Reisebericht: UNESCO–Welterbestätten in Deutschland

02.04. – 07.04.2013, 6 Tage Eisenach – Koblenz – Mittleres Rheintal – Lorch – Speyer


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Eine Deutschland-Reise zu den interessantesten UNESCO-Welterbestätten wie Weimar und Wartburg, Limburg und Limes, Schloß Augustusburg und Würzburger Residenz, den Klöstern Lorsch und Maulbronn, dem Kölner Dom und dem Kaiserdom zu Speyer sowie der Welt-Natur- Erbestätte Grube Messel und der Kulturlandschaft Oberes Rheintal.
Der Gedanke, UNESCO-Welterbestätten in Deutschland auf einer Reise zusammenzustellen und  in Zusammenhang zu bringen, ließ diese Strecke durch Süd- und Mitteldeutschland entstehen, die mehr als ein Dutzend der insgesamt 37 Welterbestätten in Deutschland miteinander verbindet. Interessant ist dabei, dass es sich durchaus um so unterschiedliche Sehenswürdigkeiten handelt wie einen Tagebau, historische Stadtkerne, ein Flusstal, Kirchen und Klöster und architekturhistorische Bauwerke von unschätzbarem Wert - aber auch um  ein historisches „Dokument" wie Erdwerke und Kastelle des altrömischen Limes - ales gewürzt mit der Vorstellung historischer Darstellungen im Welt-Dokumentenerbe wie beispielsweise dem Nibelungenlied.
Eine reizvolle Reise ist so entstanden, die in nur sechs Tagen die Schönheiten der deutschen Heimat aufzeigt.  Folgen Sie mir - auch wenn ich sonst über Indien oder Norwegen oder Schottland schreibe - diesmal möchte ich mit Ihnen Deutschland erkunden!
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

