Reisebericht: Rundreise Albanien – Tradition und Moderne

01.10. – 10.10.2022, Rundreise mit Flug nach Tirana – Kruja – Pogradec – Gjirokastra – Saranda – Ionisches Meer – Butrint – Llogara Nationalpark – Apollonia – Berat – Durres – Adria – Shkodra


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Da der goldene Herbst in Deutschland auf sich warten läßt, hat sich eine kleine Gruppe entschlossen, ins exotische Albanien mit seiner wilden Natur, den uralten Klöstern und Ruinen und der schönen Adriaküste aufzubrechen. Wir sind sehr gespannt, was uns erwartet ...
Ein Reisebericht von
Simone Willner
Simone Willner

Anreise nach Tirana

Bei strömendem Regen und frostigen 6 Grad treffen wir uns alle am Mittag in Frankfurt auf dem Flughafen. Wir sind nur eine kleine Gruppe von 13 Gästen. Gleich nach unserer Ankunft in Albanien empfängt uns Alert, unser Reiseleiter und begleitet uns zu unserem Hotel, mitten im Zentrum der Innenstadt. Die Landschaft, die wir vom Bus aus sehen, ist üppig grün, die typische mediterrane Vegetation: Olivenbäume, Oleander, Steineichen und Bougainville ziehen an uns vorbei. Die majestätischen Berge liegen am Horizont. Viele kleine Bauernhäuser mit unendlichen Feldern sind zu sehen und als wir den Stadtrand erreichen, haben sicher einige Gäste aus den neuen Bundesländern ein Deja-vu. Die Neubauten sehen sehr sozialistisch aus, nicht wirklich schön, aber praktisch, mit kleinen Balkonen, über und über mit Wäsche und Satellitenschüsseln verziert.

Nach kurzer Verschnaufpause auf den Zimmern treffen wir uns im Foyer wieder und machen unseren ersten Streifzug über den Obst- und Gemüsemarkt gleich um die Ecke. Wir schauen nur in lachende Gesichter, die Kinder rufen uns amerikanische Grußformeln zu, die sie wahrscheinlich aus Musikvideos aufgeschnappt haben und nach einem kurzen Bummel über den Markt lassen wir uns in den kleinen Lokalen nieder, probieren Köfte (Fleischbällchen vom Grill), Salat, der hier noch nach etwas schmeckt, Kaymak (einen Rahm mit Paprika und viel Knoblauch ähnlich dem Zaziki) und natürlich einheimisches Bier und Wein.

Danach bekommen wir ein wenig Zeit, um uns in den um den Markt liegenden Lädchen einen kleinen Einblick zu verschaffen und durchs Zentrum zu bummeln. Danach treffen wir uns alle im Hotel wieder und genießen ein erstes gemeinsames Abendessen in einem Restaurant. Wir bekommen eine vorzügliche Kürbissuppe, einen frischen sehr knackigen Salat, ein Burek (Blätterteigtasche mit Mangold und Käse gefüllt) und ein traditionelles albanisches Lammgericht in einem Schmortopf. Zur Nachspeise reicht man uns eine riesige Creme Brulée und danach sind wir so satt, daß wir sofort nach der Rückkehr ins Hotel in unsere Betten fallen.

Morgen werden wir die Hauptstadt verlassen und freuen uns auf die Festung in Kruje aus dem 12. Jahrhundert ...

Kruje – Pogradec

Am Morgen brechen wir in Richtung Norden auf. Nach einer Fahrstunde erreichen wir die Kleinstadt Kruje. Sie liegt in der Mitte Nordalbaniens und ihr Name bedeutet so viel wie Quelle oder Brunnen. Die Ursprünge der heutigen Stadt gehen bis ins 4. und 5. Jahrhundert zurück.

Kruje liegt am Hang eines westlichen Gipfels des Skanderbeggebirges, etwa 500 Meter über dem Meeresspiegel. Nur 35 Kilometer trennen uns hier von der Adriaküste.

Die Erbauer der hoch auf dem Hügel thronenden Festung waren die Illyrer, die im 5. Jahrhundert in diesem Gebiet siedelten. Zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert entwickelte sich die kleine Siedlung allmählich zu einem Stadtzentrum. 1190 gründete Progon das erste albanische Fürstentum Arbanon mit der Festung als Herrschaftsmittelpunkt. Die Osmanen eroberten im Jahre 1415 die Stadt und nahmen die Festung ein, bevor sie der Nationalheld Skanderbeg 1443 zurückerobern konnte. Er verteidigte Albanien von der Burganlage aus viele Jahrzehnte gegen weitere osmanische Angriffe und erst zehn Jahre nach seinem Tod wurden Kruje und etwas später ganz Albanien komplett von den Osmanen besetzt. Mehr als 400 Jahre sollte es zum Osmanischen Reich gehören.

Wir schauen uns gemeinsam mit Alert die schöne gepflegte Burganlage mit dem innen liegenden Museum an. Skanderbeg ist darin mehrfach als Volksheld überlebensgroß zu sehen.

