Reisebericht: Jahresausklang in der Oberlausitz

30.12. – 03.01.2010, Jahresausklang in der Oberlausitz


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Silvester in der Oberlausitz – das ist eine Reise zum Jahresausklang in angenehmer Atmosphäre, bei welcher Sie gemeinsam mit netten Menschen nicht nur feiern, sondern auch Interessantes sehen und erleben. Die Erwartungen der Reisegäste erfüllten sic
„Ock ni jächen“ wie man in der Oberlausitz sagt - unter diesem Motto habe ich als Reiseleiter die Reisetage in der Oberlausitz geleitet. Das teilweise ungünstige Wetter mit Regen, Glatteis, Nebel und Schneeverwehungen konnte die Stimmung während der zahlreichen Ausflüge zu den Schönheiten der Oberlausitz nicht trüben.
Im Ringhotel „Reichenbacher Hof“ in Reichenbach vor den Toren von Görlitz entsprachen die Zimmer den Vorstellungen der Gäste. Das Essen wurde überwiegend gelobt und besondere Wünsche erfüllte das Hotelpersonal gern.
Hervorzuhebende Erlebnisse während dieser Reise waren der Besuch der Stadt Görlitz und die Besichtigungen der  Schlösser Krobnitz und Rammenau sowie des Klosters St. Marienthal.
Zusätzliche Überaschungen, welche diese Reise auf  besondere Weise abrundeten, bescherten uns außerdem der Besuch der Heilig Kreuz Kirche mit dem „Großem Fastentuch“ in Zittau und ein musikalisch-literarischer Abend mit den drei „Rübezählern“ aus Görlitz.
Ein Reisebericht von
Peter Meyer

