Reisebericht: Rundreise Saarland – Lothringen – Luxemburg

17.10. – 23.10.2022, 7 Tage Rundreise im Saarland in Deutschland und zu seinen Nachbarn Lothringen in Frankreich und Luxemburg: Saarbrücken – Metz – Jouy–aux–Arches – Völklinger Hütte – Trier – Saarburg – Saarschleife in Cloef – Mettlach – Schengen – Luxemburg


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Das Saarland ist für viele Menschen noch immer ein weißer Fleck auf der Landkarte. Bei unserer siebentägigen Rundreise in der Großregion lernten wir das Saarland und seine Nachbarn näher kennen und konnten so unsere persönliche Landkarte mit Farbe füllen. Bei schönem Herbstwetter erkundeten wir die Gegend mit unserem Reisebus, mit der Tram, mit dem Schiff und zu Fuß und erfuhren dabei viel von Land und Leuten sowie den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der Menschen in der Großregion: Das Saarland, Lothringen, Luxemburg und Rheinland-Pfalz, vier Länder, die auf eine jahrhundertealte gemeinsame Geschichte zurückblicken können.
Ein Reisebericht von
Gabriele Sauer
Gabriele Sauer

Anreise von Dresden nach Saarbrücken und kulinarischer Abendspaziergang in Saarbrücken – St. Johann

Früh am Morgen startete eine gut gelaunte Reisegruppe in Begleitung von Frau Conny Ulbricht in Dresden. Bei herrlichem Herbstwetter führte die Strecke einmal quer durch die Bundesrepublik, vorbei an den herrlichen Landschaften von Sachsen, Thüringen, Hessen und Rheinland-Pfalz. Am frühen Nachmittag, nach einer angenehmen, ruhigen Fahrt mit unserem Fahrer Jaromir der Firma Puschmann, erreichte unser Reisebus nach ca. 650 Kilometern Saarbrücken, die Hauptstadt des Saarlandes. Am Hotel Mercure wurde die Gruppe von mir, Gabriele Sauer, Ihrer Reiseleiterin für die kommenden Tage, schon erwartet. Nach einem herzlichen Empfang und dem Check-in im Hotel Mercure, hatte jeder Gast Zeit in Ruhe anzukommen oder einen ersten Entdeckerspaziergang zu unternehmen. Und keine Sorge, Französisch wird im Saarland nicht gesprochen, waren doch die Saarländer in ihrer Geschichte immer mehr der deutschen Seite zugetan, egal welche politischen Fahnen gerade wehten. Erst mit der sogenannten kleinen Wiedervereinigung im Jahre 1957 kehrte Ruhe ein und das Saarland wurde zum zehnten Land der Bundesrepublik Deutschland. Bis dahin ist es ein eigenes Land gewesen, mit eigener Regierung, eigener Währung, einem Olympiateam und einer hochkarätigen Fußballmannschaft. Durch die Montanindustrie war das Saarland ein kleines aber reiches Land im Spannungsfeld zwischen Deutschland und Frankreich.
Am frühen Abend spazierten wir gemeinsam durch die Stadt, besser gesagt durch den rechts der Saar gelegenen Stadtteil Sankt Johann. Dort steht das imposante Gebäude der preußischen Bergwerksdirektion, in der sich heute ein riesiges Einkaufszentrum befindet und das repräsentative Rathaus, das in der Zeit Kaiser Wilhelms II errichtet wurde. Bei ungewöhnlich warmen Temperaturen erkundeten wir die Stadt an der Saar, hörten viel über Geschichte und Gegenwart des Saarlandes und kehrten in geschichtsträchtigen Restaurants ein, in denen wir mit typisch saarländischen Spezialitäten bewirtet wurden: Im Ratskeller gab es die legendäre saarländische Kartoffelsupp´ mit Lyoner, leckere Braumeisterschnitzel mit Soßen ganz nach Wunsch speisten wir im ältesten Gebäude am Sankt Johanner Markt, in dem sich "Tante Maja", ein uriges Lokal mit pikanter Vergangenheit befindet. Spät am Abend endete im Hotel Mercure unser erster Urlaubstag mit süßen Dessertvariationen und einem Gläschen Mirabell in gemütlicher Runde.

