Reisebericht: Rundreise Normandie – Südirland – Bretagne

07.06. – 21.06.2014, Die besondere Rundreise in Frankreich und Irland: 15 Tage Lille – Cherbourg – Cork – Garinish Island – Waterford – Brest – Vannes – Nantes


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Normandie über Etretát, Arromanches und Bayeux nach Südirland - hier Middleton, Cork, Ring of Beara, Blarney und Cobh und über Rosselare in die Bretagne. Guimiliau, Landerneau, Brest, Locronan, Concarneau und Carnac bis Gueránde und Nantes
Normandie und Bretagne als klassische Reisekombination bietet sich aufgrund der historischen und geografischen Nähe an, aber Südirland? Tatsächlich sind die herrlichen Gebiete in Nordwestfrankreich schon lange in unserem Programm, aber durch entsprechende Fährverbindungen ist ein Einbinden der wundervollen Gebiete Südirlands, die touristisch noch nicht überlaufen sind, nicht nur eine gute neue Idee, sondern auch eine, die eine völlig neue Abfolge von Höhepunkten ermöglicht.
Und so konnten wir unendlich viel Schönes zusätzlich zu dem entdecken, was andere Programme von Normandie und Bretagne nur anreißen - ergänzt um landschaftliche und kulturelle Highlights in Irland, das ja aufgrund gemeinsamer keltischer Herkunft durchaus auch eine enge Verwandtschaft zur Bretagne und den Bretonen besitzt. Da noch dazu fast ununterbrochen schönes Wetter die Reise begünstigte, genossen wir das Beste dieser drei historischen Regionen genießen und erlebten neben manch vielleicht schon Bekanntem ein Kaleidoskop aus neuen Eindrücken, denn die Zusammenstellung der Reise enthielt auch eine Mischung der verschiedensten Bereiche - so dass fast jeder auf seine Kosten kam, ob er nun Landschaften oder Kulturzeugnisse, Besonderheiten der Regionen oder Typisches erleben wollte.
Begleiten Sie uns auf eine Reise, die an Eindrücken und Erlebnissen so leicht nicht zu überbieten ist...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Köln – Liege – Lille: Erster Tag, 07.06. 2014:

Es war Samstag - allerdings Pfingsten - aber die erstaunlich entspannte Verkehrssituation erlaubte uns zügiges Vorankommen. Schon in Höhe Erfurt waren die letzten unserer Mitreisenden zu unserer kleinen, aber feinen Reisegruppe gestoßen und ich konnte im Plauderton ein wenig über den Verlauf der Reise und ihre Besonderheiten vorweggreifen und ein paar Streckenkommentare zu den Orten und Regionen gegen, an denen wir vorüberfuhren. Erster und letzter Tag einer solchen Reise sind zumeist die längsten Reisetage, in denen man vorwiegend im Fahrzeug sitzt und wo man die Zeit nutzen kann, um auf Reiseziel etc. einzustimmen. Am Nachmittag erreichten wir Belgien und durchfuhren unser Nachbarland. Da wir uns in der Wallonie, dem französischsprachigen Belgien, befanden, und den größten Teil unserer Reise dann in französischen Gebieten zubringen würden, habe ich als besondere „Reisevorbereitung" auf unser großes Nachbarland Frankreich einen kleinen Sprachkurs gemacht, bei dem es schon ein bisschen Gelächter gab, aber auch den Effekt, dass man das Gefühl einer gewissen Vertrautheit bekam - vielleicht schienen dann mitunter manche Aufschriften gar nicht mehr so schwer und fremd. Am Abend war dann Lille erreicht, eine geschäftige Großstadt und der Hauptort on französisch-Flandern.
Nach dem Einchecken im Hotel trafen wir uns zu einem Spazierganz zum Abendessen, das wir in einem sehr traditionsreichen Bistrot-Restaurant einnahmen und das uns - typisch französisch - vortrefflich mundete.

Lille – Etretat – Le Havre, Zweiter Tag: 08.06. 2014:

Heute war Pfingstsonntag, dennoch konnten wir relativ früh unser Frühstück einnehmen und dann aufbrechen zum Tagesprogramm. Bei der nach üblichen Toilettenpause nach zwei Stunden Fahrt an einer Autobahnraststätte entdeckte undser Buschauffeur Lutz König jedoch ein Busproblem, das vor der Weiterfahrt behoben werden mußte. Also hieß es warten - denn am Pfingstsonntag sind sowohl Reparaturdienste als auch Ersatzbusse nicht ganz ohne Verzögerung beschaffbar. Nach einer Reihe von Telefonaten und Durchspielen der verschiedensten Varianten wurden wir zunächst beruhigt: es würde zwar Wartezeit geben, aber der Bus würde repariert und wir wenigstens den Hauptteil des Tagesprogrammes retten können. Dennoch gab es natürlich etwas Bangen und Tatsache, dass der Tag nicht wirklich kürzer wird, wenn man auf etwas wartet. Nachdem wir zwischendurch noch einen Imbiss genossen hatten, kam der trotz Pfingstsonntag herbeigezauberte Bus am frühen Nachmittag, der uns wenigstens den schönsten Teil des heutigen Tages rettete: wir fuhren in den bekannten Ferienort Étretat. Eingerahmt von Felsen mit herrlichen Formationen hat der Badeort schon seit Jahrhundertern Künstler angelockt. Namhafte Literatien wie Gustave Flaubert, Guy de Maupassant und Maurcice Leblanc haben hier gelegt und den Ort als Schaplatz in ihre literarischen Werke einbezogen, berühmte romantische und impressionistische Maler wie Boudin, Courbet und Delacroix bannten die zauberhaften Felsenszenerien ebenso auf ihre Leinwände wie Huet, Matisse und Monet. ´Jedem gelang es auf seine Art, die Atmosphäre des Ortes einzufangen, den wir bei schönem, leicht windigen Wetter betraten. Die Kies- und Schotterküste war ziemlich dicht mit Badenden und Sonnenhungrigen belebt und kleinere Völkerwanderungen konnte man auf den Wegen zu den Felsformationen und Aussichtspunkten sehen. Wir durchliefen vom Busparkplatz aus zunächst den Ort, passierten die Reihen von Restaurants, Creperien, Bistrots und Souvenirläden untergebracht in malerischen alten Fachwerkhäusern. Das spektakulärste und wohl bemerkenswerteste von ihnen ist der Nachbau der alten Fischmarkthalle, auch er voller Souvenirgeschäfte. Bald jedoch war die Schotterküste erreicht und der Blick wurde frei auf die wundersamen, von der Natur geschaffenen Formen der „Falaises". Die Kreidefelsen werden oft auch „Elefantenfelsen" genannnt - natürlich wegen ihrer Form, mit der sie an den der durchbrochenen Steilküstenabschnitte ins Wasser fallen und wegen der Durchbrüche in den Felsen, die von fern an im Wasser stehende und mit ihren Rüsseln trinkende Elefanten erinnern. Der kleinste von Ihnen, „Falaise d'Amont", trägt auf der Spitze seiner Klippe eine kleine Kirche, die der Schutzpatronin der Seeleutete gewidmet ist. Hier von „Notre Dame de la Gare" hat man einen schönen Ausblick auf die Formationen die hinter Etretat auf der anderen Seite liegen: Die Felsentore „Falaise Porte d'Aval" mit ihrer an ein Segel erinnernden Felsnadel davor und „Manneporten". Hier hatten die Wandererlustigen genügend Zeit, einen oder auch beide Aussichtspunkte über die Wanderwege zu beiden Seiten der Bucht von Etretat zu erklimmen oder als Strand-Bummler die Atmosphäre des mondänen Badeortes in sich aufzunehmen.
Später trafen wir uns alle am Bus und fuhren zur Übernachtung nach Le Havre. Unser Busfahrer machte noch einen kleinen Abstecher zu einem Aussichtspunkt, von dem sich ein grandioser Ausblick bot auf die Hafenstadt Le Havre und bis hinüber zur „Landungsküste", die wir am nächsten Tag sehen würden.

Pont de Normandie – Honfleur – Arromanches – Bayeux – Fähre : Dritter Tag:09.06. 2014:

Recht früh verließen wir die Hafenstadt asn der Seine-Mündung und fuhren des riesigen Ölhafens zu einer der größten Brücken Frankreichs. Eine technische Meisterleistung ist die Pont de Normandie, eine der größten Schrägseilbrücken der Welt, deren 856 m Spannweite zwischen Spitzen Europarekord sind. 1995 in Dienst gestellt, erhebt sich ihre Fahrbahn etwa 60 m über dem durchschnittlichen Gezeitenspiegel und immerhin noch 52 m über bekannten dem Höchstwasserspiegel der Seinemündung. Der gewaltige Bogen, über den die vielbefahrene mehrspurige Straße führt wird durch zwei Pylone gehalten, die maximale Sicherheit gewähren und die Hängebrücke auch schwersten Stürmen oder dem versehentlichen Anprall eines Ozeanriesen standhalten ließen. Ein Kuriosum: bei den immerhin 203 m hohen Pylonen stehen die Spitzen 20 mm weiter auseinander als die Basis: hier macht sich auf diese Weise bereits die Erdkrümmung bemerkbar.

Honfleur

Anschließend konnten wir - im Sinne unserer Firmenphilosophie „Richtig reisen." - ein kleines Extra einbauen: beim kurzen Abstecher in die hübschen alten Hafenstadt Honfleur entdeckten wir nicht nur ihre malerischen Gassen und das von hohen, schiefergedeckten Häusern umstandene Hafenbecken, von dem aus schon die großen Seefahrer zur Entdeckung und Besiedelung Kanadas starteten, sondern wir waren dabei beim Beginn des Seemannsfestes, das hier alljährlich zu Pfingsten gefeiert wird. Nachdem wir die neben dem Hafen - der bedeutendsten Touristenattraktion im unglaublichen Flair des 17. Jahrhunderts, der noch immer namhafte Künstler anzieht - gelegene alte „Lieutenanterie", das ehemalige Haus des Hafengouverneurs und die alte Katharinenkirche, ein einzigartiges Werk, das nach dem hundertjährigen Krieg, als allenthalben Baumeister und Steinmetze fehlten, von Schiffszimmerleute aus den Materialien alter (Holz)Schiffe errichtet wurde, besucht hatten, folgten wir dem klingenden Spiel des Festzuges, der sich gerade auf dem Markt an der Bürgermeisterei zu formieren begann. Mehrere Kapellen, der Zug in historische Kostüme gekleideter „Honfleurer Bürger" und zahlreiche Kinder, die Schiffsmodelle trugen, setzten sich in Bewegung, während wir ihnen etwas später mit dem Bus folgten um dann wieder auf die Autobahn zu fahren. .

Landungsküste

Während unserer Weiterreise erreichten wir schon bald die berühmte „Landungsküste". Vor genau 70 Jahren erfolgte hier die Landung der Aliierten in der Normandie im Juni 1944. Es war der Auftakt zur endgültigen Niederlage Hitlerdeutschlands und gerade wenige Tage vor unserem Erscheinen waren die Jubiläumsfeierlichkeiten zu Ende gegangen, an denen zahlreicher Staatsmänner und vor allem zehntausende Mitwirkende in historischen Kostümen und Fahrzeugen teilgenommen hatten. So sahen wir im Vorüberfahren etliche nachgestellte Fahrzeuge der ehemaligen Truppen, die 1944 mit etwa 4300 Schiffen aus England mit den Landungstruppen der Alliierten zum Überraschungsangriff auf die deutsche Westfront hierhergekommen waren. Immer wieder begegneten uns Fahrzeugkonvois historischer Militärautos, die an den Feierlichkeiten teilgenommen hatten. In Arromanches, dem Ort, der sich bis heute am stärksten dem Gedenken verschrieben hat, sieht man noch am deutlichsten die Reste der einstigen großangelegten Landeoperation, einer sonst in der (Militär)Geschichte beispiellosen Aktion. Aufgrund der Unwegsamkeit der Landungsküste hatten die Alliierten ihre Häfen mit Hilfe von betongefüllten riesigen Senkkästen - zwischen den Schiffen transportiert und dann auf den Boden gelassen - nämlich selbst mitgebracht. Teile der einst 33 künstlichen Molen, sogenannten „Mulberry-Häfen", sieht man heute noch hier bei Arromanches neben Resten großer Schwimmpontons. Von Arromanches fuhren wir nur ein paar Minuten in die historische erste Hauptstadt der Normandie, nach Bayeux.

Bayeux

Die historische Altstadt des kleinen Städtchens wird beherrscht von der großartigen Kathedrale Notre Dame, die noch heute Bischofssitz ist. Ursprünglich im normannisch-romanischen Stil errichtet, wurde die Kathedrale später gotisch fertiggebaut und mehrfach leicht stilistisch verändert. Dennoch präsentiert sie sich bis heute äußerlich fast perfekt und stadtbestimmend und beeindruckt im Inneren mit gewaltiger Raumwirkung.
Die besondere Sehenswürdigkeit von Bayeux aber ist eines der berühmtesten und bedeutendsten Textilkunstwerke des Mittelalters. Der „Teppich von Bayeux" wird in einem in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts eigens dafür errichteten Museumszentrum ausgestellt. Fast 70 m lang ist der nur 52 cm hohe Tuchstreifen, dessen Stickereien in 58 Einzelszenen die Geschichte(n) beschreiben, die sich 1066 rund um die Eroberung Englands durch die Normannen zugetragen haben sollen. Ein Audioguide erklärte uns die Bedeutung der gestickten Szenen und wir konnten nur staunen über den Erhaltungszustand, vor allem aber die Kunstfertigkeit und Phantasie, mit denen die Arbeiten an diesem 1000 Jahre alten Bildwerk ausgeführt wurden. Ein erhebendes Erlebnis, einem solchen Originalzeugen der Weltgeschichte gegenüberzustehen!
Nach dem Besuch der berühmten „Tapisserie" war noch etwas Freizeit, bevor wir uns am Bus trafen und zur letzten heutigen Etappe fuhren: pünktlich standen wir am Fährhafen von Cherbourg. Hier holte ich im Ticketbüro die Kabinenschlüssel, Bordkarten und die Voucher für Abendessen und Frühstück.
Wir fuhren mit dem Bus auf die Fähre und hatten nun bis morgen mittag Zeit, uns an Bord zu beschäftigen.

Rosslare – New Ross – Youghal – Mideleton – Cork: Vierter Tag, 10.06.2014:

Etwas unpünktlich erreichte die Fähre den südirischen Hafen Rosslare. Dennoch nicht zu spät, wir hatten Zeit bis zum einzigen heute geplanten und ausgeschriebenen Programmpunkt zu gelangen, der Besichtigung der größten Whiskey-Brennerei Irlands. Auf der gutausgebauten Nationalstraße 25 gelangten wir am Städtchen Wexford vorbei nach New Ross, dem Ort, aus dem einst die in den USA so erfolgreiche Politikerfamilie der Kennedys ausgewandert war. Gelegen am River Barrow hat die Stadt Irlands einzigen Binnenhafen, der 32 km vom Meer entfernt liegt- denn bisher reicht die Wirkung der Gezeiten. Direkt an den Hafenanlagen an der Straße findet man die in Irland bekannteste Sehenswürdigkeit des Städtchens: einen originalgetreuen Nachbau der Dreimastbark „Dunbrody", die in der Mitte des 19. Jahrhunderts Auswanderer nach Amerika brachte. Dabei soll von diesem Schiff aus eine der schlimmsten Bedrohungen nach Irlöand gelangt sein: die Kartoffelpest, die die meisten Iren ihrer Ernährungsgrundlage beraubte, zwei große Hungersnöte zur Folge hatte und Irland fast entvölkerte: durch Auswanderung einerseits und den Hungertod Tausender andererseits.

Youghal

Auf der Weiterfahrt hielten wir noch am Hafen Youghal, direkt an der Innenstadt. Die Einwohner des Städtchens sind bis heute stolz darauf, dass ihr Ort mehrfach Filmkulisse war, besonders für den unvergessenen Film „Moby Dick" mit Gregory Peck als Käpt'n Ahab. Einige der historischen Bauwerke der Stadt, die einst die englische Königin Elisabeth I. ihrem Seehelden Sir Walter Raleigh zum Geschenk gemacht hatte, sind erhalten, wie z.B. das Castle oder das Wassertor. Gleich am Hafen steht das Glockentor von 1777, errichtet anbstelle eines früheren Burgturms. Der hatte - wie später auch das Gliockentor" auch als Hinrichtungsort gedient, ganz besonders im 17. Jahrhundert, als Oliver Cromwell Youghal zu seiner Operationsbasis seiner Invasion von Irland machte, wobei er in diesem Land bis heute wegen seiner Grausamkeit und der Bösartigkeit seiner Männer verhaßt ist.

Whiskey

Nun aber brachen wir auf zur Jameson Distillery gelegen in Midleton, nicht allzuweit von Irlands zweitgrößter Stadt Cork, die auch unser heutiger Übernachtungsort sein würde. Ein Besuch der alten und neuen Destillieranlagen und natürlich die Verkostung eines guten Whiskey waren das Ziel. „uisghe beatha" - das „Wasser des Lebens" - ist der gälische Ursprung des „englischen" Wortes Whiskey. Dabei wird der schottische nur als „Whisky" geschrieben, der irische bekommt ein „e" hinzu und man schreibt ihn „Wiskey". Vielleicht beruht darauf der alte Streit zwischen Schotten und Iren - sie kommen sehr gut miteinander aus, aber können sich nicht einigen, wer denn nun den Whisk(e)y erfunden hat. In Irland dreimal destilliert ist er recht mild und rund, in Schottland räuchert man das Malz mit Torf, destilliert nur zweimal und mag den Scotch Whisky - natürlich Single Malt - rauchig und torfig. Am Ende muss jeder selbst entscheiden was am besten schmeckt und - gut sind sie beide! Nach unserem Besuch in Jameson's Distillery fuhren wir zu unserem Übernachtungshotel im Zentrum, von Cork.

Cork – Timoleague – Skibbereen – Schull – Mizen Head – Crookhaven – Glengarriff, Fünfter Tag, 11.06.2014:

Heute Morgen luden wir das Gepäck in den Eberhardt-Bus, würden aber für zwei Tage mit einem irischen Bus befördert, um die Lenk- und Ruhezeiten unseres Fahrers einhalten zu können. Während also unser Gepäck schon nach Glengarriff vorausfuhr, begaben wir uns auf eine vielversprechende Tagestour bei herrlichem Wetter. Ein kleines Dorf an der Mündung des Flüsschens Argideen war unser erstes Ziel. Hier in Timoleague steht die imposante Ruine eines Franziskanerklosters. Schon im 12. Jahrhundert war hier, in der Abgeschiedenheit aber dennoch gut von der Wasserseite erreichbar, ein Hospital für Aussätzige erbaut worden: die Lepra galt als Geißel Gottes. Später erbauten die Franziskaner daran anschließend eine Mission mit großer Kirche, Missionshaus, Kloster und Wirtschaftsgebäude. Die Anlage, im Grunde gegen 1320 errichtet, wuchs und gedieh, bis der puritanische englische Lordprotektor Oliver Cromwell den König entmachtete und eine Parlamentsarmee aufstelle Besonders in Irland ließ er sie trainieren und erzog sie dazu, vor Gräueltaten nicht zurückzuschrecken. Nahezu alle Kirchen und Klöster der streng katholischen irischen Bevölkerung fielen damals den Attacken der „Ironsides" genannten schweren Reiterei Cromwells zum Opfer - so auch 1642 das blühende Timoleague. Wir hatten Muße, uns die malerischen, gewaltigen Ruinen genauer anzusehen, bevor wir weiterfuhren und uns einen Bummel im geschäftigen Marktstädtchen Skibbereen gönnten. Mit gut 2000 Einwohnern typisch für die kleinen irischen Städte, verdankt dieser Ort seine Gründung den beständigen Überfällen nordafrikanischer Piraten: die Bewohner der immer wieder zerstörten Hafenorte flohen ein Stück auf's Festland und gründeten dort die Dörfer Bridgetown und Stapleton, die sich später zu Skibbereen zusammenschlossen. Nach einem Spaziergang hier waren es bloß ein paar Minuten bis Schull - einem hübschen Fischerort, in dem eine Reihe kleiner Bars, Pub's und Restaurants Gelegenheit zu einem landestypischen Imbiss oder einem kleinen Meeresfrüchte-Mittagessen boten. Wir hatten genug Zeit dafür und begaben uns dann zur Südwestspitze Irlands, die gleichzeitig ein einzigartiger Landschaftshöhepunkt unserer Reise wurde.

Mizen Head

Am Ende der südlichsten der vier südwestlichen irischen Halbinsel liegt ein einsamer Leuchtturm inmitten einer Felsenwildnis. Bei herrlichem Wetter konnten wir nicht nur herrliche Landschaftsaufnahmen machen und das Museum im alten Leuchtturm besuchen, wir konnten auch bei schönstem Sonnenschein alle Aussichtspunktebesuchen und nach Überqueren der Brücke zum Leuchtturm unsere Vorstellungskraft strapazieren, wie es wohl aussähe, wenn der Atlantik bei Sturm seine Gischt dutzende Meter hoch bis zum Leuchtturm und hinein in die gigantischen Felsenspalten branden lassen würde. Guglielmo Marconi, einer der Erfinder und Pioniere der drahtlosen Telegrafie kam hierher nach Mizen Head, um mit vorbeifahrenden Schiffen zu kommunizieren.
Wir verbrachten genug Zeit in der traumhaften Kulisse der Felsspalten, fjordähnlichen Einschnitte und wassergefüllten Buchten um den Felsvorsprung von Mizen Head, um alle Spaziergänge und Fotos , die wir uns hier vorstellen konnten, gemacht zu haben, bevor wir zum Bus zurückgingen. Einen Abstecher wert war noch der winzige Fischereihafen Crookhaven, bestehend aus einer Handvoll Häusern, zwei Pubs und einer Anlegestelle für Yachten, die bei Bedarf mit Schwimmpontons erweitert werden konnte. Eigentlich war er als Anlegestelle für eine Kupfermine im 19. Jahrhundert errichtet worden, die aber längst nicht mehr aktiv ist. Von Crookhaven aus erreichten wir nicht allzu spät unser Ziel Glengarriff und wohnten im traditionell eingerichteten „Eccles Hotel" direkt an einer Meeresbucht. Unser Gepäck war bereits seit dem Morgen hier und wir checkten ein und hatten bis zum Abendessen noch genug Zeit für einen Spaziergang am Wasser.

Ring of Beara – Garinish Island, Sechster Tag: 12.06.2014:

Das schöne Wetter hielt auch heute an - und natürlich ist dies für eine solche Reise mit viel Landschaft besonders wichtig und überhaupt machen die Reisen dann den meisten Spaß, wenn dabei die grandiose Natur zur Geltung kommt. Für den heutigen Tag war das eine gute Grundlage, denn der Ring of Beara war unser Ziel. Weniger bekannt als sein „großer Bruder", der „Ring of Kerry", der sich um die gegenüberliegende Halbinsel Iveragh zieht, hält der insgesamt etwa 140 km lange Weg rund um die Halbinsel Beara kaum weniger an schönen Ausblicken bereit. Etwa 50 km lang ist die Halbinsel, die sich - bei Glengarriffnoch gut 15 km breit, keilförmig verjüngend nach Südwesten in den Atlantischen Ozean vorschiebt. Allerdings ist sie nicht in voller Länge für Busse befahrbar und ab Juni nur „clockwise", also im Uhrzeigersinn.
Wir starteten in Glengarriff und hatten ein paar Fotostopps unterwegs nahe der Dörfchen Adrigole und Curryglass. Hauptort ist das attraktive Städtchen Castletownbere mit seinen vielen buntgestrichenen Häusern. Unser Busstopp war nahe dem Ortsanfang am Hafen und gegenüber dem großen Supermarkt, am Beginn der Hauptstraße, die dann am „Square", dem großen Platz und Ortszentrum von Castletownbere endet. Hier hatten wir viel Zeit für einen Bummel - denn wir hatten verabredet, mittags ein Picknick zu machen und dafür musste ich einkaufen. Die beiden Supermärkte und der Bäcker boten all das, was ich zu finden gehofft hatte. Nun setzten wir unseren Weg rund um die Halbinsel Beara fort, unterbrochen von Fotostopps und einen kurzen Aufenthalt im Dörfchen Lauragh. Dann fanden wir eine Stelle, zwar nahe an der Straße aber idyllisch genug und ich begann, auf einer geraden Grundstücksmauer und dem mitgebrachten Klapptisch ein kleines Picknick mit landestypischem Käse, Schinken, Kohlsalat und einigen Extras aufzubauen. Es sah nicht nur recht zünftig aus, sondern hart allen auch richtig geschmeckt - und satt geworden sind auch alle!

Garinish Island

Auf unserem weiteren Weg zurück legten wir noch einen Stopp im Städtchen Kenmare ein. Der Ring of Kerry endet hier, in der Stadt, die wegen ihrer malerischen Lage an der Bucht von Kenmare und wohl wegen der früher häufigen Wikingerüberfälle den Namen „Meereskopf" bekam - auf irisch übersetzt „Ceann Mara", was im Englischen zum ähnlich lautenden Kenmare wurde. Wir konnten direkt im Stadtzentrum halten, am „Diamant" (Diamond) genannten Stadtplatz, den die drei von hier ausgehenden Hauptstraßen bilden. Nach einem Bummel im touristisch geprägten Ort kehrten wir zurück nach Glengarriff, aber nicht zum Hotel, sondern gleich zur Anlegestelle. Hier am Pier erwartete uns das kleine Schiff „Harbour Queen", um uns zum Inselchen Garinish zu bringen. Ihr irischer Name - Garinis bedeutet „nahe Insel - ist gerechtfertigt, denn die Bootsfahrt dauerte nur wenige Minuten. Aber sie führte an den Robbenbänken vorbei und wir konnten einige der Tiere beobachten, wie sich träge sonnten und nur kurz beunruhigt den Kopf wegen des Motorgeräusches unseres Schiffes hoben. Bald war Garinish erreicht, eine ca. 15 Hektar große Insel, die für ihre Gärten bekannt ist. Einst war sie ein karger Felsen, mit etwas Moos und Torf bedeckt, aber gelegen im Schutz der Bantry-Bucht, im Golfstrom und mit fast subtropischem Klima. 1910 kaufte die Familie Bryce die Insel, ließ Muttererde vom Festland heranschaffen und errichtete zusammen mit dem englischen Architekten und Gartengesdtralter Harald Petro die heute blühende Gartenlandschaft n ihrer üppigen Pflanzenvielfalt, unter der besonders der italienische Garten im klassischen Stil mit einem kleinen Gartenhaus und der ummauerte Garten bekannt sind. Wieder hatten wir genügend Zeit, um uns in den Gärten zu ergehen und die Düfte und Farben der Blumenvielfalt und der exotischen Pflanzen in uns aufzunehmen.
Mit der „Harbour Queen" kehrten wir zurück nach Garinish und hatten noch Zeit für einen Spaziergang vor dem Abendessen.

Macroom – Blarney – Cobh – Waterford, Siebter Tag, 13. 06. 2014:

Heute ging es bereits wieder zurück in Richtung Fährhafen. Einen ersten Stopp legten wir im lebendigen und als Marktort bedeutenden Städtchen Macroom ein, das einst über eine bedeutende Festung verfügte. Nachdem sie in den irischen Kriegen 1922 niederbrannte, sind nur noch Teile als Ruinen erhalten, ihr burgartiger Torbau aber bestimmt noch immer das Bild des geschäftigen Marktplatzes, den auch noch einige Häuser aus georgianischer Zeit umstehen. Weiter ging es dann zu einer berühmten Ruine: die romantisch anmutenden und recht gut erhaltenen Reste von Blarney Castle liegen inmitten einer ausgedehnten Parkanlage. Im 15. Jahrhundert galt Blarney als die am stärksten befestigte Burg der irischen Region und des einstigen Königreiches Munster. Immer noch ragt ihr Hauptturm stolze 25 m in die Höhe und trägt auch noch den größten Teil seiner Zinnenbewehrung. Ein Stein, der in diese Zinnen eingelassen wurde, brachte der Burg den Hauptteil ihrer Berühmtheit und wohl bis heute auch ihres Besucherstromes ein: der „Stein der Beredsamkeit". Wenn man ihn auf eine bestimmte Art küsse, so sagt die Legende, werde man immer beredsam sein, in jeder Lage die richtigen Worte finden und sich auch aus schwierigen Situationen „herausreden" können. Deshalb wohl folgen bis heute viele dem vorgeschriebenen Ritual: Auf dem Rücken muss man sich nach hinten über den bgrund lehnen (wobei man festgehalten werden sollte!) und kopfüber die Unterseite des Blarney-Steines küssen. Der Grund dieser Legende, die von jedem ein wenig anders erzählt wird, liegt wohl in der Regierungszeit Elisabeths I. Sei es nun wie in einer Variante der mit Blarney belehnte Lord Leicester oder wie in anderen Geschichten der Lord Blarney vom McCarthy-Clan, auf alle Fälle redeten sie sich so geschickt aus verzwickten Situationen heraus, dass die Königin schließlich resigniert ausgerufen haben soll „It's all Blarney, what he says, he never means" - Das ist alles Blarney, er meint doch nicht, was er sagt!" - womit ein geflügeltes Wort geboren wurde, denn bis heute meint im Englischen „Blarney reden" soviel wie gefälliges Gerede ohnen ernsten Hintergrund oder gefällige Täuschung, ohne jemandem weh tun zu wollen.
Für den nahegelegenen Ort Blarney hatten wir auch noch etwas Zeit, bevor wir weiterfuhren, an der Großstadt Cork vorbei zum Hafenstädtchen Cobh. Im hiesigen Naturhafen sammelte sich im 18. Jahrhundert of die königliche englische Flotte, zunächst im Unabhängigkeitskrieg gegen die Vereinigten Staaten, später im Kampf gegen Napoleons Flotte. Die Navy verhalf der Stadt zu Wohlstand, die wenig später auch als Kurort entdeckt wurde, was man teilweise noch an ihrer oft neogotischen Bebauung „ablesen" kann. Für viele Auswandererschiffe in die Usa war der hiesige Hafen Ausgangspunkt. Davon erzählt anschaulich das in einem Teil des Bahnhofes untergebrachte Heritage Centre. In der „Queenstown Story" macht man eine interessante Zeitreise in die Geschichte des zwischenzeitlich anlässlich des Besuches von Königin Victoria 1849 in „Queenstown" umbenannte Cobh. Hier erfährt man von Beweggründen und Bedingungen der großen Auswanderungswellen, der Entwicklung von Dampfschiffen und des Passagierverkehrs und auch über das tragische Ende des im ersten Weltkrieg durch ein deutsches Torpedo versenkte Passagierschiff „Lusitania", bei dem über 1500 Menschen den Tod fanden. Im Stadtzentrum erinnert bis heute ein Mahnmal an ihr Schicksal, unweit davon ein kleineres an das Unglück der 1912 gesunkenen „Titanic", die auf ihrer verhängnisvollen Jungfernfahrt in Cobh zum letzten Mal Station gemachte hatte. .
Nach längerem Aufenthalt in Cobh und im Heritage Center fuhren wir zu unserer letzten Übernachtung in Irland, nach Waterford.

Irish National Heritage Park – Wexford – Johnstown Castle – Fähre, achter Tag, 14.06. 2014:

Unser erstes Ziel heute - wir waren bereits auf dem Weg zur Fähre - war der „Nationale Irische Erbe-Park" bei Ferrycarrig. Rekonstruktionen von Behausungen, Schautafeln und nachgebaute Objekte leiten den Besucher durch die irische Ur- und Frühgeschichte bis zum Mittelalter. Eindrucksvoll nachgebaut und durch unseren Museumsführer erläutert konnten wir steinzeitliche Behausungen, Zeugnisse der Großsteinkultur und Relikte aus der Bronzezeit, vor allem aber aus keltischer und frühchristlicher Zeit bestaunen.
Da gab es beispielsweise die Rekonstruktion eines Ogham-Steines, jener geheimnisvollen, mit über die Steinkante geritzten Zeichen bedeckten keltischen Mitteilungssteine, die vielleicht ebenso wie die germanischen Runensteine zu sehen sind oder die Nachbildung eines für Irland typischen Crannog, einer künstlich angelegten Insel auf Pfählen mit palisadenumwehrten Hütten.
Nach einem kleinen Bummel im Stadtzentrum der alten Seehandelsstadt Wexford fuhren wir zu unserem letzten Besichtigungsziel in Irland. Johnstown Castle wurde im 19. Jashrhundert auf den Resten einer Normannenburg in einem riesigen Park errichtet. Auf 20 Hektar mit künstlichen Seen und Wasserläufen kann man eine für Irland untypische Vielfalt an Baum- und Straucharten bewundern. Vom Schloss kann nicht allzuviel besucht werden, aber die Anlage beherbergt im nahen Bauernhof ein Landwirtschaftsmuseum mit alten Maschinen, Möbeln und Werkstätten.
Vom Museum ging es direkt zum Fährhafen Rosslare. Hier checkten wir wiederum auf die „Oscar Wilde" ein, das Fährschiff von Irish Ferries, das schon gegen 16.00 Uhr in See ging und am nächsten Tag Roscoff in der Bretagne erreichen würde.


Roscoff - Guimiliau - Landerneau - Le Folgoet - Brest, neunter Tag, 15.06. 2014:

Mit etwas Verspätung erreichte unser Schiff die Bretagne und auch danach mussten wir noch etwas warten, bevor wir den Hafen verlassen konnten. Dann waren wir auf dem Weg ins Landesinnere.
Es dauerte nicht lange, bis wir das Dorf Guimiliau erreichten. Hier beginnt der am stärksten religiös geprägte Teil der Bretagne - gekennzeichnet unter andedrem dadurch, dass fast alle Dörfer „umfriedete Pfarrhöfe" haben. Das sind sozusagen „Gesamtkunstwerke", Kirchenensembles die alle über Details wie Beinhäuser, Triumphtore, Taufkapellen und besonders schöne Pfarrkirchen verfügen - und als Besonderheit über Hochkreuze in sogenannten „Kalvarienbergen" - und die immer von einer Mauer umgeben sind, um die Welt der Lebenden und der Toten, den Bereich des Glaubens von dem des Profanen zu trennen.
Das Dörfchen Guimiliau ist für den schönsten und reichhaltigsten „calvaire" bekannt, zwar typisch für diesen Teil der Bretagne, aber aufregender und schöner als die meisten anderen. Solche „Kalvarienberge" sind steinerne Sockel auch auf Säulen ruhende Podeste mit reichhaltigem Figurenschmuck, der in der Mitte von einer Kreuzigungsgruppe dominiert wird. Der „calvaire" von Guimiliau bringt es auf über zweihundert Figuren aus der biblischen Geschichte und stammt wie fast alle dieser Objekte aus dem 16. oder 17.Jahrhundert. Das Besondere: sie sind von Künstlern der Bauernkultur aus einem der besonders harten Gesteine - Granit - gemeißelt worden. Üblich waren früher Gottesdienste im Freien, wobei der Priester am Kalvarienberg stand, seine Predigt hielt und dabei mit der Hand oder einem Zeigestock auf alle biblischen dargestellten Personen und Ereignisse deutete. So konnte er alles illustrieren, was in seinen Predigten und Mahnungen vorkam - für die oft des Lesens und Schreibens unkundigen Bauern und Gemeindemitglieder ein immer wieder verwendbares vielseitiges steinernes Bibel- Bilderbuch.

Landerneau

Eine weitere bretonische Attraktion ist das unweit von hier gelegene Städtchen Landerneau. Nach wenigen Busminuten hatten wir den Kern des Ortes, am Fluß Elorn gelegen, erreicht. Eine der letzten bewohnten Brücken Europas, die Pont de Rohan, wurde im 16. Jahrhundert erbaut und bildet ein außerst sehenswertes Ensemble, das alljährlich tausende Touristen anlockt. Alte Häuser, eins mit Türmchen, eins mit Sonnenuhr, säumen die breite Brücke mit ihrter historischen Bebauung, wobei man den vielleicht schonsten „Fotoblickk" vom nahegelegenen Rathaus hat. Auf jeden Fall lohnen sich beide Seiten der „Brücke von Landerneau", unter der sich auch ein malerisches Wehr befindet.

Le Folgoet

Letzte Besichtigung für heute war ein beliebter Wallfahrtsort, die Kirche Notre Dame in Le Folgoet. Die große Wallfahrt - solche werden in der Bretagne „Pardons" genannt - findet im September statt und gehört zu den wichtigsten der an Wallfahrten gewiß nikcht armen Bretagne. Der Nordturm des Bauensembles, das wir am Nachmittag bei herrlichem Sonnenschein erreichten, gehört mit seinen gotischen architektonischen Verzierungen zu den sehenswertesten in der Bretagne und der ungewöhnliche L-förmige Grundriss ergibt sich aus dem Zusammenbau der Kirche mit der nebenliegenden Kapelle. Entstanden ist die Wallfahrtskirche am Schauplatz einer Sage, nach der aus dem Mund eines hier begrabenen frommen Narren eine Blüte entsprossen sein soll, deren Stempel die Worte „Ave Maria" formten. Der im bretonischen Erbfolgekrieg erfolgreiche Jean de Montfort stiftete hier eine Marienkapelle. Als Besonderheit entspringt hier unter dem Altar eine Quelle, aus der die Pilger trinken, denn sie wird nach draußen geführt und an der Mauer des Chorhauptes in ein steinernes Becken gefasst.
Auf dem Weg zu unserer heutigen Unterkunft hielten wir noch für einen kurzen Bummel im nahegelegenen Städtchen Lesneven, einem der ältesten Orte der Bretagne, der noch einige hübsche alte Granithäuser aufweist.


Océanopolis - Pleyben - Locronan - Fouesnant, zehnter Tag, 16.06. 2014:

Der heutige Vormittag war einem Erlebnis ganz anderer Art gewidmet: Océanopolis liegt etwas außerhalb der Hafenstadt Brest am Yachthafen und ist eine Art „Schaufenster" der Ozeanographie. Eigentlich handelt es sich um ein meereswissenschaftlich-technisches Zentrum mit Forschungseinrichtungen, aber die meisten der aufwendig gestalteten Aquarien sind von hohem Schauwert und locken zahllose Besucher an. Touristen, interessierte Brester und natürlich viele Kindergruppen und Schulklassen lassen sich entführen in die bunte und interessante Welt des Meeres. Nach großem Ausbau vor gut zehn Jahren gehört Océanopolis nicht nur zu den größten Einrichtungen ihrer Art weltweit, sondern auch zu den meistbesuchten. In drei Themenbereichen widmet man sich der Darstellung und Erforschung nicht nur der gemäßigten Klimazone und den Meeresgebieten rund um die Bretagne, sondern auch den Polarmeeren und dem tropischen Bereich. So werden Meeresbewohner in ihren natürlichen Lebensräumen vorgeführt - man kann sich an Pinguinen ebenso ergötzen wie an Seehunden. Filme ergänzen das Shau-Angebot. Unser größtes Interesse aber galt - glaube ich - den gewaltigen Bassins der Tropenzone, in denen sich unter anderem verschiedene Arten von Haien und Rochen tummelten. Mit nahezu allen Themen der Meeresforschung wurden wir während der fast dreistündigen Führung konfrontiert - aber die frische Art, in der alles dargeboten wurde und die unglaublichen Anblicke in den hervorragend gestalteten Aquarien und Unterwasserwelten ließen keine Sekunde Langeweile aufkommen.

Pleyben

Gegen Mittag wurden wir dann von Océanopolis abgeholt und fuhren gen Süden. Nächstes Ziel war Pleyben, ein Ort, der über eine der größten Kirchen der Bretagne mit einem ebensolchen Kalvarienberg verfügt. Obwohl wir das Prinzip des umfriedeten Pfarrbezirks und der Kalvartienberge bereits von gestern, von Guimiliau her, kannten, waren wir doch auf's neue beeindruckt - dieses Mal neben der Kunstfertigkeit und Vielfalt der Figuren auch von der Großzügigkeit der Gesamtanlage. In den Reiseführern wird der von Pleyben oft als „eindrucksvollster" Kalvarienberg der Bretagne bezeichnet. Über Superlative kann man immer streiten (und mein Favorit in der Bretagne ist und bleibt der Pfarrbezirk von Guimiliau), aber zweifellos verdeutlichen in Pleyben die plastischen Szenen aus dem Leben Jesu und andere Figurengruppen aufgrund ihrer harmonischen Anordnung beim Um- und Neubau der Kultstätte nun wirklich wie eine gut lesbare Bildergeschichte die biblischen Themen und regen Phantasie und Vorstellungskraft der Gläubigen bei der Messe und wohl auch der „neutralen" Betrachter beim Herumgehen an.

Locronan

Von Pleyben aus wandten wir uns einem weiteren Höhepunkt der Bretagne zu und besuchten das Dörfchen Locronan. Der herrlich malerische Ort steht komplett unter Denkmalschutz und konnte wie kaum ein anderes Dorf der Bretagne sein mittelalterliches Flair komplett bewahren. Das machte Locronan zum Drehort vieler romantischer und historischer Filme, unter anderem von mehreren „Musketier"-Klassikern wie dem vielleicht bekanntesten mit Michael York und Oliver Reed in den Hauptrollen (bei dem Dracula-Darsteller Christopher Lee den finsteren einäugigen Grafen Rochefort gab). Wir besuchten zunächst die wundervolle, malerische Ronan-Kirche mit dem Grab des Heiligen, der der Legende nach den Bewohnern das Christentum gebracht und ihnen die Segeltuchweberei beigebracht hatte, die hernach zur Quelle des Wohlstands für Locronan wurde. Bei einem ausgiebigen Spaziergang hatten wir Gelegenheit zur Besichtigung der Gassen mit den ungewöhnlich hübschen Häusern, die die Hinterlassenschaft dieser erfolgreichen Webkunst waren und der malerischen Straßen und Plätze des autofreien Ortes.
Am Abend erreichten wir unser schönes Hotel, das direkt am weißen Sandstrand lag und noch Gelegenheit zu manchem Strandbummel bot.


Concarneau - Carnac - Vannes, elfter Tag: 17.06.2014:

Der bedeutende Fischereihafen Concarneau lag nicht allzuweit von unserem hübschen Strandhotel weg. Der Besuch einer traditionellen Fischkonservenfabrik war heute der erste Tageshöhepunkt. Gewaltige Mengen Fisch wurden und werden täglich an der bretonischen Küste gefangen und angelandet und als im 19. Jahrhundert ein Konservierungsverfahren entdeckt wurde, das die Fische jahrelang haltbar machte und Konservenfabriken wie Pilze aus dem Boden schießen ließ. Heute gibt es nur noch zwei und die traditionsreichere konnten wir besuchen. Zwar durften wir aus hygienischen Gründen nicht direkt in die Produktion, bekamen aber einen Überblick über die verschiedenen Produkte wie Fischkonserven, Muschel- und Krebs-Rillettes oder Fisch- und Krabbensuppe. Von einigem durften wir auch kosten. Von der Fischfabrik ging es weiter zu Concarneaus großer Sehenswürdigkeit: der Festungsaltstadt „la Ville close", die der berühmte Festungsbaumeister Ludwigs XIV., Sebastien Prestre Le Vauban, befestigte. Die Mauern umschließen eine kleine, etwa 350 x 150 m messende, Insel direkt an der Küste neben dem Hafen, die verblüffend einem steinernen Schiff ähnelt. Die gewaltigen Festungswerke mit ungewöhnlichem Uhrturm und ausladenden Kanonenbastionen als Bug sollten feindliche Kanonenkugeln abprallen lassen. Ein einziger Zugang, früher mit Zugbrücke und eine noch vorhandene kleine Vorburg sicherten das einzige Tor. Durch diesen Eingang gelangt man in Vaubans Garnisons- und Artilleriefestung, die nur aus zwei Hauptstraßen besteht, die durch wenige Quergassen verbunden sind. Die unglaublich vielen Souvenirläden und bunten Häuser vermitteln dennoch den Eindruck eines Straßengewirres, geben aber auch einen tollen Eindruck dieser winzigen Festungsstadt des 17. Jahrhunderts.

Megalithkultur

Auch hier hatten wir genügend Freizeit, bevor wir zur Autobahn zurückkehrten, um in das „Gebiet der großen Steine" zu fahren. Kaum irgendwo anders auf der Welt sind so viele Zeugnisse und Überreste der Megalithkultur auf engstem Raum zu finden wie hier in der südlichen Bretagne. Menhire, Steinkreise, Großsteingräber - das gibt es an vielen Stellen in Europa, aber die Alignements findet man nur hier. Was das ist? Diese Alignements sind kilometerlange parallele Steinsetzungen tonnenschwerer, mitunter leicht behauen. Auf jeden Fall sind es Steine, deren Größenordnung verblüfft, auch bei den Steinriesen von Kerzhero, gleich hinter Erdeven gelegen. Hier, noch vor den bekannteren Monumenten von Carnac, machten wir einen ausgedehnten Fotostopp, denn nirgendwo sonst darf man zwischen den Steinen herumlaufen und sie ganz aus der Nähe fotografieren. Nach einem Mittagsstopp im Ort Carnac wandten wir uns dann den berühmtesten jungsteinzeitlichen Steinreihen zu. Die Alleen von Le Menec und Kermario beeindrucken durch ihre schiere Größe - etwa einen Kilometer lang, aber auch durch die Anzahl ihrer Steine - jeweils über 1000 - und die unglaubliche Präzision mit denen ihre Erbauer - immerhin Steinzeitmenschen - sie errichtet haben. Ohne moderne Hilfsmittel scheint es wie ein Wunder, dass sie auf verschiedene Stern-, Mond- und Sonnenkonstellationen ausgerichtet sind. Oder sollten doch Außerirdische....?

Vannes

Von Carnac ging es dann in die historische Stadt Vannes, wo unser Hotel etwas außerhalb am Hafen lag. Da wir noch genügend Zeit hatten, fuhren wir aber zunächst zum Stadtkern, um der Altstadt von Vannes, die früher das bretonische Parlament beherbergt hatte, einen Besuch abzustatten. Bei einer kleinen Stadtführung zeigte ich den Mitreisenden erst einmal die Außenanlagen der Stadt, deren Stadtmauerr mit Graben, Wall, Mauern Stattoren und dem auf der Mauer aufsitzenden Schloss recht sehenswert ist. Einen herrlichen Garten mit Figuren bildenden bunten Blumenrabatten haben die heutigen Bewohner aus den Gräben der einstigen Stadtbefestigung gemacht. Davon und von der Ausnutzung des alten Zuflusses als Wasserspender konnten wir uns bei einem Spaziergang überzeugen. Entlang der Mauer schritten wir die alten Befestigungen ab und ich konnte auch das berühmte und überaus malerische historische Waschhaus zeigte. In neuem Glanz erstrahlt - nachdem es leider jahrelang eingerüstet war - das Gefängnis-Stadttor, durch das der Weg ins Innere der Altstadt führt. Hier hatten wir Gelegenheit, uns noch die Kathedrale und die berühmten malerischen Fachwerkplätze anzusehen.
Kurz vor dem Abendessen checkten wir dann in das am Hafen von Vannes gelegene „Mercure"-Hotel ein.


Quiberon - Belle Ile - Vannes, zwöfter Tag, 18. 06. 2014:

Recht früh ging es heute los, denn bevor wir im Hafen von Quiberon die Fähre bestiegen, wollte ich noch etwas von der herrlichen Umgebung zeigen. Die Halbinsel Quiberon liegt kurz hinter Carnac, ein paar Dutzend Kilometer von Vannes entfernt und zeigt wie ein langer Finger nach Süden. Der „Fingernagel" wäre dann gleichsam das berühmte Seebad „Ouiberon". Unser Ziel war jedoch zunächst die „cote sauvage", die wilde Küste, eine der schönsten Felsenküsten der Bretagne. Erst einmal überwanden wir per Straße, die auf einem vor Jahrhunderten angeschwemmten Sanddamm errichtet worden war, eine Landenge: den Isthmus von Penthievre. Einen Fotostopp legten wir am gleichnamigen Fort aus dem 19. Jahrhundert ein und folgten dann der Verbindung zur malerischen Küstenstraße. An mehreren Stellen konnten wir bei Fotostopps malerische Bilder von der interessanten „wilden Küste" machen.
Nachdem ich im Hafenbüro schon die Tickets für Hin- und Rückfahrt zur „Belle Ile" geholt hatte, blieb noch genug Zeit für einen Bummel im mondänen Seebad Quiberon, das gerade erst zum Leben erwachte. Auch ein Sonnenbad war drin beim herrlichen Wetter dieses sommerlichen Morgens.
Nach einer 45 Minuten dauernden Überfahrt erreichten wir die größte Insel der Bretagne um uns zu überzeugen, dass sie ihren Namen „Belle Ile" = „schöne Insel" zu Recht trägt. Gleich am Hafen wartete ein Busfahrer auf uns, der unser Grüppchen zu Fuß am Hafen entlang und an der gegenüberliegenden gewaltigen Zitadelle - ebenfalls ein Werk des Festungsbaumeisters Vauban - vorbei zum Busparkplatz zu lotsen. Hier bestiegen wir dann einen „Inselbus" und wurden zu den schönsten Orten der Insel chauffiert. Den Auftakt bildeten die pittoresken „Aiguilles de Port-Coton". Die Felsnadeln haben namhafte Künstler inspiriert und finden sich beispielsweise auf einigen impressionistischen Gemälden. Grandios erheben sich die schroffen Felsen, in deren Formen die Phantasie verschiedene Tiere und Wesen hineininterpretiert, aus dem türkisfarbenen Meer. Da hier die Brandung gegen die Felsnadeln schlägt, hat der Volksmund dem Ort wegen seines watteartigen Meeresschaumes den Namen Port-Coton („Baumwollhafen") verliehen. Nach etwas Aufenthalt hier fuhren wir zum malerischen Fischerdörfchen Sauzon. Im Hafen lagen die meisten Boote wegen Ebbe auf dem Trockenen und wir hatten Freizeit für einen Mittagsimbiss oder zu einem Spaziergang durch den hübschen Ort bei strahlendem Wetter bis zum kleinen Leuchtturm.
Am Nachmittag suchten wr noch da Nordkap der Insel auf, die von einem Leuchtturm gekrönte Pointe des Poulains. Eng verbunden mit diesem malerischen Landschaftsgebiet ist die „Grande Dame von Belle Ile", die Schauspielerin Sarah Bernhardt. „Auf den ersten Blick verliebt" sei sie in diese Landschaft gewesen, hatte die Diva einst verkündet und 1894 ein altes Fort nahe dem Leuchtturm gekauft, das fortan ihr Landsitz wurde, denn sie 30 Jahre lang stets aufsuchte. Natürlich brachte dies der Insel gewaltige touristische Reklame!
Nachdem wir noch die atemberaubende Apothekergrotte - eine wilde Klüftung im harten Fels, schwindelerregend einzusehen - aufgesucht hatten, konnten wir durchaus den Ruf der Insel, einer der schönsten Plätze der Bretagne und ganz Frankreichs zu sein, nachvollziehen.
Dennoch mussten wir wieder zurück. Nach ein paar Minuten Aufenthalt in der Inselhauptstadt Le Palais bestiegen wir gegenüber der Vauban Zitadelle unser Fährschiff und fuhren dann von Quiberon aus zurück zum Hotel vom Vortag.


La Guérande - Salzgärten - La Baule - Nantes, dreizehnter Tag, 19.06.2014:

Der Morgen sah uns auf dem Weg zu einer weiteren Attraktion, die touristisch noch nicht so bekannt ist. Seit 1400 Jahren gewinnen die Bretonen auf höchst einfache Art ein höchst begehrtes Salz: über ein ausgeklügeltes System miteinander verbundener Wasserbecken läuft das salzhaltige Wasser des Atlantik - mechanisch durch ein minimales Gefälle portioniert - bis in kleine Verdunstungsbecken, in denen sich dann das Meersalz auskristallisiert. Gespeist werden die knapp 900 Salinen, die sich bis heute im Privatbesitz von gut 30 salzproduzierenden Familien befinden, durch einen schmalen Kanal, der die Verbindung vom Ozean zur Bucht von Guérande herstellt. Das alles erfuhren wir bei einer Führung durch die „Salzgärten", ausgehend vom Salzmuseum Saille. Von Becken zu Becken wird die Salzkonzentration des in der Sonne verdunstenden Atlantikwassers immer größer, bis sich schließlich in den Verdunstungsbecken Salz in zwei Qualitäten absetzt, abgeschöpft mit großen, rechenartigen Werkzeugen. An der Oberfläche entsteht das begehrte „Fleur du Sel", das man vor allem als Küchengewürz benutzt, tiefer das grobere „Sel gris", das ,man für Speisen, vor allem aber industriell verwendet.
Interessiert konnten wir bei einem Rundgang alles ansehen und das ausgeklügelte Portionierungssystem bestaunen, das an Einfachheit nicht zu überbieten ist und seit Jahrhunderten unverändert genutzt wird.

Altstadt von Guérande

Die hübsche ummauerte Altstadt von Guérande, in der die Zeit stehengeblieben scheint, war unser nächstes Ziel. Als Festungsstadt im 14. Jahrhundert während des bretonischen Erbfolgekrieges entstanden, besitzt die Stadt noch ihren kompletten Mauerruing mit vier Stadttoren. Festungsmauer, Stadt und die alte Kirche mit ihrer Außenkanzel sind eine Augenweide! Ähnliches trifft auch zu für den Strand von „La Baule". An diesem eigentlich während eines Unwetters entstandenen Schwemmsandstand hat sich ein mondäner Badeort mit piksauberem Strand und glasklarem Wasser etabliert. Hier konnten wir in einem der Strandrestaurants unser Mittagessen einnehmen oder bei einem Spaziergang Sand, Wasser und wolkenlosen Himmel genießen.

Maschineninsel

Von La Baule fuhren wir nach Nantes, der Stadt, die einst die bretonischen Herzöge beherbergte. Im 19. Jahrhundert zur Industriestadt geworden, hatte Nantes eine bedeutende Werftindustrie aufgebaut. In den Krisen des 20. Jahrhunderts war diese Stück für Stück niedergegangen - hatte in Nantes aber eine besondere Fortsetzung gefunden: um die alten Anlagen nutzen und dem Standort eine besondere Attraktion zu schaffen, war die „Ile des Machines" entstanden. Vielen Ideen und Phantasien - unter anderem denen des hier geborenen utopischen Schriftstellers Jules Verne folgend, stellt das Museum im ehemaligen Werftgelände Phantasietiere und Fabelwesen her - aus alten Schiffsteilen, Werkzeugen und Gerätschaften. Nicht nur zum Hingucken, sondern zum Anfassen und „Draufsetzen". Während verschiedener Vorführungen schreitet ein riesiger mechanischer Elefant, auf dem etwa ein Dutzend Leute sitzen können, durch das Werftgelände, ein Karussell setzt Fabelwesen in Bewegung, auf denen ein paar unser Gäste reiten durften und schließlich konnten wir einen Blick in die Experimentierwerkstatt werfen, wo sich ein Riesenphönix an einem Kran in die Lüfte erhebt und verschiedene andere mechanische Attraktionen die Besucher verzaubern und - manchmal - auch ein bisschen verwirren.
Von der Ile des Machines fuhren wir zu unserem in der Nähe des Hauptbahnhofes und gegenüber dem Schloss der Herzöge gelegenen Hotel. Abends wurden wir zum „Flußbahnhof" am Flüßchen Erdre gefahren. Bei einer herrlichen Bootsfahrt in die Abendsonne genossen wir ein leckeres Abendessen, während die Flußufer, gesaäumt von zahlreichen Schlössern und Pavillons an uns vorbeiglitten.
Spät am Abend wurden wir in unser Hotel zurückgeshuttelt.


Nantes - Chartres - Lieusant, vierzehnter Tag: 20.06.2014:

Obwohl es gestern Abend spät geworden war, brachen wir heute recht früh auf. Bereits früh am Morgen sahen wir uns Nantes bei einer Stadtführung an: der neue Teil, im Wesentlichen bestimmt durch Aufschwung und Industrialisierung, die Nantes Reichtum gebracht hatten, zeigt eine interessante einheitliche Bebauung aus dem 18. Und 19. Jahrhundert, als Nantes, wiewohl etliche Kilometer flußaufwärts der Loire-Mündung gelegen, Frankreichs größte Hafenstadt gewesen war. Später widmeten wir uns der Altstadt, in der bloß noch 10 Fachwerkhäuser erhalten sind - alles andere war während der Industrialisierung „modernisiert" worden. Wuchtig beherrscht noch immer das Schloss der Herzöge der Bretagne die Altstadt, das seine Glanzzeit unter Franz II. von Bretagne hatte und von seiner Tochter Anne, der letzten bretonischen Herzogin, fertiggebaut worden war. Durch ihre Ehe mit dem französischen König Ende des 15. Jahrhunderts hatte Anne nicht nur jenes Schloss, sondern das ganze Land als Erbe nach Frankreich eingebracht. Das Schloss, das heute ein interessantes Museum beherbergt, konnten wir leider nur von außen sehen, denn es war noch geschlossen. Beeindruckt waren wir aber von seiner Wuchtigkeit, die noch immer beherrschende Entschlossenheit ausstrahlt - genau wie von der nahegelegenen Kathedrale, die Leichtigkeit und gotische Vollkommenheit vereinigt. Ihre immense Raumwirkung und gotische Lichtdurchflutung wirkte ebenso beeindruckend wie das im Renaissancestil gehaltene Grabdenkmal für Franz II. aus schwarzem und weißem Marmor und Alabaster.
Von Nantes aus sollten wir eigentlich - als weiterer Höhepunkt gedacht - mit dem Hochgeschwindigkeitszug TGV in Richtung Paris fahren, was aber wegen eines Eisenbahnerstreiks unmöglich wurde. So begannen wir die erste Etappe der Heimreise mit dem Bus.

Chartres

Unterbrochen von einer Mittagspause an der Raststätte erreichten wir als letzten Reisehöhepunkt die Stadt Chartres, deren Kathedrale als DAS Bauwerk der Gotik weltweit bekannt ist. Die Schaufassade des gewaltigen Bauwerkes zeigt immer noch deutlich die Entwicklung der Früh- zur Hochgotik, das berühmte Königsportal weist die Besonderheit auf, dass es, obwohl dreigeteilt, mit allen drei Portaltoren in ein Schiff - das Hauptschiff - mündet. Zwar war der Besuch des Inneren immer noch wie seit Jahren durch Restaurierung eingeschränkt, aber durch das schöne Wetter draußen kamen das berühmte Chartres-Blau der mittelalterlichen Glasfenster und auch die faszinierende Raumwirkung des Bauwerks richtig zur Geltung Trotz Einrüstung konnten wir auch das Labyrinth im Fußboden der halbdunklen Kirche betrachten, das immer wieder Pilger anzieht und zu den großen Mysterien von Chartres gehört. Nach dem Kathedralenbesuch blieb noch Zeit für einen kleinen Altstadtbummel, bevor uns der Bus zum letzten Übernachtungsort unserer Reise, brachte, in ein neues modernes Hotel in einem Vorort von Paris .


Lieusant - Metz - Dresden, fünfzehnter Tag, 21.06.2014:

Ohne jeglichen Rückstau von Berufsverkehr erreichten wir rasch die Autobahn und waren im Nu unterwegs in Richtung Heimat, vorbei an Reims, Metz und Saarbrücken. Weiter ging es auf deutschen Autobahnen und wir erreichten pünktlich jene Orte, an denen Transfers auf unsere Gäste warteten.

Epilog

Eine traumhaft schöne Reise ging zu Ende, die an Vielfalt und Schauwert schwer zu überbieten ist. Obwohl die Kombination Nordwestfrankreich und Südirland ungewöhnlich scheinen mag - verbindende Elemente gibt es genug und Aufregendes zu sehen allemal.
Deshalb hoffe ich, dass alle meine lieben Gäste dieser Reise schön reiselustig bleiben und dass ich noch viele andere auf dieser tollen Reise werde begrüßen können.Ich freue mich darauf!
Ihr Dr.Michael Krause, Eberhardt-Studienreiseleiter.

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