1. Tag: Pfefferküchlerei Weißenberg, Herrnhuter Sterne und die Stadt Bautzen

Am Morgen des 30.12.2009 begrüßte ich als Reiseleiter die Gäste der Reisegruppe aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen an unserer Abfahrtsstelle am Flughafen Dresden.
Wir waren uns ja auch nicht fremd. Schon am Vortag lernten wir uns per Telefon kennen. Bei diesen Gesprächen am anderen Ende der Leitung hörte ich hier und da eine gewisse Skepsis: „Wird die Reise etwa abgesagt“? Aber nach wenigen Sätzen war doch Freude zu erkennen, dass sich der Reiseleiter nochmals (erstmals für viele) vor der Reise vorstellt und sich nach dem Befinden erkundigt.
Bei strömenden Regen fuhren wir los. Vom Wetter aber unbeeindruckt fuhren wir nach Weißenberg in der Oberlausitz zu einem einzigartigen Museum - eine ehemalige Pfefferküchlerei. Bei einer Führung erhielten wir Auskunft über die Entstehungsgeschichte des Pfefferkuchens und über die Lebensweise der Menschen in vergangener Zeit.
Unsere Fahrt führte uns weiter über Löbau nach Herrnhut. Nebel verhinderte leider die ungetrübte Sicht auf das Oberlausitzer Bergland und Schneeflocken begannen die Landschaft in ein weißes Kleid zu hüllen. Für unseren Bus-Chauffeur Thomas Nagel keine einfache Straßenlage, aber er brachte uns stets sicher an unser Ziel. Einen Dank nochmals an Thomas!
Die Fahrstrecke war schon im 17. und 18. Jahrhundert eine wichtige Handelsstraße von Sachsen nach Böhmen. Die Stadt Löbau ist Mitglied und Ort des Gründungskonvent des mächtigen „6-Städte-Bundes“ der Oberlausitz. Bei der Fahrt durch das Zentrum erlebten wir die Stadt im Kontrast des rekonstruierten, restaurierten und sehenswerten Stadtkerns und die stark renovierungsbedürftigen Straßenzüge in den Randgebieten. Ein sichtbares Zeichen der wirtschaftlichen Probleme dieser ganzen Region. Doch die Wiederbelebung der traditionellen Zusammenarbeit der Städte Kamenz, Bautzen, Löbau, Görlitz, Zittau und Lauban (heute in Polen gelegen) kann ein Beitrag zur Stärkung der Wirtschaft werden.
An der Wegstrecke sahen wir den Löbauer Berg, den Hausberg der Stadt und ein einmaliges technisches Meisterwerk in Europa - den „Gusseisernen“ Aussichtsturm, der von der Straße aus gut zu erkennen ist.
Unser Ziel Herrnhut hatten wir nach etwa einer Stunde Busfahrt erreicht. Die Fertigung der Sterne in den traditionellen Farben weiß, rot und gelb wurde uns von den Frauen mit großer Fingerfertigkeit gezeigt. Die Sterne sind ausschließlich Handarbeit und wurden zum Synonym für die Stadt Herrnhut.
Ist es der Stern, aus Papier nach einer besonderen geometrischen Form gefertigt, welcher Weihnachten nicht nur in Deutschland vielfach leuchtet?
Die Antwort finden wir in der Geschichte des Ortes, wie ich meinen Gästen berichten konnte.
Es waren Missionare der Glaubensbruderschaft , die den Stern mit hinaus in die Welt nahmen.
Glaubensflüchtlinge aus Böhmen fanden bei Graf Zinzendorf Aufnahme, gründeten diese Stadt  und eine Glaubensgemeinschaft „unter dem Hut des Herrn“, die Brüder-Unität. Gleiche unter Gleichen - dieser Grundgedanke drückt sich auch in der beeindruckenden Friedhofskultur auf dem Hutberg aus, wie wir sehen konnten. Barocke Bauten, nach schwerer Zerstörung in den Nachkriegsjahren wieder aufgebaut, prägen die Ortsmitte.
Unser Tagesprogramm führte uns weiter in das 1000-jährige Bautzen. Die Stadtführung begann am Reichenturm, der schiefste Turm nördlich der Alpen, weiter durch die Reichenstraße mit ihren barocken Häusern, vorbei am  Hauptmarkt mit dem Rathaus zum Dom.
Den Dom St. Petri, dieses das Stadtbild bestimmende bau- und kulturhistorische Denkmal,
konnten wir leider nicht von innen besichtigen. Ein Konzert wurde vorbereitet. Es blieben nur Bilder und die Erklärungen.
Der Spaziergang führte uns durch eine Pforte des Matthiasturmes in die Anlagen der Ortenburg bis zur Alten Wasserkunst. Auf diesem Weg konnte man das Mittelalter regelrecht spüren. Das holprige Pflaster war für einige Gäste doch eine kleine Herausforderung. Mit einem Blick über die Befestigungsmauern auf die „Spree“ konnte man das Panorama dieser mittelalterlichen Stadtanlage gut erkennen.  Am Burgplatz vor dem sorbischen Museum war der beste Platz, über die Geschichte, das Leben und Brauchtum des sorbischen Volkes zu sprechen.
Von der Fischerpforte an ging dann jeder „seines Weges“ - etwa anderthalb Stunden Freizeit ermöglichten auch individuelle Entdeckungen in Bautzen.
Für den ersten Tag schon ein volles, aber erlebnisreiches Programm. Mit guter Laune und in froher Erwartung erreichten wir egen 16 Uhr unser Hotel in Reichenbach. Im „ Reichenbacher Hof“ wurden wir schon vom Hotelpersonal erwartet. Das Einchecken verlief sehr zügig. Schnell habe ich für einen Gast noch ein Zimmer tauschen lassen (Nichtraucher sind verständlicher weise sehr empfindlich). Auch das war problemlos möglich. Im Hotel ist ein Fahrstuhl vorhanden, so dass jeder bequem sein Zimmer erreichen konnte. Ausschlafen!

