Reisebericht: Rundreise Venezuela – Natur und Abenteuer pur

30.10. – 16.11.2013, 18 Tage Rundreise mit Orinoco–Delta – Canaima–Nationalpark – Anden – Tierwelt in den Llanos – Baden in der Karibik


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Nach einem zeitigen Start am frühen Morgen in Dresden machten wir uns auf den Weg über Frankfurt nach Caracas. Bequem von Lufthansa versorgt, flogen wir über den großen Teich. In der Hauptstadt Venezuelas angekommen, absolvierten wir zügig die Passkontrolle und warteten noch einen Moment auf unsere Koffer, ehe wir nach der Zollkontrolle unseren Reiseleiter Nelson begrüßen durften. Nelson scherzte von Anfang an und wollte uns gleich mit den Gewohnheiten seines Heimatlandes bekannt machen. Auf dem Weg ins Hotel bekamen wir eine erste Ahnung vom Verkehr in Caracas, bevor wir am Abend ankamen und nach einer kurzen Besprechung für den nächsten Tage glücklich ins Bett fielen.
Ein Reisebericht von
Denise Hartmann

2. Tag (31.10.2013): Auf in die Anden

Ein weiteres Mal klingelte der Wecker sehr zeitig, denn bereits um 4 Uhr morgens trafen wir uns zu einem kleinen Frühstück in der Hotellobby, da wir den ersten Flug von Caracas nach El Vigia nehmen wollten. Aufgrund des Regens ließ der Abflug jedoch auf sich warten: "Willkommen in Venezuela!" meinte Reiseleiter Nelson dazu, denn leider sind Verspätungen Gang und Gebe. "Pünktlich" zwei Stunden später hoben wir jedoch nach El Vigia ab und fuhren anschließend in Richtung Mérida. Wir legten zusätzlich noch einen Stopp an einer Zuckerrohrfabrik ein, wo man genau beobachten konnte, wie vom Zuckerrohr in verschiedenen Etappen der Rohrzucker hergestellt wurde. Unterwegs zeigte uns Nelson an einem großen Obststand die verschiedenen tropischen Früchte, die wir anschließend zum Mittagessen im Bergdorf Jaji testeten - ein toller Nachtisch nach dem leckeren Nationalgericht Pabellon. Am späten Nachmittag erreichten wir die Studentenstadt Mérida, checkten im Hotel ein und trafen uns später zu einem leckeren Abendessen im Hotelrestaurant.

3. Tag (01.11.2013): In den Bergen unterwegs

Endlich einmal ausgeschlafen trafen wir uns am Morgen um 8 Uhr zum Frühstück im Hotel, doch unsere Geduld war auf eine weitere Probe gestellt, denn das Frühstück ließ noch fast eine Stunde auf sich warten. Das Warten hat sich jedoch gelohnt, denn wir stärkten uns bei einem unglaublich leckeren und deftigen Venezolanischen Frühstück für den Tag.
Gleich im Anschluss ließen wir unsere Koffer im Hotel zurück und machten uns nur mit Handgepäck auf den Weg durch Mérida. Auf einem ausgiebigen Stadtrundgang zeigte uns Nelson die Hauptstadt der Anden. Wir besuchten zuerst den Placa del Antonio José de Sucre und spazierten anschließend an der Kaserne vorbei zur ältesten Statue von Simon Bolivar, die 1842 gebaut wurde. Diese ist so klein, dass man sie auf ihrer Säule von unten gar nicht sehen kann. Auf der 2. Avenida liefen wir anschließend das Schachbrett wieder hinab zum Placa Bolivar, den jede Stadt mit einer Statue von Simon Bolivar und einer Kirche aufweisen kann. Nach genügend Zeit, um den Platz und seine Umgebung zu besichtigen, fuhren wir zum Markt von Mérida, der auf drei Etagen aufgebaut ist. Hier genossen wir auch ein leckeres Mittagessen und der ein oder andere kostete Levandon andino, ein Getränk aus Ochsenaugen, Wachteleiern, Hühnereiern, verschiedenen Früchten und Alkoholika sowie Milchpulver, was am Ende einfach wie Trinkjogurt schmeckte.
Nun ließen wir doch die Stadt hinter uns und fuhren höher in die Anden über Muccuchies nach Gavidia, welches wir abenteuerlich durch ein Seitental erreichten. Uns erwartete eine gemütliche familiengeführte Posada mit Kamin, wo uns die Familie lecker bekochte und wir den Abend mit Rum am Kamin ausklingen ließen.

