Ei, Ei Ei – das Osterei rund um den Globus
Von Dr. Michael Krause, 09.04.2025
Das Osterei als Symbol des Frühlings und des entsprechenden Festes liegt ja schon in verschiedenen Varianten seit Monaten in unseren Geschäften. Interessant ist: Wie geht man mit dem österlichen Fruchtbarkeitssymbol anderswo um?
Während in den USA nach Ausbruch der Vogelgrippe und den damit verbundenen Maßnahmen, z.B. dem massenhaften Notschlachten von Legehennen, Eierknappheit herrscht – und das ausgerechnet vor Ostern – sieht es bei uns mit den zum Osterfest unentbehrlichen Hühnerprodukten noch einigermaßen entspannt aus. Immerhin aber haben die US-amerikanischen „Hoch-Zoll-Jongleure“ europäische Länder um Eier-Lieferungen gebeten. Vielleicht der erste Schritt zurück zur Natural-Wirtschaft, und man darf Trumps Super-Zölle wie früher mit „‘nem Appel und ‘nem Ei“ bezahlen?
Aber Spaß beiseite – was verbindet das Ei, das von seiner Wortherkunft eng mit dem Begriff „Vogel“ verbunden ist, ausgerechnet mit Ostern? Und wie geht man anderswo zu diesem Fest mit dem Tierprodukt um?

Wer bringt die Eier?
Die ursprüngliche Herkunft der Ostertage als Frühlings-Feier ist bekannt und nahezu unumstritten. Durch die Ereignisse der biblischen Geschichte, bei denen der Leidensweg von Jesus Christus mit dem jüdischen Passahfest zusammenfiel, wird auch seine für das Christentum existenzgründende Auferstehung zu diesem Anlass gefeiert.
Viele Symbole der Fruchtbarkeit sind aber durch die unvergessenen älteren Zusammenhänge immer noch mit Ostern verbunden – vor allem das Ei, aus dem neues Leben entsteht. Allerdings ist eine ganze Reihe von Tieren im Umkreis des Begriffes der Fruchtbarkeit in verschiedenen Gegenden als „Eierbringer“ im Einsatz: In Schweden ist es das Osterküken oder der „Påsktuppen“, der Osterhahn, in der Schweiz der Osterkuckuck. Na ja, wenigstens sind das Vögel – während in vielen asiatischen Ländern Fische, vor allem Karpfen, oder Frösche, beide bekannt für sehr viele gelegte Eier, die Menschen beglücken – übrigens auch die Maus in Südostasien oder in chinesischen Küstengebieten die Ostermuschel.
In Polen, vor allem den seenreichen Masuren, bringt der Storch die Eier, im Elsass der Fuchs. An den Osterfuchs glaubten übrigens bis Anfang des 20. Jh. auch noch in vielen deutschen Regionen die Kinder. In Australien bringt das kaninchenähnliche Beuteltier Bilby die Ostereier und spätestens mit Erstarken der Süßwarenindustrie hat in Mitteleuropa der für viele Nachkommen bekannte Hase das Rennen gewonnen – außer in Frankreich und Belgien, wo man Ostern mit dem Freudenklang der Kirchenglocken zur Auferstehung verbindet und geflügelte Glocken als Glücksbringer auch als Schokoladenfiguren und „Eier-Verstecker“ den Osterhasen Konkurrenz machen.

Wahre Eier-Wettkämpfe
Sehr interessant ist es auch, wie unsere Nachbarn mit den gekochten und gefärbten oder bemalten Eiern, dem österlichen Fruchtbarkeitssymbol an sich, umgehen. Bei den Sorben, wo Traditionen wie Osterreiten und das überaus kunstvolle Bemalen und Verzieren der Ostereier großgeschrieben werden, gibt es beispielsweise „Eier-Wettkämpfe“, in denen die verzierten Ostersymbole einen Hang hinuntergerollt werden und denjenigen das meiste Glück im kommenden Jahr erwartet, dessen Ei am weitesten rollt.
Ruppiger ist es in Bulgarien – nach der Sonntagsmesse bewerfen sich die Messebesucher gegenseitig mit gekochten und gefärbten Eiern oder schmeißen diese an die Kirchenwand – glücklich sind dann die, deren Eier heil bleiben. Noch rabiater ist man in Spanien – hier bietet man sich nach der Messe Osterbrot an, in das ein Ei mit Schale eingebacken ist. Nach gemeinsamem Verzehr des Brotes zerschlägt man das Ei an der Stirn des Menschen, dem man am meisten Glück wünscht.
In Österreich gelten vor allem am Gründonnerstag gelegte Eier als Glücksbringer, sie sollten nur gefärbt, aber müssen über Ostern geschont werden. Beim „Eiertütscha“ in der Schweiz stoßen die Wettbewerbsteilnehmer gefärbte oder bemalte Eier gegeneinander und Sieger ist der, dessen Ei ganz bleibt. Solche „Eier-Wettkämpfe“ kennt man auch in Westeuropa: in Frankreich wirft man gekochte Eier möglichst hoch in die Luft – Sieger ist der, dessen Ei zuletzt wieder auf dem Boden landet. Und in Großbritannien gibt es vor allem in den Dörfern im Süden den Bauch des „Eiersiebens“: jedes Kind schreibt seinen Namen auf ein Ei. Alle werden dann in ein großes Sieb gegeben und vom Bürgermeister kräftig geschüttelt – alle Kinder, deren Ei ganz bleibt, sind die Glücklichsten im Dorf…
Da bleibt nur, all unseren Gästen frohe Ostertage, Gesundheit im darauffolgenden Jahr zu wünschen und das Glück, Sitten, Bräuche und die schönsten Landschaften auf der nächsten erlebnisreichen Reise zu wünschen
Herzlichst Ihr Studienreiseleiter
Dr. Michael Krause