2. Tag: Görlitz und Silvesterabend im "Reichenbacher Hof"

Am Silvestertag steht Görlitz auf unserem Reiseprogramm, eine der schönsten Städte Deutschlands, auf jeden Fall die östlichste. Von der Schönheit überzeugen wir uns bei einer Stadtführung - am Demianiplatz, an der Kaisertrutz beginnend. Görlitz, die Stadt mit der genauesten Mitteleuropäischen Zeit (15. Längengrad). Nur die Uhr der Dreifaltigkeitskirche geht seit 1527 fünf Minuten vor. Warum? Diese Geschichte erzählte ich am Obermarkt.
Unser Weg führte uns vom Obermarkt entlang der historischen Via Regia (Brüderstraße, Neißgasse) über den Untermarkt bis zur Altstadtbrücke. Höhepunkte waren dabei der Schönhof, das Rathaus, die Ratsapotheke und natürlich der Flüsterbogen. Er funktioniert!
Das Panorama mit der Peterskirche, dem Waidhaus und der Bastei, als eine der bekanntesten Stadtansichten, begeisterte alle. Leider gelang nur wenigen Gästen ein Blick in die St. Peter und Paul-Kirche. Diese war offiziell wegen Vorbereitung auf ein Konzert geschlossen.
Nach ca. 1,5 Stunden gemeinsamer Entdeckungen wurde Görlitz individuell von meinen Reisegästen erkundet. Es lohnte auch ein Blick in die Nebenstraßen, in Hauseingänge der Hallenhäuser oder ein Besuch der vielen urigen Kneipen. Baudenkmale von der Spätgotik bis zur Gründerzeit, ca. 3500 an der Zahl, prägen das Stadtbild. Eine Stadtrundfahrt auf dem Weg zum Hotel rundete den Besuch der Stadt Görlitz ab.
Im Hotel „Reichenbacher Hof“ nahmen die meisten Gäste einen kleinen Mittagssnack ein, einige jüngere Gäste der Gruppe unternahmen noch eine Wanderung durch die kleine Stadt Reichenbach mit der imposanten Wehrkirche und auf einen nahe gelegenen Berg mit Aussichtspunkt.
Der Silvesterabend war eine gelungene Sache. Für unsere Reisegruppe waren vier Tische im Bankettsaal reserviert. Nach dem Gala-Dinner als 6-Gang-Menü konnte man zum Jahresausklang zur Musik einer Kapelle oder andernorts im Hause zu Diskomusik auf der Tanzfläche in Bewegung sein. Um Mitternacht wünschten wir uns alle viel Gesundheit und Glück im neuen Jahr.

3. Tag: Entdeckungen im Zittauer Gebirge und in der Stadt Zittau

Neujahr - erst einmal hieß das für uns ausschlafen! Dann erwartete uns ein ausgiebiger Neujahrs-Brunch. Gut gestärkt fuhren wir gegen zwölf Uhr mittags los in Richtung Zittauer Gebirge. Eine
Erlebnisfahrt mit der Schmalspurbahn von Zittau nach Oybin und eine Rundfahrt mit dem Bus durch das Zittauer Gebirge brachte uns die Schönheit der Landschaft näher. Eine verschneite Gebirgslandschaft ist doch ein tolles Erlebnis! Am Bahnhof in Zittau stand die Kleinbahn schon bereit, für die Reisegruppe war ein eigener Waggon reserviert. Während der Fahrt wurde das Angebot eines wärmenden Glühweines gern angenommen.
In Oybin angekommen, unternahmen die Gäste einen Spaziergang in der herrlichen Winterlandschaft in Oybin oder besuchten eines der Cafes im Ort. Zunehmend aufziehende Nebel gestalteten den Aufenthalt  etwas frostig. Etwas „Tolles“ musste es noch sein.
Meine Überraschung war daher noch eine Stadtrundfahrt in Zittau und danach der Besuch der Heilig Kreuzkirche mit dem „Großem Fastentuch“.
Bei einer halbstündigen Führung wurde uns die Geschichte und das Schicksal des ausgestellten „Großen Fastentuches“ und die besondere Ein-Säulen-Architektur des Kirchenschiffes erläutert. Vor Jahren noch dem Verfall preisgegeben, wurde die Kirche von Bürgern der Stadt errettet und ist heute ein besonderes, einmaliges Museum. WOW - das war ein besonderes Kulturerlebnis am Neujahrstag und ein bleibender Eindruck.
Natürlich konnte ich meine besondere Beziehung zur Stadt Zittau nicht verheimlichen. Schließlich habe ich hier mehrere Jahre gelebt.  Kleine Anekdoten aus diesen  Jahren mussten einfach sein.
Über Großschönau, Oderwitz und Eibau führte unsere Fahrt durch das Gebiet des Räuberhauptmanns Karasek vorbei an den typischen Fachwerkhäusern der Oberlausitz, deren Fenster und Vorgärten noch weihnachtlich geschmückt waren, zurück zum Hotel. Ein gelungener  Tag - so das Urteil der Gäste.

