Reisebericht: Rundreise durch Litauen, Lettland und Estland

26.05. – 05.06.2016, 9 Tage Rundreise durch das Baltikum mit Flug: Vilnius – Trakai – Kaunas – Klaipeda – Kurische Nehrung – Riga – Gauja Nationalpark – Tallinn


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Eine Reise in die drei baltischen Staaten ist ein ganz besonderes Erlebnis. Hier gibt es historische und gleichzeitig sehr moderne Städte und eine ungewöhnlich vielfältige und dabei einzigartige Natur, z.B. in den Nationalparks.
Ein Reisebericht von
Dr. Inge Bily
Dr. Inge Bily

1. Tag: Donnerstag 26.05.2016 – Mit dem Flieger nach Vilnius [deutsch Wilna]

Obwohl die Flüge aus Dresden, Leipzig und Berlin wegen dichten Nebels über Frankfurt an diesem Tag erhebliche Verspätung hatten, erreichten wir alle noch rechtzeitig die zum Glück ebenfalls verspätet startende Maschine nach Vilnius. Die erste Hürde war genommen. Nach zweistündigem Flug landeten wir in Vilnius, wo uns unsere örtliche Reiseleiterin Audrone und der Busfahrer Kestutis schon erwarteten und uns herzlich begrüssten. Dazu gab es strahlenden Sonnenschein und hochsommerliche Temperaturen. Und dies sollte sich bis zum Ende der Reise nicht ändern. Was will man mehr?!
Nachdem das Gepäck verladen war, fuhren wir vom Flughafen direkt zum Hotel. Schon auf dem Weg dorthin erklärte uns Audrone einige Sehenswürdigkeiten von Vilnius, vor allen Dingen zeigte sie den Weg in die Altstadt, denn schon vor dem Abendessen wollten wir auf eine erste Erkundungstour gehen. Diese setzten die meisten von uns dann nach dem Abendessen fort.
Am Abend wurden für die Gruppe die Audioguides geliefert, eine nützliche Sache, mit der sich alle gleich anfreunden konnten.

2. Tag: Freitag 27.05.2016 – Vilnius und die Inselburg Trakai [deutsch Traken]

An diesem Tag stand zunächst die Besichtigung von Vilnius auf dem Programm, erst mit dem Bus, dann zu Fuß. Vilnius liegt am Neris-Fluss. Von 1919-1939 befand sich die Stadt innerhalb Polens, daher gibt es neben dem litauischen und dem deutschen noch den polnischen Namen Wilno.
Ganz gleich, ob die Kathedrale Sankt Stanislaus mit der St. Kazimir Kapelle oder der Präsidentenpalast (Gegenwärtig residiert dort bekanntlich eine Präsidentin.), die gotische St. Franziskus Kirche oder die im Barockstil erbaute Kirche der Apostel St. Peter & Paul, die Untere Burg und das imposante Gediminas Denkmal. Weiter ging es zum Tor der Morgenröte (Ausros Vartai). Das Gebäude befindet sich direkt an der Stadtmauer von Vilnius. Dort ist auch eine kleine Kapelle mit einer Orgel. Die russisch-orthodoxe Heilig-Geist-Kirche stand ebenfalls auf unserem Programm. Wir sahen das jüdische Viertel, den Rathausplatz, und während wir noch überlegten, wo wir uns zu einer kleinen mittäglichen Verschnaufpause niederlassen könnten, machte uns Audrone auf buntes Markttreiben hinter dem Rathaus aufmerksam. Dort gab es nicht nur schmackhafte regionale Küche und landestypische Getränke, sondern auch Volkskunstgegenstände, Souvenirs, alles gewürzt mit Gesang. So verbrachten wir die Mittagspause hier, aßen und tranken und beschlossen, am Abend zurück zu kommen.
Für den Nachmittag stand ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm: die Inselburg Trakai, nur ca. 30 km von Vilnius entfernt. Wir gingen über die hölzerne Brücke bis zum Eingang der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Burg, deren wechselvolle Geschichte uns Audrone erklärte. In den Räumen der Burg sind gleich mehrere Museen, die wir während der Führung und in der anschließenden Freizeit besichtigen konnten.
Zurück in Vilnius, ging es nach einer kurzen Erfrischungspause zum Abendessen ins Restaurant Prie Katedros, gelegen ganz in der Nähe des Hotels.

