Reisen neu entdecken
Von Dr. Michael Krause, 09.03.2022
Wie geht es weiter mit dem Reisen? Die Sehnsucht nach Ruhe, nach Natur und Unbeschwertsein, nach schönen Erlebnissen gemeinsam mit den Liebsten, nach Frieden und Freiheit ist allgegenwärtig. Und jedem von uns ist klar: Es wird sich vieles ändern. Eine Zeit des Aufbruchs steht uns bevor, des Neu-Entdeckens – auch des Reisens. Und Reisen ist für uns schon immer auch "Friedensarbeit". Lesen Sie hier
Was haben wir jahrelang alles getan, um unsere Reisen zu bewerben, uns von Mitbewerbern positiv abzuheben?! Und dann – ein Virus hat uns allen so etwas wie ein Reise-Knockout beschert – zumindest für eine … gefühlte kleine Ewigkeit. Die Regionen, die unter dem sogenannten "overtourism", dem ungebremsten Massentourismus immer mehr litten und schon anfingen, sich dagegen zu wehren, werben nun wieder um mehr Touristen.
Also geht alles wieder von vorn los, wird sich rasch der Vor-Corona-Stand wieder einstellen und wir genießen wieder die uns in den beiden letzten Jahren vorenthaltene Reisefreiheit – möglichst in vollen Zügen und wieder im Übermaß?
Nein, wahrscheinlich wird das bei vielen nicht geschehen, denn verschiedene Dinge haben sich im Bezug zum Reisen verändert und wir sind uns dessen bewusster geworden. Viele Menschen haben erst einmal gemerkt, was ihnen fehlt, wenn sie nicht verreisen können. Dadurch wird eine Reihe von Überlegungen zu Möglichkeiten des Reisens, vor allem aber zu seiner Qualität und seiner Nachhaltigkeit von immer mehr Menschen wahrgenommen – sogar die Bundeszentrale für politische Bildung hat dem Phänomen "Reisen und Tourismus" im Dezember 2021 eine Sonderausgabe ihrer Wochenzeitung "Das Parlament" gewidmet, in der sich führende Wissenschaftler zu Themen des modernen Tourismus äußerten.
Und was meinen Sie, was haben die herausgefunden? Wie wird er aussehen, der neue Tourismus – und: ist er wirklich neu? Fakt ist, dass wir alle mit ein wenig mehr Bewusstsein und ein wenig "neuer Freude" am Reisen, ans Entdecken neuer Ziele und Erlebnisse gehen werden. Nach der tatsächlich ungewöhnlichen Situation einer Pandemie gibt es wieder eine Art "Aufbruch", eine "Neu-Entdeckung des Reisens". Das erste Mal fiel so etwas – der Versuch, einen Ausbruch aus der eigenen begrenzten Welt mit Hilfe des Reisens zu organisieren, sich neue Sinnes-Erlebnisse und Einblicke in andere (Sinnes)Welten zu verschaffen – schon vor "Erfindung des Gruppentourismus" Ende des 18. Jh. dem Historiker und Staatsrechtler August Ludwig von Schlözer auf, der "Reisen in Geschäften" von "Reisen um zu reisen" unterschied. Er sah übrigens in letzterem – meist den Begüterten oder dem Adel vorbehalten – ein gutes Mittel, um die Welt zu verbessern, indem man auf Reisen lerne, sich selbst zu verbessern.
Sie sollten aber jetzt nicht denken, dass wir Reisemacher von Eberhardt TRAVEL nun vor allem ans Weltverbessern denken. Aber da auch wir von den Einschränkungen der letzten Jahre erfasst und im Innersten "betroffen" waren, gehen wir mit frischen Ideen, viel Energie, Herzblut und ungebrochener Sinneslust an die kommenden Reisen – aber auch mit reiflicher Überlegung und dem Wunsch, "modern, aber nachhaltig" unterwegs zu sein. Reisen sei "Sehnsucht nach dem Leben", beschrieb Kurt Tucholsky seine Gefühle, bevor er sich "in die Welt" begab und Sehnsüchte spielen auch bei unseren Reisen die entscheidende Rolle.
Beim Reisen in Länder mit anderer Kultur, anderen Traditionen und Lebensweisen – besonders in entfernte Regionen und in wirtschaftlich ärmere Länder, deren Bevölkerung nicht selten hauptsächlich vom Tourismus lebt – ist es besonders wichtig, die Begegnung, das Kennenlernen und die Reise-Umstände mit Respekt zu gestalten. Als Reisende sind wir Gäste – so wollen wir uns fühlen und benehmen, denn wir wollen ja immer wieder hochwillkommen sein!
