Reisebericht: Rundreise Süd–Namibia & Westküste Südafrikas

28.08. – 12.09.2018, 14 Tage Naturerlebnisse zwischen Windhoek und Kapstadt: Windhoek – Namib & Sossusvlei – Fish River Canyon – Namaqualand – – Zederberge – Westküste am Atlantik – Kapstadt & Kap der Guten Hoffnung


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Frühling im September, Blumenwiesen, Pinguine am schönsten Ende der Welt, Safari in der Kalahari…eine abwechslungsreiche Reise durch Namibia und Südafrika.
Ein Reisebericht von
Frank Nimschowski
Frank Nimschowski

1. und 2. Tag Anreise nach Windhoek

Im Laufe des Tages treffen wir am Frankfurter Flughafen ein, wo am Abend unser Fernflug nach Johannesburg startet. Nach 10,5 Stunden Nachtflug erreichen wir am nächsten Morgen Johannisburg. Dort steigen noch zwei weitere Gäste zu. Nach weiteren zwei Flugstunden erreichen wir schließlich Windhoek, wo uns Konny und Fahrer Brisley bei strahlendem Sonnenschein empfangen. Brisley als Herero quasi Ureinwohner und Konny, Journalistin, lebt seit vielen Jahren in Namibia.
Am Flughafen besteigen wir unseren Safari Truck, eine Art geländegängiger Reisebus, mit dem wir bis Kapstadt unterwegs sein werden. Auf dem 40 Kilometer langen Weg vom Flughafen in die Stadt sehen wir schon die ersten Wildtiere, nämlich Paviane. Die „kleine Großstadt" in über 1.600 Meter Höhe ist mit etwa 350.000 Einwohnern von überschaubarer Größe. Wir halten im Zentrum und werfen einen Blick auf die Christuskirche aus dem Jahr 1910, den sogenannten Tintenpalast und die Alte Feste, in der jetzt das alte deutsche Reiterdenkmal aufbewahrt wird. Am alten Standort befindet sich jetzt das Unabhängigkeitsdenkmal in nordkoreanischer Monumentalarchitektur, die Windhoeker nennen es gern die „Kaffeemühle". In der Stadt fallen uns verschiedene Straßenbezeichnungen auf, mal tragen sie wirklich „Straße" oder „Weg", aber auch „Avenue", „Street" oder „Drive" in ihren Namen. Die „Bahnhofstraße" führt uns zu unserem nächsten Halt, dem Bahnhof. Unter deutscher Herrschaft entstanden, strahlt dieser noch das alte Flair aus. Einst kamen hier mit der Schmalspurbahn die Güter vom Seehafen Swakopmund an.
Am Nachmittag ruhen wir uns nach der langen Anreise im Hotel Thule aus. Hier werden wir im Garten mit einem Glas Sekt empfangen. Das kleine Hotel liegt auf einen der vielen Hügel am Rande Windhoeks, so haben wir einen tollen Ausblick auf die Stadt.
Zum Abendessen sind wir im urigen Joe´s Beerhouse, wo der Hauswein der Jägermeister ist und es „hot Glühwein" gibt. Wir bevorzugen aber Fassbier und Kaktusschnaps. Zu den begehrten Speisen zählen „Namib Bushmanfire", eine Trilogie von gegrillten Fleisch von Oryx (hier gern Gemsbok genannt), Springbock und Kudu.

3. Tag Windhoek – Mariental

Bevor wir Windhoek verlassen, decken wir uns mit dem Wichtigsten ein: Verpflegung, Adapter, Amarula. Nach Halt in Rehoboth und an einer Akazie (Konny singt uns hier ein Lied aus alten Zeiten...) überqueren wir den südlichen Wendekreis, hier „Tropic of Capricorn" (Wendekreis des Steinbocks) genannt. Auf dem weiteren Weg sehen wir immer wieder die Nester der Webervögel, sowohl die großen Gemeinschaftsnester der Siedelweber als auch die Einzelnester der Maskenweber (oder der sehr ähnlichen Canabisweber, beide gelb mit schwarzer Maske). Immer häufiger tauchen jetzt auch die rotbraunen Termitenhügel in der Landschaft auf. Schon am frühen Nachmittag erreichen wir unsere Lodge bei Mariental, mitten im roten Sand der Kalahari gelegen. Konny unternimmt mit uns noch einen kleinen botanischen Spaziergang, aber schon bald richten sich meine Augen und meine Kamera auf die süßen Erdhörnchen, die aus ihren Erdhöhlen auftauchen.
Die Meisten von uns nutzen das Angebot zu einem sogenannten game drive, also einer Pirschfahrt in das weitläufige Farmgelände. Konny hatte uns diese Tour in den Sonnenuntergang empfohlen, weil man da vielleicht „ein paar Tiere" sehen kann. Doch das ist stark untertrieben. Was wir in den zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang erleben, kommt überraschend und deshalb zumindest für mich ganz großes Kino: wir sehen Marabus, Webervögel, Springböcke, Gnus, Strauße, Kudus, Oryx und als Höhepunkt eine Giraffenfamilie. Unsere Fahrer haben zu den Tieren oft interessante Details zu berichten, zum Beispiel wie sich die Straßenweibchen im Straußenharem bei Eierausbrüten verhalten. Mit Gnus und Marabus haben wir schon mal zwei der „hässlichen Fünf" (the ugly five) gesehen. Die drei Anderen sind Hyäne, Warzenschwein und Geier. Mit einem Drink in der Hand genießen wir die Abendstimmung und warten bis die Sonne am Horizont verblasst. Damit endet ein wunderschöner Nachmittag. Das Abendbuffet hält lecker zubereitetes Fleisch von Oryx und Springbock bereit, hier eine Selbstverständlichkeit, dass dieses Wild auch auf den Tisch kommt.

