Reisebericht: Alpenzüge zwischen Schweiz und Cote d`Azur

25.07. – 02.08.2015, 9 Tage Zug–Rundreise in der Schweiz und Frankreich mit Genfer See – Mont Blanc – Grenoble – Cannes – Nizza – Avignon – Lyon inklusive Flug


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Zug um Zug unterwegs in der Schweiz und in Frankreich. Wir benutzen 15 verschiedene öffentliche Verkehrsmittel und begeben uns damit ins urbane Leben geschichtsträchtiger Städte und sehen dabei wunderschöne Landschaften. Und natürlich die Menschen.
Ein Reisebericht von
Marina Sedlick

1. Tag_25.07.2015


Heute geht sie los, unsere Reise in die Alpen. Zuerst aber heißt das Ziel Mulhouse, eine französische Stadt, gelegen im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz. Dort gibt es ein erstklassiges Eisenbahnmuseum. Wer da gesammelt hat, tat es mit viel Freude, das ist offenkundig. Es gibt alles rund um das Thema Eisenbahn zu sehen. Darunter unzählige Lokomotiven. Alle blitzblank stellen sie sich thematisch sortiert zur Schau. Wer reiste damals wohin und mit welchem Zug? Der Besuch ist nicht nur eine Geschichtsstunde, sondern auch ein Erlebnis. Wir belauschen die Gespräche der reisenden Puppen in ihren Abteilen. Wir sehen eine Lok, die als Schneeräummaschine im Einsatz war. Es zischt, pfeift und raucht wie auf einem Bahnhof. Und wir sind über einen Bildschirm beim Geschwindigkeitsrekord des TGV am 3. April 2007 dabei. Bei 574,8 km/h sprühen die Funken der Oberleitung. Wie schnell werden wir mit dem TGV unterwegs sein?

2. Tag_26.07.2015


Mit dem Bus geht es über Bern an den Thuner See. Über Interlaken sehen wir viele Gleitschirmflieger in der Luft. Sie weisen uns direkt den Weg zur Höhematte, von der wir einen wundervollen Blick auf das Jungfraujoch haben. Nach unserer Mittagspause am kristallklaren Dorfbrunnen im Simmental erreichen wir Gstaad. Ein kurzer Ortsbummel und wir finden uns auf dem Bahnhof wieder zusammen. Was sagte der Bahnhofsvorsteher in schönsten Schwyzerdeutsch über Lautsprecher? "Für die Gruppe ist ein Abteil im 'vordersten' / 'vorletzten' Wagon reserviert". Wer hat das jetzt richtig gehört? Vorne oder hinten? Macht nichts. Wo wir sind, da ist vorne. So genießen wir die Fahrt im Golden Pass Panorama Zug durch das Saanenland, am Lac du Vernex vorbei, die Serpentinen hinunter, nach Montreux. Dort machen wir einen Bummel am Genfer See entlang, grüßen Freddy Mercury und fotografieren das Casino. Zehn Minuten von Montreux entfernt liegt das Wasserschloss Chillon auf einer Felsinsel. Dort legen wir noch einen Fotostopp ein, bevor wir in unserem Hotel in Martigny eintreffen.

3. Tag_27.07.2015


Während sich unser Busfahrer samt Bus auf den Weg macht, spazieren wir durch das Zentrum von Martigny. Sehen die Buntglasfenster im Rathaus, die modern eingerichtete Kirche, den schön gestalteten Marktplatz und haben einen Blick auf die Burgruine La Batiaz. Im Bahnhof, am Gleis 40, besteigen wir den Mont Blanc Express über Vallorcine nach Chamonix. Ein bisschen schummrig im Magen wird uns schon beim Anblick der Schluchten, die mit zunehmenden Höhenmetern auch immer tiefer scheinen. Dafür werden wir mit traumhaften Ansichten auf Wasserfälle, Gletscher und schöne Landschaften, Wälder und Berg-Chalets belohnt. Und sind gleich mal Laiendarsteller in einem US-amerikanischen Film über die Bergbahnen der Alpen. In Chamonix sehen wir unseren Bus wieder und lassen uns zur Talstation der Aiguille du Midi bringen. Es stehen keine Touristen Schlange, die Erklärung folgt: der Wind weht zu heftig, da auf 3842 m Höhe. Geschlossen aus Sicherheitsgründen. So entschließen wir uns, auf den Brevent (2525 m) zu fahren. Mit zwei Seilbahnen geht es in die Höhe und oben haben wir: Nebel. Ab und zu reißen die Wolken auf und wir haben einen wunderschönen Ausblick auf das Mont Blanc Massiv. Auf der Zwischenstation Planpraz dann Sonne satt. Auch Chamonix lockt für einen kurzen Bummel. Wir verlassen den Ort Richtung italienischem Aostatal. Irgendetwas liegt auf der Autobahn und unser linker Vorderreifen lässt Luft. Der französische Pannendienst ist schnell da und sichert unseren Bus auf der Fahrbahn. Nach dem Radwechsel können wir weiter fahren und erreichen am Abend unser Hotel in einem Vorort von Grenoble.

