Reisebericht: Rundreise Sterne des Baltikums mit St. Petersburg

01.06. – 14.06.2017, 15 Tage Große Rundeise mit Bus von Polen bis Finnland: Warschau – Masuren – Vilnius – Riga – Tallinn – St. Petersburg – Helsinki (Anreise per Flug, Zug, Pkw oder individuelle Verlängerungen möglich)


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Sieben Länder in zwei Wochen, damit verbunden verschiedenste Kulturen und das alles ohne in hektischen Turbotourismus zu verfallen. Ganz im Gegenteil war immer wieder Zeit für ein entspanntes Miteinander und individuelle Erkundungen.
Ein Reisebericht von
Andreas Höhn

Donnerstag, den ersten Juni 2017 – Anfahrt durch den polnischen Teil von Pommern und Westpreussen bis Danzig

Weil so viele Gäste an dieser Fahrt teilnahmen, fuhren gleich zwei Busse, einer von Chemnitz über Leipzig und einer von Dresden direkt nach Berlin. Wir waren die Route Chemnitz/ Leipzig. Nach zügiger Fahrt erreichten wir pünktlich in Frankfurt/Oderdie Grenze zu Polen. Weiter ging es per neuer Autobahn nach Posen, Gnesen und Thorn. Um die die Fahrtzeit zu überbrücken, erzählte der Reiseleiter schon vorab allerhand Unterhaltsames aus der reichen Geschichte des polnischen Königreichs, sowie über die Städte, durch die wir fuhren. Natürlich kamen auch interessante Informationen über Danzigs und Pommerns reicher Historie und das Wirken des Deutschen Ordens. Weil wir bereits gegen 17 Uhr im Danziger Hotel auf der Speicherinsel einchecken konnten, bot der Reiseleiter noch vor dem Abendessen einen Stadtspaziergang an. Wir schlenderten dann durchs Grüne Tor zum Langen Markt, sahen die schönsten Stadttore, den frisch sanierten Artushof, das rechtstädtische Rathaus mit der riesigen gotischen Marienkirche im Hintergrund und durch das Königstor hindurch zur Markthalle mit der Nikolaikirche, weiter zur Katharinenkirche bei der Großen Mühle und dann zur Johanniskirche. Der Weg endete an dem mit Kneipen gepflasterten Weg die Mottlau entlang zum alten Hafenkran. Fußläufig und rechtschaffen hungrig erreichten wir das Hotel.

Freitag, den zweiten Juni 2017 – Nach Ostpreussen – Königsberg und Nidden

Nach dem so leckeren wie reichhaltigen Frühstück brachen wir auf zur russischen Grenze nach Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, und bald schien herrlich die Sonne und brachte uns frühsommerliches Wetter. Wir konnten im Rahmen einer Stadtrundfahrt mit der sehr kenntnisreich und humorvoll erzählenden örtlichen Führerin Larissa die wichtigsten Stadtviertel, die neu aufgebaute Fischerinsel, sowie den Dom und das ehemalige Villenviertel besichtigen. Anschließend begleitete sie uns auf dem russischen Teil der kurischen Nehrung.
Auf der litauischen Seite wartete schon unsere baltische Führerin Dana und mit ihr fuhren wir sofort zum Hotel, wo es das Abendessen gab. Das Hotel, das Ende des 19. Jahrhunderts von dem bekannten Mäzen Hermann Blode, dem Begründer der Künstlerkolonie in Nidden, erbaut wurde, hat ein ganz besonderes Flair. Nach dem leckeren Abendessen unternahmen viele noch einen Verdauungsspaziergang durch das abendliche Nidden und ließen den herrlichen Tag bei einem Getränk mit Blick auf das Haff ausklingen.