4. Tag (02.11.2013): Zwischen Frailejones und 4000ern

Nach einem zeitigen Frühstück in unserer Posada fuhren wir kurz zurück in den kleinen Ort Gavida, um uns den Placa Bolivar und die kleine Kapelle anzusehen, ehe wir anschließend den nächsten Spaziergang auf der Straße durch das Tal zurück nach Mucuchies einlegten. Den Morgensport damit absolviert, fuhren wir über Mucuchies nach San Rafael de Mucuchies, wo man eine kleine Kapelle aus Steinen findet, die ohne Mörtel gebaut wurde. Anschließend wurde es nun Zeit, die eigentlichen Höhen zu erklimmen und somit fuhren wir mit diversen Stopps bis auf 4220 Meter zum Timotes Pass, in dessen Umgebung zwei Meter hohe Frailejones und viele weitere Pflanzen wachsen, die in diesen Höhen bestens gedeihen. Auf dem Rückweg hielten wir kurz am höchsten Pass Venezuelas, ehe wir in Mucubaji zu Mittag aßen. Im Anschluss wurde es dann abenteuerlicher, denn wir teilten die Gruppe in Reiter und Wanderer und machten uns entweder auf dem Rücken der Pferde oder zu Fuß auf den Weg zur Laguna Negra. Mit vielen Eindrücken dieser wundervollen Gegend im Gepäck fuhren wir anschließend zurück nach Mérida.

5. Tag (03.11.2013): Botanischer Garten und zurück nach Caracas

Nach dem tollen Wetter der letzten Tage begrüßte uns heute am Morgen leider strömender Regen. Wir hofften das Beste und machten uns erst einmal auf zum Frühstück in den Markt von Mérida. Da alle gut gegessen hatten, lichtete sich anschließend der Regen und wir fuhren zum Botanischen Garten. Auf einem sehr interessanten 2,5 stündigen Spaziergang erklärten uns zwei venezolanische Studenten und Nelson die verschiedenen endemischen Pflanzen, sodass alle für die nächsten Tage bestens gewappnet waren.
Im Anschluss wollten wir noch einen Stopp an der größten Eisdiele der Welt einlegen, doch leider pflegt deren Besitzer due Manana-Manana-Kultur besonders intensiv, sodass diese geschlossen war und wir uns somit auf direktem Wege zum Flughafen nach El Vigia machten. Unterwegs rasteten wir kurz an einem kolumbianischen Restaurant, sodass sich jeder ein bisschen stärken konnte.
Pünktlich am Flughafen kamen wir frohen Mutes an, doch leider galt dies nicht für unseren Flieger. Nach dem Check-In erhielten wir die Information, dass sich die Maschine auf unbestimmte Zeit verspätet. Wir versuchten es uns also unter den gegebenen Bedingungen bequem zu machen, um die Zeit bis zum Abflug abzuwarten. Letztendlich verging einige Zeit, denn wir flogen mit über drei Stunden später in Richtung Caracas ab. Trotz eines geschlossenen Restaurants warteten noch leckere Sandwiches auf uns, ehe wir müde in die Betten fielen.

