem noch lange erhalten bleiben.
 
Saludos de Venezuela,
Nicole

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