Im Anschluß haben wir noch ein wenig Zeit, um die Waren der Händler entlang des Burgaufgangs zu bewundern. Vor allem schöne Teppiche, bunte Keramik und allerlei orientalisches Geschirr wird feil geboten. Manche Gäste nutzen auch die Gelegenheit, um einen albanischen Espresso zu genießen und dabei auf die Festung zu blicken.

Unsere Reise führt uns weiter in die Stadt Elbasan, eine der größten Städte ganz Albaniens, nördlich des Flusses Shkumbin gelegen. Einst verlief durch die Region die berühmte römische Handelsstraße Via Egnatia. Im 5. Jahrhundert breitete sich das Christentum in der Region aus und mehrere Kathedralen und Basiliken wurden errichtet. Während der osmanischen Besetzung ließ Sultan Mehmed II. 1466 eine Burg mit riesigem Wassergraben anlegen und nannte sie Elbasan. Die nach ihr benannte Stadt wurde für die folgenden Jahrhunderte ein wichtiges Zentrum der osmanischen Zivilisation und noch heute zeugt eine Stadtmauer von der einstigen Ausdehnung und Bedeutung.

Wir bummeln zu einer alten Moschee aus dem Jahre 1492, werden dort freundlich von zwei Moslems begrüßt und dürfen mal einen Blick ins historische Innere des alten Gebäudes werfen. Während der kommunistischen Diktatur schloss man 1967 diese Moschee und erst seit 1990 beten die Gläubigen wieder hier.

Es ist früher Nachmittag geworden und wir verspüren ein wenig Hunger. So fahren wir weiter immer entlang des Shkumbin-Flusses und halten an einem Hotel mit bezaubernder Freiterrasse, wo wir uns direkt am Ufer niederlassen und eine Mittagspause im Grünen einlegen. Nach dieser gelungenen Pause führt uns unser Weg steil hinauf zum Qafe Thana, dem Kornelkirschenpass, einem Gebirgspass der direkt zum Ohridsee zur Stadt Pogradec führt. Die Landschaft ist atemberaubend, üppig grüne Täler, in denen Oliven, Wein und Khaki wachsen, wechseln sich ab mit schroffen Bergen und hinter dem Paß sehen wir ihn: den strahlend blauen Ohridsee.

Er ist der zweitgrößte See der gesamten Balkanhalbinsel und einer der ältesten der Welt. Durch ihn hindurch geht die Grenze von Nordmazedonien und nur der kleinere Teil gehört zu Albanien. Dieser Bergsee ist bis zu 288 Meter tief, liegt auf einer Höhe von knapp 700 Metern und das Wasser hat Trinkwasserqualität. Der See und seine Umgebung zählen zum UNESCO Erbe.

Unser heutiges Hotel befindet sich direkt am Ufer des Sees, in Pogradec. Nachdem wir unsere Zimmer mit Blick auf den See bezogen haben, genießen wir ein wenig das Flair, bevor wir uns wenig später treffen, um zu unserem heutigen Abendessen zu fahren.

Auf dem Weg dorthin halten wir an der ehemaligen Sommerresidenz des kommunistischen Diktators und Ministerpräsidenten Enver Hoxha. In dem geräumigen Holzbau direkt am Ufer des Ohridsees befindet sich heutzutage ein Restaurant und nur einige Bilder am Eingang erinnern an die Geschichte des Hauses.

Unweit dieses Hauses befindet sich ein Fischrestaurant, in dem wir vorzügliche Fischsuppe, verschiedene eingelegte Gemüse und eine Forelle serviert bekommen. Es schmeckt noch köstlicher als am gestrigen Abend und wir kehren gestärkt ins Hotel zurück.

Morgen erwarten uns Korce mit seinem Museum und eine landschaftlich sehr reizvolle Gegend im Süden von Albanien...

Korce – Permet

Heute haben wir die längste Strecke der Reise vor uns. Nicht, daß es wirklich viele Kilometer wären, aber die Straße durch die Berge windet sich in unzähligen Serpentinen und erinnert von der Beschaffenheit des Belags her an die kommunistischen Zeiten, was bedeutet, daß wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von nur 40 km/h erreichen werden, auch wenn wir in einem "Benz" sitzen.

Den ersten Halt machen wir in Korce, gelegen im Südosten Albaniens mit etwa 75.000 Einwohnern. Die wunderhübsch anzusehende Stadt liegt mitten in einer fruchtbaren Hochebene auf rund 850 Meter über dem Meeresspiegel, umgeben von annähernd doppelt so hohen Bergen. Hier wird es im Winter recht kalt und Schnee liegt fast jedes Jahr. Eigentlich könnte hier ein perfektes Wintersportgebiet sein, aber in Albanien ist alles vom Massentourismus und von allzu stürmischen kapitalistischen Entwicklungen noch weit entfernt, und so schläft dieses bildhübsche Städtchen einen von Touristen weitgehend unbehelligten Dornröschenschlaf mit einem ganz eigenen Charme.

