Reisebericht: Rundreise durch Litauen, Lettland und Estland

18.09. – 28.09.2023, 11 Tage Baltikum–Rundreise mit Flug: Vilnius – Trakai – Kaunas – Klaipeda – Kurische Nehrung – Ostsee – Riga – Gauja–Nationalpark – Tartu – Peipussee – Tallinn – Lahemaa–Nationalpark


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Diese Reise durchs Baltikum ist besonders: schön restaurierte historische Stadtkerne und modernes Leben, einzigartige Natur in den Nationalparks und auf der Kurischen Nehrung und eine Fahrt zum Peipussee zu den Altgläubigen
Ein Reisebericht von
Dr. Inge Bily
Dr. Inge Bily

1. Tag: Montag 18.09.2023 – Mit dem Flieger nach Vilnius [deutsch Wilna]

Aus Leipzig und Berlin kommend, trafen wir pünktlich in Frankfurt ein, um gemeinsam mit den hier schon wartenden Gästen den Flieger nach Vilnius zu nehmen, wo wir nach ca. zwei Stunden Flug mit ein wenig Verspätung landeten. Unsere örtliche Reiseleiterin Lilija und der Busfahrer Viktor erwarteten uns schon. Und mit dem Wetter hatten wir Glück: strahlender Sonnenschein und hochsommerliche Temperaturen empfingen uns. Was will man mehr?! Noch dazu um diese Jahreszeit! Das Gepäck war schnell verstaut, und flott ging es zu unserem Hotel Radisson Blu Lietuva. Schon auf dem Weg dorthin erklärte uns Lilija einige Sehenswürdigkeiten, zeigte uns auch den Weg in die Altstadt, denn wir wollten nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel gleich auf eine erste Erkundungstour gehen. Zunächst spazierten wir zur Kathedrale, dann weiter in Richtung Altstadt. So hatten wir gleich einen ersten Eindruck von Vilnius gewonnen, waren auch schon auf die morgige Besichtigungstour mit Lilija ein wenig vorbereitet. Auf dem Rückweg zum Hotel machten wir noch einen kleinen Abstecher ins benachbarte Einkaufszentrum. Aber nun ging es zum Abendessen ins Restaurant unseres Hotels. Nach dem langen Anreisetag hatten wir auch ordentlich Appetit.


2. Tag: Dienstag 19.09.2023 – Vilnius und die Wasserburg Trakai [deutsch Traken]

Heute stand zunächst die ausführliche Besichtigung der litauischen Hauptstadt Vilnius auf dem Programm, erst mit dem Bus, dann zu Fuß, dann wieder ein Stück mit dem Bus. Lilija hatte für uns Audioguides dabei, eine wirklich nützliche Sache, mit der sich alle gleich anfreunden konnten, denn man kann zuhören und gleichzeitig auch etwas abseits fotografieren. Vilnius liegt am Neris-Fluss. Von 1919–1939 gehörte die Stadt zu Polen. Daher gibt es neben dem litauischen und dem deutschen noch den polnischen Namen Wilno für diese Stadt. Ganz gleich, ob die Kathedrale Sankt Stanislaus mit der St. Kazimir Kapelle oder der Präsidentenpalast, die gotische St. Franziskus Kirche oder die im Barockstil erbaute Kirche der Apostel St. Peter & Paul, die Untere Burg und das imposante Gediminas Denkmal, es gab für uns Fotomotive ohne Ende. Nun sahen wir das Tor der Morgenröte (Ausros Vartai). Es befindet sich direkt an der Stadtmauer von Vilnius. Dort ist auch eine kleine Kapelle mit einer Orgel. Die russisch-orthodoxe Heilig-Geist-Kirche stand ebenfalls auf unserem Programm. Wir sahen noch das jüdische Viertel, den Rathausplatz, das Universitätsviertel, die Philharmonie, auch die gotische Bernhardiner- und die Annenkirche und gleich nebenan das Denkmal für den litauisch-polnischen Schriftsteller Adam Mickiewicz. Durch die Gassen von Vilnius kann man wunderbar schlendern und entdeckt dabei immer wieder neue Sehenswürdigkeiten. Zu einer mittäglichen Verschnaufpause kehrten wir in eins der zahlreichen kleinen Lokale ein, probierten die rote Beete-Suppe und auch Zeppelinis und interessierten uns schon für Kibinai, die es mit unterschiedlichen Füllungen gibt. Für den Nachmittag stand ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm: die imposante und wirklich sehr gut restaurierte Inselburg Trakai, nur ca. 30 km von Vilnius entfernt. Wir gingen über die hölzerne Brücke bis zum Eingang der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Burg, deren wechselvolle Geschichte uns Lilija erklärte. In den Räumen der Burg sind gleich mehrere Museen mit ihren reichen Sammlungen untergebracht, die wir während der Führung und in der anschließenden Freizeit besichtigen konnten. Lilija erzählte uns auch von den in Trakai lebenden Karaiten, von der Bauweise ihrer Häuser, von ihrer Kleidung und Sprache und auch von ihren Speisen, z. B. den Kibinai, die wir noch probieren sollten. Zurück in Vilnius, ging es nach einer kurzen Erfrischungspause im Hotel zum Abendessen ins Restaurant Berneliu Uzeiga in der Altstadt. Wir genossen diese schöne Mahlzeit in angenehmem Ambiente und freuten uns schon auf den nächsten Tag, auf die Städte Kaunas und Klaipeda.


