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Sadhu – der „heilige Mann“ im Hinduismus

Von Dr. Michael Krause, 10.02.2017
Jain Priester in Jaisalmer – © Franck Camhi-Vision - AdobeStock
Indien gehört zu jenen Ländern, die einem ununterbrochen Rätsel aufgeben! Lebensweise, Kastensystem, zutiefst empfundene Religiosität – nichts davon kann man verstehen, wenn man sich nicht mit den Hintergründen beschäftigt, dem Wesen und den Besonderheiten der Hindu-Religion.
Das Weltbildung und Denken der indischen Bevölkerung, auch der Tagesablauf und viele Besonderheiten des „normalen“ täglich

Auffällig im Straßenbild vieler Orte sind die heiligen Männer, „Sadhu“ genannt. Im Hinduismus ist das – in seiner Wortbedeutung aus dem tausende Jahre alten Sanskrit etwa „guter“ oder tatsächlich „heiliger“ Mann – eine Art Oberbegriff für viele hunderttausend Männer, die sich einem nur noch religiösen und meist asketischen Leben verschrieben haben und im Allgemeinen von allem Weltlichen gelöst, heimatlos und sich nur von milden Gaben ernährend, Erlösung suchen.  

Große Achtung bringt man den mitunter fast nackten, zumeist aber bunt bekleideten und oft mit Symbolen – meist dem Zerstörergott Shiva oder dem Bewahrergott Vishnu gewidmet – bemalten Sadhus entgegen. Für viele Hindus verkörpern die Sadhus ein Ideal – seit Jahrtausenden legt die Religion nahe, dass das irdische Leben eines Menschen aus vier“ Phasen besteht: Das sogenannnte „Ashrama-System“ postuliert als vier Lebensstadien das Lernen, das Haushalten, das Sich-Zurückziehen und schließlich das Erleuchtung-Suchen. Während die ersten beiden Phasen Jugend und Familienleben umfassen, bezeichnet die dritte Phase das Weggehen der Kinder und die vierte Phase legt nahe, sich auf Tod und Wiedergeburt vorzubereiten. Tatsächlich verlassen viele ihre Familien, um sich der Meditation und ganz der Religion zu widmen, wandern umher und begnügen sich mit Leben im Freien in der Nähe eines Tempels, in Höhlen oder einfach auf der Wanderschaft. Die Verehrung der Hindugemeinschaft für diese Art der Askese und des meditativen Lebens sichert den „heiligen Männern“ das Überleben, denn es gehört zum guten Ton, ihnen eine kleine Geldspende oder etwas zum Essen zukommen zu lassen…  

Fast überall an heiligen Orten, bei großen Tempeln oder religiösen Zentren der Hindus in Indien oder Nepal sind die durch Ihre Kleidung, Bewegung oder religiöse Verzückung auffallenden lebenden Heiligen des Hinduismus zu finden – und sie lassen sich gern einmal fotografieren, zum Beispiel, um durch das „Gebanntwerden“ auf ein Medium eine gewisse Berühmtheit zu erlangen oder auch, weil meist eine kleine Spende folgt …

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