Saarlandrundfahrt zur Saarschleife und Führung im Weltkulturerbe Völklinger Hütte

Unser heutiger Ausflugstag führte uns entlang der Industriestandorte an der Saar, Klarenthal, Luisenthal, Völklingen, Saarlouis, Dillingen und Merzig bis nach Mettlach. Bereits am Vorabend hörten wir die traurige Geschichte der Grube Luisenthal: 1963 ereignete sich dort das größte saarländische Grubenunglück, eine Schlagwetterexplosion, bei der Hunderte Menschen den Tod fanden. Gleich daneben liegt die Stadt Völklingen mit der Völklinger Hütte, deren Besuch am Nachmittag auf unserem Programm stand. Saarlouis, die heimliche Hauptstadt des Saarlandes, ist eine Stadt, die einst vom berühmten Festungsbaumeister Sébastien Le Prestre de Vauban als Festungsstadt zur Sicherung des Reichs des französischen Königs Ludwig XIV errichtet wurde.
Bekannte Politiker der Regierung Merkel stammen aus genau dieser Gegend: Annegret Kramp-Karrenbauer, Heiko Maas und Peter Altmaier sowie das politische Urgestein Oskar Lafontaine und der Vater von Karl Marx. Auch Peter Hartz, ja, der mit den Hartz IV Gesetzen sowie der ehemalige Staatsratsvorsitzende Erich Honecker sind (und waren) waschechte Saarländer. In Dillingen ist der letzte Standort im Saarland, an dem noch Roheisen erzeugt wird. Die Stähle der Dillinger Hütte sind in aller Welt vertreten und werden über den dortigen Hafen international verschifft. Ab Merzig wird dann die Landschaft lieblicher, Obstbaumwiesen begleiten uns hinauf nach Orscholz, zum Baumwipfel Pfad. In luftiger Höhe, vom 42 Meter hohen Aussichtsturm, genossen wir, bei einem zünftigen Umtrunk mit prickelnden Crémant, die Aussicht auf die Saar und ihre berühmte 180° Schleife. Der Fluss wird hier durch einen harten Taunusquarzit zu einem Umweg von annähernd zehn Kilometern gezwungen. Auf dem Umlaufberg befindet sich eine imposante mittelalterliche Burganlage. Bei schönem Herbstwetter Wetter genossen wir den grandiosen Rundumblick über das Saartal, über Lothringen und Luxemburg. Im Tal in Mettlach befindet sich in der ehemaligen Benediktinerabtei der Firmensitz von Villeroy & Boch. Wir besuchten dort die Kapelle St. Josef. Das kleine Kirchlein, im Inneren aufwändig mit bunten Keramikfliesen verziert, wurde vierzehn Jahre nach seiner Errichtung in Wallerfangen im Jahre 1864, wieder abgetragen und im Auftrag Eugen von Boch, Stein für Stein mit dem Treidelschiff nach Mettlach an seinen neuen Standort verbracht. Es beherbergt heute die Grablege der Familie von Boch. In der Parkanlage der alten Abtei befindet sich das älteste sakrale Bauwerk des Saarlandes, der sogenannte alte Turm. Gleich daneben steht der von Schinkel zu Ehren König Johann des Blinden von Böhmen entworfene Brunnen und eine moderne Kunstinstallation, „Global 2000, The living Planet“ mit dem 14 Meter hohen Erdgeist von André Heller und den farbenfrohen Bildtafeln der Weltkarten des Lebens von Stefan Szczesny.
Am Nachmittag waren wir zu Besuch in der Völklinger Hütte, die bis 1986 das bedeutendste Hüttenwerk im Saarland war. Hier wurden in sechs großen Hochöfen 1100 Tonnen Roheisen pro Tag hergestellt, bis zu 1750 Menschen waren "uff der Hütt" beschäftigt. Über Nacht fand die Produktion ein Ende und das Werk drohte zu verfallen. 1994 wurde das ehemalige Hüttenareal als Denkmal der Industriekultur in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Herr Sänger, ein ehemaliger Mitarbeiter, der 1951 sein Arbeitsleben im Werk begonnen hat, führte die Gruppe kenntnisreich durch die weitläufige Anlage. Ein Film aus der Hochzeit der Produktion illustrierte die schwere Arbeit der Hüttenarbeiterinnen und Hüttenarbeiter.
Zum Abendessen gab es im Hotel eine regionale Spezialität: "Bibbelches Bohnesupp" , zarten Saarländischen Heubraten mit buntem Gemüse und zum Dessert Apfelstrudel mit Vanillesauce.