Sonnabend, den dritten Juni 2017 – Nidden, Nehrung, Memelland


Nach dem reichhaltigen Frühstück fuhren wir zur hohen Düne bei Nidden auf der litauischen Seite der kurischen Nehrung und hatten wunderbare Ausblicke auf die Wanderdünen, deren höchste nunmehr 54 Meter hoch ist. Anschließend spazierten wir durch Nidden und vorbei an bunten Fischerkaten ging es zum Friedhof mit der evangelischen Dorfkirche von 1888. Anschließend kamen wir zum Sommerhaus, das Thomas Mann sich vom Nobelpreisgeld 1929 über dem berühmten „Italienblick" hat bauen lassen. Es folgte eine Busfahrt über den litauischen Teil der kurischen Nehrung, die zahlreiche Ausblicke in die Natur dieses besonderen Stückchens Baltikum ermöglichte. Mit der Autofähre ging es in den Hafen von Klaipeda, früher die Ordensritterburg Memel. Die Stadt hat unter Kriegen und Sowjetzeit gelitten, doch sind immer mehr bedeutende historische Gebäude zu sehen. Dazu zählt das eher schlichte Herrenhaus, in dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. mit seiner Luise 1807/08 residierte, wodurch die Stadt zur preußischen Hauptstadt avancierte. Da allerhand Cafés und Restaurants geöffnet waren, wirkten in der samstäglichen Mittagszeit die Straßen sehr lebendig. Ein ehemaliges Segelschulschiff ist heute ein fest vertäutes Restaurant und Wahrzeichen von Klaipeda.
Weil am folgenden Sonntag Feiertag war, haben wir noch auf der Fahrt nach Vilnius die Wasserburg Trakai besichtigt. Sie ist das Wahrzeichen des unabhängigen Litauen und ein Höhepunkt der Reise. Die nur über einen Steg erreichbare Burg wurde der Legende nach schon von Fürst Gediminas als Holzfestung errichtet, die mehrfach abbrannte. Ende des 14. Jahrhunderts errichtete Vytautas der Große die steinerne Burg mit diversen Anleihen beim Deutschen Orden in Stil und Fortifikation, so dass man sich in einer kleinen Ausgabe der Marienburg wähnt. Von hier regierten die Großfürsten ein Land, das von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer reichte. Der durch leidvolle Erfahrungen misstrauisch gewordene Vytautas rekrutierte sich von der Krim, denn so weit ging sein Herrschaftsbereich, etwa 400 Familien der Karäer, ein Turkvolk, das im 7. Jahrhundert eine jüdische Sekte gebildet hatte, die sich zwar an der Thora, nicht aber an den Folgeschriften orientierte. Ganz nach dem Vorbild Kaiser Friedrich II. von Hohenstauffen, dessen Leibgarde aus sizilianischen Bergmuselmanen bestand, stellten diese Karäer die Leibwache für Vytautas. Auf dem festländischen Ortsteil sieht man noch ihre giebelständigen Holzhäuser mit den drei Fenstern: eins für Vater im Himmel, eins für den auf Erden und eines für Vytautas. Auch die Kerene, wie ihre Synagoge genannt wird, steht noch.
Dann bewältigten wir bei mäßigem Samstagsverkehr die restlichen 30 Kilometer bis Vilnius, wo die meisten Gäste noch mit dem Reiseleiter nach dem Abendessen die nahe gelegene Altstadt erkundeten.