4. Tag_28.07.2015


Die größte Stadt am Hochgebirge der Alpen wird von uns erkundet. Der Stadtgarten von Grenoble hat so in aller Frühe seinen besonderen Reiz: er ist leer und blühend. Mit dem kleinen Zug erkunden wir auch die Außenbezirke der einstigen Olympiastadt. Dann fahren wir mit den kugelrunden Gondeln der Seilbahn auf die Vauban-Festung aus dem 16. Jahrhundert. Bei herrlichem Wetter haben wir einen schönen Rundumblick. Den haben wir auch später, als wir von  Monfort aus mit der Standseilbahn bei einer Neigung von 83 Prozent bis hinauf nach St. Hilaire du Touvet schleichen. Oben sehen wir Gleitschirmfliegern zu, genießen die Natur. Bei dem schönen Wetter müssen wir in zwei Gruppen nach unten zurück fahren, zu viele Menschen sind unterwegs. Dann machen wir uns auf den Weg Richtung Süden und befahren die Route Napoleon, sehen den Kaiser als Reiterstandbild und die zwei Denkmäler mit dem Adler an der Straße. Vor 200 Jahren war er hier unterwegs, allerdings in entgegengesetzter Richtung, aus Elba kommend. Am Abend kommen wir in Manosque an und beziehen unser Quartier.

5. Tag_29.07.2015


Natur pur gibt es heute. An schon abgeernteten Lavendelfeldern vorbei fahren wir nach Moustiers-Stes-Maries und bummeln durch den herrlich idyllischen Töpferort mit dem goldenen Stern, gespannt zwischen zwei mächtigen Kalksteinfelsen. Der Aufstieg zur Kapelle wird mit einem schönen Blick auf das Städtchen belohnt. Und wir sehen von hier oben auch schon unser nächstes Ziel: den Lac de Ste. Croix. An diesem herrlichen Sommertag scheinen alle mit Booten auf dem See unterwegs zu sein oder baden darin. Wir nutzen alle Aussichtspunkte, um dem Treiben zuzusehen. Dann liegt der Grand Canyon des Verdon direkt neben uns. Die über 20 km lange Straße entlang der Schlucht bietet atemberaubende Blicke auf den um die 800 m tief sich dahinschlängelnden Fluss. An den schönsten Aussichtspunkten versuchen wir einen Fotostopp, was nicht immer so einfach ist in der Hauptreisezeit und mit einer ganzen Buslänge. Wir verlassen das Naturschauspiel, nehmen wieder die Route Napoleon und halten am Gefängnis von Grasse (wie makaber), um einen schönen Blick auf die Cote d'Azur zu genießen. Und wenn wir schon in der Parfümstadt sind, dann darf ein Besuch bei Molinard (seit 1849) nicht fehlen. Im Museum erklärt man uns die verschiedenen Möglichkeiten der Parfümherstellung. Alle Düfte durchgeschnuppert und den Businnenraum luftmäßig verfeinert, erreichen wir Nizza, die Metropole an der azurblauen Küste.

6. Tag_30.07.2015


Wir begeben uns ins urbane Leben von Nizza und fahren mit der Straßenbahn zur Oper, um von dort aus die Strandpromenade zu erreichen und einen Blick auf das berühmte Hotel Negresco zu werfen. Auf der Promenade des Anglais startet auch der Petit Train, der kleine Zug, der uns durch die Stadt bringt, über den Place Massena auf den Burgberg, von dem wir eine wunderbare Aussicht auf die Stadt haben. In der Altstadt wieder angekommen, bummeln wir über den Markt und genießen einen Socca, einen Kichererbsen-Pfannkuchen. Die kulinarische Spezialität von Nizza. Wer sich den zweitkleinsten Staat der Erde nicht entgehen lassen will, kommt am Nachmittag mit nach Monaco. Mit dem Regionalzug fahren wir von Nizza kommend immer an der Küste entlang ins Fürstentum und treffen dort auf den sehr sympathischen Guiseppe, unseren örtlichen Führer. Der Stadtbus bringt uns zur Altstadt mit der Kathedrale und dem Ozeanografischen Museum und zum Grimaldi-Palast. Von dort oben haben wir einen schönen Rundumblick über das mondäne Monaco, bevor wir mit dem Stadtbus in den Stadtteil Monte Carlo fahren und am Casino die hochpreisigen PS bestaunen und im Casino die Kronleuchter. Am Abend geht es mit der Regionalbahn nach Nizza zurück, im Carrefour-Supermarkt holen wir uns noch einen Pastis und im hoteleigenen Pool kühlen wir uns runter.

