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Kunst & Kultur

Papstwahl in Rom – Gedanken zum Tod von Papst Franziskus I.

Von Dr. Michael Krause, 22.04.2025
Papst Franziskus bei der Papstaudienz auf dem Petersplatz in Rom – © David Faatz - Eberhardt TRAVEL

Am Ostermontag, dem 21. April 2025 hat der Hall der Osterglocken, die für Christen in aller Welt die Freude über die Auferstehung von Jesus Christus verkünden sollen, auch die Verbreitung der traurigen Botschaft vom Tod des Papstes Franziskus übernommen…

Damit wird die Zeit der „Sedisvakanz“ – des „leeren Stuhls“ eingeleitet. Gemeint ist der „Heilige Stuhl“, wie der Vatikan, jener kleinste Staat der Welt und komplett umschlossen vom Gebiet der italienischen Hauptstadt Rom, als Sitz des Oberhauptes der katholischen Kirche genannt wird. Der Bischof von Rom ist nach Glauben und Legende der Nachfolger des Heiligen Petrus, des Bedeutendsten der Apostel, des Fischers Simon, den Jesus Christus selbst im Umfeld der Ostergeschichte in Erwartung seines baldigen Todes zum Fortsetzer seines Weges und Erben seiner Ideen gemacht hat: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein“ (NT, Ev. D. Matthäus 16. 18/19)
Seit dieser Episode und vor allem nach der in der Bibel beschriebenen Auferstehung Jesu zu Ostern und nach seiner 40 Tage später erfolgten Himmelfahrt galt Petrus, der später Bischof von Rom wurde, als Stellvertreter Christi auf Erden.
Namen und Würde „Papst“ – sozusagen „Vater der Bischöfe“ – ist erst seit dem frühen Mittelalter nachweisbar und hat mit historisch-politischen Vorgängen zu tun. Dennoch haben sich seither im Laufe der Zeit viele Überlieferungen, rituelle Handlungen und auch gottesdienstliche (liturgische) Traditionen mit dem Amt, seinem Beginn und seinem Ende verknüpft.

Papstaudienz auf dem Petersplatz in Rom – © Eberhardt TRAVEL
Papstaudienz auf dem Petersplatz in Rom – © Eberhardt TRAVEL

Dass der Geistliche, der zum Papst gewählt wird, seinen Namen ändert, könnte zwar in der Jesus Christus zugeschriebenen Umbenennung des Fischers Simon in Petrus (= Felsen) seinen Ursprung haben, aber wird erst seit dem 6. Jh. tatsächlich ausnahmslos praktiziert.
Der gerade verstorbene Papst hat bereits mit der Wahl seines Namens „Franziskus“ – aus Verehrung des Heiligen Franziskus von Assisi – deutlich gemacht, dass er etwas anders war als seine Vorgänger. Er wählte diesen Heiligennamen als erster und durchbrach damit Traditionen seiner Vorgänger und hörte dabei auch nicht auf den Rat vieler Kardinäle. Bereits damit brachte er zum Ausdruck, dass er dem Armutsideal – einst einer der Grundfesten der Jesus-Kirche – mehr Raum einräumte als seine Vorgänger. Vielleicht prägten seine Erlebnisse als Bischof und Kardinal in Buenos Aires und seine Kenntnis der zahllosen Armenviertel Südamerikas seinen Stil und seine Amtsführung. Tatsächlich hat er mit vielen geäußerten Ansichten und vor allem in seinen Gebeten und Friedensbotschaften seine Nähe zu den einfachen Menschen bewiesen. In vielen oft kleinen Gesten brachte er seine Verbundenheit mit den Gedanken des ursprünglichen Christentums zum Ausdruck – seiner Absage an den Prunk vieler seiner Vorgänger, seinem Verzicht auf die Papstkrone Tiara, der Beibehaltung seiner einfachen Bischofswohnung im Gästehaus „Sanctae Marthae“ anstelle die ihm zustehenden Prunkzimmer im „Apostolischen Palast“ zu beziehen und selbst in seinem Wunsch, seine Beisetzung betreffend: anders als die bisherigen Päpste, die traditionell unter dem Petersdom bestattet wurden, möchte er in einem seiner Lieblingsorte, der Basilika Santa Maria Maggiore, seine letzte Ruhe finden.