3. Tag: Mittwoch 20.09.2023 – Kaunas und Klaipeda [deutsch Memel]

Nachdem wir uns gestern während des Abendessens von unserer örtlichen Reiseleiterin Lilija herzlich verabschiedet hatten, setzten wir heute das Programm mit ihrer Kollegin Nijole fort. Um 9 Uhr trafen wir uns zur Abfahrt nach Kaunas. Kaunas, die zweitgrößte Stadt Litauens, liegt am Zusammenfluss von Neris und Memel und hat, wie die meisten Orte hier, eine überaus bewegte Geschichte, war zeitweise sogar die Hauptstadt Litauens, nämlich zu der Zeit, als Vilnius polnisch war. Wir besuchten die in Teilen schön restaurierte Burgruine und die St. Georgenkirche und gingen anschließend zum Rathausplatz mit dem Rathaus aus dem 16. Jahrhundert. Das Rathaus wird allerdings gerade saniert und ist vollkommen eingerüstet. Die Kathedrale, geweiht den Aposteln Peter und Paul, besuchten wir natürlich auch. Nijole gab immer wieder Erklärungen, beantwortete geduldig unsere Fragen und machte Vorschläge für die freie Zeit. Kaunas hat nicht nur eine hübsche Altstadt, sondern auch die neu entstandenen Gebäudekomplexe können sich sehen lassen. Die anschließende Freizeit nutzten wir auch für einen Mittagsimbiss. Ein Restaurant, das rote Beete-Suppe auf der Speisekarte hat, war schnell gefunden. Am Nachmittag erreichten wir dann Klaipeda, die Stadt an der Ostseeküste. Hier befindet sich der größte Hafen Litauens und einer der wenigen Häfen der Ostsee, die im Winter eisfrei bleiben. Von hier gibt es auch eine regelmäßige Fährverbindung nach Kiel, die einige von uns schon kennen. Unser National Hotel, eine wirklich gute Adresse, ist ein bequemer Ausgangspunkt für Spaziergänge. Mit Nijole unternahmen wir einen schönen Rundgang durch diese von Preußen, Deutschen und Litauern geprägte Stadt. Die alten Gassen, vor allem aber die fein sanierten Speicher am Hafen gefielen uns. Nijole ging mit uns zum Markt, zum Theater und auch zum Brunnendenkmal, das für den in Klaipeda geborenen Dichter Simon Dach errichtet worden war. In der Mitte des Brunnens steht die Figur des Ännchen von Tharau. Und wir haben natürlich am Brunnen auch gesungen.