4. Tag Kalahari – Kgalagadi Transfrontier Park

Der Tag beginnt für mich mit einer guten Nachricht: mein Koffer ist endlich da. An dieser Stelle vielen Dank an Konny, die mir mit Kleidung ihres Sohnes ausgeholfen hat.
Mit unserem Safari Truck setzen wir unsere Reise fort, weiter in die Kalahari hinein. Und ab heute brauchen wir auch unseren Truck, denn schon bald ist Schluss mit Asphaltstraße, bei Stampriet biegen wir auf die C15. Das „C" zeigt an, dass es sich um eine Piste handelt, unter den nicht befestigten „Pads" die beste Qualität. Unter Kalahari stellt man sich eher eine vegetationsarme Wüste vor. Was wir hier aber vorfinden, gleicht eher einer Dornbusch- oder Trockensavanne. Wir befinden uns inzwischen im Trockenflußtal (Riviere) des Auob, dem wir morgen weiter im Kgalagadi Transfrontier Park hinein nach Südafrika folgen werden. Während der Fahrt sichten wir Springböcke und Klippschliefer an der oberen Talkante. Bei Gochas (Tankstopp) haben wir Kontakt zu einer Nama-Familie. Sie waren so freundlich, sich fotografieren zu lassen. In der schönen Landschaft des Aoub-Tales finden wir unter einem Baum mit großen Gemeinschaftsnestern der Siedelweber einen geeigneten Picknickplatz. Auf dem weiteren Weg begegnen wir Sraußen und Oryxantilopen, schließlich reichen wir am frühen Nachmittag die Torgos Lodge, nahe der Grenze zu Südafrika. Es ist ein angenehmer Empfang. Gleich bei der Einfahrt in das Farmgelände sind Springböcke zu sehen und Danny, der Hausherr begrüßt herzlich. Besonders angenehm: die Lodge haben wir für uns als Gruppe ganz allein! Es sind nur zehn Bungalows vorhanden. Diese sind am Randes des Aoub-Tales weit verstreut um das Hauptgebäude angeordnet. Das Umfeld lädt zu Erkundungen und Spaziergängen ein. Und genau das tun wir am Nachmittag. Auf der Wanderung durchs Tal und über Dünenkönnen wir Springböcke, Kudus, Geier, einen Schakal und verschieden Vögel beobachten. Eine Ansammlung von Geiern und Löwenspuren veranlassen uns zu Vorsicht und zu einen Umweg, sicher ist sicher.
In dieser wunderschönen Landschaft genießen wir den Sonnenuntergang mit einem Amarula-Likör. Anschießend stärken wir uns bei einem leckeren 3-Gang-Menü, als Hauptgang gibt es Springbock-Pastete, während nebenan an der beleuchteten Wasserstelle die Artgenossen ihren Durst stillen. Der Tag ist noch nicht zu Ende, denn die klare Luft der Kalahari und fehlender Lichtsmog sind beste Bedingungen für Sterngucker, was für eine faszinierende Sternewelt! Das Kreuz des Südens ist gut zu erkennen, der Mars leuchtet hell und vor allem das Sternenband der Milchstraße ist beeindruckend. ...ein weiterer Wunsch hat sich erfüllt.