7. Tag_31.07.2015


Heute stehen Kunst und Kultur auf dem Programm. Wir fahren nach Antibes und besichtigen im ehemaligen Schloss der Grimaldis die vielfältigen Werke Picassos. Und stellen fest: man kann ihn mögen oder aber auch nicht. In der Markthalle der charmanten Kleinstadt  entdecken wir dann allerlei Köstlichkeiten des Mittelmeerraumes und der Provence. In der Freizeit bummeln wir durch die Gassen, über den neu gestalteten Hafenbereich oder sitzen im Sand am Meer. Am Nachmittag dann treffen wir in Cannes ein und spazieren wie die Filmstars die Croisette entlang und legen unsere Hände in die auf ewig hinterlassenen Handabdrücke der Schauspieler am Boulevard. Ein Petit Train bringt uns durch den Ort, die Altstadt Le Suquet und den Mont Chevalier hinauf. Von dort oben sehen wir auf die Dächer von Cannes und den alten Hafen. Zurück auf dem Weg nach Nizza fahren wir an der Strandpromenade entlang mit einem Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Seealpen. Skifahren und baden, beides geht in dieser Region in kurzer Entfernung zueinander.

8. Tag_01.08.2015


Mit Mireille Mathieu und ihrem Lied vom Sonntag in ihrer Geburtsstadt ziehen wir am Vormittag in Avignon ein. Wir stehen vor der Sur-le-pont-d'Avignon-Brücke, die eigentlich St. Benezet heißt und früher einmal die Rhone überspannte. Unser Busfahrer Steffen macht sich auf die Spur, in Lyon werden wir ihn wieder sehen. Wir schauen uns derweil den mächtigen Papstpalast von außen an und nehmen im Petit Train Platz, der mit uns an den Sehenswürdigkeiten wie dem Place de l'Horloge mit Theater und Rathaus vorbei fährt. In der Freizeit besuchen wir den schön bepflanzten Park Rocher des Domes, von dem aus wir einen Fotoblick auf die verbliebenen 4 Bögen der Brücke haben. Nach der Mittagspause führt uns der Weg zum Bahnhof Avignon Centre. Von da aus bringt uns ein Zubringer-Zug zum TGV-Bahnhof von Avignon. In der Wartezone steht ein Klavier, dass die Zeit verkürzen soll. Unterschiedliche Könner versuchen sich an den Tasten. Dann kommt unser TGV, mit dem wir die 230 Kilometer lange Strecke von Avignon nach Lyon zurücklegen werden. In einer Stunde nur. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 302 km/h. Als wir in Lyon ankommen, hat es unser Busfahrer auch gerade so geschafft. Ausgang eines Wettrennens. Durch die Weinregion des Burgund fahren wir zu unserem Hotel in Chalon-sur-Saone. 

9. Tag_02.08.2015


Der Urlaub geht zu Ende. Wir haben bis Dresden über 1000 Kilometer vor uns. In der Summe haben wir am Ende des Tages 3731 km mit dem Bus zurück gelegt. Nicht mit eingerechnet sind hier die gefahrenen Kilometer mit dem Golden Pass Panoramic Zug von Gstaad nach Montreux, mit dem Mont-Blanc-Express von Martigny nach Chamonix mit Umsteigen in Vallorcine, mit der Seilbahn von Chamonix auf den Brevent mit Umsteigen auf Planpraz, mit der Hummelbahn durch und dem Telepherique in Grenoble auf die Festung, mit der Standseilbahn Funiculaire von Montfort auf St. Hilaire du Touvet, mit der Straßenbahn und dem Petit Train in Nizza, mit der Regionalbahn von Nizza nach Monaco und zurück, mit dem Stadtbus in Monaco, mit dem Petit Train in Cannes und Avignon und mit dem TGV von Avignon nach Lyon. Das sind 15 verschiedene öffentliche Beförderungsmöglichkeiten in einer Reise. Zug um Zug haben wir uns vorwärts bewegt. Und wer hat nun eigentlich die Schritte gezählt?

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