Reisebericht: Rundreise durch Litauen, Lettland und Estland

26.09. – 06.10.2019, 9 Tage Rundreise durch das Baltikum mit Flug: Vilnius – Trakai – Kaunas – Klaipeda – Kurische Nehrung – Riga – Gauja Nationalpark – Tallinn


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Das Baltikum. Was für eine nebulöse Bezeichnung für drei wunderschöne, souveräne Länder an der Ostseeküste, die wir entdecken durften.
Ein Reisebericht von
Barbara Mihut
Barbara Mihut

1.Tag, Donnerstag, 26.09.19  Abflüge

Mit 11 Gästen fliege ich am frühen Morgen in Leipzig los und treffe mich in Frankfurt am Main mit 13 Gästen aus Dresden, 4 Berlinern und 5 Gästen aus Frankfurt. Nach einem angenehmen Flug erwartet uns Zaneta mit 2 weiteren Gästen im Bus am Flughafen in Vilnius und legt gleich los. Da wir so zeitig da sind, sind unsere Zimmer im Hotel „Congress" noch nicht fertig und sie hat den genialen Vorschlag, dass wir sofort mit einem Besuch der sagenhaften Burg Trakai beginnen. Im 14. Jhd. erbaut, wurde die Wasserburg 1377 von den Kreuzrittern des Deutschordens angegriffen. Später residierte Fürst Gediminas, der Gründer Vilnius, auf der strategisch wichtigen Wasserburg. Großfürst Vytautas, der bis 1430 hier regierte, machte die Burg zum politischen Zentrum Litauens. Er holte Tataren und Karaiten, heute eine tatarisch-jüdische Minderheit, von der Krim und siedelte sie in Trakai an. Viele leben hier noch immer und pflegen ihre Traditionen. Beliebt und bekannt ist die karäische Küche durch ihre Fleischpasteten mit Hammel- oder Rindfleisch. Und natürlich gibt es dazu auch das passende traditionelle Getränk. Wir finden heute Platz in der „Kavine Kiubete" und probieren Zeppelinas und litauisches Bier oder Kwas. Danach spazieren wir entlang der malerischen Seen- und Waldlandschaft und erholen uns von unserer Anreise. Der Besuch der Burg und die erste Begegnung mit der Geschichte Litauens machen uns neugierig auf unsere Reise durch die drei baltischen Länder. Wir genießen und erreichen unser Hotel „Congress Vilnius" am späten Nachmittag ganz entspannt. Beim Abendessen im Hotelrestaurant machen wir uns weiter bekannt und stimmen noch die Zeiten für den nächsten Tag ab.