Pfingstsonntag, den vierten Juni 2017– Vilnius und Trakai

Heute war Pfingsten und Vatertag in Litauen. Deshalb wimmelte die ganze Stadt von Familien mit Blumen in den Händen. Außerdem waren wegen des Vilniusmarathons die wichtigsten Straßen gesperrt und deshalb haben wir die Stadtführung ganz entspannt zu Fuß durchgeführt. Unser Spaziergang führte zu den wichtigsten Kirchen und Sehenswürdigkeiten. Genannt seien der Komplex der im 16. Jahrhundert als Jesuitenkolleg gegründeten ältesten Universität Litauens, sowie die Kathedrale am wieder aufgebauten Schloss der litauischen Großfürtsten, von dem aus das Geschlecht der Jagiellonen als Köige der litauisch- polnischen Union eines der größten Länder Europas beherrschten. Es ging zum gotischen Ensemble des Bernhardinerklosters und zur Theresienkirche. Während der anschließenden Freizeit erkundete jeder bei herrlichem Sommerwetter nach seiner Neigung die Stadt.
Abends traf sich die Gruppe um 18.45 Uhr, um zum Abendessen zu gehen, das nur wenige Gehminuten im Restaurant „Berneliu Uzeiga", zu deutsch Burschenschänke, gleich am Gediminas-Prospekt gereicht wurde. Die von engagierten Gastronomen wie eine Dorfschänke eingerichtete Braugaststätte verbreitete uriges Flair. Zu Trinken gab es Kwas, der Vorspeise mit Wurst und Käse folgte eine Suppe aus Roter Beete mit Gemüse, Pilzen und Sahne. Anschließend kamen die unvermeidlichen Zeppelinas, fleischgefüllte Taschen aus Kartoffelteig. Es folgten Berge mit Kartoffelspeisen. Das alles ließ sich eigentlich nur mit hochprozentiger Verdauungshilfe halbwegs bewältigen. Gut gesättigt klang ein netter Abend aus.

