Alpenzüge
Reisebericht: 14.09. – 22.09.2024
Der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV, eine Seilbahn mit Kugelkabinen gereiht wie eine kleine Perlenkette, ein unscheinbarer Bummelzug in atemberaubend schöner Landschaft, historische Züge mit
Ein Reisebericht von
Wolfgang Kowalewski
Von Dresden bis Mühlhausen/Mulhouse
Pünktlicher Start in Dresden, pünktliche Zustiege aller Gäste in Nossen, Chemnitz, Jena, Karlsruhe und Freiburg, ein dispzipliniertes Chauffeursduo, da war die pünktliche Ankunft in Mulhhouse im Elsass gesichert. Keine Zeit vergeuden und rein in die riesigen Hallen des Eisenbahnmuseums von Mulhouse, der Cité du Train. Es ist ein Museum, das Liebhabern der Eisenbahn das Herz höher schlagen lässt. Aber auch den "gewöhnlichen" Besucherinnen und Besuchern bietet sich die einmalige Gelegenheit, eine unglaubliche Vielfalt an Exponaten zu bestaunen, zu besteigen, zu begreifen und Lokführerin und Lokführer zu spielen. Das darf man in diesem Museum sogar ausprobieren am Simulator des ersten Hochgeschwindigkeitszuges TGV, noch ganz in orange und nicht ganz so windschnittig wie heute.
Von Mulhouse nach Martigny
Wir verlassen Mulhouse. Es ist eine Stadt, die ähnlich wie Chemnitz und Manchester, für die Industrialisierung steht. Nicht nur die Eisenbahn fand hier ihre Anfänge. Dasselbe gilt für die Textilverarbeitung, den Automobilbau und die Elektrizität. Es hätte noch viel zu sehen gegeben in der unterschätzten Stadt im südlichen Elsass.
Umso härter ist der Einschnitt nun am zweiten Tag. Wir fahren quer durch die Schweiz und machen Halt in Interlaken. Die Paraglider künden schon von Weitem, dass heute der Blick auf das Jungfraumassif frei sein muss. Im Minutentakt landen sie einzeln oder als Tandem ganz in der Nähe unseres Parkplatzes. Jetzt ist ein wenig Bewegung angesagt. Der Spaziergang geht vorbei an Luxusgeschäften und Hotels der höchsten Kategorie bis ins historische Zentrum von Interlaken. Hier fährt die Bahn mitten durch die Stadt, wir überqueren Gleise und den Fluss Aare und genießen den Blick auf das rauschende, glasklare Wasser, das den Augen so wohl tut, dass man die Farbe gar nicht beschreiben oder benennen möchte.
Der Bus setzt sich wieder in Bewegung Richtung Gstaad, ein bisschen kleiner als Interlaken, aber sicherlich mondäner. Wir alle dürfen einen Blick in die Stadt werfen mit seinen Boutiquen, Cafés und Restaurants und seiner wunderschönen kleinen Kirche, die noch davon zeugt, dass das hier vor nicht wenigen Jahrzehnten noch ein armes Bergdorf war.
Von Gstaad aus startet unser Zug mit schweizer Pünktlichkeit Richtung Montreux. Wenn man nicht wüsste, dass Heidi und ihr Großvater, der Almöhi, eine Erfindung sind, würde man die beiden und den Ziegenpeter genau hier vermuten. In Montreux angekommen gibt es einen kleinen Spaziergang entlang der Promenade mit seinen Kunstwerken zur Statue eines geliebten und berühmten Bewohners der Stadt, Freddy Mercury.
Abends erreichen wir Martigny und verbringen dort unsere Nacht beschützt von hohen Bergen.
Von Martigny nach Chamnonix und Grenoble
Natürlich wäre auch Martigny einen ganzen Tag wert gewesen. Uns muss aber ein kurzer Rundgang durch die Stadt genügen, bevor es mit dem Mont-Blanc-Express wohl wohin geht? Ja klar zum Mont-Blanc. Einmal umsteigen müssen wir aber, es ist kalt geworden in den Bergen, und so kommen wir an in der Wintersportmetropole Chamonix, die erste Stadt, die überhaupt Olympische Winterspiele austragen durfte. Eine Teilnehmerin hat sich für die Fahrt mit der Zahnradbahn zum Eismeergletscher in etwa 1.300 Metern Höhe entschieden, die anderen wollen heute ganz hoch hinaus, auf den Aiguille du Midi auf 3.800 Metern Höhe. Der Andrang war glücklicherweise nicht ganz so groß wie an anderen Tagen und so durften wir alle früher hoch als geplant. In 20 Minuten ist man oben, von der Fahrt mit der Seilbahn ist der Tritt noch nicht ganz so sicher und die Luft natürlich dünner. Nichtdestotrotz heißt es jetzt: Bühne frei für den Mont-Blanc. Kein Wölkchen trübt die Linsen der Kameras, kein Tröpfchen beansprucht die Frisur. Ein Genuss hier oben, das ist es wert hier gewesen zu sein. Nach dem Aiguille du Midi besteht natürlich noch die Möglichkeit, einen Blick in die Stadt zu werfen und dann geht es am späten Nachmittag auch weiter nach Grenoble, wo wir unser Hotel mit Pool beziehen.
