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IRISH COFFEE und typisches irisches Bier

Von Dr. Michael Krause, 22.01.2024
Blog IrishCoffee Bier – © Eberhardt TRAVEL / Adobe Stock
Nicht nur durch Step-Tänze oder besser - wirbelnde Beine gelenkiger Tänzer bei den beliebten irischen Tanz-Revuen und ihre flotte Folk-Musik, die man des Öfteren abends auch tatsächlich in Irland in der typischen Kneipe, dem Pub, erleben kann – sondern auch durch Werbung für die vielen Schattierungen von Grün, in denen sich Europas westlichstes EU-Land präsentiert, ist die landschaftlich herrliche

Hinzu kommen von der Werbung angepriesene Artikel aus angeblich besonders guter irischer Weidemilch, die sich einen ziemlichen Marktanteil in ihren europäischen Nachbarstaaten gesichert haben.

Kaum ist es nötig zu betonen, dass Irland tatsächlich ein phantastisches Urlaubsland ist, das seinem Ruf als guter Gastgeber nahezu stets gerecht wird, während sich aber auch jedermann überzeugen kann, dass andere gerüchteweise Bemerkungen wie ständiger Regen einfach nicht stimmen.

Ihre Lage mitten im Golfstrom beschert der großen Insel Irland ein milderes Klima als den Ländern auf dem Kontinentalsockel und damit auch gewissermaßen recht regelmäßige Niederschläge, die dafür meist nur kurz andauern und oft schnell von strahlendem Sonnenschein abgelöst werden.  

Und da wir eingangs bereits die Pubs, die unverrückbar zu Kultur und Traditionen der an diesen überaus reichen irischen Einwohnern gehören, erwähnten, wäre es falsch, nicht zuzugeben, dass sie eine ganz besondere Atmosphäre haben und es etwas ganz anderes ist, dort eine der irischen Spezialitäten zu genießen als hier bei uns, losgelöst von ihrem Ursprung.

Im Pub, jene ursprünglich aus Privathäusern mit besonders gutem Bier entstandenen öffentlich gewordenen Schankstuben in der nicht nimmer ganz glücklichen gemeinsamen britisch-irischen Vergangenheit haben so einige Spezialitäten, die beim Pub-Besuch nicht fehlen sollten, ihren Ursprung.

Dazu gehört zunächst einmal das Guinness. Das fast schwarze, im allgemeinen recht bittere Bier mit dem dicken cremigen Schaum gehört ist seit dem 18. Jh. die bekannteste der „Stout“-Sorten, die ihren Namen vom englischen Wort für „kräftig“ beziehen. Dabei ist ihr herb-kräftiger Geschmack, erzeugt durch stark geröstete Malzbestande und viel Hopfen ebenso gemeint wie ihr für die Verhältnisse bei seiner „Erfindung“ etwas höherer Alkoholgehalt. Besonders bekannt wurde dieses Bier durch den Iren Arthur Guinness, der 1759 in Dublin eine Brauerei gründete und als eine der ersten Sorten jenes dunkle, kräftige Bier erzeugte, das heute seinen Namen trägt. Da es sich sogleich besonderer Beliebtheit bei den Dubliner Hafenarbeitern am Abend nach einem langen Tag voll schwerer Transportarbeit erfreute, wurde es bald auch „Porter“ (für „Transporter-Bier“) genannt. Seit dem Ende des 18. Jh. stellte seine Brauerei nur noch die dunkle Erfolgsmarke her. Im Gegensatz zum dünneren britischen Ale besitzt es einen lang anhaltende Schaumkrone, die auch beim Trinken nicht verschwindet, so dass man das Bier gleichsam durch sie hindurch trinkt. Dabei ist das Bier, dass seine Eigenschaften bis heute kaum veränderte und nach wie vor in „Pub“, die nach britisch-irischen Vorbild nahezu weltweit entstanden, große Beliebtheit besitzt, nur in wenigen Sorten etwas stärker als ein bei uns „normales Bier“ Pilsner Brauart. Besonderer  Geschmack und vor allem der helle, haltbare Schaum wird durch eine besondere Art des Zapfens erzeugt: Das Treibgas beim Zapfen ist – anders als bei anderen Bieren – eine Mischung aus 30% Kohlendioxid und 70% Stickstoff. Selbst bei in Büchsen erhältlichem Guinness ist ein solcher Effekt möglich, denn bei ihrem Befüllen wird eine kleine Plastikkugel („Floating widget“) in die Flüssigkeit gegeben, in die Stickstoff gepresst ist, den sie durch geschickt versiegelte Löcher erst bei Öffnung der Dose freigibt.