Kirche Santa Maria Maggiore in Rom – © Eberhardt TRAVEL
Kirche Santa Maria Maggiore in Rom – © Eberhardt TRAVEL

Als „Anwalt der Menschlichkeit“ hat in seiner Trauerbotschaft der deutsche Bundespräsident Steinmeier den Verstorbenen bezeichnet und tatsächlich nahm Franziskus seinen lateinischen Titel als „Pontifex Maximus“ – „oberster Brückenbauer“ – sehr ernst, wenn er sich häufig für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzte. Sein Engagement für Menschen am Rand der Gesellschaft, seine Bescheidenheit und Nahbarkeit machten diesen Papst zu einer Ausnahmepersönlichkeit im Vergleich mit vielen seiner Vorgänger und vielen gegenwärtigen Würdenträgern seiner Kirche. Selbst einige der in der stets überaus konservativ agierenden katholischen Kirche sehr lange tabuisierte Reizthemen griff er in einer Zeit auf, als Missbrauchsskandale die Institution erschütterten – über Zölibat, Anerkennung von Scheidung und Tolerierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen könne man reden – auch wenn es ihm, vielleicht aufgrund der inneren Widerstände nicht gelang, entsprechende Reformen endgültig auf den Weg zu bringen.

Sonnenuntergang über dem Petersdom in Rom – © Marlies Thrum - Eberhardt TRAVEL
Sonnenuntergang über dem Petersdom in Rom – © Marlies Thrum - Eberhardt TRAVEL