2. Tag, Freitag, 27.09.19  Stadtrundfahrt und Spaziergang in Vilnius

Nach dem reichlichen Frühstück vom Buffet versammeln wir uns alle im Bus, um eine Funktionsprobe mit den angelieferten Audiogeräten von Quietvox zu machen. Wir fahren entlang des Flusses Neris und Zaneta erzählt uns alles Wissenswerte über die Hauptstadt Litauens, über Kampf und Widerstand im Laufe der Geschichte von Vilnius. Unser erstes Ziel ist die barocke Peter und Paul Kirche aus dem 17. Jhd. Ihre meisterhaften über 2.000 Stuckarbeiten, die bis 1704 angefertigt wurden, verzieren die Kirche von innen ganz in weiss und rauben dem Betrachter den Atem. Der Stifter der Kirche, der Heerführer Pac, wollte sich hier ein Mausoleum errichten, starb aber vor der Fertigstellung. Sein Grab soll sich unter der Schwelle des Eingangs befinden mit der Inschrift „Hier liegt ein Sünder". Die katholische Kirche der heiligen Apostel hat eine große Bedeutung für Litauen und natürlich war Pabst Johannes Paul II. auch hier zu Gast, ebenso wie bei der Schwesterkirche des Klosters Pazaislis in Kaunas. Nach der kleinen Rundfahrt, bei der wir auch den Fluss Vilnia entdeckt haben, steigen wir aus und beginnen unseren Rundgang am Tor der Morgenröte, Ausros Vartai, oder auch Medinikai-Tor, noch ein erhaltenes von 9 Toren der ehemaligen Stadtmauer aus dem beginnenden 16. Jhd. Wir treffen auf viele Kirchen verschiedener Konfessionen. Katholische, orthodoxe, evangelische und unierte Kirchen stehen dicht nebeneinander und zeugen von Toleranz. Leben und leben lassen, so empfinden wir die Atmosphäre hier. Leider war es nicht immer so und so suchen wir vergebens nach der ehemals so prachtvollen jüdischen Großen Synagoge, die im Ergebnis des letzten Krieges zerstört wurde. Im 14. Jhd. wurde Vilnius das „Magdeburger Recht" erteilt und es entstand das hübsche Rathaus, mit dem Heiligen Christophorus und einem Jesuskind auf der Schulter im Stadtwappen. Wie sich die Architektur von ursprünglich gotisch ins klassizistische änderte, so wandelte sich auch seine Bestimmung von einem Verwaltungsgebäude, in ein Stadttheater, eine Oper und im 20. Jhd. in ein Kunstmuseum. Auch heute wird es noch für die unterschiedlichsten Veranstaltungen genutzt. Wir überqueren den Rathausplatz, wo heute die „Working days" stattfinden und besuchen das ehemalige jüdische Viertel, die Universität und den Präsidentenpalast, in dessen Innenhof eine große, weiße 100 steht. Sie erinnert an das Jahr 1918, als sich das Blatt der Geschichte hier wendete, was 2018 feierlich begangen wurde. Vorbei an der St. Johannis-Kirche laufen wir bis zum Gediminas-Denkmal. Hier treffen wir auf den Fürsten, dem wir schon auf der Burg Trakai begegnet waren. Er gilt als Gründer von Vilnius. Wir stehen am Kathedralen-Turm und blicken auf die St. Stanislaw-Kirche auf dem Kathedralenplatz. Zaneta erzählt unermüdlich und bringt uns ihre Stadt mit unerschöpflichem Wissen und vielen Emotionen ganz nahe. An der gotischen St. Anne-Kirche, die als schönste gilt, beenden wir unseren Rundgang. Einige Gäste wollen noch zum Fürstenpalast oder zum Fernsehturm, aber die Mehrheit zieht es in die hübschen Gassen der Altstadt. Am Abend freuen wir uns auf ein typisch litauisches Abendessen im Restaurant „Berneliu Uzeiga". Eine Geburtstagsgesellschaft neben uns feiert und tanzt und steckt uns mit ihrer guten Laune an. Das Essen ist so reichlich und auch Bier und Wein strömen, dass einige von uns gern noch bleiben möchten. Wir müssen Zaneta, die ganz großartig war, leider verabschieden, denn wir reisen morgen weiter.