6. Tag (04.11.2013): Unterwegs in die Karibik

Der heutige Tag sollte eigentlich ein reiner Transfertag werden, denn wir mussten einiges an Weg hinter uns bringen. Dank Nelson wurde es jedoch eher ein kulinarischer Tag, denn wir legten immer wieder Pausen ein, um die ein oder andere regionale Spezialität zu kosten.
Wir ließen also die Ranchitos, die Elendsviertel am Rande von Caracas, hinter uns und fuhren auf der Autobahn in Richtung Puerto La Cruz. Den ersten Stopp machten wir an einer sozialistischen Schokoladenfabrik in Cancogua ein, die wir zwar nicht besuchen durften, aber das angeschlossene Geschäft war nicht vor uns sicher und somit genossen wir sozialistische Schokolade sowie eiskalte Trinkschokolade.
Der nächste Punkt auf unserem Menüplan waren Guamas, die Nelson am Fenster bei einem Straßenhändler kaufte- eine längliche Frucht, die aussieht, wie Baumwolle, wenn man sie öffnet. Doch diese kleinen Baumwollpakete schmecken erstaunlich frisch und gut und haben einen dicken Kern in der Mitte.
In Cupira begrüßte uns anschließend Benito, der mit seiner Frau eine kleine Fabrik für Casabe betreibt. Casabe sind trockene Maniokfladen, die aus Maniokmehl auf einer heißen Ofenplatte hergestellt werden. Die leckere süße Variante davon entsteht, wenn man auf diese Fladen Käse und Rohrzuckerstein gibt und diese dann mit einem weiteren Fladen bedeckt und nochmals bäckt - der Käse verschmilzt mit dem Zucker und somit entsteht ein leckerer Nachtisch. Man nennt diese Variante Naiboa.
Am späten Nachmittag erreichten wir dann Puerto La Cruz, welches direkt an der Küste liegt und eine schöne Strandpromenade mit vielen Restaurants besitzt. An dieser aßen wir dann auch zu Abend.

7. Tag (05.11.2013): Karibikfeeling

Am Morgen machten wir uns auf zum Playa Comodo, doch leider kamen wir mit unserem Bus dort nicht an. Nach einer Panne mussten wir umdisponieren und so wurde die Not zur Tugend und wir unternahmen ein weiteres Abendteuer: Taxifahren! Von unserem bequemen Bus stiegen wir in drei uralte Taxen um, welche nur durch Rost zusammen gehalten wurden und fuhren ein weites Stück in Richtung Boot. Da das letzte Stück zum Boot mit einer steilen Straße bergab ging, wollten dies die Taxis nicht absolvieren und somit sprachen wir vor Ort eine Familie an, die uns ihren Jeep zur Verfügung stellten, um das Gepäck zu fahren. Der Rest der Gruppe legte die Strecke zu Fuß zurück, sodass wir froh waren, als wir das Boot erreichten und uns endlich auf den Weg zwischen den Inseln machten. Dabei dauerte es nicht lang und wir begegneten einer Herde Delphine, die fröhlich um unser Boot herum schwammen und sprangen. Das war natürlich für alle ein Highlight und die Kameras liefen heiß, ehe wir weiter fuhren und neben Tölpeln und den verschiedenen Felsformationen der Inseln auch Pelikane zu Gesicht bekamen. Nach ca. 2 Stunden hielten wir vor einer Insel und endlich durften wir vom Boot in das karibisch blaue Wasser springen, ehe wir an unserer Badeinsel anlegten, um am Strand den Nachmittag zu verbringen.
Nach einem leckeren Mittagessen und genügend Zeit in Sonne, Wasser und Schatten, wollten wir zurück zu unserem Bus fahren. Da dieser jedoch immer noch nicht in Stand gesetzt war, fuhren wir kurzerhand mit dem Boot zurück nach Puerto La Cruz und bekamen damit gleich noch eine Hafenrundfahrt entlang der Öltanker inklusive- eine ebenfalls sehr spannende Erfahrung, ehe wir direkt an der Strandpromenade unweit von unserem Hotel anlandeten und den Abend entspannt auf einer Dachterrasse beim Abendessen ausklingen ließen.

