Reisebericht: Weihnachten im winterlichen Harz mit Schlosshotel

23.12. – 27.12.2010, 6 Tage Weihnachtsreise Quedlinburg – Schlosshotel in Ballenstedt – Falkenstein – Thale – Hexentanzplatz – Iberger Tropfsteinhöhle – Goslar – Brocken – Wernigerode – Nordhausen – Hasselfelde


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Wir erlebten die Feiertage in einem tief verschneiten Harz, dessen Wetter sich von abenteuerlich bis kaiserlich gab. Malerische Fachwerkstädte und, erholsame Ruhe in Altenbrak und verwunschene Natur machten diese Reise zu etwas ganz einmaligem...
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

Reisebericht

1. Tag.  Anreise über Quedlinburg
Deutschland ist eingeschneit. Wir schreiben den 22. 12. 2010 und wollen Weihnachten im Harz verbringen. Weiße Festtage sind uns sicher. Pünktlich geht es von Dresden aus los.
Ab dem Dreieck Nossen kommt Nebel auf, der sich bis zum Harz nicht mehr lichten wird.
Wir erreichen Leipzig. Die Sicht ist so schlecht, dass man nicht einmal das Völkerschlachtdenkmal sehen kann. Die A14 führt mitten durch das Flughafengelände. Brücken über die Strasse verbinden die Start- und Landebahnen.
Wir erreichen Quedlinburg wo uns ein Stiftshauptmann erwartet, um uns durch die über 1000 jährige Stadt mit ihren mehr als 1300 Fachwerkhäusern aus fast 8 Jahrhunderten zu führen. Nicht nur deshalb steht die Stadt seit 1994 auf der Welterbeliste der Unesco. Der Gästeführer wartet schon auf uns und 13.30 Uhr machen wir uns auf den Weg durch die Welterbestadt mit 1600 Fachwerkhäusern aus 800 Jahren. Über allem trohnt die Stiftskirche St. Cyriacus mit der Grablege Heinrichs I. und seiner Frau Mathilde.




Über den Marktplatz gelangen wir auf den Kornmarkt, durch die Jüdengasse in die Hölle. Durch den schmalen Schuhhof geht es über den Kirchhof der Marktkirche zu einem der ältesten Gebäude der Stadt, dem Ständerbau in der Wordgasse aus der 1. Hälfte des 14. Jh. Die
Wir reisen nun nach Altenbrak zum Hotel. Nach einer dreiviertel Stunde sind wir dort. Das Dorf im engen Bodetal ist langgestreckt. Die Häuser liegen meist am Hang, mit unverbaubarem Ausblick auf die Bode. So auch das Hotel, was einen gepflegten Eindruck macht. Es besteht im Grunde aus 2 Häusern, von denen das Berghotel noch 150 m den Hang hinaufliegt, und in dem sich auch ein großer Sauna- und Wellnessbereich befindet.
Der Aufstieg ist recht steil. Aber es gibt einen Gepäcktransport in die Häuser. Und wem es zu Fuß zu anstrengend ist, den nehmen die Angestellten auch mal im Auto mit. Das Haupthaus ist über 100 Jahre alt, aber schön saniert, und wie das neue Berghaus sehr sauber und weihnachtlich dekoriert. Das trifft auch auf die Zimmer zu, die jedoch in beiden Häusern von sehr unterschiedlicher Größe sein können.




Nun sind knapp 2 Stunden Zeit, die Zimmer zu beziehen und sich zu akklimatisieren.
Die gute Harzer Schneeluft hat alle hungrig gemacht, und so finden wir uns geschlossen gegen 18.30 Uhr zum Abendessen im Restaurant ein. Es gibt ein sättigendes 3 Gänge Menü, wie jeden Abend. Dabei kann der Hauptgang von jedem Gast aus zwei verschiedenen Angeboten gewählt werden.
Auch im Restaurant ist das Personal überaus beflissen und freundlich. Das Haus beherbergt außer uns auch noch andere Gäste und ist mit 85 Betten voll ausgebucht.
Das Abendprogramm wird vom Chef des Hauses und seiner Gesangspartnerin bestritten, die bis 21.30 Uhr ein buntes Spektrum an weihnachtlichen und volkstümlichen Weisen vortragen. Der Chef ist nämlich auch Harzer Jodlermeister und stellt sein Können gerne unter Beweis. Eine riesige Sammlung von Pokalen und Medaillen über der Theke unterstreicht seine Fähigkeiten auf diesem Gebiet.