3. Tag: Sonnabend 28.05.2016 – Kaunas und Klaipeda [deutsch Memel]

Um 9 Uhr trafen wir uns zur Abfahrt nach Kaunas. Dort besuchten wir die Burgruine und die St. Georgenkirche und gingen anschließend zum Rathausplatz mit dem Rathaus aus dem 16. Jahrhundert. Kaunas liegt am Zusammenfluss von Neris und Memel.
Inzwischen war es Mittag geworden, und wir stärkten uns in einem der zahlreichen Restaurants. An einem solch warmen Tag fiel die Entscheidung überwiegend zugunsten der Rote-Beete-Suppe aus.
Am Nachmittag erreichten wir dann Klaipeda, die Stadt an der Ostseeküste. Hier befindet sich der größte Hafen Litauens und einer der wenigen Häfen der Ostsee, die im Winter eisfrei bleiben. Früher gab es eine Fährverbindung auf die Insel Rügen, die leider wegen zu geringer Auslastung vor einigen Jahren eingestellt wurde. Eine regelmäßige Fährverbindung gibt es aber noch heute nach Kiel.
Unser Hotel Amberton, ein Hochhaus in der Form eines K und nahe am Hafen gelegen, ist weithin sichtbar. In Kleipeda erlebten wir die einzigen Regentropfen der gesamten Reise. Audrone verschwendete keinen Gedanken ans Wetter und führte uns durch die Gassen und über die Plätze der Stadt, auch zum Brunnendenkmal, das für den in Klaipeda geborenen Dichter Simon Dach errichtet worden war. In der Mitte des Brunnens steht die Figur des Ännchen von Tharau. Da wir während der Fahrt im Bus den Liedtext des Ännchen schon geübt hatten, konnte der „Auftritt" nur gelingen. Die Stadt mit ihren Gassen, vor allem aber die gekonnt sanierten Speicher am Hafen hatten wir schnell ins Herz geschlossen. Das milde Wetter lockte dann alle zum Abendspaziergang an die Hafenmauer und zur Brücke, die stündlich geöffnet wird, um Schiffen eine Durchfahrt zu ermöglichen.

4. Tag: Sonntag 29.05.2016 – Kurische Nehrung – Märchenwald und Sand

Die Fähre des Stadthafens vom Klaipeda setzte uns nach Smiltyne über. Unser Ziel war eigentlich Nida [deutsch Nidden], der südlichste litauische Ort auf der Nehrung. Wegen einer 2-stündigen Straßensperrung gingen wir jedoch erst in den Märchenwald am Hexenberg von Juodkrante, dem ehemaligen Schwarzort. Hier erklärte uns Audrone die zahlreichen Holzfiguren, und wir genossen eine wunderbare litauische Märchenstunde.
Nun war die Straße wieder frei, und es ging nach Nidden. Das Thomas-Mann-Haus war eins unserer erklärten Ziele. Das Haus in den typischen Niddener Farben liegt etwas außerhalb von Nidden auf dem sogenannten Schwiegermutterberg. Heute ist dort das Thomas-Mann-Kulturzentrum, in dem sich auch ein Museum über Thomas Mann und seine Aufenthalte hier am Haff befindet. Der Schriftsteller ließ das Haus nach einem Besuch der Nehrung im Jahre 1929 für sich und seine Familie als Urlaubsquartier errichten. Vom Haus gingen wir die Treppen zur Kurischen Nehrung hinunter, dann weiter in den Ort. Auf dem Programm standen noch eine Bernsteinwerkstatt, auch die evangelische Holzkirche und der Friedhof des Ortes. Selbstverständlich fehlten auch die Hohe Düne und die an eine Wüste erinnernden Wanderdünen nicht. Einige Gäste zog es zur Erfrischung ins Wasser. Audrone machte uns auf die typischen Kurenwimpel aufmerksam, an denen man in der Vergangenheit etwas über die Geschichte und Größe der Familie eines jeden Fischers erfahren konnte.
Zwischen diesen zahlreichen Aktivitäten konnten wir während der individuellen Mittagspause die verschiedensten regionalen Spezialitäten verkosten: Fisch in vielen Variationen, Rote-Beete-Suppe natürlich, Plinsen, Piroggen...
Am frühen Abend erreichten wir dann wieder die Fähre in Smiltyne und setzten nach Klaipeda über.