Ein Besuch im Großherzogtum Luxemburg mit Rundfahrt über den Kirchberg

Von der Saar ging es heute an die Mosel: unsere Rundfahrt führte uns wieder entlang der Saar und weiter über die Hochfläche hinunter ins Tal der Mosel. Direkt im Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und Luxemburg liegt der kleine Winzerort Schengen. Im Jahre 1985 wurde dort mit der Unterzeichnung des ersten Schengener Abkommen europäische Geschichte geschrieben. Der Luxemburger Stararchitekt François Valentiny gestaltete das Denkmal und die drei Säulen der Nationen mit den Ländersternen aller Länder, die das Abkommen bis heute unterzeichnet haben. Wir ließen uns viel Zeit für einen Blick auf die so unterschiedlichen Schengen Mitgliedsstaaten, die pointiert in den Ländersternen festgehalten sind. Unterhaltsam und informativ hatten wir hier eine kleine Lehrstunde in Sachen Europa. Kurze Zeit später erreichten wir die Stadt Luxemburg und bestaunten den kostenlosen öffentlichen Nahverkehr. Die Tram brachte uns vom außerhalb der Stadt liegenden Parkplatz schnell und direkt ins pulsierende Zentrum der Stadt. Unser erster Weg führte uns zum Großherzoglichen Palais. Zwei Soldaten der Luxemburger Armee, deren Budget mittlerweile fast 400.000.000 € verschlingt, patrouillieren mit geladenen Steyr Sturmgewehren vor dem Gebäude. Durch eine enge Gasse hinter dem Palast, durch die 1792 schon Goethe gegangen ist, gelangten wir zum Bockfelsen. Von dort hat man den schönsten Blick, einerseits auf den Kirchberg und andererseits ins romantische Tal der Alzette. Nicht umsonst nennt man diesen Aussichtspunkt den schönsten Balkon Europas. Anschließend besuchten wir die Kathedrale Zu unserer Lieben Frau. Die einstige Jesuitenkirche wurde in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts durch eine imposante Apsis mit herrlichen Glasfenstern erweitert. Im Untergeschoss des Gebäudes befindet sich die Gruft der Großherzoglichen Familie. Auch Johann der Blinde, König von Böhmen und Graf von Luxemburg, fand hier in seinem Heimatland die letzte Ruhestätte.
Die Tram brachte uns schnell wieder zum Bus und wir starteten zu einer Rundfahrt über den Kirchberg. Seit knapp sechzig Jahren haben sich dort zahlreiche Banken, europäische Institutionen und Behörden niedergelassen, wie der europäische Gerichtshof, der europäische Rechnungshof und die europäische Investitionsbank. Neubauten, wie das Generalssekretariat des europäischen Parlaments, die Messe, die Nationalbibliothek, Schulen, Bildungseinrichtungen sowie Hotels und Wohnungen schießen wie Pilze aus dem Boden. Und der Kirchberg wächst weiter: in den nächsten fünfzehn Jahren sollen hier für insgesamt 60.000 Menschen neue Arbeitsplätze entstehen. Wenige Kilometer vom urbanen Verdichtungsraum der Stadt Luxemburg entfernt, zeigt sich das Land Luxemburg wieder von seiner ländlichen Seite. Friedlich grasen Kühe auf den Hochflächen und an der Luxemburger Mosel steht der Weinbau im Mittelpunkt. Und auf ein gemütliches Glas Wein im Hotel freuten wir uns alle am Abend dieses langen Tages, der mit Gänseleberpastete, Hühnerfrikassee auf Reis und einem weiteren Gläschen Wein zum Dessert bei netten Gesprächen endete.