Eine weitere irische Spezialität ist der „Irish Coffee“, bei der das irische Lebenswasser „uuisghe beatha“, meist kurz „Whiskey“ genannt, eine Rolle spielt. Im Original heißt das Getränk eigentlich „Caife Gealach“, also „Gälischer Kaffee“, aber da nur wenige Menschen außerhalb der Britischen Inseln noch Gälisch sprechen, hat er seinen Siegeszug unter englischen Namen angetreten. Für kurze Zeit galt das Café Buena Vista im kalifornischen San Francisco als Ursprung des Getränks. Sehr verwunderlich wäre das nicht einmal gewesen, leben doch seit der großen Auswanderungswelle wegen der Hungersnöte Mitte des 19. Jh. in Irland mehrere Millionen irischer Nachfahren in den heutigen USA und in Kanada.

Inzwischen aber ist die Herkunft des „Irish Coffee“ hinreichend geklärt und sie liegt eindeutig in Irland! In der Nähe der Mündung des größten irischen Flusses Shannon findet sich ein nach diesem benannter Ort, der – obwohl Kleinstadt - den zweitgrößten Flughafen Irlands besitzt. Grund für dessen Anlage in dieser Gegend und außerhalb bekannter Großstädte, war die Tatsache, dass die Shannon-Mündungsbucht in der kürzesten Luftlinien-Entfernung zum amerikanischen Kontinent liegt. Die maximale Reichweite der ersten Großflugzeuge, zu denen auch auf dem Wasser landende Flugboote gehörten, betrug in den 30er bis 50er Jahren des  20 Jh. nur etwas über 4000 Km – gerade die Entfernung zwischen der Ostküste Neufundlands und der irischen Westküste. Flüge der wasserstoffgefüllten Zeppeline, die als erste Anfang der 30er Jahre den Flugverkehr zwischen Europa und den USA aufgenommen hatten, war nach der folgeschweren Brandkatastrophe des Luftschiffs „Hindenburg“ in Lakehurst 1937 als Alternative ausgeschieden.

Nach gelungenem Probeflug 1937 zwischen Neufundland und Foynes, Vorgänger des heutigen Shannon-Flughafens, wurde der transatlantische Flugverkehr hier aufgenommen. Zwar unterbrachen die Ereignisse des 2. Weltkrieges die zivile Luftfahrt, Shannon wurde aber weiter ausgebaut und auch militärisch genutzt. Jedoch seit 1945 bis zum Ende der 50er Jahre, als die Reichweiten der Großflugzeuge sich erhöhten, war Shannon einer der wichtigsten Knotenpunkte im Flugverkehr Europas mit den USA und Kanada.

Die Passagiere mussten hier zwischenlanden und während des Auftankens ihrer Flugzeuge warten. Um ihnen die Wartezeit zu verkürzen, servierte ihnen der Besitzer des Flughafen-Restaurants eine neu kreierte Spezialität: starken heißen Kaffee mit Zucker, Whiskey und Sahne. Der Zufall wollte es, dass ein bekannter amerikanischer Journalist und Reiseschriftsteller, Stanton Delaplane, der für den „San Francisco Cronicle“ schrieb und 1942 den Pulitzer-Preis gewonnen hatten, von diesem Getränk so begeistert war, dass er dem Wirt seines Stammcafés“ Buena Vista“, einem Geschäftsmann namens Jack Koeppler davon berichtete. Den wiederum faszinierte es so, dass er selbst nach Irland flog, um das Originalrezept zu bekommen. Seit 1952 wurde dann „Irish Coffee“ auch in San Francisco angeboten. Koeppler war fair und enthüllte die Herkunft – und so gilt bis heute der Ire Joe Sheridan als „Creator“ der Kaffeespezialität, aber Stanton Delaplane erhielt einen Eintrag ins Lexikon als „der Mann, der den Irish Coffee“ in die Staaten brachte.  

Das Rezept ist nicht kompliziert, aber originaler Irish Coffee erfordert Sorgfalt: In einen hitzebeständigen Spezialglas werden zwei Teelöffel Zucker karamellisiert, etwa vier Zentiliter Irish Whiskey zugefügt und unter langsamem Drehen des Glases erwärmt (Nicht zu stark, damit der Alkohol nicht verdampft!). Danach wird starker heißer Kaffee aufgegossen und schließlich halb aufgeschlagene, noch flüssige kalte Sahne über einen verkehrt herum gehaltenen Kaffeelöffel oben aufgefüllt. Natürlich darf nicht umgerührt werden. Das Heißgetränk wird ohne Löffel serviert, damit man das warme Kaffee-Whisky-Gemisch durch die kühle Sahne obenauf hindurch trinken kann – gerade so, wie ein Guinness-Bier durch seinen cremigen Schaum hindurch!

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