3. Tag, Samstag, 28.09.19  Vilnius–Kaunas–Klaipeda

Nach dem leckeren Frühstück verstauen wir wieder unsere Koffer und begrüßen unseren neuen Reiseleiter Rolandas, der uns während der ganzen weiteren Reise begleiten wird. Nun fahren wir nach Kaunas, der ehemaligen Hauptstadt mit den Flüssen Neris und Nemunas, den wir als Memel kennen. Die Stadt wurde 1361 als Burg gegründet. Sie war ein begehrtes Ziel der Kreuzritter des Deutschordens, die ihre Gebiete in Ostpreußen mit Livland verbinden wollten. Mit der Schlacht bei Tannenberg oder Grünwald, wie die Litauer sie nennen, wurden diese Pläne aufgegeben. Die vereinten Litauer und Polen besiegten den Deutschorden vernichtend. Anfang des 15. Jhd. erhielt Kaunas die „Magdeburger Stadtrechte" und entwickelte sich als bedeutende Hanse-, Handels- und Handwerkerstadt. Heute ist sie die zweitgrößte Stadt Litauens, obwohl ihre Einwohnerzahlen immer mehr zurückgehen und schon die 300.000 EW-Marke unterschreiten. Die Stadt wurde mehrfach zerstört und durchlebte schwere Zeiten über die Jahrhunderte hinweg. Dennoch gibt es noch ein recht gut erhaltenes mittelalterliches Zentrum. Wir fahren mit unserem bequemen Bus auf den Hochterrassenplatz auf der anderen Seite des Flusses und genießen die Aussicht von oben. Es ist nass und kalt und alle begrüßen den Vorschlag, die weitere Besichtigung der Stadt vom Bus aus durchzuführen. Wir sehen das Rathaus, das als weißer Schwan bezeichnet wird, die Jesuitenkirche mit Jesuiten-Gymnasium, die Peter-und-Pauls-Kathedrale und Rolandas berichtet uns von der St. Georgs-Kirche und dem spätgotischen Perkunas-Bürgerhaus. Der Regen prasselt heute schonungslos nieder und wir nutzen Kaunas heute tatsächlich als Verkehrsknotenpunkt. Es geht weiter Richtung Klaipeda. Unsere Mittagspause verbringen wir in der „Kavini Nikola" und erquicken unsere Lebensgeister. Am frühen Nachmittag erreichen wir unser Hotel „Amberton Klaipeda". Da noch nicht alle Zimmer bezugsbereit sind, führt uns Rolandas sofort durch seine Stadt, die besonders norddeutsch geprägt ist. Klaipeda oder Memel am Fluss Dane gehört zu den ältesten Gründungen des Deutschordens. Heute zieren bezaubernde Fachwerkhäuser aus dem 18. Jhd. die Altstadt. Treffpunkt der Stadt ist immer noch der Theaterplatz, der sich unmittelbar neben unserem Hotel befindet. Das neoklassizistische Dramatheater steht hier und davor der Brunnen mit der Statue von Ännchen von Tharau. Der Brunnen wurde 1912 mit Spendengeldern der Memeler Bürger erbaut. Später kam Ännchen, geformt nach dem Bilde der Tochter Gerda eines Sandkruger Dünenmeisters, ins Spiel. Der Memeler Dichter Simon Dach verfasste im 17. Jhd. ein samländisch-niederdeutsches Hochzeitslied für Anke van Tharaw, das Herder ins Deutsche übersetzte. Es geht in dem Lied um die Hochzeit des evangelischen Pfarrers Johannes Portatius mit seiner Anna Neander aus Tharau. Nach der Vertonung wurde das Lied überall gesungen, besonders liebten es die Ostpreußen. Das leibhafte Ännchen überlebte drei Ehemänner und blieb dann bei ihrem ältesten Sohn Friedrich, der Pfarrer in Insterburg war. Ihre Statue verschwand und wurde 1989 von einem Mainzer Verein wieder zum Leben erweckt. Der Berliner Bildhauer Haacke schuf eine neue Bronzefigur von Ännchen und gestaltete auch das Porträt von Simon Dach neu. Die Skulptur des heimischen Dichters Taravos Anike von 1912 befindet sich ebenfalls auf dem Platz. Es gibt noch viel zu entdecken in Klaipeda. Wir kennen die Stadt vor allem wegen der Fährverbindung mit der ehemaligen DDR. Damals war es für uns eine geschlossene Stadt, die wir heute auf- und erschließen. Wir befinden uns in der wichtigsten Hafenstadt hier in Litauen und entdecken viele Hinweise wie Poller, Hinweistafeln, Schiffe und Kräne. Nach dem Rundgang können wir in unsere Hotelzimmer und erfrischen uns für das Abendessen im Hotelrestaurant, das uns schon erwartet. Nach dieser Tour heute schmeckt es besonders gut und feine Regentropfen begleiten unsere Nachtruhe.

4. Tag, Sonntag, 29.09.19  Ausflug Kurische Nehrung

Heute wollen alle gleichzeitig frühstücken, aber alle gehen von der Schlacht am Sonntagsbuffet als Sieger hervor. Gestärkt freuen wir uns auf unseren Ausflug auf die Kurische Nehrung. Die Fähre nimmt unseren Bus auf und bringt uns rüber nach Smyltine. Wir passieren Juodkrante und den Hexenberg, denn Nebel und Regenschwaden umhüllen uns. Am Parkplatz einer beeindruckenden Dünenlandschaft beginnen wir unseren Spaziergang zur Sonnenuhr, einem kleinen Meisterwerk. Die Aussicht vom Aussichtssteg auf das Kurische Haff ist atemberaubend. Natur pur. Seit dem letzten Jahr gibt es auf der Paridis-Düne eine Skulptur des Existenzialisten Jean Paul Sartre, dem Vorreiter der französischen Intellektuellen des 20. Jhd. Die Figur von Klaudijus Püdymas zeigt ihn „Gegen den Wind" mit Blick auf die Nehrung. Auch wir fühlen uns hier wie er im „Vorhof des Paradieses". Hier kann man so richtig Ruhe und Kraft tanken, aber wir wollen noch mehr sehen. Unser Fahrer Tadeusz bringt uns bis zum Ortsrand von Nida oder Nidden. Wir blicken auf den Yachthafen, aber erbarmungslos treibt uns ein Regenguss in das nächste Restaurant, wo wir uns aufwärmen und gleich stärken. Danach spazieren wir am „Elch" vorbei Richtung Ortsende. Unterwegs kehren wir in das Bernsteinmuseum ein und bewundern die kunstvoll gefertigten Schmuckstücke und Gebrauchsgegenstände. Der eine oder andere kann nicht an den zauberhaften Ketten, Armbändern und Ohrringen vorbei gehen und kauft zur Freude der Liebsten ein. Wir werfen auch mal einen Blick auf den Friedhof und gelangen zum Hermann-Blode-Haus, das von der Niddener Künstlerkolonie übrig geblieben ist, in der auch Brücke-Künstler weilten. Die Deutschen verpönten die hier gesammelten Werke als „entartete Kunst" und die siegreiche benachbarte Armee verheizte viele Bilder in der Sauna. Übrig geblieben ist das Museum, für das wir heute keine Zeit haben. Unser Ziel ist das Haus von Thomas Mann, der 1929 auf dem Schwiegermutterberg ein Sommerhaus errichten ließ und von 1930 bis 1932 hier mit seiner großen Familie lebte und arbeitete. Wir besuchen das Museum und fotografieren alles für die Zeit nach dem Urlaub. Nach diesen Höhepunkten des heutigen Tages fahren wir den gleichen Weg wieder zurück bis zur Fähre, setzen über und erreichen am Nachmittag unser Hotel. Nach etwas Freizeit treffen wir uns alle wieder beim gediegenen Abendessen. Danach heißt es wieder Koffer packen.

5. Tag, Montag, 30.09.2019  Weiterfahrt nach Riga, Berg der Kreuze

Heute verlassen wir nach dem Frühstück Klaipeda und Litauen und begeben uns auf den Weg nach Lettland mit seiner Hauptstadt Riga. Nach einer gemütlichen Fahrt erreichen wir mittags Siauliai. Der Berg der Kreuze bietet ein beeindruckendes Bild! Der katholisch geprägte Wallfahrtsort war ursprünglich ein Ort des Widerstandes gegen die sowjetische Besatzung und wurde mehrmals mit Bulldozern niedergewalzt, aber am folgenden Tag waren die Kreuze immer wieder aufgerichtet. Man gab auf. Heute wird hier auch der Toten gedacht und der Berg wurde ein Ort der Demut und Rückbesinnung. Kommerz schleicht sich ein, aber die Pilgerbewegung als Teil des Tourismus nimmt ja zu. Warum auch nicht. Der Pabst weilte 1993 hier und weihte den Ort. Wir schließen uns der Bewegung an und stiften ein kleines Kreuz mit Datum und Namen unserer Gruppe. Danach denken wir wieder an unser leibliches Wohl und kehren im benachbarten Restaurant ein. Es gibt hier auch ein Franziskanerkloster. Die Mönche kümmern sich hier um ein kleines Hotel und Restaurant. Wir kehren im Café „Girele" ein und stärken uns für die weitere Tour. Nach weiteren drei Stunden Fahrt erreichen wir unser schickes „Wellton Riga Hotel & Spa", das keine Wünsche offen lässt. Da es direkt an der Altstadt liegt, sind sofort wieder einige Gäste für Erkundungen unterwegs.
Am Abend probieren wir die lettische Küche im Hotelrestaurant und einige beschließen den ersten Abend in Riga an der Hotelbar, andere wollen Riga bei Nacht erleben.

6. Tag, Dienstag, 01.10.2019  Stadtrundfahrt und Spaziergang in Riga

Nach dem wunderbaren Frühstücksbuffet, hier sogar mit einem Gläschen Sekt, erwarten uns Rolandas und Tadeusz wieder überpünktlich zur Stadtbesichtigung. Mit dem Bus geht es erst einmal entlang des Flusses. Vom Bus aus können wir schon die Pracht und Schönheit der Stadt erkennen. Etwas nördlich der Altstadt am Kronvalda Park steigen wir aus und beginnen unseren Spaziergang in der Elizabetes Iela. Unbeschreiblich schöne und viele Jugendstilhäuser säumen die großzügig angelegten Straßenzüge. Heinz Ehrhardt soll hier eine Zeit lang gelebt haben. Botschaften und Vertretungen vieler Länder haben sich hier angesiedelt, ebenso wie viele große Firmen, Schulen und Verwaltungsgebäude. Weitere Juwelen finden wir in der mittelalterlichen Altstadt. Am Denkmal der lettischen Schützen beginnen wir unseren Weg in die Altstadt. Am wohl schönsten Platz der Stadt steht das Schwarzhäupterhaus von 1334. Die Bruderschaft der Schwarzhäupter war ein Bund unverheirateter Kaufleute, den es nur in Alt-Livland gab. Nachdem die Schwarzhäupter in die Gilden der baltischen Hansestädte aufgenommen wurden, zogen erfolgreiche Kaufleute auch in die Rathäuser ein. Das Haus hier in Riga war im Krieg völlig zerstört worden und wurde erst 1999 nach dem Wiederaufbau wieder eingeweiht. Davor steht der goldene Roland mit dem Richtschwert als Sinnbild der Stadtrechte und die damit verbundene Freiheit, daneben das Schwabehaus. Die große Gilde, die deutschen Großkaufleuten im Seehandel vorbehalten war, und die kleine Gilde für deutsche Handwerkszünfte, prägen weiterhin das Bild der Altstadt. Als ein Kaufmann nicht in die große Gilde aufgenommen wurde, ließ er gegenüber der kleinen Gilde ein Haus errichten, auf dessen Dach eine Katze der Gilde ihr Hinterteil zeigte, was ein Affront gegenüber den ehrenwerten Bürgern war. Nach der Aufnahme in die Gilde ließ der erboste Kaufmann seine 2 Katzen wieder umdrehen. Es gibt noch so viel in der Altstadt zu entdecken wie den Pulverturm, die Stadtmauer, das Schwedentor, den Petri-Dom, die vielen Gassen, Geschäfte, Museen und Restaurants. Wir gehen auch noch zur Oper, bestaunen den hübschen Park und das geschichtsträchtige Freiheitsdenkmal mit der Allegorie der Freiheit, einer Frau, die drei Sterne in den Händen hält. Diese symbolisieren heute die Gebiete Kurland, Semgallen und Livland. Früher sollten sie die drei baltischen Sowjetrepubliken Lettland, Estland und Litauen darstellen. Was für eine Stadt! Wir sind so beeindruckt, dass wir noch nicht genug haben. Fast die ganze Gruppe möchte die Stadt noch vom Fluss aus sehen und begibt sich auf ein Schiff auf der Düna oder Daugava. Am Abend sind wir wieder beim gemeinsamen Abendessen vereint.

7. Tag, Mittwoch, 02.10.19  Schloss Rundäle

Heute gibt es nach dem Frühstück wieder einen hübschen Ausflug. Über Bauska fahren wir in den Bezirk Rundäles novads. Die Gründung des Ortes Rundäle geht auf den Deutschorden in Livland zurück. Der Landmeister Konrad von Feuchtwangen ließ hier eine Burg errichten, die 1280 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Zu Beginn des 18. Jhd. wurde das Schloss errichtet. Die Ähnlichkeit mit Versailles ist verblüffend, das haben wir sofort erkannt. Nicht verwunderlich, dass es auch als Versailles des Baltikums bezeichnet wird. Das Schloss wurde im Auftrag der russischen Zarin Anna Iwanowna durch Baumeister Rastrelli errichtet und ist ein Schmuckstück des Barock und Rokokos in Lettland. Es sollte dem kurländischen Herzog Biron als Sommersitz dienen, der aber nach dem Tod der Zarin nach Sibirien verbannt wurde. Zarin Katharina II. erlaubte ihm die Rückkehr und es wurde weiter gebaut. Nach den Folgebesitzern Subow und Schuwalow fiel das Schloss 1920 an den Staat. Das Schloss diente in den Wirren des Krieges und danach als Wohnraum, Schule und Kornspeicher. Erst 1972 wurde es in die Obhut der Museumsgründung Schloss Rundäle genommen und umfangreiche Restaurierungsarbeiten begannen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Ebenso der Garten im französischen Stil, den wir mit einem kleinen Zug durchqueren. Jetzt bewundern wir die Rosenzüchtungen. Heute besteht hier eine Forschungsstelle für die ältere Kunstgeschichte Lettlands. Im benachbarten Restaurant des Gästehauses „Balta Maja" lassen wir uns fürstlich bewirten und fahren anschließend nach Riga zurück. Heute heißt es wieder Koffer packen, aber erst nach dem Abendessen.

8. Tag, Donnerstag, 03.10.19 Weiterfahrt nach Estland

Nach der Stärkung am Frühstücksbuffet laden wir die Koffer wieder ein und begeben uns Richtung Gauja-Nationalpark. Wir passieren den Jugla Stausee. Er ist ein künstlicher See im Unterlauf der Düna und dient der Trinkwassergewinnung. Rolandas erzählt uns die Geschichte von den Tränen, die den See füllten. Wir fahren Richtung Sigulda und stoppen an der Bob- und Rodelbahn, eine gewaltige Anlage mit gigantischer Aussicht. Einige von uns lassen sich in einem Bob vor der Anlage ablichten, der allerdings auf purem Asphalt steht. Unser nächstes Ziel ist das Museumsreservat Turaida. Wir erklimmen den Burgturm und sind beeindruckt von der waldreichen Umgebung, die schon in allen Farben des Herbstes leuchtet. Die Mauerburg wurde Anfang des 13. Jhd. für Bischof Albert gebaut. Genau an dieser Stelle stand früher die hölzerne Burg des Königs Kaupo der Liven. Man könnte noch stundenlang hier im Freilichtmuseum verweilen. Die Burganlage wurde liebevoll rekonstruiert und ist ein Touristenmagnet, ebenso wie die Grabstätte der Rose von Turaida. Rolandas erzählt uns die traurige Geschichte des jungen Mädchens, das ihr Leben für die Liebe opferte. Ihre Geschichte verkörpert das Sinnbild von Ehre, Liebe und Vertrauen und berührt uns sehr. Ihre Gedenkstätte finden wir hinter der hübschen Holzkirche aus der Mitte des 18. Jhd. Wir besuchen noch die kleine Höhle Gütmanala oder Gutmannshöhle, wo das arme Mädchen erschlagen worden sein soll. Das müssen wir erst einmal setzen lassen und fahren weiter.Gegen Mittag erreichen wir das Hexenhaus „Raganis Kekis", wo wir vorzüglich beköstigt werden. Heute ist in Deutschland Nationalfeiertag und wir sind weit weg. Kein Problem: wir feiern gleich hier mit Prosecco, lettischem Schnaps und Pralinen und fahren dann weiter Richtung Tallinn. Auf dem weiteren Weg berichtet Rolandas von Wirtschaft, Technologie und sozialen Aspekten in allen drei baltischen Ländern und vergleicht die Fakten für uns. Als Sieger geht Estland hervor, was wir gleich selbst überprüfen können, denn wir passieren die Grenze, die es seit 2004 nicht mehr gibt. Abends erreichen wir unser tolles Hotel „Hestia Europa", das wirklich keine Wünsche offen lässt, genau wie unser heutiges Abendessen im Hotelrestaurant.

9. Tag, 4.10.19 Freitag  Tallinn

Nach unserem reichlichen Frühstück geht es zu unserer Stadtrundfahrt in Tallinn. Zunächst fahren wir Richtung Kadriorg und bewundern alte Holzhäuser und moderne Einfamilienhäuser in einem schicken Wohngebiet. Wir halten an der Sängerwiese und erfahren, dass die Esten leidenschaftliche Sänger sind. Wo man singt, da lass dich nieder. Wir folgen diesem Ruf und bewundern die gewaltige überdachte Bühne, die 10.000 Sängern Platz bietet. Die gesamte Wiese reicht für etwa 100.000 Mitsinger und Zuhörer. Seit 2004 steht hier auch ein Denkmal, das Gustav Ernesaks gewidmet ist, der als Musikvater der Sängerfeste und allgemeiner Organisator gilt und sehr verehrt wird. Weiter geht es zum Olympiazentrum. Auf der Fahrt sehen wir noch die Fassade des ehemaligen Klosters. Am Yachthafen steht das Olympiahotel für die Sportler von 1980, „Hotell Pirita Marina". Im Stadtbezirk Marienberg steht auch die ehemalige Sommerresidenz des russischen Grafen Anatolij Orlov-Davydov. Sein Schloss gehört heute zum Estnischen Geschichtsmuseum. Wir fahren zurück zur Altstadt und bestaunen die noch recht gut erhaltene Stadtmauer. Die Treppen führen uns hinauf zur Oberstadt zur Alexander-Newski-Kathedrale, in der Fotografieren nicht erlaubt ist. Wir befinden uns am Lossi plats mit dem Domschloss. Am Estnischen Parlament wehen die Fahnen ebenso wie an den ausländischen Vertretungen und Botschaften hier im Viertel. St. Marienkirche, Domschule und Mariendom sind verregnet und wir erwärmen uns erst einmal in einem hübschen Souvenirladen. Bevor es weiter zur Unterstadt geht, machen wir noch ein paar Schnappschüsse über die Dächer der verregneten Hauptstadt. Der Rathausplatz ist großartig. Das gotische Rathaus gilt als Wahrzeichen der Stadt und gehört zum Weltkulturerbe. In der Langstraße finden wir die Olai-Gilde, die Kanut-Gilde, auch ein Schwarzhäupterhaus, die Drei Schwestern und viele alte Kaufmannshäuser. Zwischen Altstadt und Hafen entstand das mondäne neue Rotermanni-Viertel, genau auf unserem Weg zurück zum Hotel. Das gemeinsame Abendessen findet wieder im Hotelrestaurant statt

10. Tag, 05.10 19. Samstag, fakultativer Ausflug Laheema oder Freizeit

An unserem heutigen freiwilligen Ausflug nehmen wieder fast alle Gäste teil. Wir stärken uns am Frühstücksbuffet und begeben uns wieder in die Obhut unseres versierten Tadeusz. Verstärkung erhalten wir durch Eduard, unsere estnische Begleitung. Der Weg führt uns in den Lahemaa-Nationalpark. Glücklicherweise wussten wir vorab nicht, was uns erwartet, denn kurz vor unserer Wanderung setzte Schneeregen ein. So gestaltete sich die Wanderung über die Holzbohlen durch das Hochmoor schwierig, aber alle haben es gemeistert. Weiter geht es zum Fischerdorf Altja, wo uns eine typisch estnische Bauernmahlzeit erwartet. Es gibt eine Fischplatte mit frischem Brot als Vorspeise, Graupen, Kartoffelstampf, Pilze in Rahmsoße, saure Gurken und rote Beete. Als Nachtisch wird Kuchen mit Kaffee oder Tee gereicht. Ein kleiner Verdauungsspaziergang zur Küste rundet das Mahl ab. Auf der Rückfahrt legen wir noch einen Fotostopp am 500-Jahre alten Herrenhaus Sagadi ein und besichtigen auch noch das deutsch-baltische Herrenhaus Palmse mit Orangerie, Teich und Garten. Im Weinkeller finden wir leckere Tröpfchen. Der gesamte Gutshofkomplex wurde vollständig renoviert und gibt tiefe Einblicke in das damalige Landleben. Voller schöner Eindrücke kehren wir in unser bequemes Hotel zurück. Den Abend gestaltet jeder nach seinem Geschmack. Heute heißt es wieder Koffer packen, aber diesmal für die Heimreise.

11. Tag, 06.10.2019, Sonntag  Heimreise

Heute können wir ausschlafen, denn Frühstück gibt es lange genug.
Eine Familie aus Berlin verabschieden wir zuerst, da sie mit airBaltic fliegt. Alle anderen bringt Tadeusz, wie immer pünktlich und sicher, zu ihrem Lufthansa-Flug. Diese Reise durch drei baltische Länder, die sich über ihre Freiheit freuen und noch einen schweren Weg vor sich haben, hat uns tief beeindruckt. Unglaublich, was die Menschen hier schon geleistet und auf den Weg gebracht haben. Die Schönheit der Landschaft mit ihren riesigen Wäldern, Feldern und Seen und die zauberhaften Hauptstädte, die wir kennengelernt haben, haben uns positiv überrascht. Viele von uns wollen wieder kommen, denn hier kann man richtig Urlaub machen. Einen großen Anteil an diesen schönen Eindrücken haben unsere großartigen Reiseführer Zaneta, Eduard und besonders Rolandas, der uns nahtlos durch die drei Länder geführt hat und gefühlt alle Sprachen sprach. Vielen Dank auch an unseren vorbildlichen Fahrer Tadeusz aus Vilnius.
Liebe Gäste, vielen Dank für Ihre Interessiertheit, ihren Humor und ihr tadelloses Mitwirken am Gelingen dieser wunderschönen Reise. Ich wünsche allen Beteiligten alles erdenklich Gute und freue mich schon auf die nächste Tour, vielleicht wieder mit Ihnen!?
Bleiben Sie gesund und reisefreudig!
Ihre Barbara Mihut Reisebegleiterin

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