1.Tag: Dienstag, 2. April 2013

Die Fahrt zu den UNESCO-Welterbestätten in Deutschland begann um 08.00 Uhr, an der Eberhardt-Startstelle am Flughafen Dresden. Aber während unsere Reisen sonst zumeist mit einem langen Anfahrtstag beginnen, lag das erste Ziel heute nahezu „vor der Haustür" - bereits gegen 11.00 Uhr hatten wir die Klassikerstadt Weimar erreicht und trafen uns wie verabredet mit dem dortigen Stadtführer. Nur wenige Städte in Deutschland können auf slch reichhaltige Geschichte zurückblicken wie diese - mit etwa 65.000 Einwohnern gar nicht einmal so große thüringische Stadt: Am bekanntesten ist sicher ihr kulturelles Erbe der dominierenden Weimarer Klassik um Wieland, Goethe, Herder und Schiller - immerhin der Grund dafür, dieser „Klassikstadt" den Status des UNESCO-Welt-Kulturerbes zu verleihen. Nicht zu vergessen gab es aber daneben die Architekturschule des Bauhauses die Gründung der ersten Republik auf deutschem Boden, der Weimarer Republik im Jahre 1919
Viel früher noch war Weimar bedeutend: seit 1572 Hauptstadt von Sachsen-Weimar bzw. nach 1741 Residenz von Sachsen-Weimar-Eisenach, dem ersten deutschen Staat, der sich schon 1816 eine Verfassung gab. Später glänzte der Ort noch von 1920 bis 1948 als Hauptstadt des Landes Thüringen und war immerhin 1999 die Kulturhauptstadt Europas.
Unsere Stadtführung erläuterte dies, begann aber unerwarteterweise nicht mit einem Einblick in die hohe Klassik, sondern mit einem Besuch des Umfeldes der barocken Jakobskirche, in deren Sakristei einst Johann Wolfgang von Goethe seine Christiane Vulpius heiratete, die einzige Frau, die ihm je angetraut wurde. Auch ihr Grabmal, auf dem Goethe mit schlichtem Spruch ihren Verlust betrauert, ist hier neben denen anderer berühmter Leute zu sehen. Natürlich gelangten wir auch noch in die „klassische" Innenstadt, sahen das Weimarer Nationaltheater mit dem berühmten Goethe- und Schiller-Denkmal, das 1857 der Dresdner Bilhauer Ernst Rietschel schuf und wir sahen Stadtschloß und Park Belvedere und das Wittumspalais, in dem Fürstin Anna Amalie ihre letzten Jahre verbrachte. Der Rundgang führte an der berühmten Herzogin-Anna-Amalie-Bibliothek vorbei, wir warfen einen - wenn auch entfernten - Blick auf Goethes Gartenhaus, entdeckten Schillers Wohnhaus und endeten schließlich an Goethes Wohnhaus am Frauenplan. Nach etwas Zeit zum individuellen Umgang mit der klassischen Stätte bestiegen wir wieder den Bus  und waren bereits auf dem Weg zur nächsten Welterbestätte!
Überragt wird die alte Stadt Eisenach seit Jahrhunderten durch eine der schönsten, markantesten und auch historisch bedeutendsten deutschen Burgen. 1067 soll „Ludwig der Springer" die Wartburg gegründet haben. Rasch durch die Thüringer Landgrafen zu großer Wichtigkeit als politischer Mittelpunkt gelangt, war die Burg im späten Mittelalter nicht nur ein bedeutender Hof, in dem Minnesang und Kultur eine Rolle spielten, sondern durch besondere Einrichtungen wie etwa Aborterkern auch einer der damals modernsten Herrschersitze in Europa. Nach pünktlicher Ankunft auf dem Wartburg-Parkplatz schlossen wir uns - per Shuttlebus bei kaltem, windigen Wetter den steilen Burgberg heraufgefahren - einer Führung durch die Palas-Gebäude der Burg an. Das sogenannte Landgrafenschloß ist der Palast bzw. das Hauptgebäude der Burg und stammt ursprünglich aus dem 12. Jh. - infolge seiner umfassenden Restaurierung im 19. Jh. ist es das einzige Fürstenschloß, das komplett aus dieser Periode erhalten blieb. Prunkräume wie Rittersaal und Elisabethkemenate konnten wir besichtigen, die Wartburg-Festhalle und auch die Lutherstube, denn nach seinem Auftreten auf dem Reichstag zu Worms hatte sich Martin Luther auf der Wartburg versteckt und hier die Übersetzung seiner Bibel - des „Neuen Testaments" aus dem Altgriechischen - begonnen. Der von Moritz Schwind ausgemalte Sängersaal hingegen, Schauplatz des sogenannten „Sängerkrieges", der aber leider ins Reich der Legenden zu verweisen ist, wird gerade restauriert und blieb uns verschlossen. Danach konnten wir bei etwas Freizeit noch eigene Entdeckungen in der interessanten Burganlage machen, bevor es zum Check in ins nahegelegene Hotel ging, das aufgrund seiner Lage auch noch einen abendlichen Altstadtspaziergang nach Eisenach zuließ.

2.Tag, Mittwoch. 3.April 2013:

Nicht allzuspät ging es heute los, bevor wir nach etwa zwei Fahrstunden mit dem Bus Europas ausgedehntestes UNESCO-Weltkulturerbe erreichten. Der obergermanisch-rätische Limes wurde von den Römern errichtet. Hat seit 2005 den welterbe-Status und ist mit 550 km gleichzeitig das längste Bodendenkmal weltweit. Die Römer errichteten zu unterschiedlichen Zeiten an ihren Außengrenzen limites - vor allem zur Kontrolle und Kanalisierung des Verkehrs und zur Sicherung schneller Nachrichtenübermittlung ihrer Truppen. Vor allem nach dem germanischen Sieg über die Römer im Teutoburger Wald wurde die Sicherung der Außengrenze in Germanien nötig und so wurde mit großem Aufwand der Limes an den Provinzen Rätien und Obergermanien errichtet. Planmäßig wurden in genauen Abständen Wach- und Signaltürme angelegt, in größeren Abständen Truppenquartiere und Bereitstellungsräume für Soldaten und Hilfstruppen. Das Kastell Saalburg ist eine der schönsten und gelungensten Rekonstruktionen sowie die vollständigste eines solchen befestigten römischen Heerlagers. Es ist auf Ausgrabungsresten am Originalschauplatz errichtet worden - bereits Kaiser Wilhelm II. hatte 1897 die Rekonstruktion bewilligt. Seither ist ein komplettes Kohortenkastell mit Wehrgebäuden, Umfassungsmauern und Unerkünften wiedererstanden, in dem es auch viele museale Einrichtungen gibt. Nirgendwo kann man sich besser über die Geschichte der Römer in und um Germanien informieren. Nach einem kurzen Rundgang - bei dem wir auch die Besonderheiten des genau bei unserem Besuch veranstalteten Erlebnistages genießen konnten - z.B. ein kleines Zeltlager mit römischen Soldaten in Uniform - hatten alle Gäste Gelegenheit zum individuellen Rundgang über das weitläufige Kastellgelände und seiner Museen.
Gegen Mittag ging es weiter und wir erreichten kurz darauf die alte Stadt Limburg an der Lahn. Eine schöne Fachwerkaltstadt erwartete uns, vor allem aber ein herrlicher Kirchenbau, der den Ort überragt. Der Georgsdom in Limburg vereinigt spätromanische und frühgotische Elemente und entstand im ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jh. Obwohl seine Ausmaße - verglichen mit anderen Domen - eher bescheiden sind, prägt er mit seiner reichgegliederten Westfassade und den immerhin sieben Türmen maßgeblich das Stadtbild. Baugeschichte und Besonderheiten des Gotteshauses wurden uns bei einer sehr engagierten Domführung durch Schwester Elisabeth vom Domstift nahegebracht. Sowohl die Fassadengliederung als auch ihr architektonisch überreich durchgestalteter Innenraum bringen eine gewaltige Wirkung dieser Prachtkirche hervor, die seit Gründung des Bistums Limburg 1827 auch dessen Kathedrale ist - errichtet in der für die Romanik so typischen Bauform, einer Basilika.
Unser Weg zur heutigen Übernachtung führte uns in den Raum südlich von Köln, aber auf dem Weg zum Übernachtungsort Weilerswist konnten wir bei einem kleinen Abstecher als „Extra" im Sinne des Eberhardt-Slogans „Richtig reisen! In die ganze Welt" noch einen Fotostopp in Niederselters einbauen: hier steht das - während der Woche leider geschlossene - historische Brunnenhaus der weltberühmten Seltersquelle.

3.Tag, Donnerstag, 4. April 2013:

Nicht weit von Weilerswist und nur ein paar Kilometer südlich von Köln liegt der Ort Brühl. Hier ließ der Kölner Kurfürst und Erzbischof Clemens August von Bayern seine repräsentative Lieblingsresidenz errichten. Der westfälsche Architekt Conrad Schlaun begann mit den Arbeitebn an der Augustusburg, die Ausgestaltung zuer herausragenden Residenz übernahm zur Mitte des 18. Jh. der Franzose Francois de Cuvilliés. Weltbekannt wurde aber besonders das Prunktreppenhaus des Schlosses, das bis 1996 auch besonderer Empfangsort des Bundespräsidenten Deutschlands war und das auf Balthasar Neumann zurückgeht, jenen genialen Barockbaumeister, dem auch Würzburg seine Residenz verdankt, Veitshöchheim sein Schloß oder Franken die herrliche Basilika Vierzehnheiligen. Bei einer etwa einstündigen Führung durch das Barockschloss haben wir die Feinheiten der Anlage kennengelernt und konnten dann noch auf „eigene Faust" die Besonderheiten des Gebäudes und der Gärten erschließen
Die folgende Fahrt war kurz und brachte uns nach Köln. Wahrzeichen der Stadt ist natürlich der gotische Dom, der nahe dem Rhein und dem Hauptbahnhof im Zentrum der Millonenstadt steht. Auch dieser Bau ist UNESCO-Weltkulturerbe und steckt voller Superlative. Deutschlands größte Kirche ist zugleich eines der weltgrößten Bauwerke der Gotik, die zweithöchste Kirche Europas und dritthöchster Kirchenbau der Welt. Die imposante Westfassade mit mehr als 7.100 m² Fläche ist unübertroffen und mehr als 600 Jahre Bauzeit machen den Dom auch zur am längsten im Bau befindlichen Kirche Europas. Seit 1996 ist er Weltkulturerbe und die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Deutschlands, die auch wir in Ruhe individuell besuchen konnten.
Nach Köln fuhren wir mit Dem Bus zunächst nach Koblenz und von dort ging es rheinabwärts weiter. Auch das Mittelrheintal ist UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe - wgen des Erscheinungsbildes des Rheintals und der Kulturlandschaft mit Burgen, Schlössern, beschaulichen Orten und Weinbergen. Koblenz, mit seinem Wahrzeichen, dem Deutschen Eck am Zusammenfluß von Rhein und Mosel, erreichten wir nachmittags. Hier gab es natürlich eine Fotopause und ab hier gab es bis zum Abend Sonnenschein, auch wenn es immer noch kalt war. Eigentlich könnte man, am Rhein entlang fahrend, alle paar Meter stehenbleiben und Fotos machen. So mußten wir uns, nachdem wir nach dem Deutschen Eck wieder in den Bus gestiegen waren und auf dem rechtsrheinischen Ufer nach Rüdesheim fuhren, entscheiden, denn alles wäre beim besten Willen nicht zu schaffen gewesen. Daher hielten wir unterhalb der Marksburg und der Burg Katz zum Fotostopp und   dann nochmals nahe dem Loreleyfelen, im Ort Lorch und an der Burg Pfalzgrafenstein, die wie ein steinernes Schiff mitten im Rhein liegt. Früher hat man von hier eine Kette zu den Rheinufern gezogen und der Schifffahrt den Weg versperrt, um Wegezoll zu kassieren. Abends waren wir dann im bekannten Weinort Rüdesheim und wohnten in einem Hotel am Rheinufer, genau neben der berühmten Drosselgasse.

4.Tag, Freitag 05. April:

Reiche Fossilienfunde haben unser nächstes Besichtigungsobjekt zu einer UNESCO-Weltnaturerbestätte gemacht, der ältesten in Deutschland übrigens! Nach dem Frühstück fuhren wir über Darmstadt zur Grube Messel, einem stillgelegten Tagebau, in dem bis 1970 Ölschiefer abgebaut wurde. Der entstand im Eozän vor etwa 47 Millionen Jahren. Besondere Umstände - die Enstehung eines sich mit Sedimenten füllenden Vulkantrichters - hatten dazu geführt, dass sich einmal über Jahrhunderttausende hinweg dort Ölschiefer - immerhin in bis zu 150 m mächtigen Schichten - bildete, zum anderen dass sich durch den geringen Wasseraustausch im ehemaligen tropischen See und den damit verbundenen Sauerstoffmangel im Schlamm und den Tiefenschichten des Sees auf den Grund gesunkene tote Tiere und Pflanzen, dort konservierten und versteinerten. Eine Biologin führte uns durch den ehemaligen Tagebau, der knapp dank den Fossilienfunden der Nutzung als Mülldeponie entgangen war und heute die Wissenschaft begeistert. Spektakuläre imposante Fossilien wie Krokodile, aber auch Urpferde hat man hier gefunden und teilweise in der Ausstellung aufbereitet, aber auch Käfer, Pflanzen und Kleintiere oder deren Hinterlassenschaften - zum Teil in kaum glaubhaft guten Erhaltungszustand. Zwar war das Besichtigungswetter nicht besonders, aber die Führung war interessant und der anschließende Besuch der tollen Ausstellung eröffnete ganz neue Welten. Alle Gäste stimmten darin überein, dass die abwechslungsreiche Zusammenstellung der deutschen UNESCO-Welterbestätten eine immer noch interessanter werdende Reise versprach.
Unsere nächste Besichtigung führte auch in die Vergangenheit, auch wenn es diesmal nicht Jahrmillionen waren. Das Kloster Lorsch entstand zur Zeit Karls des Großen und vom ehemaligen Reichskloster ist noch eine Torhalle aus fränkischer Zeit enthalten. Eine kleine Führung zeigte uns das Klostergelände und den - derzeit leider wegen Renovierung eingerüsteten - karolingischen Torbau, den man auch die „Königshalle" nennt. Vielleicht ist es auf den ersten Blick nicht so spektakulär wie andere Klöster, da kaum noch Reste ausserhalb der Torhalle erhalten sind, aber an diesem Bau läßt sich für Experten vieles zur Geschichte und Architektur ablesen. Auch ein Originalblatt einer Handschrift aus der einst reichen Klosterbibliothek konnten wir noch in der Ausstellung des Klosters Lorsch sehen, das in der Sprach- und Literaturgeschichte auch für sein einst reichverziertes „Lorscher Evangeliar", eine karolingische Bilderhandschrift sowie für den in althochdeutscher Sprache abgefaßten „Lorscher Bienensegen" und den mittelhochdeutschen Codex mit der Klostergeschichte bekannt ist.
Nachdem wir Lorsch verlassen hatten, blieb genügend Zeit, um noch als „Richtig reisen!"-Extra einen Aufenthalt in der Nibelungenstadt Worms eingebaut. Schon im mittelhochdeutschen Nibelungenlied als Herrschaftssitz der Burgunderkönige aus der Völkerwanderungszeit erwähnt, hat Worms deutsche Geschichte mitgeschrieben. Höchst interessant ist sein romanischer Kaiserdom, aber auch andere zahlreiche Denkmäler erinnern an historische Ereignisse, wie Nibelungenbrunnen oder das Lutherdenkmal - letzteres an den Auftritt des berühmten Reformators, der sich 1521 in Worms vor den Reichstag gestellt und die reformatorischen Gedanken mit den Worten „Hier stehe ich - ich kann nicht anders!" verteidigt hatte.
Nach dem Aufenthalt in Worms erreichten wir abends die auch historisch bedeutsame Stadt Speyer, wo uns für den nächsten Tag der Kaiserdom erwartete.