5. Tag: Montag 30.05.2016 – Berg der Kreuze und auf nach Riga

Von Litauen ging es nun weiter nach Lettland. Aber zunächst stand der Berg der Kreuze in der Nähe des Ortes Siauliai auf unserem Programm. Der Berg der Kreuze ist ein Wallfahrtsort mit tausenden verschiedener Kreuze, die von Besuchern aus der ganzen Welt aufgestellt wurden. 
Nach einer Pause ging es weiter in Richtung Riga, unserem Etappenziel für diesen Tag. Die lettische Hauptstadt Riga ist mit über 700.000 Einwohnern die größte Stadt des Baltikums. Riga liegt an der Daugava, die in die Ostsee mündet.
Unser Hotel Bellevue lag etwas außerhalb des Stadtzentrums, aber verkehrsgünstig, denn in wenigen Minuten war man mit der Straßenbahn im Zentrum.

6. Tag: Dienstag 31.05.2016 – Riga

Nach dem Frühstück ging es mit dem Bus zunächst in das Jugendstilviertel Rigas. Wenn auch inzwischen sehr viele Jugendstilgebäude restauriert worden sind, so ist dieser Prozess noch längst nicht abgeschlossen. Gebraucht wird vor allen Dingen noch viel Geld, um alle Gebäude wieder in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlen lassen zu können.
Nach einem Spaziergang durch das Viertel ging es in die Altstadt mit ihren zahllosen Sehenswürdigkeiten: Schwarzhäupterhaus, St. Petri-Kirche, Nationaloper, Freiheitsdenkmal, Park, lettische Niagarafälle, Pulverturm, Große Gilde, Kleine Gilde und Stadtmauer sind nur die wesentlichsten Stationen des Rundgangs, nicht zu vergessen das Herder-Denkmal nahe am Dom. Zum Schluss erreichten wir den Domplatz, wo ein Teil der Gruppe zur Besichtigung und zum Orgelkonzert in den Dom ging.
Der Nachmittag stand allen für individuelle Erkundungstouren von Riga zur Verfügung. Kirchen, Museen, Denkmäler, Aussichtsplattformen, Marktstände, verwinkelte Gassen, auch zahllose Restaurants und Cafés luden zum Verweilen ein.

7. Tag: Mittwoch 01.06.2016 – Freizeit oder Schloss und Park Rundale

Ein Teil der Gäste nutzte diesen freien Tag für eigene Erkundungen in und um Riga.
Die anderen fuhren zu einer Besichtigung des Barockschlosses Rundale. Auf Anregung der Zarin Anna Iwanowna wurde im Jahre 1736 hier der Grundstein für den Bau einer Sommerresidenz gelegt. Architekt des prächtigen Barockschlosses war der berühmte Rastrelli. Während einer Führung wurde uns die Geschichte des Schlosses anschaulich vermittelt, und wir konnten prächtig gestaltete Zimmer bestaunen. Nach der Führung war Zeit für eine Besichtigung des Schlossparks, und schon wartete im Restaurant Balta Maja das Mittagessen auf uns.
Der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Abendessen gab es in der Altstadt von Riga im Restaurant Melnie Muki.

8. Tag: Donnerstag 02.06.2016 – Gauja Nationalpark und auf nach Tallinn [deutsch Reval]

Wir nahmen Abschied von der lettischen Hauptstadt Riga. Unterwegs gab es einen kurzen Halt in Sigulda, das vor allem bei Wintersportfans bekannt ist, denn hier befindet sich die einzige Bobbahn Lettlands, auf der auch Europa- und Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Die Zeit reichte für Fotos und eine kurze Besichtigung der Bobbahn. Von hier ging es zur Burgruine Segewold, weiter dann durch die Lettische Schweiz zur Burg Turaida oberhalb der Stadt. Wir wurden mit einen schönen Blick auf die Gauja und den gleichnamigen Nationalpark belohnt. Audrone führt uns durch den Gauja Nationalpark, erklärte die Geschichte der Region und machte auf besondere Gebäude, Skulpturen, Bäume im Park aufmerksam.
Am Nachmittag überquerten wir die lettisch-estnische Grenze und erreichten Pärnu, die Sommerhauptstadt der Esten direkt an der Ostseeküste.

