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Rundreise durch Litauen, Lettland und Estland

Reisebericht: 20.05. – 28.05.2025

Wer an das Baltikum denkt, sieht vielleicht zuerst dichte Wälder, stille Ostseestrände oder charmante Altstädte mit Kopfsteinpflaster und Kirchtürmen vor sich. Doch Estland, Lettland und Litauen sind weit mehr als Postkartenmotive. Sie sind lebendige Kulturen mit bewegter Geschichte, mitreißender Musik, moderner Kunst – und einer Gastfreundschaft, die direkt ins Herz trifft.

Carmen Kiefer

Ein Reisebericht von
Carmen Kiefer


Dienstag, 20. Mai 2025 Anreise, Flug nach Vilnius

Früh am Morgen starten die Gäste aus Leipzig und Dresden ihre Reise ins Baltikum. In Frankfurt stoßen weitere Reisende zur Gruppe, und gemeinsam fliegen wir nach Vilnius, der Hauptstadt Litauens.

Am Flughafen werden wir herzlich von unserer Reiseleiterin Lilija empfangen. Der Transfer zum zentral gelegenen Hotel Neringa verläuft reibungslos, der Check-in ist schnell erledigt.

Von der Rooftop Bar des Hotels genießen wir den ersten Blick über Vilnius – die Altstadt mit ihren historischen Gebäuden und das moderne Stadtbild zeigen sich von ihrer besten Seite. Ein gelungener Start in unsere Baltikumreise.

Mittwoch, 21. Mai 2025 Vilnius und Wasserburg Trakai

Inzwischen sind auch die Gäste aus Berlin eingetroffen und nach einem fürstlichen Frühstück starten wir gemeinsam unsere Besichtigungstour mit der Busfahrt zur Sankt Peter und Paul Kirche in Vilnius – einem echten Highlight des Hochbarock. Das prachtvolle Gotteshaus beeindruckt vor allem durch seine detailreichen Stuckskulpturen, die wir bei einer ausführlichen Besichtigung bestaunen können.
Anschließend erkunden wir zu Fuß die Altstadt von Vilnius. Los geht es am berühmten Tor der Morgenröte, einem wichtigen Wallfahrtsort. Von dort aus schlendern wir durch die Burgstraße, vorbei am Präsidentenpalast, über den Rathausplatz, bis hin zum weitläufigen Kathedralenplatz mit dem frei stehenden Glockenturm der Sankt Stanislaus Kathedrale. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch der russisch-orthodoxen Heiliggeistkirche. Während unseres Aufenthalts wird dort eine Andacht gefeiert – begleitet von klarem, glockenhellem Gesang, der die Atmosphäre magisch macht. Den krönenden Abschluss der Stadtführung bildet das beeindruckende gotische Ensemble mit der Bernhardinerkirche und der berühmten Sankt-Anna-Kirche – ein echtes Fotomotiv! Danach haben wir noch eine Stunde Freizeit, bevor es mit dem Bus weitergeht nach Trakai.
In Trakai erwartet uns zunächst eine kulinarische Besonderheit: die traditionellen Teigtaschen „Kibinai“ der Karäer – einer winzigen ethnischen Minderheit in Litauen, von der heute nur noch etwa 60 Menschen in Trakai leben. Frisch gestärkt besichtigen wir die wunderschön gelegene Wasserburg von außen, ein Meisterwerk der spätmittelalterlichen Wehrarchitektur, eingebettet in die idyllische Seenlandschaft.
Wieder zurück in Vilnius, nach einer kurzen Ruhepause, staunen wir nicht schlecht, als wir zum Abendessen in die Katakomben des wieder aufgebauten Schlosses hinab steigen: ein deliziöses Menü aus litauischen Spezialitäten erwartet uns: kalte Rote Bete Suppe, Zeppelinas (gefüllte Kartoffelklöße) und weitere Köstlichkeiten verwöhnten unseren Gaumen.
Ein rundum gelungener Tag voller kultureller und kulinarischer Highlights, den ein Teil unserer Reisegruppe in der Rooftopbar unseres Hotels ausklingen lässt.