Im 15. Jahrhundert bereits wurde eine Siedlung im Gebiet des heutigen Korce gegründet. Nach der osmanischen Eroberung blühte der Handel auf, dessen Bedeutung gegen Ende des 18. Jahrhunderts wuchs. Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war hier ein wichtiges Zentrum der albanischen Nationalbewegung. So wurde 1887 die erste Volksschule des Landes eröffnet, in der auf Albanisch unterrichtet wurde. Und selbst die erste Mädchenschule eröffnete 1891 hier in Korce ihre Pforten. Nach der albanischen Unabhängigkeit beanspruchte Griechenland die Stadt für sich und ließ seine Truppen im März 1913 einrücken. Im Dezember 1913 wurden dann allerdings durch die Großmächte die internationalen Grenzen Albaniens festgelegt und die Stadt kam zu Albanien. Von 1916 bis 1918 gab es ein französisches Protektorat, um die Salonikifront gegen Österreicher und Deutsche zu stabilisieren. Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet 1939 durch italienische Truppen besetzt und von 1940 bis 1941 besetzten erneut die Griechen Korce. Diese vielen Kulturen haben im heutigen Stadtbild deutliche Spuren hinterlassen. Unter den Lindenalleen sehen wir alle möglichen Baustile, die breiten Gehwege sind sehr gepflegt, sauber und orthodoxe Kathedralen wechseln sich mit Moscheen und vielen kleinen Läden, Eisdielen und Cafés ab. Der enge Kontakt zu Mitteleuropa und der Einfluß der zurückgekehrten Auswanderer nach Amerika ist heute noch deutlich zu spüren und viele Wohnhäuser sind im Stil der Gründerzeit errichtet worden, wie er sonst wohl nur in Deutschland und Österreich zu finden ist.

Wir flanieren die Fußgängermeile entlang und wollen eigentlich auf einen hohen Aussichtsturm fahren, um einen Panoramablick zu riskieren, allerdings ist der Fahrstuhl außer Betrieb. So wagen sich nur einige sportive Gäste die Treppen hoch und genießen die freie Sicht auf die Dächer der Stadt und die dahinter liegende Bergkulisse. Kurz danach machen wir auf dem zentralen Marktplatz eine Kaffeepause, rundum sind kleine Restaurants und Cafés, alle gut gefüllt und die Atmosphäre ist fast mediterran.

Auf dem Programm steht nun die Besichtigung des Nationalmuseums für mittelalterliche Kunst, als wir aber am Museum ankommen, sehen wir das große Schild, auf dem vermerkt ist, daß Montag Ruhetag ist. Nun, wir nehmen es gelassen, und fahren ohne eine Ikone des Mittelalters gesehen zu haben, weiter in Richtung Permet.

Die Strecke beträgt nur etwa 140 Kilometer. Die Straße ist allerdings nicht immer gut befestigt und wir winden uns mit unserem "Benz" steile Pfade hinauf, nur um wenig später wieder abenteuerlich steil und kurvig hinunter zu fahren. Eine Befestigung rechts und links gibt es nicht und wenn uns ein Fahrzeug entgegen kommt, müssen wir noch langsamer fahren. Ein Abenteuer sozusagen, aber nur so bekommen wir einen Eindruck, wie zu kommunistischen Zeiten das gesamte Straßennetz in Albanien beschaffen gewesen sein muß.

Unsere Mittagspause machen wir auf einer Art Bauernhof. Mitten im Nichts liegt ein gemütliches Gartenlokal. Wir nehmen in schattigen Rondellen platz und sind im Nu umringt von Gänsen, Enten, Hühnern und frei laufenden Schweinen. Im eigens fürs Lokal angelegten Bach schwimmen munter die Forellen, und als zwei Gäste Fisch bestellen, kommt der Besitzer persönlich und fischt zwei Prachtexemplare mit dem Käscher eigenhändig aus dem Bach, was wiederum die Katze des Hofes sehr interessiert. Wir genießen das ganze Spektakel, essen nebenbei und kommen uns um zwei Jahrhunderte in der Zeit zurück versetzt vor.

Nach dem Essen steht uns der schlaglochreichste Streckenabschnitt bevor, dafür werden wir mit bezaubernden Ausblicken auf Bergdörfer und die malerischen Bergwelt mit grünen Tälern und weidenden Tieren belohnt. Als I-Tüpfelchen kommt hinzu, daß wir an den Ufern des Vjosa-Flusses entlang fahren, dem letzten lebendigen Wildfluß in ganz Europa, der im Tal ungezähmt durch wunderschöne Schluchten strömt. Leider führt er am Ende des Sommers nicht viel Wasser aber dadurch entdecken wir ursprüngliche Flußabschnitte mit Inseln, vielen Seitenarmen und weitläufige Mäander. Nach unglaublichen vier Stunden Fahrt erreichen wir Permet, eine Kleinstadt in Südalbanien, deren Motto ist: Wir haben alles, außer dem Meer!

Kurz nach dem Beziehen unserer Zimmer laufen wir zum nächstgelegenen Weingut, wo wir einheimische Weiß- und Rotweine und zum krönenden Abschluß den heimischen Raki probieren dürfen. Die Weine schmecken für europäische Gaumen etwas gewöhnungsbedürftig aber nach dem ganzen Alkohol sind wir beschwingt und laufen direkt zum Abendessen in einem Restaurant auf der Hauptstraße des Ortes. Durften wir die letzten beiden Abende schon sehr gute albanische Hausmannskost probieren, kredenzt man uns heute ein Essen, daß wirklich hervorragend schmeckt. Angefangen vom Salat, bis zum selbst gebackenen Brot, dem fantastischen mit Käste überbackenen Spinat und der sämigen Eierspeise mit Gemüse, bis hin zum in Sahnesauce marinierten Räucherschwein sind unsere Gaumen so verwöhnt worden am Ende des Mahls, daß wir kurzerhand überlegen, die tolle Köchin bis zum Ende unserer Reise einfach mitzunehmen. Diese findet den Gedanken überaus amüsant, will aber nicht umher reisen und so müssen wir uns leider am späten Abend glücklich, sehr gesättigt und zufrieden von ihr verabschieden.

