Reisebericht: Rundreise Australien und Tasmanien

10.10. – 30.10.2022, 21 Tage Naturreise Australien (ab 2025 mit Zugfahrt im Ghan): Singapur – Melbourne – Tasmanien – Cradle Mountain–Nationalpark – Adelaide – Kangaroo Island – Alice Springs – Western Macdonnell Ranges – Ayers Rock/Uluru – Sydney


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Bei dieser tollen Rundreise nach Australien stehen nicht nur die großen Städte wie Melbourne, Adelaide und Sydney auf dem Programm, sondern vor allem die Natur im Mittelpunkt! Mit der Great Ocean Road, den Nationalparks Tasmaniens und einem Ausflug nach Kangaroo Island erkunden wir eindrucksvolle Landschaften und begeben uns auch auf die Spuren der einheimischen Tierwelt – denn natürlich möchten wir in Australien unbedingt auch Kängurus und Koalas sehen!
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Reisetag (Montag, 10.10.2022): Aufbruch nach Australien – Flug nach Singapur

Ein großes Abenteuer liegt vor uns, als ich mich mit meinen Gästen auf dem Frankfurter Flughafen treffe. Vier Gäste begleiten mich bereits seit Dresden und sind ebenfalls ganz aufgeregt vor Freude, denn es zieht uns weit weg, ans andere Ende der Welt, bis nach Tasmanien. Die lange Reise bis dorthin wird durch einen Aufenthalt in Singapur unterbrochen und damit erträglicher gestaltet. Die erste Etappe ist jedoch erstmal ein Nachtflug von Frankfurt nach Singapur mit Singapore Airlines. Wir werden wie nicht anders gewohnt gut betreut und verpflegt.

2. Reisetag (Dienstag, 11.10.2022): Abendspaziergang in Singapur

Durch die Zeitverschiebung ist es bereits Nachmittag, als wir in diesem modernen asiatischen Stadtstaat landen, d. h. wir landen erst im zweiten Anlauf, da der Pilot nochmal durchstarten muss, weil die Landebahn blockiert ist. So drehen wir eine kleine Ehrenrunde über das Meer bis fast nach Indonesien und sehen unter uns mindestens 100 Frachtschiffe, die im türkisblauen Wasser zwischen grünen Inseln auf Reede liegen. Beim zweiten Versuch klappt es — willkommen in Singapur! Die Einreise dauert zwar dank der Corona-Formulare ebenfalls etwas länger, aber Probleme gibt es keine. Unsere örtliche Reiseleiterin Martine nimmt uns freudig in Empfang und stimmt uns auf der Fahrt zum Hotel auf unseren kurzen Stoppover-Aufenthalt ein. Sie bietet uns außerdem einen zusätzlichen abendlichen Ausflug mit ihr an und wir nehmen das Angebot dankbar an. Unser Hotel empfängt uns mit einer luxuriösen Lobby und wir fühlen uns auf den Zimmern gleich sehr wohl. Als wir uns dann wenig später wieder mit Martine treffen, ist es schon fast vollständig dunkel draußen. So nah am Äquator sind die Tage immer sehr kurz. Und viel wärmer und feuchter als im herbstlichen Deutschland ist es natürlich in Singapur auch. Mit dem öffentlichen Bus fahren wir zum berühmten Hotel Marina Bay Sands, laufen durch die riesige Empfangshalle, tauchen in den Untergrund ab, landen in einem riesigen luxuriösen Shopping Center und stehen wenig später am Wasser vor dem Hotel, pünktlich zum Beginn der abendlichen Licht-Wasser-Laser-Show. Das ist schon mal ein kleines Highlight zu Beginn unserer Reise — und ein toller Empfang in dieser eindrucksvollen Stadt! Gleich im Anschluss geht es in den Gardens by the Bay auf der anderen Seite vom Hotel mit der nächsten Show weiter. Auch der abendliche Regenschauer, der mit Beginn der Show einsetzt, kann da unsere gute Stimmung nicht mehr stören, auch wenn sich die arme Martine tausendmal entschuldigt, weil sie heute nicht mehr mit einem Regenguss gerechnet hat. Mit dem Bus fahren wir wieder zum Hotel zurück und freuen uns auf den freien Vormittag morgen und die anschließende extralange Stadtrundfahrt.


3. Reisetag (Mittwoch, 12.10.2022): Stadtrundfahrt in Singapur – Flug nach Melbourne

Da uns der Vormittag zur freien Verfügung steht, können wir ausschlafen und/oder ausgiebig frühstücken und/oder schon auf eigene Faust Streifzüge durch Singapur unternehmen. Pünktlich um 12 Uhr holen uns unsere Reiseleiterin Martina und der Bus vom Hotel ab. Wir beginnen unsere Stadtrundfahrt im Stadtviertel Chinatown, wo wir den großen Buddha Tooth Relic Temple besichtigen und die vielen, vielen großen und kleinen Buddha-Statuen bewundern. Im Maxwell Food Centre gegenüber können wir günstig wie die Einheimischen ein Mittagessen bekommen und dann noch kurz durch Chinatown bummeln. Den wunderschönen Orchideengarten im Botanischen Garten besuchen wir als Nächstes und spazieren durch die herrliche Blütenpracht. Obwohl Singapur nur ein Stadtstaat ist, ist er doch so groß, dass wir gar nicht genug Zeit für jedes einzelne Stadtviertel haben. Little India betrachten wir deshalb vom Bus aus, aber im arabischen Viertel steigen wir wieder aus und laufen durch die Haji Lane, die für ihre vielen Wandmalereien bekannt ist, bis zur Sultan-Moschee. Zum Abschluss unseres Aufenthalts in Singapur haben wir uns für eine entspannte Bootsfahrt auf dem Fluss entschieden. So lernen wir die Stadt noch einmal aus einer anderen Perspektive kennen und fahren auch am berühmten Merlion und am Marina Bay Sands Hotel vorbei. Insgesamt war es auch dank Martine ein tolles (Vor-)Programm auf dem weiten Weg nach Australien, den wir dann am späten Abend mit dem Flug nach Melbourne fortsetzen. Nach dem Einchecken bestaunen wir das noch recht neue Einkaufszentrum „The Jewel“ in der Mitte des Flughafens mit seinem riesigen beleuchteten Indoor-Wasserfall und essen noch eine Kleinigkeit. Und dann geht der Nachtflug nach Australien …