8. Tag (06.11.2013): Schnorchelausflug

Nach einem Tag hatten wir natürlich noch nicht genug von diesem herrlichen blauen Wasser. Somit fuhren wir erneut mit repariertem Bus nach Santa Fé und besuchten zuerst einmal den morgendlichen Markt. Von hunderten von Pelikanen waren die Fischerboote vor dem Fischmarkt belagert, die alle darauf warteten, dass die Abfälle geflogen kommen. Dem war natürlich auch so, sodass wir ein tolles Spektakel beobachten konnten.
Anschließend brachten wir alle Notwendigkeiten auf unser Boot und fuhren wieder hinaus, vorbei an einer weiteren Familie von Delphinen zu unserem heutigen Strand zum Schnorcheln und Baden. Unweit vom Strand befand sich ein tolles Korallenriff mit bunten Fischen und Schwärmen, die sich in den verschiedensten Formationen zeigten. Nach tollen Eindrücken machten wir uns auch postwendend wieder zurück zum Ausgangspunkt, denn da wartete im Strandrestaurant auch schon ein leckeres Mittagessen auf uns, welches wir uns nach dem Schwimmen verdient hatten.
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir im Bus entlang der Küste auf dem Weg nach Rio Caribe, welches wir am Abend erreichten und mit einem leckeren Abendessen in unserer gemütlichen Posada begrüßt wurden.

9. Tag (07.11.2013): Kakao und Karibik – ein perfekter Tag!

Trotz dessen, dass der heutige Tag mit einem kräftigen Regenschauer auf dem Weg zu unserem ersten Ziel begann, ließen wir uns nicht aus der Ruhe bringen und besuchten geführt von William die Kakaoplantage Paria, welche ebenfalls eine kleine Schokoladenfabrik beherbergt. William erklärte und Nelson übersetzte das 1x1 des Kakaoanbaus. Dass es verschiedene Sorten gibt - grüne und gelb-rote - dass diese an den Stämmen und großen Ästen direkt wachsen und wie diese reifen, ehe man Sie erntet und die Bohnen trocknet und röstet. Anschließend werden die Schalen entfernt und der Kakao gemahlen, bevor er mit Milch versetzt und gekocht wird und somit eine leckere Schokolade entsteht. Bei der Schokoladenproduktion von Paria wird zudem das Kakaofett beibehalten und nicht durch andere Fette ersetzt, was eine Seltenheit in der Schokoladenindustrie ist.
Nach reichlichem Verkosten und Kaufen für die Lieben zu Hause fuhren wir ein kurzes Stück zurück zur Küste, wo die Hälfte unserer Gruppe in ein Speedboot einstieg, um das nächste Ziel über den Wasserweg zu erreichen. Der Rest machte sich gemeinsam mit Eli, unserem Fahrer, zu Lande auf den Weg zum Traumstrand Medina. Während die anderen im Bus saßen, genossen wir zu Wasser das Gefühl, von Welle zu Welle zu springen und an unberührten Stränden vorbei zu rauschen - der Wind wehte uns mit steifer Brise um die Nase. Als wir letztendlich in die Bucht von Medina einbogen begrüßte uns ein fast menschenleerer Strand und ein riesiger Palmenwald. Ein wunderschönes Panorama, welches wir den restlichen Nachmittag nach Belieben in der Sonne oder im Schatten genießen konnten. Nach einem kalten aber leckeren Mittagessen blieben wir noch ein paar Stündchen an diesem schönen Fleckchen Erde, ehe wir zurück nach Rio Caribe fuhren.