Saarlandrundfahrt nach Tholey zum Schaumberg und Schifffahrt auf der Saar

Heute stand ein Ausflug ins Nordsaarland auf dem Programm. Unser Weg führte uns vorbei an den ehemaligen Grubenstandorten mit ihren gewaltigen Abraumhalden. Viele der Halden sind heute renaturiert und wahre Naturoasen. In Göttelborn wurde noch 1994 der „weiße Riese“, ein gewaltiger Förderturm mit einer Höhe von 87 Metern errichtet. Er ist der höchste Förderturm seiner Bauart mit einer Förderleistung von 1000 Tonnen Steinkohle pro Stunde aus einer Tiefe von 1160 Metern. Doch vor zehn Jahren war es dann beschlossene Sache: Im Juni 2012 war im ganzen Saarland „Schicht im Schacht“. Es war eine rein politische Entscheidung an der Saar keine Steinkohle mehr abzubauen und eine Aera ging still zu Ende.
Etwas weiter nördlich, in Tholey, liegt die älteste Benediktinerabtei Deutschlands. Im letzten Jahr wurde die Kirche neu renoviert und erstrahlt wieder in alter Pracht. Die saarländische Industriellenfamilie Meiser hat die Renovierung großzügig unterstützt. In der Apsis wurden im Zuge dessen drei Glasfenster des in Dresden geborenen Ausnahmekünstlers Professor Gerhard Richter eingebaut und weitere 34 Kirchenfenster wurden von der Muslimin Mahbuba Maqsoodi, einer in München lebenden afghanischen Künstlerin, in enger Abstimmung mit den Mönchen der Abtei, neu gestaltet.
Getakelte Landschaft, so nennt der Künstler Professor Heinrich Popp die Höhe, auf der er seine weithin sichtbare Skulptur, das Wortsegel, platziert hat. Segel setzen, Aufbrechen, Neues entdecken, dazu möchte er mit seinem Kunstwerk anregen. Das Objekt aus gewalztem Stahl ist 30 Tonnen schwer, 13 Meter hoch und wurde in der Dillinger Hütte hergestellt. Der Künstler verbindet mit dem Material und der Form die Tradition der Vergangenheit mit dem Aufbruch in die Zukunft. Und so wie sich das Bild der Zukunft mit jedem Schritt verändert, so verändert sich auch die Gestalt der Skulptur mit jedem Schritt. Leider hat der einsetzende Regen unseren Spaziergang um dieses faszinierende Kunstwerk verhindert. Am Nachmittag waren wir wieder in Saarbrücken und haben bei einer Schifffahrt die Stadt an der Saar aus einem anderen Blickwinkel kennengelernt. Bei einem Spaziergang im Anschluss an die Schifffahrt zeigte Astrid, die heute die Gruppe begleitete, die barocken Highlights der alten Residenzstadt der Nassau – Saarbrücker. Die beiden Fürsten Wilhelm Heinrich und Ludwig haben aus der vormals maroden Grafschaft im achtzehnten Jahrhundert ein blühendes Fürstentum nach französischem Vorbild entstehen lassen. In der Mitte des Place Royal, des königlichen Platzes, steht die wunderschöne, selbst bei Regen, Licht durchflossene barocke Ludwigskirche. Auf dem sogenannten Saarbrocken, einem baren, roten Sandsteinfelsen, liegt das barocke Schloss, das 1989 vom Architekten Gottfried Böhm renoviert und mit postmoderner Architektur dem zwanzigsten Jahrhundert angepasst wurde. Am Abend erwartete uns im Hotel wieder ein leckeres Abendessen: Salat Caprese zur Vorspeise, zum Hauptgericht feines Cordon bleu mit buntem Gemüse und Bratkartoffeln und zum Dessert Panna Cotta mit Waldfrüchten.