Montag, den fünften Juni 2017 – Kreuzesberg und Klein Versailles

Nach dem Frühstück hielten wir an der Peripherie der Stadt bei der Peter- und- Paul- Kirche, die mit über 2000 Stuckfiguren im Inneren der Barocktempel von Vilnius schlechthin ist. Da es in Litauen keinen Pfingstmontag gibt, war die Besichtigung relativ unproblematisch, obschon sich auch an diesem normalen Wochentag mehrere Reisebusse auf dem Parkplatz trafen. Der Reiseleiter gratulierte zusammen mit einem Bärchen von Eberhardt-Travel einem Reisegast zum 77. Geburtstag. Dieser ließ sich nicht nehmen, eine kleine Busrunde auf seine Schnapszahl zu geben. Von Vilnius fuhren wir mit weitem Blick auf tief liegende Wolken nach Šiauliai, wo Dana mitten in der Stadt in einem urigen Kellerlokal ein kleines Mittagsmenu organisiert hatte. Man konnte kalte oder heiße Suppe und ein spezielles Schaschlik oder Quarklasagne essen. Gut gestärkt fuhren wir zum sogenannten Berg der Kreuze, der 12 km nördlich von der Stadt liegt. Die Bezeichnung Berg der Kreuze ist zwar im deutschen Sprachgebrauch üblich, aber aufgrund seiner geringen Höhe von zehn Metern kommt die Bezeichnung Hügel jedoch näher. Eine schmale Treppe aus Holzbohlen führt über den sattelförmigen Doppelhügel. Pilger pflegen Kreuze auf diesen Hügel zu stellen, häufig verbunden mit einem Wunsch oder Dank. Die Wallfahrt erfolgt individuell und ist an keine Termine gebunden, jedoch wird der Berg der Kreuze besonders zu Hochzeiten, Geburten und an Ostern besucht. Der Hügel gilt als mittelalterlicher Burghügel, der 1348 von Kreuzrittern zerstört worden sein soll. Bereits zu dieser Zeit war der zumindest zum Teil künstlich angelegte Hügel vermutlich eine Gebets- und Opferstätte. Nach der Dritten Polnischen Teilung wurde Litauen Teil des Russischen Reiches. In der Folgezeit rebellierten Polen und Litauer zweimal gegen die Russische Obrigkeit und zwar im Novemberaufstand der Jahre 1830/31 sowie im Januaraufstand 1863/64. Beide Aufstände gegen das zaristische Regime wurden blutig niedergeschlagen. Zu dieser Zeit sollen die Bewohner der Umgebung begonnen haben, auf dem Hügel Kreuze für ihre bei den Aufständen getöteten Angehörigen aufzustellen, von denen sie nicht wussten, wo sie begraben sind.
1900 standen 150 und 1940 etwa 400 Kreuze auf dem Hügel. Nachdem die Sowjetunion im Juni 1940 Litauen okkupiert hatte und 1940/1941 und erneut von 1945 bis 1953 mehr als 100.000 Litauer nach Sibirien deportiert wurden, nahm das Aufstellen der Kreuze ab. Als nach Stalins Tod 1953 die Überlebenden unter den Deportierten nach und nach aus Sibirien zurückkehrten, stellten sie sogleich Kreuze zur Erinnerung an die im Gulag Verstorbenen auf. Ebenso errichteten viele politisch Gefangene und Gläubige weitere Kreuze. Dadurch wurde zunehmend der litauische Wallfahrtsort zu einem politischen Symbol gegen die kommunistische Herrschaft der Sowjets in Litauen. Der Hügel war daher zunehmend ein Dorn im Auge des kommunistischen Regimes in Litauen, und am 16. Juni 1959 befasste sich erstmals das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Litauens mit dem Hügel. Es wurde beschlossen, den angeblich heiligen Ort zu zerstören. Eine erste Vernichtungsaktion fand am 5. April 1961 statt. Hierbei wurden die Kreuze mit Bulldozern niedergewalzt, über zweitausend Kreuze vom Hügel geholt und die Holzkreuze verbrannt. Eiserne Kreuze wurden zum Schrott gegeben, die Stein- und Betonkruzifixe zerschlagen, vergraben oder im nahe liegenden Bach versenkt. Doch bereits in der nächsten Nacht wurden neue Kreuze errichtet. Ab 1973 wurden diese Zerstörungsaktionen des Regimes wiederholt, jedoch blieb der Kreuzzug der Kommunisten gegen den Berg der Kreuze erfolglos, wodurch der Berg zunehmend zum Symbol des nationalen Widerstands wurde. 1990 soll es bereits 40.000 Kreuze auf dem Hügel gegeben haben. Zusätzlich stieg die Zahl der Kreuze als im Januar 1991 im Kampf um die nationale Unabhängigkeit Litauens vierzehn Menschen bei der Erstürmung des Fernsehturms in Vilnius durch sowjetische Spezialtruppen ihr Leben lassen mussten. Anfang der 1990er Jahre wurde von Studenten der Universität Vilnius ein Versuch unternommen, die Zahl der Kreuze, die sich inzwischen auf einer Fläche von einem Hektar neben dem Hügel ausbreiten, zu bestimmen. Bei 50.000 Kreuzen haben sie zu zählen aufgehört. Nicht mit einbezogen wurden damals die kleinen Kreuzanhänger und Rosenkränze, die an größere Kreuze gehängt werden. Diese verstärken die mystische Stimmung des Ortes, wenn sie schon bei leichtem Wind aneinander schlagen und dabei ein leises Geläut bzw. Klappern von sich geben.