10. Tag (08.11.2013): Unterwegs zwischen Kaffeeplantagen und Guacharo–Vögeln

Heute ließen wir die Karibik hinter uns und fuhren entlang der Küstengebirgskette landeinwärts in Richtung Caripe. Durch die Berge schlängelnd kamen wir an vielen schönen Gärten vorbei und konnten die ein oder andere Frucht und Pflanze bereits wieder erkennen. Am frühen Mittag erreichten wir dann die Guacharo-Höhle, welche ihren Namen durch die Guacharos bekam - eine Vogelart, die im Dunklen lebt und nur in der Nacht aus der Höhle kommt. Indem wir mit Taschenlampen in Ihrem Zuhause herum spazierten, störten wir die Tiere natürlich und sie gaben ein fürchterliches Geschrei von sich, was eine unheimliche Lärmkulisse mit sich brachte. Nichtsdestotrotz spazierten wir die einigermaßen befestigten Wege in der Höhle entlang und bewunderten die vielen verschiedenen Felsformationen, die sich über die Jahrhunderte gebildet haben. Insgesamt ist diese Höhle inzwischen auf einer Länge von 11 Kilometern erschlossen.
Nach dem ausgiebigen Spaziergang hatten wir uns unser Mittagessen verdient und fuhren somit in ein schönes familiengeführtes Restaurant in Guacharo, dem anschließenden Ort. Frisch gestärkt konnte es dann zur Kaffeeplantage gehen, denn diese Gegend bietet perfekte Bedingungen für den Kaffeeanbau. Michelangel, der Besitzer der Plantage, führte uns über sein Hab und Gut und erklärte unter anderem dass es drei verschiedenen Kaffeearten gibt: Arabica, Indio und Robusta. Dabei ist der Arabica Kaffee der hochwertigste, der auch hier in Caripe angebaut wird. In einer Halle beherbergt er ebenfalls alle Maschinen, die zur Weiterverarbeitung der Kaffeebohnen notwendig sind. Nach der Ernte werden die frischen Bohnen erst einmal von Ihrer Schale und dem Fruchtfleisch getrennt und anschließend getrocknet. Es entsteht eine weitere Schale, die jedoch nützlich ist, um den Kaffee längere Zeit haltbar zu machen. Erst vor der Röstung wird diese abgelöst und die Bohnen werden nach der Größe sortiert, um letztendlich nur einigermaßen gleichgroße Bohnen gemeinsam zu rösten. Natürlich durfte es auch hier am Ende nicht fehlen, ein  Päckchen für den Eigenbedarf mitzunehmen.
Anschließend legten wir einen kleinen Stopp an unserem Hotel für die Nacht ein, ehe wir erneut zur Guacharo Höhle fuhren, um die Vögel bei Ihrem nächtlichen Ausflug zu beobachten-erneut eher ein Spektakel für die Ohren als für die Augen!
Den Abend ließen wir bei einem erneut leckeren Essen im gleichen Restaurant wie mittags ausklingen.

11. Tag (09.11.2013): Auf dem Weg ins Orinoco–Delta

Nachdem wir in unserem inzwischen Stammrestaurant von Caripe zeitig frühstückten, machten wir uns auf den Weg in Richtung "Delta", wie es die Venezolaner nennen. Gemeint ist das Delta des drittmächtigsten Flusses der Welt - dem Orinoco, der in seiner Mündung bis zu 24 km breit ist. Über Maturin und Temblador, wo wir unser Mittagessen hatten, erreichten wir den Orinoco am frühen Nachmittag. Wie uns unterwegs bereits immer wieder heftige Regenschauer einholten, war es auch am Fluss selbst und so luden wir unsere Koffer ein und brachten uns danach selbst schnell ins Trockene, ehe der nächste große Tropenregen vorbei rauschte. Kurzerhand wurden Mülltüten zu Regencapes umfunktioniert und unser Handgepäck verstauten wir ebenfalls in eben jenen, damit alles einigermaßen trocken im Camp ankommt. Leider mussten wir trotz dessen den ein oder anderen Verlust durch Wasser vermelden, denn auch unterwegs zeigten uns die Tropen, dass wir angekommen sind. Nach einer nassen Fahrt mit dem Boot erreichten wir das Ubanoco Camp und bezogen unsere Zimmer.
Gleich anschließend brachen wir zu einer Fahrt in die Dämmerung auf. Der Regen hatte sich gelegt und so genossen wir die Ufer des Orinocos bei untergehender Sonne und bekamen sogar einen Brüllaffen zu Gesicht.
Den Abend ließen wir dann bei einem leckeren Abendessen im Camp auf der Insel Zagaray ausklingen, bei dem uns Nelson noch einiges über das Delta berichtete, ehe wir zufrieden unter unsere Moskitonetze kletterten.