Ausflug ins benachbarte Frankreich, Rundfahrt in Lothringen mit Besuch der Stadt Metz

Die heutige Rundreise führte uns nach Frankreich. Die Stadtgrenze Saarbrücken, der Landeshauptstadt des Saarlandes, ist gleichzeitig Landes- und auf 19 Kilometer auch die Ländergrenze zu Frankreich. Hinter der Gemarkung „goldenen Bremm“, beginnt die alte Region Lothringen, Lorraine, wie sie auf Französisch heißt. Sie ist Teil einer 2014 neu geschaffenen Region mit dem Namen Grand Est, die sich bis weit ins Pariser Becken zieht. Wir besuchen das Département Moselle mit seiner Hauptstadt Metz, das von 1871 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs als Teil des Reichslandes Elsass-Lothringen zum Deutschen Reich gehörte. In der ganzen Stadt entdeckt man noch Zeugnisse aus dieser Epoche, wie zum Beispiel den großen Bahnhof, der 1908 von Kaiser Wilhelm II eingeweiht wurde. Doch längst haben sich die Franzosen mit der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts und den Deutschen ausgesöhnt. Konrad Adenauer, Helmut Kohl, Joachim Gauck und Angela Merkel kamen als Freunde in das von den Weltkriegen schwer gebeutelte Land und setzten mit ihren Besuchen auch an den Stätten des Ersten Weltkrieges Zeichen der Versöhnung. Hoffen wir, dass auch unsere jetzige Regierung den richtigen Ton im sensiblen Umgang mit unseren westlichen Nachbarn trifft. Unser erster Halt in einem neuen Stadtviertel, das sich innerhalb der letzten zehn Jahre hinter dem Bahnhofsareal, an der Stelle der römischen Arena, entwickelt hat, zeigte uns augenfällig, wie moderne Stadtplanung funktionieren kann. Im Mai 2010 wurde das Centre Pompidou Metz, ein Ausstellungsgebäude für moderne Kunst eröffnet, das von dem international renommierten Architekten Shigeru Ban geplant wurde. Gleich im ersten halben Jahr konnte es eine halbe Million Besucher verzeichnen! Seither wetteifern weltbekannte Architekten, wie Jean Michel Wilmotte, François Valentiny, Christian de Portzamparc oder Jean Paul Viguier um lukrative Aufträge. Der letztgenannte errichtete das riesige moderne Gebäude Muse, in dem Einkaufen, Wohnen, Freizeit und Arbeiten unter einem Dach möglich ist.
Metz ist eine kleine Stadt an der Mosel mit 120.000 Einwohnern, einer Universität und einem wertvollen historischen Erbe, die viel Wert auf innerstädtisches Grün und Parkanlagen legt. Selbst die Kreisel in den Straßen sind blühenden Parkanlagen ähnlich und werden immer jahreszeitlich bepflanzt. Nicht umsonst ist Metz als Ville fleuri, blühende Stadt, mit vier Kleeblättchen und einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Die Kathedrale von Metz gehört zu den schönsten Zeugnissen der gotischen Baukunst. 6500 m² Fensterflächen haben ihr den Titel „Laterne Gottes“ eingebracht. Fasziniert blickten wir im Innenraum nach oben: 42 Meter misst die Kathedrale an ihrer höchsten Stelle! Die leuchtenden Glasfenster aus acht Jahrhunderten ziehen den Betrachter in ihren Bann. Auch moderne Glaskünstler, wie Jacques Villon und Marc Chagall, haben in dem Gotteshaus künstlerische Akzente gesetzt. Intensiv widmeten wir uns den Fensterbildern des Juden Marc Chagall, der fünfzig Jahre nach dem Ersten und gut zwanzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinen Werken in einer christlichen französischen Kirche einen Impuls der Versöhnung zwischen den Völkern und den Religionen geben wollte. Gleich neben der Kathedrale steht die als Bischofspalais geplante Markthalle mit ihrem frischen Angebot regionaler und überregionaler Produkte. Selbst Austern aus dem Atlantik finden hier den Weg auf die Tische der Feinschmecker. Am frühen Nachmittag setzten wir unsere Rundreise fort und bewunderten in Jouy-aux-Arches die Baukunst der Römer im ersten Jahrhundert. Siebzehn bis zu 25 Meter hohe Pfeiler sind von einem Aquädukt über die Mosel noch erhalten. Durch die 5 Meter breiten Zwischenräume zwängt sich die Landstraße D5 von Metz nach Toul. Ungestreift gelangte auch unser Reisebus durch die Enge und wir fuhren zu einer kleinen Destillerie, in der seit bereits 100 Jahren Eau de Vie, Wasser des Lebens, hochprozentiger Obstschnaps, vornehmlich aus Mirabellen, hergestellt wird. Wir probierten uns durch das Sortiment von Schnäpschen und verspeisten dazu eine leckere Tarte aux Mirabelles.
Im Hotel Mercure ging es lecker weiter mit einer Kürbissuppe mit Ingwer und Wasabi Nüssen, einem auf der Haut gebratenen Steinköhlerfilet auf Linsen mit Gemüse Julienne und einer Crème brulée zum Dessert.