Und wie geht es jetzt weiter in Rom? Nachdem am Morgen des Ostermontags nach altem Ritual der Tod des Papstes festgestellt und bestätigt wurde, ruhen während der als Trauerzeit geltenden „Sedisvakanz“ die Amtsgeschäfte des Staates Vatikan weitgehend, da die Chefs der Institutionen, die derzeit „Dikasterien“ heißen (so wurden in der „Kurienreform“ von 2022 die bis dahin als „Kongregationen“ firmierenden Ministerien des Vatikans umbenannt) beurlaubt werden. Der bisher als päpstlicher Kammerherr („Camerlengo“) fungierende Kardinal – derzeit der Amerikaner irischer Herkunft Kevin Farrell – koordiniert Amtsgeschäfte und Vorbereitung der Trauerfeierlichkeiten. Der Kardinal für Glaubenslehre (Nachfolge der früheren „Inquisition“) bereitet die Wahl des nächsten Kirchenoberhauptes vor…
Das in unserer Zeit dafür gültige Bestimmungsverfahren ist die Papstwahl im „Konklave“ – einer nach und von außen abgeschlossenen und unbeeinflussten Versammlung wahlberechtigter Kardinäle.
Ursprünglich gab es in den ersten Jahrhunderten der Kirchengeschichte mehrere Möglichkeiten zur Festlegung auf ein neues Oberhaupt der Christenheit – per Akklamation, also einer Art inspirativer Ausrufung eines beliebten Kirchenmannes durch das Volk von Rom, oder durch Kompromiss einer Delegation von Wahlmännern oder – wie heute – einer geheimen Wahl mit Stimmzetteln. Nachdem im Mittelalter auch Gläubige ohne Priesterweihe in Frage gekommen waren und die unterschiedlichen Verfahrensweisen Streitigkeiten und die Aufstellung von „Gegenpäpsten“ zu Folge gehabt hatten, die mitunter erbittert und mit Kriegen um die Vorherrschaft stritten, wurden in der Zeit des 11. bis zum 13. Jahrhundert Regeln entwickelt, die die Zeiten überdauerten: es wurden auch Nichtrömer zur Wahl zugelassen, später wurde bestimmt, dass eine Priesterweihe Voraussetzung wäre. Die von Innozenz IV. Mitte des 13. Jh. getroffene Regelung enthielt schon wesentliche Merkmale der heute gültigen Gepflogenheiten – ein Gremium von wahlberechtigten Bischöfen – den Kardinälen – sollte den neuen Pontifex Maximus mit Zweidrittelmehrheit wählen, wobei dessen eigene Stimme nicht gezählt werden durfte.
Dass die Konklave-Regeln nicht alle Eventualitäten berücksichtigten, erwies sich schon 1268, als nach dem Tod von Papst Clemens IV. in Viterbo das dortige Konklave 3 Jahre dauerte. Da die ohne Ergebnis tagenden Kardinäle der Stadt zu teuer wurden, ließ der Rat von Viterbo deren Versorgung einstellen und sogar das Dach der Tagungskirche abdecken, damit Wetterunbill zu einer Entscheidung zwänge…
Inzwischen sind die Regeln verbindlicher, auch wenn die Normen der Papstwahl immer mal wieder geändert wurden. Insgesamt wird etwa neun Tage getrauert und 15 bis maximal 20 Tage darf nunmehr die Sedisvakanz dauern, bevor im Konklave ein neuer Papst bestimmt wird. Wahlberechtigt sind seit 1978 alle Kardinäle unter 80 Lebensjahren – das sind derzeit 141 Personen – die gleichzeitig auch als neues Kirchenoberhaupt in Frage kommen. Als Ort der Wahl – traditionell bis 1870 der Quirinalspalast in Rom – wurde 1870 die Sixtinische Kapelle festgelegt. Diese wird nun für die Öffentlichkeit geschlossen und für das „Konklave“, (das Wort geht auf Lateinisches „cum clave = mit dem Schlüssel“ zurück und betont die Abgeschlossenheit der Wahl, bei der auch Nachrichten- und Handy-Verbot herrschen) der Kardinäle vorbereitet. Wenn nach 33 Wahlgängen – jeweils zwei vormittags und zwei nachmittags – keine Zweidrittelmehrheit erreicht ist, kommt es zur Stichwahl zwischen den Kandidaten mit den bis dahin meisten Stimmen. Dann reicht auch die einfache Mehrheit für einen der Kandidaten. Johannes Paul II. schaffte auch die Regel wieder ab, dass Mehrheit plus eine Stimme nötig sei – nunmehr darf auch die eigene Stimme des Kandidaten notfalls als entscheidend für sich selbst gelten…
Die Kardinäle schreiben den Namen ihres Papst-Favoriten (möglichst mit verstellter Schrift) auf einen Zettel. Nach Vorlesen der Zettel und Auszählung der Stimmen mittels Strichlisten werden die Zettel – auf Schnüre gefädelt - in einem speziell dafür aufgestellten Ofen verbrannt – eine Chemikalie sorgt dafür, dass schwarzer Rauch bei Nichterreichen einer Mehrheit aus einem von außen vom Petersplatz her sichtbaren Schornstein aufsteigt. Ist der Rauch weiß, dann ist dies das Signal für erfolgte Einigung und die Menge draußen skandiert „Habemus Papam! – Wir haben einen Papst!“

Papstaudienz in Rom - Papst Franziskus auf dem Petersplatz – © Eberhardt TRAVEL
Papstaudienz in Rom - Papst Franziskus auf dem Petersplatz – © Eberhardt TRAVEL

Zusammen mit allen Menschen – ungeachtet ihrer Religion und Weltanschauung – hoffen wir auf einen würdigen Nachfolger für den mit 88 Jahren verstorbenen Jorge Mario Bergoglio, der als 266. Bischof von Rom – Papst Franziskus – mit tätiger Nächstenliebe die Herzen und den Respekt von Menschen in aller Welt gewann, der, von Krankheit gezeichnet, es sich noch einen Tag vor seinem Tod nicht nehmen ließ, den Gläubigen auf dem Petersplatz von Rom und in aller Welt den ersehnten Ostersegen zu spenden und im „Papamobil“ sitzend das Bad in der Menge der Gläubigen suchte.
In wenigen Tagen schon wird die Welt aufschauen, wenn nach dem Konklave und dem weißen Rauch aus der Sixtinischen Kapelle das dann gewählte neue Oberhaupt der katholischen Kirche auf den „Verkünder-Balkon“, die sogenannte Benediktionsloggia über dem Portal an der Fassade des Petersdomes tritt und das erste Mal seinen Segen spendet – „Urbi et Orbi“ – „der Stadt und dem Erdkreis!“

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