Reisebericht: Baltikum mit mehr Bewegung – Kultur und Natur

21.07. – 29.07.2018, 9 Tage Rundreise mit leichten Wanderungen in Litauen, Lettland und Estland: Vilnius – Kurische Nehrung – Samogitia–Nationalpark – Riga – Jurmala – Gauja– und Lahemaa Nationalpark – Tallinn


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9 ereignisreiche Tage, 38 erwanderte und 1720 gefahrene Kilometer gaben uns Gelegenheit, die einzigartige, teils unberührte Natur, aber auch die kulturellen Höhepunkte in den drei Baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen zu erleben.
Ein Reisebericht von
Martina Häselbarth

Samstag, 21.07.2018: Anreise nach Vilnius (Wilna)


Für viele Gäste hatte der Tag sehr früh mit der Anreise zum Flughafen Tegel begonnen. Von dort flog die 13 Teilnehmer starke Gruppe geschlossen mit Air Baltic über Riga nach Vilnius. Ein Koffer hatte die Umsteigeverbindung leider nicht geschafft und so konnten wir uns erst nach Erledigung der notwendigen Formalitäten zu unserem ersten Programmpunkt in Litauen, der Stadtführung in Vilnius, begeben.
Die schön restaurierte Altstadt von Vilnius gehört zum UNESCO-Welterbe und ist geprägt von farbenfrohen Barockbauten, die ihr einzigartiges Flair ausmachen, verwinkelten Gassen, 300 historischen Gebäuden und 26 Kirchen. Litauen ist stark katholisch geprägt und so kann man herrliche Kirchen aller Stilrichtungen bewundern. Aber auch das jüdische Leben hat im „Jerusalem des Ostens" seine Spuren hinterlassen.
Birute, unsere örtliche Reiseleiterin und Busfahrer Jurius hatten uns am Flughafen in Empfang genommen und los ging es an der Neris entlang zum Berg der drei Kreuze, den wir zu Fuß erklommen. Von dort hat man ein herrliches Panorama auf die Stadt. Die drei Kreuze sollen schon im 14. Jh. zur Erinnerung an die 7 von einer aufgebrachten heidnischen Menge getöteten Franziskanermönche aufgestellt worden sein.
Die Peter-und-Paul-Kirche ist ein Juwel barocker Kirchenbaukunst, einzigartig sind die prachtvollen weißen Stuckarbeiten, die im 17. Jh. von italienischen Bildhauern geschaffen wurden. Auf unserem ausgedehnten Stadtrundgang konnten wir auch die gotische Annenkirche, die rosafarbene barocke Kasimirkirche und natürlich die an einen griechischen Tempel erinnernde Kathedrale mit dem freistehenden Glockenturm bewundern. Das Reiterstandbild des Stadtgründers Gediminas gab Birute Gelegenheit, viel Interessantes über die Geschichte der Stadt zu erzählen.
Vorbei an Universität und Präsidentenpalast schlenderten wir zur Russisch-Orthodoxen Heiliggeistkirche mit ihrer ungewöhnlichen grünen Architektur im Innenraum und zum Tor der Morgenröte, dem einzigen erhaltenen Stadttor der mittelalterlichen Wehrmauer. Eine Kapelle beherbergt hier das wichtigste Heiligenbild Litauens, das Bildnis der Schwarzen Madonna.
Inzwischen war bei fast allen die Aufnahmefähigkeit an ihre Grenzen gestoßen und so brachte uns unser Bus ins Hotel Grata, wo auch das Abendessen stattfand.
Ausgeruht und gut gestärkt begaben sich einige Gäste noch auf einen kleinen Abendspaziergang.

Sonntag, 22.07.2018: Wasserburg Trakai (Traken) – Klaipeda (Memel)