12. Tag (10.11.2013): Zwischen Piranas, Regencapes und ganz viel Wasser

Trotz heftigen Regens am Morgen machten wir uns heute mit dem Boot auf, um weiter das Leben am und im Orinoco zu erkunden. Wir hielten bei Eingeborenen und schauten uns an, wie diese auf ihren Pfahlbauten leben - natürlich hinterließen wir Kleinigkeiten für die Kinder - beobachteten die Vogelwelt rings um uns herum. Dabei kamen uns sowohl Stinkhühner als auch Papageien und Dukane über den Weg, ehe wir einen Versuch zu einer Dschungelwanderung ansetzten, den wir jedoch nach kurzer Zeit aufgrund des heftigen Regens abbrachen. Da uns Nelson bereits erzählt hatte, dass es in diesem Delta vor Piranas wimmelt, freuten wir uns über die Vorstellung, selbst welche zu angeln und somit machten sich ein paar von uns fleißig ans Werk und warfen die Angeln aus. Leider wurden wir nicht von viel Erfolg gekrönt, denn ein kleiner Katzenfisch und ein winziger Pirana waren unsere einzige Ausbeute.
Den Nachmittag verbrachten wir auf dem Morichal Largo - auch der schwarze Fluss genannt, denn er ist unabhängig vom Orinoco entsprungen und hat viel klareres und schwarz erscheinendes Wasser, was durch die Moriche Palmen kommt, die sein Ufer säumen und auch als Lebensbaum für die Guarao, die Kanumenschen, bekannt ist.
Völlig durchnässt aber reich an Eindrücken kamen wir am frühen Abend wieder im Camp an. Kurz vor dem Abendessen stand dann noch ein kulinarisches Highlight auf dem Plan, denn einige von uns hatten sich am Tag bereit erklärt, die gegrillten Raupen aus den Moriche Palmen zu kosten. Wir durften daher in der Küche bei der Vorbereitung zusehen und kosteten anschließend die seltsamen Tiere, die sich erstaunlicherweise als gar nicht so schlecht entpuppten.

13. Tag (11.11.2013): Zwischenstopp in der Zivilisation

Früh am Morgen verließen wir, wie sollte es anders sein, im Regen das Orinoco Delta. Am Hafen angekommen, begrüßte uns bereits die Sonne und verluden unsere Koffer in einen separaten Jeep, ehe wir mit einem Kleinbus in Richtung Ciudad Bolivar aufbrachen. Mit einer kurzen Pause unterwegs erreichten wir nach ca. 2,5 Stunden wieder den Orinoco und überquerten ihn auf einer der beiden existierenden Brücken. Die Orinoquia wurde 2006 eröffnet und ist mit 3,2 Kilometern ein beeindruckendes Bauwerk über diesen mächtigen Fluss.
Bereits am frühen Mittag erreichten wir unser Hotel. Nur kurz die Koffer untergestellt, nahm uns unsere Stadtführerin Claudine bereits mit auf einen Streifzug durch diese so wichtige Stadt für die Geschichte Venezuelas, denn hier hielt Simon Bolivar seine große Rede zur Unabhängigkeit von Venezuela. Wir spazierten eine reichliche Stunde durch die Gassen der Stadt, ehe wir zurück im Hotel ein leckeres Mittagessen genießen durften und anschließend genügend Freizeit hatten, um die noch nassen Sachen aus dem Delta zu trocknen, ein paar Mützen Schlaf nachzuholen oder einfach eine erfrischende Dusche zu nehmen.
Anschließend nutzten wir den Nachmittag für eine weitere, diesmal trockene, Bootsfahrtauf dem Orinoco, um die zweite Brücke zu betrachten, die den Fluss überquert. Die Angosturo hat ihren Namen aus dem Grunde, da dies "Die Enge" bedeutet, denn der Orinoco hat in Ciudad Bolivar mit einem Kilometer seine engste Stelle. Hier ist er ca. 15 - 18 Meter  tief und die beiden Fundamente dieser beeindruckenden Hängebrücke liegen 800 Meter aus einander. Ebenfalls ein beeindruckendes Bauwerk, was 40 Jahre lang, die einzige Verbindung zwischen den beiden Ufern des Orinocos war.
In unserem Hotel wurde uns am Abend dann ein leckeres Abendessen mit Blick von der Höhe auf den Orinoco und die Stadt serviert, ehe wir die Ruhe der Nacht genossen und müde von den letzten und in spannender Erwartung auf die kommenden Tage ins Bett verschwanden.

