Kunst & Kultur

ENGLISCHE WEIHNACHTEN – Feiern wie zu Dickens‘ Zeiten

Von Dr. Michael Krause, 31.05.2018 Tower Bridge London – © chrisdorney - stock.adobe.com
Wer einmal das Glück hatte, ein typisches Weihnachtsfest in England mitzuerleben, der wird es so leicht nicht vergessen…

Englische Weihnachten: das ist eine aufwändige, bunte und zutiefst romantische Angelegenheit. Viele gemütliche Hotels gestalten die Festtage ganz im Sinne des viktorianischen Zeitalters: Dann geht es zu wie vor 150 Jahren, als Charles Dickens seine berühmte „Weihnachtgeschichte“ über die Läuterung des geizigen Ebenezer Scrooge schrieb. Alle Räume sind mit Zweigen, Kränzen und Girlanden aus Stechpalmen geschmückt, und natürlich hängen Mistelzweige über der Tür, unter denen sich immer noch jeder mit jedem küssen darf, der auch gerade darunter steht. Der Ehrenplatz gehört dem Weihnachtsbaum – den angeblich Königin Victorias deutscher Gatte Prinz Albert in England eingeführt hat. Father Chrismas reist traditionell in der Nacht zum 25. Dezember mit dem Rentierschlitten an und gelangt über den Kamin ins Haus. Dort haben am Abend vorher Hausbewohner und Gäste in einer gemeinsamen fröhlichen Zeremonie Strümpfe zum Befüllen aufgehängt (und auch die Mohrrübe für die Rentiere nicht vergessen). Am Morgen des 25. Dezembers werden sie ausgepackt, die Geschenke untereinander herumgezeigt und bei Bedarf auch getauscht. Mindestens genauso wichtig ist der Lunch, der nun folgt: Das traditionelle Weihnachtsessen wird in vier bis sechs Gängen serviert, wobei Truthahn, Rosenkohl, gedämpfter Plumpudding und der Christmas Cake mit vielen Früchten nicht fehlen dürfen. Je nach Region kommen weitere Spezialitäten dazu. Mit dem schlechten Ruf der englischen Küche haben sie nichts zu tun.

Geselliges Beisammensein ist bei der englischen Weihnacht wichtig – und funktioniert auch dann hervorragend, wenn man kaum Englisch spricht. Gemeinsames Weihnachtslieder-Singen, humoriges Vortragen von Weihnachtsgeschichten und –gedichten, gemeinsames Teetrinken, ein Quiz- oder Tanzabend lockern die Stimmung und binden jeden mit ein, der dabei ist. Bei gemeinsamen Spaziergängen trifft man andere Weihnachtsfeierer und freut sich mit ihnen über die schönen Tage. Am Nachmittag des ersten Feiertages ist es ein Muss, mit einer Tasse würzigem Weihnachtspunsch oder Tee in der Hand der Weihnachtsansprache der Königin zuzuhören. Dazu gibt es die berühmten Scones mit Marmelade und dicker Sahne.

Weihnachten auf Europas größter Insel ist in der Tat eine Zeitreise. Von der Fernsehansprache abgesehen sind die Tradition der Engländer und besonders ihr Weihnachtsessen genauso geblieben wie schon zu Charles Dickens‘ Zeiten.

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