5. Tag Safari im Kgalagadi Transfrontier Park

Unsere Lodge, ist nur 5 Kilometer vom 38.000 Quadratkilometer großen Kgalagadi Transfrontier Park entfernt. Mit diesen Ausmaßen ist der Park übrigens zweimal so groß wie Sachsen! Pünktlich um 8.00 Uhr sind wir am Parkeingang in Mata Mata. Für die Tiere ist es zwar ein grenzübergreifender Park, aber wir müssen die Pässe an der Grenze zu Südafrika vorzeigen. Während der Einreisemodalitäten treffe ich eine Kollegin aus Dresden. Sie ist gerade auf Zelttour unterwegs in der Kalahari, was für ein Zufall.
Schon kurz hinter der Grenze entdecken wir erste Steinböcke und eine Oryx mit einem Horn nahe am Wegesrand. Von unserem Safari Truck haben wir aus erhöhter Position einen guten Überblick und sehen Tiere oft eher als die tiefer sitzenden Konny und Brisley. Unsere Pirschfahrt führt entlang des Aoub Riviere. Zu beiden Seiten schließt sich ein sanfter, mit Akazien und Dornbüschen bewachsener Hang an. Eine wunderbare Kulisse für Tierbeobachtungen. Und die Tiere sind es heute, die bestimmen, wie weit wir fahren. Wir sehen Gnus, Strauße, eine Wildkatze (m. E. eine Falbkatze, die Stammform unserer Hauskatze), Sekretäre, Kudus, Ovambosperber/Weißbürzelsinghabicht (der mit der Schlange; beide sehen sich ziemlich ähnlich), Gabelracke, Riesenglanzstare, Kronenkiebitz, Trappen, Geier (Kapgeier). Der Sekretär, ein Raubvogel, verdankt wahrscheinlich seinen Namen den langen Federn, die am Hinterkopf hervorragen wie der Federkiel hinter dem Ohr eines Büroangestellten. Höhepunkte unserer Pirschfahrt sind ein junger Leopard und Giraffen. Den Leopard begleiten wir über lange Zeit, er ist nicht besonders scheu und läuft zeitweise vor unserem Truck. Es ist wirklich ein Glücksfall, dass wir dieses wunderschöne Tier beobachten können. Sehr beeindruckend sind auch die Giraffen, die von Akazie zu Akazie gehen und deren frische Blätter zupfen. Auf einem sicheren Picknickplatz rasten wir zwischendurch. Konny hat reichlich eingekauft, da ist für jeden etwas dabei. Auf dem Rückweg begegnen wir teilweise wieder den gleichen Tieren. Am Nachmittag bleibt uns noch etwas Zeit für eigenen Erkundungen rund um unsere Lodge. Ich selbst sitze zum Sonnenuntergang auf einer Düne und genieße diese Ruhe und Atmosphäre.

6. Tag Mesosaurus Fossil Park – Keetmanshoop

Zwei Tage konnten wir in dieser schönen Lodge bleiben. Danny, seine Familie und seine Mitarbeiter haben uns super betreut. Zum Abschied, bei der Ausfahrt aus der Farm, eskortiert uns eine Gruppe von Springböcken mit ihren typischen Springen, als wollten sie uns zeigen, warum man sie Springbock nennt. Kurz darauf sehen wir Geier und fahren noch ein Stück durch das Trockenflußtal. Doch bald verlassen wir die schöne Landschaft des Aoub und biegen auf die C17 Richtung Keetmanshoop. Jetzt überqueren wir die roten Kalaharidünen in einer Berg- und Talfahrt und das über Kilometer immer schnur geradeaus. Im weiten Farmland weiden Karakulschafe. Von den Neugeborenen werden die begehrten seidenen Pelze gewonnen. Zu Kolonialzeiten sind Rauchwarenhändler wie Paul Thorer aus Leipzig mit diesen Pelzen zu großen Vermögen gekommen.
Gegen 10.00 Uhr, so nach zwei Stunden Fahrt begegnet uns in dieser nahezu menschleeren Gegend das erste Auto. Nach einem Tankstopp in Koes ist heute unser erstes Ziel die Farm Spitzkoppe (benannt nach dem markanten Berg im Farmgelände) mit dem Mesosaurus Fossilienpark. Hier fand vor 28 Jahren der Junge des Farmers zufällig ein über 200 Mio Jahre altes Fossil eines Mesosaurus mit einer Länge von ungefähr 35 cm Länge. Es gilt als erster Fund eines Mesosaurus im südlichen Afrika. Farmer Jil erzählt uns die ganze Entdeckungsgeschichte, zeigt uns natürlich den Fund selbst sowie weitere Fundstücke. Es liegt auf der Hand, dass sich im Bereich der Fundstätte wohl noch viele unentdeckte Fossilien befinden, ein weites Betätigungsfeld für Wissenschaftler. Mesosaurus-Fossilien wurden auch jenseits des Atlantiks in Südamerika (Argentinien) gefunden. Die Ähnlichkeit der Gesteine die sie enthalten, deutet darauf hin, dass zu Lebzeiten von Mesosaurus im Perm die Kontinente Afrika und Südamerika im Urkontinent Gondwana vereint waren. Der Fund gilt deshalb auch als eine Bestätigung für Alfred Wegeners Theorie der Kontinentalverschiebung.
Auf dem riesigen Farmgelände befinden sich außerdem etwa 5.000 Köcherbäume in herrlicher Kulisse mit Doleritsteinformationen. An einer wunderschönen Stelle parken wir unseren Truck, erkunden die Umgebung während Konny und Briseley unser Picknick vorbereiten. Picknick in dieser Landschaft, toll! Ein paar Kilometer weiter sollen die Riesen mit den großen dunklen Doleritsteinen gespielt haben. Zumindest sieht es so aus, weil die Natur die Steine ganz eigenwillig angehäuft hat. Nach einem Halt hier, am „Spielplatz der Riesen" (Giant´s Playground) fahren wir weiter zum sogenannten Köcherbaumwald. Genau genommen sind es keine Bäume, sondern riesige Aloen, die bis neun Meter hoch werden können. Hier an diesem Ort stehen sie zahlreich und besonders dicht zusammen, deshalb gehört der Köcherbaumwald zum UNESCO Weltnaturerbe. Zwischen Köcherbäumen und Felsen fühlen sich die Klippschliefer offenbar sehr wohl und haben sich wahrscheinlich an den häufigen Besuch von Menschen (mit kleinen Mitbringseln) gewöhnt, denn sie sind hier bei weitem nicht so scheu wie sonst an anderen Orten.
Am Abend checken wir in Keetmanshoop im Schützenhaus ein, geführt von Ingo, einem Deutschen.

