Zeitreisen

Freitag der 13. – Glückstag oder Unglückstag?

Von Dr. Michael Krause, 12.01.2023
Freitag der 13. – © Tobif82 - stock.adobe.com
Für viele Menschen – vor allem im europäischen und deutschsprachigen Raum – gilt Freitag der 13. als Unglückstag. Auch die Zahl 13 allgemein soll angeblich Unglück bringen. Aber warum ist das so und gilt das in anderen Regionen ebenfalls? Woher stammt dieser Aberglaube und Zahlensymbolik? Reiseleiter und Sprachhistoriker Dr. Michael Krause hat hierzu einige spannende Fakten zusammengetragen ...

In jedem Kalenderjahr gibt es sie: Freitage, die auf den 13. Tag eines Monats fallen – mindestens einen, wie etwa im Vorjahr 2022 (13. Mai) und höchstens drei (das nächste Mal 2026) oder eben meist zweimal wie in diesem Jahr: 2023 sind es der 13. Januar und der 13. Oktober. Sie sind also unvermeidlich in der Datumsfolge, aber viele Menschen hängen dem Aberglauben an, dass es Unglückstage seien. Und da in der deutschen Sprache alles seine Ordnung haben muss, gibt es sogar ein eigenes Wort dafür: Paraskavedekatriaphobie heißt die Angst vor diesem Datum, Triskaidekaphobie nennt man die abergläubische Furcht vor der Zahl 13. Beide Worte stammen aus dem Altgriechischen und sind über das Lateinische tradiert.

Und natürlich trägt man sogar im Tourismus dem weit verbreiteten Aberglauben Rechnung: Viele große Hotels lassen der zwölften gleich die vierzehnte Etage folgen und Zimmer Nr. 13 gibt es nur höchst selten, eher wird dann 12 A zu finden sein. Auch in Krankenhäusern vermeidet man oft diese Etagen- oder Zimmernummer und selbst in der Formel 1 verzichtet man auf die Startnummer 13. Wer mit der Lufthansa, verschiedenen anderen europäischen oder US-Fluggesellschaften unterwegs ist, merkt, dass es keine 13. Reihe im Flugzeug gibt. Demgegenüber sehen das die Deutsche Bahn oder die Theater, Kinos und Sportststadien wesentlich entspannter: hier gibt es sowohl eine 13. Reihe als auch entsprechend nummerierte Sitzplätze… Nur einen Wagen 13 in der Wagenreihung der Bahn gibt es sehr selten – aber deren Mystik (warum kommt Wagen 8 gleich nach der 23?) ist eh‘ undurchschaubar.
In Ländern mit anderen Traditionen als der unseren ist das ganz anders: In Südostasien, China und Japan ist die 13 eine Glückszahl und es ist glückverheißend, beispielsweise eine Reise am 13. Tag eines Monats zu beginnen. Dafür hat man in China große Furcht vor der Vier: Sprachwissenschaftler vermuten, dass dies daran liegt, dass das Zahlwort „Vier“ ausgesprochen fast genauso klingt wie das (völlig anders geschriebene) Wort für „Tod“ oder „Sterben“. Deshalb gibt es in vielen Hotels dort keine Zimmer-Nr. 4 und auf die dritte Etage folgt gleich die fünfte … Außerdem beginnt kaum eine asiatische Reise an einem Vierten. Auch 7 und 9 gelten – vor allem in Asien – als Unglückszahlen, während die 8 als Zahl der Vollendung Glück verheißt – genau wie in Europa die 6 (weil Gott ja die Erde in 6 Tagen erschuf!)

Aber woher kommt die abergläubische Angst bei uns vor der Dreizehn und dem Freitag? Deutungen dafür gibt es mehrere – die am weitesten Verbreitete leitet man aus dem ersten diesbezüglich urkundlich bezeugten Unglück der Geschichte her, denn am Freitag, dem 13. Oktober 1307 begann die vom französischen König Philipp IV. dem Schönen initiierte Verhaftung und Verfolgung der einflussreichen und gefürchteten Tempelritter wegen Ketzerei, von denen daraufhin viele hingerichtet und ihr Orden in der Folge verboten wurde. Dafür soll den König auch der Fluch des zuletzt auf dem Scheiterhaufen verbrannten Templer-Großmeisters Jacques de Molay getroffen haben: er starb völlig unerwartet kurz nach diesem in der Blüte seiner Jahre …

links: in der als „Bankfiliale“ genutzten Tempelritter-Burg La Couvertoirade in Südfrankreich - rechts: das zwölfte Tor in der Mauer Jerusalems (Jesustor am Tempelberg)
 

Entscheidend für die Sichtweise in Europa ist hier wohl vor allem die Zahlensymbolik der Bibel.

Zahlensymbolik:
Unglücks-Deutungen und Zahlenmystik vor allem im Bereich des christlichen Abendlandes liegen in der Mystik des Judentums und dieser folgend besonders in der christlichen Überlieferung: Freitag ist der Wochentag, an dem Jesus Christus am Kreuz starb und dieser wurde deshalb in altkatholischer Tradition als „fleischloser“ oder Fastentag der Woche begangen. Die Zahl Zwölf wurde laut den Büchern der Bibel eher als glücksverheißend angesehen, denn es war die Zahl der Tore des himmlischen Jerusalem, der Monate des Jahres, die Anzahl der Stämme Israels und die der Apostel. Zu den zwölf Jüngern Jesus‘ (die später zu Aposteln wurden) aber kam als dreizehnter Judas hinzu, der Jesus verraten hat, also Unglück brachte. Von daher ist auch die Dreizehn in der Überlieferung als „eins zuviel“ verfemt.
Die Zahl Zwölf war als Sondermenge „Dutzend“ lange Zeit maßgeblich für Zahlen, Gewichte und Münzsystem und selbst in unsere Märchen und unser Wortgut hat sie sich eingeschlichen, denn in einigen von ihnen gibt es zwölf gute Feen und nur die dreizehnte spricht beispielsweise einen Fluch aus und wenn etwas unannehmbar ist, sagt man „Jetzt schlägt’s aber dreizehn!“.

Übrigens: In den Statistiken der Versicherungen spielt Freitag der 13. eine eher positive Rolle. Es gibt nämlich weniger Versicherungsschäden und Unfälle an solchen Tagen als an anderen Daten oder anderen Freitagen. Experten der Zürcher Versicherung äußerten dazu, dass das vielleicht daher käme, weil die Menschen sich aus abergläubischer Angst mehr vorsehen würden.

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