Mit Begeisterung sind beide bei der Sache und bald schon springt der Funke über und es wird mitgeklatscht.
Auch nach dem Abendprogramm bleiben viele Gäste noch im Restaurant und lassen den langen Tag an sich vorüber ziehen.
Die Ruhe in den Zimmern ist einfach himmlisch. Nicht nur ich schlafe wie ein Stein. Anderen Gästen ist es ob der Stille schon fast unheimlich, denn sie vermissen unbewusst die Hintergrundgeräusche einer Großstadt.

2. Tag: Bodetal, Wernigerode und Heiligabend
Bodetal und Hexentanzplatz
Das Frühstück gibt es in beiden Häusern ab 8 Uhr. Doch schon gegen 7.45 Uhr steht alles bereit. Die Buffets lassen nichts zu wünschen übrig. Ingesamt 24 Sorten Wurst/Käse, dazu verschiedene Marmeladen, Bot- und Brötchensorten, Eier, Säfte etc. Alles auch für Diabetiker vorhanden.
Gegen 9.00 Uhr geht es mit dem Bus durchs malerische Bodetal. Die Strecke über Treseburg ist zugeschneit und deshalb gesperrt. Also reisen wir über Thale zum Hexentanzplatz auf 451 Höhe. Der wunderbare Blick ins tief unter uns gelegene Bodetal und zur gegenüber liegenden Roßtrappe ist uns durch dichten Nebel verwehrt. Der Harz zeigt sich bei diesem Wetter von seiner grimmigen Seite. Bronzeskulpturen erinnern an die Sage, dass sich die Hexen zu Walpurgis, wie an anderen Orten des Harzes mit Luzifer ein Stelldichein geben.
Die Strasse ist mitunter gefährlich glatt, doch unser Fahrer Hans Appelt bringt uns sicher durchs Gebirge.
Wernigerode


Wir fahren weiter nach Wernigerode. Optional ist ein Stadtrundgang mit dem Reiseleiter oder das Erkunden der Stadt auf eigene Faust geplant. Die meisten Gäste schließen sich mir an.
Vom Busparkplatz vor der Altstadt gehen wir die Breite Strasse bis zum Markt. Vorbei an Fachwerkhäusern mit reichem Schnitzwerk. Ich gebe wichtige Dinge zur Stadtgeschichte und zum Fachwerkbau ab, sowie zu einem der schönsten Rathäuser Deutschlands. In Wernigerode treffen niedersächsischer und hessisch-fränkischer Fachwerkstil wie selten sonst aufeinander.
Gerne werden die Gäste auf Dinge aufmerksam gemacht, die man leicht übersieht. So auch auf steinerne Brandmauern zwischen den Fachwerkhäusern. Sie sind oft viel älter als die Häuser zwischen ihnen, weil nur sie selbst die vielen Stadtbrände überdauert haben, deren Ausbreitung sie eigentlich verhindern sollten.
Weiter geht es an der Ratswaage vorbei auf den Severinskirchplatz, der Keimzelle der Stadt. Hier lagen die Stadthöfe des Adels. Hoch über der Stadt sehen wir das märchenhafte Schloss der Grafen zu Stolberg-Wernigerode.
Nach einem Abstecher zum kleinsten Haus der Stadt wird die Zeit auch schon knapp und wir müssen zum Bus zurück.

Heiligabend
15 Uhr treffen sich alle zum Kaffeetrinken im Restaurant. Nach dem Stadtrundgang bei winterlichen Temperaturen haben wir alle etwas Warmes nötig. Gerne wird Kaffee und Kuchen zugesprochen.