5. Tag, Samstag, 6.April 2013:

Der Speyerer Dom war unser erstes Ziel für heute, ein romanischer Kaiserdom, der schon seit 1981 auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste steht. Einst sollte er unter dem deutschen Herrschergeschlecht der Salier die größte Kirche der Christenheit werden - sicher auch als politische Machdemonstration der deutschen Kaiser gegenüber dem Papsttum, denn während der Bauzeit hatte Kaiser Heinrich IV. den für ihn schmachvollen Bußgang nach Canossa zu Papst Gregor VII. antreten müssen. Unsere Domführerin brachte uns in einer guten Stunde Dombau, Geschichte und Architektur näher - wir erlebten den mittelalterlichen Prachtbau mit den vielfältigen, teilweise erst nach Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg und nachfolgendem Wiederaufbau angebrachten Verzierungen und Statuen, die auf die einstige Bedeutung und Größe des Domes anspielten. Die Führung endete in der Krypta mit den Kaiser- und Königsgräbern und danach blieb Zeit, sich weiter im Speyerer Dom oder in der Altstadt umzusehen.
Später holte uns der Bus zur Weiterfahrt ins Kloster Maulbronn ab, das wir pünktlich nach etwa einer Stunde erreichten. Dieses Kloster ist nicht nur gewaltig und eindrucksvoll, es ist auch wesentlich besser erhalten als das am Vortag besuchte Lorsch. Maulbronn, in dem nahezu alle Spielarten von Stil- und Architekturentwicklung zwischen Romanik und spätesater Gotik zu finden sind, gilt als die am besten erhaltene Klosteranlage aus dem Mittelalter nördlich der Alpen. Bei einer Führung wurden uns das Leben und Arbeiten aber auch die durch Ordensregeln bestimmten sehr kargen und schwierigen Lebensumstände der Zisterziensermönche beschrieben und die erhaltene Bausubstanz ermöglicht ziemlich genaue Vorstellungen von den geschilderten Abläufen. Die Speisesäle von Mönchen und Laienbrüdern geben hier ebenso Auskunft wie Treppen, Kreuzgang und andere, besonders anschaulich erhaltene Baulichkeiten. Schon in der Reformation wurde das Kloster aufgelöst und übernahm verschiedene Wirtschafts-, Verwaltungs- und Schulfunktionen. Bis heute beherbergt es ein evangelisches Gymnasium mit Internat und verschiedene Verwaltungsgebäude der Stadt Maulbronn. Nach Besichtigung der vielen Klosterräume konnten wir anschließend vieles noch in den historischen Räumlichkeiten oder in den zum Kloster gehörenden Ausstellungen „nacharbeiten".
Auf der Weiterfahrt nach Würzburg konnten wir noch ein tolles „Extra" einbauen - wir fuhren ein Stück die „Romantische Straße" und das liebliche Taubertal entlang. Auch unser Tagesziel Würzburg lag an der Romantischen Straße, wir aber wollten nach Passieren der hübschen Orte Bad Mergentheim mit dem Deutschordensschloß und der Stadt Weikersheim mit ihrem Barockschloß, dem schönsten Schloß derer von Hohenlohe, den Reisegästen noch den herrlichen Schnitzaltar von Tilmann Riemenschneider in der Herrgottskirche des kleinen Ortes Creglingen zeigen. Einer Sage nach fand Ende des 14.Jh. ein Bauer beim Pflügen im Tal des Hergottstalbachs in der Nähe von Creglingen eine unversehrte Hostie. Dies galt natürlich als ein Wunder und um es zu ehren, wurde genau dort die Herrgottskirche errichtet, von einem Hohenlohe-Braunecker Fürsten gestiftet. Um 1505 schuf Tilman Riemenschneider, Würzburgs begnadetster Künstler, für diese Kirche den berühmten Marienaltar, den man wegen seines Standorts auch „Creglinger Altar" nennt. Bis heute gehört dieses Schnitzwerk zu den wundervollsten Kunstwerken, die je ein Bildhauer schuf - eigentlich hätte auch dieser Altar den Status als Weltkulturerbe verdient. Unsere Gäste waren davon jedenfalls sehr begeistert. Später erreichten wir unser an der Würzburger Innenstadt gelegene Hotel „Strauß", wo man dankenswerterweise für uns schon einen Busparkplatz reserviert hatte.
Nach dem leckeren Abendessen dann gab es eine Stadtführung der besonderen Art: Ab 21.00 Uhr erzählte uns ein fränkischer Nachtwächter mit Laterne Anekdoten und Geschichten aus dem alten Würzburg. So erfuhren wir, wie der „Maulaffenbäck" - eine historische Weinstube - zu seinem Namen kam, wie das mit der unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria tatsächlich zugegangen war - denn das erzählt eine Darstellung am Tympanon der Marienkirche und wir hörten so einiges aus dem Alltag der Nachtwächter und ihren früheren Tätigkeiten. Ganz nebenbei gab unser abendlicher Führer noch eine kleine Lektion der fränkischen Mundart und zeigte uns die romantischsten und lohnendsten Fleckchen der alten Stadt am Main. Begeistert über einen Stadtrundgang, wie man ihn nicht überall erlebt, beendeten wir die Tour und harrten auf den letzten Tag unserer Reise.