7. Tag Keetmanshoop – Fish River Canyon

Höhepunkt heute wird der Besuch des Fish River Canyon, des zweitgrößten Canyon weltweit (gemessen an der Länge), sein. Doch zunächst geht es am Morgen in Keetmanshoop zu Supermarkt, denn Einkaufsmöglichkeiten sind in diesem weiten Land rar. Schon bald hinter Keetmanshoop verlassen wir die Asphaltstraße. Unsere ersten Ziele sind der Naute-Stausee und die Destillerie von Kathrin und Michael Weder. Wer möchte probiert Gin und verschieden Obstbrände. Die weitere Fahrt über Piste führt parallel zur 1906 errichteten Eisenbahnlinie. Aus 1906 sehen wir auch Gräber von Angehörigen der deutschen Schutztruppe. Kurz bevor wir am Mittag unsere Unterkunft, das Roadhouse erreichen, sichten wir Strauße, Springböcke und Oryx. Das Roadhouse ist ganz nach dem Motto der Oldtimer gestaltet. In den Außenanlagen liegen Autofracks und das Hauptgebäude gleicht einer Autowerkstatt, die Rezeption selbst befindet sich in einem umfunktionierten Oldtimer und das Bier gibt´s natürlich an der Tankstelle. Viele viele Autokennzeichen und Ortsschilder dekorieren das Hauptgebäude und auch die Zimmer sind entsprechend gestaltet.
Den Nachmittag verbringen wir am Fish River Canyon bis zum Sonnenuntergang. Der Canyon ist ca. 160 Kilometer lang, bis zu 27 Kilometer breit und bis zu 550 Meter tief sowie einer der heißesten Orte Afrikas. Wir halten uns oberhalb an der Abbruchkante auf. Nach einer kleinen Wanderung genießen wir bei einem Amarula den Ausblick auf die fantastische Landschaft .Nebenbei schließen wir Bekanntschaft mit drei Landsleuten, die mit Zelt unterwegs sind und uns gestern schon mal begegnet waren.
Am Abend essen wir a la carte in der „Autowerkstatt" des Roadhouses.