Ein gelungener Urlaubstag neigt sich dem Ende zu und wir sind ganz froh, morgen nur 70 Kilometer nach Gjirokaster fahren zu müssen und endlich mal ein wenig ausschlafen zu dürfen...

Permet – Gjirokastra

Bei strahlend blauem Himmel verlassen wir Permet und fahren gen Süden. Der Vjosa Fluß begleitet uns noch eine Weile, dann biegen wir allerdings ab in das Flußtal des türkisblauen Drinos. Seine Quelle liegt im Norden Griechenlands, erst nach etwa 20 Kilometern tritt er auf albanisches Gebiet über und bei Tepelena mündet er in die Vjosa.

An einem kleinen Wasserfall machen wir eine Pause, können ganz nah ans Ufer laufen und haben vorn dort einen bezaubernden Blick auf das Flußtal.

Nach nur einer reichlichen Fahrstunde erreichen wir Gjirokastra. Schon von weitem sehen wir steinerne Häuser, die steil die Hänge des Mali i Gjere emporklettern, einem Gebirgszug, dessen majestätische Gipfel sich auf 1.800 Meter Höhe erheben.

Die Straßen in dieser unter Unesco Weltkulturerbe stehenden Stadt sind so eng, daß unser Bus gar nicht durch fahren kann und wir müssen unsere Koffer ein kleines Stück zum Hotel tragen. Zur Mittagszeit brechen wir gemeinsam mit Alert auf und steigen in der "Stadt der tausend Stufen", wie Gjirokastra auch genannt wird, hoch auf die Burgfestung. Auf dem Weg nach oben sehen wir die Häuser, die sich eng an die steilen Hänge schmiegen mit ihren charakteristischen Steindächern. Der berühmte albanische Schriftsteller Ismail Kadare, der hier geboren wurde, beschreibt seine Heimatstadt in seinen Roman eindrucksvoll. Im Sommer bleibt das Innere dieser Häuser mit den schmalen hohen Fenstern kühl und die Steine wärmen gleichzeitig im Winter.

Oben auf dem Bergplateau thront die Burg von Gjirokastra. Einst war sie eine illyrische Festung, die Anfang des 3. Jahrhunderts vor Christus errichtet wurde, unter byzantinischer und osmanischer Herrschaftszeit baute man sie weiter und weiter aus. Heute präsentiert sich die Burg uns als eine beeindruckende Verteidigungsfestung mit einem atemberaubenden Panoramablick über die Stadt, das Tal des Drinosflusses und die umliegenden Bergriesen. Im Inneren der massiven Burgmauern sehen wir schwere Waffen und Kanonen, die vom Unabhängigkeitskampf Albaniens zeugen. Mit seinem Roman "Chronik in Stein" setzte Ismail Kadere der Burg und dem Ort ein Denkmal.

So steil, wie wir hinaufgekraxelt sind, steigen wir wieder ins Stadtzentrum hinab und werfen einen Blick auf das Geburtshaus des Diktators Enver Hoxha, der hier 1908 geboren wurde. Heute befindet sich in dem mehrstöckigen Haus ein ethnografisches Museum.

Wir spazieren weiter zum Skendulihaus, einem vollständig im osmanischen Stil eingerichteten Wohnhaus aus dem Jahre 1811, in dem wir uns anschauen, wie die Menschen damals lebten. Auf mehr als 1.000 Quadratmetern Wohnfläche befinden sich mehrere Wohn- und Schlafräume auf mehr als drei Stockwerken, im Haus sind vier Hamams und Innentoiletten, was für die damalige Zeit ein luxuriöser Zustand war.

Am Nachmittag können wir in diesen romantischen Gassen der Stadt ein wenig Freizeit genießen und mal einen Blick in die unzähligen Souvenirläden werfen. Zum Abendessen treffen wir uns im Hotel wieder und werden von einer Folkloregruppe begrüßt. In Albanien ist es Tradition, a capella zu singen, so erleben wir polyphone Gesänge in der typisch albanischen Tracht mit Filzmützen, weißen Hemden und den schwarzen Westen, die mit Stickereien verziert sind.

Morgen werden wir in Richtung der Küste fahren und sind schon gespannt...

