Reisebericht: Wanderreise Pyrenäen – Natur und Kultur

06.06. – 13.06.2011, 8 Tage Soldeu – Andorra la Vella – Vall del Riu – Engolasters–See – Os de Civis – Sorteny Park (28 Wanderkilometer)


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Eine erlebnisreiche Woche verbrachten wir im Zwergstaat Andorra, im Herzen der Pyrenäen. Wir genossen ein abwechslungsreiches Programm, Wandern, Kultur und vieles mehr
Ein Reisebericht von
Doreen Päßler
Doreen Päßler

Reisebericht

Montag, 06.06.2011
 
Nach einer kurzen, sehr kurzen Nacht, begann für meine Reisegäste der 1. Reisetag sehr früh. Unsere Chauffeure fuhren uns von der Haustür zum Flughafen Berlin Tegel. Pünktlich hob der Flieger gen Barcelona ab, wo wir halb 12 bei einem warmen Sonne-Wolken-Mix landeten. Christin vom Hotel Village empfing uns freudig am Ausgang und hatte auch Familie Klotz im Schlepptau, die bereits das Wochenende in Barcelona schöne Tage verbrachte. Nach einer fast vierstündigen Fahrt übers spanische Festland nach Andorra, machten wir kurz vor der Grenze nochmal einen Stopp in Ponta. Alle waren etwas müde von der langen Anreise und dem warmen Wetter. Aber nach einem Café Cortado und einem kleinen Snack waren alle wieder fit und weiter konnte die Reise gehen in den Zwergstaat Andorra. Um kurz vor 4 kamen wir endlich an und konnten unsere Zimmer beziehen. Das Wetter war schon bedeutend kälter geworden - immerhin wohnen wir auf 1825m. Am Abend gab es einen gemeinsamen Begrüßungscocktail und viele interessante Informationen für den weiteren Verlauf unserer Wanderreise. Bei einem leckeren Abendessen erholten wir uns von der langen, anstrengenden Anreise und tankten neue Kraft für den morgigen 1. Ausflugstag.
 
Dienstag, 07.06.2011
 
Nach dem Aufwachen war der erste Anlaufpunkt der Hotelbalkon, um zu sehen wie das Wetter ist. Und es lohnte sich, denn wir hatten einen herrlichen Blick in die Berge und sogar ein Stück blauer Himmel war dabei. Nachdem wir uns beim Frühstück für den Tag gestärkt hatten, konnte es auch schon losgehen zur Andorra-Rundfahrt. Kristin begrüßte uns an der Rezeption und auch der Bus war startklar. Wir fuhren los um als Erstes den sogenannten „Flaschenhals“ zu sehen. Wir fuhren talabwärts über Canillo, wo man Tabak anpflanzt, weiter durch Encamp. Encamp ist bekannt für die längste Gondelbahn Europas. Von 1340m kann man bis auf knapp 2000m hoch fahren. Weiter ging es über Escaldes, La Massana und schließlich Pal, dem ältesten Dorf Andorras zum Coll de la Botella, dem „Flaschenhals“. Es war ziemlich kalt, aber wir hatten die Hoffnung auf schönes, warmes Wetter noch lange nicht aufgegeben. Ab und an konnten wir durch eine Wolkenlücke das Panorama bewundern und Fotos machen. Anschließend fuhren wir wieder 700 Meter hinunter und kamen in Ordino an, wo uns ein Besuch im Museum Plandolit auf uns wartete. Kristin führte uns durch die sehr prunkvollen und rustikalen Zimmer. Wir besichtigten dieses alte Gutshaus mit authentischer Einrichtung aus dem 17. Jahrhundert  und hatten danach noch etwas Zeit zur freien Verfügung. Leider hatte es begonnen zu regnen, aber zum Glück gab es die eine oder andere Bar, wo man einkehren konnte. Doch was war das?…Ich hörte schon ein paar Mägen knurren - es war Zeit fürs Mittagessen! Nach nur zehn Minuten Fahrt kamen wir in der „Borda de l’Avi“ an und es war schon alles vorbereitet. Als erstes gab es geröstetes Brot, darauf rieben wir etwas Knoblauch, Tomate und Olivenöl. Zum Schluss noch etwas Salz…hhmmmm lecker! Dann ging es weiter mit Salat, Gegrilltem mit Kartoffel und Knoblauchcreme und als Abschluss landestypische Crema Andorrana. Puhhh, jetzt waren wir aber satt. Etwas träge gingen wir nun wieder zum Bus. Endlich sitzen! Wir fuhren los um die Hauptstadt Andorras zu besuchen, Andorra la Vella. Nachdem wir mit Kristin das Parlamentsgebäude gesehen hatten, hatte jeder Zeit die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Und es schien die Sonne! Jacken ausziehen, Schirme weg, Sonne tanken war angesagt! Aber auch ein Verdauungsspaziergang stand bei Allen auf dem Programm.
Es war genügend Zeit die 5km lange Einkaufsmeile hoch und wieder runter zu gehen und auch noch etwas von der Stadt zu sehen. Wieder am Treffpunkt angekommen, kamen wir zum heutigen Höhepunkt: ein Besuch in der Likörfabrik! Wir wurden begrüßt mit Crema Catalana, eine Art Eierlikör und Whisky mit Honig, was auch gegen Husten helfen soll. Jeder konnte individuell schauen, verkosten und auch Souvenirs mitnehmen. Bei strömenden Regen ging es nun wieder in unser gemütliches Hotel, wo wir den erlebnisreichen Tag bei einem leckeren Abendessen ausklingen ließen.
 