14. Tag (12.11.2013): Willkommen im Paradies

Nach dem Frühstück mit einem letzten Blick auf den Orinoco verließen wir Ciudad Bolivar und stiegen in eine kleine 19-Sitzer Maschine, um nach Canaima zu fliegen. Bereits im Anflug konnten wir die Weite dieses wundervollen Nationalparks sehen und bekamen einen ersten Blick auf die Tafelberge. Den genaueren Eindruck bekamen wir bei einem anschließenden Rundflug mit kleinen Cessnas, in die jeweils nur fünf Personen passen. Über die Lagune von Canaima flogen wir hinweg in Richtung Tafelberge. Schon die Felsschluchten stellten eine beeindruckende Kulisse dar, ehe der Salto Angel aus der Ecke hervor kam und diese spektakuläre Gegend mit seiner Höhe krönte. Wir flogen ein paar Schleifen, sodass jeder den Wasserfall in seiner vollen Größe und Schönheit bewundern und auch genügend Fotos machen konnte, bevor wir entlang der Klippen zurück nach Canaima flogen.
Nach dem Mittagessen im Camp erlebten wir am Nachmittag ein weiteres Highlight. Mit dem Einbaum setzten wir auf der Canaima Lagune über auf die Insel Anatoly und spazierten in Ruhe zum Sapo Wasserfall. Dort angekommen stand jeder vor der Entscheidung: Trocken bleiben oder eine gehörige Dusche unter und hinter dem Wasserfall bekommen? Ein paar Abenteurer entschieden sich für die Dusche und so ließen wir alle unnötigen Dinge hinter uns und liefen geradewegs in die Wassermassen hinter dem Wasserfall. Frisch geduscht kamen wir schon an der anderen Seite an. Doch das war uns nicht genug und so genossen wir eine weitere "Regendusche" in den gewaltigen Wassermassen, bevor wir nach genügend Fotos zurück zu den anderen stießen und unseren Spaziergang auf der Insel fortsetzten. Mit der Dämmerung saßen wir wieder in unserem Einbaum und konnten den tollen Sonnenuntergang an der Lagune genießen. Ein toller Tag nach dem Regen des Deltas ging zu Ende!