Am 7. September 1993 besuchte Papst Johannes Paul II. diesen Ort und zelebrierte in dem eigens zu diesem Zwecke errichteten Altarpavillon unter freiem Himmel vor etwa 100.000 Gläubigen eine Messe. Während dieses Festaktes betraute Johannes Paul II. den Franziskaner-Orden mit der Betreuung des Wallfahrtsortes und dem Bau eines Klosters. Die Grundsteinlegung für diesen Klosterbau erfolgte Ende der 1990er Jahre. Das nach Plänen des italienischen Architekten Nunzio Rimmaudo errichtete Gebäude umfasst zwei Stockwerke und ist in der Form eines litauischen Kreuzes um einen Kreuzgang herum gebaut. Es dient als Noviziatshaus für angehende Mönche sowie als Ort des Gebetes und der Kontemplation. Das Kloster wurde im Juli 2000 nach zweijähriger Bauzeit eingeweiht. Die Baukosten beliefen sich auf rund 1,1 Millionen Euro. Im Erdgeschoss befindet sich eine kleine Kapelle. Hinter dem Altarraum geben große Glasfenster den Blick auf den Berg der Kreuze frei. Des Weiteren bietet das Erdgeschoss Platz für eine Bibliothek, Büros, die Küche, das Refektorium sowie vier Gästezimmer. Im Obergeschoss befinden sich insgesamt 16 Zellen von Ordensbrüdern, darunter 14 für Novizen. 1994 stiftete der Vatikan zudem ein großes Kreuz mit Christusfigur, das beim Beginn der kleinen Treppe aufgestellt wurde, die über den Berg der Kreuze führt. Seit der Wiedergewinnung der Unabhängigkeit Litauens 1991 und insbesondere nach dem Papstbesuch gilt der Kreuzberg international als heiliger Ort für Katholiken, was man an den Kreuzen mit Inschriften aus aller Welt erkennen kann.
Nach einem weiteren Wegstück besichtigten wir Rundale, den wohl bedeutendsten adligen Landsitz in den drei baltischen Republiken. Graf Biron, Geliebter und Günstling zweier Zarinnen, hatte ihn für seine Gattin Dorothea von Kurland gebaut, die als schönste und geistreichste Frau ihrer Zeit galt. Jeder Raum ein Unikat, bildet das Schloss ein selten erhaltenes spätbarockes Ensemble. Unter der Regierung von Zarin Elisabeth war Biron in Ungnade gefallen und musste in Festungshaft. Der Besitz ging an Prinz Carl, den Sohn des polnischen Königs aus dem Haus Wettin, August III., also an einen Enkel des starken August. Der verlor wieder alles unter Katharina der Großen, die ihrem Geliebten Suchanow das Anwesen überschrieb. Letztendlich ging wieder alles an die Bironschen Erben zurück, die dann alles verloren, als Lettland eine Sowjetrepublik wurde. Noch heute führt ein in München lebender Familienzweig den Titel eines Herzogs von Kurland.
Am Abend trafen wir im Rigaer Hotel Bellevue Park ein, wo alle ihre Zimmer bezogen und zum Abendessen gingen, das als Buffet gereicht wurde.Dienstag, den sechsten Juni 2017 - Hansestadt und Jugendstil- RigaNach dem Frühstück begann um neun Uhr die Stadtführung durch Riga. Im Hotel holte uns die einheimische Universitätsdozentin Irene ab und wir fuhren per Straßenbahn zur Elisabethvorstadt mit ihren rund siebenhundert Häusern im Jugendstil, von denen die markantesten vom Vater des Filmregisseurs Eisenstein errichtet wurden. Vorbei am Theaterplatz und der Freiheitsstatue schlenderten wir zum Platz der lettischen Schützen, sahen hier das historistische Rathaus und das 1999 wieder aufgebaute Schwarzhäupterhaus und um 12 Uhr ging ein Teil der Gruppe zum Orgelkonzert in den Dom auf der Walckerorgel, die einst die größte der Welt war. Dann schlenderten viele noch weiter durch die Altstadt oder durch Pardaugava, der Flußseite, auf der auch unser Hotel steht. Die Gruppe traf sich wieder im Hotel zum Abendessen.