Plötzlich klopft es an die Tür. Stille tritt ein. Ein leibhaftiger Weihnachtsmann steht in der Tür; auf seinem Rücken einen großen Sack voller Geschenke. Jeder bekommt etwas, sowohl von Eberhardt-Travel, als auch vom Hotel. Die Überraschung ist gelungen.
Welcher Art die Gaben waren, verrate ich natürlich nicht. Nur soviel: Es war kein billiger Nippes. Das kann man vom Handwerk aus dem Erzgebirge auch nicht erwarten.....
Nach dem Kaffee und der Bescherung ziehen sich alle zurück auf die Zimmer. Nach den Erlebnissen des heutigen Tages möchten sich viele ein Stündchen aufs Bett legen, zumal der Tag noch nicht vorüber ist.
17.30 sind alle ausgeruht zum Abendessen erschienen. Die meisten haben den Hirschbraten gewählt. Der war genauso exzellent, wie das anschließende Nussparfait.
Nach dem opulenten Weihnachtsmahl ist es den allen frei gestellt, den Abend zu gestalten. Optional ist ein Fackelzug zur Kirche und zum Gottesdienst angedacht. Die meisten Gäste machen mit. Die anderen gehen auf ihre Zimmer, verbringen noch ein wenig Zeit im Restaurant, oder machen einen Verdauungsspaziergang durchs lang gestreckte Dorf.
Stille umfängt uns draußen. Der Schnee dämpft selbst die Schritte. Der Pastor kommt wegen der schlechten Straßenverhältnisse fast eine halbe Stunde zu spät. Petrus hat in diesem Winter tatsächlich kein Einsehen ;-)

3. Tag, Okertal, Hahnenklee, Goslar
Okertal und Hahnenklee
Nach dem Frühstück geht es gegen 9 Uhr mit dem Bus in Richtung Goslar. Es ist strahlender Sonnenschein und der verschneite Winterwald begeistert jeden. Wir wählen die Route quer durch den Oberharz über Braunlage. Unterwegs erläutere ich das Harzer Wasserregal mit den vielen Stauteichen, sowie den Zusammenhang mit dem Bergbau. In den Städten und Dörfern liegen die Schneeberge zum Teil so hoch, dass zwei Autos auf den Strassen nebeneinander keinen Platz mehr haben.

Es geht Richtung Westen zu Stabkirche in Hahnenklee. Sie ist einzigartig in Deutschland und kopiert ein Original von Borgund aus Norwegen, ist jedoch viel größer. Vor der Kirche halte ich einen Vortrag über die Geschichte der Stabkirchen, ihre Bauweise und den Zusammenhang mit der wickingerzeitlichen Schiffsarchitektur. Der Eintritt ist frei, aber es wird eine Spende von 1 Euro pro Person erwartet. Uns bietet sich ein malerischer Anblick auf die verschneite Kirche. Alle sind begeistert.
Nach Hahnenklee machten wir einen nicht geplanten Abstecher an die Okertalsperre mit Photostop am Romkerhaller Wasserfall, der mit 64 m der höchste des Harzes ist. Er ist total vereist und gibt ein sehr schönes Photomotiv ab.



Goslar
12.30 Uhr treffen wir in der alten Kaiserstadt Goslar ein. Wir sind zeitig dort. Die Würstchen sind schon fertig und wir machen die Imbisspause direkt auf dem Busparkplatz vor der mächtigen Kaiserpfalz.
Pünktlich trifft der Stadtführer und seinem Hund Leni am Bus ein und es beginnt die Stadtrundfahrt.
Sie führt uns zunächst zum Rammelsberg, aus dessen silbernen Inhalt die Welterbestadt Goslar ihren Reichtum schöpfte. Zurück geht die Fahrt um die mächtigen Wallanlagen mit der größten Torburg Deutschlands, dem Breiten Tor. Durch ein Jugendstilviertel gelangen wir wieder in die Altstadt und beginnen den Rundgang an der Pfalz. Eine Lieblingspfalz der Salier und Stauffer. Allein Kaiser Barbarossa war acht mal hier. Es geht durch enge Gassen an der Gose entlang. Mit Schiefer behangene Häuser wechseln sich mit prächtigstem Fachwerk ab. Ich gewinne den Eindruck, der Guide könnte zu jedem Haus eine Stunde lang erzählen und schaue ab und zu demonstrativ auf die Uhr.
Dann stehen wir auf dem Marktplatz und lauschen zur vollen Stunde dem dortigen Glockenspiel. Ringsum Romanik, Gotik, Renaissance, alle Stile auf einem Fleck. Wahrlich, die Altstadt ist ein einziges Architekturdenkmal. Sogar ins Heiliggeisthospital aus dem Jahre 1254 sind wir hinein gekommen, obwohl es heute geschlossen war. Exklusiv für uns wurde geöffnet!