Blue Eye – Saranda – Butrint

Am Morgen verlassen wir die schöne Stadt Gjirokastra und fahren in Richtung der Küste zum ionischen Meer. Unseren ersten Halt legen wir am Syri i Kalter, dem sogenannten Blue Eye ein. Mitten in einem 180 Hektar großen Naturschutzgebiet gelegen ist das Blaue Auge die wasserreichste der insgesamt 18 albanischen Quellen, die den nahe gelegenen Stausee Bistrica speisen. Der Stausee, an dem wir aussteigen, wurde in den 1960er Jahren angelegt und dient dem Antrieb von Turbinen zur Energiegewinnung im unteren Tal. Das Wasser schießt mit hohem Druck aus der Karstquelle hervor. Die genaue Tiefe konnte bisher nicht ermittelt werden, aber die Schätzungen reichen bis zu 51 Metern. Man vermutet, daß das Blaue Auge ein Teil eines Höhlensystems mit unterirdischen Flüssen zwischen Drinos und Bistrica ist. Die Wassertemperatur beträgt ganzjährig 13 Grad und so wundert es uns nicht, bei den 26 Grad Außentemperatur niemanden baden zu sehen.

Wir laufen zur Quelle hinunter und genießen die üppig grüne Umgebung und die frische Luft. Die Farbe des Wassers ist türkisblau bis dunkelgrün und es hat Trinkwasserqualität. Da wir am Ende der Badesaison durch Albanien reisen, haben wir das Glück fast allein an diesem Naturschauspiel teilnehmen zu können und wir werfen rege Steinchen in die Quelle hinein und überzeugen uns so selbst vom unglaublichen Wasserdruck, sie gehen gar nicht unter und werden nur seitlich weg gespült.

Nach diesem schönen Naturerlebnis fahren wir weiter nach Saranda, einer Stadt am ionischen Meer. Genau gegenüber von Korfu machen wir einen Fotostop, die griechische Insel liegt so nah, daß man sogar die Häuser und Siedlungen sehen kann.

Unser nächstes Ziel ist die Ruinenstadt Butrint, die sich unweit des Badeortes Saranda befindet und seit 1992 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Die antike Hafenstadt liegt auf einer Halbinsel und ist umgeben vom Butrintsee und dem Vivar-Kanal.

Bauhistorisch ist Butrint ein wichtiger Baustein im historischen Mosaik des Mittelmeerraumes. Beginnend im 8. Jahrhundert vor Christus bewahrt der Ort das Erbe der hellenistischen, byzantinischen, venezianischen und osmanischen Kulturen und Zivilisationen. Bereits in den Werken berühmter antiker Autoren wie Milet oder Vergil wird Butrint erwähnt. Als städtisches Zentrum einer weiten Region kam es zu Reichtum und Macht, wovon die zahlreichen Profan- und Prachtbauten, Straßen und Festungsanlagen zeugen. Wir schauen uns das Amphitheater an, was ursprünglich 2.000 Zuschauern Platz bot, spazieren weiter am Aquädukt aus der römischen Zeit vorbei, sehen ein aus dem 5. Jahrhundert stammendes Baptisterium und Reste einer Basilika, die bis ins 16. Jahrhundert Bischofssitz war. Am Löwentor staunen wir über einen der sechs Eingänge der Anlage und am Schluß steigen wir hoch auf die Akropolis, den zur Stadt gehörenden Burgberg, auf dem sich ein kleines Museum befindet.

Nach so viel Kultur sind wir hungrig geworden und da wir ganz nah am Meer sind, beschließen wir, an einem wunderschönen Strand in ein Fischrestaurant zu gehen, wo sich die Gäste die verschiedenen Spezialitäten frisch aus dem Meer aussuchen können. Gesättigt fahren wir im Anschluß in unser 4 Sterne Hotel in Saranda und genießen den sonnigen und warmen Nachmittag in diesem Badeort an der albanischen Riviera. Die Stadt liegt zwischen dem Ionischen Meer und Hügeln mit Olivenhainen an einer hufeisenförmigen Bucht mit einer tollen Uferpromenade und über allem thront die Burg Kaleja e Lekuresit aus dem 16. Jahrhundert, die wir morgen früh besuchen werden...

Llogara Nationalpark

Heute frühstücken wir auf der Dachterrasse des Hotels mit Meeresblick. Wenig später fahren wir los auf den Berg von Saranda, wo sich die Reste der Festung Lekursi befinden.

Einst war sie eine osmanische Verteidigungsanlage, heute befindet sich ein Restaurant zwischen den Mauerresten und man kann von hier oben vor allem einen tollen Ausblick auf die Küste und die Stadt Saranda genießen.

Wir fahren weiter an der albanischen Riviera entlang, dem schönsten Küstenabschnitt von Albanien. Sie erstreckt sich in der Region von Saranda bis nach Vlora. Vom Meer aus geht es hier steil hinauf zu den bis zu 2.000 Meter hohen Gipfeln des Ceraunischen Gebirges.

Gegenüber bekannten Badedestinationen von Griechenland oder Kroatien finden wir hier nahezu unbebaute Küstenabschnitte ohne Bettenburgen und Massentourismus. Sandstrände darf man allerdings nicht erwarten, es überwiegt Kies. Vergebens sucht man auch Umkleidekabinen, Sonnenschirme, Süßwasserduschen oder Strandliegen. Dafür sind die Strände, als wir ankommen, nahezu menschenleer und wenn man sich mit den Umständen arrangieren kann und ein eigenes Handtuch mitgebracht hat, kann man sogar einen Gang ins Meer wagen. Da es heut nur 23 Grad sind finden sich nur zwei mutige Gäste, die anderen sitzen in der Sonne und tauschen Geschichten über Ost und West aus.