Nach einem kleinen Umweg über den Flughafen, wo wir den verloren gegangenen Koffer in Empfang nehmen konnten, starteten wir zu unserem nächsten Etappenziel, dem 27 KM westlich von Vilnius gelegenen Galve-See. Die Region ist als Nationalpark geschützt und gilt als eine der schönsten Landschaften Litauens. Wir wanderten am schattigen Ufer entlang bis nach Trakai. Von unterwegs aus boten sich immer wieder schöne Aussichten auf die berühmte Inselburg. Auf einem Rundgang durch den kleinen Ort Trakai lernten wir die kleine jüdische Glaubensgemeinschaft der Karäer kennen, deren bunte Holzhäuser noch heute das Ortsbild prägen. Auch eine der Spezialitäten der karäischen Küche, die unterschiedlich gefüllten Teigtaschen namens „Kibinai" konnten wir verkosten.
Anschließend brachte uns Birute die wohl fotogenste Burg Litauens, die aus rotem Backstein erbaute Inselburg, auf einer ausführlichen Besichtigung näher. Die von Großfürst Vytautas Ende des 14. Jh. erbaute Feste ist zwar nicht mehr im Original erhalten, die Rekonstruktion aus den 1950er Jahren begeisterte uns dennoch.
Am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Weg in das ca. 300 KM entfernte Klaipeda. Nachdem wir unser Hotel Amberton bezogen hatten, brachen wir zur Stadtführung auf. „Wir müssen ja schließlich noch arbeiten" meinte Birute mit ihrem ganz eigenen Humor.
Aufgrund der ausgeprägten deutschen Vergangenheit der im einstigen Memelland gelegenen Stadt (Anfang des 20. Jh. waren fast 90% der Einwohner Memels Deutsche) war für manche Gäste dieser Besuch einer der Höhepunkte der Reise. Wir schlenderten durch die Altstadt mit ihren malerischen Fachwerkhäusern zum Theaterplatz und der Statue des „Ännchen von Tharau". Die alten Salzspeicher beherbergen heute Kneipen, Galerien und Läden. In der Neustadt beeindruckt die Lindenstraße, gesäumt von den Gründerzeitpalais der reichen Kaufleute und Industriellen aus der Zeit des Historismus und Jugendstils.
In einer der zahlreichen Kneipen im Hafenviertel oder in der Bar auf der Dachterrasse des Hotels, die eine herrliche Fernsicht bis zur Ostsee bietet, konnte man den Abend gemütlich ausklingen lassen.

Montag, 23.07.2018: Tagesausflug Kurische Nehrung


Heute stand ein Tagesausflug auf die Kurische Nehrung auf dem Programm. Der Nationalpark ist UNESCO-Welterbe und beherbergt ein einmaliges Ökosystem aus Birken-, Kiefern- und Fichtenwäldern, 300 Vogel- und zahlreichen Säugetierarten. Einen der 30 dort lebenden Elche bekamen wir leider nicht zu Gesicht.
In Juodkrante (Schwarzort) führte uns ein Spaziergang über einen mit 100 Holzfiguren bestückten Wanderweg auf den Hexenberg. Die Skulpturen erzählen einheimische Märchen und wurden von regionalen Künstlern geschaffen.
Weiter ging es nach Nida (Nidden), einst sehr beliebt bei den expressionistischen Malern der Dresdner „Brücke", die hier eine Malerkolonie gründeten. Auch Thomas Mann besaß hier sein berühmtes Sommerhaus „mit Italienblick", wo er sich mit seiner Familie drei Sommer lang bis zu seiner Emigration aufhielt. Vorbei an den alten Fischerhäusern aus Holz spazierten wir über den historischen Friedhof am Haff entlang zum Ortszentrum. Im Bernsteinmuseum erfuhren wir Interessantes über die Gewinnung und Verarbeitung des fossilen Harzes und sahen eindrucksvolle Schmuckstücke.
Nach dem Mittagessen unternahmen einige Gäste eine Bootsfahrt, um die „Große Düne" von der Wasserseite aus zu bewundern. Die einzigartigen Wanderdünen der Kurischen Nehrung sind bis zu 60 m hoch und fallen steil zum Wasser hin ab. Im Anschluss gab es noch die Gelegenheit, die Dünen zu Fuß von oben zu bestaunen.
Zum Ausklang des Nachmittags legten wir noch einen Badestopp an einem der wohl schönsten Ostseestrände auf unserer Reise ein.
Der Abend stand in Klaipeda zur freien Verfügung und wurde zum Bummeln, Shoppen und für den einen oder anderen Absacker genützt.