Unser Bus steht hinter der Domvorhalle, also quasi mitten im Kirchenschiff des im 19. Jh. abgerissenen Doms. Nach mehr als 2 Stunden Führung sind alle wieder froh zu sitzen. Manch einem tun die Füße weh.
18 Uhr : Alle haben sich etwas erholt und genießen das Abendessen. Danach steht noch die Feuerzangenbowle auf dem Programm. Während der Film mit Heinz Rühmann läuft, lassen sich die Gäste das gleichnamige Getränk schmecken.
4. Tag, Brocken
9.30 Uhr geht es nach dem Frühstück nach Wernigerode, wo der Zugzug der Brockenbahn schon auf uns wartet. Wir können sofort einsteigen.
Am Bahnhof ist die Parksituation für Reisebusse optimal. Es ist Sonnenschein, und wir können den Gipfel des Brockens von Wernigerode aus sehen. Der Brocken hat 306 Nebeltage, sowie über 176 Tage mit Eis und Schnee dort pro Jahr. Tage mit Sonnenschein und Fernsicht sind selten. Doch wir haben einen solchen erwischt.
Pünktlich fährt der Zug ab. Das alte Dampfross lässt jedem Eisenbahnfreund das Herz höher schlagen. Es schnauft und dampft immer stärker, je steiler die Strecke wird. Fast 2 Stunden geht die Fahrt mit Stops in Drei Annen Hohne und Schierke. Hier müssen wir warten, denn die Strecke wird eingleisig.
Als wir auf dem Brocken ankommen umfängt uns herrlichster Sonnenschein mit Fernsicht über den Wolken. Das entschädigt alle für die vorangegangenen Nebeltage. Tief verschneit ist das Plateau und die unter der Schneelast gebeugten Bäume weiter unten sehen aus wie Fabelwesen.



Nach einer Erläuterung der zu sehenden Gebäude verabreden wir uns zur pünktlichen Abfahrt am Bahnsteig und nun verteilen sich alle auf dem Plateau oder gehen gleich in eine der zwei Gaststätten. Auch ich lasse mit die Erbsensuppe an der Bahnhofsgaststätte schmecken.
Runter geht es schneller, und so kommen wir gegen 17 Uhr wieder in Wernigerode an.
Nach dem Abendessen unterhält uns beim Cocktailabend eine One-man-band bis spät in die Nacht.

5. Tag. Köhlereimuseum, Heimreise
9.30: Nach dem Frühstück ist check out. Die Gäste brauchen die Koffer nur vor die Zimmertüren zu stellen. Sie werden vom Personal mit dem Auto zum Bus gefahren. Der Gastwirt verabschiedet sich im Bus noch einmal persönlich von der Gruppe.
Um 10 Uhr besichtigen wir die Köhlerei in Hasselfelde. Es ist bitter kalt und die Führung geht eine knappe Stunde durch die frische Luft. Ein kleiner Kräuterschnaps, vom Gästeführer angeboten, wird dankend angenommen und wärmt die Gäste auf.


Das Museum ist im wesentlichen ein Freilichtmuseum mit einem kleinen Ausstellungsraum am Ende, und einem Verkaufsraum am Eingang. Trotz der Kälte ist es aber sehr informativ und gut gestaltet. Wir erfahren sehr viel über diesen ehemals so wichtigen Wirtschaftszweig im Harz, ohne den die Erzverhüttung nicht möglich gewesen wäre.
Gegen 11.30 Uhr treten wir endgültig die Heimreise an.
Die Rückreise verläuft planmäßig und ohne besondere Vorkommnisse.
Eine erlebnisreiche Reise durch den weihnachtlich verschneiten Harz geht zu Ende und macht Lust, das nördlichste Gebirge Deutschlands auch einmal im Sommer aufzusuchen.

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