9. Tag: Freitag 03.06.2016 – Tallinn

Erst mit dem Bus, später zu Fuß erkundeten wir die estnische Hauptstadt Tallinn. Zunächst stand die Sängerwiese auf dem Programm. Die estnische Stadtführerin Sirli ließ sich nicht lange bitten und trug ein Lied vor. Die Sängerwiese ist ein großes Freigelände, etwas außerhalb der Stadt und mit Blick auf die Ostsee. Hier treffen sich die Esten jedes Jahr, um zusammen zu singen. Außerdem finden hier auch Konzerte statt.
Auf dem Rückweg von der Sängerwiese legten wir einen Fotostopp mit Blick auf den Fährhafen und die Altstadt ein. Der Fährhafen von Tallinn ist stark frequentiert, fast jede Stunde läuft ein Schiff nach Helsinki aus oder ein. Eine regelmäßige Schiffsverbindung besteht ebenfalls nach Stockholm.
Nun waren wir schon neugierig auf die historische Altstadt, die wir im Anschluss erkundeten. Die vielen restaurierten Häuser gehören heute zum Weltkulturerbe der UNESCO. Sie sind alle original erhalten, da die Altstadt von Tallinn im Krieg nicht zerstört wurde. Gerade stattfindende Bauarbeiten konnten unseren Besichtigungseifer nicht bremsen.
In der Altstadt gingen wir zum Domberg und zum Parlament. In unmittelbarer Nähe des Parlaments befindet sich die russische Alexander-Newski-Kathedrale. Natürlich haben wir auch den Turm Kiek in de Kök gesehen. Dann führte unser Weg zur Marienkirche.
Nach einem schönen Blick über die Unterstadt und zum Hafen ging es zum Rathausplatz mit seinem gotischen Rathaus und der Wetterfahne. Durch Tallinn kann man endlos schlendern, immer entdeckt man Neues. Dies taten wir dann auch ausgiebig am freien Nachmittag, bevor wir uns zum Abendessen im Restaurant Kuldse Notsu Korts trafen. Hier verabschiedeten wir unsere litauische Reiseleiterin Audrone, die zurück nach Riga musste. Eine andere Gruppe wartete dort bereits auf sie.

10. Tag: Sonnabend 04.06.2016 – Freizeit oder Lahemaa Nationalpark

Diesen Tag verbrachte der größte Teil der Gruppe auf einem abwechslungsreichen Ausflug. Ziel war der Lahemaa Nationalpark. Der estnische Reiseleiter Eduard begleitete uns. Er vermittelte uns viel über die Flora und Fauna dieser Region. Zunächst stand eine 5 km lange Moorwanderung auf dem Programm. Die Mücken waren gnädig. Weiter ging es an die Küste und ins Fischerdorf Altaja, wo in einer Bauernschänke ein traditionelles Mittagessen mit regionalen Spezialitäten auf uns wartete. Für den Nachmittag waren Gutshof und Herrenhaus Palmse vorgesehen. Zufrieden mit dieser gelungenen Mischung aus Natur und Kultur und schon mit ein wenig Abschiedsschmerz im Gepäck kehrten wir ins Hotel in Tallinn zurück.

11. Tag: Sonntag 05.06.2016 – Abreise, aber auf Wiedersehen Baltikum

Mittags beim Einsteigen in den Bus konnte man es sehen: Wenn Engel abreisen, weint der Himmel. So fuhren wir zum Flughafen, checkten ein und los ging es nach Frankfurt. Dort bei Gewitter angekommen, erfuhren wir, dass es nun nur per Bahn weiter geht, denn der Flughafen Frankfurt war für den Rest des Tages komplett gesperrt. So holten wir unser Gepäck, bekamen Tickets für die Bahnfahrt und setzten unsere Heimreise per Bahn fort.
Meinen Bericht schließe ich mit einem herzlichen Dank an meine Reisegäste, allen guten Wünschen für Sie sowie der Hoffnung auf ein Wiedersehen auf einer zukünftigen Reise. Sie waren eine interessierte, aufgeschlossene und disziplinierte Gruppe und haben damit selbst viel zum Gelingen dieser wunderbaren Tour beigetragen.

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