Dienstag, 24.07.2018: Klaipeda – Samogitia Nationalpark (auch Žemaitija Nationalpark genannt) – Berg der Kreuze – Riga


Das erste Highlight des heutigen Tages war eine Wanderung durch die leicht hügelige Landschaft des Samogitia Nationalparks mit seinen 26 Seen, Flüssen, Auen und Mooren. Unter der Führung einer fachkundigen Rangerin wanderten wir am Ufer des 12 km² großen Plateliai-Sees mit seinen 7 Inseln entlang und erfuhren viel über die Flora und Fauna dieses bedeutenden Refugiums für Naturfreunde im Nordwesten Litauens.
Weiter ging es zum etwas nördlich der Stadt Šiauliai (Schaulen) gelegenen Berg der Kreuze, einem Zeugnis für die tiefe Religiosität des litauischen Volkes. Hier stand einst ein heidnisches Heiligtum und nach der Christianisierung der Region im 15. Jh. wurde der Ort zur Pilgerstätte. Wallfahrer aus aller Herren Länder hinterlassen hier bis heute Kreuze um Dank zu sagen oder ihren Bitten Nachdruck zu verleihen. Auch mehrfache Zerstörungen durch die Sowjetmacht konnten dem Ort nichts anhaben, so dass sich heute hier geschätzt über 50.000 Kreuze befinden.
Auf den umliegenden Wiesen tummelten sich unzählige Störche, wie fast überall in den Baltischen Ländern. Auch in ihren Nestern kann man sie ganz von der Nähe beobachten.
Nun hieß es auf unserem Weg nach Norden Abschied nehmen von Litauen und wir machten uns auf den Weg in die lettische Hauptstadt Riga, wo wir am frühen Abend das Hestia Hotel Jugend bezogen.
Gleich vom Hotel aus führte uns Birute noch am Abend durch das nordöstlich der Altstadt gelegene Jugendstilviertel, das zum UNESCO-Welterbe gehört. Die mit allerhand nackten Frauen, Fabelwesen, Monstern und Pflanzenornamenten überreich geschmückten Häuser gehören neben Barcelona, Wien und Paris zu den bedeutendsten Zeugnissen des Jugendstils in Europa. Der Architekt Michail Eisenstein entwarf um die Jahrhundertwende 19./20. Jh. rund 50 dieser Häuser, insgesamt gibt es in Riga ca. 800 von diesen ehemaligen Mietshäusern.

Mittwoch, 25.07.2018: Riga – Ausflug und Strandwanderung Jurmala (Rigastrand)


Der heutige Tag war bis zum frühen Nachmittag der Hauptstadt Lettlands und Hansestadt Riga gewidmet. Mit ihren 700.000 Einwohnern ist die Stadt an der Daugava die größte des Baltikums und seit Jahrhunderten ein bedeutendes Handelszentrum. Die Altstadt ist UNESCO-Weltkulturerbe und Riga war 2014 Kulturhauptstadt Europas.
Mit Birute begaben wir uns auf einen ausführlichen Rundgang durch die malerischen Winkel der Altstadt mit ihren schön restaurierten Handelshäusern, alten Kirchen, holprigen Kopfsteinpflastergassen, stilvollen Läden und gemütlichen Lokalen.
Der barocke Turm der Petrikirche gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt, von ihm hat man einen prachtvollen Blick auf das Stadtgebiet. Auf dem Petrikirchplatz steht eine Skulptur der Bremer Stadtmusikanten, ein Geschenk der deutschen Partnerstadt. Vorbei an der spätgotischen Johanniskirche gelangt man zum Johannishof, wo ein Stück restaurierte Stadtmauer mit Schießscharten aus dem 13. Jh. zu sehen ist.
Am Wagner-Konzertsaal erinnert eine Inschrift an die zwei Jahre, die Richard Wagner als Kapellmeister in Riga verbrachte.
Am Rathausplatz beeindruckten uns das im 2. Weltkrieg schwer beschädigte, aber prunkvoll restaurierte Schwarzhäupterhaus mit seiner 28 m hohen Giebelwand und das angrenzende Schwabe-Haus. Der Dom St. Marien ist die größte Kirche des Baltikums, deren Orgel als eine der klangschönsten der Welt gilt.
Ebenfalls zu den Wahrzeichen Rigas gehören die „Drei Brüder", 3 Wohnhäuser aus dem 15., 16., und 17. Jh., von denen das Haus mit dem gotischen Stufengiebel das älteste erhaltene Wohnhaus der Stadt ist.
Der runde Pulverturm ist der einzige im Original erhaltene Stadtturm von den einst 28 in Riga. Fast südländisches Flair strahlt der Livenplatz aus. Flankiert wird er von den Häusern der Großen und Kleinen Gilde, die Kaufmanns- und Handwerkszünften als Versammlungsort dienten. Die Katzenfiguren auf den Ecktürmen des „Katzenhauses" sind eine Anspielung auf die frühere Diskriminierung der Letten. Ein reicher lettischer Kaufmann ließ sie aufstellen, nachdem ihm die Aufnahme in die große Gilde verweigert wurde. Er wollte damit zeigen, dass ihm die arroganten deutschen Kaufleute den Buckel herunterrutschen können.
In der Neustadt erinnert das Freiheitsdenkmal an den Freiheitskampf der Letten. Eindrucksvoll auch das Gebäude der Nationaloper aus dem 19. Jh. und die angrenzende wunderschöne Parkanlage am Rigaer Kanal. In der „Moskauer Vorstadt" besuchten einige Gäste in der anschließenden Freizeit den Zentralmarkt, den einst größten und modernsten Europas.
Am Nachmittag verließen wir die heiße Stadt und fuhren zur nur 10 KM entfernten „Lettischen Riviera", nach Jurmala. 30 KM Strandlinie dienen hier schon seit dem 19. Jh. als Ort der Sommerfrische für die Bürger Rigas. Noch heute ahnt man etwas von dem einst eleganten Flair mit seinen vornehmen Hotels, Sanatorien und Casinos. Reiche Riganer besaßen hier fantasievolle Jugendstil-Sommervillen aus Holz, von denen etliche leider heute in einem sehr schlechten baulichen Zustand sind und dringend der Restaurierung bedürften. Noch heute ist Jurmala ein bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebter, quirliger Ferienort.
Auf die vorgesehene gemeinsame Wanderung am Strand wurde von den Gästen einstimmig verzichtet und so machten sich alle individuell auf den Weg, den zentralen Ort Majori zu erkunden. Manche nahmen ein Bad in der Ostsee, flanierten in der geschäftigen Fußgängerzone oder gönnten sich ein Eis.
Den Abend nutzten einige Gäste noch einmal, um das atemberaubende 360-Grad-Panorama auf Riga von der 26. Etage des Hotels Radisson Blue zu genießen. Hier konnte man es sich bei einem gepflegten Drink bequem machen, oder einfach die Aussicht von der verglasten Toilette auf sich wirken lassen!

Donnerstag, 26.07.2018: Riga – Gauja Nationalpark – Cesis (Wenden)


Weiter ging unsere Reise heute zum ca. 50 km von Riga entfernten Gauja-Nationalpark. Zunächst machten wir einen Zwischenstopp an der Bob- und Rodelbahn von Sigulda (Segewold), die Sportinteressierten von internationalen Wettkämpfen bekannt ist. Vom Startpunkt aus hatten wir eine herrliche Fernsicht und konnten sogar die Lettische Skeletonmannschaft beim Sommertraining beobachten. Interessant auch die Ruine der alten Ordensburg und das benachbarte „Neue Schloss" in dem vielbesuchten Ferienort am Rande des Nationalparks.
Mit seinen 917 km2 ist der Gauja-Nationalpark der größte des Baltikums. Die grandiose Landschaft des Urstromtals der Gauja mit über 30 m hohen Sandsteinfelsen und zahlreichen Höhlen ist ein Eldorado für Naturfreunde. Unsere Wanderung durch die „Livländische Schweiz" führte uns an die Ufer der Gauja mit ihren beeindruckenden Steilufern und einige unserer Wasserratten nützten auch hier die Möglichkeit zu einem erfrischenden Bad. An der Gutmannshöhle, der größten im Baltikum, lauschten wir der Geschichte von der tragischen Liebe eines jungen Mädchens, der „Rose von Turaida", zu zwei Männern.
Das letzte Etappenziel für heute war die alte Hansestadt Cesis. Nachdem wir unser Hotel Kolonna bezogen hatten, brachen wir noch vor dem Abendessen zu einem Stadtrundgang auf. Von unseren Zimmern aus hatten wir einen wunderschönen Blick auf den gepflegten Stadtpark mit seinen schwarzen Schwänen.
Wir bestaunten die besterhaltene Ordensburg Lettlands mit ihren imposanten Burgmauern aus dem 13. Jh., und, direkt angrenzend, das Neue Schloss aus dem 18./19. Jh. Die Altstadt blieb vom Krieg verschont und so beeindruckt die Johanniskirche als die größte gotische Kirche außerhalb Rigas.
Zum Abendessen erwartete uns heute etwas ganz Besonderes: auf dem Bauernhof Zipare hieß uns die Bauersfamilie mit einem typisch lettischen Abendessen willkommen. Vom Hausherrn erfuhren wir, wie er nach der Wende auf der Suche nach neuen Einnahmequellen mit der Produktion von Holzschindeln begonnen hat. Seine Frau züchtet Bienen und bewirtschaftet den wunderschönen alten Hof. An liebevoll gedeckten Tischen servierte sie uns allerlei Salate aus eigenem Anbau, eine schmackhafte Suppe und ein Eintopfgericht. Zum Nachtisch gab es die typische Brotsuppe. Auch Honig verschiedener Reifegrade durften wir verkosten. Tochter Marta und ihre kleine Schwester gaben ein kleines Konzert auf der Kokle, der lettischen Knieharfe. Die ganze Familie war sehr gastfreundlich und beantwortete bereitwillig unsere Fragen, Marta sogar in exzellentem Englisch.

Freitag, 27.07.2018: Cesis – Pärnu (Pernau) – Tallinn (Reval)


Auf unserem Weg durch die drei Baltischen Staaten hieß es heute Abschied nehmen von Lettland. In Estland war unser erstes Zwischenziel das Kurstädtchen Pärnu, die „Sommerhauptstadt Estlands". Einst eine der vier Hansestädte Estlands, wurde sie später Universitätsstadt und im 19. Jh. Seebadeort. Mit Birute schlenderten wir durch die Fußgängerzone der Altstadt mit ihren zweistöckigen Holz- und Steinhäusern und bestaunten die russisch-orthodoxe Katharinenkirche. Im Kurviertel kann man noch zahlreiche Villen im Jugend- und Bauhausstil bewundern. Auch ein kurzer Aufenthalt am herrlichen weißen Sandstrand durfte natürlich nicht fehlen.
Bei der Ankunft in Tallinn bezogen wir unser günstig am Rande der Altstadt gelegenes Hotel L'Ermitage und machten uns bald zu Fuß wieder auf den Weg, um die Estnische Hauptstadt zu entdecken.
Tallinn beherbergt heute 400 000 Einwohner, rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Landes. Der perfekt restaurierte historische Stadtkern aus dem Mittelalter mit der Burg, den gotischen Kirchen und Häusern, malerischen Gässchen und verwinkelten Treppen ist umgeben von der Stadtmauer mit ihren zahlreichen Wehrtürmen. Die einst wohlhabende Hansestadt ist UNESCO-Welterbe und war 2011 Kulturhauptstadt Europas. Lange wurde sie von Deutschen regiert, so dass Deutsch noch bis zum Ende des 19. Jh. Amtssprache war.
Auf dem Domberg genossen wir das spektakuläre Panorama von den Aussichtsterrassen über die Unterstadt bis zum Hafen. Vorbei ging es am Dom St. Marien, der ältesten Kirche Estlands und am Burgturm „Langer Hermann", einem der Wahrzeichen Tallinns. Das ehemalige Schloss ist heute Sitz des Parlaments. Der Schlossplatz wird dominiert von der protzigen, Ende des 19. Jh. unter Zar Nikolaus II erbauten russisch-orthodoxen Alexander-Newski-Kathedrale. Weiter ging es in die Unterstadt, dem ehemaligen Viertel der Kaufleute und Handwerker. Mit ihren prachtvollen gotischen Handelshäusern ist sie das besterhaltene mittelalterliche Stadtensemble in Nordeuropa. In den gemütlichen Restaurants, Kneipen und Cafés herrscht bis spät in die Nacht reges Treiben. Zentrum ist der Rathausplatz mit seinen zahlreichen gotischen Gebäuden und der Alten Ratsapotheke aus dem 15. Jh., einer der ältesten Europas. Die im 2. Weltkrieg zerstörte, aber wiederaufgebaute Nikolaikirche beherbergt einen der wichtigsten Kunstschätze Tallinns, den Totentanz des Lübecker Bildhauers Bernt Notke.
Nach dem Abendessen im Hotel nützten die meisten Gäste den herrlichen Sommerabend für einen weiteren Spaziergang durch die Altstadt und konnten sich dabei an der ein oder anderen Darbietung von Teilnehmern des internationalen Chorfestivals erfreuen. Auch die spektakuläre Mondfinsternis konnten wir von den zahlreichen Terrassen des Domberges aus sehr gut beobachten.

Samstag, 28.07.2018: Lahemaa Nationalpark


Am heutigen Tag war Eduard, ein estnischer Reiseleiter, unser Begleiter. Mit ihm wanderten wir durch den Lahemaa NP, der vor fast 50 Jahren der erste NP der Sowjetunion war und heute der größte in Estland ist. Dieses Naherholungsgebiet der Tallinner besticht durch einsame Wälder, Sümpfe, unzählige Seen und malerische Küstengebiete. Holzstege führten uns durch Moore, Kiefernwälder und zu idyllischen Seen.
Bei einem Spaziergang erkundeten wir auch den kleinen Ort Altja, der sich die typische Struktur eines nordestnischen Fischerdorfes erhalten hat. Inmitten der mit Reet- oder Holzschindeln gedeckten Fischerhütten, Küstenbauernhöfe und der nach alten Fotos und aus dem Gedächtnis der Dorfbewohner wiederhergestellten Netzscheunen fühlt man sich in vergangene Jahrhunderte zurückversetzt. Am idyllischen Strand bestaunten wir die für diese Küste charakteristischen Findlinge aus Granit. In der rustikalen Dorfschenke wurde uns ein einfaches, aber schmackhaftes Mittagsmahl serviert.
Nach der Mittagspause ging es zum Gutsschloss Palmse, einem der architektonischen Höhenpunkte des Nationalparks. Hier erfuhren wir unter fachkundiger Führung viel Interessantes über dieses lebendige Zeugnis deutsch-baltischer Geschichte. Seit dem 17. Jh. in Besitz der deutschbaltischen Familie von der Pahlen, wurde es zu einem kleinen barocken Juwel ausgebaut, bevor es nach der Enteignung am Ende des 2. Weltkriegs zunächst verwahrloste. Inzwischen wurde es prachtvoll restauriert und neben dem Herrenhaus mit seiner authentischen Einrichtung können heute die Orangerie, die Schnapsbrennerei und die Stallungen besichtigt werden. Der herrlich gepflegte Park lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein.
Auch am ehemaligen Herrenhaus von Sagadi, heute Hotel und Museum, legten wir einen kurzen Stopp ein.
Am Rückweg nach Tallinn setzten wir Eduard an seinem Sommerhaus ab und bekamen so einen Eindruck von den schönen strandnahen Villenvierteln, wo betuchte Tallinner der städtischen Hitze entfliehen.

Sonntag, 29.07.2018: Kadriorg (Katharinental) und Rückreise nach Deutschland


Da unser Heimflug nach Deutschland erst am Nachmittag ging, hatten wir am Vormittag noch Gelegenheit, den gutbürgerlichen Stadtteil Katharinental zu erkunden. Wir schlenderten vorbei an den schön renovierten Villen aus dem 19. u. 20. Jh., sahen den Amtssitz der estnischen Staatspräsidentin und bestaunten den modernen Neubau des Estnischen Kunstmuseums KUMU, das eine umfangreiche Sammlung estnischer Kunst beherbergt. Das „Peterhäuschen", ein ehemaliges Wohnhaus des Zaren, ist heute ein Museum.
Die wichtigste Sehenswürdigkeit hier ist das Schloss Kadriorg, das Zar Peter I. im Barockstil als seine Sommerresidenz errichten ließ. Hier genossen wir eine fachkundige Führung durch die umfangreiche Gemäldesammlung. Durch den herrlichen Schlosspark wanderten wir zurück zum Bus.
Am frühen Nachmittag hieß es dann nach 9 sehr ereignisreichen Tagen endgültig Abschied nehmen vom wunderschönen Baltikum. Unsere Reise war sehr anregend zusammengestellt und hatte uns vielfältige Eindrücke von Natur und Kultur in den 3 Ländern am nordöstlichen Rand der Europäischen Union vermittelt.
Nachdem wir uns von Fahrer Jurius und Reiseleiterin Birute am Flughafen verabschiedet hatten, verlief der Rückflug mit Air Baltic problemlos und die Fahrer der Transferfahrzeuge konnten die Gäste pünktlich in Empfang nehmen und sicher nach Hause bringen.

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