Mittwoch, den siebenten Juni 2017 – Bergfest in Tallin

Um acht startete der Bus nach reichhaltigem Frühstück durch Riga in Richtung Estland. In Riga fuhren wir in Ergänzung des Spaziergangs vom Vortag durch ein nördlich gelegenes Gründerzeitviertel und konnten neben einem weiteren Haus von Michael Eisenstein weitere architektonische Kleinode sehen. Weiter außerhalb kamen markante Industriebauten dazu, wie das Werk, in dem die berühmte Spionagekamera Minox gebaut wurde, sowie Bauten von Peter Behrens, dem Architekten der Berliner AEG-Bauten.
Wie bei der Einreise nach Lettland gab es keinerlei Grenzformalitäten zu erledigen, aber das Terminal mit guter Infrastruktur bot Gelegenheit zur Pause. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt durch den traditionsreichen Badeort Pärnu, bei der wir viele traditionelle Holzhäuser, die im Barockstil gehaltene evangelische Elisabethkirche und die orthodoxe Katharinenkirche sahen, legten wir am Strand die Mittagspause ein. Gegen 15.30 Uhr waren wir in Tallin und fuhren gleich ins Hotel, um einzuchecken und uns frisch machen. Bei schönstem Wetter genossen wir dann die Stadtführung, beginnend in der Oberstadt mit diversen Villen, der russisch- orthodoxen Alexander- Newski- Kirche und dem alten Dom mit dem Grab des Weltumseglers Krusenstern und unzähligen Wappentafeln alter baltischer Adelsfamilien, deren Wirken auch in unsere Region ausstrahlte, genannt seien nur die Wrangel und Manteuffel. Die Unterstadt erstreckt sich zwischen Nikolai- und Olaikirche, letztere war mit ihrem 31 Meter hohem, Mitte des 15.Jahrhunderts fertig gestellten Langhaus die höchste Kirche des Baltikums, der Turm soll mit über 140 Metern Höhe sogar Weltspitze gewesen sein.
Die anschließende Freizeit nutzte jeder nach seinen Neigungen. In der Heiliggeistkirche gab es den Altar vom Totentanzmaler Bernt Notke nebst vielen mittelalterlichen Epitaphen zu sehen, doch lockten auch die zahlreichen auf Mittelalter getrimmten Freisitze und gemütliche Cafés zum Verweilen. Ab 17 Uhr trafen sich alle zum Abendessen im Kuldse Notsu Korts. Hier gab es Suppe, Schweinebraten mit Sauerkraut und Kuchen zum Dessert. Bei einheimischem Bier und guten Gesprächen klang ein herrlicher Tag, auch der des Bergfestes der Reise, angenehm aus.

Donnerstag, den achten Juni 2017 – Von Estland nach Russland

Nach dem Frühstück traten wir wegen des anspruchsvollen Tagesprogramms mit Einreise nach Russland zeitig die Weiterreise an. Schweren Herzens verabschiedeten wir die so engagierte wie kompetente Reiseleiterin Dana, die allen ans Herz gewachsen war. . Der Reiseleiter gratulierte zusammen mit einem Bärchen von Eberhardt-Travel einem Reisegast zum 68. Geburtstag. Dieser ließ sich nicht nehmen, eine kleine Busrunde zu geben. Den russischen Reiseführer Timofej, abgekürzt Tim, nahmen wir gleich nach der Grenze auf und fuhren nach Petersburg zum Hotel, wo wir gegen 17 Uhr einchecken und eine kleine Stunde später zum Abendessen gehen konnten. Auf Timos Anraten hin kauften sich einige Gäste Jetons für die Metro und fuhren zwei Stationen entlang am Newskiprospekt zum noblen Kaufhaus Gostinny Dwor, wo auch die Kasaner Kirche, das Singerhaus und nicht weit das Winterpalais zu finden sind Manche gingen auch auf den nahe gelegenen Künstlerfriedhof des Newskiklosters, auf dem zum Beispiel die Komponisten Tschaikowski, Mussorgski, Glinka und Strawinski, der Dichter Dostojewski, sowie nebenan auf dem noch älteren Gottesacker der Naturwissenschaftler Lomonossow begraben sind.