Von der Saar an die Mosel, Rundfahrt über den Hunsrück nach Trier

Die vierte Stadt der Großregion, Trier, war heute unser Ziel. Nachdem wir schon Saarbrücken, Luxemburg und Metz besucht haben, wollten wir heute die älteste Stadt Deutschlands kennenlernen. Es regnete in Strömen am Morgen in Saarbrücken. Doch zusehends heiterte sich das Wetter bei unserer Rundfahrt über den Hunsrück auf. Wir hatten einen wunderbaren Ausblick auf den „weißen Riesen“, den Förderturm bei Göttelborn und auch der Schaumberg Turm leuchtete weiß aus dem Herbstwald, sogar das Wortsegel war zu sehen. Vorbei am Hunnenring, einer keltischen Fliehburg, erreichten wir, dann schon in Rheinland-Pfalz, den höchsten Punkt des Hunsrück, den Erbeskopf mit seinen 816 Metern. Am Autobahnrastplatz Moselblick stärkten wir uns mit einem Kaffee und Madeleines, bevor wir bei einer Stadtrundfahrt die Stadt Trier, Augusta Treverorum, Roma Secunda, erkundeten. Das römische Erbe der Stadt und der Dombezirk stehen unter dem Schutz der UNESCO als Welterbestätten. Bei unserer Stadtrundfahrt sahen wir die Porta Nigra, der Barbara- und die Konstantin Therme, bevor wir an der Arena vorbei nach oben auf den Petrisberg fuhren, um die herrliche Aussicht über die Stadt, die Mosel und die angrenzenden Regionen von Hunsrück und Eifel zu genießen. Unserer anschließender Stadtrundgang begann an der Monumentalstatue von Karl Marx, Gemütlich flanierten wir vorbei am Simeonstift und der Porta Nigra, dem Dreikönigenhaus und der Judengasse sowie dem Dombezirk. Der Dom steht wohl an der Stelle der Villa der Helena, der Mutter von Kaiser Konstantin. Sie war es auch, die den sogenannten Heiligen Rock, eine der Christus Reliquien, nach Trier gebracht hat. Im Kirchenschiff der hohen Domkirche hängt eine 16 Meter hohe und 30 Tonnen schwere Schwalbennestorgel. Nach so viel Kultur verabschiedeten wir uns am Hauptmarkt zu einer Mittagspause in einem der zahlreichen Restaurants. Danach ging‘s weiter mit Kultur, wir besuchten die Konstantinbasilika. Sie wurde im vierten Jahrhundert als Palastaula der römischen Kaiser errichtet. Die Trierer Bischöfe bauten sie in ein burgartiges Anwesen um, entfernten die Süd- und Ostwand und integrierten den Rest in die neue Residenz, das kurfürstliche Palais. Erst in der preußischen Zeit wurde das Gebäude wiederhergestellt und 1856 vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV „auf ewige Zeiten“ der evangelischen Kirchengemeinde übergeben. Der beeindruckende Innenraum des Bauwerks ist 67 Meter lang, 27,5 Meter breit und 33 Meter hoch: dreimal würde die Porta Nigra da hineinpassen! Mit dem Einbau der neuen Hauptorgel durch die Bautzener Firma Eule vor acht Jahren hat Trier einen neuen Superlativ: mit 6006 Orgelpfeifen ist es die größte Orgel in der Stadt. Angebaut an das streng lineare römische Gebäude befindet sich das kurfürstliche Palais. Der Balthasar Neumann Schüler Johannes Seitz bekam 1556 vom Kurfürsten Johann Philipp von Walderdorf den Auftrag, den Südflügel des Palastes nach dem Zeitgeschmack des Rokoko um- und auszubauen. Die goldverzierte Fassade des Palastes glänzte im Sonnenlicht, der Barockgarten mit seinen Skulpturen von Ferdinand Tietz und den Wasserspielen spiegelt die Lebensfreude des Adels, wie des Klerus, im achtzehnten Jahrhundert wider. Anschließend fuhren wir zurück an die Saar nach Kanzem, ins Weingut von Othegraven, das seit 1805 in Familienbesitz ist. Im Jahre 2010 gelangte es über das Erbe seiner Großmutter in den Besitz von Günther Jauch und seiner Frau Thea. Das Weingut liegt in einer herrlichen Parkanlage direkt am Fuß des Kanzemer Altenbergs, dem Herzstück des Besitzes. Dieser Weinberg gehört zu den steilsten und mit 250 Metern Länge auch zu den längsten Steillagen der Welt. Unsere Weinprobe wurde fachkundig begleitet vom Önologen Swen Klinger, der seit zwanzig Jahren für die hohe Qualität der Weine im Weingut Othegraven verantwortlich ist.
Reichlich zwei Stunden später fuhren wir beschwingt wieder zurück ins Hotel, wo uns am heutigen Abend saarländische Spezialitäten erwarteten: Hinter „Mausohr und Bettseicher“ verbirgt sich Feldsalat und Löwenzahn, „saarländische Gefillde“ sind mit Leberwurst gefüllte Kartoffelklöße und Kerschenplotzer ist in anderen Regionen als Kirschenmichel bekannt. Lediglich das dazu gereichte wunderbare hausgemachte Schokoladeneis bedarf keiner Übersetzung.