Mittwoch, 08.06.2011
 
Gestärkt von einem reichhaltigen Frühstück machte uns auch das Wetter Lust auf Bewegung und auf unsere erste Wanderung. Es war zwar etwas frisch, aber die Sonne lachte. Unser Wanderführer Marco war ebenso gut gelaunt und erläuterte uns die Wanderungen der nächsten Tage. Auch Kristin war heute wieder mit dabei. Wir fuhren nur kurz bis El Plans. Dort rüsteten wir uns, Rucksäcke geschnallt, tief durchgeatmet - los geht´s! Es ging eine ganze Weile bergan, über Stock und Stein, über kleine Flüsschen, etwas Geröll…wir blieben ab und an stehen, nicht nur um zu verschnaufen, sondern auch um die tolle Sicht zu genießen. Der Ginster leuchtete im satten Gelb und rundete das Landschaftsbild ab. Es ging nun fortan etwas gemächlicher, nicht mehr so steil weiter. Von weitem hörten wir eine Kuhglocke läuten. Doch was war das? Da stand ein Pferd auf dem Flur..also auf unserem Weg und bewegte sich nicht von der Stelle. Aber es war zahm und lies sich streicheln. Wir liefen also um das Pferd um bald die Schutzhütte Vall del Rui zu erreichen. Es waren nur noch 5 Grad - aber immerhin befanden wir uns auf 2160m. Dort machten wir Brotzeit, stärkten uns bei Wurst, Käse und Brot. Nach einer halben Stunde ging es nun talabwärts weiter. Die Wege waren teilweise sehr rutschig und uneben. Leider wurde unser erster Wandertag von einem unglücklichen Zwischenfall überschattet: Ein Mann aus unserer Gruppe  rutschte bei einer Wurzel so unglücklich ab, dass er sich das Bein kompliziert brach. Wir riefen die Bergwacht und per Helikopter wurde er ins Krankenhaus geflogen. Zum Glück war er bei einem deutschen Arzt in einem supersauberen Krankenhaus in guten Händen. Wir hoffen, dass er ganz schnell wieder richtig gesund wird.
 
Noch etwas geschockt von den Geschehnissen ging es mit der restlichen Wandergruppe weiter. Immer wieder mussten wir stehen bleiben, denn die Aussicht ins Land war sehr schön. In Las Bordas de Armiana erwartete uns der Buschauffeur und brachte uns wieder zurück in unser Hotel.
 
 
Donnerstag, 09.06.2011
 
Heute ging es schon früher los, da für den Nachmittag Regen angesagt war. So holten uns Marco und Ignacio schon halb neun im Hotel ab. Es ging ein kleines Stück ins Dorf und dann bergan in Richtung Vall d`Incles. Das erste Stück ging ziemlich steil hoch, aber das Wetter und die Sicht ins Land waren ideal. Bei einer kleinen Pause waren wir bereits auf 2100m angekommen und konnten für einen Moment die Sicht genießen. Weiter ging es stetig bergan, schließlich mussten wir ja noch ein Stück dem Himmel entgegen wandern. Pünktlich zur Brotzeit waren wir am See angekommen und stärkten uns erstmal. Anschließend ging ein kleiner Teil der Gruppe mit Ignacio über die Schutzhütte zurück. Der andere Teil wollte den Pas de les Vaques, den Kuhpass bezwingen. Wir mussten noch 200 Höhenmeter überwinden, um auf 2550m einen tollen Blick in beiden Tälern zu haben. Wir hielten einen Moment inne und schossen noch ein Gruppenfoto als Beweis. Nun ging es ein ganzes Stück abwärts, denn was wir nach oben gegangen sind mussten wir auch wieder runter. Unser Ausgangsort Soldeu lag immerhin auf 1825m. 200 Höhenmeter vor dem Ziel hatten wir dann noch einen schönen Blick auf Soldeu und konnten auch unser Hotel schon in Augenschein nehmen. Dann waren die letzten Meter auch nicht mehr so weit. Schließlich im Hotel angekommen, nutzten wir den freien Nachmittag zur Entspannung und/oder zum Kaffeetrinken. Am Abend genossen wir wieder ein schmackhaftes Büffet und ließen den hürdenfreien Tag Revue passieren.
 