An der Riviera hat man die kleinen Bergdörfer wie beispielsweise Dhermi mit viel Aufwand und Mühe liebevoll hergerichtet, alle Häuserfassaden strahlen weiß vor der Bergkulisse und davon heben sich die roten runden Dachziegel sehr schön ab. Über der ganzen Kulisse strahlt erhaben die Saint Demetrius Kirche mit ihrer blauen Kuppel.

Jetzt geht es einen Bergpass in Serpentinen steil nach oben zum Pass und es wird merklich kühler. Oben angekommen zeigt das Thermometer noch 14 Grad und wir entscheiden uns, die Mittagspause trotz der schönen Aussicht am Bergrestaurant lieber drinnen zu verbringen.
Nach dem Essen fahren wir keine zehn Minuten mehr und erreichen unser Hotel, welches mitten im Llogara Nationalpark liegt. Der ganze Park hat eine Fläche von 1010 Hektar inmitten des Ceraunischen Gebirges und wir sind mitten in einem Bergwald. Das Dammwild weidet direkt hinter dem Hotel und die frische Bergluft verleitet uns zu einer kleinen Wanderung.

Am Abend sind wir dann doch froh, daß man im Hotel bereits eingeheizt hat, da draußen nur noch 11 Grad sind. Einige Gäste haben sogar schon die Sauna und den beheizten Pool ausprobiert. Morgen werden wir wieder ins Tal nach Vlora fahren, wo uns wieder sommerliche 24 Grad erwarten ...

Apollonia – Berat

Wir haben in einer Höhe von 1027 Metern über dem Meeresspiegel übernachtet und die Temperaturen haben sich in der Nacht auf 9 Grad abgekühlt. Daher sind wir sehr froh, daß zum Frühstück der offene Kamin brennt und obwohl heut Morgen die Sonne ihr Bestes gibt, freuen wir uns, wieder an die Küste zu fahren, wo uns 24 Grad erwarten.

Vor der Stadt Vlora machen wir einen Fotostop und haben einen atemberaubenden Blick auf die Stadt mit ihrer Umgebung. Vlora liegt am Übergang von der Adria zum Ionischen Meer. Die Bucht, die einen natürlichen Hafen bildet, war bei Griechen, Römern, Osmanen und Russen gleichermaßen beliebt. Die italienische Küste ist gerade mal 60 Kilometer entfernt und liegt damit näher als die Hauptstadt Tirana. Diese einmalige Lage zur Adria hat die Stadt lange geprägt: Immer wieder wurde sie von den Italienern besetzt und in den 1990er Jahren war hier der Ausgangspunkt für viele Flüchtlinge nach Westeuropa. Vorgelagert ist die Insel Sazan und einige der schönsten Strände Albaniens liegen unweit des Zentrums von Vlora.

Wir fahren weiter und erreichen am Vormittag Apollonia, einen archäologischen Komplex in der Nähe der Stadt Fier. Hier besichtigen wir die Überreste einer griechischen Stadt, die im 6. Jahrhundert vor Christus gegründet wurde. Wir erkennen Ruinen von einstigen Häusern, eine Akropolis, Tempel und Regierungssitze. Neben der Stätte liegt in einem ehemaligen orthodoxen Kloster ein kleines archäologisches Museum, in dem man die Gegenstände betrachten kann, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden. Die Stadt existierte vom 6. Jahrhundert vor Christus bis zum 2. Jahrhundert nach Christus, als sie von einem Erdbeben zerstört wurde.

Einstmals lag Apollonia an einem Seehafen, heute ist die Küste etwa 5 km entfernt. Das wohl beeindruckendste Gebäude der ganzen Anlage ist das Haus der Agonotheten. Es wurde für die Stadtverwaltung gebaut, aber auch für Sklavenkämpfe verwendet.

Nach dieser Besichtigung fahren wir weiter nach Berat, in die Stadt der 1.000 Fenster, wo wir heute übernachten werden.

Zu allererst erklimmen wir die Burg von Berat hoch oben auf einem felsigen Hügel oberhalb des Ossunflusses. Die Anlage, die auf römische und byzantinische Vorgängerbauten zurückgeht, wurde in ihrer heutigen Gestalt im 13. Jahrhundert errichtet. Im Mittelalter fanden hier alle Wohnhäuser der Einwohner der Stadt und zusätzlich 20 Kirchen und eine Moschee platz. Von den meisten Gotteshäusern sind nur noch Ruinen erhalten, aber im Burggelände selbst wohnen heute noch Menschen. Vom südlichen Ende der Burganlage hat man einen bezaubernden Ausblick auf die Dreifaltigkeitskirche aus dem 13. Jahrhundert und die gesamte Altstadt der unter UNESCO Weltkulturerbe stehenden Stadt Berat.

Nach einem sehr schmackhaften Mittagessen auf dem Burgberg kraxeln wir die steile und steinige Straße wieder hinab und fahren zu unserem Hotel mitten im Zentrum. Interessanterweise liegt auf der einen Flußseite des Osum der muslimische Teil der Stadt auf der anderen der christliche. Mehrere Brücken verbinden die beiden Stadtteile und unweit unseres Hotels steht sogar eine Moschee direkt neben der Kirche.