Grenoble, Moustiers Sainte Marie, die Schlucht von Verdon, der Lac de Sainte Croix
Die Überschrift macht deutlich. Wir werden viele Kilometer unterwegs sein. Aber zunächst gibt es einen Spaziergang durch Grenoble und eine anschließende Auffahrt mit der Seilbahn in den Kugelkabinen auf die Festung der Stadt. Von dort können wir alle unseren Blick weit in die Alpen schweifen lassen.
Wir erreichen Moustiers Sainte Marie. Ein historischer Wallfahrtsort mit seiner kleinen, über steile Stufen zu erreichenden Kapelle Notre-Dame-de-Beauvoir, der größeren Pfarrkirche Notre Dame zur Auferstehung und seinem Fayence-Museum. Nicht zu vergessen die wunderschönen Gassen und ein Dorf, wie eine Bienenwabe am Berg hängend, nicht ohne Grund eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Das Wetter spielt eher in Moll und so ziehen einige der Reisegruppe den Espresso an der Theke, den Roséwein im Restaurant oder den Croque-Madame am überdachten Imbiss dem ausgedehnten Bummel bei Regen vor. Immerhin kommen wir alle aber wieder trocken zum Bus.
Er braucht nicht lange, bis wir am Eingang zu einer der spektakulärsten Naturschauspiele Frankreichs stehen, der Schlucht von Verdon. Selbst der mittlerweile strömende Regen kann das türkisfarbene Wasser nicht trüben, ebenso nicht den weiten Blick über den Lac de Sainte-Croix.
Die Dämmerung zaubert ihre Farbspiele an den Himmel und so geht es nun weiter nach Sisteron, wo wir ausnahmsweise mal ein etwas späteres, aber sehr schmackhaften Abendessen genießen dürfen. Ein langer Tag geht in Sisteron zu Ende, ein letzter Blick auf die beleuchtete Zitadelle.
Sisteron, Saint–André–les–Alpes, der Pinienzapfenzug und Nizza
Heute steht eine Menge auf dem Programm, Aber es sollte gemütlich und gemächlich bleiben. Den Vormittag verweilen wir zu einem Rundgang in Sisteron. Nein, wir haben keine Gasse ausgelassen und wir haben jeden noch so dunklen und engen Durchgang passiert. Natürlich geht auch hier der Spaziergang vorbei an einer Kirche namens Notre-Dame, weiter am Gallo-Romanischen Museum der Stadt, einem Glockenturm mit einem selten gewordenen Glockenkäfig hin zu einem Aussichtspunkt auf den Fluss Buech, der hier zwischen den Felsen eine Engstelle passiert. Wir verlassen Sisteron, das Tor zur Provence und der erste Olivenbaum lässt nicht lange auf sich warten. Manche Teilnehmende haben aber eher den Fahrplan des Pinienzapfenzuges im Blick als Olivenbäume, gilt es doch eine der schönsten Bahnstrecken Frankreichs von Saint-André-les-Alpes entlang des Flusses Var bis nach Nizza zu erleben. Und da steht der Triebwagen ganz unaufgeregt auf dem Gleis, er wird vollgetankt und dann heißt es pünktlich Abfahrt. Man kann sich kaum vorstellen, dass auf dieser Strecke lange Zeit überhaupt keine Personen befördert wurden sondern nur Güter.
Der Bus holt uns in Nizza am Bahnhof ab, jetzt die Orientierung nicht verlieren, denn wenn schon die Einfahrt nach Nizza mit dem Pinienzapfenzug erfolgt, dann muss die Fahrt zum Hotel unbedingt über die Promenade des Anglais führen. Das Mittelmeer und die Cote d´Azur heißen uns willkommen.
Nizza und Monaco, möndäner geht (n)immer!