4. Reisetag (Donnerstag, 13.10.2022): Ankunft in Australien – Stadtrundfahrt in Melbourne

Ach wie sehr hab ich den niedlichen australischen Akzent vermisst! Wir sind angekommen in Down Under, dürfen auch alle einreisen, haben auch alle unsere Koffer … klappt doch! Dass der Empfang in Australien trotzdem etwas kühl ausfällt liegt nicht an unserem Reiseleiter Helmut, sondern am lokalen Wetter, denn es regnet! Da wärmen wir uns doch erstmal am historischen Queen Victoria Market mit einem Kaffee und evtl. einem kleinen Imbiss auf, nachdem wir die Innenstadt erreicht haben. Als ehemaliger Einwohner von Melbourne kann ich feststellen, dass Helmut ein schönes Programm zusammengestellt hat. Er zeigt uns anschließend das neue Stadtviertel Docklands mit dem riesigen Marvel Stadium für Australian Football, bevor es u. a. durch die Lygon Street mit schönen alten Terrace Houses weitergeht zum Melbourne Museum und dem Royal Exhibition Building. Hier wird der Regen etwas ungemütlicher und wir können den tollen Blick auf die Downtown gar nicht richtig genießen. An den Fitzroy Gardens ist es dann wieder besser, weshalb wir einen kleinen Spaziergang zum Conservatory mit seiner herrlichen Blütenpracht und zum aus England nach Melbourne verfrachteten Cooks Cottage wagen, dem Elternhaus von Captain Cook und dadurch tatsächlich ältesten Gebäude Australiens. Von hier aus bietet sich dann ein Abstecher zu den anderen großen Stadien an — dem Melbourne Cricket Ground und der Rod Laver Arena, in der jedes Jahr die Australian Open ausgetragen werden. Melbourne ist definitiv die Hauptstadt des Sports in Australien. Auch der Grand Prix wird hier ausgetragen, wofür der riesige Albert Park jedes Mal in eine Rennstrecke umgebaut wird. Auf der Fahrt zum Hotel sehen wir ein kleines Stück davon, nachdem wir zuvor noch am Anzac-Denkmal und am Botanischen Garten vorbeigefahren sind. Wir bringen unsere Koffer ins Hotel, verabschieden uns von unserem heutigen Fahrer und laufen dann hinunter zur Promenade am Yarra River, wo wir in einem Steakrestaurant zum 2-Gänge-Mittagessen erwartet werden. „Viel!“ und „Lecker!“ sind die häufigsten Kommentare meiner Gäste, und damit ist auch der Fahrplan für den Rest der Reise vorgeben. Verhungern wird mir hier keiner! Am (freien) Nachmittag überkommt die meisten dann doch die große Müdigkeit, was angesichts der langen Anreise und des großen Zeitunterschieds nicht verwunderlich ist. So bleiben wir vom großen Wolkenbruch, der am Nachmittag noch hereinbricht, weitestgehend verschont. In einigen Stadtviertel fällt wohl sogar der Strom aus und die Straßen stehen unter Wasser. In unseren warmen kuscheligen Hotelbetten bekommen wir davon aber zum Glück nicht viel mit. Wir träumen stattdessen schon vom morgigen Ausflug zur Great Ocean Road!


5. Reisetag (Freitag, 14.10.2022): Ausflug zur Great Ocean Road

Ein fragender Blick zum Himmel? Wie wird das Wetter heute nach dem gestrigen Platzregen? Fällt unser Tagesausflug zur Great Ocean Road ins Wasser? Doch Petrus hat ein Einsehen; weniger um den Regen, als vielmehr um den angekündigten heftigen Wind müssen wir uns Gedanken machen. Wir verlassen Melbourne und fahren an Geelong vorbei nach Süden bis wir auf das Meer treffen, die Bass Strait zwischen Australien und Tasmanien. Am Point Addis machen wir den ersten Fotostopp und erhalten einen ersten Vorgeschmack auf den heutigen Tag: gelbe Klippen aus Kalkstein, das weite Meer, links unter uns ein schöner Sandstrand. Der nächte Halt hat dann mit Landschaft wenig zu tun, wird aber von meinen Gästen ebenso begeistert aufgenommen: die Schokoladenfabrik Great Ocean Road Chocolaterie. Hier bleiben wir sogar ein bisschen länger, als von Helmut eingeplant, aber so flexibel sind wir dann doch in der Zeitplanung, dass die Gäste ihre riesengroße Heiße Schokolade in Ruhe austrinken können. Das Wetter ist wie angekündigt wechselhaft, der starke Wind treibt immer mal wieder Wolken aus Richtung Antarktis auf das Festland zu. Der Memorial Arch erinnert an die Soldaten, die nach dem ersten Weltkrieg unter großen Mühen die Küstenstraße bauten, und ist ein beliebtes Fotomotiv. In Lorne dürfen wir dann das erste Mal auf dieser Reise an einem australischen Strand spazierengehen. Dieser Abschnitt der Great Ocean Road führt fast unmittelbar an der Küste entlang. Als wir Apollo Bay erreichen, ist bereits die Mittagszeit herangerückt. In der örtlichen Bäckerei spendiere ich den Gästen im Namen von Eberhardt für jeden Pie plus Nachtisch – ein typisch australisches Mittagessen. Hinter Apollo Bay biegt die Straße von der Küste ab und führt teilweise durch die Eukalyptuswälder des Great-Otway-Nationalparks. Am Castle Cove Lookout stoßen wir wieder auf das Meer, werden aber vom Wind und dem einsetzenden Regen schnell wieder in den Bus getrieben. Immerhin war das die letzte Regendusche für heute. Höhepunkt eines jeden Ausflugs zur Great Ocean Road ist natürlich ein Besuch der Twelve Apostles. Wir wissen natürlich, dass es niemals zwölf Felsen gewesen sind, doch das tut der Freude und dem Staunen keinen Abbruch, als wir sie nach einem kurzen Spaziergang vor uns stehen sehen. Auch der benachbarte Naturpark „Loch Ard Gorge“ ist sehr beeindruckend. Die tragische Geschichte dahinter, die uns Helmut erzählt, berührt unser Herz. Wir haben nun sogar noch Zeit für einen Abstecher zur London Bridge (bzw. dem noch stehenden Teil davon) hinter Port Campbell. Am Nachmittag fahren wir durch das Landesinnere via Colac zurück nach Melbourne. Bei der Kaffeepause an einer Tankstelle mache ich meine Gäste mit einer weiteren süßen Köstlichkeit Australiens bekannt – den Tim Tams. Pünktlich 20 Uhr sind wir zurück in Melbourne. Wer noch Energie hat, kann auf eigene Faust Streifzüge durch die Innenstadt unternehmen und sich in den Freitagabend-Trubel stürzen. Die ganze Stadt scheint gefühlt auf den Beinen zu sein, um das Wochenende zu feiern.