15. Tag (13.11.2013): Yuri Stromschnellen oder Salto Angel

Heute trennte sich unsere kleine Gruppe, denn wir unternahmen unterschiedliche Ausflüge. Ein Teil nahm den langen Weg um Angel Fall auf sich, um dieses Spektakel noch einmal zu bewundern und der andere Teil ließ den Tag etwas ruhiger angehen und besuchte nach einem Dorfspaziergang die Stromschnellen von Yuri Lu auf dem Carrao Fluss.
Die Angel Fall Besucher trafen sich bereits kurz nach 4 Uhr morgens, um einen kleinen Kaffee zu trinken und anschließend mit dem LKW zum Carrao Fluss zu fahren, auf dem wir mit kurzen Unterbrechungen aufgrund zu großer Stromschnellen stetig aufwärts durch die Tafelberge fuhren. Der Bootsfahrer kannte seine Arbeit bis ins Detail und wusste genau, wo der den großen Einbaum entlang steuern musste, um die wiederkehrenden Stromschnellen und Höhenunterschiede zu überwinden. Es gleichte einem Geniestreich, wie der uns durch scheinbare Sackgassen hindurch bis an den Fuß des höchsten Wasserfalls der Welt brachte. Von da an ging es quer durch den Dschungel über Stock, Wurzel und Stein hinauf zum Aussichtspunkt, von dem aus man einen traumhaften Ausblick auf den so bekannten Wasserfall hat. Unsere Wanderung wurde anschließend mit einem Bad im Pool des Angel Falls belohnt, sodass für die notwendige Erfrischung gesorgt war. Wir ließen somit eine Zeit lang die Seele zwischen dieser atemberaubenden Kulisse baumeln, ehe wir den Rückweg antraten. Zurück am Fluss und am Angel Fall Camp war unsere Mittagessen schon fast fertig. Über dem Feuer gegrilltes Hühnchen ließen wir uns nach getaner Arbeit schmecken und freuten uns bereits auf die Bootsfahrt flussabwärts durch die Stromschnellen. Mit einem Motorschaden unterwegs und dem belustigtem Zusehen eines aufgesessenen Bootes waren wir gegen 17.30 Uhr wieder im Camp und somit nach fast 13 Stunden unterwegs glücklich und zufrieden, dieses Erlebnis in Angriff genommen zu haben.
Doch auch die anderen unserer Reisegruppe hatten viel zu berichten. Nach einem Frühstück um 8 Uhr unternahmen sie einen Dorfspaziergang durch das Canaima Dorf, wo es eine Schule sowie die Kathedrale und den Plaza Bolivar zu besichtigen galt. Die Schüler des Gymnasiums nutzten ebenfalls die Räumlichkeiten in und um dem Theater, um in Ruhe ihre Hausaufgaben zu machen. Nach einem kurzen Besuch am Aussichtspunkt des Salto Golondrina und des Salto Ucaima waren alle pünktlich zum Mittagessen zurück im Camp.
Am Nachmittag stand noch ein kleiner Ausflug auf dem Programm. Gemeinsam mit Nelson machten sich alle auf zum Carrao Fluss, um mit einem Kanu bis vor die Stromschnellen zu fahren. Dort ausgestiegen unternahmen sie einen Ausflug zum Yuri Lu Wasserfall und spazierten weiter zum einem weißen Badestrand, der das Ziel des kleinen Ausfluges war. Unterwegs musste natürlich auch die Neugier auf die Indianer gestillt werden, denn wenn man einmal an einem solchen Haus vorbei kommt, muss man natürlich auch einen Blick hinein werfen und siehe da, es wurde sogar Indianerbier gebraut. Der Rückweg wurde auf die gleiche Weise zurück gelegt, sodass letztendlich fast die gesamte Gruppe kurz nach 17 Uhr wieder im Camp war.
Alles in allem hatte sich am Abend jeder viel zu erzählen und der letzte Tag in Canaima war eindeutig ein Erfolg.

16. – 18. Tag (14. – 16.11.2013): Heimreise in Etappen

Leider begann heute schon unsere Heimreise aus den entlegeneren Gebieten Venezuelas. Am Vormittag flogen wir von Canaima in Richtung Puerto Ordaz, wo wir unsere Koffer wieder in Empfang nahmen. Leider erwartete uns hier wieder die übliche Verspätung der Maschine in Richtung Caracas. Etwas zwei Stunden später hoben wir auf dem Weg in die Hauptstadt ab und erreichten diesmal noch pünkltich unser Abendessen im Hotel Avila. Bei angenehmer Live-Musik saßen wir noch ein Weilchen zusammen, ehe wir eine letzte erholsame Nacht in Venezoela antraten.
Am nächsten Morgen musste nun endgültig alles verpackt werden, denn wir machten uns auf dem Weg zum Flughafen. Einen Stopp legten wir dabei noch im Kolonialmuseum ein, wo wir einen guten Einblick in das Leben im Kolonialismus Venezuelas bekamen, ehe wir den internationalen Flughafen erreichten und mit Lufthansa am Abend in Richtung Deutschland unterwegs waren.

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