Abschied von Saarbrücken und Heimreise

Nach einem gemütlichen Frühstück im Hotel Mercure standen schon die gepackten Koffer vor dem Bus und die Heimreise konnte beginnen. Jetzt hieß es Abschied nehmen von Saarbrücken, dem Saarland und der Großregion. Ein letzter Blick zurück über die Saar und dann ging es über die Autobahn Richtung Osten. Vorbei an bekannten Städten mit klingenden Namen, wie Kaiserslautern, Frankfurt am Main, Eisenach, Erfurt, Jena, Gera und Chemnitz führte die Fahrtroute wieder durch die wunderschönen, herbstlich gefärbten Landschaften Deutschlands. Nach gut 650 km erreichte unser Reisebus nach einer ruhigen Fahrt am frühen Abend den Endpunkt unserer Reise in Dresden.

Schlusswort

Liebe Reisegäste der Saarland Reise im Oktober 2022, es hat mich sehr gefreut, dass ich Ihnen eine Woche lang die schönen Seiten meiner Wahlheimat mit all ihren Facetten zeigen durfte.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meinem bunten Blumenstrauß an Erzähltem und Erlebtem schöne Eindrücke und bleibende Erinnerungen bereiten.
Ich möchte mich bei Ihnen, meine lieben Mitreisenden, herzlich bedanken für Ihre Freundlichkeit, Ihre Geduld, Ihr Mitgefühl, für die vielen persönlichen Gespräche und den Austausch mit Ihnen; es wird mir unvergessen bleiben.
Und ich bin ehrlich gespannt, wer das Rezept auf dem Gewürztütchen, das ich Ihnen zum Abschied geschenkt habe, nachkochen wird. Wer wird wohl die oder der Erste sein und mir ein Foto des selbstgemachten Dibbelabbes zuschicken?
Eine Busreise steht und fällt mit einem guten Busfahrer. Mit Jaromir Kacetl hatten wir einen Begleiter der Spitzenklasse, der Ihnen ein guter Fahrer und mir ein tolle Begleitung war! Danke, Jaromir und viel Freude weiterhin bei deinen Reisen mit Gästen.
Ein weiteres herzliches Dankeschön gebührt den engagierten und freundlichen Mitarbeitern im Hotel Mercure in Saarbrücken, die uns gastfreundlich beherbergt und bewirtet haben.

Es würde mich sehr freuen, wenn Ihnen diese Reise gefallen hat und ich Sie, liebe Gäste, wieder einmal im Saarland begrüßen dürfte.

Bis dahin bleiben Sie bitte alle gesund und reisefreudig.

Es grüßt Sie herzlich aus dem herbstlich sonnigen Saarland
Ihrer Reiseleiterin Gabriele Sauer

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