Also tun uns mitunter eine gewisse Bescheidenheit und Akzeptanz des anderen ganz gut – wir müssen nicht immer davon ausgehen, dass die Länder, die wir besuchen "noch viel zu lernen" haben.
Unsere neuen Reisen, hervorgegangen aus der Reise-Sehnsucht und den Träumen und Ideen gerade der letzten beiden Jahre, sind wie immer sehr sorgfältig ausgewählt und gut vorbereitet – aber sie sollen immer so sein, dass noch die Freude am Entdecken bleibt und im Sinne des "richtigen Reisens" der Einsatz aller Sinne. Der französische Literatur-Nobelpreisträger André Gide beklagte einst: "Die Unannehmlichkeiten an einer allzugut vorbereiteten Reise ist, dass das Abenteuer darin nicht genügend Raum hat". Auch wenn wir nicht gerade Abenteuerreisen gestalten, sollen doch auch das Quäntchen Abenteuerlust in der Freude am Entdecken und der unschätzbare Gewinn von Erinnerungen und neuen Erfahrungen zu dem gehören, was unsere Gäste von unseren Reisen mitnehmen.
Vor einiger Zeit hatte Dr. Uwe Lorenz, Chef der Eberhardt-Reisemacher, einen Text zum Thema "Reisen ist Friedensarbeit" auf diesen Seiten veröffentlicht. Nun ist dieses Thema plötzlich wieder aktueller denn je!
Dabei sollten wir eines unbedingt anmerken: Völker kämpfen schon sehr lange nicht mehr gegeneinander – eigentlich seit etwa eintausendfünfhundert Jahren, seit der in die Geschichte als "Völkerwanderung" eingegangenen Periode, nicht mehr. In der Zwischenzeit wurden Kriege und Kämpfe nur für die Interessen politischer Gruppen, Machthaber und Diktatoren, oder religiöser Fanatiker ausgetragen.
Wer zu anderen reist, der will sie nicht bekriegen und der will sie ernst nehmen und so, wie sie sind! Der will sie kennenlernen, der strebt – wie oben schon erwähnt – danach, eine neue Welt , neue Schätze von Kultur, Landschaft und Lebensweise zu erfahren, sie im Wortsinn zu be-"greifen" und wenn möglich, mit allen Sinnen zu genießen. So sind alle unsere Reisen gedacht und wenn wir sie erfolgreich durchführen und Sie dabei an unserer Seite Ihre Reiseträume erfüllen, dann handeln wir nach den Weisheiten all der klugen Leute, die es prägnant auf den Punkt gebracht haben: "Was man kennen und schätzen gelernt hat, kann man weder hassen noch bekriegen". Die stellte schon vor mehr als hundert Jahren der Reisende und Autor Mark Twain fest, der der Welt einen Tom Sawyer und einen Huckleberry Finn geschenkt hat. Und recht hat er!
Aber trotzdem soll alles, was jetzt mit der neuen Reisesaison auf uns zukommt, auch eine "Eroberung" sein – die neuer Eindrücke und neuer Freunde nämlich! Die partielle Unmöglichkeit des Reisens und die Begrenzung aller Möglichkeiten haben uns gezeigt, wie kostbar das ist, was wir längst als selbstverständlich hingenommen hatten und dann vermissten. Diese Erkenntnis, gepaart mit dem Wunsch des Humanisten Erasmus von Rotterdam, der schon Anfang des 16. Jh. davon träumte "Weltbürger … zu sein, überall wohlgelitten und zu Hause" wird uns ab jetzt, wenn die Beschränkungen Stück für Stück fallen und Reisewünsche wieder realisierbar sind, neu beflügeln und wird mit Sicherheit den Genuss am Reisen intensivieren.
Also planen Sie mit uns und mit tollen neuen Reisen den "Ausbruch" und den "Aufbruch"! Lassen Sie uns die erzwungene Unbeweglichkeit der letzten Monate vergessen und einfach den poetischen Gedanken eines weiteren Literatur-Nobelpreisträgers folgen: Hermann Hesse, zumindest durch sein geniales Werk "Der Steppenwolf" einer breiten Leserschaft bekannt, schrieb einst in seinem Gedicht "Stufen":
„Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen!“
Ihr Eberhardt-Studienreiseleiter, Sprachhistoriker und Journalist
Dr. Michael Krause