Wir flanieren am Nachmittag durch die beeindruckenden Gassen, sehen Alt und Jung im Park oder im Kaffee sitzen und da hier keine Frau ein Kopftuch trägt, ist die Religionszugehörigkeit gar nicht zu erkennen.

Am Abend treffen wir wieder alle zusammen und Alert hat wieder ein schickes Restaurant für das Abendessen ausgewählt.

Danach sind wir vom vielen Auf- und Absteigen müde bevor wir morgen Neues erleben, wollen wir erstmal ausruhen...

Durres – Shkodra

Nach einem Frühstück mit einem wundervollen Blick auf Berat im Morgenlicht brechen wir in Richtung Norden auf. Unseren ersten Halt machen wir nach etwa 60 Kilometern in Durres. Diese Stadt ist das beliebteste Strandziel in Albanien für Einheimische. Der Stadtstrand ist 10 Kilometer lang und die erschwinglichen Preise locken vor allem albanischen Familien von Mai bis August hierher.

Es dreht sich allerdings nicht alles um die Sonne und das Baden, die reiche Stadtgeschichte geht bis 627 vor Christus zurück, als das Gebiet zum alten Illyrien gehörte. Mitten im Zentrum erinnert noch heute das alte Amphitheater an dieses kulturelle Erbe.

Der Einfluß der kommunistischen Ära ist heutzutage sehr markant, da immer noch viele Gebäude im sowjetischen Stil das Stadtbild prägen.

Der Strand begeistert uns nicht besonders, die Wasserqualität scheint nicht die Beste zu sein und niemand von den Gästen traut sich hinein. Wir sitzen lieber im Café und beobachten die Einwohner. Alle möglichen Läden und Caféhäuser spiegeln die aufstrebende Wirtschaft der letzten 10 Jahre wieder und man sieht viele moderne Läden und trendige Lokale.

Dem Amphitheater statten wir einen Besuch ab, es wurde während des Römischen Reiches im 2. Jahrhundert vor Christus erbaut und steht auf der vorläufigen Liste der UNESCO. Es liegt umgeben von Wohnhäusern an einem kleinen Hügel und man kann noch gut erahnen, wie die Kämpfe zwischen Gladiatoren und wilden Tieren hier abgelaufen sein müssen.

Wir fahren weiter und stecken heut auf der einzigen Nord-Süd-Verbindung des Landes mächtig im Stau. Die Straße hat für jede Seite nur eine Spur und wird sowohl von Landwirtschaftsfahrzeugen, als auch von Mopeds und LKWs gleichermaßen genutzt und so können wir stellenweise nur 30 km/h fahren und erreichen Shkodra erst um die Mittagszeit.

Wir erklimmen die Burg Rozafa auf dem Hausberg von Shkodra. Steil müssen wir nach oben steigen, um den Ausblick zu genießen. Wir blicken auf die Flüsse Buna, Drin und Kir und die alten Mauern, die eine Fläche von etwa 9 Hektar umgeben. Das Innere der Burg ist durch Mauern von drei Höfen mit Toren dazwischen getrennt. Der dritte Hof ist etwas kleiner als die anderen und liegt auf dem höchsten Teil des Hügels. Die Illyrer gründeten bereits im 4. Jahrhundert vor Christus hier oben eine Stadt mit dem Namen Scodra, während der Römerzeit dehnte sie sich bis in die Ebene am Fuße des Hügels aus. Später nutzten die Byzantiner, lokale Fürsten und die Venezianer die Anlage und bauten die Befestigungsanlagen aus. 1479 nahmen die Osmanen die Burg nach langer Belagerungszeit ein und nutzten sie bis 1913. Wir genießen die tollen Rundblicke in die Täler der mäandernden drei Flüsse und die Berge im Hintergrund.

Den Nachmittag verbringen wir in der Altstadt, sehen Folkloregruppen die Straßen entlang ziehen, Jugendliche, die mit Elektrorollern die Fußgängerzone lang brausen und viele Familien, die das Wochenende draußen in den Restaurants und Cafés der Stadt verbringen.

Am Abend treffen wir uns wieder und laufen zu einem Restaurant, was von Einheimischen gut besucht ist. Heute gibt es einen Live-Musik-Abend. Wir sind allerdings zu müde, um eine lange Nacht zu beginnen und nach dem Essen ruhen wir uns erstmal aus, bevor wir morgen in die albanische Hauptstadt zurück fahren werden ...

Rückreise nach Tirana

Bevor wir in die Hauptstadt zurück fahren, besuchen wir etwas ganz Exotisches in Shkodra. Hier lebt ein Künstler, der oft in Italien gewesen ist und dort seine Liebe für den Karneval in Venedig entdeckte. So kam ihm die Idee, in Albanien eine Firma zu gründen, wo mehrere Mitarbeiter die traditionellen Karnevalsmasken in liebevoller Handarbeit herstellen, und so finden wir uns am Stadtrand von Shkodra in einer Villa wieder, die von Masken und Muranoglas nur so überquillt. Der Besitzer betreibt allein in Venedig 8 Läden,wo die in Albanien hergestellten Masken verkauft werden. Wir dürfen sogar die einzelnen Arbeitsplätze der Mitarbeiter inspizieren und sehen ganz wundervolle Kreationen, alles aus einer Art Pappmache hergestellt. Die Bilder an den Wänden zeigen Schauplätze Venedigs und so glauben wir kurzzeitig gar nicht, in Albanien zu sein.