Freitag, den neunten Juni 2017– Bootsfahrt, Puschkin und Blockhaus

Nach dem Frühstück traf sich die Gruppe um neun Uhr am Bus zur Stadtbesichtigung. Wir fuhren wir auf die Insel mit der Peter- und Paul- Festung und besichtigten die gleichnamige Kathedrale mit den Gräbern der wichtigsten einst in Petersburg residierenden Zaren aus der Romanow- Dynastie, einschließlich der Familie Nikolaus II., die von den Bolschewiki ermordet und deren Leichen erst in den Neunzigern umgebettet wurden. Den langen Newskiprospekt entlang, vorbei an der Kasaner Kathedrale, pausierten wir hinter der Rostrabrücke unweit der Börse, um dann die russisch- orthodoxe Hauptkirche, die Isaakkathedrale zu besichtigen, die sich wie die Kasaner Kathedrale architektonisch an den Petersdom in Rom anlehnt. Auf den Vorschlag unseres engagierten Stadtführers Timo hin entschieden sich alle Gäste für eine kleine Bootsfahrt, die leider ein wenig feucht geriet. Durch einen freundlichen Zuschuß von Eberhardt-Travel hielten sich die Selbstkosten auch in Grenzen. Die Tour zeigte uns zunächst viele Villen und Paläste am Gribojedewkanal, der Moika und der Fontanka, bevor wir herrliche Ansichten auf der Newa genießen konnten. Wir hatten die denkbar besten Blicke auf den Marmorpalast des Fürsten Orlow, sowie diverse andere Paläste und Kirchen.
Am Nachmittag fuhren wir nach Zarskoe Selo, heute Puschkin, um den Katharinenpalast mit dem legendenumwobenen Bernsteinzimmer anzusehen. Das grandiose Ensemble belohnte die Fahrt überreichlich. Bei der Führung durch schier endlose Gänge verloren sich die Massen auch wieder, nur im Bernsteinzimmer ballte sich das Publikum, allerdings war zügiger Durchlauf organisiert. Danach fuhren wir nach Pawlowsk zum nahe gelegenen Restaurant „Pod Vorie", gebaut als altrussischer Bauernhof mit Blockhäusern aus gewaltigen Holzstämmen. Hier erwartete uns ein echt russisches Mahl. Ein guter Wodka und Wein aus dem Kubangebiet schaffte Platz im Magen und beförderte die allgemeine Kommunikation, die von einem folkloristischen Programm aufgelockert wurde. Traditionell gekleidete Sänger und Instrumentalisten sangen volkstümliche Lieder. Heiter gestimmt brachte uns der Bus anschließend zum Hotel.

Sonnabend, den zehnten Juni 2017– Eremitage und Wasserspiele

Das Besichtigungsprogramm begann mit einem Ausstieg am barocken Smolnykloster, einer Lehranstalt für adlige Hofdamen und erste Machtzentrale Lenins, sowie dem Besuch der Anlegestelle des berühmten Panzerkreuzers Aurora. Nachdem er im vorigen Jahr auf einer Werft überholt worden war, erstrahlt er wieder in frisch militärischem Metallglanz.
Anschließend begann mit dem Besuch der Eremitage der kunsthistorischen Höhepunkt der Reise, denn schließlich ist sie eine der drei größten Kunstsammlungen überhaupt, auch qualitativ. Die anschließende Mittagspause im Bus diente auch dem Verdauen der Unzahl von Eindrücken. Anschließend wartete mit Peterhof die nach dem Vorbild von Versailles als Sommerschloss erbaute Palastanlage. Sie begeistert vor allem durch die imposanten Wasserspiele mit zahlreichen vergoldeten Figuren, die die größte geschlossene Brunnenanlage der Welt bildet. Das Funkeln der Fontänen und der vergoldeten mythologischen Figuren im schönsten Sonnenlicht, dazu im Hintergrund die Ostsee- einen schöneren Abschluss der Tage in Petersburg kann man sich kaum vorstellen.Sonntag, den elften Juni 2017 - Von Russland nach Finnland
Um halbneun fuhren wir entlang des Finnischen Meerbusens Richtung Helsinki. An der russischen Grenze erwartete uns ein korrekt und zügig arbeitender Beamtenapparat. Leider ging wider Erwarten die finnische Grenzprozedur nicht so zügig vonstatten. Zwei Busse mit Chinesen, diverse Finnen und unser Partnerbus benötigten eineinhalb Stunden zur Abfertigung. Wir haben aber das Mittag gereicht bekommen und es wurde ein Film über Estland gezeigt. Da zig Chinesen im Gras lagen und Löwenzahn fotografierten, war auch für genügend Gaudi gesorgt. Erst gegen 17 Uhr erreichten wir in Helsinki das zentral gelegene Hotel Sokos Presidentii beim Denkmal des Staatsgründers Mannerheim, wo wir sofort einchecken konnten. Weil strahlender Sonnenschein den Nieselregen vertrieben hatte, gingen viele Gäste noch kurz in die nahe gelegene City.
Nach dem Abendessen konnten viele Gäste beider Gruppen bei schönster Abendsonne auf einem Spaziergang mit dem Reiseleiter die Innenstadt erkunden. Erst um halbzehn trudelten wir wieder im Hotel ein.