4. Tag: Donnerstag 21.09.2023 – Einen ganzen Tag auf der Kurischen Nehrung

Heute stand die Kurische Nehrung auf dem Programm. Das gesamte Gebiet der Nehrung ist ein Nationalpark und unterliegt einem besonderen Schutz mit strengen Regeln, damit dieses Paradies möglichst erhalten bleibt. Mit der Fähre ging es in wenigen Minuten von Kleipeda hinüber nach Sandkrug [litauisch Smiltyne]. Alle waren sehr gespannt. Zunächst gab es im Bus einige Informationen. Unser sehnlichster Wunsch betraf das Wetter. Wer könnte uns das verübeln?! Und es klappte. Wir hatten bestes Wetter! Schon am Morgen strahlte die Sonne. Hinter dem Ortsteil Schwarzort [litauisch Joudkrante] sah man die Folgen des Aufenthalts der sich hier massiv vermehrenden Kormorane und Graureiher: jede Menge abgestorbener Bäume. Bald waren wir in Nidden [litauisch Nida], dem Hauptort der Nehrung. Zuerst fuhren wir auf die Hohe Düne, die zweithöchste Düne Europas. Wir hatten eine gute Sicht auf die Dünenwellen hinüber auf den russischen Teil der Kurischen Nehrung, nach Osten auf das Haff und nach Westen auf die Ostsee. Weiter ging es zum Thomas-Mann-Haus, gebaut in den typischen Niddener Farben. Es liegt etwas außerhalb von Nidden auf dem sogenannten Schwiegermutterberg. Heute ist dort das Thomas-Mann-Kulturzentrum, in dem sich auch ein Museum über Thomas Mann und seine Aufenthalte hier am Haff befindet. Der Schriftsteller ließ das Haus nach einem Besuch auf der Nehrung im Jahre 1929 als Urlaubsquartier für sich und seine Familie bauen. Sie fühlten sich hier sehr wohl, verbrachten 3 Sommer in diesem schönen Haus. Anschließend unternahmen wir noch einen kleinen Spaziergang entlang der Promenade in Richtung Nidden, gingen in eine Bernsteingalerie und lernten bei der Gelegenheit etwas über die Geschichte des Bernsteins und seine Verarbeitung. Es gibt sogar Bersteinschnaps. Dann besuchten wir noch den alten Kurenfriedhof und kamen vorbei am Hermann-Blode-Haus, wo sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts expressionistische Maler wie Lovis Corinth, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Ernst Mollenhauer trafen. Auch die Kurenwimpel bestaunten wir und erfuhren etwas über ihre Rolle und Bedeutung. Sie gaben früher Auskunft über die Geschichte und Größe der Familie eines jeden Fischers. Und am Nachmittag stand schließlich auch noch eine Bootsfahrt auf dem Haff auf unserem Programm. Das Wetter hätte dafür wirklich nicht besser sein können. Uns beschäftigte natürlich auch das Angebot von Erzeugnissen aus Bernstein, Leinen und Wolle an Ständen und in Geschäften. Zwischen diesen zahlreichen Aktivitäten konnten wir während der individuellen Mittagspause die verschiedensten regionalen Spezialitäten probieren: Fisch in unterschiedlichen Variationen, rote Beete-Suppe, Plinsen, Piroggen, Zeppelini …. Für jeden Geschmack war etwas dabei. Am frühen Abend erreichten wir dann wieder die Fähre in Smiltyne und setzten über nach Klaipeda. Das Abendessen wurde uns im Restaurant Friedrycho Pasazas serviert. Wir ließen es uns ordentlich schmecken.


5. Tag: Freitag 22.09.2023 – Berg der Kreuze, Rundale [deutsch Ruhenthal] und dann weiter nach Riga

Heute ging es von Litauen weiter nach Lettland. Aber zunächst stand der Berg der Kreuze in der Nähe des Ortes Šiauliai [deutsch Schaulen] auf unserem Programm. Dies ist ein Wallfahrtsort mit tausenden verschiedener Kreuze, die von Besuchern aus der ganzen Welt aufgestellt wurden. Ein weiterer Höhepunkt der Reise wartete dann auf uns, ein Besuch des Barockschlosses Rundale. Auf Anregung der Zarin Anna Iwanowna wurde im Jahre 1736 hier der Grundstein für den Bau einer Sommerresidenz gelegt. Architekt des prächtigen Barockschlosses war der berühmte italienische Baumeister Rastrelli. Während einer Führung wurde uns die Geschichte des Schlosses erklärt. Dabei gingen wir durch prächtig ausgestattete Räume und kamen aus dem Staunen gar nicht heraus. Nach der Führung war noch Zeit für eine Besichtigung des schön gestalteten Schlossparks. Und nun ging es mit dem Bus weiter in Richtung Riga, unserem Etappenziel für den heutigen Tag. Die lettische Hauptstadt ist mit über 700.000 Einwohnern die größte Stadt des Baltikums. Riga liegt an der Daugava [deutsch Düna], die in die Ostsee mündet. Unterwegs machte uns Nijole schon auf einige Sehenswürdigkeiten aufmerksam, die wir morgen genauer kennen lernen sollten. Ein wohlschmeckendes Abendessen wurde uns in unserem Hotel Radisson Blu Latvija serviert.


6. Tag: Sonnabend 23.09.2023 – Riga

Gestern hatten wir bei der Anreise nach Riga schon wichtige Gebäude aus der Ferne gesehen, so auch den dreibeinigen Fernsehturm. Natürlich fuhren wir bei der Ankunft mit unserem Bus auch über die Brücken der Daugava [deutsch Düna]. Unser Hotel ist übrigens ganz in der Nähe der Freiheitsstatue und in Nachbarschaft zur russisch-orthodoxen Kirche. Für heute war nun die Stadtrundfahrt mit anschließendem ausführlichem Rundgang geplant. Dazu ein mittägliches Orgelkonzert im Dom zu Riga. Ein wirklich schönes Programm. Allerdings sollte sich die Vorhersage von Regen erfüllen. Manchmal irrt sich ja der Wetterbericht, diesmal aber leider nicht. Uns ficht das nicht an!!! Mit dem Bus fuhren wir zunächst in das bekannte Jugendstilviertel Rigas. Ganz besonders faszinierten uns die Gebäude, die Michail Eisenstein entworfen hatte. Nijole erklärte uns alles gut und ausführlich, immer wieder auch gewürzt mit Humor. Nun kamen die Sehenswürdigkeiten in der Altstadt an die Reihe. Wir begannen am Denkmal der lettischen Schützen. Weiter ging es zum Rathausplatz, zum Schwarzhäupterhaus und der Rolandfigur in der Mitte des Platzes. Wir sahen die St. Petri-Kirche, den Livenplatz, die Große und die Kleine Gilde, auch die Nationaloper. Dann ging es zum Domplatz mit der Börse und natürlich auch zum berühmten Rigaer Dom, wo wir ein schönes Orgelkonzert hören konnten. Danach war noch ausreichend Zeit, um den Dom selbst und den Kreuzgang zu besichtigen. Den Nachmittag hatten alle für individuelle Erkundungstouren von Riga zur Verfügung. Kirchen, Museen, Denkmäler, Aussichtsplattformen, Marktstände, Markthallen, verwinkelte Gassen in der Altstadt luden zur Besichtigung ein, dazu zahllose Restaurants und Cafés zur Stärkung und zum Verweilen. Und auf dem gesamten Domplatz waren gerade viele Stände aufgebaut. Dazu gab es auf einer großen Bühne ein abwechslungsreiches folkloristisches Programm. Wir hatten also die Qual der Wahl. Im Restaurant Melnais Kiploks in der Altstadt wartete dann das Abendessen auf uns.


7. Tag: Sonntag 24.09.2023 – Gauja Nationalpark und Tartu [deutsch Dorpat]

Wir nahmen Abschied von der schönen lettischen Hauptstadt Riga. Unterwegs gab es einen kurzen Halt in Sigulda, das vor allem bei Wintersportfans bekannt ist, denn hier befindet sich die einzige Bobbahn Lettlands, auf der auch Europa- und Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Sigulda gilt als das Tor zum Gauja Nationalpark. Wir genossen einen schönen Blick auf die Gauja. Die malerische Landschaft wird auch livländische Schweiz genannt. Überhaupt war es eine richtig schöne Fahrt mit dem Bus durch dieses herrliche Gebiet, das sich nun schon ein wenig herbstlich präsentierte. Der Morgennebel hatte sich verzogen, stellenweise zeigten sich die ersten Laubfärbungen. Aber die Sonne hatte noch genügend Kraft und setzte sich schließlich durch. Wir besuchten zunächst die Gutmannshöhle, verkosteten an einem Rastplatz in der Nähe der Höhle den bekannten Likör „Rigaer Balzam“ und stießen auf die gelungene Reise an, probierten Moosbeeren mit Puderzucker und andere Süßigkeiten, für die das Baltikum bekannt ist. Unser nächstes Ziel war dann die Burg des Ritterordens in Turaida [deutsch Treyden]. Nijole führt uns durch die wesentlichen Teile des Parks, erklärte die Geschichte der Region und machte auf Gebäude und Skulpturen aufmerksam. Ganz besonders sehenswert ist die Holzkirche und natürlich die schon aus der Ferne sichtbare imposante, wieder aufgebaute Burganlage des Schwertbrüderordens. Überall sind Schautafeln, auch in deutscher Sprache, und dies sowohl im Freien wie auch in den Gebäuden. Hier erklären Angestellte in regionalen Trachten auf Wunsch das jeweilige Exponat. Auch Filme veranschaulichen die historischen Ereignisse um die Burg. Natürlich haben wir die Geschichte der Rose von Turaida besprochen, einer baltischen Version von Romeo und Julia. Am Nachmittag ging es weiter nach Tartu in Südestland. Es war wiederum eine sehr schöne Fahrt: intakte Natur, gepflegte Anlagen, gute Straßen. Und sehr oft konnten wir uns davon überzeugen, dass es voran geht im Land, ganz gleich, ob beim Straßenbau oder der Pflege der liebevoll gestalteten Anlagen, Parks und Gärten. Und auch die Landwirtschaft machte auf uns einen guten Eindruck. Nun hatten wir aber schon Tartu im Blick, die zweitgrößte Stadt Estlands und zugleich die älteste Stadt der 3 baltischen Länder. Unser Hotel Soho befindet sich ganz in der Nähe des Rathauses. Wir wohnen also mitten im Zentrum. Die örtliche Reiseleiterin für unseren Stadtrundgang holte uns pünktlich im Hotel ab. Erst waren wir am Marktplatz unterwegs, sahen das Rathaus, die angrenzenden Straßen, gingen über die Brücke auf die andere Seite der Stadt, dann auf den Domberg. Immer wieder kamen wir auf die bewegte Geschichte der Stadt zu sprechen. Tartu hat eine alte Universität, gegründet vom Schwedenkönig Gustav II. Adolf. Hier haben zahlreiche prominente deutsche Wissenschaftler gelehrt, so u. a. Wilhelm Ostwald, der einzige Nobelpreisträger der Universität Tartu. Der wuchtige Dom des ehemaligen Bistums Dorpat wird als eine wirklich großartige und sehenswerte Ruine erhalten. Im östlichen Teil war früher die Universitätsbibliothek untergebracht. Vom Dom gingen wir hinab zur Universität mit dem Denkmal des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf, weiter dann durch schöne Gassen zur Johanniskirche mit Terrakotta-Köpfen als Schmuck, übrigens eine ganz besondere Attraktion. Und im kommenden Jahr wird Tartu einschließlich seines Umlandes europäische Kulturhauptstadt. Das erklärt auch die überaus rege Bautätigkeit in der Stadt. Nun wurde es aber Zeit fürs Abendessen, das es heute in unserem Hotel Soho gab. Da ließen wir uns nicht lange bitten. Und morgen wartet wieder ein interessantes Programm auf uns. Wir fahren an den Peipussee und besuchen das Museum der Altgläubigen in Kolkja.


8. Tag: Montag 25.09.2023 – Auf dem „Zwiebelweg“ zum Peipussee und dann nach Tallinn [deutsch Reval]

Heute gehen wir auf einen Ausflug an den Peipussee entlang des “Zwiebelweges“. Da sind wir wirklich schon sehr gespannt. Mit dem Bus fahren wir von Tartu aus durch eine wundervolle Landschaft. Obwohl sich die Sonne zeigt, erkennt man am Frühnebel und den schon kühlen Morgen- und Abendstunden, dass der Herbst vor der Tür steht. Eine beginnende Blätterfärbung ist auch nicht zu übersehen. Zunächst besuchten wir das Museum der Altgläubigen in Kolkja und erfuhren dort eine Menge über den Alltag und das religiöse Leben der Menschen hier. Natürlich hatten wir auch Fragen, die wir dann bei Tee, Piroggen und Kuchen besprechen konnten. Ausgestellt waren im Museum neben Möbeln, Bekleidung und Gegenständen des alltäglichen Lebens auch eine ganze Reihe von Publikationen, darunter auch solche zur Sprache und zum Alltag der hier lebenden Altgläubigen. Traditionspflege und Heimatverbundenheit sind bei den Menschen hier feste Größen. Weiter ging unsere Fahrt nach Kallaste am Westufer des Peipussees. Und wir wollten natürlich auch direkt ans Ufer des Sees. Nijole und Viktor fanden eine gute Stelle, die auch mit dem Bus erreichbar war. Wir waren mehr als zufrieden, machten Fotos, verweilten ein wenig, genossen einfach den schönen Aufenthalt hier. Der See ist fast 8 Mal so groß wie der Bodensee und bildet seit Jahrhunderten die Grenze zweier Religionen. Aus unseren Geschichtsbüchern wissen wir von der Schlacht auf dem zugefrorenen Peipussee im Jahre 1242. Bekanntlich besiegte hier das russische Heer unter dem Fürsten Alexander Newskij den Deutschen Orden und beendete so die weitere Expansion des Deutschen Ordens nach Osten. Und ein nächster Punkt stand auf unserem heutigen Programm: Ein Besuch des Schlosses von Alatskivi. Während einer sehr guten Führung lernten wir die einzelnen Räume des Schlosses kennen und erfuhren eine Menge über seine Besitzer, bekamen einen guten Einblick in die Geschichte der Region und in den Alltag der Menschen in vergangenen Zeiten. Immer wieder ging es auch um die Rolle, die Verdienste und das Schicksal der Deutschbalten. Weiter fuhren wir durch einzigartige nordestnische Landschaft bis nach Tallinn, unserem heutigen Tagesziel, wo wir im schönen Hotel Hestia Europa Quartier bezogen und uns das Abendessen schmecken ließen. Morgen werden wir die estnische Hauptstadt näher kennen lernen und sind schon sehr gespannt darauf.


9. Tag: Dienstag 26.09.2023 – Tallinn [deutsch Reval]

Heute sollten wir nun Tallinn, die Hauptstadt Estlands, auf einer Rundfahrt mit anschließendem Rundgang näher kennenlernen. Wir starteten an unserem Hotel Hestia Europa. Auch in Tallinn weiß Nijole bestens Bescheid. So fuhren wir zunächst durch das Viertel Katriorg, bekannt vor allem durch seine Holzbauweise. Hier befinden sich außerdem Park und Schloss Katharinental [lettisch: Katriorg], das Zar Peter I. für seine Frau Katharina I. errichten ließ. Auf einem Spaziergang konnten wir schöne Fotos vom Schloss und dem gepflegten Park machen. Dann besuchten wir den Sängerfestplatz mit seiner großen Bühne, der Muschel, wo das seit 1869 traditionelle Sängerfestival Estlands stattfindet und 1989 die „singende Revolution“ mit 300.000 Beteiligten eingeleitet wurde. Mit dem Bus ging es nun wieder hinein in die Stadt, mit Blick auf die Ostsee und vorbei an der schönen Promenade und am olympischen Segelsportzentrum hinauf in die Oberstadt, von wo aus unser Rundgang startete. Wir sahen das Parlament und die russisch-orthodoxe Alexander-Newskij-Kathedrale. Weiter ging es zum Dom und zur Aussichtsplattform, von der aus man die Unterstadt und die Ostsee gut sehen konnte. Wir fragten, Nijole erklärte geduldig. Natürlich haben wir auch den Turm Kiek in de Kök gesehen. Kurzes Bein und Langes Bein heißen die Gassen auf dem Weg hinunter in die Altstadt, wo wir am Rathaus unseren Rundgang beendeten. Unterwegs lernten wir eine Menge über die wechselvolle Geschichte der Stadt. Anregungen für die Freizeit am Nachmittag hatten wir von Nijole ausreichend bekommen: so u. a. Bernt Notkes Altäre in Nikolai- und Heiliggeistkirche, ein Rundgang auf der Stadtmauer, diverse Museen, jede Menge Geschäfte mit Souvenirs und geschmackvollen Textilien oder Erzeugnissen aus Holz. Und neuerdings kann man in der Nikolaikirche mit einem Aufzug im Turm ganz ohne Anstrengung nach oben fahren und die herrliche Aussicht über die Stadt genießen. Durch Tallinn kann man endlos schlendern, immer entdeckt man Neues. Dies taten wir dann auch ausgiebig.