6. Reisetag (Samstag, 15.10.2022): Flug nach Tasmanien – Stadtrundfahrt in Hobart

Mit der Abholung vom Hotel am Morgen durch unseren Fahrer George endet bereits der zweite Abschnitt unserer Reise. Schade, denn der Bundesstaat Victoria hätte noch so viel mehr zu bieten … Gleichzeitig freuen wir uns alle auf das nächste Reiseziel: die Insel Tasmanien mit ihrer einzigartigen Natur. Nur wenige Gruppen verschlägt es dorthin, weshalb sich auch viele meiner Gäste speziell für diese Reise entschieden haben. In Hobart bilden unsere örtliche Reiseleiterin Regina (mit Schweizer Wurzeln) und Busfahrer Phil das Dreamteam, welches uns die ganze Zeit auf der Insel begleiten wird. Heute steht allerdings erstmal nur die Hauptstadt auf dem Programm, in der es schon wesentlich beschaulicher zugeht als in der Millionenmetropole Melbourne. Das Wetter ist heute noch einmal sehr durchwachsen, soll sich aber in den nächsten Tagen bessern. Vom Aussichtspunkt Rosny Hill Lookout sehen wir zwar auf der anderen Seite des Flusses das Stadtzentrum, der Gipfel des Mount Wellington bleibt jedoch leider von Wolken verhüllt. Dafür ist das Timing der Reise ideal, denn zwischen Hafen und Parlament findet genau heute am Samstag der berühmte wöchentliche Salamanca Market statt, auf dem vor allem auch viele lokale Produkte angepriesen werden. Für uns auch die perfekte Gelegenheit für eine Mittagspause. Für mich gibt es ein herzhaftes Crêpe mit Pilzen und eine Heiße Schokolade mit Kokosmilch und Zimt. Wenn nur mehr Platz im Koffer wäre, ließen sich hier schon viele hübsche Weihnachtsgeschenke finden! Kurz bevor wir weiterziehen wollen, huscht ein Regenschauer über Hobart hinweg, gefolgt von strahlendem Sonnenschein. Richtiges Aprilwetter eben — nur halt 6 Monate später! Bevor es zum Hotel geht, fährt uns Phil durch das historische Viertel Battery Point mit wieder sehr schönen historischen Häusern. Vielleicht gleich eine Idee für einen späteren Spaziergang? Unser Hotel liegt an der Hauptstraße und erlaubt uns, das Stadtzentrum nach dem Einchecken weiter zu Fuß zu erkunden. Auch ein Supermarkt und die Restaurants am Hafen sind fußläufig erreichbar.


7. Reisetag (Sonntag, 16.10.2022): Russell Falls – Nelson Falls – Strahan

Leider müssen wir uns am Morgen von einem Ehepaar verabschieden, die die Reise krankheitsbedingt abbrechen müssen. Ein Schock für das Ehepaar, aber auch wir anderen sind traurig. Wir verlassen Hobart etwas geknickt mit einer kleinen Verspätung und brechen Richtung Westküste auf. Es geht durch kleine, schon sehr ländlich geprägte Vororte in immer abgelegenere Gegenden. Im Mount Field Nationalpark unternehmen wir einen ersten Spaziergang zu den Russell Falls, die sich inmitten des grünen Urwalds aus Eukalyptusbäumen und Farnen in vielen, vielen schmalen Streifen wie eine Art Schleier über mehrere Stufen in die Tiefe stürzen. Ein friedlicher Anblick, der uns gleichzeitig staunen lässt, aber auch in der Seele berührt. Da Regina und Phil natürlich auch um unser leibliches Wohl besorgt sind, haben sie in einem Hotel (in Australien wird der Begriff „Hotel“ auch für Wirtshäuser verwendet) mitten in der Pampa ein unkompliziertes und schnelles Mittagessen für uns organisiert. Später laufen wir dann noch zu den Nelson Falls, die ebenfalls per Fußweg durch den Urwald zu erreichen und ebenso beeindruckend sind. Überhaupt gibt es hier im Westen Tasmaniens kaum Zivilisation, sondern vor allem viel Natur, viele Berge, viel Wald. Nur ab und zu befindet sich eine Minenstadt wie z. B. Queenstown auf dem Weg. Viele Hundert Serpentinen führen uns am Ende der heutigen Fahrt hinunter an die Westküste, wo der kleine Ort Strahan liegt. In einem motelartigen Feriendorf verbringen wir die Nacht; vom Hotelrestaurant aus haben wir einen tollen Blick auf die unterhalb gelegene Bucht, hinter der die Sonne langsam untergeht. Das Abendessen ist heute nicht inklusive, aber die meisten Gäste treffe ich später unten im Pub oder am benachbarten Take Away. Nach dem Essen lohnt sich ein kleiner Spaziergang entlang der hübschen Bucht.


8. Reisetag (Montag, 17.10.2022): Fahrt zum Cradle–Mountain–Nationalpark – Devils@Cradle

Nach einem schönen Frühstück im Hotelrestaurant mit Blick auf die Bucht verlassen wir leider die Westküste schon wieder und fahren in nordöstlicher Richtung zurück ins Landesinnere. Es geht wieder durch dichte Urwälder fernab der Zivilisation. Die erste Pause erfolgt in der Minenstadt Rosebery, wo es auch einen kleinen Supermarkt mit angeschlossener Postfiliale gibt. Viel los ist hier nicht und war hier wahrscheinlich auch nie; ohne die Minen würde hier im wilden Westen Tasmaniens wahrscheinlich kaum jemand freiwillig dauerhaft leben. Dann nähern wir uns langsam aber sicher dem Höhepunkt unseres Tasmanienaufenthalts. Beim Aussichtspunkt Black Buff Lookout können wir in der Ferne schon die charakteristische Silhoutte des Cradle Mountain erkennen, obwohl sie sich hinter Wolken zu verstecken versucht. Zum Mittag sind wir schon in unserem nächsten Hotel — allerdings erstmal nur zum Mittagessen. Wieder zwei Gänge, wieder sehr gut. So kann es gern ewig weitergehen! Der Höhepunkt des Tages wartet dann am Nachmittag auf uns. Schon von außerhalb der Anlage können wir sie quietschen und fauchen hören, die kleinen wilden Tasmanischen Teufel, die in der Aufzuchtstation Devils@Cradle hochgepäppelt werden. Sie sollen ihre Art einmal vor dem Aussterben bewahren, denn in freier Wildbahn wird sie von einem heimtückischen Virus bedroht. Unser Guide macht seine Sache sehr gut und vermittelt uns viele interessante Informationen nicht nur zu den Teufeln, sondern auch den Beutelmardern, die es ebenfalls hier gibt. Und ganz hinten in einer Ecke sehen wir sogar kurz den ersten Wombat, bevor er sich angesichts so viel ungewollter Aufmerksamkeit in sein Häuschen zurückzieht. Derweil kämpfen die Teufel bei der „Raubtierfütterung“ um ihren Anteil an der Beute. Und die Wolken haben sich inzwischen auch verzogen, sodass wir vom Parkplatz aus den Cradle Mountain in seiner ganzen Pracht fotografieren können. Eine gute Einstimmung auf die morgige Wanderung im Nationalpark. Wir fahren das kurze Stück zurück zum Hotel und können uns nun ein bisschen Ausruhen oder die Augen nach weiteren Tieren offen halten — es soll in der Umgebung viele kleine Kängurus (Wallabys) geben.