Donnerstag, 22. Mai 2025 Vilnius – Kaunas – Klaipeda

Heute verlassen wir Vilnius – und verpassen damit den feierlichen Appell der deutschen Panzerbrigade auf dem Kathedralenplatz. Bundeskanzler Friedrich Merz und Verteidigungsminister Boris Pistorius werden extra dafür anreisen.
Schon gestern Abend wurden rund um den Platz die Straßen gesperrt. Für uns bedeutete das: leere Straßen, warmes Abendlicht und eine wunderbar entschleunigte Atmosphäre.
Während der Fahrt nach Kaunas erzählt unsere Reiseleiterin Lilija viel Interessantes über das Leben in Litauen. Wir erfahren, wie sich die Wohnsituation in den letzten Jahren verändert hat, wie die Energieversorgung heute funktioniert und welchen Einfluss der EU-Beitritt auf den Alltag hatte. Besonders spannend: die konsequente Abkopplung vom russischen Energienetz – ein großer Schritt in Richtung Unabhängigkeit.
Wir erreichen Kaunas, die zweitgrößte Stadt Litauens. Lilija verrät uns gleich: Kaunas ist die Wiege des litauischen Basketballs – und das ist hier mehr als nur Sport, das ist fast Religion.
Die Stadt liegt malerisch an der Stelle, wo die Neris in die Memel mündet. Am Aussichtspunkt über Kaunas begrüßt uns die eindrucksvolle Skulptur des Donnergottes Perkunas. Eine Alternative zum Bus wäre die Standseilbahn zum Alexotas-Hügel, aber diese ist gerade in Revision.
Unser Rundgang startet an der Burg von Kaunas. Heute eher romantische Ruine als Verteidigungsfestung, doch im Sommer wird der Burggraben zur Bühne: Dann verwandelt sich die Anlage in ein Open-Air-Amphitheater für Musik- und Theateraufführungen. Highlight war 2022 die litauische Erstaufführung des Musicals Sissi, im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres – royaler Glanz inklusive.
Wir bestaunen den sogenannten „kleinen Vatikan“, ein beeindruckendes Ensemble aus dem Bernhardinerkloster und der Sankt-Georg-Kirche, ganz in litauischer Backsteingotik. Während der Sowjetzeit diente die Kirche trist genug als Lagerhalle, heute aber erstrahlt sie wieder in altem Glanz.
Weiter geht’s zum Rathausplatz – der sich aktuell eher als Großbaustelle präsentiert. Zwischen Schotter, Sand und Bauzäunen bahnen wir uns einen Weg zum ehemaligen Rathaus, das ganz in Weiß herausragt. Auf seiner Spitze dreht sich stolz das Wahrzeichen der Stadt: der Auerochse als Wetterfahne.
Mitten im Chaos aus Baggern und Steinen trotzt ein weiteres Denkmal dem Baustellenalltag: die Statue des Dichters Maironis, einer der großen Stimmen Litauens. Nicht weit entfernt, nahe der Memel, steht das Perkunas-Haus – ein Meisterwerk der Backsteingotik, das dem litauischen Donnergott gewidmet ist. Daran schließt sich das Jesuitengymnasium an – Teil des beeindruckenden jesuitischen Ensembles, das Kaunas auch kulturell stark geprägt hat. Direkt am Ufer der Memel liegt die Vytantas-Kirche. Früher war sie regelmäßig von Überschwemmungen betroffen, bis der Bau des Wasserkraftwerks diesem Problem ein Ende setzte.
Mit der Besichtigung der imposanten Kathedrale endet unser Rundgang durch die Altstadt. Danach bleibt eine Stunde Freizeit – Zeit für einen Kaffee, einen Blick in die kleinen Läden oder einfach zum Durchatmen.
Pünktlich zur Weiterfahrt öffnet der Himmel seine Schleusen. Während es regnet, fahren wir durch eine scheinbar endlose Ebene. Nur hin und wieder unterbrechen einzelne Baumgruppe das weite, flache Land.
Doch Lilija lässt keine Langeweile aufkommen: Sie erzählt vom litauischen Schulsystem, von Unterrichtssprachen, Reformen und Herausforderungen. So wird aus der eintönigen Landschaft ein interessanter Hintergrund für spannende Einblicke ins Leben der Menschen hier.
Am Nachmittag erreichen wir Klaipeda, das Tor zur Ostsee, gelegen im historischen Memelland. Eine Region mit bewegter Vergangenheit: Vom Schwertbrüderorden über preußische und zaristische Herrschaft bis hin zum Deutschen Kaiserreich – hier wechselte nicht nur die Flagge oft, sondern auch die Sprache. Um 1900 war etwa die Hälfte der Bevölkerung deutschstämmig.
Unser erster Stopp ist der Ännchen von Tharau - Brunnen. Vor dem Denkmal auf dem Theaterplatz stimmen wir unser einstudiertes Lied an, dank der Gesangsprobe im Bus klingt es überraschend harmonisch. Ein gelungener Auftakt! Anschließend schlendern wir durch die schachbrettartig angelegten Gassen der Altstadt. Die Straßen scheinen wie leergefegt, wir stellen fest: hier herrscht noch Vorsaison.
Viele Gebäude wurden liebevoll restauriert, dies fällt vor allem in der Friedrich Passage auf und wir bestaunen unter anderem den ältesten Fachwerkbau der Stadt – den Elefantenspeicher. Am Ufer der Dane steigen wir wieder in unseren Bus und machen uns auf den Weg zum Hotel. Mit einem schmackhaften Drei- Gang-Menü und angeregten Gesprächen klingt der Tag aus.