10. Tag: Mittwoch 27.09.2023 – Freizeit in Tallinn oder Lahemaa Nationalpark

Diesen Tag verbrachte der größte Teil der Gruppe auf einem abwechslungsreichen Ausflug. Ziel war der Lahemaa Nationalpark. Die estnische Reiseleiterin Monika begleitete uns. Von ihr erfuhren wir viel über die Flora und Fauna dieser Region. Zunächst stand eine Wanderung durch das Hochmoor Viru Rabu auf dem Programm. Im Lahemaa Nationalpark kann man auch Beispiele der estnischen Gutshäuser-Architektur kennen lernen. So war für den Nachmittag eine Besichtigung von Gutshof und Herrenhaus Palmse vorgesehen. Monika führte uns durch die schön gestalteten Räume. Zuvor gab es aber noch mehrere Stopps an der Ostsee, so auch im Fischerdorf Altaja [deutsch Johannisschauke]. Zufrieden mit dieser gelungenen Mischung aus Natur und Kultur und schon mit ein wenig Abschiedsschmerz kehrten wir in unser Hotel in Tallinn zurück. Jedenfalls hatten wir wieder allerhand gesehen und gelernt. Das Abendessen war für uns heute im bekannten Restaurant Peppersack in der Altstadt reserviert. Darauf freuten wir uns schon.


11. Tag: Donnerstag 28.09.2023 – Heimfahrt und auf Wiedersehen Baltikum

Ein stärkendes Frühstück, dann ging es am Vormittag mit dem Bus zum Flughafen. Wir verabschiedeten uns von unserer netten und überaus kompetenten Reiseleiterin Nijole und auch von unserem tüchtigen, immer zuverlässigen und freundlichen Busfahrer Viktor, checkten ein, verabschiedeten uns auch schon untereinander, denn bei der Ankunft in Frankfurt würden sich unsere Wege trennen.

Schlusswort

Was bleibt, sind wunderbare Eindrücke einer ganz besonderen Reise, die uns durch alle drei baltischen Staaten führte, in schöne Städte und einzigartige Naturschutzgebiete, wie z. B. auf die Kurische Nehrung, in den Gauja und auch den Lahemaa Nationalpark und nicht zu vergessen den geschichtsträchtigen Peipussee und die Altgläubigen in Kolkja.
Meinen Bericht schließe ich mit einem sehr herzlichen Dank an Sie, meine Damen und Herren, mit allen guten Wünschen für Sie und der Hoffnung auf ein Wiedersehen auf einer zukünftigen Reise.
Sie waren eine interessierte, aufgeschlossene und disziplinierte Gruppe und haben selbst viel zum Gelingen dieser herrlichen Tour durchs Baltikum beigetragen.
Ihnen alles, alles Gute, Gesundheit und Energie für viele schöne Reisen, auf denen wir uns dann hoffentlich erneut begegnen. Ich freue mich darauf!
Ihre Dr. Inge Bily

Kommentare zum Reisebericht

Ihnen, F`Dr Bily, noch einmal herzlichen Dank für die gute und persönliche Reisebegleitung und den schönen Reisebericht.
Beste Grüße M u U Voelzke

Marlies und Ulrich Voelzke
04.10.2023

Leider mussten wir die Reise stornieren, da ich einen Unfall hatte. Wir haben uns Bilder angesehenen und ihren Reisebericht gelesen. Es wäre auch für uns eine erlebnisreiche Reise gewesen. Im kommenden Jahr möchten wir die Reise nachholen. Mit freundlichen Grüßen Ute und Dieter Klank

Ute und Dieter Klank
29.10.2023