4. Tag: Schloss Krobnitz und das Kloster St. Marienthal

Warum hat die Lausitz so viele Schlösser und Herrenhäuser und kaum Burganlagen? Warum existiert hier noch ein katholisches Kloster in einer doch protestantisch geprägten Gegend?
Die Antworten fanden wir beim Besuch des Schlosses Krobnitz und des Klosters St. Marienthal.
Zunächst ein Ausflug in preußisch-deutsche Geschichte. Es ist schon überraschend, die Schlossanlage Krobnitz nach erfolgreicher Rekonstruktion in den Königshainer Bergen zu entdecken. Die Nutzungskonzeption  des Schlosses als kulturelles Zentrum, vom Konzert bis zum Hochzeitszimmer, macht diese Anlage interessant.
Bei einer Führung mit dem Direktor des Museumsverbundes lernten wir den „Schlossherrn“ Graf von Roon kennen und erfuhren weniger bekannte Details über die napolionische Zeit in der Lausitz. Alle Gäste waren geduldige und interessierte Zuhörer.
Mit unserem Reisebus fuhren wir weiter über Görlitz nach Ostritz. Die Landeskrone, der Hausberg von Görlitz und Wahrzeichen der Region, war immer noch im Nebel versteckt. Vorbei am Berzdorfer See, dem ehemaligen Tagebau an der Neiße, durch Hirschfelde, wo nur die Reste des ehemaligen Kraftwerkes (Maschinenhalle) stehen, gelangten wir zum Kloster St. Marienthal.
Das Kloster liegt im Neißetal und der Parkplatz für den Bus auf der Höhe. Thomas, unser Fahrer hatte schon telefoniert. Die Abfahrt mit dem Bus war wegen Glatteis zu riskant. Also was tun? Die Lösung: Für Gäste mit Gehbeschwerden wurde ein Taxi für den Hin- und Rückweg organisiert.
„Ob solch ein Service auch bei anderen Reiseveranstaltern möglich ist?“ wurde ich gefragt.
„Mit Eberhardt TRAVEL reisen, soll eben was Besonderes sein, in besonderen Situationen dann eben auch ein besonderer Service“ so meine Antwort als Reiseleiter.
Der Besuch des Klosters und die Führung war dann auch etwas Besonderes - beeindruckend die böhmische Barockarchitektur, erstaunlich das Leben der Nonnen im Kloster und interessant die Gestaltung der Anlage als internationales Begegnungszentrum, als Ort der Begegnung zwischen Polen und Deutschen.
Die drei „Rübezähler“ aus Görlitz begeisterten die Gäste mit einem musikalisch-literarischen Abend. Lebensgeschichten und Lebensweisheiten, niveauvoll vorgetragen in niederschlesischer und oberlausitzer Mundart, erhielten herzlichen Beifall.Eine gute Idee war die Vorbestellung einer Gaststube in der Klosterschänke für unsere Reisegruppe. Gemeinsam tranken wir Kaffee oder Glühwein, aßen leckeren Kuchen und führten einen kleinen Plausch mit dem Nachbarn. Zurück im Hotel sollte der Abend nochmals ein Höhepunkt der Reise werden. Nach einem reichhaltigen kalt-warmen Buffet kündigte sich eine weitere Überraschung an. Einen herzlichen Dank an das Hotelmanagement, diese empfehlenswerten Künstler gebucht zu haben.

5. Tag: Barockschloss Rammenau und Heimreise

Die Heimreise stand an - Koffer packen und Rechnungen bezahlen, schnell noch ein Foto vom Hotel. Ein Blick zum Himmel. Viel Schnee auf den Straßen. Wie würde sich die Heimfahrt gestalten? Von Reichenbach in der Oberlausitz ging es auf die B6 nach Görlitz. Bei Sonnenschein war endlich auch ein Blick auf die Landeskrone möglich. Weiter fuhren wir auf der Autobahn A4 durch den Königshainer Tunnel nach  Rammenau.
Dieses herrliche ländliche Barockschloss wurde uns von einer „Kammerzofe“ präsentiert und wir folgten der Einladung ins Schlossrestaurant. Eine tolle Idee, nochmals die Möglichkeit zu haben, in gepflegter Atmosphäre zu Mittag speisen zu können!
Im Winter ein Erlebnis - Schloss Rammenau und seine Parkanlage -  im Sommer wohl noch aufregender, so zumindest vermitteln es die Bilder der Prospekte.
Dann richteten sich alle Gedanken der Gäste auf die letzte Etappe der Reise, die Heimfahrt. In Dresden gab es eine herzliche Verabschiedung und die Weiterreise mit dem bequemen Haustür-Transfer bis vor die Haustür. Alle sind wieder gut zu Hause angekommen.
Herzlichen Dank allen Gästen meiner Reisegruppe für die netten Tage mit Ihnen und bis zum nächsten Mal! Ihr Reiseleiter Peter Meyer

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