9. Reisetag (Dienstag, 18.10.2022): Wanderungen im Cradle–Mountain–Nationalpark

Wir haben nur ein kurzes Stück zurückgelegt, als wir am Straßenrand tatsächlich ein Wallaby stehen sehen! Ein guter Start in den Tag! Phil hat heute nicht so viel zu tun; er darf uns nur bis zum Besucherzentrum fahren und später am Nachmittag von dort abholen. In den Nationalpark hinein geht es dann per Shuttlebus. Wir fahren erstmal alle bis zur Endhaltestelle am Dove Lake, den wir nun umwandern wollen. Noch ist es bewölkt und recht kühl, aber die Kraft der australischen Frühlingssonne vertreibt die Wolken schnell und erwärmt die Luft auf erträgliche Temperaturen. Und auch beim Laufen wird uns warm. Noch wärmer würde uns werden, wenn wir nicht an jeder Ecke stehenbleiben würden, um das nächste beste Foto vom See und vom Berg zu knipsen. Aber die Landschaft ist unbeschreiblich schön in ihrer rauen Schroffheit, ihrer grenzenlosen Weite. Ein australischer Kurzschnabel-Ameisenigel (Echidna) schleicht neben uns durchs Gebüsch, vermutlich auf der Suche nach einem zweiten Frühstück. Am Ende des Sees thront der Cradle Mountain dann direkt über uns, und durch einen verzauberten Märchenwald laufen wir auf der anderen Seite langsam zurück. Am alten Bootshaus warten wir auf die Nachzügler und stärken uns mit dem (leider sehr überteuerten) Lunchpaket vom Hotel. Außerdem trennen sich hier unsere Wege: ein Teil der Gruppe fährt mit Regina zur Rangerstation und unternimmt dort ein paar kleinere Wanderungen, die andere Hälfte kann ich für eine längere zweite Wanderung bis zum Crater Lake begeistern. Dabei kommt mir zugute, dass wir alle noch nicht wissen, worauf wir uns eingelassen haben, denn nachdem wir den Lake Lilla passiert haben geht es über Treppen steil bergauf zum Wombat Pool. Schön, aber auch ein bisschen anstrengend, und es geht anschließend immer noch weiter bergauf. Doch das Panorama ist jede Mühe wert. Und der Abstieg führt dann neben dem Crater Lake auch an ein paar sehr hübschen kleinen Wasserfällen vorbei, die sich in kleinen Wäldchen unter dem dichten Blätterdach verstecken. Unten in der Ebene geht es dann über einen Bretterpfad weiter zur Straße. Und hier sehen wir dann zuerst einen und dann später ganz viele wilde Wombats, die teilweise nur 1–2 Meter von uns entfernt an Grashalmen knabbern. Das sind Bilder und Eindrücke, die im Gedächtnis bleiben werden, ebenso die gesamte Wanderung. Mit dem Shuttlebus fahren wir bis zur Rangerstation, sehen hier sogar einen weiteren Wombat über die Straße watscheln, drehen noch eine weitere kleine Rund am Fluss, und gönnen uns in einem Hotelcafé eine Erfrischung. Dann rufe ich Phil an, er holt uns nach wenigen Minuten ab und fährt uns die wenigen Kilometer zu unserem Hotel zurück. Jetzt sind wir aber auch ganz schön kaputt von den Wanderungen und genießen die Ruhe und Entspannung vor und nach dem Abendessen.


10. Reisetag (Mittwoch, 19.10.2022): Launceston – Flug nach Adelaide

Nach wirklich schönen Tagen in/auf Tasmanien steuern wir heute den Flughafen von Launceston an. Bis dahin erwartet uns eine schöne Fahrt durch Wälder, sanfte Hügellandschaften und kleine Dörfer. In Sheffield machen wir eine Kaffeepause und schauen uns die beeindruckenden Wandmalereien an, die teilweise die Geschichte des Ortes erzählen, teilweise Landschaftsmotive aufgreifen, teilweise aber auch Fragen zur zukünftigen Entwicklung stellen. Gegen Mittag erreichen wir dann die zweitgrößte Stadt Tasmaniens, die uns Regina und Phil bei einer kleinen Stadtrundfahrt vorstellen. Launceston liegt in einer Art Talkessel am Tamar River und hatte in der Vergangenheit bereits mit schweren Überschwemmungen zu kämpfen. Wie viel Glück wir nach den zuletzt heftigen Regenfällen im Südosten Australiens hatten, sehen wir dann in der Cataract Gorge. Der Fluss ist zu einem reißenden Strom geworden, der sich durch die Schluchen zwängt, und hat im Park sogar einige Flächen überschwemmt. Nachdem wir die Brücke überquert haben, gelangen wir in eine hübsche Gartenanlage, in der Pfauen ihr Rad schlagen und ein Gartenpavillon mit warmen und kalten Speisen lockt. So vergeht die Zeit am Ende doch recht schnell und wir müssen zum Flughafen aufbrechen. Hier verabschieden wir uns herzlich von Phil und Regina, die uns in den letzten Tagen ans Herz gewachsen sind und uns ihr Tasmanien nähergebracht haben. Über den uns nun bereits bekannten Flughafen Melbourne (wo wir uns gleich etwas zum Abendessen suchen) fliegen wir nach Adelaide. Hier wartet die liebe Monika als nächste örtliche Reiseleiterin auf uns. Heute Abend fahren wir aber erstmal nur durch das nächtliche Adelaide zum zentral gelegenen Hotel.


11. Reisetag (Donnerstag, 20.10.2022): Ausflug nach Kangaroo Island

Ich gebe es zu: Für mich als Nachteule und Langschläfer ist die Reise eine ganz schöne Überwindung. Heute geht es schon vor dem Frühstück los. Immerhin kriegen wir jeder eine Frühstücksbox vom Hotel mit auf den Weg, die aber nur bedingt brauchbar ist. Monika verspricht mir aber, dass ich mir später auf der Fähre noch ein Sandwich kaufen kann. Wir verlassen Adelaide zügig in südlicher Richtung und fahren durch das Weinanbaugebiet McLaren Vale die Küste runter nach Cape Jervis. Mir persönlich gefällt schon diese Fahrt sehr gut, denn sie führt durch eine abwechslungsreiche Landschaft. In Cape Jervis wartet dann die Fähre nach Kangaroo Island auf uns. Ungefähr eine Stunde dauert die Überfahrt, ein bisschen schaukelt es heute schon, aber es ist noch gut aushaltbar und mein Sandwich kriege ich auch. Auf der Insel warten ein neuer Bus und ein neuer Fahrer auf uns — und dann geht die auch schon los, die Erkundung dieser reizvollen Insel. Monika möchte uns zunächst eine Honigfarm zeigen, denn auf Kangaroo Island lebt noch die eingeführte ligurische Honigbiene, die unter strengem Schutz steht. Monika empfiehlt uns auch, das Honigeis zu probieren, und natürlich sagt da kaum jemand nein. Dann rücken die endemischen Tierarten in den Mittelpunkt unserer heutigen Naturexpedition. Wir beginnen mit dem Besuch der Seelöwenkolonie an der Seal Bay. Besonders die ganz kleinen Seelöwen watscheln sich am Strand ganz schnell in unsere Herzen. Aber wer könnte den großen runden Kulleraugen schon widerstehen? Vor der Mittagspause machen wir einen Fotostopp am Pier an der Vivonne Bay, bewundern das klare türkisblaue Wasser und fahren dann zum Restaurant. Ganz aufgeregt werden wir beim Hanson Bay Wildlife Sanctuary empfangen. Nach wenigen Minuten wissen wir warum: Auf einem Baum in der Nähe hockt ein Koala und blickt neugierig auf uns herab. Wenige Schritte entfernt wird es sogar noch besser! An einem Baum hängt eine Koalamutter mit ihrem Kind auf dem Rücken. Wir halten vorsichtig Abstand, um sie nicht zu verschrecken. Und Kängurus sehen wir auf dem Rückweg zum Bus auch noch! Sind wir heute aber Glückspilze! Weiter geht es zum Flinders Chase Nationalpark ganz im Westen der Insel. Die Natur hat sich hier von den Buschbränden vor 2,5 Jahren erstaunlich gut erholt. Unser Ziel sind die skurilen Remarkable Rocks, die aussehen wie … tja, der Kopf eine Schildkröte vielleicht? Oder hier: ein menschliches Gesicht? Auf jeden Fall bemerkenswert eben! Und am Admirals Arch stoßen wir auf eine Kolonie Pelzrobben, die es sich am Fuße des riesigen natürlichen Torbogens gemütlich gemacht hat. Eine Robbe winkt sogar mit der Flosse zu mir herüber, als ich sie fotografiere. Quer durch die Insel fahren wir am späten Nachmittag zurück nach Penneshaw, wo wir in unserem Hotel einchecken. Für eine Nacht wollen wir auf der Insel bleiben, morgen soll es dann mit der ersten Fähre zurück aufs Festland gehen. Unser Bergfest feiern wir beim Abendessen im Penneshaw Hotel mit rotem Sekt aus dem McLaren Vale.


12. Reisetag (Freitag, 21.10.2022): Rückfahrt mit der Fähre – McLaren Vale – Stadtrundfahrt durch Adelaide

Wir werden ganz sanft von der Sonne und dem Tschirpen der vielen kleinen Vöglein geweckt. Von der Aussichtsplattform gegenüber des Hotels können wir nach dem Frühstück Delfine beobachten, die an der Küste entlangschwimmen. Kann ein Tag schöner beginnen? Die Zeit bis zum Eintreffen der Fähre verbringen wir am Sandstrand von Penneshaw, wo wir die Sonne genießen und die Füße ins Wasser tauchen. Wenn es ein Paradies gäbe, käme Kangaroo Island meiner Vorstellung davon sehr nahe. Schließlich kommt das Schiff vom Festland und kündigt das Ende unseres Aufenthalts auf dieser traumhaften Inseln an. Diesmal ist es auf der Überfahrt bis kurz vor Cape Jervis ruhig und die Fähre schaukelt nur ganz sanft auf und ab. Wir sehen sogar unterwegs weitere Delfine! Durch die Hügellandschaft der Fleurieu-Halbinsel gelangen wir wieder ins Weinanbaugebiet McLaren Vale, wo links und rechts riesige Flächen mit Weinreben die Straße säumen. Auf einer kleinen Stadtrundfahrt lernen wir im Anschluss Adelaide besser kennen und vor allem bei Tageslicht. Monika gibt uns dabei einige Tipps für den freien Nachmittag. Nach dem Check-in im Hotel erhalten wir problemlos unsere Koffer zurück und können bereits unsere Zimmer beziehen. Dank der zentralen Lage sind wir mitten im Geschehen und können nun auf eigene Faust den zentralen Stadtkern erkunden, der ringsum von Parks und Grünflächen umgeben ist. Einen Besuch ist zum Beispiel die Staatsbibliothek von Südaustralien mit ihrem historischen Lesesaal wert. Auch der Botanische Garten lädt zu einem Spaziergang ein. Am Abend lockt uns das chinesische Lichtfest ans Flussufer. Es ist viel los in Adelaide am Freitagabend. Die Einheimischen strömen in die Pubs und Bars und feiern das Wochenende, und das haben sie sich ja auch verdient. “Work hard, party hard” lautet das allgemeine Motto in Australien — hart arbeiten, aber danach auch richtig feiern.


13. Reisetag (Samstag, 22.10.2022): Ausflug ins Barossa Valley

Ein gutes Frühstück ist heute wichtig, damit der viele Wein später bei unserem Ausflug ins Barossa Valley nicht auf einen nüchternen Magen trifft. Das Wetter ist umgeschlagen und es beginnt leicht zu regnen, als wir Adelaide in Richtung Norden verlassen. Der Regen lässt jedoch schnell wieder nach. Unser erstes Ziel ist das imposante Weingut Seppeltsfield. Schon das Mausoleum am Ende eines von Dattelpalmen gesäumten Weges wirkt in Australien seltsam fremdartig. Einen ähnlichen Eindruck vermittelt dann auch das Hauptgelände — viktorianische Kolonialarchitektur unter Palmen, ein riesiges Weingut auf dem kargen Wüstenkontinent? Aber Australien ist eben sehr vielseitig und bietet auch sehr fruchtbare Flecken, trotz der „verrostet“ erscheinenden Erde. Für die Führung nimmt sich der Mitarbeiter viel Zeit und macht uns ganz neugierig auf die Weinverkostung, die am Ende des Rundgangs auf uns wartet. Besonders der Tawny, eine Art australischer Portwein, hat es meinen Gästen angetan. Monika zeigt uns im Anschluss einen Aussichtspunkt mit einem Skulpturenpark, bei dem sie unsere Interpretationskünste testet. Über das Mittagessen im Restaurant „Harvest Kitchen“ könnte ich seitenweise schwärmen, so lecker sind die Köstlichkeiten, die uns in mehreren — ich glaube insgesamt neun — Gängen vom Chefkoch aus der Küche geschickt werden. Vor dem letzten Gang hatten wir innerlich schon den Höchstfüllstand festgestellt und müssen jetzt noch irgendwie Platz finden. Für mich ist es im Nachhinein ein Rätsel, wie ich beim Aufenthalt in Tanunda, der „Hauptstadt“ des Barossa Valley noch ein Eis schaffe. Ich muss wohl doch einen zweiten Magen für Süßes haben … Plötzlich holt uns doch noch der Regen ein und wir flüchten in den Bus. Auf der Rückfahrt nach Adelaide kommt dann endlich mal meine Musiksammlung zum Einsatz. Wir singen mit einer sichtlich gerührten Monika „Waltzing Mathilda“, sogar mit Zugabe. Und unser Fahrer nimmt sich die Zeit für einen Abstecher nach North Adelaide, wo uns Monika noch einige schöne historische Gebäude zeigt. Am Abend bemerke ich ein Gefühl in der Magengegend, mit dem ich heute gar nicht mehr gerechnet habe: ich habe Hunger. Wie gut, dass ich mit einigen Gästen in der Innenstadt von Adelaide in einem italienischen Restaurant zum Abendessen verabredet bin. Unsere Bedienung kommt ... aus Erfurt. Die Welt ist ein Dorf.


14. Reisetag (Sonntag, 23.10.2022): Zugfahrt mit „The Ghan“

Im Hotel in Hobart haben einige von uns (ich selbst auch) abends im Fernsehen noch eine Dokumentation über den Ghan gesehen und nun sind wir auf dem Weg zum Bahnhof, um dieses Abenteuer selbst zu erleben. Wir werden von freundlichen Angestellten in Empfang genommen, die sich gleich um unsere Koffer kümmern. Im Bahnhof stehen schon der Sekt und kleine Snacks bereit. Nur wenig später dürfen wir dann schon Einsteigen und unsere Kabinen beziehen. Der Zug ist hier im Bahnhof von Adelaide noch in zwei Hälften geteilt, die erst mit der Abfahrt aneinandergekoppelt werden. Auch das Personal an Bord ist ausgesprochen höflich und hat jederzeit alles im Griff. Trotz Ihres straffen Zeitplans nehmen sie sich gern die Zeit, um auf unsere Fragen zu antworten. Auch Mittag-und Abendessen im Bordrestaurant sind nicht nur bestens organisiert. Das Essen ist vorzüglich, ein richtiges Verwöhnprogramm für den Gaumen! Im leichten Regen tuckelt der Ghan durch die Vororte von Adelaide. Am Nachmittag lassen wir dann die Zivilisation immer mehr hinter uns und erreichen langsam aber sicher das Outback. Wir gehen nach dem Abendessen alle zeitig schlafen, denn die Nacht wird kurz werden …


15. Reisetag (Montag, 24.10.2022): Sonnenaufgang im Outback – Ankunft in Alice Springs – School of the Air

Noch etwas verschlafen reibe ich mir die Augen, als draußen auf dem Gang gegen halb sechs Geschäftigkeit ausbricht und nach und nach alle Passagiere aus ihren Kabinen kommen. Kurz nach sechs Uhr sind alle meine Gäste schon in der Lounge versammelt und warten gespannt auf das Startsignal zum Aussteigen. Wenig später wird es gegeben und wir treten hinaus in das Morgengrauen. Kleinen Lampen weisen uns den Weg zu den Lagerfeuern und — viel wichtiger — zum Kaffee. Am Horizont zeichnet sich bereits das Morgenrot ab. Hier draußen im Nirgendwo sehen wir nun das erste Mal, wie lang der Zug tatsächlich ist. Unsere Waggons sind fast am Ende, die Lagerfeuer in der Mitte und die beiden Lokomotiven können wir weit vorn erkennen. Marla heißt die Station im Outback, immer noch in Südaustralien, aber außer einem Schuppen an den Gleisen ist weit und breit nichts zu sehen. Irgendwo in der Ferne hören wir den Highway, wenn gerade ein Road Train vorbeidonnert. Der glühende Feuerball der Sonne erscheint am Horizont und spiegelt sich in den Fenstern der Waggons. Schnell wird es heller und die Sterne verblassen. Wir klettern zurück in den Zug und krabbeln fast alle wieder in unsere Betten. Noch 1–2 Stunden Schlaf bis zum Brunch … oder einfach gemütlich aus dem Fenster schauen. Als ich dreiviertel Elf im Speisewagen erscheine, sitzen fast alle meine Gäste bereits dort. Der Hunger hat sie wohl rausgetrieben, obwohl es am frühen Morgen in Marla schon kleine Brötchen gab. Ich bestelle eine Frittata mit geräucherter Forelle und freue mich wie ein kleines Kind über richtiges Brot! Draußen zieht derweil die Landschaft vorbei. Rostrote Erde und Gebüsch in variierender Dichte, ab und zu ein paar Kühe, gelegentlich Knochen eines verendeten Tieres. Keine Wolke am Himmel, kein Wasser an der Oberfläche, doch es muss es irgendwo geben, unter der Erde, denn es wachsen Bäume und Gras in der Hitze dort draußen. Das Leben findet immer einen Weg. Deutlich angenehmer als draußen sitzt es sich bei einer Heißen Schokolade im klimatisierten Reisezug. Wir passieren die Grenze zum Northern Territory und stellen die Uhren eine Stunde zurück. Noch drei Stunden bis Alice Springs, drei Stunden durch schier unendliche Weiten. Vereinzelte Antennenmasten als stumme Zeugen menschlicher Zivilisation. Irgendwann tauchen doch ein paar Häuschen unter Bäumen auf, sogar ein kleiner Spielplatz dazwischen. Dann, eine halbe Stunde später, sind wir da und werden von unserer örtlichen Reiseleiterin Eva in Alice Springs begrüßt. Sie ist für uns in den nächsten Tagen Fahrerin eines großen Reisebusses und Reiseleiterin in einem, was unseren besonderen Respekt verdient. Zur Orientierung fahren wir gleich zu Beginn auf den Anzac Hill, was uns einen Blick auf die Stadt und die Hügelketten der MacDonnell Ranges im Hintergrund verschafft. Die Landschaft sieht natürlich ganz anders aus als in Tasmanien; die Erde ist rostrot und die Vegetation viel spärlicher, das Grün viel blasser und die Temperaturen sind bedeutend höher, wenn auch nicht so schlimm wie befürchtet. Eine Besichtigung der alten Telegrafenstation, dem Ursprung von Alice Springs, dient der historischen Orientierung und der anschließende Besuch der School of the Air kommt ebenfalls gut bei den Gästen an. Schließlich wird hier mit viel Begeisterung und Herzblut versucht, den Kindern auf den weit im Outback verstreuten Farmen und Siedlungen eine qualitativ gute Schulbildung zu geben. In dieser Hinsicht zeigt Australien Deutschland, was eben doch dank Technik und Einsatz möglich wäre. Wir fahren noch schnell am Coles-Supermarkt vorbei und kaufen uns ein paar Kleinigkeiten als Proviant. Dann bringt uns Eva in unser Hotel mit großen Zimmern, wo wir uns kurz akklimatisieren können, bevor wir uns zum 2-Gänge-Abendessen im Restaurant treffen.


16. Reisetag (Dienstag, 25.10.2022): Fahrt zum Uluru – „Sounds of Silence“–Abendessen

Auf der Karte von Australien liegen Alice Springs und der Uluru ziemlich nah beeinander, doch es sind mehr als 400 Kilometer, die wir zurücklegen müssen. Wir unterbrechen die Fahrt aber in regelmäßigen Abständen, um Road Trains und Emus zu fotografieren, oder an Rasthäusern einen Kaffee zu trinken, ein Sandwich oder ein Eis zu kaufen. Zudem weiß uns Eva mit allerlei Informationen und Kartenmaterial gut zu unterhalten. Zwischendurch wird der Himmel ganz schwarz und wir geraten sogar in ein richtiges Outback-Gewitter. Als wir den Aussichtspunkt am Tafelberg Mount Conner erreichen, sind die Wolken aber wieder weg und es ist wieder wüstentypisch trocken. Dass die Welt sehr klein ist, beweist ein freudiges Zufallstreffen mit zwei Reisegästen, die mit mir auf einer Eberhardt-Reise in Kanada waren, und nun zeitgleich, aber mit einer anderen Gruppe ebenfalls Australien erkunden. Dann erreichen wir den Uluru, der als mächtiger Felsen inmitten des Roten Zentrums vor uns aufragt. Nach einem ersten Fotostopp steuern wir das Aborigine-Kulturzentrum an, in dem schon wir ein paar Geschichten dieser ältesten noch existierenden menschlichen Kultur kennenlernen dürfen. Der Uluru ist aber nicht einfach nur ein Monolith, sondern tatsächlich ein sehr vielseitiges und lohnendes Ausflugsziel. Beim Spaziergang zum Mutitjulu Waterhole bestaunen wir alte Felsmalereien und erfahren von Eva, wie die Geschichte der beiden mythischen Schlangenwesen ausgeht. Auf unserer Entdeckungstour um den Uluru herum sehen wir später weitere Höhlen und Felsformationen, die im Alltagsleben und in der Religion der Ureinwohner eine wichtige Rolle spielten. Unser heutiges Hotel liegt im Touristendorf Yulara, gleich außerhalb des Nationalparks. Viel Zeit zum Ausruhen haben wir nicht, denn es wartet noch ein weiterer Höhepunkt auf uns: das „Sounds of Silence“-Abendessen unter dem australischen Sternenhimmel. Ein Shuttlebus holt uns und andere Gäste vom Hotel ab und bringt uns zu einer kleinen Anhöhe, von der aus wir beim Sektempfang mit kleinen Leckerbissen den Sonnenuntergang beobachten können. Die Sonne geht von uns aus gesehen genau hinter dem Gebirgsmassiv Kata-Tjuta (den Olgas) unter. Bevor es richtig dunkel wird, führt man uns hinunter an unsere Tische, wo das Abendessen stattfindet. Später werden für eine Zeit alle Lichter gelöscht und wir lauschen tatsächlich der Stille des Outbacks. Ein Astronom erklärt uns die wichtigsten sichtbaren Sternbilder des Südsternhimmels und zeigt uns das Band der Milchstraße, die Andromeda-Galaxie und die Magellanschen Wolken. Und wir sehen ein paar Sternschnuppen und dürfen uns etwas wünschen!


17. Reisetag (Mittwoch, 26.10.2022): Sonnenaufgang am Uluru – Kata Tjuta – Flug nach Sydney

Ein Sonnenaufgang am Uluru gehört für alle Reisegruppen zum festen Programm, weshalb sich fast ganz Yulara nach einer kurzen Nacht kurz nach 6 am Sunrise Viewpoint versammelt. Hell ist es da schon, aber die Scheibe der Sonne beginnt gerade erst, sich über den Horizont zu schieben. Nach und nach wird der Uluru in ein magisches orangerotes Licht getaucht. Das Frühstück findet dann heute im bzw. vor dem Bus statt; wir haben wieder Frühstücksboxen vom Hotel mitbekommen. Dann fahren wir heute (wir haben die Programmpunkte getauscht) zu den Olgas bzw. Kata Tjuta, der zweiten markanten Felsformation im Outback. An der Kata-Tjuta Dunes Viewing Area, dem ersten Fotostopp auf dem Weg, sind wir die einzigen Touristen. Überhaupt waren auch gestern am Uluru kaum Leute unterwegs. Wenn wir als Gruppe die schönsten Stellen für uns haben, macht das Reisen natürlich doppelt Spaß! Zwischen den markanten Kuppeln der Olgas wartet nun ein Spaziergang durch die Walpa Gorge auf uns. Hier erweisen sich die Fliegennetze als recht nützlich, die wir vorgestern in Alice Springs gekauft haben. Auch die Sonne brennt heute Vormittag besonders stark vom Himmel. So haben wir uns das Outback schon eher vorgestellt … Bis zum Flug nach Sydney am Nachmittag können wir uns noch eine Weile in Yulara umsehen, obgleich die Shoppingmöglichkeiten heute aufgrund eines großflächigen Ausfalls des Funknetzes leider begrenzt sind (und Bargeld in Yulara nicht angenommen wird). Dann geht auch dieser Abschnitt unserer Reise zuende, wir stehen auf dem Ayer’s Rock Airport, müssen uns von Eva verabschieden (die ich aber hoffentlich auf einer nächsten Reise bald wiedersehe) und sitzen in einem fast leeren Quantas-Flugzeug in Retro-Lackierung und sind auf dem Weg nach Sydney. Dort wartet wiederum die Uli bereits auf uns. Auch mit ihr hatte ich schon mehrmals das Vergnügen auf meinen Australienreisen, weshalb auch dieses Wiedersehen nach fast drei Jahren Unterbrechung eine große Freunde ist. Unser letztes Hotel liegt in der Innenstadt von Sydney, ist auch wieder sehr hübsch eingerichtet und hat australientypisch große Zimmer. Und im Hotelrestaurant bekommen wir auch noch einen Tisch zum Abendessen.


18. Reisetag (Donnerstag, 27.10.2022): Stadtrundfahrt in Sydney – Führung durch das Opernhaus

Natürlich wollen wir auf der heutigen Stadtrundfahrt alle das Opernhaus und die Harbour Bridge sehen. Das weiß auch Uli, weshalb sie mit dem historischen Viertel The Rocks beginnt und wir unterhalb der Hafenbrücke unseren ersten Fotostopp machen. Alle springen ganz schnell mit gezückten Kameras und Handys aus dem Bus, auch beim zweiten Fotostopp im Botanischen Garten, bei dem wir sowohl auf Opernhaus als auch Hafenbrücke blicken können. Dann hangeln wir uns entlang der vielen Buchten bis zum Pazifik, machen noch einen Fotostopp an der Rose Bay und erreichen schließlich das Viertel Watsons Bay mit seinem schicken Leuchtturm. Hier können wir die Hafeneinfahrt und den Pazifik fotografieren. Ganz berühmt ist auch der Bondi Beach, zu dem uns Uli als nächstes entführt. Hier sonnt sich und surft, wer in Sydney gesehen werden will. Die australische Sonne brennt ganz schön, obwohl es „nur“ so um die 25 Grad sind. Davon lassen wir uns aber nicht abschrecken und unternehmen einen Spaziergang auf dem Bondi to Bronte Coastal Walk. Wieder ist unser Timing perfekt, denn wir kommen gleichzeitig in den Genuss einer temporären Skulpturen-Ausstellung. Wir sind aber auch froh, als wir uns dann am Ziel des Spaziergangs erstmal wieder im Bus abkühlen können. Langsam geht es dann für uns wieder zurück in die Innenstadt zum Circular Quay, denn wir sind ja noch zu einer Führung durch das Opernhaus angemeldet! In Ermangelung deutschsprachiger Guides macht Uli die Führung dann sogar noch selbst, Erfahrung genug hat sie darin. Und auch hier wieder: perfektes Timing! Als wir drinnen im Foyer stehen, geht draußen die Welt unter — ein heftiger Regenschauer zieht über Sydney hinweg. Nach Ende unserer Führung, auf der wir sogar im großen Opernsaal einem kleinen Ständchen eines amerikanischen Touristen beiwohnen dürfen, der unbedingt die Akustik testen will, scheint draußen wieder die Sonne. Besser geht es doch nicht! Wir verabschieden uns herzlich von Uli, die uns für die Mittagspause noch einen Food Court in der Nähe sowie für den Abend eine kostenlose Choraufführung auf den Treppen des Opernhauses und die Lichtshow empfiehlt. Dann dürfen wir die Innenstadt von Sydney am Nachmittag und Abend auf eigene Faust erkunden.