Freitag, 10.06.2011
 
Heute Morgen waren alle etwas geschafft. In der Nacht hatte es ein starkes, aber kurzes Gewitter mit viel Regen gegeben, von dem fast jeder wach geworden war. Und auch die gestrige Passbesteigung lag einigen noch in den Knochen. Aber nur keine Müdigkeit vortäuschen, heute war schließlich ausruhen angesagt. Denn heute stand ein Ausflug ins benachbarte Frankreich auf dem Programm. Wir fuhren vom Hotel aus über den Pass zur 11km entfernten Grenze. Vorbei an der höchsten, auf 2400m liegenden Tankstelle Europas überfuhren wir nun, laut Kristin, den modernsten Grenzübergang Europas. „Nun sind wir ins Frankreich, riecht ihr es schon?“ begrüßte uns Kristin im anderen Land. Aber es war leider immer noch kühl und neblig und man bekam schwer das Gefühl in Frankreich zu sein. Wir fuhren weiter durch Ax les Thermes in Richtung Foix. Foix ist eine Grafenstadt mit 10000 Einwohnern und einer imposanten Burganlage. Wir hatten nun Zeit zur Freien Verfügung. Mit einigen Gästen besuchte ich die Burganlage. Es ging ein kleines Stück nach oben und wir hatten einen tollen Blick über die Stadt. Einige besichtigten die Burg mit ihren 2 eckigen und 1 rundem Turm auch von innen. Anschließend war noch Zeit um eine Kleinigkeit zum Mittag zu essen oder nochmal über den Markt zu bummeln. Dann ging es weiter zur Bootsfahrt auf dem Fluss La Bouiche. 60m stiegen wir hinab um per Aluboot von einem Studenten über den Fluss gezogen zu werden. Wir sahen gewaltige Gebilde aus Stalagmiten und Stalagtiten, die sich in Figuren wie beispielsweise einem Buddha, einer Hexe oder einem Mammut  verwandelten. Wir staunten nach links und nach rechts, doch mussten wir auch auf unsere Hände und Köpfe aufpassen. Immer wieder hieß es „Attention,mind you head!“ und auch tief ducken mussten wir uns, damit uns die Stalagtiten nicht den Scheitel neu zogen. Plötzlich wurde es stockfinster, ohne einen Schimmer Licht. Man wollte uns das Gefühl vermitteln, wie es für den Entdecker war, als er mit seinen 27 Jahren diese Höhlen entdeckte. Aber dieser hatte immerhin Kerzenlicht. Zum Glück sahen wir schon das Ende der Dunkelheit und konnten uns wieder aufrichten. Nach einer reichlichen Stunde war die Fahrt vorbei und wir verabschiedeten uns bei dem freundlichen Guide. Kristin erwartete uns bereits am Bus und es konnte wieder Richtung Andorra gehen. Doch bevor es zurück ins Hotel ging, machten wir noch einen kurzen Stopp in Ax les Thermes, um unsere Füße im Thermalbecken zu tauchen.
Dann fuhren wir weiter und erreichten wenig später unser Hotel in Soldeu. Ein erlebnisreicher Ausflug geht zu Ende und nun sind alle hungrig. Die meisten fallen früh ins Bett oder setzen ihre Tradition eines Schlummerdrinks in der Hotelbar fort….
 
