Schlachtnachstellungen und mehr…

„Geschichte boomt!“ – diese Aussage ist gewiss nicht ganz falsch, angesichts der immer populärer werdenden Print-Veröffentlichungen, Geschichtssendungen und historischen Dokumentationen, die ein immer größeres Publikum erreichen.

Von Dr. Michael Krause / 25.04.2016
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In vielen Genres überschneiden sich Aktivitäten, aber auch Ansätze und sogar Definitionen. Zu den immer populärer werdenden Rollenspielen (Improvisationstheater, LARP, Living History und andere) kommen öffentliche Unterhaltung in neuerdings als „Histotainment“ bezeichneten Aufarbeitungen historischer Ereignisse, ernsthafte historisch-wissenschaftliche Untersuchungen sowie zumeist „re-enactment“ genannte Nachstellungen historischer Ereignisse, insbesondere Schlachten.

Gerade die letzteren sind nicht unumstritten – leiden doch häufig Autenthizität und historische Genauigkeit unter dem angestrebten und für viele Interessierte entscheidenden Schauwert.

Aber gerade die lebendige Darstellung der Geschichte, Aktionen in historischen (wenn auch nicht immer absolut detailgetreuen) Kostümen und das dadurch erreichte Nahebringen entscheidender historischer Ereignisse machen für die meisten Beteiligten – Akteure wie Zuschauer – den Hauptwert solcher Veranstaltungen aus.

Meistens sind die oft zahlreichen Mitwirkenden mit Herzblut und Spaß bei der Sache und nicht selten gehen die Zuschauer begeistert mit. Freilich ist ein solches Ereignis letztlich eine Show und ein Massenspektakel, aber wenn mehr als 30.000 Geschichtsbegeisterte 2006 die mit großem Aufwand und 1.400 Aktiven gestaltete Nachstellung der Schlacht von Jena und Auerstedt anlässlich des 200. Jahrestages ihres Stattfindens sahen, kann man schon davon ausgehen, dass solche Veranstaltungen auf breites Interesse stoßen.

 

Schiltron-FormationSchiltron-Formation


Besonders interessant natürlich sind solcherart Schlachtnachstellungen, wenn sie am Ort der historischen Austragung stattfinden. So sahen und sehen alljährlich Tausende die Nachstellungen der Schlacht bei Tannenberg im polnischen Stebark, wo sich auf dem Originalschauplatz „polnische und litauische Ritter“ mit „Kreuzrittern“ des Deutschen Ordens in liebevoll gestalteten Kostümen ein Treffen liefern, dessen Ausgang schon 1410 entschieden wurde. Die Nachstellung der Völkerschlacht bei Leipzig hat zum „runden“ Jahrestag 2013 Zehntausende Interessierte angezogen und auch die jährlich von Dutzenden bis hunderten historisch Kostümierten mit viel Enthusiasmus dargestellte „Dreikaiserschlacht“ im tschechischen Austerlitz ist durchaus gut besucht.

So ist man durchaus gut beraten, in solch einem historischen Spektakel ein interessantes Reiseziel zu sehen, das ein Land, eine Region oder die Geschichte eines Volkes viel lebendiger näherbringen kann, als es ein bloßer Museumsbesuch, ein nüchterner Blick auf einen ohne Akteure vielleicht nichtssagenden Originalschauplatz oder ähnliches ermöglichen würde. Nicht jeder historische Kampfplatz ist per se so interessant wie das Schlachtfeld von Waterloo, das durch nachträgliche Bauten verändert wurde. Selbst das in Schottland legendäre Schlachtfeld von Bannockburn, auf dem 1314 der Schotte Robert The Bruce mit unterlegenen Kräften die schwere englische Reiterei besiegte und auf dem man jetzt eine attraktive Statue und Ausstellungsgebäude installiert hat, wirkte bei der 700-Jahrfeier mit hunderten von Mitwirkenden beim re-enactment ganz besonders attraktiv und lockte trotz strömendem Regen Tausende Geschichtsinteressierte an. Eine Eberhardt-Reisegruppe, die am Spektakel teilnahm, hat mit Sicherheit bleibende Erinnerungen mitgenommen.  Lesen Sie hier den Reisebericht.


Schlachtnachstellung Bannockburn


Und auch 2016, wenn sich im Oktober die entscheidende Schlacht von Battle bei Hastings – die die jahrhundertelange Herrschaft der Normannen und Franzosen über England begründete und letztlich die Grundlage für den 100jährigen Krieg zwischen Frankreich und England schuf – zum 950. Male jährt, wird eine Eberhardt-Gruppe dabei sein und – gewiss ohne Partei ergreifen zu müssen – den Akteuren zujubeln. Egal wie das Wetter auch wird – dass es ein buntes und unglaubliches Spektakel werden und dass das Beiprogramm in Südengland und der Normandie den bleibenden historischen Eindruck auf das Beste unterstützen wird: das darf bereits als sicher gelten!



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