Freitag, 23. Mai 2025 Ausflug auf die Kurische Nehrung – Neringa

Bei strahlendem Sonnenschein starten wir pünktlich um 8:30 Uhr in Richtung Kurische Nehrung – dem landschaftlichen Highlight unserer Reise. Am Fährterminal müssen wir etwas warten, bevor wir schließlich eingeschifft werden. Um 9:15 Uhr erreichen wir die Nehrung. Bei der Einfahrt wird eine Ökosteuer fällig, ein Beitrag zum Schutz dieser besonderen Region.
Unsere Reiseleiterin Lilija zeigt uns eine Kormorankolonie, deren scharfer Kot sogar Bäume absterben lässt - beeindruckend und etwas bizarr. Danach geht es weiter durch helle Kiefernwälder. Wir erreichen das Thomas-Mann-Haus, von dem aus sich ein weiter Blick über das Haff bietet, fast wie in Italien.
In allerbester Laune gehen wir weiter, fröhlich flattern die Kuren-Wimpel im Wind, der blühende und duftende Flieder rahmt die denkmalgeschützten, oft in kurisch-blau gestrichenen ehemaligen Fischerhäuser ein. Ein weiteres Merkmal sind die Reetdächer und die aus Holz geschnitzten, gekreuzten Pferdeköpfe an den Giebeln – traditioneller Schmuck mit Symbolkraft.
Nach dem Besuch des Bernsteinmuseums, das faszinierende Einblicke in das „Gold des Nordens“ bietet, betreten wir den alten Friedhof. Unwirklich still ist es hier, unter hohen Bäumen stehen dicht an dicht die einfachen Holzkreuze, oft nur aus einem grob behauenen Brett gefertigt. Viele der Inschriften sind verwittert, doch einige lassen noch deutsche Namen erkennen – stille Zeugen einer bewegten Vergangenheit.
Gut vermummt gegen den frischen Wind, treten wir unsere Schiffsfahrt auf dem Haff in Richtung russischer Grenze an. Staunend blicken wir auf die zweitgrößten Düne Europas und fühlen uns wie in der „Sahara des Nordens“. Der Blick ist beeindruckend, der Gedanke an die nahe russische Grenze allerdings ein wenig beklemmend.
Zurück an Land hat Lilija bereits in einem Restaurant für uns reserviert. Dort lassen wir uns lokale Spezialitäten schmecken: Fisch, geröstetes Brot mit Knoblauch, alles frisch zubereitet. Gestärkt machen wir uns auf zur großen Parnidder Düne. Oben angekommen, werden wir mit einem Ausblick belohnt, der den Atem stocken lässt: links das Haff, rechts die Ostsee, dazwischen der russische Teil der Kurischen Nehrung.
Ein besonderer Hingucker wartet hier: Jean-Paul Sartre, als Bronzeskulptur sich gegen den Wind stemmend, blickt über die Dünenlandschaft – ein nachdenklich stimmendes Denkmal an einen besonderen Ort. Wir werfen noch einen Blick auf die große Sonnenuhr, bevor uns unser Bus schon zur nächsten Station bringt: dem sagenumwobenen Hexenberg. Ein schmaler Pfad führt uns hinauf. Entlang des Weges begegnen uns bizarre Eichenskulpturen – kunstvoll geschnitzt von litauischen Holzschnitzern, inspiriert von alten Volksmärchen. Hexen, Teufel und Fabelwesen blicken uns mit grimmigen Gesichtern entgegen – schaurig und gruselig. Bei Dunkelheit wäre dieser Ort sicher nichts für für schwache Nerven.
Nach so vielen Eindrücken lassen wir den Tag entspannt bei einem Spaziergang am Ostseestrand ausklingen. Das Wasser glitzert im gleißenden Sonnenlicht - ein Bild wie aus einem Bilderbuch.
Bevor es zum Abendessen ins Restaurant Pasazo Smukle geht, bleibt noch etwas Zeit zur Erholung. Doch der Tag ist für viele noch nicht vorbei: Trotz des vollen Programms zieht es einen großen Teil der Gruppe später noch ins Hafenviertel von Klaipeda. Ein bisschen „Friday Night Feeling“ schnuppern, das darf nach so einem erlebnisreichen Tag nicht fehlen.

Samstag, 25. Mai 2025 Berg der Kreuze – Schloss Rundale – Riga

Früh am Morgen, um 8:15 Uhr, setzen wir unsere Reise in Richtung Riga fort. Doch bevor wir Lettland erreichen, steht noch ein besonderer Halt auf dem Programm: der Berg der Kreuze in Litauen.
Schon von Weitem wirkt der Hügel wie ein Meer aus Holz und Metall – tausende Kreuze, dicht an dicht. Für viele Menschen im Baltikum ist dieser Ort ein Nationalheiligtum, ein Symbol für Glauben, Hoffnung und Widerstand. Während der Sowjetzeit wurde die Stätte mehrfach zerstört, aber jedes Mal kamen die Menschen zurück und stellten neue Kreuze auf – still, aber bestimmt. 1993 fand hier ein historischer Moment statt: Papst Johannes Paul II. feierte eine Messe für über 100.000 Gläubige – ein starkes Zeichen der Verbundenheit zwischen Kirche und Volk.
Weiter geht die Fahrt: links und rechts der Straße ziehen grüne Felder vorbei, dazwischen leuchtet goldgelber Raps, und helle Birken reihen sich wie an einer Perlenschnur entlang der kerzengeraden Strecke. Immer wieder entdecken wir bewohnte Storchennester, ein vertrautes Bild in Litauen, wo der Storch sogar als Nationalvogel gilt. Die weiten Landschaften zeigen: Die Agrarwirtschaft spielt hier eine zentrale Rolle. Besonders der Weizenanbau ist bedeutend – Litauen zählt zu den wichtigsten Produzenten in Europa.
Der Grenzübergang nach Lettland verläuft unspektakulär – kein Schlagbaum, kein Stopp, einfach ein neues Land. Lettland, mit etwa 1,8 Millionen Einwohnern, empfängt uns mit ebenso weiter Landschaft. Von Lilija erfahren wir, dass In der Geschichte der deutsch-baltische Adel eine prägende Rolle spielte und bis ins 19. Jahrhundert die gesellschaftliche Oberschicht des Landes bildete.
Ein Beispiel für die bewegte Geschichte des baltischen Adels ist Herzog Ernst Johann Biron von Kurland. Im 18. Jahrhundert lässt er das barocke Schloss Rundale erbauen – inspiriert vom Winterpalast in Sankt Petersburg. Heute zählt es, gleich nach Riga, zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Lettlands. Das Schloss blickt auf eine wechselvolle Vergangenheit zurück: Es diente unter anderem als Lager und Schule. Erst 1972 beginnt man mit umfangreichen Restaurierungsarbeiten, die auch den beeindruckenden barocken Schlossgarten umfassen. Für einen kurzen Spaziergang durch die sorgfältig rekonstruierten Gartenanlagen bleibt Zeit. Zwar blühen die Rosen Ende Mai noch nicht, doch die Tulpen stehen in voller Pracht.
Im Inneren des Schlosses werden wir von unserer Führerin Vineta empfangen – in ausgezeichnetem Deutsch und mit viel Herzblut erzählt sie von den vielen Besitzern und der Geschichte des Schlosses. Im prunkvollen Krönungssaal, geschmückt mit Stuckmarmor, hohen Spiegeln und kunstvollen Kronleuchtern, tauchen wir ein in die Glanzzeit des Kurländischen Herzogtums. Besonders spannend: Die Schlossverwaltung bemüht sich, originale Stücke wie Gemälde oder Porzellan auf Auktionen zurückzuerwerben – ein lebendiges Museum im Wiederaufbau.
Nach einer kräftigenden Soljanka im benachbarten Gasthaus machen wir uns gestärkt auf den Weg zur letzten Etappe des Tages: Riga wartet.
Am frühen Abend erreichen wir unser Hotel, das Wellton Riverside SPA, zentral gelegen am Ufer der Duna. Die Lage ist ideal – nur wenige Schritte bis in die Altstadt. Einige von uns nutzen die Zeit vor dem Abendessen, um schon einmal ins quirlige Stadtzentrum einzutauchen. Riga zeigt sich lebendig und in Feierlaune.
Das Abendessen im Hotel fällt dagegen etwas hinter den Erwartungen zurück. Doch die Stimmung bleibt gut, und eine kleine Gruppe macht sich noch auf zu einem ersten Spaziergang durch die Altstadt.

Sonntag, 26. Mai 2025 Riga und Ausflug in den Gauja Nationalpark

Ein Glas Sekt vom Frühstücksbuffet und schon starten wir gut gelaunt in den Tag. Der Bus bringt uns ins Jugendstilviertel, wir sind gespannt, was uns erwartet.
Wir staunen über die vielen verzierten Gebäude, viele davon vom Architekten Michael Eisenstein entworfen. Lilija zeigt uns Details an den Fassaden: Pfauen, Medusen, Frauengestalten, Atlanten und Blumengirlanden. Wir sind beeindruckt von der großen Anzahl dieser wunderschön renovierten Baudenkmäler.
Gegenüber der russischen Botschaft sehen wir ein großes Banner mit einer skelettartigen Putin-Fratze – ein stiller, aber deutlicher Protest. Auf vielen öffentlichen Gebäuden wehen blau-gelbe Flaggen. Die Solidarität mit der Ukraine ist überall spürbar.
Zurück in der Altstadt geht es zu Fuß weiter. Lilija führt uns zielsicher durch die engen, kopfsteingepflasterten Gassen und lässt uns mit ihrem Wissen tief in die Geschichte Rigas eintauchen. Wir erfahren, dass die Stadt 1201 von Bischof Albert von Bremen gegründet wurde – die Skulptur der Bremer Stadtmusikanten erinnert noch heute an diese Verbindung. Am Stadtkanal entdecken wir das Denkmal des Balletttänzers Maris Liepa, in eleganter Pose direkt neben der Nationaloper.
Wir spazieren vorbei an der Kleinen und Großen Gilde, die große Gilde war einst Treffpunkte der deutschen Kaufleute. Gegenüber steht das bekannte Katzenhaus – auf dem Dach: eine schwarze Katze mit gebogenem Rücken. Auch dazu kennt Lilija natürlich die passende Anekdote.
Dann geht es weiter zum Richard Wagner-Haus. Er arbeitete zwei Jahre in Riga als Kapellmeister. Sie erzählt, wie er vor seinen Gläubigern floh – mit dem Schiff Richtung England. Ein heftiger Sturm soll ihn damals zu seiner Oper Der fliegende Holländer inspiriert haben.
Wir legen die Köpfe in den Nacken, hoch oben auf der Spitze der Sankt-Petri- Kirche glänzt der goldene Hahn in der Sonne. Mit dem Aufzug kann man bis zur 72 Meter hohen Aussichtsplattform hinauffahren. Wenig später stehen wir vor dem prachtvollen Schwarzhäupterhaus. Der Name geht auf eine Vereinigung wohlhabender, unverheirateter Kaufleute zurück, deutschstämmig, einflussreich und prägend für das alte Riga. Auf unserem Weg passieren wir den Dom, der wirkt, als sei er in den Boden eingesunken. Kein Wunder: Im 13. Jahrhundert lag die Straßenebene noch gut fünf Meter tiefer. Schräg gegenüber ragt der Börsenpalast auf – ein Zeugnis von Rigas früher Handelsmacht. Plötzlich hören wir leise Musik: Am Durchgang zum Schweden-Tor sitzt eine Musikerin und spielt auf einer lettischen Kokle. Eine zauberhafte Stimmung erfasst die Passanten.
Am Ende unserer Führung hält Lilija noch eine kleine Überraschung für uns bereit: Wir stehen plötzlich auf dem Gottfried-Herder-Platz. In der Mitte eine schlichte, aber eindrucksvolle Büste des deutschen Dichters und Philosophen. Herder wirkte im 18. Jahrhundert als Pfarrer in Riga. Doch er war mehr als ein Geistlicher – er interessierte sich für die Kultur und Sprache der Menschen, sammelte lettische Volkslieder und Märchen und trug damit zur Bewahrung des kulturellen Erbes bei. Jede Ecke der Stadt scheint eine Geschichte zu erzählen – und Lilija kennt sie alle.
Nach so vielen Eindrücken in Riga tut eine kleine Pause gut. Lilija hat die passenden Tipps parat: Ein unkompliziertes Selbstbedienungsrestaurant und ein gemütliches Café bringen uns neue Energie. Gestärkt und neugierig steigen wir wieder in den Bus – auf geht’s in den Gauja Nationalpark, den größten Lettlands, auch bekannt als „lettische Schweiz“. In Sigulda passieren wir die moderne Bobbahn, bevor wir am Schloss einen kurzen Fotostopp einlegen. Zu Sowjetzeiten diente das Gebäude als Erholungsheim für Schriftsteller, heute glänzt es in frisch renovierter Pracht. Durch grüne Wiesen und dichte Wälder geht es weiter zur Gutmannshöhle, der größten Höhle des Landes. Hier verkosten wir den legendären Rigaer Balsam, ein Kräuterschnaps mit heilsamer Wirkung.
Dann bringt uns der Bus zur Burg Turaida. Dort besuchen wir das Grab der „Rose von Turaida“, der schönen Maja, deren tragische Liebesgeschichte uns berührt. In der Sage opfert sie ihr Leben, um ihre Ehre und Liebe zu bewahren – eine lettische Romeo-und-Julia-Erzählung. Anschließend spazieren wir durch den Park der Volkslieder. Zwischen grasbewachsenen Hügeln und Skulpturen zu Ehren von Krisjanis Barons, dem berühmten Liedersammler, spüren wir, wie tief Musik und Sprache mit der lettischen Identität verwoben sind. Der Hügel war zu Sowjetzeiten ein Ort des stillen Protests – hier sang man für Freiheit und kulturellen Erhalt.
Zum Abschluss erreichen wir die berühmteste Burg Lettlands: Turaida. Leuchtend rot und eindrucksvoll thront sie über dem Fluss Gauja. Bischof Albert ließ sie 1214 im gotischen Stil aus roten Ziegeln errichten – ein würdiger Abschluss eines eindrucksvollen Tages
Zurück im Hotel bleibt nur eine kurze Verschnaufpause, bevor wir uns wieder auf den Weg machen – diesmal zum gemeinsamen Abendessen in der Altstadt. In gemütlicher Runde genießen wir ein leckeres Menü: frischer Salat zur Vorspeise, zartes Rindfleisch mit Kartoffelbrei als Hauptgang und zum Abschluss ein Stück Kuchen – einfach, aber richtig gut.
Die unermüdlichen unter uns lassen den Tag noch nicht enden und fahren mit dem Panoramaaufzug hinauf in die Skybar im 26. Stock des Radisson Blue Hotels. Bei einem Drink und mit Blick über das dämmernde Riga wirkt der Tag bei angeregten Geprächen nach.

Montag, 27. Mai 2025 Markthallen – Fahrt nach Estland über Pärnu – Tallinn

Pünktlich um 9:00 Uhr werden die Koffer verladen, und wir starten unseren letzten Vormittag in Riga mit einem Besuch der berühmten Markthallen. Untergebracht in ehemaligen Zeppelinhallen aus der Zwischenkriegszeit, gelten sie als der größte Lebensmittelmarkt Lettlands – ein echtes Erlebnis.
In der Fischhalle riecht es intensiv nach Meer – es gibt frischen Fisch in Hülle und Fülle, aber auch Trockenfisch in verschiedensten Varianten. An anderen Ständen entdecken wir eingelegte Gurken, Pilze, Beeren und typisch lettische Spezialitäten. Die Auswahl ist riesig: Obst, Gemüse, Fleisch, Käse, Brot, Süßes, sogar Kleidung und Souvenirs. Ein bunter, lebendiger Ort, der einen letzten Eindruck vom Alltag in Lettland vermittelt.
Dann beginnt unsere Weiterreise Richtung Estland. Lilija verkürzt uns die Fahrt mit charmanten Lebensweisheiten von Heinz Erhardt, dem berühmten Humoristen, der in Riga geboren wurde. Dazu erzählt sie kleine Geschichten – mal witzig, mal nachdenklich – und so vergeht die Zeit wie im Flug.
An der Grenze machen wir eine kurze Mittagspause. Bald darauf tauchen wir ein in die Natur Estlands. Wir erfahren, dass die Kornblume die Nationalblume ist und dass das Land reich an Wäldern, Mooren und Tieren ist: Hirsche, Elche, Luchse, sogar etwa 890 Braunbären und über 700 Wölfe!
Am frühen Nachmittag erreichen wir Pärnu, die sogenannte Sommerhauptstadt Estlands. Noch wirkt die Stadt ruhig und ein wenig verschlafen, die Fußgängerzone ist kaum belebt, aber gerade das verleiht ihr einen besonderen Charme. Bei einem kurzen Spaziergang entdecken wir hübsche Stein- und Holzhäuser, viele davon liebevoll restauriert, mit kleinen Cafés und Läden im Erdgeschoss. Alles wirkt entspannt, fast ein bisschen aus der Zeit gefallen.
Natürlich darf ein Besuch am Strand nicht fehlen. Der weite Sandstrand, das sanfte Rauschen des Meeres und ein leichter Wind sorgen für echte Urlaubsstimmung. Die Sonne zeigt sich zwischen den Wolken, und obwohl die Saison erst langsam anläuft, spüren wir schon die besondere Atmosphäre, für die Pärnu im Sommer bekannt ist.
Am späten Nachmittag treffen wir im Nordic Hotel Forum in Tallinn ein. Das moderne Hotel liegt ideal – direkt am spannenden Rotermann Quartier, wo altes Industrieflair auf neue Architektur trifft. Nach dem Check-in genießen wir die Annehmlichkeiten des Hauses. Besonders der Pool- und Jacuzzi-Bereich im achten Stock lädt zum Entspannen ein, mit Blick über die Stadt inclusive.
Das Abendessen im Hotelrestaurant überzeugt: Eine feine Kürbissuppe, zartes Hähnchen mit cremigem Kartoffelpüree und als süßer Abschluss eine Panna Cotta. Wir lassen es uns schmecken und vertiefen in angenehmer Runde die Eindrücke und Erlebnisse des heutigen Tages. Müde und zufrieden geht es schließlich ins Bett, wir sind gespannt, was es in Tallinn alles zu entdecken gibt.