Samstag, 11.06.2011
 
Heute rüsteten wir uns wieder für eine Wanderung. Marco holte uns wie immer pünktlich ab und wir fuhren nur wenige Minuten nach Grau Roig. Dort startete unsere heutige Tour, der erste Teil ging wieder sehr steil bergan, bevor wie nach einer dreiviertel Stunde Gehzeit am ersten See, auf katalanisch Estany Primer, ankamen. Ein tolles Bild, der See und die Bergkulisse im Hintergrund. Wir hatten super Glück mit dem Wetter. Wir liefen weiter bergan und kamen kurz darauf zum 2. See. Hier befanden wir uns schon auf 2300m. Auch unsere Mittagspause verbrachten wir an einem See und dort konnte die Gruppe entscheiden, wie die Wanderung fortgesetzt wird. 1. Möglichkeit war der Abstieg mit Ignasi entlang der Bergseen, 2. Möglichkeit war der Aufstieg zum Adlerpass auf 2800m. 5 Personen + Marco entschieden sich für den Aufstieg, der Rest ging mit Ignasi. Nach einem sehr anstrengenden, teilweise sehr steilen Aufstieg waren wir endlich angekommen, auf der Passhöhe unterhalb des Adlergipfels. Wir hatten einen traumhaften Blick über alle Seen zur einen Seite und einen schönen Talblick zur anderen, fast schon spanischen Seite. Nun ging es wieder bergabwärts. Der Abstieg gestaltete sich äußerst schwierig, man musste sehr aufpassen wo man hintritt. Mir dauerte das alles zu lang, so entschied ich die Abkürzung über eine Schneezunge. Und warum laufen, wenn doch der Weg auf dem Hosenboden zu rutschen viel schneller ging. Ich sauste den Berg hinab wie im Winter mit einem Schlitten. Noch etwas erschrocken raffte ich mich auf und trocknete erstmal meine Hinterseite. Aber irgendwie war der Wurm drin, denn das sollte heute nicht mein letzter Sturz gewesen sein. Die letzten Kräfte zusammengesammelt, Traubenzucker gegessen und fest am Wanderstock festgekrallt, konnten wir den Abstieg fortsetzen und beenden. Etwas später als der Rest, trafen wir am Bus ein. Aber es hatten auch noch einige andere leichte Blessuren davon getragen. Zum Glück verlief dennoch alles harmlos im Vergleich zum Beinbruch. Die Wanderung war für alle heute sehr anstrengend und zu Recht haben heute alle ihr Abendessen verdient! Und da das Wetter auch so toll mitgespielt hat, musste heute auch wieder aufgegessen werden. Schließlich soll unser letzter Wandertag morgen wieder richtig sonnig werden!
 
 
Sonntag, 12.06.2011
 
Noch etwas gerädert von der gestrigen Wanderung stärkten wir uns erstmal bei einem schönen Frühstück. Dann holte uns Vincenc ab und fuhr uns zum Nationalpark Sorteny, unserem heutigen Wandergebiet. Dort erwarteten uns bereits Marco und Ignasi. Gut gerüstet wanderten wir als erstes zum Botanischen Garten, wobei Botanisches Gärtchen besser passt. Wir sahen liebevoll angelegte, kleine Beete mit verschiedenen Pflanzensorten. Dann ging es weiter, nach einem kurzen, gemächlichen Weg, ging es nach Marcos Beschreibung zum 20-minütigem Aufstieg. Allmählich gewonnen wir an Höhe, waren schnell auf 2150m angekommen. Doch wir wollten noch 200 weitere Meter aufsteigen, daher sammelten wir nochmal unsere Kräfte zusammen. Nach einer halben Stunde waren wir am Estany … angekommen und genossen die Atmosphäre bei einer kleinen Brotzeit, bei der Rica mehr abbekam als wir selbst. Nachdem wir nun die 570m Aufstieg bewältigt hatten, nahmen wir nun den Abstieg in Angriff. Der war direkt ein Klacks für uns, wesentlich leichter als gestern. Kurze Zeit später waren wir an der „Borda de Sorteny“, einer kleinen Schutzhütte mit Übernachtungsmöglichkeit, an und machten eine kleine Trinkpause. Weil wir ja nicht genug bekommen hatten, wagten wir noch einen kurzen, klitzekleinen  Anstieg von 100m auf das Felsplateau. Unsere 2 Blumenfotografen gingen mit Ignasi schon mal in Richtung Parkplatz. Auf dem Plateau angekommen, hatten wir eine tolle Sicht ins Rialb-Tal. Noch schnell ein Foto geschossen, machten wir uns wieder auf den Weg zum Bus. Da es die letzte Wanderung mit Marco, Rica und Ignasi war, kehrten wir als Abschluss noch in eine nahgelegene Bar ein. Marco zeichnete jedem die Wanderungen der letzten Tage in die Karten ein und erzählte noch dies und das aus seinem Leben. Wir bedankten und verabschiedeten uns von den Beiden und machten uns zurück auf den Weg nach Soldeu. Eine erlebnisreiche Wanderwoche geht zu Ende, die wir am Abend auch noch einmal in der Bar Revue passieren ließen.
 
 
Montag, 13.06.2011
 
Heute heißt es Abschied nehmen von dem beeindruckenden, kleinen Zwergstaat. Am Morgen machten wir uns auf den Weg nach Barcelona, wo uns erst noch eine Stadtrundfahrt erwartet. Dann heißt es auch Abschied nehmen von Spanien und ab ins Flugzeug, das uns wieder sicher und wohlbehalten nach Deutschland bringt. Ich danke Ihnen für die schöne, und auch aufregende Wanderwoche. Bleiben Sie gesund, vielleicht sieht man sich bei der einen oder anderen Reise wieder. Ich würde mich freuen!

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