8. Tag Fish River Canyon Namaqualand

Am frühen Morgen brechen wir auf zu unserer längsten Etappe von etwa 600 Kilometer. Die erste Fahrtstunde entwickelt sich ganz unerwartet zu einem spannenden game drive (Pirschfahrt): wir entdecken eine Zebraherde, genauer gesagt Hartmann Bergzebras! Es folgen Oryx, Strauße und eine Straußenfamilie mit kleinen Küken. Dazu kommt diese grandiose Landschaft mit weiten Ebenen und schroffen Bergen (für mich hat diese Bergwelt eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Hajarbergen im Oman). Über Stunden kein Mensch, kein Auto, nur eine kleine Farm in dieser unendlich scheinenden Weite. abrupt ändert sich das Landschaftsbild am Oranje-Fluß. Sein Wasser wird zur Bewässerung der Felder (überwiegend Wein) genutzt. So erstreckt sich über Kilometer ein saftig grünes Band durch die Wüste. Konny hat einen Umweg gewählt, um uns diesen Anblick zu zeigen.
Mit der Überquerung Oranje-Grenzflusses kommen wir nach Südafrika. Sawubona Südafrika! (Sawubona aus dem Zulu heißt hallo/guten Tag/willkommen). Südafrika bezeichnet sich auch gern als eine Welt in einem Land, weil es so vielfältig ist. Wir werden einen kleinen aber sehr schönen Teil Südafrikas bereisen. Nach unkomplizierten Grenzformalitäten erreichen wir das sogenannte Namaqaland. Hier erscheinen bald die ersten Farbtupfer in der Landschaft - lila, orange, gelb, rosa blühende Frühlingsboten. Wenn auch keine Blütenteppiche, so sind sie doch über viele Kilometer eine Bereicherung für das Auge. So haben wir auf unserer heutigen Fahrt immer neue Eindrücke, sodass die 600 Kilometer ganz erträglich sind. Im Städtchen Springbok legen wir einen Zwischenstopp ein. Zum Bergfest gönnen wir uns einen Schluck südafrikanischer Wein. Schließlich erreichen wir am frühen Abend den Ort Vanrhynsdorp, am Fuße des Tafelbergähnlichen Matsikamma Mountain. Unsere Lodge besteht aus großzügigen Chalets, die auf die Vorlieben der Südafrikaner ausgerichtet sind: Parkplatz vor der Tür, Außenküche, Terrasse mit Grill- und Sitzmöglichkeiten. Das Abendessen haben wir in einem schön gestalteten Saal, einst war es eine Kirche.

9. Tag Zederberge – Clanwilliam

Es regnet! Nach all den sonnigen Tagen ein ungewohntes Bild, das man sich bis gestern gar nicht so richtig vorstellen konnte. Der Regen hat auch etwas Gutes: es heißt, nach dem Regen entfalten die Blumenwiesen ihre volle Pracht. Übermorgen wird das für uns also voll passen.
Auf sicheren Asphaltstraßen fahren wir über Clanwilliam über den Pakhuis Pass (915 m) in die Zederberge. Unser Ziel ist der Sevilla Rock Art Trail, den wir nach etwas suchen auch finden. Der Wanderweg erweist sich als eine tolle Kombination aus Felszeichnungen, blühender Kapflora und tollen Felsformationen. Die Höhlenmalerei der Sun, der Ureinwohner Südafrikas, ist teilweise sehr gut erhalten und zeigt interessante Motive von Tieren, einem Bogenschützen oder tanzenden Frauen. Unsere Wanderzeit ist ideal, wenn auch zufällig, an eine längere Regenpause angepasst, wir haben großes Glück, dass der Regen erst unmittelbar nach unserer Wanderung wieder einsetzt. Da sitzen wir im trockenen in der nebenliegenden Farm und stärken uns, um dann zurück nach Clanwilliam ins Gästehaus zu fahren. In der kleinen, familiär geführten Lodge sind die Zimmer um einen kleinen hübsch gestalteten Innenhof angeordnet. Die Klimaanlagen stellen wir auf 30 Grad und nutzen sie als Heizung, denn die Außentemperatur liegt heute nur bei etwa 15 Grad. Das Abendessen haben wir a la Carte im Flores Restaurant.

10. Tag Clanwilliam – Kaptölpel–Kolonie Lambert´s Bay – West Coast

Es ist noch südafrikanischer Winter. Bei kühlen 5-6 Grad starten wir am Morgen Richtung Atlantikküste. Die Fahrt führt durch grüne Ebenen, wo Zitrusfrüchte und der Roibusch wachsen. Nur hier in der Region der Zederberge wird der Roibusch, ein Ginster-ähnlicher Strauch, kultiviert.
Als wir Lambert´s Bay am Atlantik erreichen, erwartet uns Sonne und ein mildes Klima. Aswell, ein örtlicher Guide, führt uns zur Kaptölpel-Kolonie und weiß interessante Details zu berichten. Derzeit haben sich etwa 3.000 Kaptölpel und hunderte von Pelzrobben auf der Insel niedergelassen. Zu dieser Jahreszeit kehren die Kaptölpel aus ihrem Winterquartier in Mosambik zurück. Es gibt von dieser Art nur 6 Brutplätze, die sich alle auf Inseln befinden. Die Kolonie hier in Lambert´s Bay kann gut beobachtet werden, da sie für Besucher erschlossen wurde. Auch Komorane, darunter Weißbauch-Komorane können wir hier beobachten.
Am Hafen kehren wir in einem schönen Restaurant ein. Für Liebhaber von Fisch und Meeresfrüchten gibt es hier gute Angebote. Nachher fährt uns Brisley weiter nach Süden zur Lagune von Elands Bay. Hier gibt es viele Flamingos, die allerdings nur aus großer Entfernung zu sehen sind. Dafür sind zwei Paradieskraniche auf der anderen Seite der Lagune gut zu erkennen. Nach einem Umweg über Piketberg sichten wir dann bei Velddrif erneut Flamingos, die wir dieses Mal aus kürzerer Distanz gut beobachten können. Bevor wir nach Saldanha kommen, unternehmen wir noch einen Abstecher zum Küstenort Paternoster. Es ist für seinen schönen Strand bekannt und unzählig viele Muscheln animieren uns zum Sammeln.

