Toraja-Begräbniswand – traditionelle-Bestattungssitten auf Sulawesi

Die Torajas sind ein Volk im Bergland der riesigen Insel Sulawesi, die zu Indonesien gehört. Ursprünglich wohl vom asiatischen Festland eingewandert, haben die recht abgeschieden lebenden Torajas ihre archaischen Traditionen und Kulte sowie ihre Kultur bewahrt, obwohl sich ihre Mehrheit offiziell zum Christentum bekennt. Jahrhunderteland trotzte das Volk, dessen wichtigste Ernährungsgrundlage Schweinefleisch ist, den Bekehrungsversuchen des muslimisch geprägten Nachbarvolkes der Bugi.

Von Till Abraham / 13.04.2012
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Besonders wichtig für die Toraja sind neben dem Zusammenleben in der Dorfgemeinschaft der Ahnenkult und die Ehrung der Verstorbenen. Die Jenseits-Vorstellungen prägen Leben, Sitten und Bräuche und schlagen sich auch in architektonischen Besonderheiten nieder.

Die Begräbnissitten bzw. deren Zeugnisse sind auch das auffallendste Element beim Besuch des Toraja-Landes. Da das Leben nur ein Übergangsstadium darstellt, werden die Toten besonders geehrt. Sie werden einbalsamiert und erst Monate, oft Jahre später, zur ewigen Ruhe gebettet. Bei den aufwändigen Begräbniszeremonien, an denen oft hunderte Leute teilnehmen, werden wertvolle Wasserbüffel und Dutzende Schweine geopfert. Die Toten werden in geschnitzten Särgen mit zahlreichen Grabgeschenken beerdigt. Klassisch war zunächst das Begräbnis in Höhlen, später und in bestimmten Gegenden erfolgten die Bestattungen in reichverzierten geschnitzten Holzsärgen, die hoch über den Köpfen der Menschen in den Felswänden verankert wurden.

In den letzten Jahrzehnten hat es sich eingebürgert (obwohl die meisten Torajas sich seit Anfang des 20.Jh. zum Christentum bekehren ließen) dass die Beisetzungen in von Hand in die Kalksteinwände gehauenen Felsengräbern stattfinden. In denen hat die ganze Familie Platz, zahlreiche Grabbeigaben natürlich auch. Vor den Eingängen der Grabkammern oder zentral in einer solchen Begräbniswand stehen sogenannte Tau Taus, Holzfiguren, die nach dem Bildnis der Verstorbenen gefertigt und mit Kleidung versehen werden. Je nach Vermögen der Familie sind diese Figuren etwa 80 cm hoch bis lebensgroß. Äußerst eindrucksvoll sieht man mit Tau Taus vollgestellte Begräbniswände beispielsweise in den Dörfern Lemo oder Kete Kesu. Der Besuch dieser einzigartigen Zeugnisse archaischen Ahnenkults ist ein besonderes Highlight und Paradebeispiel für richtiges Reisen!



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