19. Reisetag (Freitag, 28.10.2022): Freizeit in Sydney – Abendessen am Darling Harbour

Für den heutigen freien Tag in Sydney habe ich ein kleines Programm zusammengestellt, das ungefähr die Hälfte der Gäste gern annimmt. Freundlicherweise hat uns Uli aufladebare Chipkarten für den Nahverkehr zur Verfügung gestellt, die auch die Fähren abdecken. Mit der S-Bahn fahren wir am Morgen zwei Stationen bis zum Circular Quay und steigen dort in die historische Fähre nach Manly um. Die Fahrt führt einmal quer durch das Hafenbecken, vorbei an Hafenbrücke, Opernhaus und später auch der Hafeneinfahrt. Da schaukelt die Fähre dann auch deutlich mehr. Manly ist ein schicker Vorort, der direkt nördlich der Hafeneinfahrt am Pazifik liegt und ebenfalls einen sehr schönen Badestrand mit Uferpromenade hat. Es ist wieder ein sehr warmer Tag und da trifft es sich gut, dass wir quasi auf dem Weg zum Strand in der Fußgängerzone in eine schicke kleine Eisdiele stolpern und nicht widerstehen können. Gegen Mittag fahren wir wieder zum Circular Quay zurück und machen dann wie schon gestern im Food Court Mittagspause. Anschließend geht es weiter hinauf zur Harbour Bridge, wobei wir auch hier wieder unterwegs in einem Geschäft hängenbleiben. Dabei wollte ich mir doch nur schnell eine Hutschnur kaufen! Aber es sind schon schicke Hüte im Angebot, und einige Gäste noch auf der Suche nach einem Souvenir … Wenig später stehen wir aber doch auf der berühmten Hafenbrücke und steigen sogar auf einen der vier Pylonen hinauf. Hier oben gibt es einerseits eine Ausstellung über den Bau der Brücke und auch eine Aussichtsplattform mit tollem Blick auf die Brücke unter uns, das Opernhaus, das Stadtzentrum und fast das gesamte Hafenbecken. An jeder Ecke eröffnet sich eine neue Perspektive, ein neues Fotomotiv. Wir laufen natürlich auch noch ganz über die Brücke und nehmen dann am Luna Park die Fähre zum Darling Harbour. Hier endet mein Programm und hier treffen wir uns dann abends als Gruppe alle wieder in Nick’s Seafood Restaurant zum großen Abschiedsabendessen. Und Nick tischt ordentlich auf — wir hätten Sydney und Australien insgesamt aber ohnehin in guter Erinnerung behalten! Gemeinsam spazieren wir zum Hotel zurück und bemerken einmal mehr, wie viel Leben, wie viel Trubel abends in den australischen Großstädten herrscht.


20. Reisetag (Samstag, 29.10.2022): Abschied von Sydney – Rückflug nach Singapur

Ist die Reise denn wirklich schon vorbei? Kaum zu glauben, dass wir dieses tolle Land heute wirklich verlassen müssen … Für vier Gäste geht das große Abenteuer jedoch weiter. Sie werden schon am Morgen abgeholt und zum Flughafen gefahren, denn sie fliegen weiter nach Neuseeland. Gern würde ich mitkommen, denn Neuseeland liebe ich (ebenfalls) sehr! Wir anderen dürfen einen weiteren sonnigen Vormittag in Sydney verbringen, durch die Parks oder noch einmal zum Darling Harbour bummeln. Doch auch für uns geht der Aufenthalt in Australien heute zuende; und der Bus kommt auch noch pünktlich, bringt uns in gut 30 Minuten zum Flughafen an der Botany Bay. Singapore Airlines hat sogar extra den A380 reaktiviert, um uns aus Sydney abzuholen. Ein Zeichen, dass sich der Tourismus insgesamt langsam wieder erholt. Am Nachmittag erhebt sich das weltgrößte Passagierflugzeug schließlich mit uns an Bord in die Lüfte — und quer über Australien geht es in Richtung Heimat. Dank der Zeitverschiebung landen wir in Singapur noch am selben Abend, haben einen kurzen Aufenthalt, den wir nutzen können, um uns die Füße zu vertreten oder eine Kleinigkeit zu essen, und dann geht es mit dem nächsten A380 weiter.


21. Reisetag (Sonntag, 30.10.2022): Ankunft in Deutschland

Am Morgen des 21. Tages landen wir wieder in Frankfurt und müssen uns dann leider fast alle voneinander verabschieden. In 3 Wochen sind wir als Gruppe zusammengewachsen, haben viel gesehen und viele schöne Erlebnisse geteilt. Für einige endet die Reise in Frankfurt, einige fliegen weiter nach Berlin; ich selbst fliege mit zwei Gästen zum Ausgangspunkt des Abenteuers zurück: dem Flughafen Dresden. Dabei klappt alles reibungslos und auch die Koffer werden mitgeliefert. In dieser Hinsicht lief die Reise organisatorisch wie am Schnürchen, was nach fast drei Jahren Zwangspause durchaus nicht selbstverständlich ist. Nur unser Fernweh hat die Reise nicht stillen können, im Gegenteil: sie hat Lust gemacht auf mehr — mehr Natur, mehr Tiere und mehr Begegnungen mit vielen netten und gastfreundlichen Menschen.

Schlusswort

Ich bedanke mich an dieser Stelle bei Ihnen, meine lieben Gäste, sehr herzlich für eine wirklich schöne und lustige gemeinsame Zeit in Singapur und Australien, für die vielen angenehmen und interessanten Gespräche im Zug oder auf unseren Wanderungen. Ich freue mich schon sehr darauf, Sie alle bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen zu dürfen!

Herzlichst, Ihr

Andreas Wolfsteller

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