Montag, den zwölften Juni 2017 – Helsinki und Fähre

Pünktlich um halbneun begann die Stadtrundfahrt mit der örtlichen Führerin, deren Name auf deutsch Maiglöckchen bedeuten würde. Der Reiseleiter gratulierte zusammen mit einem Bärchen von Eberhardt-Travel einem Reisegast zum 68. Geburtstag. Dieser ließ sich nicht nehmen, eine kleine Busrunde zu geben. Weil auch die um elf abreisenden Flugreisenden an der Stadtführung teilnehmen können sollten, ging es so zeitig los. Die charmante und kompetente Dame zeigte uns die wichtigsten Kirchen der Stadt, sprich den lutherischen Dom, sowie die archaisch- moderne, ebenfalls evangelische Felsenkirche. Wir fuhren am Sibeliusdenkmal und am Olympiastadion vorbei und sahen auch die am Meer gelegenen Teppichwaschplätze. Die Tour endete beim nahe gelegenen Busparkplatz im alten Hafen. Von hier war es nicht weit zum Rathaus mit sauberen und kostenlosen öffentlichen Toiletten, sowie zum Markt und zur Markthalle, wo es diverse Möglichkeiten zur lokaltypischen Verköstigung, vor allem mit frischem Fisch und Meeresfrüchten gibt, die allgemein genutzt wurden.
Um 13.45 Uhr fuhren wir zum Fährhafen. Das Einchecken ging recht zügig und auf der Fähre konnte man vom Parkdeck zu den Wohndecks ebenerdig gelangen. Alle trafen sich dann um 18.30 Uhr Uhr alle zum Abendessen, das als üppiges Buffet gereicht wurde, zu dem es sogar Bier und Wein zur kostenlosen Selbstbedienung gab. Anschließend saßen noch viele Gäste bei angeregten Gesprächen zusammen.

13./14. Juni– Heimfahrt mit Fähre und Bus

Bei leicht bewegter See schliefen laut Aussage alle bestens und ausgedehnte Essenseinnahmen, Deckspaziergänge und Lesepausen ließen die Zeit an Bord wie im Flug vergehen, zumal meist herrliches Sonnenwetter mit schönen Wolkenformationen war.
Planmäßig gegen 21.30 Uhr kamen wir in Travemünde an, wo wir zügig von der Fähre fuhren. Im Lübecker Hotel erwartete man uns bereits.
Ausgeschlafen und gestärkt durch ein gutes Frühstück fuhren wir am mit dem Bus auf einen Parkplatz nahe an der Altstadt und dem Lübecker Holstentor und begannen dort einen kleinen Stadtspaziergang zur Marienkirche, dem Rathaus und dem berühmten Marzipangeschäft Niederegger. Lübeck hat auch wegen des herrlichen Wetters allen sehr gut gefallen und mancher nahm sich vor, die Stadt bei einem weiteren Besuch näher zu erkunden.
Die Heimfahrt lief problemlos, während der Reiseleiter von nächsten Projekten bei Eberhardt- Travel berichtete.

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