11. Tag West Coast – Weinregion Stellenbosch

Heute widmen wir uns ausgiebig der Natur im West Coast Nationalpark an der 15 Kilometer langen Langebaan-Lagune. Mit 1985 gegründet Nationalpark hat eine Größe, die mit dem Stadtgebiet von Dresden vergleichbar ist. Im hiesigen Frühling zieht es viele Besucher aufgrund des Blütenreichtums in den Nationalpark. Und der Besuch lohnt sich! Nach dem Regen vorgestern sehen wir heute traumhaft schöne Blütenteppiche, zum Beispiel am Seeberg, wo wir eine kleine Wanderung unternehmen. Die frischen Farben der Blumen in orange, gelb, blau... sind eine Augenweite. Neben der Kapflora hält der Park auch eine vielfältige Tierwelt bereit. So gibt es hier ca. 250 Vogelarten. Wir sehen zum Beispiel Nektarvögel, Ibise und von einer Vogelbeobachtungsstation aus Flamingos, Stelzenläufer, den Schwarzen Austernfischer u.a. m. Bei der Weiterfahrt entdecken wir mehrere Elanantilopen, die größte Art unter den Antilopen. Einen weiteren Halt legen wir am Atlantic viewpoint ein. Hier laufen wir durch Blumenwiesen in der Dünenlandschaft in Richtung Strand. Bis nah an den Strand heran stehen die Blumen, ein wirklich ungewöhnlicher Anblick. Doch plötzlich richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf den Atlantik - Wal in Sicht! (Danke Sandra!) Zwei Buckelwale tummeln sich an der Oberfläche, zeigen ihre Flossen und springen aus dem Wasser - fantastisch!
Nach einer Mittagspause an der Lagune verlassen wir am Nachmittag den Nationalpark in Richtung Stellenbosch. Wie zum Abschied bestellt, sehen wir aus geringer Entfernung mehrere Strauße kurz vor dem Parkausgang. So hatten wir heute einen tollen Naturerlebnistag. Mit diesen schönen Eindrücken fahren wir in die berühmte Weinregion Südafrikas, wo wir zwei Tage in der Kleinen Zalze Lodge von Stellenbosch bleiben und das Weinland näher kennenlernen werden. Bei Ankunft in der Lodge müssen wir erstmal den Sicherheitscheck an der Zufahrt absolvieren, dann werden wir zünftig mit einem Glas Wein, Chenin Blanc Jahrgang 2018 (!) begrüßt. Auch bei der Anordnung der Zimmer kommt das Thema Wein zur Geltung, denn die verschieden Häuser und Eingänge sind nach Rebsorten bezeichnet.

12. Franschhoek – Weinverkostung

Es wird ein entspannter Tag ohne lange Busfahrten in dieser wunderschönen Landschaft mit grünen fruchtbaren Tälern und Bergen, deren höchste Spitzen heute sogar Schnee tragen. Manche vergleichen diese Landschaft mit Südtirol. Am Morgen hat unser Team Zuwachs bekommen. Kenny, ortskundiger Fahrer aus Kapstadt wird ab heute das Steuer übernehmen. Unser erstes Ziel ist ein sogenannter Farmstall, eine Art Hofladen mit Verkauf eigener und lokaler Produkte. Eine gute Gelegenheit, um zum Beispiel Tee (Roibusch) oder Wein einzukaufen. In Stellenbosch bummeln wir durch die Innenstadt. Stellenbosch ist abgesehen von Kapstadt die älteste von Europäern gegründete Stadt (1679) in Südafrika. Die Kapholländer prägten die Architektur, viele dieser traditionellen Häuser sind restauriert und geben der Stadt ein angenehmes europäisches Flair. Offensichtlich scheinen sich die beliebte Stadt überwiegend Weiße leisten zu können. Weitere Stationen sind das Weingut Tokara und das Städtchen Franschhoek. Auf Tokara probieren wir u. a. Cabernet Sauvignon, Chenin Blanc, Chardonnay und schauen uns auf dem Weingut um. Neben Wein fallen mir zahlreiche Protea auf, die die Nektarvögel anlocken.
Franschhoek, also „Franzosenecke" strahlt wirklich etwas französisches Flair aus, was vor allem am Baustil und vielen Straßencafés liegen mag. Französische Hugenotten hatten sich im 17. Jahrhundert hier niedergelassen und den Ort geprägt. Unter den Hugenotten befanden sich auch mehrere Winzer, die hier in der Region den Weinanbau begründeten. Heute zum Sonnabend findet im Ortszentrum der Wochenmarkt statt, das macht unseren Besuch noch angenehmer und bietet eine gute Gelegenheit für einen Imbiss oder ein Bier. Hier fällt mir auch dieser schöne Spruch „save water, drink beer" auf.
In unserer Lodge bleibt am Nachmittag noch etwas Zeit für Erkundungen auf dem weitläufigen Gelände, zum Beispiel ein Spaziergang am Fluss entlang und Perlhühner beobachten oder den Golfern zuschauen.