Danach machen wir uns auf den Rückweg in die Hauptstadt, die wir zur Mittagszeit erreichen. Im Zentrum stecken wir im zähen Wochenendverkehr. Der amtierende Präsident hat eine autofreie Stadt an Sonntagen angeordnet und so wälzt sich der gesamte Hauptstadtverkehr über die wenigen für Autos am Sonntag freigegebenen Straßen. Es wird gehupt und wild überholt. Mittendrin noch Linienbusse und Fahrräder. Wir haben daher im Bus genügend Zeit, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu betrachten. Am Hotel angekommen, beschließen wir, schnell die Koffer auf die Zimmer zu bringen und unsere Besichtigung zu Fuß fortzusetzten, da wir ohne fahrbaren Untersatz schneller vorwärts kommen. Wir verabschieden unseren Fahrer Illyr, der uns wirklich meisterlich und sanft über alle Schlaglöcher und Verkehrsberuhiger gefahren hat und er bekommt zum Andenken Hallenser Hallorenkugeln und Knusperflocken

Wir laufen zum zentralen Platz der Hauptstadt. In den letzten 5 Jahren ist hier vieles neu entstanden. Zentral in der Mitte befinden sich noch immer eine große Statue von Skanderberg und eine historische Moschee. Rundherum war einst ein Park. Dieser ist jetzt Pflastersteinen gewichen und einem modernen Opernhaus. Am Rande des Platzes ragen riesige Hochhäuser hervor, die mit ihren Glasfassaden gar nicht so recht zum Rest passen wollen und nun ist es endlich soweit: Wir werden einen der unzähligen Bunker Albaniens besichtigen. Diese furchtbaren Bauten stehen im ganzen Land teilweise in Vorgärten von Häusern, manche wurden zu Ställen zweckentfremdet oder als Lagerraum genutzt. Andere wieder vegetieren einfach vor sich hin oder dienen als wilde Mülltonnen. Der einstige Diktator Enver Hoxha, der bis 1985 die Sozialistische Volksrepublik Albanien mit eiserner Hand regierte, errichtete etwa 200.000 dieser Ungeheuer im ganzen Land. Unter seiner Herrschaft wurde Albanien von der Außenwelt völlig isoliert und aus Angst vor feindlichen Angriffen errichtete man in seinem Auftrag diese Pillbox-Bunker. Ein Bunker war für je 4 Albaner gedacht, denn jeder war unter dem kommunistischen Regime verpflichtet, sein Land zu verteidigen. So wurden landesweit an strategisch günstigen Lagen diese gruseligen Betonpilze errichtet.

Eines dieser schrecklichen Gebilde kann man in Tirana besichtigen, es wurde als Museum umgebaut. Uns schnürt es in den engen Gängen und Kammern förmlich die Luft ab und die ausgestellten Gegenstände tun ihr Übriges, um uns schnell wieder ans Tageslicht zurückkehren zu lassen. Zu grausam sind die Bilder, die veranschaulichen, welche Gräueltaten den nicht Parteitreuen unter dem Regime von Hoxha angetan wurden.

Den Nachmittag können wir in der Hauptstadt nach eigenem Gusto verbringen und die meisten Gäste statten dem Markt nochmal einen Besuch ab, um die letzten LEK in Souvenirs oder einen kleinen Imbiss zu investieren.

Am Abend treffen wir uns dann alle zum letzten gemeinsamen Abendessen in einem Fischrestaurant wieder.

Heimreise

Unsere kleine Gruppe trennt sich am Morgen. Einige Gäste haben einen Lufthansaflug nach München und weitere Anschlußflüge und müssen schon am Morgen auf den Flughafen. Der Rest der Gruppe fliegt erst Mittags mit Austrian über Wien zu ihren Zieldestinationen. Hier trennen sich also unsere Wege. Wir sind 10 Tage durch ein Land gereist, über das viele negative Klischees im Umlauf sind. Begegnet sind gastfreundliche Menschen, ein Land mit unberührter wundervoller Natur und uralter Geschichte. Vieles entwickelt sich hier gerade, was in Nordeuropa schon selbstverständlich ist, vieles gilt es auch noch zu verbessern wie beispielsweise die Müllentsorgung. Aber Albanien ist auf einem guten Weg, sich seine kulturelle Eigenständigkeit zu bewahren und trotzdem zu einem beliebten Reiseziel zu werden.

Schlusswort

Ich wünsche allen Gästen eine gute Reise nach Hause. Ich möchte mich bedanken, für die Geduld, wenn es mal wieder nicht zügig deutsch im Restaurant oder Hotel lief, sondern mit albanischer Gelassenheit. Ich wünsche allen Gesundheit und Wohlergehen und einen angenehmen Herbst mit hoffentlich noch etlichen Sonnenstunden. Vielleicht sehen wir uns auf der einen oder anderen Reise bei Eberhardt mal wieder ...

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