6.Tag, Sonntag, 7.April 2013:

Gleich nach Öffnung der Würzburger Residenz, dem letzten UNESCO-Welterbe unserer Reise, waren wir zur Stelle. Balthasar Neumann, der berühmte Barockbaumeister, dem wir schon beim Besuch des Prunktreppenhauses im UNESCO-Welterbe Augustusburg begegnet waren, zeichnete auch für viele gewaltigen Prachtbauten Würzburgs verantwortlich. Seit 1981 bereits auf der Weltkulturerbeliste, gehört die Residenz in Würzburg nicht nur in eine Reihe mit weltbekannten Bauten wie Schloß Versailles bei Paris oder Schloß Schönbrunn in Wien, sie gilt auch als eines der Hauptwerke des süddeutschen Barock. Nach dem gemeinsamen Eintritt und Blick in den Gartensaal setzten wir die Besichtigung individuell fort - aber wer wollte, konnte sich einer der alle 20 min. beginnenden offiziellen Führungen anschließen. Und da das Wetter schöner und sogar sonnig wurde, konnten wir auch noch den Hofgarten der Würzburger Residenz anschauen. Kurz nach 11.00 Uhr verließen wir dann Würzburg, waren aber auf der Autobahn noch etwas schneller als gedacht, so dass wir noch ein letztes „Extra" einbauen konnten: im Verlauf der südthüringischen Landstraße in der Nähe von Meiningen, machten wir noch mehrere Fotostopps an  einigen der wenig bekannten, historisch aber um so interessanteren Kirchenburgen. Bei Belrieth überfuhren wir nicht nur eine der historischen Brücken über die Werra, sondern konnten auch einen Eindruck von der gut erhaltenen Kirchenburg mit dem interessanten, überbauten Eingangstor erhaschen. Ähnlich war es mit der Kirchenburg Einhausen, auch die gut erhalten und gepflegt. Letzter Höhepunkt, bevor wir wieder auf die Autobahn zurückfuhren, war der Besuch der Kirchenburg in Rohr. Dieser Ort hatte ziemliche Bedeutung in der frühen deutschen Geschichte: er beherbergte im 9. Jh. bereits ein Kloster und einen Reichshof, in dem sich wiederholt Könige aufhielten und erlebte 984 unter den Ottonen einen Reichstag. Heute stellt die mit Befestigung versehene alte Michaels-Wehrkirche - ursprünglich als Klosterkirche eines Benediktinerklosters im 9. Jh. erbaut - als umfriedete Dorfkirche mit ihrer kleinen, aber uralten Krypta den einzigen in Teilen aus karolingischer Zeit erhaltenen Monumentalbau im Osten Deutschlands dar. Die FDorfkirche von Rohr ist sehr sehenswert.
Nach unserer Wiederauffahrt auf die Autobahn war die Reise dann aber wirklich bald zu Ende: in Neudietendorf trafen wir am Nachmittag auf den ersten der verabredeten Haustür-Transfers.

Epilog

Es war eine der Reisen, die im Gedächtnis bleiben, mit einer Vielzahl asn Sehenswürdigkeiten, erhofften aber auch unerwarteten Begegnungen. Immerhin steht Deutschland mit seiner Anzahl von 37 in der UNESCO gelisteten Welterbestätten an Nr. 5 in der Internationalen Rangfolge - nach Italien, Spanien, China und Frankreich noch vor Mexiko, Indien, Großbritannien oder Griechenland.
Es scheint eine gute Idee zu sein, dieser Häufung von wichtigen und interessanten Stätten in unserem Land Aufmerksamkeit zu schenken. Immerhin gibt es auch einen UNESCO-Welterbvestätten in Deutschland-Verein, der viele Informationen bereithält. Ich werde bestimmt im nächsten Jahr eine weitere Reise durchführen, die dieses Mal andere der interessanten deutschen UNESCO-Stätten zeigen wird - vielleicht alle die nördlich vbon Dresden... Vierlleicht sind Sie ja wieder mit dabvei - oder Sie lassen sich anregen und folgen den Spuren der Reise, die ich vorstehend schilderte...
Wer weiß - so oder so sehen wir uns!Auf bald - herzlich wünscht Ihnen weiter große Reiselust
Ihr Dr. Michael Krause,
Eberhardt-Studienreiseleiter

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht