Reisebericht: Rundreise Frankreich, Korsika, Elba – auf den Spuren von Napoleon

01.06. – 11.06.2019, 11 Tage Rundreise durch Frankreich, Korsika und Elba auf den Spuren Napoleons mit Genf – Sisteron – Aix–en–Provence – Marseille – Porto Vecchio – Bonifacio – Ajaccio – Calanches – Bastia – Cap Corse – Livorno – Piombino – Elba – Portoferraio


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Drei Länder, zwei Inseln, zwei Hauptstädte, einstmals wehrhaft befestigte Dörfer, Wachttürme und Kastelle, dazu Schluchten und Grotten vom Boot und vom Land aus gesehen Drei Länder, zwei Inseln, zwei Hauptstädte
einstmals wehrhaft befestigte Dörfer, Wachttürme und Kastelle, dazu Schluchten und Grotten vom Boot und vom Land aus gesehen- in unserer insgesamt elf Tage dauernden Reise von Genf über Sisteron, Aix en Provence, Toulon, Korsika und Elba hatten viele ganz unterschiedliche Eindrücke Platz. Den roten Faden für die Tour lieferte kein Geringerer als Napoleon Bonaparte, der einstige selbst gekrönte Kaiser der Franzosen, auf dessen Spuren wir im Jahr seines 250.Geburtstages unterwegs waren.
Ein Reisebericht von
Irmela Körner
Irmela Körner

Genf– ein internationales Pflaster

Beim Stadtrundgang durch die Stadt Genf (am 2. Tag) mit ihren internationalen Institutionen und den prächtigen Villen und Parks spielte allerdings nicht Napoleon, sondern vor allem der Reformator Johannes Calvin die Hauptrolle. 250 Jahre lang war die Stadt unabhängig, durch Calvin streng religiös geprägt und durch fleißige Bürger mit Wohlstand gesegnet. Napoleon verleibte sich Stadt und Umgebung kurzerhand ein, doch nach seiner Abdankung kehrten die Genfer Frankreich den Rücken und sie entschieden sich für die Zugehörigkeit zum Schweizer Bund Heute ist Genf die zweitgrößte Stadt der Schweiz, idyllisch gelegen am Genfer See und von einer großen Anzahl an Millionären bewohnt. Nach einem informativen Rundgang durch die Stadt und einer anschließenden herrlich erfrischenden Bootsfahrt auf dem See geht unsere Fahrt nach Süden. Das Ziel heißt Sisteron, das Tor zur Provence, von einer trutzigen Zitadelle gekrönt.

Das Tor zur Provence

Die Berglandschaft entlang der sogenannten Route Napoleon ist atemberaubend. Immer wieder felsige Höhenzüge, Hochebenen in intensivem Grün und darin wie bunte Farbkleckse idyllische Dörfer. Ob Napoleon, nach seiner Flucht aus Elba und in Gewaltmärschen bei Tag und Nacht und jedem Wetter Richtung Paris unterwegs auf dieser Route die Schönheit der Landschaft gewürdigt hat?
Über Manosque führt uns der Weg am nächsten Tag in die Universitätsstadt Aix en Provence. Hier wurde der Maler Paul Cezanne geboren und von der Farbintensität, die er in seinen Bildern festgehalten hat, können wir bei der Fahrt einen Eindruck gewinnen. Goldgelb leuchtet der Ginster, satt braun ist die gepflügte Erde, Grünschattierungen auf den Feldern, silbrig hell die Olivenhaine- nur das satte Lila der Lavendelfelder sehen wir noch nicht. Die Blüte beginnt erst Mitte Juni.

Aix– die Stadt von Paul Cezanne

In Aix selbst streifen wir bei der Stadtführung noch einige Orte, die an den berühmten Maler und seinen Jugendfreund Emile Zola erinnern. Doch auch der Markt mit der Vielfalt an regionalen Produkten, die Kathedrale und die schön erhaltenen barocken Fassaden der einstigen Adelshäuser vermitteln uns einen Eindruck vom Charme der Stadt.
Unsere Fahrt geht weiter nach Toulon, wo schon das große Fährschiff auf uns als Übernachtungsgäste im Hafen wartet. Napoleon brauchte damals fünf Tage mit dem Segelboot für diese Route, wir schaffen es in einer Nacht bis Ajaccio.

Korsika– die wilde Insel

Über kurvenreiche, enge Straßen, die nicht für Busse gedacht scheinen, geht es am nächsten Morgen zu einem der faszinierenden Punkte auf der Insel- den Calanches. Das sind fjordartig in die steilen Felsen führende Buchten, die je nach Lichteinfall rostbraun oder rötlich leuchten. Die Calanches bilden ein ganz eigenes Ökosystem, es gibt kaum Erde an den zerklüfteten steil abfallenden Felsen und doch wachsen Sträucher und Bäume darauf und der Ginster blüht in leuchtendem Gelb. Die Steine sind ausgewaschen und sie bilden Herzen, Adlerköpfe, ausgestreckte Hunde- der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, um in den Gestalten oder Fabelwesen zu entdecken und die Botschaften dieses einzigartigen Naturschauspiels zu deuten. Bei einer Bootsfahrt ab Porto zeigen sich die bizarren Formationen dann nochmals aus ganz anderer Perspektive.
Weiter geht es entlang von Schluchten und durch kleine Dörfer, die wie Nester an den Felsen kleben. Die Straße windet sich kurvenreich durch die Macchia in die Höhe. Die Macchia blüht und duftet und man kann sich durchaus vorstellen, dass sie sichere Verstecke für die Kämpfer und Flüchtigen bietet. Entlang der Schlucht Spelunca windet sich die Straße bis nach Evisa, ein kleines Dorf, das eingebettet in Kastanienwälder auf einem Felssporn thront. Danach geht es abwärts bis zur Inselhauptstadt Ajaccio.

Buntes Treiben in der Hauptstadt

Unser Hotel, zentral in der Fußgängerzone gelegen, das wir für zwei Tage beziehen, heißt Fesch- benannt nach Kardinal Fesch, einem Onkel von Napoleon, über den wir bei der Stadtführung am nächsten Tag noch mancherlei aus seinem Leben und Wirken erfahren. Er hat beispielsweise der Stadt Ajaccio eine beeindruckende Sammlung von rund 1000 Gemälden hinterlassen, die jeden Kunstliebhaber in Staunen und Bewunderung versetzen. Die Frage, wo er diese Schätze erworben hat, wird möglicherweise noch manche Wissenschaftler umtreiben.
Das Geburtshaus Napoleons, die Kathedrale, der Markt rund um den Löwenbrunnen und die Zitadelle sind neben der Villa Fesch einige der sehenswerten Anlaufpunkte während unseres Stadtspaziergangs. Hier feiert man den großen Sohn der Stadt und Napoleon gibt es in vielerlei Varianten zu begegnen. Nach so viel Geschichte lockt ein freier Nachmittag am Strand.

Im Süden lockt Bonifacio

Vorbei an Sartene geht es am nächsten Tag in den Süden der Insel nach Bonifacio, der heimlichen und malerischen Hauptstadt Korsikas, die auf einem 60 Meter hohen Kalksteinplateau über die Meerenge wacht. Nur 12 Kilometer entfernt liegt Sardinien. Auf den engen Straßen ist Geduld gefragt, doch als wir gegen Mittag ankommen, wartet schon ein Boot auf uns. Es geht an der spektakulären Steilküste entlang in zwei Grotten, das Wasser schimmert türkis und hellgrün, Möwen umreisen schreiend das Boot, unvergesslich der Blick hinauf in die eigenwillige und einmalige Stadt hoch oben auf ihrem weißen Kreidefelsen.
Auch der Bummel durch die Gassen, vorbei an den windschiefen Häusern und ansprechenden Läden lässt uns staunen, Die Häuser sind mit gemauerten Bögen verbunden, einst gebaut, um das kostbare Regenwasser in Zisternen zu leiten. Hier könnte man sich einrichten und bleiben.
Doch auf uns warten weitere Highlights und eine lange Fahrt entlang der Ostküste in den Norden der Insel. Die Ostküste ist weniger zerklüftet, erscheint sanfter und auch die Straßen kommen ohne allzu viele Kurven aus. In einem Etanque, einem Feuchtgebiet entlang der Küste mit Flussläufen und Kanälen, liegt unser nächstes Quartier ruhig und geschützt.

Schluchten und Buchten auf Cap Corse

Von dort aus geht es frisch gestärkt am nächsten Tag zum Cap Corse, das wie ein Zeigefinger aus der geballten Faust herausragt und Richtung Genua zeigt.
Saint Florence gilt als das Saint Tropez von Korsika, Läden, Yachthafen, die Flanierstraßen, um zu sehen und gesehen zu werden. Wir nehmen ein Augenbad, eher es auf der in der Höhe geführten Küstenstraße weitergeht, wo die Häuser wie Vogelnester an den Felsen kleben, dazwischen Wehr- und Wachtürme aus vergangenen Zeiten. JeanMarc, unser Fahrer, leistet Millimeterarbeit in den engen Kurven. Mangels fehlender Parkplätze können wir die Dörfer nur im Vorbeifahren grüßen. Über Luri und Erbalunga arbeiten wir uns von Küste zu Küste und kommen schließlich nach Bastia, der größten Stadt Korsikas. Einst war sie auch die Hauptstadt, doch Napoleon hat ihr dieses Privileg abgenommen und seiner Geburtsstadt Ajaccio übertragen. Bastia ehrt den berühmten Korsen gleichwohl mit einer Statue auf dem großen Platz St. Nicolas und Straßen und Plätze tragen seinen Namen.

Benvenuti in der Toskana

Früh am nächsten Morgen starten wir von Bastia aus hinüber nach Italien Nach vierstündigen Fahrt gehen wir in Livorno an Land. Einen ersten Eindruck von der Kulturlandschaft der Toskana und ihren mittelalterlichen Dörfern, einst Land der Etrusker, vermittelt das anmutige Städtchen Bolgheri. Eine wegen ihrer Länge rekordverdächtige Zypressenallee weist uns den Weg hinauf, wo sich das Dorf malerisch an die Mauern der Burg schmiegt. Der erste Literaturnobelpreisträger Italiens, Giosue Carducci hat dem verträumten Ort ein literarisches Denkmal gesetzt. Es duftet nach frischen Trüffeln, in den Bars halten die Männer ihr Schwätzchen, die Katzen streifen auf Beutefang durch die Gärten. Das ist Toskana at its best.Elba- Napoleons Verbannungsort
Von Piombino aus setzen wir über nach Elba, der Insel, auf der Napoleon ein Jahr seiner Verbannung aushielt, ehe er die Flucht ergriff und über das Meer Richtung Cannes floh und von dort über Sisteron nach Paris eilte. Hundert Tage währte dann nochmals seine Herrschaft. Doch das Volk war kriegsmüde und nach seinem Waterloo wurde er auf die Atlantikinsel St. Helena verbannt, wo er 1821 starb.
In der in den sattgrünen Hügeln gelegenen Villa San Martino - ein Geschenk seiner Schwester Paulina- verbrachte Napoleon den Winter. Kein schlechter Ort, bestimmt, doch seine Ansprüche waren andere. Auch in Portoferraio, der Inselhauptstadt, hatte er eine Residenz, die Villa Il Mulino, hoch oben gelegen mit einem weiten Blick über das Meer. Da ließen sich Ideen für eine Flucht leicht entwickeln.

Ausklang in der Versilia


Mit der Rückfahrt von Elba auf das toskanische Festland neigt sich eine an vielfältigen Eindrücken reiche Reise dem Ende entgegen - Viareggio mit seinen prächtigen Jugendstilhotels und dem Strand mit den unendlich vielen bunten Sonneschirmen und Strandliegen geben uns nochmals einen Eindruck von der Sommerfrische in der Versilia. Die Wochen am Meer beginnen für die Italiener erst im August, Höhepunkt ist jeweils der 15. August, ferragosto. Dann wird gefeiert, doch davon jetzt noch keine Spur. Jetzt warteten die langen Reihen mit den Sonnenschirmen und Liegestühlen noch auf Gäste. Wir kamen dafür auch nicht in Frage, denn nach einer Zwischenübernachtung ging es zügig nach Florenz, von wo aus wir über Frankfurt nach Hause flogen.

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