Dienstag, 28. Mai 2025 Stadtführung in Tallinn

Bei strahlendem Sonnenschein fällt das Aufstehen nicht schwer. Noch bevor wir Tallinn erkunden, wartet ein reichhaltiges Frühstücksbuffet auf uns, so vielfältig, dass die Entscheidung schwerfällt. Gut gestärkt machen wir uns schließlich auf den Weg zu unserem letzten Programmpunkt.
Mit dem Bus geht es nach Kadriorg ( Katharinental). Diese charmante Gegend diente einst als Sommerresidenz des russischen Zaren. Heute beherbergt das barocke Schloss ein Museum und ist von einem weitläufigen Park umgeben – ein idealer Ort zum Verweilen und Genießen. Zwischen blühenden Gärten und alten Bäumen ziehen wir Bilanz: Eine abwechslungsreiche Reise geht zu Ende. Kultur, Natur und viele schöne Eindrücke bleiben in Erinnerung. Und natürlich danken wir Lilija herzlich – für ihre kompetente, informative und stets gut gelaunte Reiseleitung. Darauf stoßen wir mit einem Gläschen Rigaer Balsam an, zu dem wir uns Erdbeeren und Kekse schmecken lassen.
Beschwingt besteigen wir wieder den Bus, der uns zur Sängerbühne bringt, ein beeindruckendes Freiluftgelände mit Platz für rund 20.000 Sängerinnen und Sänger. Hier findet alle fünf Jahre das große estnische Sängerfest statt, das nächste Mal im Juli. Leider sind wir dann schon wieder zu Hause, aber allein der Gedanke an Tausende singende Menschen berührt. Für die Esten war das gemeinsame Singen traditioneller Lieder einst mehr als nur Kultur – es war friedlicher Widerstand gegen die sowjetische Besatzung. Eindrucksvolle Bilder erinnern an diese „Singende Revolution“, die das ganze Baltikum erfasste.
Weiter geht’s mit dem Bus entlang der Ostsee. Wir sehen die großen Fähren, die Tallinn mit Helsinki verbinden, und erreichen bald den Domberg, den historischen Kern der Stadt. Wir beginnen unsere Führung beim „Langen Hermann“, einem der Türme, denen die Tallinner liebevoll Namen gegeben haben, darunter auch die „Dicke Margarete“ und der Turm „Kiek in de Kök“. Gegenüber dem estnischen Parlament erhebt sich die prächtige Alexander- Newski-Kathedrale. Zwar beeindruckend in ihrer Erscheinung, doch wegen ihrer Geschichte als Symbol der Russifizierung ist sie bei vielen Esten nicht beliebt. Vorbei an der Domschule, die bereits 1319 erwähnt wurde, gelangen wir zu einer Aussichtsplattform. Von hier bietet sich ein herrlicher Blick über die Altstadt, den Hafen und die Ostsee. Auch das Stenbockhaus, heute Sitz der Regierung, ist von hier aus zu bewundern.
Beim Abstieg in die Unterstadt haben wir die Wahl: das „Kurze Bein“, ein steiler Treppengang, oder das „Lange Bein“, eine weniger steile Straße, die früher den Fuhrwerken diente. Beide Wege führen von der Oberstadt, einst dem Adel und reichen Kaufleuten vorbehalten, hinunter in die Unterstadt, das historische Zentrum der Handwerker und Händler. Wir schlendern an beeindruckenden Gildehäusern vorbei und gehen durch den romantischen Katharinengang mit seinen Kunsthandwerkstätten, bevor wir schließlich den Rathausplatz erreichen. Hier lohnt sich ein Blick in die Ratsapotheke, eine der ältesten Apotheken Europas, die noch heute in Betrieb ist.
Vor dem Restaurant Peppersack endet unsere Stadtführung. Hier wollen wir uns am Abend zum gemeinsamen Essen treffen, ein letztes Mal, bevor wir morgen Abschied nehmen und die Heimreise antreten.
Pünktlich treffen wir im Lokal ein und sind sofort beeindruckt vom mittelalterlichen Ambiente. Über eine alte Holztreppe geht es hinauf in den großzügigen Speicherraum, der mit alten Gewürzsäcken dekoriert ist. In der Mitte stehen drei lange Tafeln bereit die Gäste zu empfangen.Wir werden freundlich bedient und genießen das ruhige, angenehme Plaudern. Doch plötzlich wird es laut – eine große Reisegruppe strömt herein und beendet die lauschige Stimmung. Da sind wir doch ganz froh, in kleiner Runde unterwegs zu sein.
Nach dem Abendessen machen wir uns in kleinen Grüppchen auf den Weg zurück zum Hotel. Einige lassen den Abend noch gemütlich bei einem Absacker im stimmungsvollen Rotermannviertel ausklingen.

Mittwoch, 29. Mai 2025 Abschied von Tallinn

Heute lassen wir es ruhig angehen, und bedienen uns am ausgezeichneten Frühstücksbuffet. Schon bald wartet der Transfer zum Flughafen auf die Reisenden nach Berlin. Der Rückflug nach Frankfurt ist erst am Abend. Auch hier läuft die Rückreise wie Schnürchen.
Tallinn hat uns mit Geschichte, Charme und Herzlichkeit empfangen – und bleibt uns sicher noch lange in Erinnerung.


Liebe Eberhardt-Weltenbummler, es war mir eine große Freude, euch auf unserer gemeinsamen Reise durch das wunderschöne Baltikum begleiten zu dürfen. In diesen Tagen haben wir nicht nur drei Länder und drei faszinierende Hauptstädte entdeckt, sondern auch spannende Einblicke in das Leben der Menschen vor Ort gewonnen, traumhafte Landschaften erlebt und viele fröhliche Momente miteinander geteilt.
Bleibt gesund, neugierig und offen für neue Abenteuer – vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja irgendwann wieder bei einer Eberhardt-Travel-Reise. Ich würde mich sehr freuen!
Herzlichst, eure Carmen


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