13. Tag Kapstadt

Der Wetterbericht hat für heute Sonnenschein angesagt. Die große Frage ist dennoch, ob sich der Tafelberg wolkenfrei zeigen wird, denn er ist berühmt berüchtigt für sein „Wolkentischtuch". Auch wenn wir am frühen Morgen den Tafelberg aus der Ferne wolkenfrei sehen, müssen wir die Daumen drücken, dass es so bleibt. Von Stellenbosch sind wir unterwegs zu den nördlichen Vororten von Kapstadt. Wir halten hier am Bloubergstrand an der Table Bay (Bloubergstrand afrikaans für "blauer Bergstrand" abgeleitet vom nahe gelegenen Berg namens Blaauwberg). Von hier aus gibt es diesen tollen Postkartenblick auf Kapstadts Hausberg. Er prägt die Silhouette Kapstadts so wie in Rio der Zuckerhut. Am Puderzuckerstrand sind an diesem Sonntagmorgen die Jogger unterwegs und im klaren kalten Wasser (14 Grad) ein paar Surfer und eine Robbe. Nun geht es aber direkt zum Tafelberg (1.085 m hoch), genau genommen zur Talstation der Table Mountain Cableway (Seilbahn), welche 1929 nach Plänen eines norwegischen Ingenieurs errichtet wurde. Wir müssen etwas Geduld haben, es ist Sonntag und schönes Wetter, da sind wir nicht die einzigen Besucher. Oben sind 9 Grad, aber die Sonne wärmt und die klare Luft bietet eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt mit der Waterfront, dem Cape Town Stadium, Camps Bay, Robben Island und in der Ferne Berge, die zum Teil noch Schnee tragen. Läuft man nach Süden, öffnet sich der Blick bis zum Kap und auf die False Bay. Der Tafelberg gleicht einem Hochplateau, es hat ein weites Wegesystem, das auch gern die Jogger nutzen. Klippschliefer fühlen sich hier wohl und sind zutraulich, weil sie sich an die Besucher gewöhnt haben. Jeder von uns nutzt die Zeit nach seinen Interessen, bis wir Kapstadt weiter erkunden. Dabei darf das älteste Stadtviertel „Bo-Kaap" („oberhalb von Kapstadt", also Oberstadt) nicht fehlen. Als Zentrum der muslimischen Gemeinde Kapstadts auch Malaiisches Viertel genannt, finden sich hier auch Moscheen. Der Ursprung hat aber weniger mit Malaysia, sondern vielmehr mit Indonesien (Java) zu tun, weil einst die Holländer von Java Sklaven nach Südafrika brachten und sich deren Nachfahren hier niederließen. Typisch für das Bo-Kaap-Viertel sind die kleinen meist knallbunt gestrichenen Häuschen aus dem 19. Jahrhundert entlang der steilen Pflastersteinstraßen. Einen weiteren Halt haben wir am Castle of Good Hope, Festung der Holländer aus dem 17. Jahrhundert, teilweise aus Backsteinen gebaut, die aus Holland importiert wurden. Die Festung wurde in ihrer Geschichte nicht ein einziges Mal angegriffen. Heute bei unserem Besuch ist der große Innenhof ein riesiger Picknickplatz hunderter Frauen, die einem Facebook-Aufruf zu einem Friedenspicknick gefolgt sind und alle in weißer Kleidung erscheinen. Schließlich kommen wir zur Victoria & Alfred Waterfront, Kapstadts Hafenviertel, einst heruntergekommen gilt es heute als ein äußerst gelungenes Projekt zur Belebung des Hafens und hat Vorbildcharakter weit über Afrika hinaus. Bei all den Geschäften, Restaurants, Appartements, Attraktionen kann man leicht vergessen, dass hier immer noch regulärer Hafenbetrieb herrscht. Fünf aus unserer Gruppe entschließen sich bei diesem Bilderbuchwetter für einen 50 minütigen Hubschrauberrundflug über die Kaphalbinsel. S wie sie nachher schwärmen, muss es ein tolles Erlebnis gewesen sein. Wir haben in der Zwischenzeit die Waterfront erkundet und uns selbst ein Bild von diesem einzigartigen Projekt gemacht. Einige entscheiden sich zu Fuß nach Sea Point zu unserem Hotel zu kommen. Das Hotel in Strandnähe markiert den Endpunkt unserer Rundreise und lädt besonders am Abend zu einem Bummel entlang der Strandpromenade ein. Einen Tag haben wir noch am selbsterklärten schönsten Ende der Welt.