Die örtliche Reiseleitung nimmt uns am Hotel in Empfang und zeigt uns Nizza. Er erklärt, weshalb die Engländer für die Stadt so wichtig waren, auch die Russen und wer sich wo traf und abstieg. Wir fahren weiter oder besser zurück bis zu den römischen Ursprüngen der Stadt und dann geht es ins Getümmel der Altstadt und auf den Markt. Es haben sich nicht alle an die Socca gewagt, eine Art Pizza aus Kichererbsenmehl. Naja, es ist bei dem Angebot auf dem Markt auch schwierig, eine kulinarische Entscheidung zu treffen. Zum Abschluss darf der Blumenmarkt nicht fehlen und weiter geht es mit dem Bus nach Monaco.
Was soll man sagen zu Monaco? Man muss es gesehen haben, wie im Laufe der letzten Jahrzehnte aus einem kleinen und unbedeutenden Stück Land ein Milliardenimperium enstanden ist. Das alles unter dem Regime einer allseits präsenten Fürstenfamilie, die hier nicht nur Menschen mit viel Geld zusammenbrachte, sondern sich im Laufe der Jahrzehnte für die Meereswissenschaften, die Kunst, den Umweltschutz und viele karitative Projekte einsetzte und es immer noch tut. Selbstverständlich, hier muss man gesehen werden mit dem teuren Auto, den Designerklamotten und den Uhren der Luxushersteller. Das geht selten auf diesem Planeten so ungeniert und dabei so gut bewacht, insbesondere vor dem Spielcasino.
Cannes und Antibes
Zwei Schönheiten an der Cote d`Azur dürfen auf dieser Reise nicht fehlen. Cannes und Antibes. Cannes, weltbekannt durch die alljährlich stattfindenden Filmfestspiele, kann es mit seiner Croisette gerne mit Nizza aufnehmen. Die längere Promenade am Meer wird sicherlich Nizza haben, aber die Croisette in Cannes, kann mit Luxushotels aufwarten, in und auf denen schon Hollywoodfilme gedreht wurden. Und noch heute steigen die Stars aus Hollywood und dem Rest der Welt hier ab. Die Kirche der guten Reise, die gleichzeitig den Anfang der Route Napoleon markiert, darf bei einem Stadtrundgang nicht fehlen. 1815 kam Napoleon von seinem Exil auf Elba zurück, hier ging sein Siegeszug für eine Rückkehr an die Macht los. Der Besuch des Marktes darf in Cannes nicht fehlen und auch nicht der etwas beschwerliche Weg hoch hinaus zur Kirche der Hoffnung, von wo aus man einen herrrlichen Blick über den Hafen und die Croisette genießen kann.
Antibes punktet nicht nur mit seinen Jachten. Herausragend ist das Palais Grimaldi, in dem sich das Picasso-Museum der Stadt befindet, eines der wenigen Museen, das überhaupt den Namen des Ausnahmekünstlers tragen darf und noch zu seinen Lebzeiten eingerichtet wurde. Von der Terrasse des Museum aus gibt es einen letzten Blick über das Meer und die zahlreichen Kunstwerke, die sich an seiner Promenade aneinanderreihen.
Avignon und die Fahrt mit dem TGV
An einem Samstag in Avignon, gut, entspricht nicht ganz dem Original von Mireille Mathieu, da tanzen wir unter der Brücke von Avignon. Ok, auch nicht so ganz korrekt. Auf die Brücke haben wir es nämlich nicht geschafft, denn wir wollten ja noch die Markthalle sehen, den Place de l`Horloge mit seinem Glockenturm und dem dortigen Theater und ganz am Schluss den Papstpalast. Einige Teilnehmende haben sogar das Glück, kostenlos dort eintreten zu dürfen, weil wegen einer Reparatur nicht alle Räumlichkeiten zu sehen waren.
Zum Schluss gehen wir wieder gemeinsam zum Bahnhof, denn es steht die Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug TGV nach Lyon an. Zuerst werden wir aber mir einer eher unscheinbaren Bahn zum Bahnhof Avignon TGV gebracht, ein vollständig neu gebauter Bahnhof, modern mit elektronischen Zutrittsmöglichkeiten, vielleicht ein bisschen zu futuristisch. Und mit einer kleinen Verspätung aber pünktlicher Ankunft geht es mit über 300 km/h nach Lyon. Hier holt uns unser Bus ab und meistert mit uns gemeinsam unsere letzte Etappe bis nach Chalons-sur-Saone, wo wir ein letztes Mal französisch kulinarisch verwöhnt werden.
Au revoir la France
Sehr früh morgens, vielleicht ein wenig müde, aber voller Eindrücke, fahren wir über Basel, Karlsruhe und Erfurt zurück nach Dresden, wo wir superpünktlich ankommen. Schön wieder zuhause zu sein, aber mit der Gewissheit, dass diese Reise Lust auf mehr Frankreich gemacht hat.