14. Tag Ausflug zum Kap der Guten Hoffnung

Gerade ist etwas Zeit zum Schreiben, hier am Kap der Guten Hoffnung (genau genommen am Cape Point). Die Sonne scheint, es ist sehr gute Sicht, der Wind geht nur leicht, ideales Wetter für das Kap! Unser Tag am schönsten Ende der Welt begann gleich mit beeindruckenden Ausblicken auf die Westküste, zum Beispiel auf die Camps Bay mit den 12 Aposteln (die Bergkette weist eigentlich eine Folge von 18 Kuppen auf, aber so viele Apostel gab es halt nicht...) oder die Haut Bay mit dem markanten Sentinal Mountain. Atemberaubend der Chapman's Peak Drive. Die neun Kilometer lange Küstenstraße zählt zweifellos zu den spektakulärsten der Welt, nicht von ungefähr kommen viele Autohersteller für Werbeaufnahmen hierher. Auf dem Weg zum Kap eine Zwischenstopp bei kunstvollen Steinarbeiten der Shona aus Sambia. Und jetzt sind wir am südlichsten Punkt Afrikas (weil es soooo schön ist und wir der Sichtweise der Kapstädter folgen, blenden wir mal aus, dass das Kap Agulhas noch ein paar Kilometer südlicher liegt). Wir nehmen uns viel Zeit für kleine oder größere Wanderungen, Fotografieren, Mittagessen, Schreiben...
Am Nachmittag führt unsere Route an die Ostseite der Kaphalbinsel an den Boulders Beach in Simons Town. Der Ort ist berühmt für die eine Kolonie von Brillenpinguinen, die einzige in Afrika (und nur in Südafrika) brütende Pinguinart. Laut Konny werden auch an der namibischen Küste Pinguine gesichtet, aber ich glaube, die brüten dort nicht. Die Südafrikaner haben die Pinguinkolonie touristisch erschlossen, mit Eingangsbereich und einem Holzsteg. Bei unserem Besuch können wir auch mehrere Jungtiere entdecken. Unter den Informationstafeln fällt mir ein interessantes Details auf: einmal im Jahr gibt es eine Mauser; über eine Zeit von etwa 3 Wochen ist ihr Gefieder nicht wasserdicht, sie müssen also an Land bleiben und hungern. Deshalb fressen sie sich vor der Mauser gezielt eine Reserve an. Der Tag ging so schnell vorüber, abends sind wir wieder in Kapstadt und verbringen unseren letzten gemeinsamen Abend an der Waterfront im Restaurant MAReSOL, eine gute Wahl von Konny.
„Ich glaube fest daran, dass Südafrika der schönste Ort auf Erden ist." (Nelson Mandela).
Nach so einem Tag, kann ich diesen Satz gut verstehen.

15. und 16. Tag Heimreise


Von Kapstadt via Johannesburg steht uns eine lange Heimreise bevor. Den Vormittag genießen wir noch im Hotel, ausschlafen, ausgiebig frühstücken und nochmal an den Strand gehen. Dann ist es Zeit, sich von unserem Team zu verabschieden. Einen herzlichen Dank an Konny und unsere Fahrer Brisley und Kenny. Brisley hat schon großes Heimweh nach Namibia, morgen wird er nach 1.500 Kilometer Fahrt wieder in Windhoek sein.
In Johannesburg starten wir mit 1,5 Stunden Verspätung, beim Beladen hat sich ein Container verkeilt, es wird lange dran gehämmert und gewerkelt. Zum Glück können wir dann doch unseren Flug antreten. Mit einigen wenigen Passagieren teilen wir uns im A 340 das hinterste Segment, haben hier die seltene Möglichkeit uns breit zu machen, es gibt reichlich freie Viererreihen.
Angekommen in Frankfurt noch ein paar nervige Sicherheitskontrollen durchlaufen, dann erreichen wir im Laufe des Tages alle unser Zuhause.
An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an Euch, meine lieben Gäste für eine sehr schöne gemeinsame Zeit, für viele Fragen und Hinweise. Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub, vielleicht sehen wir uns ja einmal wieder, es würde mich sehr freuen.
Euer Frank

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